[Janina]

Den Aufruf der Nomaden zu einem Überfall auf Ben Erai hatte Janina gerade noch rechtzeitig mitbekommen und obwohl sie nicht grade auf einen Kampf aus war, reizte sie der Gedanke doch, den Assassinen eins auszuwischen. Ihr Vater gehörte zu denen, das war für sie Grund genug, Zubens Leute nicht zu mögen.
Die Karawane war gerade aufgebrochen, als sie eilig dazu stieß.
Eine beträchtliche Menge an Leuten waren dem Aufruf gefolgt, was das ganze Vorhaben schon viel Erfolg versprechender machte. Vermutlich ebenfalls von dem Bedürfnis gepackt, etwas gegen die Assassinen zu unternehmen, die meisten waren vermutlich eh der Meinung, das man zu lange in Al Shedim herum gehockt hatte. Und natürlich kamen ein paar auch sicher nur wegen dem Lockruf des Goldes mit.
Janina gestand sich ein, das ihr der Gedanke ebenfalls behagte.
Nach einer Weile begann sie, sich zum Anführer der Karawane durchzufragen, um ihre Dienste anzubieten. Beim ersten Blick würde man sie vermutlich belächeln, so eine dürre gut gepflegte junge Frau, die ehr in einem Harem ihren Platz zu haben schien. Aber das täuschte natürlich, das musste sie nur überzeugend darlegen.
Schließlich fand sie den Gesuchten und schloss zu ihm auf. „Die Drei zum Gruße.“, begann sie und stellte sich vor, „Janina nennt man mich, Gauklerin bin ich, ich bin hier um euch in eurer Sache zu unterstützen. Und bevor ihr etwas sagt, so lauscht meinen Worten: Mit meinen Fähigkeiten werdet ihr niemand besseren finden, um euer Ziel auszuspionieren. Ich kann kommen und gehen ohne verdacht zu erregen, nur wenige beachten mich und die es tun sprechen in viel in meiner Gegenwart, ohne argwöhnisch zu werden.
Auch eure Truppe kann ich unterhalten wenn ihr es wünscht und ich bin auch eine passable Nahkämpferin, so es nötig wird. Also bitte ich euch, sendet mich nicht fort sondern bedient euch meiner Fähigkeiten, es wird zu eurem Schaden nicht sein.“

[Jaryvil]

Der Tag war also gekommen. Der Tag des erneuten Aufbruchs, doch diesmal hieß das Ziel Ben Erai. Eine Stadt voller Gold, Schmuck und anderen Reichtümern. Noch immer hallte die kurze aber verheißungsvolle Rede des Nomaden in seinen Ohren: Der Fall Zubens. Es war nur ein Schritt in diese Richtung, doch es war ein Schritt und dieser ging gegen die Assassinen und damit nach seinem Geschmack. Jary hatte gestern noch seine Novizenrobe herauspoliert um keinen ganz so abgerissenen Eindruck zu machen, außerdem hatte er gerade so viel geschlafen um ausgeruht zu sein und bis zur nächsten Rast fit zu bleiben, den Rest der Zeit hatte er auf dem Übungsplatz verbracht.

Schritt für Schritt näherte sich die große Karawane ihrem Ziel. Schritt für Schritt ging es einem Kampf entgegen, doch der Novize hatte das Gefühl, die Menschen um ihn waren voller Hoffnung, angetrieben von dem Gedanken, Zuben zu schwächen....und vielleicht auch von dem Gedanken, sich an den Reichtümern der Stadt zu vergreifen. Naja.. ein bisschen mehr Gold kann ja nicht schaden Der junge Mann grinste und schaute sich um. Überall sah man vollbepackte Kamele ihre Lasten tragen, Männer mit Schwertern, Speeren, Schilden und Bögen, doch genauso waren auch unbewaffnete unter ihnen, die sich vielleicht nicht verteidigen konnten, aber trotzdem helfen wollten. Eine davon stach ihm ins Auge, denn ihr war er gestern schon begegnet: Es war die junge Frau mit den schwarzen Haaren, die sich nach der Rede erkundigt hatte. Lächelnd beschleunigte er seine Schritte um ein bisschen in der Karawane voran zu kommen und möglichst auf gleicher Höhe neben ihr laufen zu können. "Auch gleich entschieden mitzukommen?" fragte der Diener Adanos' grinsend. "Entschuldige, ich bin Jaryvil, wir haben uns ja gestern schon gesehen. Freut mich." Er hielt ihr die Hand zur Begrüßung hin.

[Selina]

Zu Selinas Freude bot sich auch tatsächlich bald die Gelegenheit für ein Gespräch. Es war Jaryvil, der Mann den sie am Tag zuvor schon flüchtig gesehen hatte, der sie ansprach und sich vorstellte.
Erfreut schüttelte sie dem Mann die Hand.
"Hallo, ich heiße Selina! Erst gestern bin ich in Al Shedim angekommen und habe dann spontan entschlossen heute gleich mitzukommen. Ich hoffe ein paar Kontakte knüpfen zu können, weil ich ja noch niemanden kannte."
Gestern hatte Maris auch etwas über Magier geredet und Selina erkannte, dass Jaryvil eine Robe trug, die durchaus auf einen Magier schließen lies. Aber was das für Magier waren wusste sie nicht.
"Was ist das für ein Gewand, das du da trägst? Bist du ein Magier? Und was sind das für Magier, die es hier gibt? Es tut mir Leid, wenn ich dich mit Fragen löchere, aber ich weiß einfach so wenig über diesen Ort und das Leben hier."
Sie schenkte ihm als Entschuldigung ein Lächeln und wartete gespannt auf die Antwort.
Der Aufenthalt in Varant in ihrer Kindheit war zu kurz gewesen, als dass sie etwas über Magier hätte herausfinden können. Die einzigen von denen sie gehört hatte, waren die Feuermagier in Vengard, die den Gott Innos anbeteten und diese hatten ihr nie viel bedeutet. Aber wie waren die Magier hier? Welchen Gott beteten sie an und was hatten sie für Gebräuche?

[Jaryvil]

Er erwiderte das Lächeln der jungen Frau und sah dann kurz an sich herunter. War wohl gut, dass ich die nochmal sauber mache, wenn sie sofort jemandem aufgefallen ist. ging es ihm durch den Kopf während das Lächeln zu einem Grinsen wurde. "Ein Magier? Nein, leider nein oder zumindest noch nicht. Ich bin Novize und auf dem Weg ein Magier zu werden." Zwar war es wohl nicht die Antwort, die die junge Dame erwartet hatte, doch es erfüllte Jary mit stolz, zu erzählen, dass er irgendwann einmal ein Magier des Wassers sein könnte. "Äh ja, zu deiner Frage wegen der Magier. Die Robe ist blau. Blau für Wasser, für Adanos. Die Magier in Al Shedim sind Wassermagier, ihre Elemente sind natürlich das Wasser und auch die Erde." Bei den beiden Elementen kamen ihm Erinnerungen an Magier, die er hatte üben sehen. Bilder von Pfeilen aus Eis, Sand, der sich wie von Geisterhand zu bewegen schien. "Eben die beiden Elemente aus denen unsere Welt besteht. Egal wo du also hingehst, du wirst Erde, Stein, Sand, Schnee, Eis oder Wasser um dich haben." Die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus, wie sie es jedes Mal taten, wenn er über seinen Glauben, die Magie der Wassermagier oder aber auch über das Bogenschießen redete.

Die Schwarzhaarige lächelte noch immer und schien wohl gespannt zuzuhören. Vielleicht will sie ja irgendwann einmal lernen, mit dem Bogen umzugehen Er grinste im ersten Moment, wandte sich dann aber schnell ab und tat so, als wollte er die Umgebung beobachten. Nein... ich will nicht schon wieder versagen... Es dauerte eine Weile bis Jaryvil sich wieder gefasst hatte. "Wenn ich fragen darf... Wo kommst du her und was bringt dich nach Al?" Bei den Worten gingen ihm viele verschiedene Gedanken durch den Kopf. Vielleicht war sie ja eine Spionin der Assassinen? Der Novize beäugte die Frau noch einmal und musste dann feststellen, dass sie doch ziemlich unschuldig aussah und nicht wie eine verschlagene und hinterhältige Assassine. Aber vielleicht will sie auch in Al bleiben?

[Selina]

Offenbar machte es Jaryvil großen Spaß über Magie zu reden, denn sein Wissen sprudelte nur so aus ihm heraus. Adanos gläubig waren sie also und mit Wasser und Erde hatten sie zu tun. Beides gefiel Selina wesentlich besser als die Einstellung der Feuermagier. Sie konnte es sich nicht vorstellen mit heißem und zerstörerischem Feuer zu hantieren, mit Wasser hingegen schon und genaugenommen war es auch viel Vielseitiger. Es konnte eiskalt und hart sein, aber wenn es kochte auch zu Verbrennungen führen und dazwischen - also als normales Wasser - war es lebenswichtig und erfrischend. Erde und Sand behagten ihr nicht all zu sehr, doch der Glaube an den Gott des Gleichgewichts hingegen schon. Eine Expertin der Götter war sie nicht, aber was sie bis jetzt so über ihn gehört hatte, gefiel ihr doch recht gut.

Schließlich wollte Selina aber Jaryvils Frage eingehen. Nach ihrer Herkunft hatte er gefragt und es lag nicht in ihrer Natur zu lügen oder auch nur in Erwägung zu ziehen ihm etwas zu verheimlichen. Er war freundlich zu ihr und würde womöglich sogar ihr erstet Freund in Al Shedim werden, also warum sollte sie sich vor ihm verschließen?
"Geboren wurde ich in Geldern, doch meine Eltern konnten sich mein Leben lang nicht einigen ob sie nach Varant oder Nordmar ziehen sollten. So habe ich beides kennengelernt und als meine Familie an ihren Streitereien schließlich zerbrach bin ich hier hergekommen.
Mein Ziel war Varant gewesen, jetzt bin ich in Al Shedim gelandet, aber ich kann mir gut vorstellen auch hier zu bleiben. Die Bevölkerung hier scheint mir wesentlich angenehmer als die Assassinen - und sogar Schwarzmagier soll es geben - aus den anderen Städten!"

[Jaryvil]

Eigentlich hatte er nicht damit gerechnet, dass die - immernoch oder zumindest fast - Fremde, so offen redete. Aber ob das auch wirklich der Wahrheit entsprach, konnte er ja nicht wissen, schließlich lag es nicht in seiner Macht, anderen Menschen in den Kopf zu schauen, zudem war er auch nicht besonders gut darin, Leute anhand ihrer Miene, Gesten oder Stimme als Lügner zu erkennen. Aber irgendwie hatte der junge Mann das Gefühl, es war die Wahrheit was sie ihm da erzählte. "Aus Geldern? Ist da nicht alles voller Orks?" für Jaryvil waren Orks nie wirklich eine Bedrohung gewesen, einzig die Reisen nach Vengard hatten dafür gesorgt, dass er mit den Grünhäutern Kontakt hatte und in diesen Momenten war nie wirklich etwas schlimmes passiert.

"Ja, Assassinen und Schwarzmagier..." zischte er schon fast, bezog sich aber mehr auf die geldgeilen, korrupten und skrupellosen Sklavenjäger, Attentäter und Schoßhündchen Zubens. "Sei froh, dass du jetzt hier bist, ansonsten könntest du jetzt irgendwo in einer ihrer Städte auf einer bretternen Bühne stehen. Begafft von den Einwohnern und nur bekleidet mit dünnem Leinen während sabbernde Männer vor der Tribüne stehen und mit einem Assassinen um deinen Wert feilschen." All sein Hass spiegelte sich in seinen Antworten wider und er hoffte, er würde Selina nicht zu sehr verschrecken. "Vielleicht wärst du auch schon tot...." Leise murmelnd hoffte er schließlich, dass sie es nicht gehört hatte, doch er glaubte fast nicht daran. Im Grunde war es ihm auch schon wieder egal, denn schon im nächsten Moment kamen Erinnerungen hervor, er bildete sich ein, seine Narbe zu spüren und einen stechenden Schmerz. Krieg dich wieder ein! befahl er sich selbst und versuchte dann, mit seinen Augen einmal die Umgebung abzuwandern.

Die Dunkelheit hatte sich schon wieder über die Wüste gelegt, die Kälte brach herein und es schien, als wäre alles um die Karawane herum tot und verlassen. Ich hoffe, sie finden uns nicht.. Seine Blicke glitten über Dünen, verdorrte Sträucher und blieben schließlich an etwas Weißem hängen... einem Schädel. Bei dem Anblick lief es ihm eiskalt den Rücken hinunter.

[Selina]

In Jaryvils Stimme war eine Menge Hass und Abscheu mitgeschwungen, dass erkannte Selina ganz genau. Anscheinend hatte er keine guten Erfahrungen mit solchen Leuten gemacht. Er hatte ihr geschildert, was er Assassinen mit ihr anstellen wollen könnten und hatte sie damit leicht verschreckt, aber nach einer kurzen Bedenkzeit, beschloss sie die Schilderung als Kompliment aufzufassen, denn immerhin sprach es für ihr Aussehen, wenn Männer darum feilschen würden.

"Ich fasse deine Darstellung von meiner Versklavung einfach mal als Kompliment auf" sagte sie zum und lächelte scherzend.
"Ich bin natürlich sehr froh, dass mir das hier erspart bleibt!"
Kurz überlegte sie, aber dann beschloss die Frage die sie beschäftigte auszusprechen.
"Dürfte ich Fragen, was du für Erfahrungen mit solchen Leuten gemacht hast? Der Hass den du auf sie hegst muss eine Begründung haben."

Mit dem untergehen der Sonne war - wie in der Wüste üblich - die Kälte hereingebrochen und Selina holte eine dünne Jacke aus ihrem Rucksack. Das meiste Gewand, was sie in Nordmar getragen hatte, hatte sie verkauft, aber sie hatte dennoch ausreichend behalten um selbst die kälteste Nacht der Wüste einigermaßen gut überstehen zu können.
Ob Jaryvil kalt ist überlegte sie, kam aber zu dem Schluss, dass seine Robe ausreichend wärmen sollte.

[Jaryvil]

Ein Kompliment? Eigentlich hatte er das nicht beabsichtigt, aber warum nicht? Er lächelte über die Weise, wie sie seine Hasspredigt verstanden hatte. Seine Gesprächspartnerin war wirklich hübsch - auch wenn ihn das bei einer Frau nicht wirklich interessierte. "Das könnt ihr gerne als ein Kompliment sehen und ich bin auch froh, dass es euch nicht so ergangen ist." sagte er ganz offen zu der jungen Frau, denn niemand hatte es verdient, als Sklave arbeiten zu müssen, genauso wenig wie eine Frau dann als 'Lustsklavin' gehalten wurde. Das muss viel schlimmer sein...

Nach einer Weile erst hatte er sich dann dazu durchgerungen ihre Frage zu beantworten. Aber soll ich ihr all das erzählen.. alles was passiert ist? Mit einem knappen Nicken bestätigte er sich selbst, dass es besser war, über so etwas zu reden auch wenn er wohl nur davon erzählen würde und dann wäre das Thema vorbei. "Naja... früher.. da habe ich in Bakaresh gewohnt, zusammen mit meinen Eltern, meiner Familie." Jary machte eine kurze Pause um einmal wieder zurück zu denken. "Ich sollte einer der ihren werden aber das wollte ich nie. Nachdem ich mich zwei mal geweigert habe..." er stockte und musste sich erst wieder einkriegen. "... haben sie meine Familie getötet und mich dann als Sklaven genommen. Lange habe ich einem reichen und widerwärtigen fetten Sack gedient, bis ich ihn eines Tages niedergeschlagen und mich aus dem Staub gemacht habe." Bei dieser Erinnerung kam eine leise Befriedigung über ihn. "Mein Vater hatte Kontakte zu den Nomaden, deswegen wusste ich ungefähr wo ich hin musste und hatte mich dann einfach auf den Weg gemacht." Der Novize blickte nochmal demonstrativ an sich herunter. "Ja und jetzt bin ich, was ich bin. Ein Novize Adanos', ein Bogenschütze und ein ziemlich freier Mensch. Und darauf bin ich stolz." Jaryvil lächelte wieder und fragte sich, was die junge Frau wohl über ihn dachte.

"Habt ihr vor, nach unserer Rückkehr in Al Shedim zu bleiben?" Hoffnungsvoll blickte er sie an.

[Selina]

Jetzt konnte Selina verstehen woher sein Hass auf Assassinen rührte. Ermordete Eltern, sie wollte sich gar nicht vorstellen wie das sein musste, auch wenn sie selbst nicht aus einer glücklichen Familie kam. Immerhin bestand bei ihr noch die Hoffnung, dass sie vielleicht irgendwo einmal ihre Mutter treffen könnte. Auch ihr Bruder musste irgendwo durch die Weltgeschichte irren, aber der würde vermutlich nach wie vor nichts mit ihr zu tun haben wollen, aber wer weiß, vielleicht hatte er sich ja verändert in der Zeit in der er alleine war.

"Es tut mir Leid, was mit deiner Familie passiert ist, aber du kannst wirklich stolz auf dich sein. Es war und ist sicher nicht leicht! Danke auch für deine Offenheit."
Letzteres erschien Selina etwas eigenartig, denn sie selbst wäre zu jedem anderem ebenso offen gewesen, doch hatte sie durchaus gelernt, dass es nichts Selbstverständliches war.

"Ja, ich denke schon, dass ich in Al Shedim bleiben werde. Ich werde mich auch noch genauer über euch Magier informieren, denn ich finde den Gedanken sehr interessant und dann hätte ich auch etwas zu tun, denn ich kann es mir nicht vorstellen zur Waffe zu greifen.
Weißt du eigentlich wie lange wir für den Weg nach Ben Erai brauchen werden? Oder wie der Überfall dort genau aussieht?"

[Jaryvil]

"Dir braucht es nicht leid zutun, aber danke." Wenigstens brachte er ein schwaches Lächeln zustande bevor er weitersprach "Vielleicht sollte ich endlich mal drüber hinwegkommen, schließlich ist das alles schon eine Weile her und ich bin ja auch gerade dabei, Rache zu nehmen wenn man das so sagen möchte. Ich helfe den Nomaden und Wassermagiern und räche mich an dem, was passiert ist. So bringe ich 2 Sachen unter einen Hut." Er hoffte, sie würde jetzt nicht denken, dass er für alles und jeden Rache nehmen würde und versuchte, so viele wie möglich zu töten. Das war ganz und gar nicht sein Ziel, schließlich hatte er noch nie zuvor auf einen Menschen geschossen und sogar Skrupel bei Tieren gehabt. "Vielleicht habe ich ja dann meine Ruhe." Jetzt lächelte er ehrlich, schließlich wollte er keinen Trübsal blasen. "Für die Offenheit brauchst du dich nicht bedanken, du hast ja das selbe getan."

Eine Weile herrschte Stille zwischen den beiden, während um sie andere Leute in der Karawane über dies und jenes, aber auch über den bevorstehenden Angriff auf Ben Erai redeten. "Schön zu hören, dass du hier bleiben möchtest und wenn du nicht zur Waffe greifst, vielleicht liegt es dir näher, zu versuchen, ein Novizin zu werden." Ein Bild der Schwarzhaarigen in blauen Magierroben erschien in senem Kopf, brachte Jary zum grinsen. "Aber ich kann dir nicht wirklich sagen, wie lange wir brauchen. Wir laufen ja mitten durch die Wüste und nicht die gebräuchlichen Wege. Über den Angriff wird uns unser Anführer, dessen Name ich entweder vergessen habe oder nicht kenne, aufklären. Ich werde mit meinem Bogen dabei sein." erklärte er Selina. "Und bis wir Rast machen, wird denke ich auch nicht mehr so lange dauern."

[Selina]

"Der Name des Anführers? Ich weiß nicht so genau welchen Rang er tatsächlich hat, aber könnte es sein, dass er Maris heißt? Das war der Mann bei dem du dich gestern gemeldet hast und mit dem auch ich gesprochen habe. Er schien zumindest zu den wichtigeren Personen zu gehören."

Rache wollte Jaryvil also nehmen. Angesicht seiner Vergangenheit nicht verwunderlich, aber trotzdem war das ein Gefühl, dass Selina sich an ihr selbst nicht vorstellen konnte. Aber ihr Bild von ihrem Gegenüber änderte sich trotzdem nicht wirklich, denn auch wenn er wütend war und das Verlangen nach Rache verspürte, wirkte er nicht wie ein brutaler Schläger, der Spaß daran haben würde, Assassinen (oder sonst jemanden) leiden zu sehen. Das hoffte Selina auf jeden Fall und erst bei dem Kampf selber würde sie sehen, ob ihre Einschätzung der Realität entsprach.

"Was kannst du mir über Adanos erzählen? Ich habe zwar schon das eine oder andere über ihn gehört, aber eher nur durch das Hörensagen und nicht von einer wirklich erst zu nehmenden Quelle. Ich werde nach unserer Rückkehr sicher noch mit anderen Magiern sprechen, aber ich wäre froh dann schon etwas mehr an Wissen aufweisen zu können. Ich erwarte mir jetzt natürlich keinen stundenlangen, lehrreichen Vortrag, sonder nur das Wichtigste und das was ich besser wissen sollte."
Je mehr desto besser natürlich, aber sie wollte Jaryvil nicht als wandelndes Lexikon missbrauchen.

[Janina]

Eine Nacht in der Wüste, es gab doch einfach nichts vergleichbares. Die Nächte in Myrtana waren einfach dunkel. Einfach... Nächte. Hier in der Wüste waren sie nur schwer zu beschreiben. Das Himmelszelt mit seinen tausend Sternen spannte sich von einem Ende des Horizonts zum anderen, ungetrübt und klar für jeden zu beobachten. Man sah die unzähligen Konstellationen, den Ochsen, den Drachen, die Tänzerin, den Namenlosen Helden.
Und dieses wundervolle Himmelszelt erstreckte sich über ein Meer aus Sanddünen, die wie die Wellen des Ozeans erschienen, nur in ihren Bewegungen um ein tausendfaches verlangsamt. Ironisch, dachte Janina bei sich, wie sehr sich der Sand und das Wasser doch glichen. Ob dies auch ein Grund war, warum Adanos Volk dieses Land bewohnte und seine Magier über beide Elemente zugleich gebieten konnte?
Eine interessante These, vielleicht sollte sie diese mal mit einem Magier des Wassers diskutieren, auch wenn dieser sie vermutlich dann doch nur wie ein unwissendes Kind belehren würde.
Abwechselnd ließ die Gauklerin ihren Blick über die Wüste und den Himmel schweifen, während sie still den Geräuschen der Nacht lauschte. Das gelegentliche Blöken der Kamele, die leisen Gespräche der Nomaden und das säuseln des Windes. Sonst nichts.
Das einzige was die Nacht der Wüste unangenehm machte, war die Kälte, die schnell heran brach, doch selbst diese schien nicht wirklich „feindlich“ zu sein. Nur ein natürlicher Teil der Natur.
Die Wüste, Janina lächelte, nein, ihr Zuhause.

[Jaryvil]

"Maris? Ja, den Namen hab' ich schon öfter mal gehört. Also wenn das dann der war, bei dem ich mich gestern gemeldet habe, dann dürfte Maris uns wohl demnächst über den Ablauf aufklären." Zwar hatte er den Namen schon ein paar mal gehört, war sich aber doch nie sicher welche Position er innehatte und wie er aussah. Jetzt, durch Selinas Auskunft, passte es zusammen und gerade deswegen hatte er den Namen schon gehört. "Ich bin auf jedenfall schon ziemlich gespannt wie die Sache verläuft, was weiter passiert und was genau ich zutun habe. Ich habe nie auf einen Menschen geschossen aber ich denke, die Tatsache dass meine Gegner Assassinen sind, macht mir die Sache wenigstens ein bisschen leichter." Ein schwaches Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen als er auf den Boden blickte um seine Füße zu beobachten wie sie ihn Schritt für Schritt immer weiter trugen und so langsam eine leichte Ermüdung zeigten. Ich halte es zwar noch eine ganze Weile aus, aber eine Pause wäre demnächst nicht schlecht

"Also ich kann ja mal kurz ein paar Dinge zusammen fassen. Adanos ist der Gott des Gleichgewichtes, der Bruder von Innos, dem Gott der Gerechtigkeit und Beliar dem 'dunklen' Gott, sozusagen. Er hat diese Welt, die Sphäre, in der wir leben erschaffen. Wie ich schon sagte, sind seine Elemente die Erde und das Wasser." Kurz überlegte der Novize, was er als nächstes sagen sollte. "Seine Magier, also die Wassermagier, sind darauf aus, das Gleichgewicht zu erhalten. Also das Gleichgewicht zwischen Innos und Beliar, gut und böse. Normalerweise machen wir keine Statuen von ihm, zumindest nicht so viele wie Innos und Beliar. Im Tempel in Al Shedim allerdings haben wir eine große Adanosstatue." erklärte er und war damit eigentlich schon mit dem allergröbsten fertig. "Also wenn wir jetzt nur auf Grundsätzliches eingehen, dann war es das so ziemlich was mir einfällt. Kann natürlich auch sein, dass ich irgendwas vergessen habe." gab er zu. "..Bin ja auch nur ein Novize, Magier können dir da bestimmt mehr sagen. Aber wie auch immer, vielleicht sagt dir das bisschen, was ich dir erzählt habe, schon zu und du hast wirklcih Interesse daran, mit den Magiern zu sprechen."

[Selina]

"Ja, Interesse mit den Magiern zu reden habe ich auf jeden Fall! Ob ich dann noch mehr lernen will und auch Novize werden will, wird sich dann herausstellen!"
Von dem letzten Licht der Sonne war schon lange nichts mehr zu sehen, nur noch der Mond und die Sterne spendeten etwas Licht. Mit der späten Stunde bemerkte Selina langsam ihre Erschöpfung und Müdigkeit, schließlich war sie auch die Tage zuvor unterwegs gewesen. Sie war anscheinend nicht die einzige die so empfand, denn die ganze Karawane wurde langsamer und richtete sich für eine Nachtruhe ein.
Der Schwarzhaarigen konnte das nur recht sein und auch Jaryvil schien erleichtert seine Füße nun etwas ausruhen zu können.

Nachdem alle Vorbereitungen getroffen worden waren, um in der Nacht nicht zu erfrieren, legte sich Selina hin, in näherer Umgebung von ihrem neuen und ersten Freund (mittlerweile empfand sie es angebracht ihn so zu nennen), der schließlich der einzige war, den sie unter all diesen Leuten kannte.
"Ich wünsche dir eine gute Nacht!" sprach sie zu ihm und lächelte, auch wenn er das in der Dunkelheit nur mit den Augen einer Katze hätte sehen können.

[Janina]

Die Karawane wollte heute Nacht ihr Lager nahe Ben Erai aufschlagen und Janina bereitete sich darauf vor, in die Stadt voraus zu eilen und den Ort auszuspähen. Na gut, wenn sie ehrlich war, brauchte das nicht viel Vorbereitung, immerhin war sie eine Gauklerin und daran hatte sich nichts geändert. Nur die Krallenhandschuhe versteckte sie tief unten in ihrem Rucksack.
Sie wollte ja möglichst harmlos aussehen.

Nachdenklich blickte sie in die Richtung, in der die Minenstadt liegen musste. Was für Informationen würden die Nomaden denn brauchen? Wohlmöglich eine ungefähre Anzahl der Assassinen. Ja, und am Besten auch irgendwelche möglichen Schwachstellen. Wie Wachen aufgestellt waren, was man als Ablenkung nutzen konnte und so etwas.
Nach einer Weile beschloss Janina, diese Punkte am besten noch mit einem verantwortlichen zu besprechen, bevor sie aufbrach. Sicher wäre das das Beste.

[Alejandro]

"Für das Wohl der Gemeinschaft, Frasco, denk daran!", sprach Dijago, welcher in den vergangenen Tagen immer wieder den Anführer der kleinen Banditenbande, welcher Alejandro unwissentlich angehörte.
"Es ist wichtig, dass du dorthin gehst und das für uns erledigst, Frasco.", fügte er noch hinzu und sagte dabei immer wieder den Namen, welcher ihr Laufbursche in dieser Bande trug. Eben jener fühlte sich jedoch wie ein Teil der Gruppe, erinnerte er sich nicht mehr an das, was davor war.
Vor einigen Tagen wachte er in dieser Höhle auf, geplagt von Träumen und verstörenden Bildern, und sogleich als Teil der Bande behandelt, als wäre er nur aus einem kurzen Schlaf erwacht.
Eben jene Vergangenheit, welche sie ihm eingetrichtert hatten, geboren und aufgewachsen in Armut und groß geworden am Rande des Schönen, nahm Alejandro inzwischen an.
Ein einfacher Laufbursche, ein Mann für die niederen Arbeiten, ein einfacher Arbeiter, das war seine Rolle in den vergangenen Tagen gewesen und er hatte sie bisher akzeptiert, denn es war für das wohl Aller, für das Wohl der Gemeinschaft. Er tat das, was er am besten tat, denn ein Schwert schwingen oder einen Bogen spannen überstieg seine Fähigkeiten.
"In der Küstenregion triffst du ihn, es ist wichtig Frasco, für die"
"Gemeinschaft, für die Gemeinschaft, ja, ich weiß.", unterbrach der Wehrlose den Satz und führte diesen sogleich zu ende.
Unsicher und ein wenig verwirrt trat dieser sodann aus der Höhle hinaus, sein Ziel hatte er nun klar vor seinen Augen und während er langsam in die Dunkelheit der Nacht verschwand, murmelte er immer wieder leise nur die selben Worte.
"Für das Wohl der Gemeinschaft, ich handle für das Wohl der Gemeinschaft.", drang es aus ihm heraus, immer wieder, leise und kaum hörbar für Außenstehende ...

[Selina]

Schon früh an diesem Morgen hatte sich die Karawane wieder in Bewegung gesetzt. Wahrscheinlich wollten sie keine Zeit verlieren und in den frühen Morgenstunden war auch die Temperatur noch angenehm und der Marsch war nicht so Energie raubend.

Den ganzen Tag waren sie dann weiter gegangen, immer weiter und um sie herum war nichts als Sand zu kennen und die Luft flimmerte in der Hitze.
Lange Zeit war sie neben Jaryvil hergegangen, die beiden hatten aber nicht viele Worte ausgetauscht. Gegen Abend hatte Selina ihren Gefährten dann aus den Augen verloren.

Mittlerweile war es schon wieder ziemlich dunkel, auch wenn es noch nicht lange her war, dass die Sonne am Himmel gestanden hatte. Hier im Süden verschwand die Sonne so schnell, wenn es erst einmal begonnen hatte zu dämmern.
Durch die hereinbrechende Dunkelheit beschloss scheinbar auch die Karawane erneut halt zu machen. Lager wurden aufgeschlagen und alle bereiteten sich auf die Nacht vor, nur eine Frau schien sich eher auf einen Aufbruch vorzubereiten.
Interessiert ging Selina auf die junge Frau zu.
"Hallo, mein Name ist Selina! Es geht mich ja vielleicht nichts an, aber du siehst nicht so aus als würdest du dich bald schlafen legen. Darf ich fragen, was du vorhast?"
Die Worte an sich klangen vielleicht unfreundlich, aber Selina lächelte und ihre gab so zu verstehen, dass ihre Absichten nicht darin bestanden, der Frau hinterher zu schnüffeln.

[Janina]

Janina blickte zu der Frau - Selina - auf, die sie angesprochen hatte und musterte sie eine Weile eingehend. Sie wirkte eigentlich ziemlich jung, dafür, das die Nomaden sich eigentlich auf einem Kriegszug befanden. Vermutlich war sie Kameltreiberin oder so was, bestimmt aber keine Kämpferin.
Wenn doch, dann waren die Nomaden wirklich in einer schlimmen Verfassung...

Die Gauklerin erhob sich und lächelte. „Ob es dich was angeht oder nicht ist eine Sache.“, begann sie in einem freundlichen Tonfall, „Aber immerhin gut, das es hier ein paar aufmerksame Augen gibt, die auf eventuelle Merkwürdigkeiten acht geben, bei der Hinterlist der Assassinen können wir das wohl brauchen.“
Erneut musterte sie ihr Gegenüber, bevor sie die Hand zum Gruße hob. „Und übrigens, ich bin Janina, Gauklerin und für die Tage wohl auch Spionin.“, erklärte sie und musste bei diesen Worten Schmunzeln. Spionin, das hatte was verruchtes, geheimnisvolles... und wenn man sie erwischte würde man sie foltern und enthaupten. Über den Aspekt dachte sie besser nicht zuviel nach.
„Ich will heute noch weiter nach Ben Erai, dann kann ich mich da schon mal etwas umsehen. Herausfinden ob nicht zufällig gerade ein Assassinen-Heer dort lagert. Oder Schwarzmagier da sind. Oder sonst irgendwas, was uns Schwierigkeiten bereiten könnte.“, ihr Blick wanderte kurz nachdenklich zum Horizont, wo die Assassinen Siedlung lag. „Und was tut jemand junges wie du hier?“

[Selina]

Eine Spionin war sie also. Eigentlich mochte Selina solche Berufe nicht, aber sie musste zugeben, dass eine solche in dieser Situation doch recht nützlich sein konnte.

"Eine berechtigte Frage. Ich bin erst vorgestern nach Al Shedim gekommen und habe dann gleich von dieser Aktion gehört und habe beschlossen einfach einmal mitzukommen. Ich habe, wie du dir wahrscheinlich schon gedacht hast, keinerlei Erfahrungen mit irgendwelchen Waffen, aber es wird wohl auch etwas anderes für mich zu tun geben, mit dem ich die Mission unterstützen könnte."
Janina schien ebenso nett zu sein, wie alle andern mit denen sie gesprochen hatte und mit jedem neues Gesicht, das sie kennen lernte gefiel ihr die Bevölkerung von Al Shedim besser.

"Hast du so etwas schon einmal gemacht? Spioniert, meine ich? Und ist es so einfach Ben Erai zu betreten und einfach mal alles zu betrachten? Oder warst du schon öfter dort und hast ein bisschen Vertrauen erlangt?"
Die Schwarzhaarige konnte sich diesen Job einfach nicht so einfach vorstellen, vor allem nicht, nachdem Jaryvil ihr von den Sklavinnen erzählt hatte. Das Vorhaben sich in eine feindliche Stadt einzuschleichen kam ihr ziemlich gefährlich vor.

[Janina]

"Nicht direkt spioniert.", Janina konnte sich ein breites Schmunzeln nicht verkneifen, bevor sie zu einer Erklärung ansetzte.
"Ich bin keine 'professionelle' Spionin, wie man das wohl nennen könnte. Ich bin Gauklerin von Beruf und von Berufung und fahrendes Volk wird zwar überall gemessen misstrauisch betrachtet, aber letztlich auch kaum beachtet. Die meisten denken das ich in die Stadt gehe, ein paar Vorstellungen mache, etwas Gold erarbeite oder erschwindle und dann wieder verschwinde.
Jemand wie ich ist einfach kein außergewöhnlicher Anblick und so fällt es nicht weiter auf, wenn ich mich etwas herumtreibe, die Augen offen halte und so etwas."
Einer Eingebung folgend beugte sie sich zu ihrem Rucksack herunter und holte ein recht knappes Seidenkleid heraus, das wohl die Fantasie von jedem Mann anregte.
"Und nun überleg mal, was passiert, wenn ich das Ding anhabe, mich etwas in der Taverne herumtreibe, am besten Abends, wenn die Assassinen leicht angetrunken sind und etwas mit ihnen Flirte?", auch wenn die Antwort vermutlich auf der Hand lag, sprach Janina sie laut aus, "Sie würden mir den Inhalt von Zubens Sockenschublade aufzählen."
Sie verpackte das Kleid wieder sorgfältig. Ihr viel auf, wie sehr ihr die Sache doch irgendwie Spaß machte.
"Du siehst.", zog Janina schließlich ihr Fazit, wobei sie breit schmunzelte, "Eine Gauklerin ist einfach die perfekte Spionin. Aber nicht weitersagen, sonst verfliegt ja der Vorteil." Sie zwinkerte verschwörerisch.