[Candaal]

"Du bist also ein Weichei, wolltest du sagen", schloss Gilbert aus Lairs Worten. "Oder ein Taktiker..." Sein Blick schweifte zur schlafenden Blonden. "Aber ich glaube nicht, dass sie sich so leicht rumkriegen lässt. Die Frau hat irgendwo einen grossen Rückhalt - du bist's jedenfalls nicht." Man musste nicht ein Frauenversteher von Candaals Kaliber sein, um zu merken, dass Angelina ihr Herz irgendwo sonst trug, nur nicht da wo sie gerade war. Hatte sie vielleicht sogar Kinder? Wohl kaum, welche Mutter würde schon im Lederkostüm durch die Weltgeschichte reisen während der Vater sich um die Erziehung der Kinder kümmerte? Candaal wollte sich gar nicht vorstellen, wie er herausgekommen wäre, hätte sein Vater ihn erzogen.

"Uns steht eine Reise bevor? Achso, diese Reise. Nun, ich sass gerade heute Nachmittag wieder bei einem guten Tropfen aus Gorthar und brenne darauf, die Weinberge mit eigenen Augen zu sehen. Der Norden Gorthars mag rau sein, doch wo solche Trauben angebaut werden, muss es haufenweise reife Früchtchen geben." 'Überspann den Bogen nicht', dachte er zu sich selbst. Er musste sich ja nicht als völligen Schürzenjäger präsentieren. Und doch, etwas Schürzenjäger war notwendig um Lair aus der Reserve zu locken. "Angelina wünschte, mich zu begleiten. Also schätze ich, dass du auch dabei sein wir...llst?"

[Lair]

Gute Frage … will ich das?

Angelina hatte ihn überrumpelt, er hatte weder Zeit noch Möglichkeit gehabt, das Für und Wider einer solchen Reise abzuwägen – das Reiseziel hatte er sogar erst jetzt erfahren. Von einem Ort namens Gorthar hatte er auch bis dato noch nie etwas gehört.

Ob der gute Wein die Mühe wert ist?, dachte der Dieb, der Gilberts Anspielung nicht begriffen hatte.
Aber was soll ich hier schon machen? Ich kann diese Stadt nicht leiden, von den Menschen ganz zu schweigen … und bin zu allem Überfluss pleite. Wie ich mich kenne, wird mich aber, kaum wird Bakaresh am Horizont verschwunden sein, Heimweh überkommen …

Der Dieb öffnete den Mund, selbst nicht wissend, was er gleich sagen würde.
»Angelina bat mich, sie zu begleiten und da ich momentan keine dringlichere Beschäftigung vorweisen kann, fällt es mir schwer, ihr ihre Bitte auszuschlagen. Also ja, ich werde bei dieser Reise mit von der Partie sein.«

Werd’ ich das?, fragte er sich selbst, erstaunt über seine eigenen Worte. Aber nachdem er sie formuliert hatte, festigte sich sein Entschluss.

Ja, ich werde dabei sein.

[Kratos]

Sein Rücken war steif vom vielen Sitzen. Doch hatte er wie ein Wächter aus Eis in der Wüste gewartet, gewartet auf den richtigen Augenblick.

Für ihn stand fest, dass das Gold der Arena für seine Reise zur Küste Varants nicht reichen würde. Seine Chancen nun den letzten Platz zu belegen, standen ziemlich hoch. Und das Trostgold würde ihm nicht reichen.

Er erhoffte sich eine günstige Gelegenheit. In drei Wochen würde er aufbrechen, zum großen, schwarzen Turm. Und wenn er dafür morden musste, das war ihm gleichgültig.

[DraconiZ]

Wieder betrat der Klingenmeister die Arena. An seiner leichten Kleidung hatten nun seine beiden Schwerter, einige Dolche und das Kris Platz gefunden. Dieser Kampf würde nicht minder schwierig werden wie der Kampf gegen Scorpion und so wollte er von vorne herein seinen Gegner richtig einschätzen.

Er zog beide Scimitare und verharrte einige Momente mit geschlossenen Augen in der Arena, während die Zuschauer fast sehnsüchtig darauf zu warten schienen, dass der Emir ebenfalls den Schauplatz des Kampfes betreten würde. Noch immer behagte es ihm nicht gegen seinen Bruder kämpfen zu müssen. Dennoch: Solange er diesen Kampf nur als Training ansah hatte er keinen Grund sich Vorwürfe machen zu müssen.

Dann öffnete er schlagartig die Augen und erkannte Berash, der in diesem Moment zu ihm stieß. »Bereit?«, rief er ihm entgegen.

[Berash]

Der Emir trat in die Arena und musterte seinen Gegner. DraconiZ, Klingenmeister und Assassine des alten Bundes. Interessant, der alte gegen neuen Emir. Solange wir nicht um die Herrschaft kämpfen müssen... dachte Berash mit einem leichten Kichern. Dennoch freute er sich auf den Kampf. Sie beide waren Assassinen, ein jeder kannte den anderen gut. Einst hatte DraconiZ dem Verhüllten die Kunst der Körperbeherrschung gezeigt, wie man sich auch ohne Waffen verteidigen konnte und wie ein Krieger das Optimum aus seinem Körper holte. Zusammen waren sie durch die Wüste gezogen, hatten den Bund verteidigt. Bei Beliar, es würde sicher kein einfacher Kampf werden. Nein, angemessen war das treffendere Wort.

Berash lächelte unter seinem Tuch, zuckte mit den Schultern und zog seine eigenen Schwerter. Ein freudiges Funkeln trat in seine eisigen Augen. "Lass uns tanzen, mein Freund." Berash lies beide Schwerter einmal kreisen. Dann trat er einen Schritt vor.

[DraconiZ]

Es begann. Gleich vier Klingen von zwei Kriegern trafen sich immer und immer wieder. Fast wirkte es wie einstudiert. Ja tänzerisch. Und doch auf seine eigene Weise brutal. Sollten einmal andere Duelle direkt und schnell begonnen worden sein, das was sich hier dem Publikum bot übertraf es sicherlich. Von einem Lidschlag auf den anderen stoben Funken aus den Schwertern und die Kontrahenten boten ihre gesamte Körperbeherrschung auf um die Geschwindigkeit aufrecht zu erhalten. Schon wenige Augenblicke später hatte sich ein Film von Nässe über den Körper des Schwarzhaarigen gelegt. Die Assassinen gaben vom ersten Moment an alles. Hier galt es den alten Bund zu repräsentieren.

Es wirkte fast wie eine Wellenbewegung. DraconiZ trieb vorwärts, brachte Berash zur Seite und wurde dann getrieben. Versuchte die Angriffe so gut es möglich war abzulenken und seinerseits wieder in die Angriffsposition zu kommen. Für einen kurzen Moment spielte er mit dem Gedanken Etwas anderes zu tun, als sich auf seine Klingen zu konzentrieren, eventuell Sand ins Spiel zu bringen. Doch schon allein dieser Gedanke kostete ihn eine Sekunde Zeit, die direkt durch Blut wieder eingeholt werden sollte. Die oberflächliche Wunde auf seiner Brust bezahlte den Preis.

[Berash]

Berash trat einen Schritt zurück, lies seine Schwerter erneut kreisen und holte tief Luft, bevor er wieder angriff. DraconiZ war eine sehr schwere Nuss, die es zu knacken galt. Sie beide waren gute Kämpfer mit ihren Klingen. Und es bot der Menge bestimmt ein atemberaubendes Bild, wenn vier Schwerter zugleich durch die Luft wirbelten und immer wieder mit einem klirren aufeinander schlugen.
Plötzlich brannte es etwas an Berashs Bein. Er blickte kurz an sich hinunter und sah einen blutenden Schnitt. Verdammt! fluchte der Emir innerlich. Das würde ihn in seiner Bewegung einschränken. Nicht sofort, aber doch schneller als er wollte. Er zog das Bein zurück und belastete das andere dafür mehr.

Seine Schläge kamen jetzt mit Wucht. Er wollte den Nachteil der eingeschränkten Bewegung mit mehr Kraft ausgleichen. Jedoch waren diese Schläge intensiver und würden ihn schneller erschöpfen. Vielleicht würde der Verhüllte Glück haben und dem Klingenmeister eine seiner Waffen aus der Hand prellen.

[DraconiZ]

Sie trennten sich. Ruckartig wichen beide zurück und starrten sich für einen Moment in die Augen. Die Verfassung der Beiden lies langsam nach, war aber noch immer auf deutlich hohen Niveau. Diesmal war es DraconiZ der die Vorwärtsbewegung bestimmte. Mit gezielten Stichen versuchte er eine Lücke zu finden. Nein nicht eine Lücke, sondern die Lücke. Die, die den Kampf beenden würde. Doch er fand sie nicht. Fast schien Berash die Zukunft voraussagen zu können.

Dann nahm auch der Schwarzhaarige all seine Kraft zusammen und legte sein gesamtes Körpergewicht in den Schlag in Richtung des Verhüllten. Der Emir tat eben Gleiches. Es klirrte, Metall splitterte und DraconiZ verlor für einen Moment die Orientierung. In dem Moment, wo er der Tatsache gewahr wurde, dass eines seiner Schwerter zerbarsten war, blockte er die heranstürmenden zwei Klingen von Berash nun nur noch mit einer. Nur war es an Berash deutlich das Tempo zu erhöhen. Der Vorteil lag klar auf seiner Seite. »Verfluchter Mist«, dachte der Schwarzhaarige bei sich. »Die Aktion von Scorpion hatte die Klinge bereits angeschlagen. Nun hat Berash ihr den Rest gegeben«.

Mit einem Salto brachte sich DraconiZ aus der Reichweite seines Kontrahenten. Nur einen Lidschlag später befand sich ein Wurfdolch in seiner Hand. Die Position in der Hand behielt die Waffe ebenfalls nur einen Lidschlag.

[Berash]

Berash wollte dem Wurfdolch noch ausweichen, doch irgendwie machte er damit alles nur noch schlimmer. Der Schmerz in der Schulter war mehr als lästig. Mit einem gedämpften Schmerzschrei musste der Verhüllte sein linkes Schwert fallen lassen. Den Linken Arm konnte er nicht mehr gebrauchen. Jedes Heben wurde mit einer Welle von Schmerz begleitet.
"Was ist eigentlich so großartig an Wurfmessern?" zischte Berash, während er mit seinem verbliebenen Schwert auf DraconiZ einschlug. Jetzt hatten sie Beide nur noch jeweils ein Schwert. Und doch waren ihre Hiebe nicht wirklich schwächer. Doch jedes Mal, wenn Berash einen Schlag blockte, vibrierte sein ganzer Körper und weiterer SChmerz schoss durch seine Schulter. Ebenso sein Bein machte sich nun immer stärker bemerkbar. Doch so einfach würde er nicht aufgeben!Auch wenn der Verhüllte nicht der Inbegriff eines Kriegers war, er würde alles geben. Der Klingenmeister sollte für seinen Sieg kämpfen!
"Los, bringen wir es zuende." Berash lies sein Schwert vorzucken, um damit nach DraconiZ zu schlagen.

[DraconiZ]

»Gut!«, entgegnete der Schwarzhaarige, während er die Klinge seines Blutsbruders ablenkte und ihn im gleichen Moment mit einem schnellen Schlag seiner nun unbewaffneten Hand in den Rippen traf. Fast konnte er fühlen wie dem Verhüllten die Luft aus den Lungen gepresst wurde. Er wartete einen Moment auf das Ergebnis dieses Schlages, hätte diese Option aber fast mit einer tiefen Wunde bezahlt, wäre er nicht nach hinten ausgewichen. Seine zweite Klinge wurde ihm ebenfalls aus der Hand geschleudert. Weiter hinter seinen Kopf.

Nun unbewaffnet sprang er zurück und taumelte in Richtung seines Schwertes. Doch noch bevor er wirklich den Entschluss fassen konnte nach seiner Waffe zu greifen griff Berash an. Erhob seine Waffe über seinen Kopf und wollte dem Ganzen endgültig ein Ende setzen. Es blieb nur eine Möglichkeit. Eine letzte Möglichkeit. Mit der Kraft der Verzweiflung sprang der Klingenmeister direkt in seinen Gegner hinein. Ein dumpfer Schmerz durchzog seine Schulter, als die Hand des Emirs auftraf. Die Klinge hingegen hatte ihn nicht treffen können und fiel hinter seinem Rücken zu Boden. DraconiZ keuchte und drückte den Verhüllten mit einem wuchtigen Stoß seiner Handballen von sich weg.

Als sie sich wieder in die Augen sahen hatte er das Kris in der Hand. Noch während das Blut aus der Wunde des Emirs tropfte waren sich Beide bewusst, dass der Kampf entschieden war. Selbstverständlich konnte Berash auf die Schattenmimik zurückgreifen. Konnte versuchen wieder in Besitz einer Waffe zu kommen. Doch dieser Versuch würde nicht von Erfolg gekrönt sein.

»Ein guter Tanz Berash«, meinte der Klingenmeister, bevor im Einvernehmen mit seinem Gegenüber das Kris zurück steckte. Dann ging er auf Berash zu. Seine Verletzung musste möglichst bald behandelt werden.

[Angelina del Rio]

Als Angelina erwachte war es schon dunkel. Scheinbar hatte sie eine Menge Schlaf nachzuholen gehabt. Sie schaute sich um und stellte erleichtert fest das das Segelschiff immer noch im Hafen von Bakaresh lag. Sie nahm sich mit der Kelle die über einem Wasserfass hing etwas zu trinken. Es war kühl und erfrischend und weckte sie endgültig auf. Jetzt hörte sie auch Stimmen, gar nicht weit entfernt. Sie hoffte es würde sich um Lair und Gilbert handeln...

Sie sollte nicht enttäuscht werden.

„Hey, Lair du hast Gilbert gefunden, das ist wunderbar. Und wie ich sehe habt ihr euch auch schon ein wenig unterhalten. Ihr hättet mich aber auch ruhig wecken können...“
Angelina stellte sich ganz dicht neben Lair um dem Bordellbesitzer zu zeigen zu wem sie gehörte. Mehr oder weniger oder eigentlich auch gar nicht, aber das sollte er zumindest so glauben.

„Na schön das ist auch nicht so wichtig. Mich interessiert viel mehr wann wir mit dem Unterricht beginnen können. Erst wenn wir auf See sind?“, dabei schaute sie Lair ziemlich tief in die Augen und hoffte das er jetzt nicht falsches sagte und am besten den Mund hielt.

[Dennik]

Dennik schaute den Assassinen zu.

Beide waren sie gleich. Beide kämpften sie ungefähr gleich. Beide konnten sie sich unsichtbar machen, beide waren sie Ehrenlos. Der Dieb hoffte, dass keiner dieser Händler-Bewacher, Sklaventreiber, Sandfresser-Hexenmeister gewinnen würde. Keiner auch nicht Trilo sollte gewinnen, aber wenn einer dieser Hexenmeister Zauberer, dann lieber der, der keinem Gott diente, doch gönnen konnte es Dennik ihnen wirklich nicht. Ok, auch ohne Magie war Trilo besser gewesen, als er, doch trotzdem... Magie war nicht richtig. Es war einfach unfair so etwas in einem Turnier.

Der junge Dieb biss die Zähne zusammen. Die Wunde am Rücken, verbunden von den Heilern, war keine lebensbedrohliche Wunde gewesen, doch weh tun, tat sie trotzdem, wie verrückt. UND JUCKEN. Es juckte und juckte, egal was Dennik tat, doch die Heiler der Arena hatten ihm verboten zu kratzen, da er so den Schorf wieder aufkratzen würde und dann würde es noch länger dauern, bis die Wunder ganz verheilt war.
Was den jungen Meisterkämpfer, jedoch noch mehr beschäftigte, als sein juckender Rücken oder sein verlorener Kampf, war seine Lurker-Leder-Rüstung. Die von Rheinold. Sie war zerstört...

Er hätte heulen können.
Es war eine wunderschöne Lederrüstung gewesen und jetzt war das Vamps, das wichtigste Teil der Rüstung zerstört... aber so richtig. Ein dicker fetter Riss einmal durch von oben bis unten.
Besser sie als mein Rücken... dachte sich Dennik, denn den meisten Schwung des Schlages, des Hexenmeisters, hatte die Lederrüstung auf sich genommen, ohne sie, wäre die Verletzung um einiges Schlimmer gewesen.

Immer und immer wieder schmissen sich die Kämpfer unten in der Arena förmlich aufeinander, doch Dennik interessierte dieser schnelle Kampf nicht. Er wand sich ab und ging hinunter, verließ die Arena und suchte nach Rekhyt und Illdor, er musste mit ihnen reden.

[Candaal]

"Der Unterricht... Ihr müsst definitiv zu lange die Schulbank gedrückt haben, werte Dame." Er blickte schief zu Lair, an dessen Seite sie sich ganz aufrecht hingestellt hatte. "An meiner Seite werdet ihr vieles lernen. Doch stellt euch nicht auf einen formellen Lehrgang ein." Da grabschte er jedoch gerade in seiner Westentasche nach seiner Seefahrerbibel. "Doch wenn ihr was büffeln wollt... Hier. Damit ihr wenigstens wisst, was ich meine, wenn ich von Backbord, Messe, Fock, Achtern oder Vor dem Wind spreche." Er warf das Büchlein der Blonden zu.

"Bis wir ablegen, könnt ihr hier in der Mannschaftskoje übernachten. Und wenn ihr Proviantmässige Sonderwünsche habt, dann werft ihr die besser hier gleich über Bord."

[Kratos]

Kratos entkam ein leises, raues Lachen. Der Kampf in der Arena machte ihn glücklich, so etwas sollte dem Einwohner Bakareshs gezeigt werden. Auch wenn er keiner von ihnen war, erfüllte ihn das Zuschauen dieser aufeinander prallenden Krieger mit Freude und Glückseligkeit.

Wie Fanatiker, dreschten sie mit ihren Klingen aufeinander ein, entfernten sich kurze Zeit wieder um sich kurz danach wieder das Eisen kosten zu lassen.
Obwohl der ehemalige Emir die erste Verletzung davon getragen hatte, gewann er schließlich, ohne, von den ahnungslosen Töpeln genannte, Magie zu benutzen. Das war keine Magie. Das war Kunst. Wie malende Genies, die ihre Kunstwerke mit dem Blut ihrer Feinde zeichneten tanzten sie durch den Arenaboden. Die Klingen symbolisierten ihre feinen Pinsel, der Arenasand den Hintergrund.

Die Faszination wollte aus Kratos nicht weichen, wenn er doch nur einen Lehrer hätte, der ihm die Kunst der Körperbeherrschung beibringen würde. Jemand, der sich die Zeit nehmen könnte, ohne ihn auszuplündern.

Dafür verlangte es einen Furchtlosen, nicht umsonst hieß er Kratos der Wahnsinnige. Der einzige Ort, zu dem er Reiseambitionen hätte, wäre der schwarze Turm im Norden. Doch der Weg ist weit, der Wüstensand heiß. Er wusste geduldig zu sein, doch wollte er nicht zu viel Zeit vergehen lassen.

[Angelina del Rio]

Die Koje in dieser angeblichen Mannschaftskabine war ziemlich unbequem und auch viel zu kurz. Waren denn die Seefahrer allesamt kleine Leute gewesen? Dabei war Angelina gar nicht so groß. Nicht so groß wie Ceron, der da überhaupt gar nicht rein passen würde. Egal momentan saß sie auf dem Bett. Der Rand der Koje schnitt ihr schmerzhaft ins Bein, aber einen Tisch und einen dazugehörigen Hocker gab es nicht. Aber sie war viel zu sehr in das Buch vertieft um etwas an ihrer Sitzsituation zu ändern.

Backbord=linke Schiffsseite (von hinten gesehen), die Backbordseite wir immer mit rot gekennzeichnet
Achtern = das Heck des Schiffes, wird auch Achterschiff oder Achtersteven genannt; hinten
Fock = Vorsegel, bei voll getakelten Segelschiffen unteres Rahsegel
Messe = Speise- und Aufenthaltsraum der Offiziere
und....
vor dem Wind = mit dem Wind von achtern laufen

Endlich hatte sie alle Begriffe die Gilbert ihr genannt hatte gefunden und auch einige andere zusätzlich gelernt. Allerdings wollte sie Sonderwünsche, die das Essen betraf nur ungern über Bord werfen. Sie nahm sich vor Rottingham davon zu überzeugen das er einen guten Smutje anheuern sollte und damit auch von seiner gesamten Mannschaft bessere Leistungen erwarten konnte, wenn sie mit dem Essen zufrieden wären. Sie ging an Deck um nach Rottingham Ausschau zu halten. Schließlich entdeckte sie ihn am Steuerrad und er besprach etwas mit einem gewissen Taumann.

„Guten Morgen Gilbert. Ich möchte euch bitten das Buch noch ein bisschen behalten zu dürfen und euch einen Vorschlag machen. Habt ihr eigentlich einen Smutje?“

[Candaal]

"Dem letzten haben sie die versalzene Suppe gefüttert bis er nicht mehr konnte, seine Beine und Arme zusammengebunden und ihn über Bord geworfen - kurzum, nein, ich habe keinen Smutje", antwortete Gilbert postwendend. "Doch wenn euch die Ernährung der Mannschaft derart am Herzen liegt, hat Roya bestimmt nichts dagegen, wenn ihr ihr zur Hand geht." Gerade als er ihren schiefen Blick geerntet hatte, kam der erlösende Ruf von Taumann, welcher den Proviantkarren geführt hatte. "Ist das alles?", fragte Gilbert wobei er auf die paar Rumfässer deutete. "Nein, nein... Es kommen noch drei Wagen", hatte jener entgegnet.

Grinsend klatschte der Ganove in die Hände, krempelte seine Ärmel hoch und ging zügigen Schrittes über die Planke, um das erste Fass zu holen. "Ihr seid nicht zur Verzierung hier", erklärte er der Blonden im Vorbeigehen.

[Angelina del Rio]

Das war jetzt wohl nicht wahr. Glaubte er tatsächlich das sie ihm und seiner versoffenen Mannschaft die Rumfässer an Bord schleppte? Gerade wollte sie rebellieren als ihr in den Sinn kam es könnte vielleicht schon die erste Übung sein, die ihre Muskeln aufbauen sollte. Angelina legte das Buch sorgfältig zur Seite, das sie immer noch in der Hand gehalten hatte und folgte Gilbert über die Planke balancierend zu den Wagen auf dem Fässer, Säcke mit Reis, Kartoffeln und Gemüse, einige Kisten mit Hühnern. Wirklich Hühner? Die Verpflegung schien ja doch nicht so eintönig wie Angelina befürchtet hatte.


„Hey Lair. Ich denke du könntest auch ruhig mit anfassen, dann geht es schneller. Wie sagte Gilbert so schön? Wir sind hier keine Statisten. Sagte er das? Oder so ähnlich. Komm schon fass endlich mit an. Das Fass ist zu schwer für mich allein.“

Sicherlich war es Bild für die Götter, als Angelina zusammen mit Lair , beide das Fass fest haltend über die schmale Planke balancierten. Einmal wäre Angelina fast ins Hafenbecken gefallen und Lair auch, als er kurz vor der Reling mit einem Fuß ins Leere trat. Angelina musste schmunzeln, verlor das Gleichgewicht und stürzte tatsächlich...

[Candaal]

Und sie wäre auch direkt ins Wasser gestürzt, was ihr gellender Schrei bereits angedeutet hatte, wäre da nicht der galante Herr hinter ihr gewesen, der vor lauter Angst um die Frisur der Blonden seinen Reissack auf die rechte Seite schwang während er mit der linken Hand nach ihr fischte. Noch bevor sie tauchte, kriegte er ihr Handgelenk zu fassen und ging dann so über die Planke wo er die Hand so weit hochzog, dass die unkonzentrierte Schülerin sich an die Reling klammern konnte. "Ich werfe die Leute lieber persönlich über Bord, als dass ich sie von alleine springen lasse", kommentierte er die Angelegenheit und verschwand dann mit seinem Reissack unter Deck.

"Ja, ich sehe, Madame. Da haben wir noch einiges vor uns", meinte er, als sie bei seiner Rückkehr das Schiff gerade wieder erklommen hatte. "Ich weiss jedenfalls wer sich hier als Toppgast versuchen wird." Mit einem freundlichen Lächeln reichte er ihr die Seemannsbibel.

[Angelina del Rio]

Angelina schaute Gilbert etwas irritiert an. Gerade hatte sie sich hoch gerappelt und versucht das Wasser aus ihrem Lederdress zu scheuchen, das nun regelrecht an ihrer Haut klebte. Ein wenig gelang es ihr sogar. Gedanklich immer noch bei der Magie schaute sie ihn nur an, brachte kein Wort über die Lippen und nahm die Seemannsbibel entgegen. 'Topgast' das hatte sie ja noch nie gehört. Wahrscheinlich wieder so ein Wort aus der Seemannsprache, das überhaupt gar nichts mit einem VIP zu tun hatte. Eifrig blätterte Angelina in dem Buch. Zuerst fand sie das gesuchte nicht, aber dann zufällig sah sie es mit Doppel 'p' und sie wurde ganz blass als sie die dazugehörige Erklärung las. Toppgast ist der Matrose, der das Toppsegel bedient. Und als sie dann etwas weiter unten Toppsegel fand, schaute sie erst einmal den Mast entlang bis zu seinem obersten Ende, denn dort war angeblich das Toppsegel befestigt.

„Da soll ich hoch? Jetzt gleich?“, fragte sie Gilbert ein wenig ängstlich wegen der bevorstehenden Aufgabe und winkte dann Lair herbei um ihm zu zeigen was er mit ihr vor hatte.

[Rekhyt]

Nachdem Denniks Kampf in der Arena vorbei war, hatte Rekhyt nicht gewusst, wo sie Dennik hingebracht hatten und somit hatte er auch keine Ahnung wo er nach seinem Freund schauen konnte. Folglich hatte er sich in Geduld üben müssen und hatte seine Zeit damit verbracht durch Bakaresh zu streifen und seine Körperbeherrschung zu üben.

Heute war es endlich soweit, dass er Dennik auf der Straße getroffen hatte und dann mit ihm in eine Taverne ging. Auch wenn Rekhyt nicht der Typ war, der sofort einen Freudentanz aufführte und vor Emotionen nur so überging, freute er sich innerlich genauso über Denniks Gesundheitszustand.
"Wie geht es dir? Diese Wunde hat übel ausgesehen!"
Damit war auch gesagt, dass er den Kampf mitverfolgt hatte.
Ob es ihm in der Arena aufgefallen war? überlegte der Dieb, glaubte aber eher nicht daran, schließlich war er damit beschäftigt zu kämpfen und hatte zwischendurch auch noch geredet.