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Richtung Drakia
„Arschkälte“, knurrte der Dieb und sah von seinem Lager auf den Spalt in den Bergen des südlichen Minentals. Der Nebel des Vortages hatte nachgelassen, die Sicht war klarer geworden und so konnte Vryce sehen, was vor ihm lag. Dieser Spalt – natürlich ein Pass durch das Gebirge – mündete, wenn er der Karte Glauben schenken durfte, in eine größere Ebene, die das südliche Khorinis bildete. Dort würde sich Drakia befinden, am Meer gelegen.
„Zwei Tage“, überlegte der Reisende laut und fuhr sich über die Stoppeln, die sein Kinn zierten. „Wenn ich durchhalte womöglich sogar anderthalb. Ich wünsch’ es mir, denn jede Stunde der Reise, die ich verschwende, kann Damien schon über alle Berge sein … oder über alle Meere.“
Ja, das war die Gefahr. Drakia lag fast gegenüber von Gorthar, jenem berühmt-berüchtigtem Herzogtum. Würde Damien dort hin fliehen … konnte Vryce die Gedanken nach Rache vergessen, denn ihn dort zu finden, wäre wie eine Nadel im Heuhaufen zu suchen. Ein Ding der Unmöglichkeit.
„Scheiß’ der Hund drauf“, knurrte er, erhob sich und packte seine Sachen zusammen. „Ich kann hier nicht in Ruhe rasten, ich mach’ mich noch ganz verrückt …“
Und er zog weiter. Gen Drakia.
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Mit getrübten Blick wachte er auf. Er lag auf einem kleinen Hügel Schnee, unweit seiner letzten Raststätte. Was ihn gestern überkommen hatte, wusste er selbst nicht, er war nur glücklich von keiner Bestie zerfleischt worden zu sein.
Er höhrte seinen eigenen Magen laut knurren, zog die Beine angewinkelt an und drehte sich entgegen Himmel. Weit und breit waren kaum Wolken zu sehen, etwas seltenes in dieser rauen Gegend. Er tastete nach seinem Lederbeutel, der fröhlich an seiner Hüfte baumelte. Der Stein, der nun drinnen lag, war schwer, zog Kratos aus dem Gleichgewicht, als er aufstand und zu seinem Rastplatz humpelte. Dort angekommen, fand er das breite Fell wieder, das die Diebe ihm geschenkt hatten und legte sich darauf. Nach einer kurzen Pause, nahm er sich vor sich nach Nahrung umzusehen, um kurz danach ein wenig Schnee für Trinkwasser zu schmelzen. "Hoffentlich kamen die Diebe endlich, sonst würde er einen eigenen Weg zur Wüste finden", flüsterte er vor sich hin und ballte die Fäuste.
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Da war er also... er war... dem Hünen fehlten die Worte... beeindruckend auf jeden Fall. Obwohl es nicht der erste Drache war, den Scorp in senem Leben sah so war das hier wieder anders. Es war reine Neugier, die ihn dazu getrieben hatte einen Blick auf dieses... dieses weisse riesen Ungetüm aus Beliars Reich zu werfen.
Wobei er sich gar nicht mehr sicher war ob es wirklich Beliar, war der dieses Wesen erschaffen hatte, diese Macht, die es ausstrahlte, diese brutale Art der Eleganz mit dem es sich fast anmutend und doch wie ein Dämon bewegte.
Ein kalter Schauer lief dem Hünen über den Rücken, er versuchte sich nichts anmerken zu lassen, aber innerlich stand sein Mund weit offen.
Es war anders als damals, im Tal zu Felgars Burg hatten sie die Drachen nur aus der Ferne gesehen, wie Vögel hatten sie am Himmel ihre Kreise gezogen, riesig und imposant, aber nie so lebensnah, so greifbar wie hier.
Und der Höhlendrache mit Sly... da war es auch anders, sie waren mit dem Ziel dort sich ihren Schatz zu holen, komme was wolle, der Drache dort war ein Freind, ein Hinderniss gewesen, das es zu überwinden galt.
Der Drache hier war ein Naturphänomen. Vieleicht war es das, was Ryu meinte, das hier war die Natur... es wäre arrogant dem alten Prinzip Scorps zu folgen, nämlich einfach zu nehmen. Zwar wäre es an sich schon ein Verdienst, diese Kreatur zu erschlagen, aber es wäre eine Schande die Natur zu berauben.
Andere fanden ihre Erlösung im tiefen dickicht der Wälder, Scorp fand zumindest ihren Anfang in der Eiswüste.
Nachdem er seinen Blick wieder von der imposanten Kreatur abwende konnte sah er gerade noch wie Vryce sich aus dem Staub gemacht hatte. Der Hüne nahm es kaum war, so egal war es ihm.
Nachdem auch Dennik einen Blick auf den Drachen geworfen hatte, kehrten sie zurück ins geschützte Lager der Drachenjäger, ehe Scorp lächelnd sprach "Du bewertest die Fähigkeiten eines Kriegers nach seiner Waffe?" fragte er rhetorisch ehe er weiterfuhr. "Du denkst du könntest es mit den Jägern am ehesten aufnehmen?" Der Hüne blickte hinüber zu den Jägern "Wenn du und sie Lust haben kann ich dir das Gegenteil beweisen, aber ich sags dir auch so. Gegen die zwei da" er wies auf zwei der Jäger, sie trugen leichte aber elegante Waffen, ihr Körper waren durchtrainiert, ihre Gesichter sprachen von Erfahrung und ihre Bewegungen und Blicke waren gezielt "Würden dich aufspiessen, ehe du auch nur in Reichweite kämst. Und du denkst die Drachenjäger sind alles harte Jungs? Nun der Anführer bestimmt und die beiden da, ja vermutlich, aber schu dir den an, seine Waffe ist zu gross für ihn, sein Bauch und seine Arme zu dick, er ist sicher ein ordentlicher Kämpfer, aber du hättest eine Chance gegen ihn. Die exoten sind natürlich schwer, aber auch unter ihnen gibt es erfahrene Kämpfer und Grünschnäbel." erklährte der Hüne "Aber mach dir keinen Kopf, deine Gegner zu analysieren ist ein schweres unterfangen, zu schnell achtet man auf Rüstung und Waffe... Oberflächlichkeiten eben." fuhr er fort. "Versuch dich mehr auf ihre Bewegung, ihre Art, ihre Vertrautheit mit dem was sie tragen zu konzentrieren. Bei Orks zum Beispiel kommt es oft vor, dass der leichtest gerüstete, der gefährlichste ist. "Aber man kann seinen Kampfeswille, seine Versiertheit sehen und spüren. Versuche in Zukunft darauf zu achten, mach dir aber keinen Kopf, du wirst es weder heute noch morgen können und selbst ich mache noch Fehler. Aber du musst lernen zu sehen, wer sich dem Kampf hingeben kann und wer nur nach seinem Rezept kämpft. Denn egal wie lange ein Rezept ist, es ist durchschaubar, während der wahre Krieger, der wahre Koch improvisiert da wo dein Gegner, dein Gast denkt dein Rezept durchblickt zu haben." der Hüne machte eine Pause "Das heisst ich kann dein Repertoire an Zutaten erweitern, aber wenn du wahrlich kämpfen können willst, musst du sie nach deinem Geschmack mischen." endete der Hüne seine Erklährung.
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Nach Scorp warf auch Dennik einen schnellen Blick auf den Drachen und war baff, anders konnte man es nicht beschreiben, das Bild dieses Ungetüms in der Höhle, alles voller Schnee, alles voller Eis und in der Mitte dieser Eisdrache... es war ein Bild, welches Dennik wohl nie vergessen würde.
Nach den Beschreibungen von Scorpion und Vryce war ein Drache ein großer Lurker oder Snapper mit Flügeln gewesen, so hatte ihn Dennik sich vorgestellt, doch das was er da sah, erinnerte eher an eine elegante Schlange aus Eiskristallen mit kleinen Beinen und kleinen Armen und gigantischen Schwingen.
Wie ein wildes Tier lungerte die huldvolle Bestie dort unten in der Höhle, doch selbst von hier konnte man sehen, das dem eigentlich nicht so war. Der Drache war nicht nur ein Tier, das es zu erlegen galt, nein, er hatte etwas magisches etwas intelligentes an sich, das spürte Dennik, so wie es vermutlich jeder spürte, der diesen Riesen betrachtete.
Schnell aus Angst vor dieser göttlichen Bestie drehte sich Dennik wieder ab, Scorp jedoch schien so beschäftigt mit der Betrachtung dieses Wesens, das der junge Dieb noch eine ganze Weile dort an der Aussicht Stelle stehen musste
Nachdem auch der Hüne sich wieder abwendete gingen sie zusammen wieder zurück zum Lager, dort angekommen blieb Dennik geschockt stehen, Vryce stapfte gerade davon, weg vom Lager.
"Was macht er!", fragte Dennik erschrocken.
Keine Antwort kam, der Hüne schwieg, doch Dennik wusste sie bereits selber... er verlässt uns.
Er ließ den Kopf hängen, waren wir ihm zu langweilig, oder ein Klotz am Bein?, tief im Inneren hatte Dennik immer gewusst, das Vryce sich nur um sich selbst kümmerte nur, nur das machte, was er wollte und sich nicht um andere kümmerte, aber das er einfach so ging ohne ihnen "Auf wiedersehen" zu sagen... Dennik nicht weinen... sagte er sich, nicht weinen Dennik... er ärgerte sich darüber, was für ein Schwächling er doch war, Scorp schien es nicht zu jucken, das Vryce fort war, so wie es dem Riesen wohl auch nicht jucken würde, wenn Dennik ging... um so mehr er an diese Einzelgänger dachte um so mehr, wollte er wieder zurück nach Bakaresh, zu der Diebesbande, zu Illdor und Rekhyt, sie waren die Einzigen, die wirklich so etwas wie Freundschaft für ihn verspürten, schien es, Vryce schien dieses Wort, Freundschaft, wohl gar nicht zu kennen.
Nach einigen Minuten des Schweigens, in denen sich Dennik alleine darauf konzentrierte sich nicht in Trübsal zu verlieren, sprach er: "Also Scorp, was machen wir jetzt? Wann fangen wir mit dem wirklichen Training an? Was hat es mit diesem Amulett und dem goldenem Schwert auf sich? Wie geht es jetzt weiter?", fragte Dennik und hängte leise noch an: "Wann gehen wir wieder nach Bakaresh?", da viel Dennik auf, das Scorp vermutlich gar nicht mit gehen würde, der Gedanke, ohne Vryce, Rekhyt, Illdor, ganz alleine mit einem Schiff nach Bakaresh zu fahren, nur in Begleitung von übel launigen Seemännern raubte ihm schier den Atem und langsam glaubte er daran, das es ein Fehler gewesen war, hier zu bleiben auf Khorinis...
Fast unmerklich trat Dennik etwas näher an Scorp, dem einzigen Vertrauten, den er hier noch hatte unter diesen Drachenjägern...
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Vor Drakia
Die Ebene vor Drakia. Die Augen des Meisterdiebes leuchteten, als er in der Ferne, am Meer, die Lichter des Fischerdorfes sah. Schon am Tage – leicht im Nebel versunken – hatte er einen Blick drauf werfen können. Wie eine kleine Burg lag das Dorf am so genannten Fjord, von der Landseite durch Mauern geschützt, zum Meer hin offen. Ein beschauliches Örtchen, wie es schien, umgeben von zugleich trister wie ruhiger Landschaft.
Wenn ich meinen Lebensabend irgendwo verbringen müsste … dann hier, dachte der Dieb lächelnd und warf einen Zweig ins Feuer, welches er im Schutze einiger Felsen entzündet hatte. Ja, Vryce der alte Fischer. Bei Beliar, das wär’s!
Aber die Vorstellung war zu schön um wahr zu sein. Nein, Drakia war mehr ein Schicksalsort für ihn. Mit etwas Glück – und er hatte das Gefühl, es würde ihn nicht enttäuschen – würde ihm sein Vater über den Weg laufen und die Rache wäre endlich sein. Mit Blut rein gewaschen die Selbstzweifel der Jugend, die Verzweiflung, wenn die Mutter bitterlich weinte und ihrem Jungen nicht sagen wollte, was die Gründe seien. Doch konnte er sie sich denken. Immer. Jedes Mal. Und dafür würde sein Vater büßen.
Die Hand fuhr über die Schneide des Säbels. Diesen Stahl würde er speisen. Blut fressen lassen.
„Schon bald …“, flüsterte der Rachsüchtige und lehnte sich gegen den kalten Stein, im Versuch, zumindest etwas Schlaf zu finden.
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"Wir fangen an sobald du dich als würdig erwiesen hast Kleiner, schon vergessen?" meinte der Hüne grinsend, ehe er auf die anderne Fragen Denniks einngig "Fas Amulett gehört mir, ein altes Stück, liegt mir am Herzen" erklährte er, allerdings war es irgendwie gar nicht mehr so wahr. War es ihm wirklich so wichtig? Eigentlich nicht, er wollte es bloss in den Händen halten und entscheiden könne wie er weiter verfährt... als Symbol seiner alten Existenz, weitermachen oder neuanfangen? Scorp hatte sich noch immer nicht entschieden. "Das Schwert gehört auch mir, aber es wird uns einzig zum Besitzer des Amulettes führen, es zu stehlen wäre zu auffällig und es mit Gewalt zu nehmen ein Himmelfahrtskommando." erklährte der Hüne weiter, ja sein altes Claymore, er hatte sowieso keine Verwendung dafür, die Barbarenaxt taugte besser und sein Flamberg von damals schwang heute wohl ein Ork oder einer seiner Lakaien... oder was dem Hünen besser gefiel war die Vorstellung, dass es im Meer versunken war, als er damals von der Galeere geflüchtet war.
"Es war damals mein erstes Zweihandschwert, ein Prachtstück, aber etwas schlecht ausbalanciert, ausserdem viel zu leicht für meinen Geschmack." erklährte er Dennik um was für ein Schwert es sich handelt. "Bakaresh? Was soll ich denn wieder in der Wüste, ist doch viel zu heiss da." der Hüne merkte nicht, dass es Dennik um was anderes ging, der Junge fühlte sich alleine, wollte nicht alleine Reisen, beim Hünen war das anders, er war es sich gewohnt für sich selbst zu sorgen.
"Na Jungs, was sagt ihr zu dem Prachtstück?" der Boss der Drachenjäger hatte sich zu ihnen gesellt, der Hüne nickte freundlich "Ein wahres Prachtstück ja" antwortete er dem grossen Drachenjäger "Ich machs kurz und schmerzlos für euch, da ihr euren Touristenausblick auf das Vieh hattet wars das nun für euch. Wir haben die Beuteverteilung schon geregelt und die Taktik durchgeplant... für euch ist leider kein Platz mehr" erklährte der Boss weiter, das leider bezog sich wohl vorallem auf Scorp, den der Drachenjäger wohl gerne dabei gehabt hätte, aber der Hüne verstand wieso das nicht ging und er war froh drum. Die Anwesenden sahen zwar aus wie Drachenjäger, aber der Hüne zweifelte daran, dass viel mehr als der Boss von ihnen schonmal einen gejagt hatte.
"Wir ziehen morgen sowieso weiter, keine Sorge" erklährte der Hüne seinem Gegnüber. Der Boss nickte, lächelte Scorp dankbar an, er hatte wohl schon so manchen Streit gehabt mit Möchtgernmitstreitern... und hatte vermutlich schon mehr schlecht ausgebildete Leute dabei als ihm lieb war. "Aber wenns dir nicht ausmacht, der Junge hat vor eines Tages Meister des Schwertkampfes zu werden, ich kann schlecht einschätzen ob er das Potenzial dazu hat, kannst du einen deiner Jungs für einen kleinen Schaukampf freistellen?" hakte der Hüne schliesslich noch nach. Der Boss betrachtete Dennik, lächelte mitleidig und nickte dann "Etwas abwechslung vor dem Grossen Tag können wir gebrauchen, ich schau mal wer sich eignet und Lust hat." erklährte der grosse Drachenjäger und schritt von dannen.
Der Hüne zwinkerte Dennik zu, es sollte soviel heissen wie, eine weitere Chance dich zu beweisen!
"Schau dich gut um, wenn wir den Besitzer des Amulets gefunden haben, werden wir heute Nacht dafür sorgen, dass es nicht in seinem Besitz bleibt." flüsterte der Hüne Dennik zu, ehe der Boss der Drachenjäger auch schon mit in Begleitung wiederkam.
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Drakia
„Habt ihr schon gehört“, setzte der Wirt zum Reden an und beugte sich, während er einen Humpen säuberte, leicht nach vorne zu den beiden Gästen, die am Tresen standen. „Im Lande Myrtana hat’s richtig geknallt. Ihr wisst ja, die Grünhäute haben sich da gegenseitig zu Klump gehauen … und jetzt ist sogar unser König mit von der Partie!“
„Unser König?“, erwiderte einer der beiden Männer, ein Lulatsch mit fettigen Haaren.
„Na ja … de facto …“
„Pro forma aber nicht“, entschied der Lulatsch bestimmt und trank aus seinem Humpen die letzten Reste des Bieres, ehe er sich mit seinem Gefährten auf den Weg machte. Sie kamen an dem Tisch vorbei, an dem Vryce mit übergezogener Kapuze saß. In vielen Tavernen hätte das zumindest Misstrauen erregt, hier ignorierten es die meisten Leute oder waren es schlicht und ergreifend schon gewohnt. Der Dieb erhob sich, trat zum Tresen hin und klopfte auf das grobe Holz der Theke. Der Wirt zuckte zusammen, wandte sich um und hob die Augenbraue, während er ihn musterte.
„Fremder … zeig’ dein Gesicht, ich mag es nicht, wenn mir zu gedungene Kerle hier an den Tresen treten“, murmelte der Wirt und klopfte auf die Nagelkeule, die auf einem Schemel hinter dem Tresen lag. Vryce verharrte. Er wusste, dass es länger dauern würde, den Säbel zu ziehen, als der Wirt brauchen würde, um seinem vermummten Gast eins mit der Keule zu verpassen. So kam er der Anforderung nach.
„Geht doch, Freund. Was gibt es?“
„Kriegt man bei dir auch … Spezielles?“, fragte der Südländer.
„Geh’ dafür zum Baldon am Kai, der mag sicher was Spezielles haben.“
„Ich meine Informationen. Wie viel willst du?“
Einen Moment musterte der Wirt ihn, ehe er seufzte. „Nichts. Frag’ schon, los.“
„Zwei Männer suche ich. Einer sollte mir … relativ ähnlich sehen, nur bedeutend älter. Sein Name ist Damien. Der andere ist ein Hochgeschossener, wie dieser Lulatsch von eben, nur mit dunkler Hautfarbe. Reyn wird er genannt. Man sagte mir, die beiden sollen hier in Drakia sein … oder waren es zumindest.“, erzählte Vryce, verfiel dann aber nach dem Redeschwall wieder in grimmiges Schweigen.
„Mh … Ja … Ich erinnere mich. Den Namen Reyn habe ich gehört. Ja, das war vor ungefähr drei Tagen. Hier war gerade Hochbetrieb und es wurde eben etwas eng im Schankraum. Da stand so ein Hüne, zwei Humpen in der Hand, wurde angerempelt und ließ einen fallen. Gerade wollte er sich den Ungeschickten vorknöpfen, als ein anderer aufsprang und diesen Namen rief, jedoch in einem Befehlston, den ich lang schon nicht mehr gehört habe und der gar den Kommandanten der hiesigen Stadtwache fehlt.“
Vryces Augen leuchteten. Ja, drei Tage. Die Chance war groß, dass sie noch hier waren. Er lächelte leicht, was für den Wirt wohl Anlass genug war, einen Schritt zurück zu machen. Denn das Lächeln hatte nichts Heiteres, nein, eher schien es ausgesprochen widerwärtig.
„Wo sind sie?“
„Unten, in der Hütte des Fälschers.“
„Fälscher?“
„Ja, der fälscht Einreisegenehmigungen für Gorthar.“
„Die wollen nach Gorthar?!“, rief der Dieb energisch aus.
„Höchstwahrscheinlich …“
„Scheiße, ich danke“ Zwei Münzen fielen auf die Theke. Der Wirt sah auf das Geld, dann auf Vryce. Sein Gesicht blieb hart. „Für die Neuigkeiten aus Myrtana“, sprach der Dieb und lächelte, ehe er sich auf den Weg machte. Das letzte Stück seiner Reise hatte begonnen, lag nur noch wenige dutzend Meter von ihm entfernt.
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Er hatte es nicht mehr ausgehalten und war nun ein großes Stück Richtung Diebe vorgereist, sie waren sicher nicht mehr weit entfernt. Er wollte nun endlich wissen, wie er zu handeln hatte, sein Ziel war Bakaresh, doch der Einfluss von Dennik und Vryce würde ihn vielleicht nicht direkt im nächsten Straßengraben fliegen lassen, oder doch?
Kratos spazierte hin und her, barfüßig im Schnee konnte er sich nicht entscheiden welche Richtung er nun einzuschlagen hätte. Immer wieder kehrte er um, trappelte auf der Stelle rum, entschied sich letzenendes noch zwei Nächte zu warten. Damit er sie auch nicht verpasste machte er sich zum Ausgang des neuen Lagers auf, dort könnte er sicher gut Wache schieben, bis sie vielleicht auftauchten. Dort angekommen, was nun ohne jeglichen Proviant ein schneller Umzug war, machte er sich von dort aus gleich auf den Weg nach Nahrung. Ein steiler Weg führte direkt am Eingang des Banditenlagers hoch, dem Kratos eine Weile folgte, bis er schnaubende Geräusche hörte. Er suchte Schutz hinter einem recht großen Stein, auf dem seltsamer Moos wuchs. Gerade als seine Finger vorsichtig darüber strichen entdeckte er nur einen Meter weiter ein Skelett. Das Wetter und die Würmer und Aaßfresser hatten ihm schon zugesetzt, die Struktur war nur noch schwer zu erkennen.
Trotzdem war es einem Menschen nachzuvollziehen. Er kratzte vorsichtig das leicht klebende Moos ab und stopfte es ein wenig unvorsichtig in seinen Beutel, etwas an dem Moos schien ihm so ungewöhnlich, das er beschloss es fürs erste nicht zu verspeisen, also kehrte er um und machte auf der anderen Seite eine stundenlange Suche nach Nahrung. Hoffentlich hatten Dennik, Vryce und Scorpion ein wenig Proviant bei sich, wenn sie hier aufkreutzten, denn auch wenn es keinen guten Eindruck hinterließ, er starb vor Hunger und würde sie samt ihren Besitzern verputzen wollen. Kratos schmunzelte beim hören seiner inneren Stimme.
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Scropion hatte dem Drachenjäger-Führer gerade versprochen, morgen schon wieder aufzubrechen. Dennik verstand diese Entscheidung nicht, zwar hatte er nichts dagegen bald von diesem Drachen weg zu kommen, aber Scorpion suchte doch sein Schwert und sein Amulett, er vermutete seine Wertgegenstände doch hier, warum wollten sie dann das Lager schon wieder verlassen, ohne viel Zeit zum Suchen?
Egal... der Hüne wusste schon was er wollte und vor hatte, Dennik wäre ihm ohne mit der Wimper zu zucken in jede Gefahr gefolgt, er vertraute dem Hünen mehr als allen Anderen, ja selbst Vryce vertraute er nicht so, aber Vryce war ja auch nicht wirklich die Vertrauensperson, wie sie im Buche stand. Erst heute hatte er ihnen gezeigt, wie er eigentlich drauf war. War einfach weg gegangen... Immer noch war der Dieb aus Vengard traurig über den Verlust seines Kameraden und der junge Dieb fragte sich ständig, ob er den Diebesmeister je wieder sehen würde.
Und der Diebesbande, vertraute Dennik, Illdor und Rekhyt?... sie waren jung, wie er, sie machten Fehler, er Vertraute ihnen, sie waren seine Freunde und wollten ihn sicher nichts böses, aber ihnen überall hin zu folgen? Ja das würde er, aber zu vor würde er sich versichern, ob das was er da machte, auch wirklich sinnvoll war... nein Scorp würde er auch so folgen, er vertraute auf den Rat des Riesen und machte, was Scorp von ihm verlangte und das nicht nur in der Lehre... aber war es gut, so blind zu sein?
Scorpion wollte ihm nichts böses, der Hüne hatte ihn aus der Wüste gerettet, ihm Baniten vom Hals gehalten, ihm den einfachen Schwertkampf beigebracht, ihn mit sich geschleppt durch die Wüste, von Lago nach Bakaresh und jetzt... ja jetzt konnte sich Dennik selber verteidigen, doch wenn es darauf ankam, würde ihn der Hüne sicher wieder helfen.
Unwillkürlich wurde Dennik aus seinen Gedanken gerissen.
"Aber wenns dir nicht ausmacht, der Junge hat vor eines Tages Meister des Schwertkampfes zu werden, ich kann schlecht einschätzen ob er das Potenzial dazu hat, kannst du einen deiner Jungs für einen kleinen Schaukampf freistellen?", kam es aus Scorps Mund.
Der Blick des Drachjäger-Führers wanderte so ziemlich zum ersten Mal zu Dennik, fast mitleidig musterte der muskulöse Boss dieser Bande ihn, und grinste dann hämisch.
"Etwas Abwechslung vor dem Grossen Tag können wir gebrauchen, ich schau mal wer sich eignet und Lust hat", antwortete der Boss nach einer Weile und lächelte herablassend, Dennik wusste, was der Kerl mit Abwechslung meinte, Spaß für seine Leute, Frischfleisch... doch Dennik würde dem Kerl den Spaß schon noch vergehen lassen.
Was wird er wohl für ein Gesicht machen, wenn er feststellt, dass seine Männer, nicht mal einen noch nicht ausgewachsenen Jüngling im Kampf schlagen können!
Dass diese Bande hier diesen Giganten aus Eis wirklich töten könnte, glaubte Dennik eh nicht. Nein, dafür bräuchte es eine Armee, geeignete Waffen und viel Zeit.
"Wann ist denn der große Tag?", fragte Dennik interessiert nach.
"Bald!", kam die knappe Antwort, "Sehr Bald..."
"Also wer will diesen kleinen Wurm mal testen?", fragte der Drachenjäger-Führer nach einer kleinen Pause, und drehte sich erwartungsvoll herum um Ausschau nach einem Freiwillig zu machen.
"Ah gut, Karim!", lachte der Boss und zeigte auf einen der exotischen Männer des Lagers. Dennik hatte ein mulmiges Gefühl und schaute sich nach dem Freiwilligen um. Irgendwo her hatte Dennik den Namen schon einmal gehört und ihm schwahnte ganz und gar nichts Gutes... dann sah er ihn, Karim und Dennik war wieder in Vengard...
Eingeschüchtert war er. Ängstlich, wie alle Anderen, wie Leia, Daniel, Johannes, saß er in der Taverne am Hafen, in der hintersten Ecke des Schankraumes an einem Tisch, sie warteten auf ihn, auf den Kleinen...der der ihnen das Geld weg nahm, der der ihnen das Essen gab, der Kleine, sein richtiger Name war Karim gewesen... er war Ashim´s Gehilfe gewesen, sein Untermann.
...mit offenem Mund starrte Dennik den Südländer an. Den Wüstendieb, den Kinderschänder! Auch Karim hatte Dennik erkannt, süffisant grinste er Dennik an. Wie lange er mich wohl von dort hinten, wo er steht schon beobachtet, warum hat er mich nicht angegriffen? Vermutlich wegen Scorp und wieder war Dennik dankbar den Riesen dabei zu haben.
Wie zu Beliar ist er aus dem Gefängnis gekommen?, fragte sich der Gauner verzweifelt.
Dann kam ihm ein Gedanke, der ihm sofort Schauer über den Rücken jagte... war Ashim auch hier? Er erinnerte sich noch gut an den abbrausenden aggressiven Chef der Diebesbande aus Vengard. Er spielte den Netten, den Kühnen, doch Dennik hatte damals erkennen müssen das dem nicht so war, Ashim war der Gerissenste von allen. Und das letzte was er zu Dennik gesagt hat war: "Wir sehen uns wieder, irgendwann und dann bekommst du deine Strafe!", so oder so ähnlich waren die Worte des Varanters. Des Ausländers.
Dennik hatte damals kaum Angst vor dieser Drohung gehabt, waren Ashim und die anderen Beiden ja im Gefängnis gewesen und er auf einem Schiff das gen Varant fuhr. Doch jetzt hatte er wieder Angst und fühlte sich wie damals. Wieder war er der Kleine verängstigte Junge. Klein war er jetzt immer noch, doch selbstbewusster als damals. Dennik schluckte. Gehässig schaute ihn Karim an und schritt auf ihn zu, langsam und bedacht.
Dennik reis dich zusammen!
Selbst die Innere aufmüpfige Stimme, die ihn sonst, in solcherlei Stresssituationen immer als Mörder beschimpfte, war jetzt nicht zu hören.
Das Einzige was Dennik hörte, war das Schlagen seines Herzens
Bamm Bamm Bamm Bamm
Schlug der Lebensmuskel. Tief atmete Dennik durch, er war kurz davor, die Beherrschung zu verlieren, das passierte zur Zeit viel zu oft, er hatte sich nicht unter Kontrolle bemerkte er.
Ich bin mein Eigener Herr!
Bamm Bamm Bamm Bamm
Karim kam näher, die anderen Drachenjäger bildeten einen Halbkreis, in dem Platz war für einen Kampf, Scorp stand immer noch hinter ihm, nur langsam verließ der Hüne seinem Platz nahe Dennik und Reihte sich dann in die Gruppe aus Schaulustigen ein, doch das Beruhigende Gefühl, wenn Scorp hinter oder neben ihm stand, das Gefühl der Sicherheit blieb komischerweise.
Wieder atmete Dennik tief durch, nun blieb Karim stehen.
Dennik zog sein Schwert aus der Scheide am Gürtel. Scorps´Schwert glänzte in der untergehenden Sonne. Es würde ihn beschützen. Langsam verflog die Angst wieder, Karim war Vergangenheit, wie sein Leben in Vengard und jetzt war dei Vergangenheit Gegenwart, doch in dieser Gegenwart war Dennik nicht mehr der kleine verängstigte Dieb, nein er war nun ein Schatten! Ein angehender Meisterdieb, ein Schwertkämpfer und bereit die Vergangenheit abzuschließen.
"Der Nick!", begrüßte ihn Karim mit seiner einschmeichelnden und zugleich rasiermesserscharfen Stimme.
"Ich heiße Dennik!", knurrte der Schatten.
Der Ausländer überging die Antwort scheinbar gelangweilt.
"Freust du dich, mich wieder zu sehen?", fragte der Kleine.
"Du bist alleine!", konterte Dennik und hoffte so etwas über Ashim und dem Großen raus zu bekommen.
"Nein, nicht alleine nur kurzfristig etwas getrennt...", kicherte der Fremde, Dennik verstand weder was lustig war, noch was Karim meinte.
"Ashim wird sich freuen, dass ich dich gefunden habe", sprach Karim weiter, er lebt also, Dennik war betrübt über diese Vorstellung.
"Er ist in der Stadt Khorinis und bald kommt er her und wenn ich dich als Überraschung hier für ihn habe, wird er sich sicher freuen!", kicherte der Varanter weiter.
"Ich werde aber schon morgen weiter reisen!", beteuerte Dennik, "Oh ich werde euch aufhalten", antwortete Karim, doch sein Blick verriet Dennik, dass er noch nicht wusste wie er Scorp aus dem Weg räumen sollte.
"Ashim war wirklich betrübt, dass du, nachdem du uns verraten hattest, so ohne weiteres davon gesegelt bist, doch wenn Ashim jemanden Rache schwört dann bekommt dieser sie auch!", ein lächeln breitete sich auf dem Gesicht des alt Bekannten aus, das Dennik zeigte, dass er es ernst meinte.
Weil der junge Dieb nicht wusste, was er darauf erwidern sollte, hob er sein Schwert und zeigte dem Südländer so, dass er anfangen wollte.
"Ja endlich...!", murrten einige der Zuschauer, Karim und Dennik hatten so leise geredet, dass die Anderen vermutlich kaum etwas verstanden hatten, doch Dennik hoffte inständig, dass Scorp die heikle Situation erkannt hatte.
Werde ich ihn warnen können, ihn sagen können, dass dieser Karim mich hier behalten will?, fragte sich Dennik.
Jetzt zog auch Karim sein Schwert, es war leicht gebogen und erinnerte Dennik an ein Säbel. Es war wesentlich länger als Dennik´s Schwert, doch das machte Dennik nichts aus, denn er wusste, dass Länge nicht alles war, auch andere Faktioren spielten eine wichtige Rolle, Geschick, Stärke, Schnelligkeit, Genauigkeit und vor allem Ehrgeiz und den hatte der schmächtige Dieb, ja er wollte abschließen mit der Vergangenheit!
Da Karim es nicht für nötig hielt den Kampf zu beginnen und Dennik nicht noch länger warten wollte, begann der Schatten den Kampf....
Zuerst stellte er sich in die Grundstellung und machte einen schnellen Hieb, den ersten Schlag, der ersten Kombination, die Dennik von Scorp erlernt hatte. Der Ausländer parierte ohne zu zögern, Schlag auf Schlag... Dennik ließ dem Kleinen keine Chance selber zum Zug zu kommen. Eine Komo nach der anderen, die Dennik sich im Laufe der Monate, in Bakaresh angeeignet hatte, ließ er nun auf Karim aus, Schlug, Schlug, Stach, doch all das half nichts, der Gegner schien es nicht mal für nötig zu halten aus zu weichen oder zurück zu gehen, nein er blieb stehen, und parierte alles mit einer Präzision die Dennik Angst machte.
Nein, mit Anfänger Attacken komme ich hier wohl nicht weit, dann dachte Dennik an den Kampf gegen Vryce, auch damals hatte Vryce alles was Dennik unternahm einfach pariert, doch dann hatte Dennik Vryce überrascht.
Wütend lächelte Dennik und dachte, jetzt!
Wieder machte er einen ganz normalen schnellen Schlag, wieder wollte Karim parieren, führte sein Schwert zu Dennik´s. Doch dann formte Dennik mit seiner Klinge einen Halbkreis und stach mit einem Sprung nach vorne zu. In letzter Minute wich Karim aus und schaute Dennik eine Spur überrascht an, dann verhärteten sich seine Züge wieder und jetzt war es Karim der auf Dennik einschlug.
Der Schatten parierte einen Hieb von oben, wich einen weiteren aus und sprang außer Reichweite seines Kontrahenten.
Schwert atmend blieb Dennik dort einige Zeit stehen, verzweifelt biss er sich auf die Unterlippe. Es schien aussichtslos. Zum ersten Mal nahm Dennik wieder seine Umgebung war, er war so auf Karim fixiert gewesen, dass er die Zuschauer ausgeblendet hatte, sie waren still nur hier und da murrten einige.
Langweilig! Karim beende es!
Da fasste Dennik wieder Mut. Ich werde diesen Mistkerl besiegen, er hat mich benutzt!
Wieder begann Dennik, er rannte auf Karim zu und sprang mit erhobenem Schwert und ließ es von oben auf Karim krachen. Wenn er getroffen hätte, hatte der Schlag Karim´s Schädel gespalten und das war es was Dennik wollte, er wollte ihn tot sehen!
Diesmal wich Karim aus, schien aber nicht so beeindruckt von dieser wagemutigen Attacke, wie Dennik es sich erhofft hatte.
Eine Weile lang folgte ein wilder Schlagabtausch, keiner landete einen Treffer, doch Karim gewann die Oberhand in diesem Kräfte messen, das bemerkten Beide Kämpfer und der Südländer verstärkte noch einmal seine Bemühungen Dennik zu treffen. Dann tat Dennik etwas, was er zuvor noch nie gemacht hatte, er benutze seine Anderen Waffen, während Karim Dennik´s Schlag abwehrte, trat Dennik dem Kleinen mit aller Wucht gegen das Schienbein, so heftig, dass seine Zehen nach dem Tritt schmerzten.
Karim schrie auf und sprang zurück, Dennik ließ ihn aber keine Zeit sich wieder zu sammeln, wieder trat er zu, wieder gegen Schienbein, dann ein Schlag, Karim wehrte ihn ab, aber nur knapp. Dennik sprang wieder auf Karim zu und schubste ihn nach hinten, der Südländer viel zu Boden und aus seiner Tasche viel etwas, ein Amulett... Dennik schaute Scorp an, doch dieser hatte nur Augen für das Amulett, also war es das Amulett des Hünen, Dennik schnappte es sich und steckte es ein, doch Karim hatte es bemerkt, "Immer noch der Dieb durch und durch!", krächzte der Ausländer und versuchte auf zu stehen, doch Dennik stellte sich über ihn und hielt ihm das Schwert an die Kehle und trat noch einmal gegen den Kleinen, wie er damals in Vengard von den Dieben genannt wurde.
"Ashim kriegt dich!", meinte er nur und schaute Dennik wütend an. Dennik lächelte verächtlich auf den Verlierer hinunter, wand sich dann ab, ging zu dem säbelartigen Schwert, welches der Ausländer fallen gelassen hatte, als Dennik gegen hin gesprungen war, hob es auf und überreichte es dem Drachenjäger-Führer, dann ging er zu Scorp und gab ihm ohne ein Wort der Erklärung das Amulett...
Es war vorbei. Erleichtert die Vergangenheit besiegt zu haben, wischte er sich mit seinem Ärmel den Schweiß von der Stirn.
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Drakia
Die Tür knarrte.
„Scheiße“, murmelte Reyn. Damien klopfte ihm auf die Schulter, fixierte jedoch weiterhin den Fälscher, während dieser mit der Miene eines Erzengels seiner Arbeit nachging. Der Hüne war unruhig, geradezu gehetzt, sein Begleiter jedoch entspannt und beruhigt. Was sollte ihnen hier schon geschehen? Niemand verfolgte sie. Keine Menschenseele wusste, dass sie hier in Drakia waren und nach Gorthar übersetzen wollten.
Niemand … außer einem.
Die Tür knarrte erneut, dann öffnete sie sich. Der Fälscher quiekte erschrocken, wie ein überraschtes Schwein. Reyn fluchte laut und zog sein Schwert. Damien tat nichts, blieb ruhig, die Hand jedoch am Schwertgriff.
„Wer bist du? Zeig dich!“, rief der schwarze Hüne dem Vermummten in der Tür entgegen, baute sich vor dem unerwarteten Besucher auf. Dieser rührte sich nicht, legte nicht Hand an den Säbel, der an der Seite hing. Reyn fluchte halblaut und sprang vor, bevor Damien ihn zurückhalten konnte. Ein Dolch blitzte auf, trieb sich zielsicher und schnell in die Hand des Mannes. Der schrie auf, ließ die Klinge fallen und zerrte an dem Messer, welches seine Schwerthand durchstoßen hatte.
„Wer bist du?“, fragte nun Damien, dieses Mal mit Nachdruck. Der Vermummte in der Tür lachte auf.
„Erkennst du mich nicht?“, war die Gegenfrage. Der Vermummte lachte erneut, würdigte den blutenden Reyn keines Blickes. „Hm?“
„Treib keine Schindluder mit meiner Geduld, Kumpel …“
„Nun, wer wird sich die Mühe machen und euch zwei Ratten hier aufsuchen, hm? Die Agenten König Ethorns? Oder die Konkurrenz eures jämmerlichen Meuchelmördervereins? Nein, es ist ein Feind … der, nun, noch gefährlicher ist, weil er euch nicht der Politik oder dem Geld wegen sucht … sondern einfach der Rache wegen.“
Damien verstand immer noch nicht. Der Vermummte kicherte.
„Ein Junge, vor etwa siebzehn Jahren. Eine recht stürmische Nacht. Du bist getürmt, weil der König eurer jämmerlichen Dienste überdrüssig war. Du verließt deine Familie, ließt sie einfach im Stich … um deine Haut zu retten. Wer bin ich wohl?“
Der ehemalige Meuchelmörder verzog das Gesicht, die Hand am Schwertgriff zitterte leicht.
„Ein ebenso jämmerlicher Attentäter, wie mir scheint.“
„Fast richtig. Nein, ich bin der kleine Junge, der dir vor siebzehn Jahren die blutige Rache geschworen hat. Ich bin der kleine Junge, der sein halbes Leben ohne Vater aufwachsen musste. Ich bin der kleine Junge, der mit verdammten achtzehn Jahren seine eigene Mutter zu Grabe tragen musste!“ Die Stimme des Vermummten hatte sich immer und immer mehr gesteigert, bis sie zu einem wutentbrannten Brüllen wurde. Nun glitt der Säbel aus der Scheide, die Spitze der Klinge deutete auf Damien.
„Ich bin dein Sohn, Damien! Und endlich habe ich dich gefunden, um dir siebzehn Jahre der Qual heimzuzahlen!“
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Der Hüne hatte Dennik zugelächelt. Er hatte sich gut geschlagen... nicht nur das, er hatte ihm auch gleich sein Amulett besorgt. Wenn Scorp aber nicht alles täuschte so hatte dieser Karim das Amulett bereits einem der anderen Drachenjäger geklaut... nach einem Claymore sah der Säbel nämlich nicht aus, viel mehr hatte der Hüne just in dem moment erkannt, dass das Schwert mit der Goldenen Parierstange auf dem Rücken des Drachenjägers neben ihm trohnte.
Kein Wunder, setzte Karim Dennik nicht nach, als dieser das Amulett nahm.
"Ihr scheint euch zu kennen, alte Freunde?" hatte der Hüne hämisch grinsend gefragt... wo doch klar war, dass sie eher alte Freinde waren.
Nach dem Kampf hatten sie mit den Drachenjägern gespeist und durften in ihrem Lager übernachten.
Am nächsten Tag standen alle früh auf, der Hüne wusste, dass es der grosse Tag werden sollte, liess sich aber nichts anmerken sondenr wies Dennik an zu packen. "Wir danken für eure Gastfreundschaft." bedankte sich der Hüne beim Boss der Drachenjäger "Ich hoffe ihr habt erfolg, falls man sich mal wieder trifft weiss ich, dass ich zurückkommen und im Lager nach meinem Zeug graben kann." meinte der Hüne lächelnd.
"Na los Dennik, wie lange hast du denn noch?" meinte Scorp ungeduldig, er wollte so schnell wie möglich hinter der Passkuppe verschwinden um abzuwarten bis die Drachenjäger losliessen.
Wenn es etwas gab, das er hier nicht verpassen wollte, war das spektakel der Drachenjagd. Würden die wilden Kerle gewinnen? Oder zeigte sich die Natur als Sieger dieses Kampfes? Unweigerlich auch eine etwas persönliche Frage für den Veteranen.
Als Dennik fertig war verabschiedeten sich die beiden von den Drachenjägern und wünschten ihnen viel Erfolg, nur dieser Karim schien nicht ganz Glücklich über die Abreise der beiden, ob er noch auf dumme Ideen kam?
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Drakia
„Vryce …“
Wie ein Windhauch kam der Name über die Lippen des Mannes, dessen Gesichtsausdruck zwischen überrascht und glücklich schwankte, ehe ihm die Worte seines Sohnes Gewahr wurden und der Ton, der sie begleitete, der zeigte, dass er nicht bluffte. Das er es todernst meinte. „Wir … können das alles klären, mein Junge“
„Halt’s Maul“, knurrte der Dieb und umfasste den Schwertgriff derart grob, dass das Leder des Handschuhs knirschte. „Dein Junge bin ich seit langen Jahren nicht mehr. Komm’ mir nicht mit Gerede und such’ nach keinem Ausweg aus dieser Situation, denn den gibt es nur über die Spitze meines Schwertes.“
Aus dem Augenwinkel sah Vryce, wie Reyn sich bewegte. Mit einer schnellen Bewegung zeigte die Spitze der Klinge nun auf den Hals des Hünen.
„Eine Bewegung, Reyn, und ich lass’ dich in deinem eigenen Saft ersaufen. Verpiss’ dich, Ratte, die Sache hier ist Familienangelegenheit.“
Der Hüne rührte sich nicht. Vryce seufzte, warf dem Verletzten einen tadelnden Blick zu und stach mit der Klinge zu. Röchelnd ging der Mann zu Boden, während ihm das Blut durch die Hände rann, die krampfhaft den Hals umfassten. Die schweren Stiefel schabten über die Bodendielen, dann herrschte Stille. Reyn – jahrelanger Begleiter Damiens – war tot.
„Du siehst, Damien, es ist ernst.“, murmelte der Dieb kalt lächelnd.
„Das hättest du nicht tun dürfen …“, knurrte der Vater Vryces finster. Sein Sohn lachte auf, schüttelte den Kopf.
„Was willst du machen, Damien, hm? Dein eigen Fleisch und Blut morden? Dich derart entehren? Halt einfach still, ich mach’ es schmerzlos. Nur kurz … nein, kurz wird’s nicht. Du wirst lange sterben, glaub’ mir.“
„Du hättest Reyn nicht töten dürfen …“, knurrte der ehemalige Meuchelmörder, „Das war ein Fehler. Und wenn du meinst, ich lass’ mich von dir einfach niederstechen … Vergiss’ es. Du willst mich haben, mit meinem Blut die ‚Ehre’ der Familie reinwaschen? Du weißt gar nichts, Junge, überhaupt nichts. Ich werde mich verteidigen, glaub’ mir.“
Damien hatte kaum zu Ende gesprochen, als der Sohn vorsprang. Die Spitze zielte auf die Brust, das Schwert des Vaters war jedoch schneller und wurde gekonnter geführt. Die Klinge erreichte ihr Ziel nicht, Vryce sprang zurück. Die Kapuze fiel zurück, entblößte das Gesicht, welches dem Damien bis auf wenige Merkmale zum Verwechseln ähnlich sah. Da stockte der Vater, als er die Züge seines Sohnes sah. Hart, unerbittlich und grausam, wie die seinen vor so vielen Jahren, zu der Zeit, als das Töten sein Leben bestimmt hatte. Diesen Moment der Unachtsamkeit nutzte Vryce aus, schlug von oben links, trieb seinen Vater in die Defensive, bedeckte ihn mit starken, schmutzigen Schlägen, die allesamt sauber geblockt und pariert wurden.
„Dein Lehrmeister“, keuchte Damien, „ist ein Versager gewesen.“
Schnell und unerbittlich ging der Kampf dem Ende entgegen. Vryce - mangels Erfahrung und stetig steigender Wut – machte einen Trittfehler, erwischte eine brüchige Diele, geriet ins Stolpern. Die Klinge Damiens schoss auf ihn zu, änderte jedoch im letzten Moment das Ziel und grub sich in die Hand des Sohnes, derart heftig, dass sie sauber die Lücke zwischen Zeigefinger und Daumen traf. Blut spritzte, der Schmerz biss zu wie ein Schattenläufer und mit der Intensität eines Hammers, dass Vryce einen Moment schwarz vor Augen wurde.
Die Dielen wurden benetzt mit dem Blut, welches aus der Hand floss. Die Gesunde ließ starr und verkrampft den Säbel los, griff nach der anderen und versuchte den Blutfluss zu stoppen. Das Schwert Damiens verschwand wieder in der Scheide, seine Augen musterten nahezu teilnahmslos den Sohn, der auf die Knie ging und sich knurrend und keuchend die blutende, scheinbar verkrüppelte Hand hielt.
„Töten werde ich dich nicht. Verschwinde … und bete, dass wir uns nie wieder begegnen.“
Und zum zweiten Mal in seinem Leben schwor Vryce dem eigenen Vater Rache. Dereinst, dem Schmerz wegen, der seiner Mutter angetan wurde. Heute … wegen der Schmach, die er ihm brachte.
„Du wirst sterben …“, flüsterte der Dieb nur, sprang unsicher auf und rannte. Floh zum Hafen, zum nächsten Schiff und auf der Suche nach dem nächstbesten Barbier. Einen klaren Gedanken konnte er – getrieben von Wut, Scham und Schmerz – nicht fassen.
Vryce floh. Zum zweiten Mal.
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"Eine Nacht noch...", dachte Kratos, als er einige Beeren samt Pflanze aus dem Boden rieß. Hier gab es seltsamer Weise eine Menge Pilze, Dunkelpilze wurden sie hier genannt, schmackhaft waren sie nicht umbedingt, doch ließen sie Kratos guten Gedanken fassen. Er konnte ihnen freien Lauf lassen, ohne das sie wieder in einem Massaker gegen unbekannte Feinde endeten. Nebenbei hatte er das seltsame Moos, das er am vorherigen Tag gefunden hatte, verputzt, nachdem er mit dem restlichen Sammeln unerfolgreich geblieben war. Nur am Fluss waren ihm bekannte, essbare Pflanzen aufzufinden. Ein Stück entfernt jedoch, verweilten einige alte Bäume, um die es nur so gediehen hatte, sie waren von der Kälte dieses Ortes unbelastet gewesen und schienen ihre Energie vom in der Nähe reißenden Fluss entnehmen. Kratos musste nur aufpassen, nicht dem nächsten Lurker oder Scavenger in die Arme zu laufen. Bis auf seinen seltsamen Stein könnte er sich überhaupt nicht verteidigen. Der Eiswolf, den er erlegt hatte, war reines Glück gewesen. Nun, wieder in der Nähe des Flusses schöpfte er sich handvoll Wasser aus dem kühlen Nass. Langsam lief es ihm hinunter, kalt und erfrischend. Ein Knurren ließ ihn hochfahren. Ein Lurker hatte auf der anderen Seite seinen Schlaf beendet und versuchte sich durch den Fluss zu kämpfen, Kratos nahm die Beine in die Hand und rannte was er nur konnte. Hoffentlich würde das Vieh ihn nicht erschnüffeln können, Kratos Duftnote hatte in der Wildnis etwas nachgelassen. "Beeilt euch Diebe, sonst muss ich alleine fort..." flüsterte er wieder am Lager angekommen und hielt nach dem Tier Ausschau. Heute entschied er sich auf einen kaputten Wachturm der Söldner zu übernachten, der Sicherheit wegen.
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Dennik hatte gesiegt, der Kampf war, nachdem er das Amulett an Scorp gegeben hatte vorüber. Ein Paar der Zuschauer hatten den am Boden liegenden Karim ausgelacht, ein paar Andere geklatscht, aber die Meisten hatten keine Regung gezeigt, waren sie erstaunt, was der kleine Dieb alles konnte? Waren sie entsetzt, wie schlecht Karim abgeschnitten hatte? Dennik wusste es nicht.
Doch eines wusste er, Karim würde immer noch alles unternehmen um Dennik Ashim übergeben zu können, und das würde der Dieb nicht zulassen.
"Das wird nicht das Endergebnis unsrer kleinen Geschichte sein Dennik, Ashim wird seine Rache bekommen!", waren die Worte des Südländers gewesen, bevor er sich wieder aufgerappelt hatte und zu seinem pompösen Zelt gehumpelt war.
"Ihr scheint euch zu kennen, alte Freunde?", fragte Scorp, nachdem Karim im Zelt verschwunden war. "Mehr oder weniger, ich habe dir sicher, als wir uns das erste Mal getroffen haben, damals in der Wüste, von den drei Ausländern erzählt, die mich und ein paar andere Straßenjungen ausgenutzt haben, lange Geschichte, letzten Endes habe ich die Drei, zu denen auch dieser Karim gehört, hinter Gitter gebracht und jetzt sind sie sauer", antwortete Dennik kurz angebunden.
Nachdem Abendessen, welches kalt eingenommen werden musste, da sie hier ja kein Feuer, aus Angst der Drache würde es sehen, machen konnten, gingen Dennik und Scorp in einem der leeren Zelte schlafen. Doch Dennik schlief nicht, nein er wartete nur. Es gab noch etwas zu tun, in dieser Nacht, ja, es galt einen Teil, den ersten Teil, der Vergangenheit zu beenden, alle Bande zu kappen. Der Schatten wartete also, bis Scorpin tief und fest schlief und schlich sich wieder aus dem Zelt.
Egal welchen Weg Dennik in seinem Leben noch gehen würde, alle standen ihn ja noch offen, egal welchen, diese Nacht würde nichts entscheiden, auch wenn er sich dazu entschied, nicht mehr zu töten und nur noch versuchen das Richtige zu tun und auf sein Herz zu hören, auch wenn Dennik diesen Weg nehmen würde, diese Nacht galt es zu Morden und zwar Karim.
Leise schlich Dennik, wie Vryce es ihm in Bakaresh gezeigt hatte durch die Zelt reihen, blieb bewegungslos in den Schatten stehen, wenn die Wachen, die das Lager überwachten, zu nahe kamen und gelangte letzten Endes in das geräumige Zelt des Südländers. Drei Betten waren in dem Zelt platziert, doch nur eines war besetzt, Karim lag darinnen. Die anderen Beiden waren wohl für den Großen und Ashim gedacht, doch diese waren, wie Karim ihm erzählt hatte ja noch in Khorinis. Dennik zog sein Schwert blank. Karim wachte nicht auf, er schnarchte nur auf und rollte sich auf die Seite. Leise wie eine Katze auf der Pirsch, kam Dennik näher an das Bett seines Feindes heran und kniete neben den Schlafenden nieder.
Ohne zu zögern, schnitt er dem Verbrecher die Kehle auf, er wusste, das Problem hätte er auch humaner lösen können, aber Dennik wollte ihn töten, er wollte diesen verdammten Schweinehund hinrichten! Diesen Korrupten. Schwer atmend stürmte Dennik aus dem Zelt und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Es war vollbracht, Ashim wusste nicht, dass er hier gewesen war! Nie würde er es raus finden! Er fühlte sich erleichtert und im Gegensatz zu damals, in der Grotte auf Onarshof, als er den Söldner für Vryce getötet hatte, spürte er keinerlei Gewissensbisse.
Karim war tot, war gestorben, durch Dennik´s Klinge!
Nach einem Moment der Genugtuung schlich Dennik zurück in sei Zelt, Scorp schnarchte immer noch vor sich hin, er hatte also nichts bemerkt. Und würden es die Anderen bemerken, würden sie den Schatten verdächtigen?
Dennik hoffte nicht, was hatte er auch für ein Motiv, die meisten der Söldner hatten bestimmt nicht mitbekommen, das Dennik und Karim sich gekannt hatten, so wie Scorp, und wenn, würde sie der Tod des Mannes kümmern?
Eine Weile grübelte er noch und dann schlief er schließlich ein.
Am nächsten Morgen gleich, erfuhr Dennik, dass Heute der Große Tag war, der Tag der Drachenjagt und Scorp wollte so wie es aussah so schnell wie möglich weg, sie bedankten sich bei dem Boss der Bande für die Gastfreundschaft und verließen dann das Lager. Über Karim´s Tod schienen die Drachenjäger noch nicht Bescheid zu wissen.
Eine Weile liefen sie schweigend neben einander her, Scorp wollte wohl den Kampf gegen den Drachen beobachten und zusammen schlenderten sie nun zu der Stelle, die Scorp für ihre Beobachtungen ausgesucht hatte.
"Habe ich dich eigentlich nun überzeugt, mich weiter hin auszubilden, mir mehr zu zeigen?", fragte Dennik nach einer Weile.
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Drakia
„Bei Adanos!“
Der Schiffsarzt blickte auf die Wunde hinab, schüttelte ungläubig den Kopf, konnte sich schlicht und ergreifend nicht erklären, wie sich ein Mensch so eine Verletzung zuziehen konnte. „Was habt Ihr gemacht, Herr?“
„Versucht, ein Schwert zu greifen“, zischte der Dieb durch die Zähne hindurch, als der Arzt die Wunde mit aufgewärmtem Wasser auswusch, um einer Infektion vorzubeugen. Dann nahm er mehrere Utensilien zur Hand, bei deren Anblick sich – obwohl sie unscheinbar und harmlos waren – Vryce der Magen zusammenzog. Ein kleines Fläschchen mit Alkohol, Draht und eine Nadel.
„Flicken wie’ne gerissene Hose, das wollt Ihr doch machen …“, murmelte der Dieb und schüttelte abermals den Kopf, wusste aber, dass die Behandlung überlebenswichtig war. Seine Kenntnisse der Medizin gingen zwar gen null, aber er konnte sich zu gut denken, was mit einer unbehandelten Wunde passieren konnte, die Schmutz und Dreck ausgesetzt war. Lieber kurzweilige Schmerzen statt eine Hand einzubüßen.
„Dann macht’s schnell, schmerzlos wird’s ja nicht gehen …“, keuchte er und schloss die Augen, während der Arzt sich an die Wunde machte.
„Mh, Bakaresh ist Euer Ziel, ja … Sucht dort auf jeden Fall nach Eurer Ankunft einen fachkundigen Heiler auf, sonst könnt Ihr diese Hand in einiger Zeit vergessen … oder gleich Euer Leben“, sprach der Schiffsarzt, während er die abermals erwärmtes Wasser über die Wunde goss, ehe er sich mit dem Alkohol an die Desinfektion machte. Mühevoll unterdrückte Vryce einen Schmerzensschrei.
Fachkundige Heiler bei Bakaresh? Beliar … mir fallen da nur die Magier im Kastell ein. Ich weiß noch damals, als sich dieser Grünäugige um Saldrar gekümmert hatte … Ja, vielleicht ist das Kastell der beste Weg zur Heilung. Und vielleicht … auch zur Rache? Wenn das Schwert nicht hilft, dann vielleicht … Magie?
Schmerzen leidend reifte in Vryces Kopf eine ebenso waghalsige wie interessante Idee heran.
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Die beiden hatten sich ein gutes Plätzchen oberhalb des neuen Lagers bezogen, beide in der Kunst des Schleichens und unaufälligem Verhalten versiert fiel es ihnen nicht schwer sich so zu platzieren, dass die Aussicht stimmte, sie aber nicht bemerkt werden sollten.
"Du fragst zu viel Junge, wenn du mir auf den Geist gehst wirds nämlich sicher nix!" meinte der Hüne, mehr amüsiert als genervt über Denniks ungeduld.
"Lasst uns erst das Spektakel da unten beobachten" meinte der Hüne, denn es kam Leben in das Lager der Drachenjäger, sie schienen letzte Vorbereitungen zu treffen. Dem Hünen fiel auf, dass einer fehlte, aus der ferne war nicht auszumachen wer es war, aber mehr als eine unerwartete Unterbrechung gab es nicht im Tun der Jäger.
Zu sehr schienen sie sich auf diesen Tag vorbereitet haben, als dass sie es sich jetzt noch nehmen lassen würden zu handeln.
Zwei der Jäger machten sich an einer grossen Holzkonstrutkion zu schaffen, die der Hüne gar nicht bemerkt hatte. Währenddessen sammelten sich die Nahkämpfer beim Pfad der herunter in die grosse Höhle des neuen Lagers führte.
Erneut schienen sie zu zögern, einer der Nahkämpfer wollte zurück zum Lager rennen, wurde aber vom Boss zurückgepfiffen, weitere Fernkämpfer sammelten sich bei den Nahkämpfern und schienen sich auf einen Spurt vorzubereiten.
"Uh ich ahne was sie versuchen. Siehst du die Jungs an der Kuppe von der aus wir den Drachen gesehen haben? Das riesen Holzding wird eine Balliste sein, schau sie schleppen ein haufen Speere hoch an die Klippe. Damit werden sie versuchen den Drachen Flugunfähig zu machen. Selbes gilt für die beiden Armbrustschützen der schwergepanzerten Drachenjäger, sie haben starke Seile an ihren Bolzen befestigt, keine Ahnung mit was die verbunden sind, aber ich rechne dass sie ebenfalls dazu dienen den Drachen zu fesseln.
Und dann ging es los, die Schützen die sich bei den Nahkämpfern eingefunden hatte spurteten los, sie erreichten die Ebene vor dem Lager als erstes und rannten weiter.
Rooooooaaaaaaaaaaarh!
Der Berg schien zu zittern als das fürchterliche Brüllen des Drachen erklang, jede Bewegung war zu hören, wie die riesige Kreatur durch den Schnee stampfte.
Währenddessen hatten sich die Nahkämpfer auf eine weite Linie verteilt und rannten auf den Drachen zu und oben auf der Kuppe bauten die Ballistenschützen ihre Konstruktion mit geübten Hangriffen zusammen.
"Na Lust auf eine kleine Wette? Wer gewinnt den Kampf?" meinte der Hüne und lehnte sich weiter vor um besser sehen zu können, was abging. Und dann sah er schliesslich den Drachen wie er scheinbar behäbig aus der Höhle Schritt, der Kampf konnte beginnen.
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Dennik zögerte nicht lange, "Sicher der Drache, du hast zwar gesagt, das du und ein anderer schon einmal einen Drachen nieder gestreckt habt, aber irgendwie kann ich mir das nicht so recht vorstellen, die Kreatur ist so mächtig, die kann doch gar nicht bezwungen werden!", begründete Dennik seine Meinung, "Also ich wette auf den Drachen!", meinte der Schatten und starrte gebannt auf das Vorgehen dort unten, der Drache hatte den Angriff nun registriert und brüllte ohrenbetäubend. Er schien stink sauer.
Die Armbrustschützen schossen schon die ersten Salven auf das Ungetüm, da kamen auch die Nahkämpfer an, brüllend ohne Furcht rannten sie ohne Hemmungen auf Verluste in die Höhle. Zuerst antwortete der Drache mit einem weiteren Brüllen, das nur so von Mordlust kündete. Dann folgte ein zischen und eine riesige Flammenzunge quoll aus der Höhle, die schnellsten der Nahkämpfer, die bereits am Eingang der Grotte gestanden hatten, verbrannten elendig, ihre Schmerzensschreie übertönten gar noch das Echo, welches der Schrei des Drachens verursacht hatte.
Dennik schaute kurz weg, es war zwar ein Aufregender Kampf, doch das sterben der Männner musste Dennik nun wirklich nicht beobachten. Er schluckte, "zum Glück sind wir hier oben in Sicherheit, ich hoffe der Drache bemerkt uns nicht...", murmelte Dennik.
"Was machst du jetzt eigentlich mit deinem Amulett, besser gesagt, was machen wir jetzt? Geht es wieder nach Khorinis Stadt?", fragte Dennik um sich abzulenken.
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"Die Wette gilt." meinte der Hüne, ihm war es egal auf wen er setzte, beide hatten ihre Chance.
Nunja, erst musste wohl die Spreu vom Weizen getrennt werden, zwei unvorsichtige Drachenjäger wurden gleich zu beginn gegrillt.
"Haha, Pfeiffen" kommentierte der Hüne ihren lausigen Angriff.
"Was ich mit dem Amulett vorhabe? Ich setzte es auf die Drachenjäger!" und damit auf seine Vergangenheit, es war einfach andere entscheiden zu lassen, aber alleine kam er nicht vorwärts, er würde sich nicht alleine von seinem alten weg abbringen lassen, er brauchte einen Stoss dafür oder dagegen und der Drache sollte entscheiden.
Als der Boss der Drachenjäger seine Axt in den Drachen jagen wollte, stiess sich dieser vom Boden ab, das Schlagen seiner Flügel erinnerte an Segel in einem Sturm und obwohl der Schwer gepanzerte Krieger noch in die Höhe sprang erwischte er den Drachen nur knapp.
Zornig brüllte der Drache erneu auf und spie erneut Feuer, doch die trainierten Drachenjäger wichen den Flammen aus oder sprangen direkt aus ihnen hinaus in den kalten schnee.
Währenddessen hatten die Jäger auf der Kuppe die Balliste fertig aufgebaut und legten den ersten Speer an.
"Na, sicher, dass du auf die richtigen gesetzt hast? Was ist dein Einsatz Kleiner?" meinte der Hüne lächelnd bei dem Anblick. "Was wir anschliessend machen? Was auch immer wir Lust haben, wir haben die Freiheit zu entscheiden Dennik, die absolute Freiheit!" erklährte Scorp seinen Begleiter ihre Situation.
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"Was mein Einsatz ist?", fragte Dennik nach, zuerst wollte er seine Lehre bei Scorp setzten, aber diese war ihm zu wichtig, als das er sie verwetten wollte.
"Mh, mein Einsatz ist... mh... du darfst entscheiden, wohin es jetzt geht, auch wenn wir die Freiheit haben, überall hin zu gehen, Scorp hast du sicher schon einen Plan für dich, eine grobe Vorstellung, wo du hin willst, oder? Wenn der Drache gewinnt, folgst du mir in die Wüste nach Bakaresh, von da an schau ich dann ob ich dich weiter begleiten werde oder nicht, aber wenn der Drache fällt, erlegt wir von diesen Jägern, dann folge ich dir wo hin du auch gehtst Scorp!", meinte Dennik und fügte in Gedanken hinzu, wenn der Drache stirbt, verlasse ich die Diebesgilde und schau mal was ich aus meinem Leben mache...
Aber würde er die Diebesbande nicht auch verlassen, wenn der Drache triumphierte? Er war mehr als ein einfacher Dieb, er wollte mehr und er wusste, dass er mehr erreichen konnte, aber Illdor und Rekhyt, für sie würde er in der Diebesbande bleiben, ach wenn es doch nur ein Happy End geben würde... warum kann ich nicht bei Illdor und Rekhyt bleiben und trotzdem mehr werden, mehr sein als nur ein einfacher Dieb?
Ja, ein einfacher Dieb, war er nicht mehr, das hatte er mit dem Tod von Karim besiegelt, die Zeit als schutzloser Straßenjunge war vorbei... und er würde erst gar nicht mehr als ein solcher anfangen. Ein Dieb würde er immer bleiben, aber nicht so einer. Vryce hatte sie damals Maden genannt und nun verstand Dennik, was sein Lehrmeister der Diebeskunst gemeint hatte.
Zischhh, ein lautes klacken und dann ein Zischen unterbrachen ihn, der erste Pfeil der Baliste, wie Scorp das Ding genannt hatte, schoss auf den Drachen zu und durchbohrte glatt den Flügel des Getüms.
Brüüelnd drehte sich der Drache zur Seite und erspähte die Baliste, sofort schoss er einen gigantischen Feuerball auf das Gerät, welches nach einer lauten Explosion, begleitet mit dem Schreien derer, die die Baliste bedient hatten, in Flammen auf ging. Bald war kaum noch etwas übrig von der hölzernen Riesenarmbrust...
"Na, sieht doch gut für mich aus!", lachte Dennik, dann fiel ihm jedoch wieder ein, dass es hier um Menschenleben ging und er verstummte, wie konnte er über so etwas wetten abschließen? Er wusste, dass es falsch war, blieb aber sitzen und starrte weiter hinunter zu den Kämpfenden.
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Kaum hatte Dennik gesprochen war ein lautes reissen zu hören, gefolgt von einem weiteren lauten Brülle des Drachens. Das Loch in seinem Flügel hatte seinen Preis gefordert und zwang den Drachen zurück auf den Boden, wo er von den Drachenjägern erwartet wurde.
"Gut sieht anders aus." meinte der Hüne lächelnd. Er hatte einen heidenspass an dem Spekatkel.
Menschenleben wurden vergeudet und eine imposante Kreatur wurde beharkt und in die Enge getrieben, zwei Welten, zwei Ansichten massen sich da unten, und der Kampf konnte spannender nicht sein.
"Abgemacht, wenn der Drache gewinnt gehen wir nach Bakaresh, wenn die Drachenjäger gewinnen tun wir was immer ich will und da ich mein Amulett gesetzt habe, wirst du für die Verpflegung der ersten Reisewoche verantwortlich sein, wenn ich gewinne!" erklährte der Hüne die Wetteinsätze.
Dennik schlug etwas zögerlich ein, aber was blieb ihm schon für eine andere Möglichkeit?
"Was willst du denn wieder in Bakaresh? Da gibts nur Sand, Hitze, üble Gesellen, Schwarzmagier, Orks... seltsames Essen..." Scorp schüttelte den Kopf, bei dem Einsatz hoffte er gleich wieder, dass die Drachenjäger noch ein paar Trümpfe auf Lager hatten.
Als hätten die Jäger unten seine Gedanken gehört machten sich die beiden mti den schweren Armbrüsten am Drachen zu schaffen.
Gleichzeitig hatten sie abgedrückt, die Bolzen mit widerhaken frassen sich durch den Schuppenpanzer des Drachens.
Während der Drache aufbrüllte, begannen die beiden Schützen die feuerfesten Stricke an eisernen Konstruktionen, die sie vorher im Boden befestigt hatten, festzubinden.
Somit war der Drache vorerst völlig an den Boden gefesselt und die noch lebenden Nahkämpfer stürzten sich euphorisch auf ihre Beute.
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