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Da oben sollte also das Baumhaus sein, und dort drin das Nest. Zwei Möglichkeiten gab es. Den Bau des Baumhauses sabotieren und beenden, oder das Nest wegbringen. Beides anstrengend, aber es war gefährlicher, den Bau zu sabotieren. Vielleich war es einfach nur ... leichter, das Nest wegzubringen, und dadurch brächte sie die beiden Vögel wohl auch aus der Hörweite des Hammers, doch dann musste sie die beiden noch überreden, dass nicht sie es war, die dort hämmerte und baute, die ihr Haus um das der Rotkehlchen bauen ließ. Doch was konnte sie tun? Sie müsste hoch, das Nest rausholen, sich vielleicht den Bauenden erklären und mit dem Nest heil wieder runterkommen. Klang schwierig ...
"Ah!"
Erschrocken drehte sie sich um. So sehr war sie in Gedanken versunken gewesen, dass sie Bartimäus und Nero gar nicht bemerkt hatte, ebenso wenig wie den Regen. Wie üblich überschüttete er sie mit Fragen, doch sie wollte sich damit gar nicht mal so lange aufhalten.
"Wie? Warum mich die Rotkehlchen verfolgen, was ich mit ihnen mache, was mit dem Baum ist ...? Ich war in Gedanken, tut mir Leid. Aber helfen kannst du mir, ja."
Wieder sah sie zum Baum auf, überlegte einen Moment, wie sie die Fragen kurz und knapp beantworten konnte.
"Die Rotkehlchen scheinen sich in meinem Haar wohlzufühlen, so wie Nero es bei dir anscheinend tut, ich mache nichts mit ihnen. Und was den Baum angeht ... ich werde dir deine Fragen später ausführlicher beantworten, wenn du mir hilfst. In diesem unvollendeten Baumhaus ist ein zweites Nest. Ich muss es da rausholen und auf einen anderen Baum bringen, und zwar unbedingt unbeschädigt."
Eine Strickleiter hing herunter, die bei Bedarf hochgezogen werden konnte. Ein wenig unsicher sah sie aus. Sie schaute fragend zu Bartimäus?
"Hilfst du mir dabei? Wenn ja, dann kletter zuerst hinauf. Ich lass mir nicht unter den Rock schauen!"
Beim letzten Satz lachte sie, lachte seit Langem wieder. Diese Rotkehlchen, dieser Zorpad hatten ihr die Nerven geraubt.
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Cécilia war in Gedanken versunken und wiederholte erst nur seine Fragen, ohne sie zu beantworten. Sie behauptete nichts mit den Vögeln gemacht zu haben, was Bartimäus nicht glaubte, aber er würde erst später genauer nachfragen. Jetzt brauchte sie Hilfe ein Nest aus dem Baumhaus zu holen, zu der Bartimäus einwilligte.
Die Leiter sollte er also hinaufklettern? Das konnte ja nicht so schwierig sein! Fehlanzeige. Es war zwar machbar, aber nicht doch schwieriger als der Wächter es sich vorgestellt hatte. Als er den anstrengenden Aufstieg schließlich geschafft hatte, suchte er nach dem Nest und wartete, dass Cécilia hinter ihm hoch kam. Doch eines hatte er nicht bedacht. Nero wurde plötzlich total unruhig. Noch nie war er wo hingegangen wo der Wolf ihm nicht folgen konnte und jetzt begann er aufzuheulen, wie er es noch nie zuvor getan hatte und rannte hektisch vor dem Baum auf und ab, doch natürlich gab es keinen Weg für ihn.
Bartimäus versuchte ihm gut zuzureden, dass er bald zurück sei, dass er kurz warten solle, dass ihm nichts passieren konnte. Er versuchte alles, aber nichts half.
"Kannst du ihn nicht irgendwie beruhigen?" wandte er sich schließlich an die von Vögeln Verfolgte. "Irgendwas tust du mit diesen Rotkehlchen ja auch, auch wenn du es mir nicht sagst."
Davon war Bartimäus überzeugt. Sie wusste wo das Nest war, dass das eine Weibchen und das andere ein Männchen war und dass sie einander gesucht hatten. Sie wusste einfach zu viel, als dass das alles ein Zufall hätte sein können.
Geändert von Bartimäus (24.09.2010 um 22:35 Uhr)
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Kaum war Bartimäus außerhalb Neros Reichweite, begann das Theater. Katzen waren viel eigenständiger und konnten zudem klettern. Jaja, mit einer Katze wär das nicht passiert. Aber das würde sie ihm doch nicht an den Kopf werfen, er hing sehr an Nero. So sehr, dass Cé nicht erwartet hatte, dass er sie bitten würde, Nero zu beruhigen.
Sie kletterte Bartimäus nach ins unfertige Baumhaus, schaute dann hinunter. Die Entfernung war weit und die Rotkehlchen lenkten sie ab, aber egal, solange Nero dann Ruhe gab. Sie streckte die Hand aus, zog die Finger an, so dass die Handfläche auf den Boden zeigte, dann lenkte sie ihre Magie, lenkte sie aus ihrem Körper. Die Ranke suchte den unruhigen Nero, umschlang ihn ausgewählt sanft, und sie zeigte ihm ihre Gefühle, Offenheit, Ehrlichkeit, Freundlichkeit. Nero wütete eine Weile unten, dann schien er sich abzuregen und setzte sich unter die Öffnung des Baumhauses. Bartimäus schien etwas sagen zu wollen, sie sah ihn nicht.
"Noch nicht", sagte sie leise und machte weiter.
Sie wusste, dass Nero sich wegen Bartimäus' Unerreichbarkeit so benahm, daher zeigte sie ihm Bartimäus, wie er hoch kletterte, nur ein Bild, keine ganze Sequenz. Dann übermittelte sie ein Bild, wie Bartimäus begonnen hatte, hinaufzuklettern, so dass es aussah, als klettere er wieder herunter. Er kommt zurück. Zusätzlich schickte sie ihm noch ihr eigenes Bild, geknüpft an das Gefühl der Achtsamkeit. Ich werde hier ob an deiner Statt auf ihn aufpassen. Nun wartete Nero unten, und sie erhob sich wieder, hatte an der Öffnung des Baumhauses gekniet.
"Ähem, bewahret", räusperte sich ein Mann, der augenscheinlich hier oben Nachtschicht machte. "Was macht ihr beide hier oben? Es ist spät, und dies ist eine Baustelle! Zu schweigen davon, dass der Hüttenbesitzer euch bestimmt nicht kennt!"
"Bewahret", grüßte Cé höflich zurück. "Jawohl, es ist eine Baustelle. Und wir wollen die Hütte nur vor Spätschäden wahren. Im Haus ist ein Rotkehlchennest, das wir rausholen wollen."
"Pah!", murrte der Mann. "Das einzige Nest im Haus habt Ihr auf dem Kopf! Was wollt Ihr hier oben? Ich hasse es, mich wiederholen zu müssen!"
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Er hatte den Verdacht gehabt, dass Cécilia Dinge tun konnte, die er nicht für möglich gehalten hatte, aber mit dem Ergebnis war er dann trotzdem erstaunt. Nero gab tatsächlich Ruhe und wartete geduldig bis er wieder kam. Wie lange diese Geduld dauern würde, war eine andere Frage, aber bis jetzt lief alles gut.
Plötzlich wurde ihm die ganze Situation etwas unheimlich. Konnte Cécilia Gedanken manipulieren und Leute steuern wie Marionetten? Konnte sie auch Menschen 'befehlen' Sachen zu tun, die sie sonst nicht getan hätten? Jetzt schuldete sie ihm auf jeden Fall eine Antwort, schließlich hatte sie sich an Neros Gedanken zu schaffen gemacht. Er hatte sie zwar darum gebeten, doch hatte er eigentlich nicht gewusst worum er sie bat. Eigentlich hatte ja nichts dagegen, er vertraute Cécilia und wollte nur eine Erklärung.
Doch sie kam seinen Fragen zuvor und verschob sie auf später, als sie ein Mann bemerkbar machte, der in dem Baumhaus gewesen war. Bis jetzt hatte der Wächter ihn gar nicht bemerkt, aber vermutlich hatte ihn Nero einfach zu sehr beschäftigt.
Unfreundlich forderte er sie auf zu gehen. Würde Cécilia jetzt auch ihre 'Kräfte' an ihm anwenden? Bis jetzt nicht und so versuchte Bartimäus ihr mit Worten zu helfen.
"Wir wollen ja nur das Vogelnest finden. Lasst es uns nehmen und schon sind wir wieder weg und werden Euch nicht mehr belästigen!"
Bartimäus verwendete die höfliche Anrede auch wenn er es hasste, aber in diesem Fall wäre es wohl vorteilhaft höflich zu erscheinen.
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"Noch eine Wiederholung", knurrte der Mann, einem misstrauischen Nero nicht unähnlich. "Das einzige Vogelnest in diesem Haus befindet sich auf dem Kopf dieser Irren. Verschwindet!"
"Nein!", protestierte Cécilia, stampfte mit dem Fuß auf. "Wir werden nicht gehen. Werter Herr, was glaubt Ihr, weshalb ich ein Vogelnest auf den Kopf trage? Ich suche ein zweites Nest, es muss in diesem Haus sein. Wir wollen nur das Nest hier rausbringen, das hilft den Rotkehlchen, das hilft dem Bauherrn."
"Haltlos!", fuhr der Fremde sie an. "Zu spät! Warum seid Ihr nicht bei Tageslicht gekommen? In dieser Finsternis werdet Ihr nichts finden, kein Nest, kein Garnichts, wahrscheinlich nicht mal den Ausgang! Jaha, es täte euch Dieben Recht, würdet ihr herunterfallen und euch das Genick brechen!"
Noch immer wirkte sich Magie gleich auf ihren Körper aus. Ihr Inneres fror, kühlte, und Wind streifte ihren Körper. Doch was Meisterin Noreia sie lehrte, kühlte ihr Inneres noch mehr ab als das bloße Schaffen einer Lichtkugel. Innerlich war sie jetzt schon ein Eiszapfen, so kühl, dass auch ihre Wut rasch abgeflaut war und ihr nun etwas Platz für logisches Denken ließ. Fast hätte sie gar eine Lichtkugel beschworen, doch sie hatte sich erinnert. Wie unfair auch immer es ihr vorgekommen war - Meister Ornlu hatte Recht, und es konnte nur Ärger geben, demonstrierte sie ihre Gaben offen. So machte sie sich auf die innere Kälte gefasst, die Ranke ihrer Handfläche streckte sich nach dem Weibchen auf ihrem Kopf aus. Sanft umschlang die Magie das Vögelchen, und wieder einmal musste sie versuchen, das Rotkehlchen zu ermuntern, mit ihr zu kommunizieren.
"Und was, Herr, wenn ich Euch trotz der Dunkelheit beweisen könnte, dass hier ein Nest im Haus ist? Ihr könnt ruhig mitkommen. Ich werde das Nest der Finsternis zum Trotze finden."
Der Nachtmann schien aus der Fassung zu sein, in seiner Wut hatte er mit schlechten Ausreden en masse gerechnet, aber sicherlich nicht damit. Ein wenig enigmatisch lächelte Cé in sich hinein und sandte dem Rotkehlchen ein Bild des Baumhauses bei Tageslicht, verknüpft mit Desorientierung und dem Gefühl der Heimeligkeit. Zeige mir bitte das Nest. Das Vögelchen erhob sich flatternd von ihrem Kopf und flog durch das Baumhaus, suchte das Nest, in dem es sich gestört fühlte durch den Hammer.
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Cécilias Zuversicht erstaunte Bartimäus. Wie konnte sie sich so sicher sein? Was konnte sie generell alles? Doch Zweifel ließ sie keine aufkommen, denn schon flog eines der Rotkehlchen los. Suchte es etwa das Nest? Wie machte Cécilia das bloß? Er wurde mit jedem Moment mehr gespannt auf die Erklärung. Er konnte nur an Magie denken, aber wie das funktionieren würde, wusste er nicht. Deshalb hoffte er, dass die ganze Geschichte in dem Baumhaus bald vorbei sein würde und sie zum Reden kamen.
Mit Cécilias Mitteln sollte das aber machbar sein, denn das Rotkehlchen hatte sein Heim schon gefunden. Bartimäus hatte das schnell erkannt, der andere Mann eher länger.
"Seht ihr, da ist das Nest! Jetzt lasst es uns nur schnell nehmen, das dauert im Vergleich zu der Zeit die wir schon hier sind auch nicht mehr lange!"
Da war er sich zwar nicht ganz so sicher, weil das Nest ja nicht beschädigt werden durfte, aber er hatte eine gutes Gefühl, dass sie Aufgabe vollenden konnten. Der Mann wollte sie zwar immer noch los werden und forderte sie weiterhin auf zu gehen, hinderte sie dann aber doch nicht.
Also schritt Bartimäus zu dem Nest, tat aber nichts bis Cécilia auch zu ihm kam. Wer weiß, was sie wieder tun konnte, um ihnen die Sache zu erleichtern.
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Sie trat zu Bartimäus, in die Dunkelheit. Das rotkehlchen zwitscherte wie verrückt, doch sie tat nichts dagegen. Das Rotkehlchen tat nicht mehr und nicht weniger wie die letzten Tage ... die letzten Tage? Mindestens eine Woche! Noch immer zögerte sie, einfach eine Lichtkugel zu beschwören, so musste sie nach der Unterseite des Nestes tasten, um es aus den Ästen zu heben, die durch das Fenster ragten. Einige Momente war nur das Rascheln des Nestes und das Zwitschern zu hören. Ihr war eiskalt, ihre Finger bewegten sich mechanisch. Sie spürte und sie spürte nicht. Zweige stachen, aber außer kurzem Schmerz war da nichts. Es wäre nicht richtig, zu behaupten, sie fühlte kaum durch diese Kälte und hätte dadurch einen Vorteil, denn diese Kälte war unnatürlich und irgendwie auch nicht, denn die Natur hatte ihr diese Magie erst gegeben. Jedenfalls zöge Cé vor, diese Kälte nicht zu haben und statt ihrer normal Schmerz zu spüren, nicht das Gefühl zu bekommen, ihr Geist würde gelähmt, ihr Denken verlangsamt.
"Ich hab es."
Vorsichtig hob sie das Nest heraus, drehte sich dann um. "Hm", unterbrach jemand die Stille, der Fremde.
"Also gut, Ihr habt Euer Nest. Hättet Ihr dann die Güte, zu gehen? Gibt Leute, die schlafen nachts", brummte er.
Cé ging mit dem Nest zum Eingang des Baumhauses, dann suchte sie Bartimäus, erleichtert, seinen Schatten durch den Türrahmen treten zu sehen. Verlegen lachte sie auf.
"Hast du vielleicht eine Idee, das Nest heil herunterzutransportieren? Ich fürchte, für den Abstieg brauchen wir beide freie Hände. Und wir müssen das Nest noch auf einen anderen Baum bringen."
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Bartimäus erkannte, dass jetzt der komplizierte Teil kommen würde. Er verstand zwar nicht was an dem Nest so wichtig war, denn schließlich hatten die beiden Vögel auch auf Cécilias Kopf ein Nest gebaut, also warum können sie nicht einfach auch auf einem anderen Baum eines bauen? Er wusste es nicht, beschloss aber sich dem eigentlichen Problem zu widmen, das Nest den Baum hinunter zu bringen.
Nachdenklich näherte er sich der Strickleiter die den Baum wieder hinabführte. Unten saß immer noch Nero geduldig und blickte nach oben. Der Wolf würde aber keine Hilfe mit dem Nestproblem sein. Prüfend schaute er sich um. Dann kam ihm eine Idee. Mit zwei oder drei Pfeilen, die er nebeneinander in den Baum stach, könnte er vielleicht eine kleine Fläche schaffen, auf die er das Vogelnest legen könnte.
Die Idee erschien ihm erfolgversprechend und so kletterte er die ersten paar Sprossen der Strickleiter hinunter. Dann nahm er drei Pfeile und stach sie nacheinander in die Rinde des Baumes.
"Gib mir das Nest!" meinte er zu Cécilia, die noch in seiner Reichweite war, wenn sie sich nach unten beugte. Vorsichtig, legte sie ihm auf die eine Hand, während er sich mit der anderen festhielt. Er legte es auf die Pfeile und kletterte weiter hinunter.
Ein paar dieser Zwischenstopps musste er einlegen, bis er mit dem Nest dann den Boden erreichte und Nero voll freute auf ihn zu sprang und sich freute, als hätten sie sich jahrelang nicht gesehen. Mit erhobenen Händen brachte er das Nest in Sicherheit vor der Wolfsschnauze und rief zu Cécilia.
"Du kannst runter kommen! Und mach dir keine Sorgen, ich schau dir schon nicht unter den Rock!"
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Vorsichtig hatte sie das Nest heruntergereicht und war hinterhergeklettert, sich jeweils mit einer Hand an der Leiter festhaltend und mit der anderen Hand das Nest herunterreichend. Schließlich war der Abstieg geschafft. Die Aufgabe drängte Cé zur Eile, so sehr, dass sie kaum auf Bartimäus und Nero achtete. Sie wollte nur das Nest, das fragile Nest loswerden, in Sicherheit bringen, bevor irgendwas geschähe. Rasch fand sich ein Baum im tiefen Wald, und sie musste auf Bartimäus warten. Vielleicht konnte sie diesmal, im Schutze der Dunkelheit, etwas nachhelfen.
"Halte mal bitte das Nest, ich klettere hoch und du reichst es mir dann."
Rasch den Rock gerafft, erklomm sie den Baumstamm. Sie wusste, sie war längst außer Bartimäus' Griffweite. Selbst wenn er sich irgendwo raufstellte, könnte er ihr theoretisch das Nest nicht reichen. Sie grinste sich eins in der Dunkelheit. Ein weiterer Wink mit der Magie, vielleicht ... vielleicht würde er es dann erraten. Sie würde ihn zu schweigen verpflichten, wenn er es erriete. Aber das Spielchen machte ihr zugegebenermaßen Spaß. Durch tasten und probieren suchte sie einen guten Ast heraus, fragte das Weibchen nach dem Ort, das Gefühl der Zweige, sich biegend unter ihr, übermittelnd, nachdem sie die meist schwierig herzustellende Verbindung endlich geschlossen hatte. Endlich gab das Rotkehlchen Zustimmung.
"Bartimäus? Hier oben! Reich mir bitte das Nest, ich versuche, es zu erreichen!"
Sie streckte sich so weit hinunter, wie sie sich getraute, und sie wusste, Bartimäus täte das ähnliche vom Boden aus. Nun schummelte sie jedoch, jagte ihm wahrscheinlich einen ziemlichen Schrecken ein: Ranken, zehne, einen für jeden Finger, bildete sie aus Magie, hielt sich nur mit den Füßen fest - gewagt. Per Fernwirkung fasste sie das Nest, das unter der Anwirkung, der Entfernung etwa doppelt so viel wie zuvor wog. Vorsichtig setzte sie es auf die getesteten Zweige, bildete die Ranken zurück und kümmerte sich mit den Händen um den Rest. Es hatte seinen Preis. Nun wusste sie, dass sie nicht den halben Tag lang Fernwirkung und Kommunikation wirken konnte. Würde sich die Kälte nicht auf ihr Inneres beschränken, würde sie zittern, mit den Zähnen klappern. Ihre Füße spürte sie nicht mehr, so traute sie sich den Abstieg nicht mehr zu.
"Ähm ... ich bleib hier oben. Hab noch zu tun ... Nein, nein, ich komm schon noch allein runter, aber ich will mich in der Dunkelheit nicht vertreten und vom Baum fallen, und das beim Abstieg ... äh, bewahret, Bartimäus und Nero!"
Ihr blieb nichts anderes übrig, als den Rock zurechtzuzupfen, es sich auf einem dicken Ast bequem zu machen, irgendwie, und sich etwas auszuruhen. Viel lieber hätte sie jetzt an einem Feuer gesessen und etwas Heißes getrunken. Man konnte aber eben nicht alles habne, besonders wenn man mit einem Vogelnest im Haar, zwei Rotkehlchen und einer Art magischen Erschöpfung auf einem Baum festsaß.
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Und wieder war ein Treffen mit Cécilia vergangen, ohne das er irgendetwas herausgefunden hatte. Nein, eigentlich hatte er eine ganze Menge gesehen, aber zu all dem fehlte ihm noch die Erklärung.
Seine Neugier danach hatte ihm einen sehr unruhigen Schlaf beschert und auch als er aufgewacht war, hatte er keine Ruhe gehabt. Er musste einfach wissen, was das alles zu bedeuten hatte, was sie konnte und was das mit den Druiden zu tun hatte. Also machte er sich auf die Suche nach ihr, was kein schwieriges Unterfangen war, denn sie hatte sich seit letzter Nacht kaum einen Millimeter bewegt. Immer noch saß sie auf dem Baum, auf den sie das Nest gesetzt hatte und hatte die Vögel immer noch um sich, weil diese ja jetzt zwei Nester in unmittelbarer Nähe hatten.
"Bewahre!" reif er zu ihr nach oben.
"Warum kommst du nicht wieder hinunter?"
Blöde Frage, vermutlich konnte sie nicht, aber rauf gekommen war sie ja auch sehr einfach.
Soll sie doch den Baum in eine Wendeltreppe verwandeln, dachte er sich. Schließlich hatte sie das Nest schwben, den Vogel nach dem Nest suchen lassen und Nero beruhigen können. Vielleicht konnte sie sich auch Flügel wachsen lassen, das würde das Problem auch lösen.
Langsam erkannte der Wächter, dass ihre Magie (er nahm an, dass es das war) nicht so umfassend sein konnte, wie er dachte, denn sonst gäbe es ja für dir meisten Probleme eine einfachere Lösung.
Er erinnerte sich auch, dass sie über Gleichgewicht und die Natur geredet hatte. Vielleicht musste sie etwas tun, damit die Natur ihr diese Kraft gab. Er konnte es alles nicht wissen, aber er wollte es bald herausfinden.
Geändert von Bartimäus (25.09.2010 um 19:08 Uhr)
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Mit einer eindrucksvollen gelb-orangefarbenen Färbung kündigte die Sonne ihren Abschied vom heutigen Tag an. Große, aufgewallte Wolken bedeckten den Himmel bis zum fernen Horizont und ihre Unterseite war ebenfalls vom Sonnenuntergang gefärbt, was der gesamten Szenerie einen bezaubernden Anschein verlieh. Tief berührt stand Idun da und betrachtete dieses wundervolle Naturschauspiel, welches sich nur selten in solch einer Pracht darbot.
Auch heute hatte er die meiste Zeit damit verbracht unter schweißtreibender Spätsommerhitze Übungen durchzuführen, beginnend damit sein Schwert über eine längere Zeit hochzuhalten und danach weiter möglichst zielgenau in die Kerbe des Baumstammes zu schlagen. Die erste, die Elonhil zu Übungszwecken in ein altes Stück Holz geschlagen hatte, war mittlerweile von Idun durchtrennt, sodass sich dieser ein neues Ziel gesucht hatte. Bei dem Anblick der untergehenden Sonne hatte er für einige Zeit sein Training ganz vergessen, doch nachdem er sich nochmals innerlich über die Schönheit der Natur bewusst geworden war, wandte er sich vorerst von dem Bild ab und übte weiter. Noch unterliefen ihm Fehler, doch er war sich sicher diese bald ausbügeln zu können.
Letztendlich war Idun so treffsicher, dass so gut wie jeder Schlag die Kerbe exakt traf und er begann die Übung leicht zu variieren. Der Pirscher war weggegangen, ohne ihn von seinem Verbleib zu unterrichten, doch er meinte, dass er die Übung noch solange fortführen sollte, bis er sich sicher war sie gekonnt zu beherrschen und sich dann ebenfalls ausruhen sollte.
Mal versuchte es Idun mit dem Schwert in der linken Hand, mal auch rückwärts, doch bald war er sich sicher, dass diese Variationen ihm nicht unbedingt weiterhalfen und so hielt er sich für treffsicher genug und war der Meinung, dass nun ein geeigneter Zeitpunkt war sich zur Ruhe zu setzten und weiter dem anmutigen Schauspiel zu folgen.
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Der Ast war reichlich unbequem, und Zweige stachen sie. Wie sie sich auch drehte, die Angst, herunterzufallen, war mit ihr. Schließlich war sie doch in leichten Schlaf geglitten, vor Erschöpfung. Sie musste die Rotkehlchen noch überzeugen, aber wie stellte sie das an? Sie hämmerte nicht, sie hatte ihr Haus nicht um das Nest gebaut, sie war nicht der Schatten, der die Nachbarn geholt hatte. Lediglich zwei Aspekte des Rätsels waren gelöst, die Suche nach dem Männchen und das Haus im Haus. Da käme ja noch einiges.
"Bewahre!" rief jemand von unten. "Warum kommst du nicht wieder hinunter?"
Schlaftrunken öffnete sie die Augen, hielt sich dann in einer kurzen Panikattacke am Ast fest. Es war Bartimäus, der unten stand. Die Vögel zwitscherten wie verrückt. Oh weh! Gestern Abend hatte sie nicht mehr an das verletzte Männchen gedacht ...! Ein kurzer Blick genügte, zu sagen, dass die Verletzung anscheinend so weit kuriert war, dass das Männchen von ihrem Kopf zum Nest hatte fliegen können. Dann konnte das Abwracken ja beginnen. Blieb noch der Rest des Rätsels und Bartimäus. Sie gähnte, machte sich dann an den Abstieg.
Schließlich stand sie dann vor Bartimäus, sah ihm in die Augen. Was sie in ihnen erkannte, freute sie gar nicht. Es war nicht so, dass sie wütend wäre, nein ... es machte sie traurig, diese unterschwellige Angst zu sehen, zu sehen, wie er die Arme nach hinten nahm, als wollte er zurückweichen.
"Bewahret", sagte sie leise. "Wir müssen reden ... ich glaube, ich bin zu weit gegangen, gestern Abend. Andererseits hat Meister Ornlu ja auch den Druidenzirkel offen erwähnt."
Sie schaute ihn an, setzte sich dann hin und lehnte sich mit dem Rücken gegen den Baum, kraulte dann Nero. Nein, sie hatte ihm nichts getan, sie hatte ihn nicht manipuliert. Wie konnte man das nur erklären? Bartimäus würde sicherlich danach fragen.
"Wie ich dich kenne, wirst du viele Fragen haben. Frag ... ich muss wohl Rede und Antwort gestehen. Aber ... ich weiß, letztes Mal, als ich dich drum bat, war es eigentlich unnötig, aber diesmal ist es nötig, auch in Verbindung mit dem, was ich dir letztes Mal erzählt habe, als ich dich schwören ließ. Es hat mit den Druiden zu tun, und ein falsches Wort zur falschen Person, in- oder außerhalb Berias ... jaja, kurz und gut, schwöre mir bitte, das nicht weiterzuerzählen. Es ist ... meine Angelegenheit, was ich mit den Vögeln und mit Nero getan habe. Wie ich es getan habe. Aber ich habe keines der Tiere verletzt."
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Cécilia sah furchtbar müde und erschöpft aus und musste sich jetzt auch noch mit seiner Neugier herumschlagen.
"Ich verspreche dir, nichts weiter zu sagen, so wie ich es schon einmal getan habe! Und ich vertraue dir, dass du mit deiner... Macht nichts Böses und niemandem wehtun willst, aber ich bin einfach verunsichert. Ich habe so etwas noch nie zuvor gesehen. Ich wusste nicht einmal, dass es möglich war. Ich nehme an, es ist Magie und ich nehme an, es hat mit der Natur zu tun, aber... wie machst du das? Wie funktioniert die Magie? Und was kannst du alles damit?"
Er würde erst einmal warten, was sie auf diese Fragen antwortete, bevor er genauer ins Detail ging. Konnte sie das auch bei Menschen? Welche Dinge konnte sie schweben lassen und wie schwer und groß durften diese sein? Konnte sie jedes Tier beeinflussen? Und Pflanzen vielleicht auch? Schließlich hatte er sie auch einmal bei der Blume gesehen und Pflanzen waren auch ein Teil der Natur. Wie stellte sie Gleichgewicht her und was musste sie geben, um diese Gabe zu haben.
Ja, Bartimäus hatte viele Fragen, aber er würde sich gedulden und sie möglicherweise auch auf ein andermal verschieben, wenn seine Neugier einigermaßen gestillt war und Cécilia wieder etwas erholter aussah.
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Noch einmal gähnte sie. Die Rotkehlchen stahlen ihr schon eine ganze Weile den Schlaf.
"Magie? Ja, so kann man es nennen, auch wenn ich niemals einen Druiden einen Magier nennen würde, wenn mir mein Leben lieb ist. Besonders Meister Ornlu reagiert da sicher ... ungehalten. Wie sie funktioniert kann ich dir nicht sagen. Ich weiß, dass nicht jeder sie hat. Man bekommt sie erst durch die Natur, und für jeden ist sie anders. Ich kannte jemanden in Silden, der Magie als Musik hörte, ich spüre sie eher als Wind, wie du sicher schon gesehen hast. Als Alon seine Anfälle hatte. Wo auch immer der steckt. Weißt du da was?"
Sie seufzte und wandte sich Nero zu. Eine Weile kraulte sie ihn und dachte darüber nach, was sie Bartimäus noch sagen sollte. Was konnte sie mit Magie, und wie konnte man es erklären?
"Ich kann nicht viel. Du hast fast alles gesehen, was ich beherrsche. Die kleine Lichtkugel, die ich beschwor ... ich gaukelte dir vor, es wäre ein Glühwürmchen. Gestern Abend, als ich das Nest absetzte, nutzte ich eine Art Fernwirkung, die ich mir selbst beibrachte. Und als ich Nero beruhigte ... das ist bei Weitem am schwierigsten zu erklären. Ich habe ihn nicht manipuliert in dem Sinne. Ich verändere das Tier nicht. Alles, was ich tue, ist mich mit ihm zu unterhalten, aber nicht über meine Stimme. Über eine andere Art von Sprache. Gestern Abend habe ich Nero lediglich gesagt, dass du nicht lange wegbleiben wirst."
Sie schaute endlich wieder zu Bartimäus.
"Was willst du noch wissen? Ich sehe doch, dass du vor irgendwas Angst hast ..."
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Das Glühwürmchen! Schon damals war ihm etwas Verdächtiges aufgefallen! Jetzt war also das Eis endgültig gebrochen, alles fügte sich langsam zusammen.
Sie redete also mit Nero und mit den Vögeln und anderen Tieren möglicherweise auch.
"Das heißt auf Menschen macht das keinen Unterschied? Weil mit denen kannst du ja sowieso reden. Oder ist diese 'Sprache' irgendwie eindringlicher oder so? Gehorchen dir Tiere immer? Du hast vor einiger Zeit einmal von Gleichgewicht gesprochen. Wenn ich dich damals richtig verstanden habe, wirst du der Natur auch irgendetwas geben müssen, dafür dass sie dir die Magie gibt, oder nicht?"
Schon wieder eine schiere Flut an Fragen und dabei war Cécilia total übermüdet.
"Du musst mir nicht alles sofort beantworten! Du kannst auch zuerst versuchen die Rotkehlchen loszuwerden, damit du dann wenigstens von denen Ruhe hast."
Er hoffte noch heute mit ihr reden zu können, nachdem das Rotkehlchen-Problem gelöst war und ansonst morgen oder ein andermal noch mehr zu erfahren. Es schien ihm zumindest so, als wäre das Problem so gut wie gelöst, jetzt wo das Nest wieder an einem natürlichen und ruhigen Platz war.
Alle seine Fragen konnte sie ihm heute ohnehin nicht beantworten.
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"Menschen? Ich bitte dich, ich kann lediglich Gefühle, Bilder, Gerüchte mit Tieren tauschen. Wieso sollte ich das mit Menschen machen, wenn ich doch einfach reden kann? Außerdem ... nein. Wenn ich ein Tier oder eine Pflanze mit Magie berühre, kann sie mir das Gespräch verweigern. Genau so, wie du jetzt einfach weggehen könntest. Ich habe nicht das Recht, ich kann nicht jeden Grashalm zwingen, mit mir zu kommunizieren. Wenn der Grashalm es nicht will, bleibt mir nichts, als es zu akzeptieren. Wenn man es nicht akzeptiert, ist diese Art der Magie die falsche."
Wieder gähnte sie. Was hatte er sonst noch gefragt? Ob die Tiere ihr immer gehorchen würden. Hm. Was sie der Natur geben musste, dafür, dass diese ihr die Magie gegeben hatte. Hmhm.
"Das mit den Rotkehlchen ist mindestens ebenso kompliziert. Ich habe ein Rätsel bekommen, das ich lösen muss. Jetzt liegt der magische Teil noch vor mir. Ich muss mir allmählich überlegen, wie ich die beiden überzeugen kann, dass ich nicht schuldig bin an dem, was sie mir vorwerfen."
Sie schüttelte den Kopf. Welche Gefühle sollte sie da übermitteln, welche Bilder, welche Eindrücke?
"Das Gleichgewicht ... ja, es ist wichtig. Ich bekam die Magie und ich muss etwas dafür tun. Ich weiß noch nicht was, aber ich muss es erledigen. Wenn ich so weit bin, wird es mir mitgeteilt." Sie verzog das Gesicht bei diesem Gedanken, beim Gedanken daran, dass die Luchsin eines Tages unter anderen Umständen mit ihr sprechen würde. Unter welchen? "Außerdem zieht das Nutzen von Magie für mich einen anderen Preis mit sich. Es ist sehr schwierig zu erklären ... manche Magier spüren Erschöpfung, oder Schmerz. Ich spüre dagegen ... Kälte. Eine innere Kälte. Sie ist nicht normal, ich kann mich normal bewegen, aber innerlich lähmt und schwächt sie mich."
Sie schauderte und kraulte weiterhin Neros warmes Fell.
"War das schon alles?"
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Da waren sie wieder... Bäume mit Gesichtern... Sie schlugen nach ihm...
Reotas war auf einer Lichtung mitten in einem Wald. Die Sonne schien, der Wind wehte lau und Vögel sangen, es war ein malerisches Bild. Reotas selbst lag auf dem Gras uns schaute in die Sonne. Eine Wolke zog vorbei und verdeckte kurz die Sonne, plötzlich stoppte die Wolke, sie blieb wo sie war und verdeckte weiterhin die Sonne, dann verstummte die Umgebung. Die Vögel waren still, nichts rührte sich nicht mehr. Der Wind wehte nicht mehr. Urplötzlich breitete sie die Wolke aus, sie verdeckte den gesamten Himmel und verfärbte sich zu einem tiefen nachtschwarz.
Flammen... plötzlich schossen Flammen aus dem Wald hinaus. Sie waren lila und direkt hinter der 1. Reihe Bäume, die die Lichtung wie einen Kreis umgaben. Die Baumkronen wuchsen und wurden ebenfalls tiefschwarz. Sie verdeckten den Himmel und die Lichtung, tiefes Krachen drang aus dem Wald und Reotas hörte wie etwas auf ihn zuschritt. Langsam aber sicher... Auf einmal sah er lila Augen. Sie waren nicht besonders hoch, ungefähr hüfthöhe und schauten Reotas grimmig an.
Dann erwachte Reotas. Schweißgebadet wachte er auf und sah sich um, er war in einer Höhle, keine Wolken, keine Bäume, keine Flammen, keine bösen Augen. Nicht Bedrohliches. Langsam ließ er sich wieder zurück in sein Bett sacken und schlief wieder ein, ohne etwas zu träumen...
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"War das schon alles?"
Damit hatte Bartimäus nicht gerechnet. Er hätte gedacht, dass sie froh sein würde, sich nicht mit so vielen Fragen abgeben zu müssen und dabei hatte er ja eine ganze Menge Fragen gestellt.
"Nein, ist es natürlich nicht, aber du hast ein Nest und zwei Rotkehlchen am Kopf, du hast eine Nacht auf einem Baum geschlafen und du hast gestern vermutlich recht viel Magie angewandt und musst demnach jetzt innerlich erfrieren. Ich möchte nicht Schuld sein, wenn du vor Erschöpfung zusammenbricht. Es wird noch genügen Gelegenheiten geben, dich mit meinen Fragen zu löchern.
Ich beherrsche zwar keine Magie, aber kann ich dir trotzdem irgendwie helfen? Du hast von einem Rätsel gesprochen. Glaubst du kann ich dir damit helfen oder hat es zu sehr mit der Magie, der Natur und dem Gleichgewicht zu tun?"
Bartimäus fühlte sich hilflos. Es kam ihm vor, als könnte er nichts tun, im Vergleich zu Cécilia und als könnte er ihr auch nicht helfen. Höchstens konnte er ihren Dienstboten spielen.
"Soll ich dir vielleicht einen heißen Tee oder so bringen, wenn das was bringen würde? Ich bin überzeugt Nagor hat etwas Gutes."
Er wusste nicht, ob man magisch hervorgerufene Kälte mit Tee bekämpfen konnte, aber er fühlte sich aus irgendeinem Grund, der ihm selbst nicht ganz klar war, schuldig an Cécilias Verfassung.
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Es verwirrte sie ein wenig, was er sagte. Normalerweise war er voll von Fragen und jede Antwort, die man ihm gab, warf mindestens drei Dutzend neue Fragen auf. Nun jedoch verschob er alles, ließ es bewenden, obwohl er doch bestimmt noch immer himmelschreiend neugierig war. Eine seltene Krankheit vielleicht? Oder was anderes? Sie war keine Barbierin, kannte sich damit nicht aus. Lediglich Pestsymptome konnte sie lindern und die Pest erkennen. Wie nutzlos!
"Wie? Oh, etwas Heißes wäre schön. Es hilft nicht gegen diese Kälte, aber es ist immerhin etwas, wie ich festgestellt habe. Nach gestern ... nun ja, es klingt ab. Ich werde mich noch mit der Kommunkation mit den Rotkehlchen beschäftigen und dann ... hm, wahrscheinlich erstmal ausschlafen. Die beiden rauben mir schon etwa eine Woche den Schlaf. Die Kälte war übrigens auch der Grund, das ich gestern Abend nicht vom Baum runterkommen wollte. Man riskiert sowas nicht, wenn man die Füße nicht mehr spürt."
Er hatte ihr auch Hilfe mit dem Rätsel angeboten ... Nun ja, sie hatte ihm ja alles gesagt, wieso nicht auch das Rätsel? Eigentlich war es ihre Aufgabe, sie erlernte, mit der Magie umzugehen, nicht Bartimäus.
"Das Rätsel klingt recht wirr, aber den Großteil habe ich schon enträtselt. Es lautet folgendermaßen:
Ein Ast bricht nur unter großer Last. Ein Mann ist schwer zu finden. - Das Haus steht im Haus. Ein grauer Specht lässt das Holz grässliche Lieder singen. Obacht! Der große Schatten holte die Nachbarn! - Wer trägt die Schuld? DU!
Nun ja ... die praktischen Dinge habe ich schon erledigt. Ich muss die Rotkehlchen nur noch davon überzeugen, dass ich das Baumhaus nicht um das Nest baue, dass ich nicht tagein, tagaus hämmere und nicht der Schatten bin, der die Nachbarn entführte. Da fällt mir ein ... vielleicht war es doch nicht so gut, das Nest zu verrücken. Aber andererseits hätte ich dann die Leute überreden müssen, das Hämmern sein zu lassen."
Nachdenklich schaute sie zum Nest auf dem Baum, wo sie es hingebracht hatte.
"War wohl schon gut so. Ich mache mich nur unnötig verrückt. Soll ich zur Höhle mitkommen, wenn du Nagor fragst? Oder falle ich nur zu sehr auf, nach dieser Pestsache, wenn ich noch ein Vogelnest mit mir herumtrage?"
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"Du kannst gerne mitkommen, ich habe noch nie gehört, dass Vogelnester ansteckend sind."
Also gingen sie gemeinsam um ein heißes Getränk für Cécilia zu holen und Bartimäus grübelte über das Rätsel. 'Ein Mann ist schwer zu finden' Das war wohl der Teil, wo sie das Rotkehlchen genommen hatte, dass Bartimäus gefunden hatte. 'Das Haus steht im Haus. Ein grauer Specht lässt das Holz grässliche Lieder singen' Und das war das Nest im Baumhaus. Cécilia hatte von einem Hammer geredet, meinte sie damit den Specht von dem das Rätsel sprach? Es würde Sinn ergeben. 'Der große Schatten holte die Nachbarn! - Wer trägt die Schuld? DU!' Den Teil hatte sie noch nicht behandelt oder zumindest hatte sie nicht davon gesprochen. Auch über den Ast, der nur unter großer Last brach, hatte sie nicht geredet.
Deshalb machte er sich selber Gedanken darüber. Es verunsicherte ihn, dass der erste Satz noch ungelöst war, da der Rest am Ende des Rätsels war.
"Weißt du was mit dem Ast und der schweren Last gemeint ist? Das ist der erste Satz und den Rest hast du dann eigentlich der Reihe nach gelöst." wandte er sich an Cécilia. Wenn sie schon etwas dazu wusste, war es ja sinnlos sich selbst den Kopf darüber zu zerbrechen.
'DU!' Bartimäus nahm an, dass damit ein Mensch gemeint war, vermutlich der, der das Baumhaus gebaut hatte. Und der Schatten? Auch ein Mensch? Bei den Nachbarn handelte es sich vermutlich um Rotkehlchen, die durch den Hausbau bereits vertrieben worden waren.
"Könnte es sein, dass der Hausbau die 'Nachbarn', also andere Rotkehlchen, vertrieben hat? Vielleicht kannst du deine Rotkehlchen beruhigen, wenn du die 'Nachbarn' findest.
Oder glaubst du, dass die Vögel Rache an dem Hausbauer nehmen wollen?"
Er sprach die Idee aus, hielt sie aber nicht für sehr gut. Warum sollten diese kleinen Geschöpfe, dass Bedürfnis nach Rache verspüren. Es erschien ihm unnatürlich, wo sie doch schon wieder ein sicheres Nest hatten.
"Oder vielleicht musst du ihnen klar machen, dass das gleiche bei dem Baum wo sie jetzt sind, nicht wieder passieren wird."
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