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Kälteschwaden blubberten als weiße Nebel aus ihrem Mund..wie gerne hätte sie diese zu irgendwelchen Bildern geformt, wie gerne wäre sie jetzt im Warmen mit etwas zu Essen an einem Feuer oder an Ornlus warmen Körper gepresst, wo sie ihre kalten Eisfüße und Hände wärmen konnte.
In Gedanken versunken brachte sie die unbekannt klingende Stimme für einen Moment aus dem Konzept. Ein Schrecken durchfuhr ihren Körper, sie zuckte ein wenig zurück, blickte auf und sah einen jungen den sie kannte. Bartimäus...was zum Teufel hatte er hier draußen zu suchen und wie lange war er schon anwesend gewesen?!
"Bei mir ist alles in Ordnung...danke der Nachfrage", antwortete sie ihm mit musterndem Blick.
"Wohl ein kleiner Nachtspaziergang, hmm? Die Luft ist auch ideal um sich von nervenden Gedanken frei zu machen...finde ich jedenfalls. Jetzt ist mir aber kalt und ich will zurück.", erklärte sie und ging einen Schritt weiter den Weg entlang, wartend was ihr Gegenüber zu sagen hatte.
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Sie schien es nicht zu schaffen. Eine entäuschende Leistung. Die Lücke, die er absichtlich ließ, war doch so offensichtlich. Oder etwa nicht?
Vielleicht waren seine Schlagkombinationen auch etwas zu schierig für die Schülerin abzuwehren, aber es war ja gerade der Sinn der Übung, dass sie erkannte, dass man manchmal einige Schläge kassieren musste, um selber einen schweren Treffer zu landen.
Dies hatte sie zwar wohl auch verstanden, aber ihre Angriffsversuche waren kläglich, sie erkannte die, doch so offensichtlich scheinende, Lücke in der Verteidigung des Stabkämpfers einfach nicht.
Anscheinend musste er noch deutlicher werden. Immer träger bewegte er seinen linken Arm, bis er schließlich das Gefühl hatte, ihn in Zeitlupe zu bewegen.
Wenn sie dies jetzt nicht bemerken würde, dann hätten sie noch einiges an Übung vor sich.
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Lehrling
Beim Abstieg ins Tal, südlich von Beria
"Nein danke, ich schaffe das schon. Es ist nicht weit zu meiner Höhle."
Sie ging etwas langsamer und ließ Adrastos mit dem Pferd aufschließen.
Plötzlich war ihr, als würde sie einen oder zwei blaue Schemen, wie Geister aus der Vergangenheit, sehen, die eilends den schmalen Hohlweg Richtung Tal entlang huschten. Erschrocken wich sie zurück und fiel hin. Als sie sich wieder gefangen hatte und vor sich in den Schnee sah, schienen etwas älteren Fußstampfen, die der gefrorene Schnee konserviert hatte, leicht bläulich in der Dunkelheit zu leuchten.
Saoirse hob die Laterne und der warme gelbliche Schein vertrieb die Gänsehaut, dann ließ sie sich von Adrastos aufhelfen, der etwas überrascht dreinblickte.
"Danke, es geht schon."
Sie schüttelte den Schnee aus ihrem Rock, schulterte wieder ihr Bündel, das heruntergefallen war und führte ihren Begleiter den Pfad zurück bis zu der leicht zu übersehenden Stelle an der Seite des Hohlweges, an der sich das Wurzelwerk zweier großer Pinien die Erde wie eine flache Treppe formten.
Saoirse blies kurz und kräftig in die Vogellautpfeife die ihr an einem Lederbendel um den Hals hing. Dann winkte sie Reiter und Pferd, ihr die Stufen hinaufzufolgen. In den Bäumen ringsum musste irgendwo die Wachmannschaft dieses Abschnittes stecken und sie beobachten - dessen war sie sich sicher. Da keinerlei Regung erkennbar war, schien ihr Gast wohl wirklich ein vertrauenswürdiges Mitglied des Waldvolkes sein.
Sollte sie es wagen ihn direkt darauf anzusprechen?
Kurzentschlossen fragte sie frei heraus: "Adrastos, seid Ihr ein Angehöriger des Waldvolkes?"
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Auf seiner Schulter schienen die Krallen des Falken fester in das warme Futter zu packen. Der Vogel öffnete den Schnabel und schrie leise, als wäre er zufrieden, wolle er sagen „Na also, geht doch.“ Dann stieß er sich ab, breitete die Flügel aus und verschwand im Nachthimmel. Adrastos blickte ihm schweigend nach, ehe er sich, scheinbar gedankenverloren, wieder an Saoirse wandte.
„Hm? Ja, ich schätze schon.“ sagte er und blickte die Frau an. Weshalb sie fragte? Wo waren sie hier? Hatte sie ihn in Feindesland gebracht und wollte die letzte Gewissheit über seine Identität haben? Oder war sie im Gegenteil eine Freundin, selbst eine Angehörige des Volkes der Wälder? „Ich fürchte näheres werde erst erzählen, wenn du mir mehr erzählst.“
Der Druide löste die Hand vom Hals Férachs, wo sie die ganze Zeit geruht hatte und fuhr sich unwillkürlich über die Tunika, wo er vertraut den Stein spürte. In der anderen Hand hatte er seinen Stab, ein einfaches Wanderwerkzeug für die einen, für ihn inzwischen weit mehr. Es war nicht aggressiv, doch genug um Saoirse zu zeigen, dass er sich nur mit der Wahrheit zufrieden geben würde.
„Was ist das für ein Ort?“ Seine Augen schienen zu zucken, blickten aufmerksam mal in diese, mal in jene Richtung, aus den Augenwinkeln stets die junge Frau beobachtend. „Und diese Pfeife - was hat es damit auf sich? Warum willst du wissen, ob ich zum Waldvolk gehöre?“
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Da, er wurde noch langsamer mit dem linken - von ihr aus rechten - Arm! Hatte sie sich also doch nicht geirrt! Ber der nächsten sich bietenden Gelegenheit lenkte sie ihn wieder in die entgegengesetzte Richtung ab und schlug nach seiner linken - von ihr aus rechten - Seite. Wenn sie das oft genug wiederholen würde, würde er schon sehen, dass sie seine Schwachstelle bemerkt hatte.
Das Problem an ihrer neuen Taktik war nur, dass sie selbst zu langsam war. Tatsächlich, wenn sie nach seinem Körper schlug, nutzte er die Gelegenheit und verpasste ihr eine oder wahlweise auch zwei. Wie sollte sie gleichzeitig abwehren und angreifen? Wieder einmal wehrte sie seinen Angriff ab und wollte zuschlagen, achtete diesmal aber mehr auf ihren eigenen Körper und seinen Stab. Wie sie es sich gedacht hatte, war ihre rechte Seite unterschützt, wenn sie nach seiner linken - von ihr aus rechten - Seite schlug. Sie ließ sich den Schlag gefallen und verfiel in das alte Defensiv-Muster zurück, dann schlug sie seinen Stab wieder beiseite, schlug nach seiner linken - von ihr aus rechten - Seite und trat dabei einen großen Schritt nach links. Was lediglich zur Folge hatte, dass sein Schlag abrutschte und sie am Rücken traf. Diese Stäbe hatten verdammt viel Reichweite!
Gut, das funktionierte nicht. Das letzte, was sie nun noch versuchen wollte, war eine Taktik, die sie selbst ersonnen hatte und "offensives Blocken" nennen wollte. Sie würde einfach mit jedem Schlag, den sie blockte, einen Schritt nach vorn treten, um ihn in die Enge zu treiben. Was das bringen sollte, wusste sie nicht, immerhin konnte sie ja auch nicht abschätzen, was er mit dem Kampf bezweckte oder wann er ihn beenden wollte.
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Es schien also alles in Ordnung zu sein und Suz schritt wieder Richtung Beria, der Wächter bekam allerdings ein schlechtes Gewissen, die Druiden ausspioniert zu haben.
"Falls dir aufgefallen ist, dass ich schon etwas länger dastehe tut es mir Leid. Ich hatte dich gesehen und wollte dich zuerst nicht stören, habe mir aber gleichzeitig auch Gedanken gemacht ob es dir in der Kälte und am Boden liegend eh gut geht. Es war sicher nicht meine Absicht dich auszuspionieren!"
Er wusste nicht, ob es klug war zuzugeben, dass er schon länger da war, aber es besänftigte sein schlechtes Gewissen. Ebenso wusste er nicht, ob er noch weiter darauf eingehen sollte, dass sie eine Druidin war. Schließlich entschied er sich aber dafür, wo er gerade dabei war ihr zu beichten.
"Ich wusste schon zuvor, dass es Druiden gibt und ich weiß, dass sie nicht bekannt sein sollen. Du brauchst dir also wegen mir keine Sorgen zu machen, ich werde niemandem etwas verraten!"
Ob sie sich trotzdem Gedanken machte, oder ob sie jetzt böse auf ihn war, würde sich zeigen. Sie kannten sich ja eigentlich nicht einmal wirklich gut und Erdbeeren hatte der Wächter diesmal auch keine dabei.
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Lehrling
Beim Abstieg ins Tal, südlich von Beria
Ihr Atem wurde in der kalten Luft zu weißem Dampf und stieg den Baumwipfeln entgegen, während sie Férach und dessen Reiter auf dem gewundenen Pfad die bewaldete Bergflanke hinabführte.
"Ich frage, weil ich wissen will, ob ich Euch vertrauen kann."
Sie war sich jetzt fast sicher, dieser Mann gehörte zum Waldvolk. Jetzt musste sie ihm die Hand reichen, um
"Dies ist das Tal von Beria, hier siedelte vor langer Zeit das Waldvolk, bis die Orks kamen und sie bis auf wenige vertrieben. Die Pfeife bewahrt uns vor einem schnellen Tod."
Saoirse musste darauf achten nicht abzurutschen, in dem leicht abschüssigen Gelände mit der Last des Reisigs auf ihrem Rücken, aber sie wollte ihr Bündel auch nicht dem Reiter aufhalsen, in dessen Gesicht sich nun doch allmählich Erschöpfung zeigte. Sie glaubte ihm nicht, dass er nur ein einfacher Wanderer aus dem Waldvolk war. Der Stab und der Falken, all das passte nicht zu den einfachen Waldläufern, die sie kannte.
"Wer seid Ihr wirklich, Adrastos?"
Mit diesen Worten bleib sie abrupt stehen, drehte sich zu ihm um und prüfte sein Mienenspiel.
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Er konnte nicht unbedingt behaupten, dass der Informationsfluss Saoirses ergiebig war, doch er war vorhanden, sie antwortete auf seine Fragen und zerstreute zumindest den Zweifel und das Misstrauen.
„Ich bin ein einfacher Wanderer...“ wiederholte er. „und vielleicht noch ein bisschen mehr.“ Er blickte Saoirse unverwandt ins Gesicht, nachdem sie stehen geblieben war. „Es bedarf mehr als nur einiger Worte um zu erklären wer ich bin, weil man auch erklären muss, wie ich es geworden bin.“
Auch er blieb stehen und blickte über der Schulter der Frau hinweg in ein seltsames Tal, in das sie ihn führte. Er wandte den Blick wieder ab und hin zu ihr.
„Ich möchte nicht alles erklären. Vor zwei Jahren bin ich mit einem Freund nach Silden gekommen, nachdem wir an unserem früheren Wohnort mit einem Mann gesprochen hatten, der später mein Mentor werden sollte. Ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist, ich bete für ihn, dass er Silden überlebt hat...“
Kurz schweiften seine Gedanken ab zu Irenir, seinem alten Kumpel und Weggefährten, seinem Waffenbruder und Bruder im Geiste. Er hoffte nur, dass er lebte, dass es ihm gut ging und dass sie sich eines Tages wieder treffen würde. Sie hatten sich viel zu lange schon aus den Augen verloren.
„Hmmm. Nunja. Wir lebten uns ein und wurden selbst ein Teil des Waldvolkes, wo wir unsere Freunde und Familie sahen. Und nun...“
Er straffte seine Gestalt, stellte sich aufrecht und stolz hin. „bin ich zurück.“
Sein Vortrag endete und er versuchte die Reaktion im Gesicht der Frau zu sehen. Glaubte sie ihm, gab sie sich mit seiner Geschichte zufrieden. Einerlei. Tief sog er die klirrend kalte Luft des Tales ein und fühlte sich zuhause.
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Ein neugieriger junger Mann war er...an ihm könnte sie üben, was sie so oft vor allem bei Onrlu mitbekommen hatte. Das wahren seiner zwei Identitäten, Ornlu der Hetzer des magisches Ich nur den wenigsten bekannt war.
"Du warst schon länger da? Wirklich?! Tut mir Leid ich habe nichts gesehen und nichts gehört...was wohl daran lag, dass ich in Gedanken versunken war.
Ich fand erst letztens in einem alten Buch meiner Großmutter ein Rezept gegen Wehwechen, die Frau des Öfteren in der Winterzeit befallen...wenn man Probleme mit der Blase hatte, weil es zu kalt war oder man...", sie verstummte, sie wollte ihm jetzt keinen Vortrag darüber halten, welche Faktoren Auslöser für eine Blasenentzuündung sein konnten, zudem sie sich mit dieser Art von Krankheit eben nicht so gut auskannte, weil sie noch nie eine gehabt hatte.
"Naja es heißt in diesem Buch, lege dich eine Stunde oder auch mehr, je nachdem in welchem Zustand dein Körper sich befindet, auf den kalten winterlichen Boden...verwirre die Bösen, die deinem inneren solch Schmerzen bereiten, bevor sie sich vermehren können. Leg dich in die Kälte schon bei den ersten Anzeichen...erfriere die Krankheit sozusagen, bevor sie überhaupt beginngen kann mehr zu werden. Verstehst du? Die Steinwurzelbuch schien mir ein guter Ort dafür zu sein, dieser Art von Krankheit vorzubeugen.
Deshalb lag ich dort in der Kälte habe mich nicht geregt, nicht gehört, nichts gesehen...war vielleicht auch kurz eingenickt.
Aber ja wenn du von Druiden sprichst, wer hat dir davon erzählt? Auch meine zuvor genannte liebe Großmutter war es, die mir immer die Gruselgeschichten erzählte über jene, die besonders mit der Natur verbündet waren. Über manche sagt man sogar sie hätten eine Affäre mit ihr...würden sich ihr hingeben und mit Bäumen kuscheln und andere...", sie machte ein Würgegeräusch bei der Vorstellung das es Menschen gab, die sich an Tieren vergingen.
Armer Bartimäus er musste verwirrt sein über das was sie sprach. Was wusste er jedoch von Druiden und wieso sprach er so selbstverständlich davon...
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Bartimäus hatte damit gerechnet, dass sie ihn wütend niedermachen würde, er hatte damit gerechnet, dass sie ihm nie wieder auch nur ansatzweise vertrauen würde, er hatte gerechnet, dass es ihr nichts ausmachte, er hatte mit vielem gerechnet, aber mit dem was sie gesagt hatte garantiert nicht. Einen Moment war er sprachlos. Ihre Großmutter hatte... und das Buch... Blasenentzündung...
WAS?
Nichts von alledem hatte etwas mit dem zu tun, was er sagen wollte und die Situation erinnerte ihn plötzlich an Cécilia. Ihre Geschichte bei Ornlu schnitzen gelernt zu haben, war fast ebenso abenteuerlich und nicht weniger erlogen.
Sie hatte gefragt, woher er von Druiden wusste, aber hier würde auch er nicht die ganze Wahrheit sagen, aber immerhin wäre überhaupt etwas Wahres daran.
"Ich bin mit den anderen nach Beria gezogen, nachdem in Silden die Pest gewütet hat. Ich war lange genug hier um das Vertrauen von jemand zu bekommen. Ich weiß, dass Druiden Tiere beeinflussen können und du hast Schilf wachsen lassen."
Aber warum versuchte er überhaupt sich durchzusetzen in einer Sache die Suzuran mit den absurdesten Ausreden bestreiten würde?
"Aber vielleicht hattest du nur vorgefertigte Samen, die so schnell und auch im Winter wachsen und diese Ratte ist zufällig gekommen. Ich will dir nichts unterstellen!"
Schließlich wechselte er das Thema. Zwar war es eine Frage die er auch einem Druiden stellen wollte, aber Suzuran musste, falls sie eine Antwort wusste, nicht erklären woher diese kam.
"Du hattest bei Samhain doch auch sicher diese Vision, oder? Weißt du irgendetwas darüber? Ich habe sie zwar gesehen, weiß aber ansonst gar nichts."
Geändert von Bartimäus (08.12.2010 um 00:16 Uhr)
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Lehrling
Beim Abstieg ins Tal, südlich von Beria
Das hörte sich glaubwürdig an. Doch wer hatte im Waldvolk Mentoren? Eigentlich nur die Druiden. War dieser Mann etwa einer der ehrwürdigen Hüter der Natur? Einer dieser Männer und Frauen, wie sie sie an Samhain, bei der Prozession mit dieser Blüte erlebt hatte?
Saoirse wollte ihm nicht allzu sehr auf den Pelz rücken, also beschloss sie, zunächst Fragen, die weiter in diese Richtung geführt hätten, zu unterlassen.
Sei war froh, dass sie ihn nicht in Gefangenschaft und Tod geführt hatte.
"Dann, heimgekehrter Bruder Adrastos, heiße ich, Saoirse aus der býr en nedhyr, dich in Beria der verborgenen Heimat des Waldvolkes willkommen."
Sie umarmte ihn vor Erleichterung und drehte sich dann wieder um, etwas peinlich berührt wegen ihrer herzlichen Umarmung, und ging weiter bergab.
Bald erreichten sie die Talsohle und den Rand des Kiefernhaines, in dem die Thingversammlungen abgehalten wurden.
Saoirse hatte auch aufgehört ihm Fragen zu stellen, sondern wollte ihm die Möglichkeit geben selber Dinge, die ihn interessierten zu erfragen. Also schwieg sie und führte ihn uns sein Pferd weiter durch den Wald.
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"Willst du mich verarschen? Ein Ratte...", sagte sie erschrocken, blickte in fragend an und rieb sich angeekelt den Körper mit den Händen ab.
"Also wenn das dein ernst ist...ih das is doch ekelhaft...wenigstens hatte ich die Augen zu, aber übertragen diese Viecher nicht Krankheiten?... ich habe Angst davor...lass uns schneller gehen, da vorne sind die Feuer. Dorthin wagen sich keine Mäuse oder Ratten."
Sich schüttelnd legte sie einen Zahn zu und überlegte, wie sie ihm weiter antworten würde. Man konnte ihm vielleicht vertrauen ja, und er hatte sich selbstverständlich schon in die Gemeinschaft integriert, hatte sich eingelebt und Freunde gewonnen. Aber was wusste er schon von all den Facetten der Natur, von dem was von ihr ausging...was Magie war und nicht war. Wie gefährlich sie war und wie sehr sie beeinflussen konnte...
"Und zu der Sache mit dem unterstellen...wie meine Oma immer sagte...es sind Möchtegernhexen, die sich so nennen. Quacksalber und Scharlatane, ein wenig Kartenspielchen hier, ein Trick da...ein Windstoß dort...aus langeweile ein bisschen Gras pflücken hier...die Nacht, die Kälte, die die Gedanken und die Augen verschleiern...die eigene Fantasie und das was man vielleicht sehen will...und auf einmal ist das genau da", sie zeigte auf den Kopf. "Vielleicht aucht dort...wenn du es so willst.", sie zeigte auf die Brust. "Es ist deiner Fantasie überlassen, was du wahrhaben willst und was nicht.
Diese Vision war sehr merkwürdig...ich glaube ich habe zu viel Sumpfkraut geraucht. Ornlu bietet mir immer das Beste an, was aber auch gleichzeitig das Schlimmste ist, wenn du verstehst was ich meine.
Das Kraut...es hat ein Chaos veranstaltet, dunkel und groß war der Baum...wie ein Affe hab ich mich durch die Zweige gehangelt und dann bin ich runtergefallen und wieder hier gelandet...seltsam, dass viele so etwas sahen...es muss eine Bedeutung haben. Doch welche? Ich habe keine Antwort...aber sicher bin ich mir darin, dass wir unseren Sumpfkrautlieferanten wechseln sollten...dieses vermixte und verkorkste Zeug darf nicht mehr unter die Menschen gebracht werden.
Aber nun zu dir...was hast du gesehen, Bartimäus? Was denkst du...?"
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Der Druide fühlte sich glücklich wie lange nicht mehr. Hier waren sie also, das versammelte Waldvolk, das in Silden nicht mehr leben konnte. Wie viele bekannte Gesichter mochten wohl hier sein? Tavik und Ornlu und Corax und Dekker und all die anderen, von denen er schlicht nicht glauben konnte, dass sie tot waren – nein, sie waren allesamt zäh wie Leder und schwerer umzubringen als ein Troll, er war sich sicher, dass sie lebten und vielleicht sogar hier waren.
Und er konnte sich glücklich schätzen auf eine gute Seele wie Saoirse gestoßen zu sein und nicht auf jemanden, bei dem Fragen stellen erst auf Platz zwei der Liste stand.
„Ich danke dir Saoirse.“ sagte er und meinte es aufrichtig, während er weiter in den Talkessel trat und sich umsah. Dort standen einige Zelte, im Berg waren scheinbar Höhlen gegraben.
Es war kein Silden, hier gab es keine Mühle, keine Kavernen, keine Fischerhütten und doch war es nun ein Ort, an dem das Waldvolk lebte. Der Druide gähnte.
„Verzeiht mir die Frage, aber wo kann ich hier nun schlafen?“
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Suzuran führte -wie er diesmal schon erwartet hatte- die Geschichte mit der Blasenentzündung weiter und behauptete die Ratte nicht gesehen zu haben. Er ließ es darauf beruhen, auch Cécilia hatte er nicht sofort die Wahrheit hinter jeder Lüge entlocken können und am Ende hatte sie ihre Kräfte vor ihm offenbart. Zugegeben die Sache mit den Rotkehlchen konnte sie schwer verheimlichen, aber trotzdem war er ihr auf die Schliche gekommen.
Doch nur weil Suzuran ihm hier nicht die Wahrheit am Silbertablett präsentierte, hieß nicht, dass auch ihre Auffassung der Vision gelogen war. Natürlich konnte es sein, dass sie mehr wusste, als sie ihm verriet, aber davon durfte der Wächter nicht ausgehen, ansonst würde er gar nicht weiter kommen.
"Hmm..." überlegte er laut. Das war eine gute Frage.
"Ich denke auf jeden Fall, dass es nicht mit dem Sumpfkraut zu tun hat! Ich habe nicht einen einzigen Zug genommen und auch Alkohol habe ich keinen getrunken. Ich glaube, dass die Vision einen viel... mysteriöseren Ursprung hat, als einen einfachen Rausch. Und zu dem was ich gesehen habe... Es schien mir als hätte der Stab mit der Blüte die Vision hervorgerufen hat. Zumindest ich habe Lichtpunkte gesehen, die von ihm ausgegangen sind und dann einen riesigen Baum dargestellt haben. Einen riesigen Baum in einem Sumpf auf einer Insel. Für mich sah es so aus, als würde ich mich immer weiter entfernen und einen immer größeren Überblick bekommen, aber an die Insel grenzte nur Meer. Ich konnte weder Khorinis noch Myrtana erkennen."
Er überlegte noch einen Moment, aber ihm fiel nichts mehr ein, was er weiter erzählen konnte. Das hatte er gesehen und das hatte er sich dabei gedacht. Mehr wusste er nicht und über mehr konnte er auch keine Vermutungen anstellen.
"Aber ich habe bis jetzt mit niemanden darüber gesprochen. Auch wenn unsere Visionen offenbar ähnlich waren, so waren sie nicht identisch. Hast du vielleicht von einer größeren Abweichung bei jemand anderem gehört, die vielleicht aufschlussreicher ist?"
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Sie konnte seine Neugierde verstehen. War sie doch selbst immer besessen das neuste zu Wissen...wie es in der Natur des Menschen lag.
Die Visionen waren seit langem das Merkwürdigste gewesen, was sie alle ereilt hatte. Dieses Mal waren es keine bösen, keine verwirrenden Träume gewesen, die mit ihren Pantherinnen und in Folgedessen mit ihrer Magie zu tun hatten.
Das Ereignis hatte sie fast alle ereilt, ein jeder wusste davon und ein jeder hatte seine eigene Deutung was es gewesen war...aber alle waren sich sicher in ihm ein Zeichen zu sehen.
"Nunja...ich habte vieles gehört, wie die Waschweiber in Silden...aber das Gemeinsame was viele gesehen habe...war jenes großes Gebilde einer Pflanze gleich, riesig einem Bäum ähnelnd...ein schwarzer, großer Fleck, als Merkmal einer unbekannten Landschaft...
Alle sind neugierig und ich auch...ich hoffe wir werden bald erfahren, was es damit auf sich hat Bartimäus...es war schön, dass du mich begleitet hast, allerdings muss ich ins Bett...
Falls du irgendwann fragen haben solltest...zu Krankheiten. Meine liebste Omama hat allerlei Rezepte gegen Wehwehchen aufgeschrieben, sind auch viele für Männer dabei...bei denen sagt man ja sie sind ein wenig wehleidig...deshalb brauchen sie extra viel Pflege, welche genau steht da sogar auch drin."
Mit diesen Worten und kurz zwinkernd wandte sie sich ab, auf der Suche nach Ornlu...wo er sich befand? Sie wusste es nicht, aber er würde sie finden...wahrscheinlich war er gerade schon dabei sie zu Suchen.
Der Geruch seines Dolches würde ihn anlocken, vielleicht.
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Sie war schon weg, dabei konnte sie es doch gar nicht geschafft haben. Ornlu hatte die Steinwurzelbucht abgesucht, Wroc entsandt, um zu spähen, doch von Suzuran keine Spuren. Wurde sie entführt? Es schien so zunächst oder gar ein riesiges Seeungeheuer das die kleine Suzuran in die Tiefen riss. Doch der Jäger war nicht umsonst Jäger, um der deutlichen Spur im Schnee eine andere Geschichte zuzuordnen.
Die Abdrücke des Tieres, dass sie wohl gerufen hatte fand er vor, Spuren von abgebissener Vegetation, die nur durch Magie zu dieser Zeit existieren konnte.
"Da hat sie wohl eine Idee gehabt...", urteilte er und las die Spuren Suzurans im Schnee. Dort lag sie, dort lag sie länger und hier hatte sie sich kurz liegend gedreht. Um sicher zu gehen nahm Ornlu das Haar in den Mund das er gefunden hatte. Er schmeckte es und dann zog er an beiden Enden bis es riss.
"Definitiv sie...", befand er dann, bevor er der Spur folgte die wieder gen Beria führte. Wenige Meter weiter kam scheinbar irgendwer aus den Büschen. Ein Mann definitiv und nichts sprach davon, dass er sie zwang oder bedrängte. Die Spuren verrieten es Ornlu. Nein, sie und der Kerl schritten gen Beria weiter und Ornlu fragte sich wer der Typ war? Ein heimlicher Geliebter? Ein Perverser mit Schokolade? Doch jemand der durch Worte genug bedrohte? - Ornlu ging der Spur nach, wie er es als Fährtenleser von klein auf beherrschte. Leicht kniend, die Hand an den Spuren tastend und auf jegliche Details achtend. Sei es die Tiefe, die Schrittlänge oder andere Auffälligkeiten. Das die Spuren frisch waren, erzählte der eingedrückte noch feuchte Schnee. Die Eisschicht darauf war noch dünn.
Kaum hatte er das Tal erreicht, nachdem er auf Waldläufer traf die Ornlu natürlich erkannten und schon davor getroffen hatten, fand er Spuren vor wo sich die beiden scheinbar trennten.
Als er sich erhob um mal den etwas schmerzenden Rücken vom gebückten Gang zu strecken, traf ihn ein Schneeball und ein weibisches Kichern ertönte.
Suzuran näherte sich und natürlich hatte sie noch einen weiteren Schneeball hinterm Rücken oder sonst etwas, um Ornlu zu ärgern. Ihre strahlenden Augen und ihr Grinsen verrieten sie.
"Hey Grinsekatze! Lass den Schneeball hinter deinem Rücken fallen. Du hast immerhin die Aufgabe noch nicht gelöst die ich dir stellte. Keine Zeit für Späße. - So du hast sie gelöst? Dann lügst du mich aber an, denn es gab nie einen Dolch!", meinte Ornlu skeptisch und zeigte seinen eigentlichen Dolch kurz vor.
"Aber wenn du eine hast - erzähl mir wie du die Aufgabe gelöst hast...", bat er sie und trat näher.
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"Sooo? Dann ist das also nicht dein Dolch? Umso besser...dann hat die Ratte ihn wohl mir zu Liebe ausgekackt...ich wollte schon immer so ein schönes glitzerndes Ding haben, wenn mir schon keiner einen Ring schenkt.", brüllte sie ihm etwas zu laut entgegen.
Den Schneeball fallen lassen...was denkt der denn?, überlegte sie und schritt auf ihn zu. Hüpfte dann aufgeregt vor seiner Nase herum und machte anstalten ihn zu umarmen, tat es auch und ließ zufällig dabei den Schneeball seinen Nacken entlanggleiten.
"Es ist kalt geworden Ornlu! Und du hast mich fast damit umgebracht...aber wie du siehst...", sagte sie und fummelte den Dolch hervor, mit dem sie einige Male vor seinen Augen hin und herwedelte.
"Ich hab ihn oder er hat mich...is ja jetzt meiner, nachdem er dir nicht gehört.
Wie ich es gemacht habe? Es war ganz einfach..."
Ja sehr einfach...von wegen...ihre magische Erschöpftheit, war ihm sicher nicht entgangen, aber egal...
"Einfach weil die kleine Bisamratte Hunger hatte...wie ich darauf kam? Mein Vater hat sie immer mit mir angeschaut und sie waren so niedlich und naja...ich wusste eben dass es sie gibt und sie gute Taucher sind. Wir haben uns bekannt gemacht, vielleicht war sie auch geschmeichelt, weil ich sie doch als Kind so süß gefunden habe und es jetzt auch noch mache...mit ihren süßen, kleinen Kulleräuglein...ähm ja und dann hab ich ihr mit den Samen die du mir einst gabst mein Versprechen eingelöst, sie durch den Winter zu bringen. Als Gegenleistung fr den Dolch."
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Sie würde sich nie ändern. Ornlu ließ ihren Streich über sich ergehen und lauschte ihren Worten über das Vieh.
"Mhhh hab mal Bisamratte gegessen - schmeckt wie eine Kreuzung aus Hähnchen und Kaninchen.", kommentierte er ihre Taten und schuf Empörung, als ob es verboten wäre Bisamratten zu essen und sie ihn niiieeeeeeeeee wieder küssen würde.
"Hey nur ein Spaß..." - auch wenn es stimmte - "...und dich umbringen wollte ich nicht. Ich war auf dem Weg zu dir, um zu sehen wie du dich machst. Weißt du diese Aufgabe hatte eigentlich einen tieferen Sinn. Was wenn du nichts gefunden hättest? Was hättest du für dich erkannt. Birgt das kalte, klare Wasser in seiner Tiefe nicht mehr, als nur die Suche nach etwas? - Suzuran es ist die Suche nach dir selbst, die ich dir auftrug. Zu erkennen, dass du mit deiner Magie alles kannst, wenn du deinen Kopf benutzt, aber auch das nicht jedes streben nach etwas absoluten Erfolg haben muss - dies war die Lektion und meine Hoffnung war, dass du daraus schlüsse für dich selbst noch ziehst. Dir keinen Druck aufbürgst, so wie ich es lange genug mit dem Wolfsstein als sein Hüter tat. Es zerriss mich nervlich, ich wurde paranoid, nur weil ich wusste dass ich etwas Großes tun muss und es beschützen. Oft hab ich mich dann mit Sumpfkraut zugedröhnt um ruhiger zu werden. Heute hat es sich geändert - ich hoffe du verstehst was ich im Bezug zu dir damit meine?", fragte Ornlu und nahm ihr den Dolch ab. Vermutlich war es der Dolch von irgendwem, der im Fluss ertrank?
Als Ornlu den Dolch berührte, befiel ihn ein seltsames Gefühl.
"Nicht mir...", stellte er fest und gab den leicht gekrümmten Dolch gleich Suzuran zurück.
"...sondern dir. Der Dolch ist mehr, als Dolch...", sprach er etwas verwirrt und nachdenklich, aber sicher das der Dolch mehr war. Etwas war da anders.
"Zieh den Dolch nicht raus und dann weck deine Magie...", wies er an und nahm Abstand. Genau besah er sich die rostig wirkende Waffe in der Scheide und bekam Antworten, als Suz die Kräfte weckte und auf der Dolchschieide ganz schwach ein Relief von Magie erleuchtet wurde.
"Mehr...mehr!", wies er an und dann wurde es sichtbar. Das Relief beschrieb eine Geschichte...ein fauchender heller Panther dem ein Reißzahn fehlte.
"Donnerwetter...das hatte ich im Bezug zu dir...nicht vorausgesehen...", urteilte der Druide.
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Still stand Jarvo auf der verschneiten Wiese und schaute auf die beiden Krieger, die gut 20 Fuß von ihm entfernt standen. Das Schwert hielt er locker in der rechten Hand und ließ die Spitze immer wieder auf den gefrorenen Boden ticken.
Lordan griff eine Handvoll Schnee, formte geschwind einen Ball daraus und warf ihn auf den Hauptmann, der seine Klinge nach oben blitzen ließ und das Geschoss mit einem sauberen Schnitt halbierte. Kyno, ebenfalls einen Schneeball in der Hand, warf diesen kurz danach und zielte absichtlich etwas tiefer. Jarvo erwischte auch diesen.
„Macht mal Tempo, oder muss ich euch noch zwei Wächter dazustellen, die euch helfen sollen?“, rief Jarvo herausfordernd und wischte sich mit dem Handschuh ein Stückchen Schnee aus dem Gesicht. Er mochte diese Übung um seine Reflexe auf Vordermann zu halten. Schließlich hatte man nicht das ganze Jahr die Gelegenheit, solch perfekte Wurfgeschosse zur Verfügung zu haben. Äpfel eigneten sich ebenfalls, doch mussten diese danach auch gegessen werden.
Es dauerte eine Weile bis er ins Schwitzen kam, zusätzlich musste er seine Augen zusammenkneifen um in dem Fackelschein die Geschosse erkennen zu können. Er durchtrennte eins nach dem anderen sauber, konnte sich aber nicht davor schützen, dass immer wieder Teile der Schneebälle einen Weg in sein Gesicht fanden. Lächelnd spuckte er aus.
"Langsam wirds unangenehm. Habe das Gefühl, als stände ich unter einer Dusche, so nass fühlt sich mein Hemd an. Lasst uns für heute Schluss machen."
"Zu schade dass du uns kein Bier spendieren kannst. Die Krähe eignete sich immer optimal für so ein männliches Dankeschön."
"Ich stell dir heute Abend nen dampfenden Tee an deine Pritsche, ist das genug?", witzelte Jarvo und fasste in seine Manteltaschen, wohin sich der Schnee ebenfalls verwirrt hatte.
Im Wächterzelt wechselte er bibbernd sein Hemd und machte sich ohne Umschweife auf den Weg in die Wohnhöhle, wo Porgan mit Sicherheit einen dampfen Topf voll Kräutertee bereitstehen hatte. Mertens hatte ihm sein Rezept für eine ausgesprochen leckere Mischung verraten, sodass sich der Druide jeden Abend daran machte, die Mixturen von ihnen beiden zu vereinen. Das Ergebnis waren dankbare Abnehmer für den Tee. Mit einem Blick zur Seite nahm, Jarvo einen Krieger wahr.
"Warum stehst du hier in der Kälter herum? Wenn du nicht für eine Patrouille eingeteilt bist, wärme dich auf, du holst dir sonst noch den Tod hier draußen."
"Ich muss mich erstmal zurechtfinden. Wo war die Wohnhöhle noch gleich?"
Verwundert schritt Jarvo näher und versuchte das Gesicht des Mannes im Dunkeln zu erkennen.
"Idun?"
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Die Tage wurden jetzt immer kürzer, aber als ungerechter Ausgleich dafür auch immer kälter. Wenn die Sonne sich überhaupt noch einmal blicken ließ, dann nur sporadisch und wärmer wurde es dabei auch nicht wirklich. Die Hände rasch aneinander reibend, um sie zu wärmen, verweilte Idun draußen vor den Wohnhöhlen, zwar einigermaßen frierend, aber immerhin glücklich, dass es nicht schneite. „Oh Mann, ich brauche unbedingt meinen Mantel wieder!“
Wie so viel anderes auch, hatte er seinen Stoffmantel in Silden zurückgelassen, bevor er überstürzt geflohen war und natürlich waren alle seine Habseligkeiten spurlos verschwunden, als er wieder zurückkam.
Ihm kam öfters der Gedanke in die Höhlen zurück zugehen, doch seine Beine wollten nicht mehr so gehorchen wie er es wollte. Vielleicht suchte er auch nur einen Grund nicht hinein zu gehen. Idun wusste nicht genau warum, aber Höhlen übten keine besondere Anziehungskraft auf ihn aus, eher im Gegenteil, zumal wenn er sich nicht zurechtfand. Angeblich gab es hier Wohnhöhlen, die von allen benutzt werden konnten, die keine eigene Behausung besaßen, aber weder hatte Idun den Weg dorthin gefunden, noch jemand, der diesen beschreiben konnte. Außerdem bot die freie Natur einfach die bessere Luft und genau genommen auch eine schönere Aussicht als die ganze Zeit nur Gestein. Obwohl die Temperatur nicht weiter fiel und es im Vergleich zu Nordmar relativ milde war, wurde ihm immer kälter, sodass bald nicht nur seine Hände froren. Idun wog ab.
Drinnen erwartete ihn eine vergleichsweise warme Höhle, vermutlich ein warmes Essen und mit etwas Glück auch eine warme Tasse Tee. Hier draußen erwartete ihn nichts außer eine eisige Windböe und ein paar abgefrorene Ohren. Warum ging er eigentlich nicht einfach rein?
Paradoxerweise, je mehr er dazu neigte nachzugeben und reinzugehen, desto mehr wehrte sich sein Körper und wollte draußen bleiben. Insgeheim wusste er sehr genau den Grund, doch er wollte es sich nicht eingestehen.
<< ... Wenn du nicht für eine Patrouille eingeteilt bist, wärme dich auf, du holst dir sonst noch den Tod hier draußen >>
Schreckhaft drehte er sich um. Nicht dass er nicht erwartet hätte, dass ab und zu jemand vorbeikam, doch die Stimme kam ihm seltsam vertraut vor.
<< Ich muss mich erstmal zurechtfinden. Wo war die Wohnhöhle noch gleich? >>
Und jetzt erkannte er ihn. Im Dunkeln nähernd kommend, erkannte er Jarvos Gesicht und an seinem Ausdruck konnte er ablesen, dass der Hauptmann ebenso erstaunt schien wie er.
Beinahe gleichzeitig antworteten sie.
<< Was machst du denn hier? >> << Ich... >>
<< Ok, du zuerst! >>, forderte ihn Jarvo auf.
<< Nun, was soll ich sagen? Ich... ähm... wohne hier vorübergehend. >>
<< Gut, dann sind wir uns ja einig. >>
Schweigend starrten sie sich einige Augenblicke an.
<< Lass uns rein gehen! >>, sagte er lächelnd.
Seine Sorge hinter sich lassend, folgte er ihm hinein in eine der warmen Höhlen und bereute seine Entscheidung in keiner Weise.
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