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Melaine wusste, dass sie nichts anderes erwarten hätte erwarten dürfen, wenn sie sich ein weiteres Mal in die Lehre eines anderen begab, und doch waren die Worte des Hohepriester wie Lebertran und hinterließen noch, nachdem die Magierin längst mit dem Zerschneiden der Pflanzen begonnen hatten, einen bitteren Nachgeschmack.
Säuberlich hackte die kleine Klinge in der Hand der Rothaarigen den Anweisungen des Heilers folgend die Kräuter auf dem Baumstumpf klein. Sie hatte nichts anderes gefunden, was sich auf bessere Weise als Arbeitsfläche hätte nutzen lassen. Die Rüstungsteile, die ihr die Soldaten angeboten hatte, nachdem sie einige gefragt hatte, ob sie eine Unterlagen zu schneiden hatten, waren allesamt verrostet und somit der Sache nicht dienlich. Bei dem Letzten von ihnen war sie kurz davor gewesen, ihm seine Rüstung solange um die Ohren zu hauen, bis der Rost absplitterte, nur damit er verstand, was falsch daran war. Der Blick aus seinen blauen Augen, als sie lediglich geseufzt hatte, hatte vor Unverständnis nur so getrieft. Manche Männer waren einfach so dermaßen…
Die Zauberin hob den Blick und beobachte den Hohepriester einen kurzen Augenblick, der ein wenig abseits von ihr saß und doch den Blick nicht von ihrer Arbeit richtete. Wenn sie es nicht gut machte, würde sie wahrscheinlich das gleiche Seufzen erwarten, welches sie dem Soldaten entgegen gebracht hatte.
Der Baumstumpf war trocken, obschon es den letzten Tag kurzzeitig geregnet hatte. Ihre Magie hatte ein weiteres Mal gute Dienste geleistet und ihre Finger hatten das übrige dazu beigetragen, dass die Oberfläche auch einigermaßen sauber war. Es sollte reichen… es musste.
Die letzten Kräuter, fein geschnitten, landeten im Fett und wurden von der Hand der Wassermagierin sorgsam darin zerdrückt und verrieben, bis das Ganze wieder eine homogene, wenn auch unansehnliche Masse ergab. Zwei Tropfen der unbekannten Flüssigkeit folgten und wurden ebenso untergerührt, ehe Melaine sich erhob und sich zu Ceron begab.
„Nun, so gut es ging.“, kündigte die Magierin dem Heiler den Anblick der Salbe an und reichte ihm den Becher. „Was ist das hier eigentlich?“, fragte die Zauberin und hielt das kleine Fläschchen hoch, nur um es kurz darauf dem Hohepriester in die Hand zu drücken. „Vielleicht sollte ich derweil damit beginnen, die Salbe den Verletzten anzubieten?“
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Die Worte des Hühnen drangen in seine Ohren.
Gib dir nicht die Schuld, Ra'mon. Du hast diese Rekruten wahrscheinlich so gut ausgebildet wie du es in dieser kurzen Zeit hättest machen können. Das ist Krieg und im Krieg sterben Menschen. Vielleicht waren sie nicht auf den Kampf vorbereitet, aber auch andere Tapfere Krieger starben. Sie starben für ihre Sache, und für eine Sache zu Kämpfen ist... ja, ist was den Menschen ihre Hoffnung schenkt. Ok, sie waren Söldner aber vielleicht haben sie das Geld gebraucht. Sei es für ihre Familie oder aus anderen Gründen. Sie sind einen ehrenhaften Tod gestorben und sie können sich glücklich schätzen eine Ausbildung erhalten zu haben. Und wenn ich mir dich so anschaue, dann denke ich hätten sie keine bessere Ausbildung erhalten können. Hätte wer anders sie ausgebildet hätten vielleicht keine Schüler überlebt. Also sei Stolz auf deine Schüler."
Snydex versuchte eine Art Lächeln über seine Lippen zu bekommen aber das was Ra'mon erlebt hatte... das wollte er selbst nicht erleben.
Hatte er überhaupt die richtigen Worte gefunden? Snydex war jung und er plapperte einfach das raus was er gerade dachte. Und er kannte den Tod nur zu gut.
Ra'mons Worte rissen tiefe Wunden in Snydex innerem auf...
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Ra'mon dachte einen Moment über die Worte des Mannes nach.
"Vielleicht hast du Recht...auch wenn ich das alles nicht so einfach hinter mir lassen kann. Aber...für heute bin ich mehr als genug nur hier herumgesessen und habe mir das Hirn zermartert über Dinge, die ich ohnehin nicht mehr ändern kann."
Der Hüne stand auf, rang sich zu einem leicht gequälten Lächeln durch und sagte zu Snydex:
"Komm, lass uns hinein gehen. Du hast mit Sicherheit Hunger und ich habe immer noch meinen letzten Sold, den ich ausgeben kann. Bei der Gelegenheit kannst du mir ja deine Fundstücke einmal zeigen und mir eventuell ein paar Takte über diesen Ort hier erzählen. Ich war zwar schon einmal in Silden, bin damals jedoch nur für kurze Zeit hier verweilt und dann schnell weiter gezogen. Ich habe ein paar der Besucher davon reden hören, dass es hier einmal anders ausgesehen hat. Viel...lebhafter und so..."
Mit diesen Worten hielt der Braunhaarige Snydex die Tür der Taverne auf und trat anschließend nach ihm ein. Es war nicht viel los und darum war es keine große Kunst einen freien Tisch zu finden.
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Gemeinsam gingen die beiden in die Taverne. Ra'mon hatte noch etwas Sold übrig den er dafür nutzte ihm und Snydex ein kühles Bier zu bestellen.
"Viel habe ich nicht mitgenommen" sagte Snydex und nahm noch einen Schluck Bier.
"Das meiste war unbrauchbar. Naja, allerdings habe ich einen neuen Köchen und ein paar Pfeile mitgehen lassen. Und dieses Schwert hier"
Er zog das Schwert aus der Scheide und zeigte es Ra'mon.
Der Hühne warf einen Blick auf das Schwert und Snydex meinte ein leichtes Zucken in seinen Augen zu sehen, worauf Snydex aber erst nicht reagierte.
"Un zum Thema Silden. Nunja auch ich bin noch nicht lange hier. Soweit ich weiß war es hier auch mal lebhafter aber ich glaube ich habe mal was von einer Pest oder sowas aufgeschnappt. Sicher bin ich mir allerdings nicht. Und falls du dich hier umsehen möchtest, besonderes gibt es hier leider nicht zu sehen, es sei denn du magst hohes Gras." Langsam gelang es ihm wieder zu lächeln.
Ra'mons Reaktion auf das Schwert machte den Schützen neugierig, dennoch fragte er nicht danach, vielleicht waren auch damit schlechte Erinnerungen verbunden.
"Aber genug davon. Was ist mit dir? Was hast du jetzt eigentlich vor? Ich kann mir kaum vorstellen das du in Silden alt werden möchtest..."
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Die insgesamt gedrückte Stimmung milderte sich nicht unbedingt durch den Umstand, dass die Grüne Krähe in letzter Zeit ein wenig mehr Besuch kam. Im Gegensatz zu den Zeiten als Silden noch weitaus bewohnter war, erschien die Taverne wie ausgestorben, nur einige Fischer hatten sich hier niedergelassen, um bei einem kühlen Bier die anstrengende Arbeit des Tages hinter sich zu lassen.
<< Mache kein gutes Geschäft mehr, weißt du? >> Aidar besaß einen bedrückten Gesichtsausdruck. Zwar fluchte er immer, wenn die Gaststube randvoll war und er zwischen den Tischen hin und hereilen musste, ohne rechten Plan, wie man alle Bestellungen zugleich erfüllen sollte, doch schlug es ihm viel mehr aufs Gemüt, wenn kaum Besucher da waren und er nichts zu tun hatte. Idun nickte, als Aidar mit zwei Krügen Bier zurückkam. Auch wenn ihnen nicht so recht der Sinn danach stand, brachte der Wirt stets Nachschub, damit er zumindest das Gefühl hatte gebraucht zu werden.
<< Eine schlimme Sache das! >>
Beide starrten gedankenverloren in ihren wieder aufgefüllten Krug und sahen nur kurz auf, als zwei Männer, ein braunhaariger Hüne und ein etwas kleinerer Mann mit einem Kapuzenumhang eintraten und etwas bestellten. Freudig schritt Aidar zu ihnen und nahm umgehend ihre Wünsche zur Kenntnis. Als er sich danach wieder zu Idun setzte wirkte er auf seltsame Weise fröhlicher. Idun ließ ein leises Seufzen vernehmen. Unweigerlich fuhr er mit seiner Hand an seinen Hals, welcher wieder zu schmerzen begonnen hatte. In dem Gedanken, die Sucht besiegt zu haben, war er davon ausgegangen, dass die Sache ihn nicht mehr interessieren würde, aber in letzter Zeit war ihm schmerzlicher denn je aufgefallen, dass sein Vorrat an dem verteufelten Kraut zur Neige gegangen war.
<< Sag mal, Aidar. Du hast nicht zufällig noch was Gutes in petto? >>
Der Wirt lachte. << Natürlich, für einen guten Freund ist immer ein edler Tropfen im Hause! >>
<< Nun ja, ich dachte da eher an etwas Sumpfkraut. >> Iduns Stimme senkte sich merklich, auch wenn er versucht hatte gefasst zu klingen. Aidar seufzte ausgiebig.
<< Du bist also immer noch nicht los, was? Du weißt, das Zeug ist auf Dauer... >>
<< Ja, das hast du mir schon mal alles gesagt, aber ich wäre dir für den Moment sehr verbunden, wenn... >> Bei dem bloßen Gedanken an das Kraut fing sein Hals und auch sein Kopf ausdauernd an zu stechen. Aidar bewegte seinen Kopf und es sah aus, als würde er ihn schütteln und dabei nicken.
<< Ist schon gut, wenn es so dringend ist... Warte einen Moment! >>
Bereits wegen der bloßen, irrationalen Vorfreude auf einen neuen Stängel tadelte sich Idun innerlich, doch wenigstens half es die Schmerzen zu lindern. Als ihn Aidar schließlich das zusammengedrehte Kraut in die Hand drückte und entzündete, entschwammen sämtliche negativen Erinnerungen und Gefühle aus seinem Bewusstsein, seiner Welt und stattdessen tauchte er ein in eine sanfte Woge, die ihn gleichsam zu tragen, als auch zu wiegen schien.
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Es war wahrlich nichts besonderes, was Snydex da vom Schlachtfeld aufgesammelt hatte. Ein paar Pfeile, ein gebrauchter Köcher...das einzig wertvolle schien das Schwert zu sein. Als Ra'mon eben jenes in die Hände nahm und begutachtete, glaubte er darin eine Waffe zu erkennen, die einst einem seiner Schüler gehört hatte. Seine Augen weiteten sich bei dieser Erkenntnis und schon kurz darauf war er felsenfest davon überzeugt dieses Schwert zuletzt in den Händen eines seiner Rekruten gesehen zu haben. Allerdings beschloss der Hüne kurzerhand nichts dergleichen zu erwähnen. Der junge Mann war tot und konnte mit seiner Waffe jetzt wahrlich nichts mehr anfangen. Zudem wollte er dieses Thema heute abend nicht noch einmal mit Snydex besprechen. Also lauschte er lediglich weiterhin den Worten des jungen Mannes und versuchte dabei eine einigermaßen freundliche Miene zur Schau zu tragen. Als Snydex ihn schließlich fragte, was er jetzt eigentlich vor hatte, konnte ihm Ra'mon auch nicht wirklich sofort eine Antwort geben.
"Was ich jetzt vor habe? Gute Frage. Hier bleiben auf jeden Fall nicht. Vielleicht gehe ich wieder auf Wanderschaft, durchstreife Myrtana und suche mir mal hier und mal da Arbeit. Eines steht jedoch fest: ich werde mich in keine militärische Struktur mehr einfügen. Ich habe genug davon herumkommandiert zu werden oder gar Anderen todbringende Befehle zu erteilfen. Wenn ich schon kämpfen muss, dann alleine...oder begleitet von Männern, die vollkommen freiwillig und unabhängig handeln. Allerdings...ich möchte das Kämpfen auch nicht mein Leben bestimmen lassen. Ein ruhiger Ort an dem ich mich niederlassen könnte, würde mir schon genügen."
Der Adelige sah sein Gegenüber an und nahm einen kräftigen Zug von seinem Bier.
"Wie sieht es bei dir aus? Irgendwelche Pläne? Jemand, der dich herumkommandiert?"
Bei den letzten Worten grinste der Braunhaarige.
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"Haha. Nein, mich kommandiert keiner herum, jedenfalls immoment nicht. Aber wenn du einen ruhigen Ort zum niederlassen suchst kann ich dich dorthin führen."
Sollte er ihm wirklich den Weg nach Beria zeigen? Ja, er würde es machen, diesem Ra'mon konnte man vertrauen. Aber den Namen würde er ihm nicht verraten. Den musste er selbst herausfinden.
"Nun, es sei denn du möchtest hier bleiben oder alleine losziehen. Ich werde auf jeden fall und alles spätestens morgen aufbrechen. Wenn du mit kommen willst kannst du dies tun." Er nahm einen letzten kräftigen Schluck aus dem Krug.
"Ich denke aber ich werde eher morgen aufbrechen. Noch ein Bier bitte! Und für meinen Freund hier auch!" rief er der Wirtin zu, die daraufhin einen entnervten Blick zurückwurf.
"Naja und zusammen wäre mir nicht so langweilig. Ich werde verrückt wenn ich niemanden zum reden habe..."
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"Nein, das ist doch keine Selbstbedienung hier", murmelte Ceron während er das Fläschchen verstaute. "Das ist ein recht einfaches und doch sehr wirksames Wundschlusselixier, welches ich in Vengard hergestellt habe. Sie haben dort einen schönen Kräutergarten, der jeden Alchemisten zum Schaffen inspiriert. Die Rezeptur stammt von mir... experimentell getestet. Du bist die Erste, die es nun als Zugabe zu einer Salbe erprobt." Mittlerweile standen sie bereits vor dem Mann mit der Bauchwunde. Ihn hatte es eindeutig am schlimmsten erwischt. "Schau mir gut zu, hör mir gut zu und fühle mit", bat er sie ehe er den Stock niederlegte und sich zum Mann hinunterkniete.
"Euch hat's recht arg erwischt, was? Was war das?" - "Eine Orkaxt" - "Hab ich mir schon gedacht...", murmelte Ceron und deutete auf die Verletzung. "Kein sauberer Schnitt. Nun, darf ich?" - "Nur zu, Magier, nur zu", stöhnte der Soldat und hob ächzend seinen Arm. "Ganz ruhig... den Arm lasst ihr mal besser unten." Er fasste den Arm des Soldaten mit beiden Händen und legte ihn behutsam auf den Reisebeutel. "So schmerzt es nicht, oder?" - "Nein...", kam zur Antwort. Ceron betrachtete die nun freigelegte Wunde abermals. Sie verlief seitlich etwa auf Höhe des Bauchnabels. "Hat euch ohne Rüstung überrascht?", fragte er schliesslich verwundert. "Rüstung? Sowas haben sie uns nicht gegeben. Meinten wohl, ein Schwert würde reichenAAAhhhh" - "Tut mir leid", sprach Ceron und nahm die Hand von der eben angetasteten Rippe. "Sieht so aus, als wäre noch eine Rippe gebrochen."
"Da können wir jedoch nicht viel machen. Es wird eine Zeit dauern, doch die wird von alleine wieder verheilen, wenn ihr euch schont. Ich werde jetzt die Wunde reinigen, was sehr schmerzhaft sein wird. Dann trage ich die Salbe auf und schliesslich werde ich euch verbinden." Der Mann, welcher seit der Berührung der gebrochenen Rippe auf die Zähne biss, nickte bloss stumm. So machte sich der Heiler ans Werk: Er tunkte ein sauberes Leinentuch in den stärksten Fussel, den sie hatten, und reinigte damit die Wunde. Stetig kribbelte es ihn in den Fingern, doch er unterdrückte das Verlangen, Heilmagie einzusetzen, erfolgreich. Währenddessen erklärte er ruhig, was der Mann mit der gebrochenen Rippe alles unterlassen sollte. Daraufhin trug er vorsichtig etwas von der Salbe auf die Wunde und bat den Soldaten schliesslich, er möge aufsitzen, damit der Verband richtig angelegt werden konnte. Ceron griff in seinen scheinbar unendlichen Vorrat an Verbandsmaterial und legte eng an. Bei Verbänden am Bauch waren keine besonderen Muster möglich. Dennoch galt es aufzupassen, die gebrochene Rippe nicht abzudrücken und idealerweise sogar etwas zu führen. "Wie fühlt sich das an?", fragte er als er fertig war. Der Mann drehte den Oberkörper etwas nach links und rechts und meinte dann: "Fest, aber gut." "Bittesehr", antwortete der Heiler und nickte Melaine dann auffordernd zu.
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Zwischen Gotha und Faring
Menschenleer blieb Gotha zurück. Es war keine Zeit aufzuräumen und es waren keine Männer für eine Besetzung der Feste entbehrlich. Bis die ehemalige Paladinhochburg wieder in ihrem alten Glanz erstrahlte, würde noch viel Zeit ins Land gehen. Wie Iwein seinen Blick ein letztes Mal auf das Nordende des Tals richtete und allmählich die Ereignisse der letzten Nacht in ihrem vollen Umfang zu begreifen anfing, da fragte er sich ob dies nun überhaupt jemals wieder der Fall sein würde.
Gothas Anblick war so trostlos wie zuvor.
Doch statt mit Schrecken war er nun mit unermesslicher Trauer verbunden.
Dabei blieb keine Zeit zu trauern. Die gefallenen Paladine hatte man so würdevoll wie in der gebotenen Eile möglich unter einem Hügel im Tal von Gotha begraben. Nur Rhobar II. folgte den Überlebenden, aufgebahrt. Aber er würde seine Truppen nicht mehr selbst in die entscheidende Schlacht bei Faring führen, sondern seine letzte Reise nach Vengard antreten. Die Armee war somit führerlos geworden — und das mitten im Krieg.
Niemand sprach.
Iwein beobachtete seine Kameraden, doch nicht ein einziges Augenpaar begegnete seinem Blick. Der Zug der Paladine nach Faring war ein schweigender, ein schleppender. Gegen ihre eigenen gefallenen und wiedererweckten Brüder kämpfen zu müssen und bei diesem schrecklichen Kampf ihren König zu verlieren, hatte die Streiter müde und bedrückt gemacht. Eine Lethargie bedrohte den gesamten Orden zu befallen. Dieser Orden war nur ein kleiner Teil der Armee, doch ohne den feurigen Kampfesmut der Streiter war nicht eine einzige weitere Schlacht zu gewinnen. Erlosch der Mut in den Herzen der Paladine, so war das ganze große Heer zum Scheitern verdammt.
Das kann nie und nimmer Innos’ Wille sein!
»Ferox!«, sprach Iwein den Großmeister an, als er ihn endlich an der Spitze des Zugs gefunden hatte. Er wollte das Schweigen brechen, ihm seine Beobachtungen mitteilen, seine Gedanken, dass es irgendwie weitergehen musste. Jedoch — Als Ferox’ Augen ihn fixierten, war Iwein nicht wenig überrascht: Nicht eine Spur von Kampfesmüdigkeit oder gar Lethargie sprach aus ihnen, sondern ungebrochene Zuversicht! Es war, als wollten sie sagen: Jetzt erst recht!
Iwein nickte und lächelte. Er nahm dies als Zeichen, dass auch seine eigene Sicht der Dinge die richtige war. Und es bestätigte ihn in einer Entscheidung, die er im Grunde schon in Montera getroffen hatte, als Ferox den übermächtigen Orkgeneral im Zweikampf entgegen getreten war. Rhobars Tod aber war es, der den Zeitpunkt der Umsetzung dieses Gedanken markieren musste.
»Hier. Françoise hat ihn wiederhergestellt. Vielleicht ist jetzt seine Zeit gekommen, falls Innos je eine Rolle für ihn vorgesehen hat.« Er hielt seinem Großmeister ein Bündel hin, das bislang zu seinem wenigen Gepäck gehört hatte. »Er gehörte einst dem Ersten Paladin. Und auch du bist jetzt der Erste von uns … wenn man so will.«
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Nördliche sildener Wälder, Höhlenfestung der Rattensippe
Der Morgen hatte in der gleichen Tristesse begonnen, wie der Vortag geendet hatte. Dicke, in den unterschiedlichsten Grauschattierungen gehaltene Regenwolken hingen drohend über dem Bergmassiv im Westen Sildens. Der Herbst hielt die sildener Wälder fest in seinem nasskalten Griff.
Am späten Nachmittag hatten sie dann endlich die Maultiere aus den Stallungen geholt und auf die Schiffe geführt. Yared hatte nocheinmal das kleine Tal oberhalb der Festung aufgesucht und war am Grabe Benjens gewesen. Jetzt war er dabei in die Wohnräume des Ostflügels hinabzusteigen. Núria hatte sich seit Tagen hier irgendwo vor ihm und der Arbeit verkrochen, sollte aber die Abfahrt nicht verpassen.
Sie hatten lange gebraucht, länger als ursprünglich vorgesehen. Aber an sich war es kein Wunder gewesen. Yared hatte sich mit Hatlod und Kusteau beraten. Sollten die Königstruppen nach Westmyrtana gelangen - früher oder später würde es so weit sein - würden sie sich durch den Bootsbau in einer geheimen Höhlenfestung nicht mehr ernähren können ohne unerwünschte Aufmerksamkeit zu erwecken. Der Ältermann hatten den beiden Sippenältesten die Wahl gelassen, entweder nach Silden zu zeihen oder gemeinsam mit dem übrigen Waldvolk nach Beria zurückkehren, wenn sich die Situation in Südmyrtana beruhigt haben würde.
Das Kaminzimmer, Ort der Wiederauferstehung der Rattensippe, lag im warmen Licht des Feuers des namensgebenden großen Kamins. Der Sippenführer hatte hier so manchen Abend verbracht, allein und in geselliger Runde. Nun würde er diesen Ort bald für lange Zeit, wenn nicht gar für immer hinter sich lassen. Er war durchnässt von seinem Ausflug an die Oberfläche zurückgekehrt und, während er so da stand am Treppenabsatz bildete sich ein kleiner See aus Regenwasser um seine Lederstiefel.
Der große Raum lag verlassen da, bald würde der Kamin erkalten und niemand mehr würde sich hier regen außer einigen Ratten und Weberknechten, die die zurückgelassene Höhlenfestung schnell in besitz nehmen würden.
Yared wandte sich der gegenüberliegenden Wand zu. Durch die geschlossene Küchentür drangen die Geräusche lebhaften Werkelns.
Gerade als er eintreten wollte, öffnete sie sich und Kusteau trat heraus. Der ältere Herr, Yareds Berater in den Belangen der Tradition der Rattensippe und des Waldvolkes, der Tüftler und Erfinder unter den begabten Handwerkern in seinem Gefolge, rauchte gemütlich sein Pfeifchen und trug einen Stapel Teller.
"Ich decke schon mal fürs Frühstück." meinte er, "Wann legt ihr ab?"
"Heute Nacht noch, Meister Kusteau. Ich will die Maultiere nicht länger als nötig in die Schiffsbäuche sperren."
Der Schiffsplaner nickte bedächtig mit leicht verkrampftem, verbissenem Gesichtsausdruck, doch seine wässrigen hellgrünen Augen strahlten Güte und Freundlichkeit aus.
"Wie habt ihr euch entschieden? Habt ihr euch überhaupt schon entschieden?"
"Haben wir, Yared, haben wir.", brummte er, während er die Teller auf dem langen Eichentisch verteilte.
"Wir werden nach Samhain gen Beria ziehen, gemeinsam mit den Anderen. Die werden dort gut noch die eine oder andere Hand gebrauchen können, bei der Instandhaltung der Boote in den Höhlen."
Nun war es an Yared bedächtig zu nicken.
"Gut, dann weiß ich ja wo ich euch finden werde. Ich wünsch euch einen guten Umzug."
"Danke, Yared, wir wissen zu schätzen was du für uns getan hast."
Der Ältermann zog zweifelnd die Stirn in Kraus.
"Was habe ich denn Großartig für euch getan?"
Meister Kusteau lächelte."Ich denke, das weißt du genau, auch wenn du vielleicht nicht spüren kannst, wie viel es uns bedeutet, dass du uns eine Sippe und ein Heim geboten hast in den Tagen, als der Tod nach Silden kam. Vergiss es nicht, du kannst stolz auf dein Werk sein, auch wenn nicht immer alles so lief, wie geplant - es läuft nie wie geplant." "Ich weiß, Kusteau, ich weiß, manchmal fehlt mir nur der nötige Wille, nicht den Kopf in den Sand zu stecken. Mal was anderes: Weißt du wo ich Núri finde?"
Melyssas Vater wies auf die Küche.
"Sie ist in der Küche bei Rikka und ihrer Mutter."
Yared zog seine linke Augenbraue in die Höhe. Núrias Mutter? Das konnte nicht sein, sie war doch vor Monaten im Fischerviertel verbrannt, wenn sie nicht vorher am schwarzen Tod elendig krepiert war.
"Nein du hast dich nicht verhört.", beantwortete Kusteau die unausgesprochene Frage, "Aidar und ein paar Sildener haben Saoirse aus dem Keller einer der abgebrannten Hütten in Silden gerettet. Sie hat verdammtes Glück gehabt, dass ihre Hütte überhaupt einen Keller gehabt hat. Wir haben sie dann hier hergebracht. Sie hatte hohes Fieber, war am Rande zu Beliars Reich, aber Rikka meinte sie können noch zurückkehren. Hatlods Frau hat sich mehrere Monde um sie gekümmert und, dass Saoirse Núrias Mutter ist, wissen wir auch erst, seit sie vor einem Dutzend Nächte das erste mal erwachte."
Das erklärte zumindest, das Verschwinden seiner Tochter, dachte Yared. Kein Wunder schließlich ließen sich es die meisten Töchter nicht nehmen, ausgiebig Zeit mit ihren totgeglaubten Müttern zu verbringen.
Geändert von Yared (19.11.2010 um 15:34 Uhr)
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Er erwachte in einer Welt, die ihm gleichsam vertraut war, dennoch fremd wirkte. Die Bäume raschelten behaglich, wenn der Wind sie streichelte. Die Wiesen waren saftig grün, ein blauer Himmel zeichnete sich am Horizont gegen scharfkantige Felsen ab. Das Zwitschern der Vögel, ein Bächlein rauschte ganz in der Nähe. Sehr idyllisch. Doch wo war Stoffel?
Waylander war doch am Lagerfeuer neben ihm gelegen, sie hatten gegessen, getrunken, geredet. Jetzt war er weg, und es war strahlend heller Tag. Waylander schnappte sich seine Axt und suchte die Umgebung ab. Nichts. Und das wahrhaftig. Bis auf die Geräusche des Windes, des Baches, der Scheißvögel. Nichts! Waylander marschierte los in die Richtung, wo er den Bach vermutete. Zwar hatte er einen Pfad entdeckt, doch der Krieger vermied meist die vorgefertigten Wege und schlug sich abseits durch die Büsche. Ein fließendes Gewässer würde ihn sicher irgendwann zu einer Siedlung führen. So hoffte der Krieger.
Nach ein paar Minuten schwand die Hoffnung. Und – Waylander würde so etwas nie laut sagen – aber er hatte das Gefühl, dass er allmählich den Verstand verliert. Diese Welt war gänzlich anders als das, was er kannte. Das fing beim Gestrüpp an, das sich wie von Geisterhand in Luft auflöste, wenn sich der Krieger näherte. Zuerst hatte es der Söldner gar nicht bemerkt, er war zu sehr in Gedanken. Doch dann so ganz langsam machte er sich Sorgen. Er versuchte, nach einem Halm zu greifen, jedoch schwand das Gewächs, bevor er es anlangen konnte. Waylander nahm sich vor, nicht mehr abseits des Weges zu gehen. Allerdings fand sich auch auf dem Trampelpfad Illusteres.
Kleine Lichter. Waylander hätte schwören können, nüchtern zu sein. Hätte ihn wer gefragt. Doch das tat niemand. Seit einer gefühlten Ewigkeit hatte er nichts gesehen, außer den immergrünen Wiesen. Aber plötzlich tauchten Lichter auf. Mal ganz zaghaft in der Ferne wie die ersten Sonnenstrahlen eines jungen Morgens. Mal wie ein durch Zauberhand erschaffener Feuerball direkt hinter einem Stein. Waylander sah nach. Die kleinen Lichtpunkte woben sich um eine rot blühende Pflanze und stoben spiralförmig in den Himmel. Waylander rührte das Gewächs nicht an. Es würde ohnehin verschwinden wie die Büsche zuvor.
Ein Geräusch. Nichts von den bekannten. Ein Gackern. Waylander verließ den Weg, weit musste er nicht gehen. Hinter einem großen Felsen lauerte ein Scavenger. Das vertraute Gebrüll des Tieres ließ den Krieger lächeln. Doch nicht alles so fremd, wie er gedacht hatte. Waylander ließ Snaga aus der Halterung gleiten. Der Scavenger griff an.
Waylander wollte dem Angriff seitlich ausweichen, doch das schlug fehl. Nein, er machte nicht wie gewohnt einfach zwei Schritte zur Seite. Der Krieger warf sich zu Boden, rollte über die Schulter ab und kam wieder auf die Füße. Waylander konnte gar nicht rollen. Nicht nur das, jetzt stand er verblüffender Weise auch mit dem Rücken zu dem Angreifer. Irgendwas stimmte hier nicht. Irgendwie hatten Tiere die Gesetze der Welt verändert. Waylander drehte sich um, musste erneut ausweichen, rollte diesmal nach vorne unter dem Schnabel des Scavengers hinweg. Aus der Erfahrung gelernt, drehte er sich diesmal rascher um, holte mit seiner Axt aus und versetzte dem Vieh einen Streich in die Seite. Der Scavenger wich schwer blutend zurück. Waylander wollte erneut angreifen, schwang seine Axt in hohem Bogen, doch bevor er zum Streich ausholen konnte, begann die Waffe zu glühen. Vor Schreck ließ der Krieger sie fallen. „Bei allen Hexern, was ist hier los“, brüllte Waylander. Doch niemand hörte ihn. Der Scavenger kroch von ihm fort, und das letzte, was er von sich gab, war ein gequältes Röcheln. Dann war er tot. Zögerlich nahm der Krieger seine Axt. Sie war nicht heiß, wie er erwartet hatte. Er steckte sie in die Schlaufe und stapfte des Weges.
Die Landschaft änderte sich, die grünen Wiesen schwanden, immer mehr Bäume säumten den Pfad, den Waylander nicht mehr verlassen wollte. Immer noch wunderte er sich, nein, er wartete eigentlich nur darauf, hinter der nächsten Biegung ein Holzfällerlager vorzufinden. Oder eine Hütte. Irgendwas. Tatsächlich fand er etwas.
Das Steinmassiv öffnete sich und entblößte einen dunklen Höhleneingang. Waylander hielt kurz inne. Der Söldner in ihm sagte, dass er weiter seines Weges ziehen solle. Der Abenteurer in ihm sagte, dass ein kurzer Blick nicht schaden könne. Waylander nahm diesmal das Schwert, da er der Axt nicht mehr traute und ging in die Höhle. Der Ausflug endete abrupt.
Hätte der Krieger nicht aufgepasst, wäre er gegen die Holzwand gelaufen. Als seine Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, blickte er auf eine fein säuberlich gezimmerte Holzwand. Es gab eine Tür, doch die war verschlossen. Waylander grinste, zog Snaga und hieb mit einem wuchtigen Schlag auf das Hindernis. Nichts. Nicht mal ein Kratzer. Waylander schnaufte, steckte die Axt weg und fluchte lästerlich. Dann marschierte er weiter.
Es war schon dunkel, als er das kleine Dorf erreichte. Palisaden umgaben es, aber die Tore standen offen und waren unbewacht. „Das macht ja auch irgendwie Sinn“, dachte der Krieger. Er war zwar schon einige Stunden unterwegs, müde war er aber nicht. Im Gegenteil, er fühlte sich merkwürdig frisch und ausgeruht. Und offenbar ging nicht nur ihm das so. In dem Dorf herrschte reges Treiben. Menschen überquerten die zwei Gassen zwischen den vier Hütten, ein Schmied hämmerte. Irgendwo klopfte es beharrlich. Waylander zuckte mit den Schultern. „Hey du“, rief er einer Frau zu. Doch die reagierte gar nicht, ignorierte ihn. Waylander kniff die Augen zusammen. „Hey, hallo, ich rede mit dir“, sagte er, doch die Frau marschierte an ihm vorbei. Wohl taub, dachte der Krieger, ging zu einer Gruppe Männer, die um ein Lagerfeuer herum saßen. „Sagt mal, könnt ihr mir sagen, wo bei Beliars fettem Arsch ich hier gelandet bin?“, sagte er in die Runde. Doch keiner antwortete ihm. Wie Tote starrten sie in die Flammen. Waylander blickte in die Gesichter. Die Männer mussten Brüder sein, Zwillinge, Drillinge? Sie sahen sich zum Verwechseln ähnlich.
„Ist das ein Spiel, wollt ihr mich verarschen?“, donnerte der Krieger. Nichts. Er zog sein Schwert: „Ich schlag euch die Köpfe ein, wenn hier nicht bald jemand mit mir spricht!“, brüllte er. Mit der Spitze der Klinge stach er leicht in Richtung eines der Männer. Eigentlich hätte er den Mann am Arm treffen müssen. Doch sein Schwert glitt glatt hindurch. Waylander riss die Augen auf. „Verfluchte Geister“, rief er. Dann zuckte sein Körper. Etwas rüttelte an ihm.
„Waylander, wach auf, du brüllst hier den Wald zusammen!“ Waylander hatte Mühe, die verklebten Augen zu öffnen. Er blickte in Stoffels Gesicht. „Was?“, murmelte der Söldner schlaftrunken. „Du hast geträumt“, urteilte der Händler, „und deutlich lautstark, Innos, Adanos und Beliars fetten Arsch verflucht“, sagte Stoffel und grinste. Waylander wischte sich den Schlaf aus den Augen. „War wohl nichts Angenehmes?“, fragte Stoffel immer noch mit dem Grinsen im Gesicht. „Ich kann dir sagen“, murmelte Waylander und drehte sich auf die Seite, „ich war in einer leblosen Welt mit Zombies in Bauernkleidung. Das war krank. So was kann sich nur ein krankes Gehirn ausgedacht haben. Ich hoffe, das muss ich mir nicht noch mal anschauen.“ Dann schlief er wieder ein.
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Nördliche Sildener Wälder
Was für eine schöne Stadt es doch war. Grün, ruhig gelegen und mit der unbändigen Assoziation "Freiheit" bestückt... nun liegt sie zerstört und verlassen dar und bietet nur einen traurigen, verwucherten Anblick in der Nacht. Bei Tage muss die Verwüstung noch schlimmer sein. Die Natur wächst stetig weiter und umschlängelt jede noch so kleine Erinnerung, die an diesem Ort haftet mit ihren Ranken und Farnen.
Cotton stand alleine an einen Baum gelehnt und rauchte seine Pfeife. Mit den Angelegenheiten um diese Höhle hatte er wenig zu schaffen, auch wenn Arentin ihm einst die Bedeutung dieser Gewölbe nahegelegt hatte. Die Höhle der Rattensippe... hörte sich wild an.
Mit einem Seufzer bekundete der alte Seemann seine Müdigkeit und blinzelte in Zeitlupe mit den Lidern. Bewegte sich da etwas vor ihm? Wohl nur ein Ast im Wind. Er hatte einfach zu wenig geschlafen und die Dauer der Überfahrt damit verbracht, in seinem Buch zu lesen, dessen Gebrauchsspuren nun nicht mehr nur von dem alten Besitzer stammten, sondern durch Cottons grobe Hände noch erweitert wurden. Mit einem kleinen Kohlestift umkringelte er Sätze und Ausdrücke, die ihm besonders gefielen und die er unter Umständen einmal selbst gebrauchen könnte. Er war keine Gelehrter und plante auch nicht einer zu werden, doch faszinierten ihn schon immer die Redegewandten, denen zauberhafte Formulierungen so flink von der Zunge gingen. Doch passte es überhaupt zu ihm? Kapitän Yared hatte er nie anders kennengelernt. Schon bei ihrem ersten Treffen ließ sich der philosophische Geist in ihm nicht verbergen und auch Arvideon sprach teils in so verworren, das man sich zu fragen wagte, wessen Verstand in Mitleidenschaft gezogen wurde.
"Cotton? Käptn? Wo steckst du?" Tayons Stimme hallte durch die Nacht.
"Hier drüben." Er blies in seine Pfeife, sodass ein glutroter Schimmer sein dunkles Gesicht erhellte.
"Da bist du ja... sag mal, was machst du hier draußen?"
"Denken... mich umschauen... nicht so wichtig. Was ist los?"
"Wir legen in Kürze ab. Wollen doch nicht ohne unseren Kapitän hier verschwinden oder?"
"Würde ihm nicht gefallen, ganz und garnicht. Lass uns sehen was die anderen treiben."
"Aye."
Geändert von Cotton Gray (19.11.2010 um 01:22 Uhr)
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Nördliche Wasserfälle
Das Feuer knisterte. Kalt war es und viele schliefen schon. Ornlu nicht und auch Suzuran nicht.
"Spürst du es auch?", fragte er. Seine Schülerin fragte nach was. Der Blick des Druiden ging gen Süden.
"Da irgendwo...", meinte Ornlu und rieb sich die kalte Nase.
"Es ist ferner als Varant, aber wenn ich mich völlig der Magie öffne und ihr lausche, dann spüre ich es. Ich kann nicht sagen wie es ist...es ist Tod und Leben zugleich. Es ist merkwürdig. Ich spürte es noch nie. Hmm...", sinnierte er und blickte ins Feuer.
Dann zu ihr. Sie trank gerade aus einem Becher irgend einen Tee.
"Hmm, egal. Vielleicht irre ich mich auch nur. - Worin würdest du deine Grenzen sehen? Ich meine mit der Magie und einem Tier? Und was denkst du, kannst du noch mit Pflanzen anstellen? Meinst du, du bist reif für magische Kämpfe?", fragte der Druide.
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Lehrling
Nördliche sildener Wälder, Höhlenfestung der Rattensippe
In der Küche war es warm und hell und nicht ganz so ruhig wie im Kaminzimmer oder ihrer eigenen Kemenate. Dies war das Reich von Rikka. Die Mutter von sechs Kindern und Frau des sildener Werftleiters, war von gedrungener, kleiner Gestalt und trug ihr dickes blondes mit grauen und weißen Strähnen durchzogenes Haar zu einem Zopf geflochten. Die runzligen roten Wangen und kräftigen blauen Augen unterstrichen das wohlmeinende und resolute Auftreten der Köchin und Kräuterfrau.
Sie erinnerte Saoirse etwas an ihre eigene Mutter, soweit sie sich noch an sie erinnern konnte - es war lang her, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Auf jeden Fall verdankte die Händlerin der Segelmacherin ihr Leben. Dafür und dafür, dass sie Núria, ihr kleine Núri, wieder in Händen halten konnte, pries sie Adanos im Stillen jede Minute die sie nicht durch anderes abgelenkt war. Nachdem sich ihr Kreislauf von den Strapazen des Fiebers erholte hatte und sie nun einige Tage schon wieder auf dem Damm war, hatten ihre Tochter und Rikka einige warme Kleidungsstücke für sie herausgesucht, welche sie gegen das weite Nachthemd eingetauscht hatte. Endlich fühlte sie sich nicht mehr wie eine invalide Bettlägerige.
Bei dem schlechten Wetter saßen sie fast jeden Tag in der Küche der Höhlenfestung und Núria berichtete ihrer Mutter, was inzwischen alles passiert war, dass das Waldvolk nach Südmyrtana in ein Tal namens Beria gezogen war und wie sie von Yared einem Sippenführer adoptiert worden war.
Irgendwie war es seltsam wenn Núria von diesem Yared als ihrem Vater sprach. Saoirse musste dann immer an Markos denken, der an der Pest gestorben war. Sie konnte es direkt vor sich sehen, den bleichen zerschundenen Leib mit den faustgroßen schwarzen Beulen. Es war so grausam gewesen, dass es ihr selbst jetzt noch das Herz zu zerreißen schien und sie die Tränen zurückhalten musste.
Sei kannte diesen Yared nur vom Sehen. Er war ja mal Lagermeister in Silden gewesen und war vor allem durch den Bau dieses Schiffes, der Maera bekannt geworden. Núri schien recht angetan von ihrem neuen Ziehvater. Jedenfalls strahlte sie regelrecht wenn sie von ihm berichtete, genauso wie wenn sie von Rikka ein großes Stück frischen Apfelkuchen bekam.
Saoirse war etwas mulmig bei dem Gedanken, ihre das ihre Tochter nun einer ihr fremden Sippe angehörte und einem fremden Mann anvertraut worden war, so nett Hatlods und Kusteaus Familien sie auch aufgenommen hatten.
Und genau dieses Gefühl wurde besonders stark, als nun plötzlich eine große breitschultrige Gestalt in die Küche trat. Der Mann wirkte etwas unsicher, was er aber offensichtlich zu verbergen suchte. Er hatte die wettergegerbte Haut eines Seemannes und trug einen Vollbart zu den kurzen braunen verfilzten Haaren, die er unter einem Dreispitz verbarg. Die grünen Augen vervollständigten den Eindruck eines intelligenten Waldläufers, der versuchte nicht allzu viel von seinem inneren preiszugeben, was ihm auch recht gut gelang.
"Vater?", begrüßte Núria den Mann, sprang auf und umarmte ihn.
Es versetzte Saoirse einen stich ins Herz, diesen Yared ihre Tochter begrüßen zu sehen, als wäre er wirklich ihr leiblicher Vater.
Dem Sippenführer schien das sichtlich ungewohnt zu sein, so begrüßt zu werden.
"Vater? Mama? Darf ich euch miteinander bekannt machen? Saoirse, meine Mama. Yared mein Adoptivvater."
Saoirse bekam zunächst kein Wort heraus und musste erstmal schwer schlucken. Ihr Herz machte Anstalten sich zu überschlagen.
"Bewahret, Madame.", grüßte Yared sie distanziert. Hieran musste sich wohl nicht nur Saoirse erst noch gewöhnen.
Sie nickte ihm schüchtern zu.
"Núri, eigentlich wollte ich dich abholen. Arentin und die anderen würden gerne aufbrechen, aber ich glaube, ich werde dich hier bei deiner Mutter zu lassen, ihr habt sicher ... viel nachzuholen. Ich ... ich werde mich mit dir in Verbindung setzten, wenn wir bereit sind euch nachzuholen. Ok?"
Núria nickte nur und wünschte ihrem Vater eine gute Reise. Für Saoirse war dies alles zu viel, als dass sie es hätte auf einmal erleben und fassen können und so war sie immer noch in ihren zwiespältigen Gedanken und Gefühlen gefangen, als der Mann sich von Rikka verabschiedete, sich umdrehte, seinen Mantel überzog und die Küche wieder verließ.
Geändert von Saoirse (22.11.2010 um 00:40 Uhr)
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Nördliche Wasserfälle
Kalte Füße und eisige Finger waren das Einzige was Suzuran in dieser Nacht spürte.
"Was meinst du?...mir ist kalt...", nuschelte sie in ihren Becher, um gleichzeitig den heißen Tee kalt zu blasen.
Wo waren die Grenzen? Sie waren auf natürliche Art und Weise in ihrem Innern gegeben. Die Pantherinnen schränkten die Magie ein und öffneten sie in anderen Punkt zur bestimmten Zeit.
"Meine Grenzen? Ich gehe nur soweit, wie es die Natur zulässt...Sie zeigen mir die Grenzen.", meinte sie und zeigte auf ihre Brust.
"Sie sind stärker geworden, ich weiß es. Sie wollen mehr in dieser Welt, jedoch werde ich mich nicht ohne Überlegung ihren Gefühlen hingeben.
Ich weiß ich kann mich in manch Katzenwesen wiedererkennen und ich weiß, dass mir jener Wolf so fern erscheint und doch so nahe ist...
Die Welt jener Katzen steht mir weiter offen, als der Rest..."
Sie blickte ihn an, er war so fern und doch so nah...die Zukunft kannte keiner von Beiden, jedoch genoss man das Jetzt noch in vollen Zügen.
Nachdenklich fuhr sie fort:"Ich kenne den Bogen als Waffe, ich weiß wie tödlich er sein kann...Magie und Kämpfen wann, wenn nicht jetzt?"
Ihre Magie hatte sich zu mehr entwickelt war stärker geworden und half ihr gleichzeitig sie besser zu kontrollieren. Es war mehr Kraftaufwand geworden, mehr Konzentration war erforderlich, aber erstarkt war die Magie sicherlich und Suzu war bereit den Umgang mit ihr zu verbessern.
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Irgendwo zwischen Vengard und Gotha
Der Regen schüttete schon seit dem ersten Strahl der Sonne, als Thara sein Nachtlager abgebaut und sich wieder auf den Weg in Richtung Gotha gemacht hat, wo sich die Armee nach dem Kampf mit den Orks verschanzt haben könnte, so schätzte es zumindest Pedro ab. Da der Bogenschütze noch nie bei Gotha gewesen war und immer gern etwas neues sah machte er sich umgehend auf den Weg dorthin. Doch am Tor war ihm aufgefallen, dass er gar nicht wusste, wo besagter Ort lag. Ein schnelles zurückhasten zu Pedro und eine kleine Wegauskunft später stand Thara wieder am Tor und begann mit seiner Reise.
Dies war am gestrigen Morgen passiert und er Bereute es bereits, nicht doch gewartet zu haben:
Mit schweren Schritten ging der Bogner über den schlammigen Weg, seine Füße musste er immer wieder aus dem Dreck und Moder ziehen, sodass ein stetiges "Flatsch! Flatsch!", seine Wanderung begleitete. Sein Bogen hing, jederzeit griffbereit, an seiner linken Schulter, sein Köcher mit verschiedenen Pfeilen hing, wie immer, an seinem Gürtel und auf dem Rücken hatte er einen großen Sack, in dem er seine Novizenkleidung, Proviant und die wichtigsten seiner Utensilien für den Pfeilbau verstaut hatte, schließlich wusste er nicht, wie lange er ohne auskommen musste.
Seinen Laden hatte der Ben Nathan geschlossen und seinem Nachbar, einem Fischhändler, bescheid gegeben, dass die Leute sich bei ihm melden sollen und er die einzelnen Wünsche aufschreiben soll.
Langsam schritt Thara den Weg hinunter, rechts von ihm gabelte sich bereits der Weg nach Faring und der Novize beschleunigte seine Schritte, was bei diesem Matsch auf dem Boden eigentlich kaum noch möglich war, er wollte nach diesem Marsch nicht von einem Ork niedergeschlagen oder gar getötet werden. Eigentlich, wenn er es sich so recht betrachtete, wollte er am liebsten gar nicht von einem Ork niedergeschlagen oder gar getötet werden. Wobei ein Vorteil sicherlich dann im sterben lag: Man hatte keine Schmerzen. Allerdings hat das niedergeschlagen werden da doch noch größeren Wert, einen unschätzbaren, um genau zu sein: Man lebte noch.
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Nahe Montera
Mit den Schilden auf die Rücken geschnallt liefen die beiden Waldläufer im Eiltempo durch die Wälder, ihrem Ziel Montera und unter Umständen dem Thal-Lager, welches nah an der umkämpften Stadt Gotha lag, entgegen. Es war die letzten Tage über so ruhig gewesen, dass sie den Versuch wagten, die Gegend auszukundschaften, ob die Gefahr gebannt war. Natürlich konnten sich Kriege über Tage, Wochen und sogar Jahre ziehen, doch dafür war Montera nicht ausgestattet. Ein großes Heer würde einfach alles überrollen.
"Wenn alles sicher ist, schicken wir eine Botschaft zu den Wasserfällen. Mit ein wenig Glück herrschen in Beria in ein paar Tagen wieder geordnete Verhältnisse."
"Im Nachhinein betrachtet waren die Vorsichtsmaßnahmen doch ein wenig übertrieben oder?", fragte Orthego, der sich mit dem zusätzlichen Gewicht auf dem Rücken schon angefreundet hatte. Jarvo zog eine Augenbraue hoch und schüttelte den Kopf.
"Ein Seitenhieb dieser Armee hätte und ebenso überrollt. Dann wäre von uns nichts mehr über, nur ein paar versprengte Krieger und jene, die rechtzeitig geflüchtet sind. Nein, es war schon richtig."
Montera. Ruhig sah es vorallem deswegen aus, dass die Bauern ungestört auf den Feldern ihre Arbeit verrichteten und sich nicht um die beiden Krieger scherten. Keine Rauchwolken, keine riesigen Haufen von Leichen. Nur hier und dort wies der Boden Zeichen auf, dass Orkfüße über das Land marschiert waren.
"Ich muss einen kurzen Abstecher machen, Orthego. Meine Eltern wohnen dort drüben."
"Nimm dir alle Zeit die du brauchst."
"Danke."
Langsam ging Jarvo den Feldweg entlang und rief sich in Erinnerung, wie ihm jener Geist prophezeit hatte, dass sein Vater gestorben sei. Damals meinte er ein Stechen in seinem Herz gespürt zu haben, ein Gefühl das ihm sagte, dass etwas Schreckliches passiert war. Doch er hatte es danach vergessen, von der Euphorie des Sieges übertölpelt und von den Ereignissen in Silden mitgerissen. Wie hatte er seine Familie so in den Hintergrund drängen können?
Er klopfte an die Tür und eine Männerstimme rief ihn herein. Als er eintrat sah er jedoch nicht seinen Vater, sondern einen Jüngling von etwa zwanzig Jahren vor ihm, der an dem Tisch saß und sein Mittagessen verzehrte. Der Hauptmann drängte das Bedürfnis, sein Schwert zu ziehen und es dem Unbekannten vor die Nase zu halten zurück und stellte sich stattdessen vor. Nicht jedes Problem ließ sich mit Gewalt lösen.
"Ich bin Jarvo, Sohn dieser Familie... wer seid Ihr?"
"Oh Jarvo, hab schon einiges von dir gehört. Deine Mutter spricht fast jeden Tag von dir. Warte, ich hole sie eben, sie wird sich freuen."
Verwirrt betrachtete der Hauptmann wie der Junge aufsprang und in das Schlafzimmer lief und mit seiner Mutter zurückkehrte. Diese konnte kaum die begrüßenden Worte aus dem Mund herauspressen, da brach sie in Tränen aus und fiel ihm um den Hals.
"Ich dachte schon du seist auch tot, so lange hörte ich nichts von dir."
"Auch?"
"Dein Vater... er... er..."
"Ist schon gut, Mama."
Er nahm sie wieder in den Arm und wiegte sie von links nach rechts. Als sie sich wieder beruhigt hatte, nahm sie am Tisch Platz und goss sich und ihm einen Tee auf.
"Setz dich, es gibt einiges zu berichten."
"Wer ist der da überhaupt?", wollte Jarvo wissen.
"Das ist Kelo, einer der Nachbarssöhne. Ich musste ihn anstellen, die Arbeit hier wächst mir sonst über den Kopf." In knappen Worten berichtete sie von der Lage des Hofes und dem Krieg, von dem sie verschont geblieben war. Von Berenter, Jarvos Vater verlor sie kein Wort mehr.
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Melaine beobachtete die Handlungen des Hohepriester, die akribischen und doch sanften Bewegungen, die stets an die richtigen Stellen zu fassen schienen und bis auf wenige Ausnahmen stets das rechte Maß an notwendigen Druck fand, sodass der Patient nicht unnötig mehr Schmerzen erlitt, als sein musste.
Die Wassermagierin betrachtete die Salbe einen Augenblick, nachdem Ceron sie ihr gereicht hatte und sie angewiesen hatte, es ihm gleich zu tun, bevor sie ihren Kopf hob und ihren Blick über die umstehenden Soldaten schweifen ließ. Es musste jemand sein, der wirklich Hilfe benötigte, aber nicht in der Situation war, ihr möglicherweise unter den Händen wegzusterben. Das wäre kein guter Anfang.
Die Wassermagierin tippte sich mit der freien Hand auf das Kinn und deutete schließlich auf einem Mann, der Gegen einen Baumstamm gelehnt sich den rechten Arm hielt. Auf seinem Gesicht klebte noch das Blut der letzten Schlacht und um seinen Kopf hatte jemand ein wohl einstmals weißes Stoffband geschlungen, das nun dreckig von Blut und Erde war.
„Ich kümmere mich um ihn.“, sprach die Zauberin zu Ceron und machte sich auf den Weg. Sie kniete neben dem verletzten Soldaten nieder und bemühte sich, dass Lächeln auf ihren Lippen nicht allzu unsicher wirken zu lassen. „Guter Mann, ich heiße Melaine und ich kann euch helfen, wenn ihr mich lasst.“, begrüßte die Schülerin der Heilkunst den Fremden, der sie nur verständnislos anblickte.
„Die Wunde, an eurem Arm.“, fügte Melaine hinzu und deute auf die entsprechende Stelle. Wortlos nahm der Soldat die Hand weg und entblößte einen tiefen Einstich.
„Ein Schwertstreich?“, fragte die Zauberin.
„Nein, ein Pfeil.“, war die Antwort.
„Was habt ihr mit ihm gemacht?“
„Rausgezogen.“, murmelte der Soldat mit tiefer Stimme, „Was ist nun? Wolltet ihr mich nicht helfen?“
Die Rothaarige nickte stumm und tauchte einen Stoffstreifen in eine Schale mit sauberem Wasser, ehe sie vorsichtig die Wunde damit zu reinigen begann. Es war nichts, was sie nicht schon getan hatte und somit ging ihr diese Arbeit leicht von der Hand.
Danach betrachtete sie die Wunde etwas eingehender. „Es scheint, als hättet ihr Glück gehabt. Es ist kein Stück des Pfeils stecken geblieben. Könnt ihr den Arm bewegen?“, fragte die Barbiere. Der Soldat nickte und präsentierte wie zum Beweis seine Bewegungsfreiheit, bis ihm Melaine die Hand auf die Schulter legte. „Eine Fleischwunde…“, kommentierte sie und fügte in Gedanken hinzu: Vielleicht
Sorgsam nahm sie etwas der Salbe auf die Fingerspitzen ihrer linken Hand und begann jene sorgsam um die die Wunde herum aufzutragen und schließlich über die Wunde hin wegzustreichen, bis alles in etwa so mit der Salbe bedeckt war, wie sie es zuvor bei ihrem Lehrmeister gesehen hatte.
Ein paar Streifen des Verbandes löste Melaine vom Ganzen und begann den Arm an der Wunde damit zu umwickeln. „Sitzt er gut?“, fragte die Magierin.
„Geht schon.“, murmelte der Soldat und wollte sich erheben, ehe die Wassermagierin ihn mit der Hand auf seiner Schulter wieder herunterdrückte. „Ah, nicht so schnell. Nun schau ich mir euren Kopf an.“
Nur wenige Augenblicke später stand die Rothaarige neben Ceron und deutete auf den Soldaten. „Das solltet besser ihr euch ansehen. Sein Kopf hat ein Loch und sein … Gehirn scheint sich dagegen zu pressen…“
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Nero stand mit seinem Schüler nah am Heereslager und rieb sich den Arm, noch immer war er ein wenig steif von den vielen Untoten die er zerschlagen hatte, die im Endeffekt doch nicht abflauen wollten. Er war mehr als aus der Übung und das merkte man nun mehr denn je, er brauchte mal wieder eine Reihe fordernder Kämpfe, dann sollte sich auch sein Arm wieder einspielen, war er doch noch immer ein wenig gewöhnungsbedürftig seit ihm der Dämon ausgetrieben wurde und sein Arm wieder zu gewohnter normalität zurückgekehrt war. Er ließ die Gelenke knacken und ließ sich auf einem Stein nieder, beorderte Kialar zu sich und zog eine kleine Schatulle aus der Schultertasche, hielt sie auf Augenhöhe und tippte mit einem Finger darauf.
"Du kannst nun also Feuer manipulieren, es entstehen lassen an einer Kerze und es auch vergehen lassen, doch das ist noch bei Weitem nicht alles was ein Magier anstellen kann. Er versteht sich auch auf das versiegeln von Gegenständen. Schränke, Schatullen, Türen... alles was eben auch geöffnet werden kann. Dazu gibt es mehrere Wege, welchen du wählst, ist eigentlich egal, du musst es nur beherrschen. Sieh zu... Zum einen kannst du einfach das schloss magisch versiegeln."
Nero zeigte ihm, dass die Schatulle leicht zu öffnen war, einen Schlüssel gab es dazu nicht, nur ein offenes Schloss. Nero legte einen Finger darauf und sammelte ganz kurz nur seine Energie, ließ sie in das Schloss fließen und verwob sie mit den metallenen Teilen des Schließmechanismus' bis sich eine kleine, dünne magische Wand bildete. Er zeigte Kialar, dass die Schatulle nun nicht mehr zu öffnen war, als sei sie verschlossen, dann ließ er ihn probieren, sie öffnete sich nicht. Er ließ die Magie wieder frei und öffnete die Schatulle erneut.
"Man kann auch das Material der Schatulle mit einander verbinden und so ein Öffnen unmöglich machen...."
Wieder das gleiche Spiel, nur diesmal ließ er die Magie in die hölzernen Teile fließen und schaffte eine nahezu nahtlose Verbindung, wieder öffnete sie sich nicht, so sehr Kialar daran auch zerrte. Wieder öffnete der Magier die Schatulle und hielt sie wieder hoch.
"Diese Versiegelung macht niemand auf, außer dem Magier der sie geschaffen hat. Auch Gewalt wird sie nicht öffnen können, doch eben nur an der Stelle, an der sie versiegelt ist, zerstört man die Schatulle kommt man an ihren Inhalt, ein anderer Magier kann den Bann ebenfalls nicht brechen, es sei denn er zerstört das Objekt. Daher ist eine solche Versiegelung eigentlich nur bei Türen und Metalltruhen wirklich wirksam, doch beherrschen sollte man sie allemal, man weiß nie, wann man etwas zu machen muss..."
Nero warf seinem Schüler die Schatulle zu und faltete die Hände.
"Binde deine Magie ein, so wie du es bei der Flamme getan hast, doch du musst sie gleichsam AN das Objekt binden, denn im Gegensatz zur Flamme kann ein toter Gegenstand keine Energie aufnehmen aus eigenem Willen, du musst sie zusammensetzen wie ein Puzzle. Überanstrenge dich nicht und suche nach einem Guten Weg, beide solltest du beherrschen, was dir jedoch eher beliebt, dass behalte bei, so wird man ein guter Magier, niemals zwei Sachen halb lernen sondern lieber eine ganz und die andere Ansatzweise! Und nun...."
Der Magier wurde unterbrochen als ein Bote der Eminenz an ihn herantrat und sich räusperte. Er sah aus, als habe man ihm Schmerzen angedroht wenn er nicht mit Nero zurückkehrte.
"Was wollt ihr? Kann es bis morgen warten? Ich unterrichte ge-..."
"Nein, es kann nicht warten, Meister Nero, die oberste Feuermagierin schickt mit äußerster Dringlichkeit nach euch."
"Unterbrecht mich noch einmal und ich werde euch kopf über in einen Tümpel tunken, ist das klar? Und dann brate ich eure Füße, und niemand kann euch im Wasser schreien hören..."
Neros Stimme gefror förmlich zu Eis und der Bote hatte verstanden, trat einen Schritt zurück und senkte seinen Blick, einfältiger Tor! Nur weil er Bote der Eminenz war unterstand er noch immer den Befehlen der anderen Magier, so auch dem Priester Nero. Er wandte sich an Kialar...
"Trainiere während meiner Abwesenheit, ich komme später wieder zu dir..."
Er drehte sich um und trat an den Boten heran.
"Und du sputest dich jetzt und zeigst mir, wo die oberste Feuermagierin campiert, hopp!"
Der Bote kam dem kommentarlos nach und setzte sich in Bewegung, Nero schüttelte den Kopf, der hier würde an der Magierschaft verzweifeln, denn so wurde er wohl nie berufen!
Geändert von Nero (19.11.2010 um 18:06 Uhr)
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Der Sturm hatte nachgelassen und hatte deutlichen Souren hinterlassen. Die Wege waren schlammig, kleine Meere aus Dreck und Wasser hatten sich in Mulden gesammelt und hier und da sah man die Pfoten von Tieren, die den Weg überquert hatten.
Abseits der Pfade sah es auch nicht besser aus. Die Laubbäume hatten ihr Sommerkleid schon längst abgelegt, stattdessen tropfte der letzte regen von ihren kahlen Ästen, das gelbe, rote und braune Laub glänze auf dem Boden, dazwischen durchstaßen ein paar kleine Bäume die Flut aus Blättern, andere waren unter kleinen Bergen begraben.
Der Rauch von Tharas Pfeife stieg immer wieder empor, wenn er an ihr zog, der leicht süßliche Geruch seines Tabaks umgab ihn wie eine Wolke, während sich der Bogner den Toren Gothas weiter näherte.
Ab und zu hörte man das leise Rascheln, das entstand, wenn Tiere sich ihren Weg zurück zu ihrem Rudel suchten oder wenn sie auf Futtersuche waren. Ein oder zweimal Knackte es auch, als alte, fast tote Bäume ihre Äste abwarfen, die vom Sturm schon fast abgebrochen waren.
Noch eine ganze Weile marschierte der junge Novize, bis er an die Tore Gothas kam. Den Eingang flankierten mehrere Soldaten, dahinter sah man, wie einige Männer Holz, Seile und andere Dinge transportierten, hier und da sah man kleinere Feuer an den Straßenecken, wo sich Männer aufwärmten. Die Kälte dran ihnen allen bis in die Knochen.
"Wer seid ihr?", fragte einer der Soldaten, die das Tor bewachten, als der Bogner näher kam.
"Mein Name ist Thara ben Nathan, ich bin Novize Innos' und Bogner. Ein paar der Bögen die ihr benutzt dürften mein Zeichen tragen.", antwortete Thara wahrheitsgemäß.
"Mhm...", grummelte der Soldat, während ein Anderer seinen Bogen genauer besah.
"Ah... da ist was ins Holz eingebrann. Ist mir bisher nicht aufgefallen... da steht... moment...", er ging mit dem Kopf näher ran, als könnte er es nicht genau lesen.
"Dort stehen die Initialen meiner Familie, 'b.N.', umrahmt von einem Wappen.", kam ihm der Bogenschütze zuvor.
"Ja... da steht 'b.N.', er sagt die Wahrheit.", antwortete der Soldat mit dem Bogen.
"Na dann kannst du durchgehen, Novize. War nur eine Formalität.", sagte der erste Soldat.
Ben Nathan bedankte sich und schritt dann durch das Tor, auf der Suche nach seinem eventuell zukünftigen Lehrmeister der Magie, Nero.
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