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"Botengänge und solche 'kleinen Reiseaufgaben' sind seltsame Dinge. Man denkt sich vielleicht nicht viel dabei und plötzlich scheint alles ganz anders zu laufen als anfangs gedacht.", meine Oparilames nur und dachte dabei an zwei ganz bestimmte Reisen, die er in der Vergangeheit unternommen hatte. Er schwieg einen Moment und blickte in die Flammen, irgendwie zog ihn Feuer magisch an... Vielleicht weil es nichts Vergleichbares auf Erden gab. Das Feuerchen erzeugte zwar anfangs ziemlich viel Rauch, aber das würde vergehen. Wenn Oparilames das richtig sah, dann zog der Rauch irgendwie in die Richtung, aus der die beiden Männer die Höhle betreten hatte.
"Hat er sich nach seiner Schmiede jetzt auch noch einen Turm erbauen lassen?", fragte der beinahe Ex-Gurunovize gedankenverloren und stellte sich vor, wie es wäre einsam in einem eigenen Turm zu hausen. <Die ganze Welt läge einem zu Fuße, wenn man ganz oben stünde... Ein eigenes kleines Reich, nur um seinen Gedanken nachzuhängen, in Erinnerungen zu schwelgen und...>
"Ein Turm passt garnicht zu dem Ryu den ich kenne. Nagut, als ich ihn zuletzt in Silden traf schien er sich doch stärker verändert zu haben, als bei unserem Treffen davor. Damals war er wie auch ich ein ziemlich abenteuerlustiger Mann, immer darauf aus besser zu werden. Und etwas hitzköpfig wenn ich mich richtig entsinne... Was macht Ryu denn da in seinem Turm - er hätte dort doch nichts zu tun, er ist nicht der Typ, der den Rest seines Lebens mit altem Gemäuer und staubigen Folianten verbringen würde."
Oparilames schwieg und auch Bartimäus schien auf etwas zu warten. Als einige lange Augenblicke vergangen waren, fing der Leuchtende erneut an zu sprechen. "Wie kam es denn zu dem Botengang - und hat Ryu die Nachricht erhalten?"
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Und wieder stellte Oparilames wieder einen Haufen Fragen. Diesmal würde Bartimäus aber bei der letzten beginnen und dann von dem ganzen Auftrag erzählen und dabei alles über Ryu sagen was er wusste.
"Der Hauptmann Jarvo hat mir und Alon den Auftrag gegeben, kurz nachdem wir in Beria angekommen waren. Es ging darum ihm und anderen Leuten, die zum Waldvolk gehörten vom Thing zu berichten. Jarvo hat es wohl als Möglichkeit gesehen uns zu testen, bevor wir aufgenommen wurden.
Ja, Ryu hat seinen eigenen Turm, er ist in der Nähe von Silden und dort haben wir ihn auch gefunden. Er hat dort einiges geschmiedet gehabt, hat aber kein Wort mit uns gesprochen. Eine Frau die bei ihm war, ihr Name war Vareesa hat gemeint, das sei seine Art um Silden zu trauern. Er hat uns nur ein köstliches Essen gekocht, uns Schlafplätze gegeben und war dann am nächsten Tag stumm mit uns mitgekommen."
Bartimäus überlegte noch kurz. Wie lange es ihm vorkam, dass er auf diesem Botengang war. Auch das Essen war im erst mit der Erzählung wieder eingefallen, aber jetzt da er daran denken musste, lief ihm das Wasser im Mund zusammen.
"Mehr weiß ich über ihn aber nicht. So wie ich ihn kennen gelernt habe war er sehr ruhig und wirkte nachdenklich, aber das war wohl wegen der Trauer, wie er sonst ist oder war, weiß ich nicht."
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"Der Turm steht also noch, verstehe. Dann ist es wohl kein Wunder, dass ich Ryu nicht finden konnte, naja er scheint wohl sehr beschäftigt zu sein. Ich kann seine Trauer verstehen, das muss hart für ihn sein!", sagte und überlegte, ob er die Frau kannte und wozu sie wohl bei Ryu gewesen sein mochte. Ein Lächeln huschte dabei über sein Gesicht, denn er erinnerte sich noch an die Schmiede Ryus. "Eine Vareesa sagt mir garnichts", begann er dann. "vielleicht ist sie ja seine Schülerin und lernt bei ihm den Schwertkampf. Oder er hat sie eingestellt um den Turm sauber zu halten. So wie seine Schmiede aussah könnte er eine helfende Hand die mit ihm oder für ihn den Besen schwingt gebrauchen..."
Oparilames fragte sich, ob Ryu seine Rüstung aus der Schmiede geborgen hatte. <Natürlich hat er das, er ist ein Gor Na!>, fuhr es ihm durch seine Gedanken. Natürlich war das richtig. Ryu war zu Opas Zeit schon sehr stolz gewesen und diese Eigenschaft hatte der Templer mit Sicherheit nicht verloren. "Was ist nun mit dir, du wolltest doch etwas über dich erzählen."
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Beria-Steinkreis
"...und so denke ich, dass es Widar war. Widar der seit Monaten verschwunden ist und Widar, der Varek damals holte. Ich weiß dies noch nicht. Aber ich glaube es! - Wir müssen aufpassen und Widar wachsam und misstrauisch begegnen. Ich möchte seine Fährte aufnehmen.", sprach Ornlu vor den versammelten Druiden und Suzuran. Er hatte erzählt was er in Silden gespürt hatte und war sich sicher sich nicht zu irren. Zu oft war er mit Widar unterwegs gewesen.
"Nein.", meinte Porgan. "Wir alle werden es! Du magst von uns Anwesenden zwar als Einziger schon Abtrünnige gejagt und getötet haben, Hetzer, doch Widar ist mächtig. Ich appeliere an euch alle. Wagt nicht zu viel. Sucht andere der Gemeinschaft, bevor ihr gegen Widar vorgeht.", meinte Porgan, der zu Noreia blickte die erstmals hier oben teilnahm, aber auch Gwydion, Vivin und Suzuran.
Ornlu schnaubte trotzig. Er war genauso mächtig wie Widar.
"Trotz, Hetzer?", fragte Noreia.
"Etwas...aber legt es nicht auf die Goldwaage. Ich werde mich der Entscheidung fügen, wenn es so beschlossen wird. Doch werde ich natürlich in Richtung Silden mit Iun, Vigo und Okam spazieren gehen. Runak möchte sicher wissen, was wir beschlossen haben und vielleicht sah er ja den guten Widar. Desweiteren soll auch durch mich das Dorth-Lager, sowie die Falken davon erfahren. Ich habe noch weitere Pläne...", meinte Ornlu.
"So? Welche wären das?", fragte Vivin. Es war zu spüren, das Ornlu heute doch etwas mehr provozierte als sonst.
"Ich traf einen Orkschamanen und er verriet mir mit was ein Mensch der nicht vor ihnen kniet den Dialog suchen kann. Ich gehe der Sache nach...", meinte der Jäger.
"Was bezweckst du mit dem Dialog? Frieden?", fragte Porgan interessiert. Ornlu lachte auf und schüttelte den Kopf.
"Bei allen Respekt, Meister Porgan. Aber diese Rasse wird niemals den Frieden suchen. Genauso wie wir niemals den Orks trauen können. Wir sind wie Wölfe und Snapper. Es gibt keinen Frieden. Den suchen nur diese Wassermagier. Narren! Ideologie schön und gut, aber Realität ist offensichtlicher. - Ich komme aber zum Punkt! Ich suche den Dialog um zu erwirken, dass nicht sofort die Waffen sprechen müssen. Nicht mehr und nicht weniger. Auf meiner Reise nach Silden hatten Falkenkrieger die Orks ohne Grund angegriffen. Sie liefen nur durch den Monterawald und eskortierten diesen Schamanen. - Ich frage euch! Ist unser Volk so tief gesunken, dass es die Ehre von Banditen und Meuchelmördern hat? Ich verstehe die Schritte der Falken. Ich heiße es sogar für gut, wenn es eine Bedrohung war. Doch wir brauchen nicht mehr Leichen im Keller als nötig. Ihr werdet dies akzeptieren müssen. Die Orks sind mir lieber, als die Königstreuen. Sie sind berechenbarer.", meinte der Druide. Porgan blickte skeptisch drein, genauso wie andere.
"Aus dir spricht Torn heraus. Aber auch Runak. Aufhalten werden wir dich nicht, auch wenn ich sorge habe, dass die Orks dies ausnutzen werden. ich war dereinst naiv und konnte Beria nicht schützen, weil sie mich einluden und in den Kerker warfen. Die Götter mögen dir dies ersparen. Solltest du Erfolg haben, werden wir mit dem Kriegsrat darüber sprechen.", sprach Porgan.
"Mehr will ich nicht. Einen Versuch ist es wert und die Zeit wird zeigen was daraus wird. Noch besitze ich nicht einmal das Mittel für den Dialog. - Achja, Meister Porgan! Aus mir spricht Ornlu, nicht Torn oder Runak - und auch ihr habt mich genug gelehrt, sonst hätte ich im Stile Torns Widar schon gejagt. Und nun würde dieser Ornlu gerne die Sitzung schließen, wenn wir keine weiteren Punkte haben.", schlug Ornlu vor. Das allgemeine Nicken sprach dafür. Ornlu wartete nach kurzen Gesprächen, bis er und Suzuran allein waren.
Als es soweit war, küssten sie sich hinter einem Findling und ließen nicht voneinander ab, bevor es dann doch für diesen heiligen Ort für heute zu weit ging.
"Ich habe dich vermisst.", flüsterte er ihr ins Ohr, bevor sie langsam hinab gen Tal gingen. Sie lächelte nur auf.
"Und vor allem dies vermisst. - Doch du hast es gehört. Ich werde auf Jagd gehen und dich nicht mitnehmen. Du bist noch nicht weit genug, um Kampfmagie einzusetzen.", meinte er, bevor sich ihre Miene wie bei einem Vorwurf verzog.
"Magie ist nun einmal nichts, dass man erlernt wie das Laufen. Du darfst nur nicht aufgeben! Du kannst es, Suzuran. Gehe weiterhin deiner Aufgabe mit den Farnen nach. Aber beginne auch mit den Tieren. Dein wahrer Name ist auch hier der Schlüssel. Bedenke, dass du immer an deinen Taten vom Tier gemessen wirst. Bedenke, dass du starke Magiepräsenz zeigen musst, wenn du dich durchsetzen willst. Bedenke, dass Magie konsequent sein kann. Und hier meine ich einen Bären der deine Angst spürt und über deine Magie lacht, bevor er dich frisst. Ich denke wir sprachen schon oft darüber. Doch schaffst du Vertrauen und bleibst stark, dann wird dir das Tier gehorchen. Es wird alles machen, was du verlangst, weil es dir traut. Doch sei dir bewusst, dass auch ein jedes Tier seine Würde hat und manche Dinge nicht macht. Je edler ein Tier, umso weniger wird es dir gehorchen. Eine Katze ist leichter zu kontrollieren als ein Löwe. Du musst wissen woran du dich wagst. Beginne mit kleinen Lebewesen und erfahre, was dir möglich ist. - Eine Sache aber noch! Solltest du irgendwann scheitern, kannst du deine Magie gegen das Tier wenden. Es sollte aber dein letztes Mittel sein. Ein magischer Impuls, ein Gefühl der Aggressivität! Etwas was sagt >Pass bloß auf! Ich bin mächtiger!< und es schreckt zurück und flüchtet, wenn es nicht zu wütend oder unbeeindruckt ist. Das kannst du schon jetzt! Denk dran, wie du Tiere beeinflussen kannst. Feuer oder das Gefühl das ein Troll in der Nähe ist. Ich denke wir verstehen uns. Sollte es dann trotzdem nicht gehen, dann lass es mit der Magie und rette dich wie auch immer - verstanden?", fragte er sie. Suz nickte.
"Bring dich aber nicht um. Es wäre schade um dich. - Übe, aber versuch nicht wieder alles auf einmal. Geduld und wenn wir uns wieder sehen, hoffe ich, dass du mir viel Neues zeigst und von deinen Erfahrungen erzählst.", meinte Ornlu, bevor sie unten im Tal waren.
"Ich habe Sumpfkraut aus Silden gebracht. Ein ganzes Paket. Aber denk nicht dran, dass wir es zusammen wegrauchen. Nein, ich brachte es zu Mandy und morgen schon wird das Zeug oben am Beria-Steinkreis gepflanzt. Wenn es da oben gedeiht, haben wir immer Sumpfkraut. Osmo wird es beaufsichtigen. Und für uns..." - Ornlu kramte eine Sumpfkrautpflanze hervor - "...habe ich natürlich etwas gesichert. Wollen wir uns ein Stückchen gen Wald zurück ziehen? Wir werden uns ein paar Wochen nicht sehen und...ich wäre schon da oben gerne über dich hergefallen.", flüsterte Ornlu ihr zum Schluss zu und wollte sie schon anknabbern. Sie jedoch grinste nur auf, schüttelte den Kopf und hauchte ihm ein sinnliches >Natürlich...< ins Ohr. Wäre Ornlu heute ein Wolf, hätte er jetzt freudig aufgeheult. Beide verschwanden im Dickicht um ihre bestimmte Stelle aufzusuchen.
Geändert von Ornlu (31.08.2010 um 01:11 Uhr)
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Ach ja richtig, das war es gewesen, was Oparilames noch gefragt hatte. Aber was sollte er ihm erzählen? Wusste er nicht schon, dass er auf Khorinis geboren war und dass er bei Silden eine Hütte gebaut hatte und was sonst noch so passiert war? Also was gab es noch zu erzählen?
"Hmm, ich glaube das Wichtigste hab ich dir schon gesagt, wenn du dich erinnern kannst. Ich komme aus Khorinis, von Onars Hof, bin dann nach Silden gekommen und habe meine Hütte gebaut. Dann bin ich noch einmal zurück nach Khorinis, dann wieder nach Silden und dann kam schon bald die Pest. Von da an weißt du ja."
Bei Orthego hatte er alles bis ins kleinste Detail erzählt und diesmal hatte er seinen ganzen Lebenslauf in drei Sätzen zusammengefasst. Aber er konnte ja nicht alles doppelt erzählen. Oder hatte er beide Male etwas Wichtiges vergessen? Wenn ja, dann wollte ihm das jetzt immer noch nicht einfallen.
"Gibt es noch irgendetwas, das du noch wissen möchtest?"
Da fiel ihm ein, dass Oparilames ihm zwar von der Sumpfbruderschaft und dem Schläfer erzählt hatte, nicht aber wie er dann aufs Festland gekommen war.
"Warum bist du eigentlich aus Khorinis weggegangen? Und bist du gleich zur Waldbruderschaft gegangen, als du dann hier warst?"
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Der Bärtige konzentrierte sich auf eine kleine Rose die in seiner Hand geschlossen war und lenkte all seine Magie in sie hinein. Mit einem zufriedenen Blick sah er wie die Rose sich langsam öffnete und in der Dunkelheit ihre Schönheit zeigte. Er legte sie zurück in den Busch, und beobachtete fasziniert wie die Rose sich nach wenigen Momenten wieder schloss.
Zufrieden streifte er über den Waldboden und spürte auf seiner Haut das warme Grass, es war ein schönes Gefühl in diesem Wald umherzustreifen und die Ruhe zu genießen die hier existierte. Er war ziemlich abseits des Lagers und fragte sich wann er wohl in die Küche ziehen konnte, die er sich in der Höhle aufbauen wollte.
Er blickte auf den Mond und genoss die Kraft die von ihm ausging. Langsam zog er zurück in das Lager um dort in sein Zelt zu gehen. Er hatte noch etwas Abendessen in einer Schüssel gehabt und wollte dies nun warm machen. Er war ziemlich stolz auf sich das er die neue Magie beherrschte und sie kontrollieren konnte, er wusste zwar das er noch viel lernen musste aber er war bereit dafür.
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Du bist noch nicht weit genug…
Seit ihrem letzten Wortwechsel schienen Ornlus Worte in ihrem Kopf nachzuklingen. Immer und immer wieder bohrte sich die schmerzende Gewissheit in die Seele. Noch nicht weit genug? Geduld war wirklich nicht ihre Stärke, aber konnte es denn so schwer sein einem verdammten Farn seinen Namen zu flüstern und somit endlich in seinem Wirken mehr zu erreichen? Scheinbar…
Du bist noch nicht weit genug…
Katzengejammer, laut schallend in ihren Ohren, bei jedem Schritte egal wohin, jagten Suzuran Ornlus Worte durch den Kopf.
Waren das die Geräusche tiefster Dunkelheit, die ihr die Realität vor die Augen führen wollten? Jene Pantherinnen, die die Trägerin ihrer Macht als zu schwach ansahen? Ihre Mühen für die eigene Magie als zu wenig ansahen und vor dem Anwachsen anderer Naturkinder, als eine immer größer werdende Bedrohung warnten?
Die Zeit zum Nachdenken war beschränkt, man verlangte nach ihr… Nicht einmal einen Moment konnte man in diesem Lager seinen Selbstzweifeln nachhängen, die doch hin und wieder, wie in alten Zeiten das Innere zum Toben brachte.
Ornlu war weg… wer konnte etwas von ihr wollen?
Suzuran erhob sich, stützte dabei die Hände am großen Stamm des Ahorns ab, in dessen Wipfeln zu einem anderen Zeitpunkt ihr neues zu Hause entstehen würde.
Die Vorstellungen darüber hatte sie Melford schon in aller Genauigkeit vor wenigen Tagen verkündet, sodass dieser die Anweisungen nur ausführen musste und sie nur eines dabei tun konnte: Warten…
Berias Treiben interessierte nicht, mehr kämpfte Suz, während sie folgte mit dem schlechten Gefühl in der Bauchgegend, das sie einst bei ihrer ersten Magieerfahrung gespürt hatee oder immer fühlte, wenn sie zu schnell zu viel in sich hineingestopfte. Wandelte sich etwas? Was brachte die Zukunft? Nun, zunächst Porgan, der auf sie zu Warten schien. Porgan?...
„Bewahret, ihr habt nach mir verlangt?“
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"Bewahre, mein Kind.", grüßte Porgan zurück und erhob sich.
"Wie die Zeit doch vergeht... - Vor Wochen war hier kaum eine Menschenseele und heute wirken so viele mehr so zufrieden. Und sie haben noch nichts geraucht. Ich habe darauf geachtet, dass das Kraut das Ornlu brachte gepflanzt wird.", meinte der Greis und blickte zu den Arbeitenden, während Suzuran neben ihn sich hinstellte.
"So wie die Zeit vergeht, müssen auch nächste Schritte getan werden. Ornlu geht seinen nach, ich den meinen und auch du wirst deinen nachgehen. Der Rat möchte dich als Gesandte des Waldvolkes nach Al Shedim schicken. Wir sind zwar nicht Verbündete oder müssen in Kontakt bleiben, da wir durch Adanos irgendwie doch verbunden sind, aber ich fürchte, dass diese Wassermagier wieder zu ideell handeln und denken, dass ihr gedachtes Gleichgewicht in Myrtana endgültig kippt. Nein, nein. Sollen sie wirklich nicht. - Reise nach Al Shedim, überbringe dem Rat der Wassermagier den Gruß des Waldvolkes." - Porgan holte aus seinem Mantel ein Beutel mit seltenen Heilpflanzensamen Myrtanas - "...und richte ihnen aus, dass wir zwar Verluste hinnehmen mussten, aber dass das Waldvolk auch diese Krise meister wird. Desweiteren wäre es gut, wenn du ihnen erzählst, wie es in Myrtana nun ist. Die Königstreuen rüsten auf und die Orks zanken um jedes Stück Land untereinander. Die hier solltest du tragen. Dein Meister war der Letzte der zuletzt sowas trug. Siehst du den Fleck da? Ornlu hatte Waldbeeren genascht und die Gesandtenschärpe dann verdreckt. Aber man kann sie ja umdrehen, dann merkt es niemand.", sinnierte Porgan und gab Suzuran die Schärpe.
"Meisterin Noreia bat mich noch, dir zu sagen dass du eine junge Adeptin namens Aniron aufsuchen sollst. Sie würde sich gerne eine Abschrift von >Die Sammlung von Gilano< anfertigen lassen. Ein Buch über die Heilkunst eines längst verstorbenen Heilers der Gliedmaßen wieder an Menschen dran machte. Das Holz hier, sollte genügen.", erklärte der Druide und gab Suzuran ein Stück Holz, das magisch war. Man spürte es regelrecht wenn man es berührte. Für jemand der damit nichts anzufangen wusste nichts brauchbares, ausser fürs Feuer. Die Wassermagier jedoch würden sich darauf stürzen, denn magisches Holz, kam von heiligen Bäumen des Waldvolkes und hatte Geheimnisse, die sie niemals erfahren würden.
"Und das hier ist für deine und für Osmos Reise...", sagte Porgan dann und sammelte einen skeptischen Blick.
"...Osmo wird dich beschützen. Traust du es dir auch zu, junge Doyenne?", korrigierte er dann.
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Leuchtend prangte der Dreckfleck Ornlus auf der Schärpe, er lachte sie gar an, als Suzuran sie von Porgan entgegennahm und ihre Augen kurz darauf richtete.
Was würde man von ihr denken, wenn sie damit aufkreuzen würde?
Kann sich nicht beherrschen diese junge Frau, frisst wie ein Scheunendrescher und noch dazu wie eine Wildsau. Stopft alles in sich hinein, was nicht schnell genug in Sicherheit ist oder bereits in einem anderen Magen gelandet ist...
"Aniron...ich kenne sie, ja...
Aber Osmo? Denkt ihr nicht ich sollte diese Aufgabe alleine meistern, Meister Porgan? Ich bedanke mich für die Hilfe, auch für euer großes Vertrauen, aber ich möchte alleine dorthin reisen. Für mich meine Erfahrung sammeln...
Ich werde das Waldvolk alleine gut vertreten, vertraut mir.
", meinte sie und blickte bestimmt in Porgans Richtung, ehe sie auf das Stück Holz in der anderen Hand blickte.
Von oben bis unten mit Magie angefüllt, schien es ihr doch tatsächlich den Magen noch weiter umzudrehen, wenn dies überhaupt möglich war.
Konzentriert hörte sie auf die Worte des Druiden, sich auf seine Füße übergeben war jetzt wohl der falsche Ansatz.
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„Die Tage ziehen sich ein wenig, findest du nicht?“
„Je nachdem wie man es nimmt, antwortete der Jarvo Mertens und halbierte den Apfel mit einem kleinen Messer. Die letzten Tage war er weniger produktiv gewesen und hatte sich nach einem geeigneten Ort für sein weiteres Verbleiben umgeguckt. Ob nun eine Höhle oder ein kleines Baumhaus heimischer waren – eben das hatte er versucht für sich zu überdenken. Und die Lösung wie aus dem Nichts geschossen. Er hasste kalte Steinböden, empfand sie als unpersönlich und abstoßend, wohingegen eine knarzende Wand aus Holz alles an
Gemütlichkeit zu bieten hatte, wonach er verlangte. Vielleicht eben jene Wände, wie es sie im Sippenkriegerhaus gab, wo er einen großen Teil seiner Abende verbracht in heiterer Gesellschaft verbracht hatte. Ein Haus für die Männer… er vermisste es ein wenig. Nicht einmal die Krähe war in erreichbarer Nähe. Man saß draußen, um ein Feuer versammelt. Ein anderes Lebensgefühl – näher an der Natur, das allemal, und doch ein anderes Gefühl, dessen er sich erst bewusst werden musste. Ein Rückzugsort, die vier schützenden Wände, lagen begraben und Ästen und magischen Kräften in der alten Waldstadt.
„Ich muss gestehen meine Pflichten ein wenig schleifen gelassen zu haben. Werde mich erstmal um die Aufteilung und Zuweisung der Patrouillentrupps kümmern müssen. Sag, hast du eine Ahnung, wie es um das Vieh steht? Wer bewacht und versorgt es?“
„Über so etwas solltest du eigentlich bescheid wissen, Jarvo.“
„Jaja, ich weiss. Na, ich schaue mich am besten einfach selbst um. Zeit dass ich meine Füße mal wieder bewege. Nicht dass ich noch Fett ansetze.“
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Porgan rümpfte sich die Nase und verschränkte dann die Arme. Konnte man es ihr zutrauen? Er wusste es nicht. Er kannte sie zu wenig.
"Osmo wäre aber sicher auch an einer Reise interessiert...", meinte er, bevor er abwinkte.
"Ich sehe in deinem Blick, dass du Osmo bei der erstbesten Gelegenheit abhaust. Trotz sehe ich in dir, wie in deinem Meister. Ich hoffe er wird dich die drei Wege noch lehren. Dein neuer Weg, wird es dich auch.", meinte der Druide und stimmte letztlich doch zu.
"Lass dir von Aethel den Waldläufer den Weg nach Trelis zeigen. Vielleicht kannst du von dort aus mit dem Schiff gen Bakaresh reisen. Vielleicht weiter. Ansonsten musst du den gefährlichen Pfad durch die Wüste wagen... - versuch wirklich ein Schiff zu kriegen. Von Bakaresh aus, solltest du nur noch die Küste entlang wandern und dich gut mit Wasser versorgen. Al Shedim kommt dann irgendwann. Viel Glück, junge Doyenne.", meinte Porgan und war immer noch leicht skeptisch, aber dieser Blick verriet einfach, dass sie wie Ornlu manchmal war. Ein Ornlukind mochte man meinen.
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Das Wetter ist herbstlich geworden. Kühl und windig, aber regnen würde es heute wohl nicht, dafür nahm der Wind aber stetig zu. Bartimäus war, wie die meiste Zeit, beim Training mit seinem Bogen. Er hatte versucht sich gegen den Wind zu behaupten, den Pfeil so auszurichten, dass der Wind ihn in die richtige Richtung wehen würde, aber er hatte noch kein sonderlich gutes Gefühl dafür und fand es auch schwer die Windstärke einzuschätzen. Ob Orthego dafür einen guten Tipp haben würde? Generell hoffte Bartimäus, dass er seinen Lehrmeister bald wieder sehen würde. Langsam wurde ihm schon langweilig Tag für Tag alleine zu üben. Und heute hatte er auch noch mit Misserfolg zu kämpfen, er seine Motivation weiter zu machen, verständlicherweise nicht steigerte. Als sich der Wind noch weiter verstärkte (oder kam es dem Schützen nur so vor) gab er schließlich auf und beendete das Training für heute.
Stattdessen wollte er sich um seine Höhle kümmern. Den mysteriösen vierten Mitbewohner hatte er nicht zu Gesicht bekommen, aber mit Nagor darüber gesprochen hatte er auch noch nicht, obwohl er den Koch schon gesehen hatte, aber in diesen Momenten, dachte Bartimäus gerade nicht daran.
Aber jetzt wollte er sich nicht über seine Mitbewohner den Kopf zerbrechen, sondern die Höhle etwas einrichten. Ein Art Bett hatten sie ja schon alle, aber als er und Oparilames unlängst das Feuer entzündet hatten, war ihm aufgefallen, dass die Höhle ein kleines Loch hatte, durch das der Rauch abziehen konnte. Also wollte er jetzt die Feuerstelle an diese Wand verlegen und den Rauch durch dieses Loch entweichen lassen, so wie eine Art Kamin.
Mit Oparilames hatte er das Feuer ziemlich in der Mitte entzündet und jetzt nahm er das verbrannte Holz und die Asche und überhaupt möglichst alle Spuren die das Feuer hinterlassen hatte und legte es zu der Wand. Mit Steinen rahmte er die Feuerstelle ein und baute sogar eine Art kleine Mauer, damit es besser aussah. Aber das ganze dauerte seine Zeit und als er dann schließlich fertig war, wollte er nur noch ins Bett. Dabei war es ihm vorher gar nicht so wirklich aufgefallen, wie müde er war.
Die Höhle braucht auch noch eine Tür oder etwas in die Art, dachte er noch, bevor ihn der Schlaf übermannte.
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Wälder - meistens
Sie hatte sich in letzter Zeit viel in den Wäldern aufgehalten, um sich der neuen Aufgabe anzunehmen, der Natur wirklich nahe zu sein. Ablenkungen konnte sie nicht gebrauchen, wenn sie noch dieses Jahrhundert zu einem Ergebnis kommen wollte. Ruhig saß sie im Wald, überlegend. Eine genaue Aufgabe hatte Noreia ihr nicht gegeben. Sie sollte üben und probieren, kommunizieren und kennenlernen. Sie öffnete die Augen und sah zum Lager. Feuer, fuchsrot brannte es ...
... ein Fuchs war es gewesen, den sie gefunden hatte. Möglicherweise war er verschnupft oder geschwächt, das erklärte, warum er sich nicht, wie Hunde, Wölfe und bisherige Füchse, von ihr abgestoßen fühlte oder in eine Angriffsstellung ging. Vielleicht war er ihr auch einfach gewogen, oder kannte den Geruch von Luchs nicht, jung wie er war. Die Novizin überlegte und lauschte. Sie konnte ihn berühren, mit Magie, aber ohne ein Ziel war es unnütz. In der Nähe raschelte eine Maus im Unterholz. Der Fuchs lauschte auf, schien die Maus jedoch nicht zu finden. Wie jung er wohl sein mochte? Sie hatte die Hand ausgestreckt und auf den Fuchs gezeigt, die Magie aus dem Körper geholt. Vorsichtig hatte sie den Fuchs berührt, umschlungen wie zuvor. Das in ihr vorherrschende Gefühl war dieses Mal nicht Unsicherheit, nein, sie ging selbstsicher vor. Sie wusste, was sie tat. Dem Fuchs von gleich zu gleich begegnen, ihre Hilfe bei der Jagd anbieten. Freundschaft, ehrlich und ohne geringste Spur von Hinterlist. Verdammt sei der, der Tiere und Natur ausnutzt! Sie besann sich. Wut würde den Fuchs nur bewegen, sie abzuweisen. Das Ohr des Fuchses zuckte, es zuckte in ihre Richtung, obwohl sie bisher nur eine Ranke benutzt hatte. Also nicht die Menge der Ranken, sondern die Stärke der Gefühle ... Die Übende schloss die Augen. Sie hatte die Maus nur gehört und ihren Schwanz im Geäst aufblitzen sehen. Dem Jäger übermittelte sie das Geräusch und die Richtung, und der Fuchs, wie die meisten Wolfsartigen ein Hetzjäger, fetzte in die Richtung davon. Die Verbindung riss.
Ja, es war ein Erfolg gewesen, doch in diesem Fall - und nur in diesem! - musste sie überprüfen, ob sie es wirklich konnte, oder ob das ein Zufall gewesen war. Leicht gesagt, denn man brauchte dafür schon ein wenig Einfallsreichtum, wie das Tier zu beeinflussen sein konnte. Ein Schwarm Vögel zog über den Himmel. War denn schon Zeit für die Wanderung? Nahe sang ein Vogel ... ja, er sang, er krähte und krächzte nicht. Ein Weilchen lauschte sie. Amsel vielleicht, vermutete sie. Ja, eine Amsel konnte es sein.
Es war schon die zweite Amsel, die sie zu berühren versuchte. Vielleicht gar dieselbe? Möglicherweise. Wie schon beim Fuchs, den sie vor einigen Tagen getroffen hatte, sparte sie mit Ranken, als sie den Vogel sanft berührte. Sparsam wie beim Kaninchen war sie, doch gefühlvoll wie beim Fuchs. Freundlichkeit, Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, Selbstsicherheit, ein gleich zu gleich. Die Natur bevorzugte keines ihrer Kinder ... und falls sie es doch tat, war der falsche Augenblick, jetzt darüber zu philosophieren. Die Magie, die sie verwandte, war ihre eigene, es waren ihre eigenen Gefühle, die sie hineinlegte. Die Amsel schien auf ihre Gedankengänge zu reagieren, sie musterte sie mit schiefgelegtem Kopf. Erst rechts, dann links, dann wieder rechts, und schließlich schien sie ein Urteil gebildet zu haben, stieß ein Trillern aus. Ja oder Nein? Die Novizin konnte sich nicht leisten, sich darüber jetzt übermäßig den Kopf zu zerbrechen. Die Amsel konnte es sie ja noch mal überlegen. Ganz in der Nähe, die genaue Richtung kannte sie nicht, aber sie hatte den Gesang im Ohr, schien ein weiteres Vögelchen zu sitzen und sang. Ob die Amsel vor ihr dem Vögelein ein Ständchen darbrachte, oder gar der Minne frönte? Vermutlich würde sie es nie erfahren. Anhand des Gesanges wusste sie jedoch, dass es kein Jagdvogel, kein Feind war, lediglich ein Singvogel, das wenigstens. Die Übende übermittelte auch hier ein Geräusch, nein, das musste sie nicht, die Amsel hörte es bereits, aber sie übermittelte ihr Gefühl der Richtung, aus der es kam. Wieder neigte die Richteramsel den Kopf. Sollte sie oder sollte sie nicht? Dann flatterte sie auf, schien sich zu sagen, dass sie wenigstens einmal nachschauen konnte. Diesmal riss die Magie nicht. Sie zog die Ranke zurück, sobald die Amsel den Zweig verlassen hatte.
Es waren alles Tiere gewesen, doch Meisterin Noreia hatte auch Pflanzen erwähnt, Blumen. Es war dunkel, doch vielleicht konnte sie die Blumen unabhängig der Tageszeit beeinflussen? Einen Versuch war es wert. Sie wollte der Blume immerhin nicht schaden, sie wollte sie kennenlernen. Wie viel zählte jedoch die Absicht ...? Sie musste versuchen, sonst lernte sie nicht. Sie stand auf und suchte am Waldrand Blümelein, die meisten Kelche aber waren geschlossen. In der Dunkelheit hätten sie sicherlich geleuchtet, dachte sie verträumt. In der Nähe eines Blütenkelches setzte sie sich hin und hob die Hand, streckte sie zur Knospe hin, als wollte sie sie umhüllen, in ihrer Faust verbergen. Bei geschlossenen Augen sah sie das undurchdringbare Muster an Ranken vor sich, aus denen sie nun eine heraussuchte und zur Hand lenkte. Sie aus der Hand lenkte. Sie sah die Ranke vor sich und wurde sich ihrer Gefühle gewahr, Freundlichkeit, Ehrlichkeit, Selbstsicherheit ... Die Ranke umschlang die Blume vorsichtig. Sehr vorsichtig, trotz der Selbstsicherheit. Antworte mir, Blume, welche ich nicht kenne und nicht erkennen kann, murmelten ihre Gedanken. Gib mir eine Antwort ... Und sie antwortete. Verzögert, nicht genau auf den Gedanken, dennoch als ob sie den Gedanken wahrgenommen hätte. Hatte sie Novizin ihn etwa übermittelt, unabsichtlich? Der Blütenkelch zuckte ein wenig, nicht schnell. Nun der Grund. Die Novizin übermittelte den Eindruck von Licht, von einer Lichtkugel, von Wärme, wie sie angenehm auf der Haut lag. Langsam, aber stetig, öffnete sich die Blume, zeigte ein leuchtendes, helles Lila in der Nacht. Schritte in der Nähe weckten sie aus ihrer Versunkenheit. Die Novizin drehte sich um.
"Bartimäus!"
Sie zog die Hand zurück, die Magie. Die Blume schloss sich.
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Bartimäus war gerade von seiner täglichen Trainingseinheit gekommen. Heute hatte er wieder besser getroffen, da der Wind wieder nachgelassen hatte und somit war er guter Dinge, als sich auf den Weg zum Lager gemacht hatte, um etwas zu essen zu holen.
Doch dann plötzlich hatte er Cécilia gesehen. Sie saß am Waldrand und hielt mit ihrer Hand etwas umschlossen. Scheinbar hatte er sie erschreckt, denn sie blickte ihn erschrocken an und ließ die Blume, die sie umschlossen hatte los, die sogleich ihre Blüte schloss. Bartimäus fand die ganze Situation ziemlich eigenartig und verstand gar nicht richtig was da gerade geschehen war.
"Bewahre!" brachte er hervor.
Dann dachte er noch einmal über da nach, was er gerade gesehen hatte. Cécilia hatte die Blume in den Händen gehalten. Warum tat sie das? Dann hatte sie sie los gelassen und die Blüte hatte sich geschlossen. Es war Mitten in der Nacht, warum war die Blüte überhaupt offen gewesen? Und warum schloss sie sich so schnell? Bartimäus wurde aus der Situation nicht schlau.
"Was hast du da gerade gemacht?" fragte er verwirrt, nahm aber fast an, dass Cécilia ihm nicht die ganze Wahrheit sagen würde. Zumindest sagte ihm das sein Gefühl. Aber vielleicht würde er damit ihrem Geheimnis einen Schritt näher kommen.
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Wie lange mochte er sie beobachtet haben? Die letzten Tage schon? Bedacht darauf, ihr das Geheimnis abzuluchsen, das sie vor ihm hütete? Ruhe bewahren!, ermahnte sie sich. Du tust ihm Unrecht. Das tat sie. Sie hatte ihn erst eben noch kommen hören, wie hatte sie da schließen können, er beobachte sie seit Tagen? Außerdem war sie ja wohl von ihnen beiden am ehesten diejenige, die hier irgendwem etwas "abluchste".
"Ich habe die Blume hier gefunden, in der Nacht blühend ... ob sie vielleicht einfach ... eine Art Spätbemerker ist? Oder gab es bis vor kurzem hier noch Licht? Ich kann mir keinen Reim darauf machen", sagte sie unschuldig. "Oh, tu mir den Gefallen, und schleich dich nie wieder so an mich heran! Mein Herz hüpft immer noch."
Zur Unterstützung ihrer Aussage legte sie die Hand aufs Herz. Er hatte sie ja auch erschreckt! Himmel, sowas gehörte verboten!
"Bewahret, Bartimäus und Nero. Suchtest du etwas, oder hast du dich aus Spaß an der Freude so an mich herangeschlichen? Willst du mich wieder ausfragen, wie der Hauptmann einer Garde in einem rätselhaften Todesfall? Oder benötigst du etwas? Hast du gar einen Bekannten in petto, der wieder etwas erlernen will, was ich nicht beherrsche, und du führst mich einmal öfter auf gefährliches Glatteis? Wo wir schon dabei sind, was ist aus den Wohnhöhlenplänen geworden? Habt ihr eine Höhle gefunden?"
Bei den vielen Fragen und Anschuldigungen würde es ihn eine Weile brauchen, das alles zu beantworten, ja, sie konnte seine Gedanken förmlich rattern hören - ratter, ratter, ratter. Derweil kraulte sie Nero zwischen den Ohren.
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Mit so einem Schwall von Anschuldigen hatte Bartimäus nicht gerechnet. War er wirklich so schlimm gewesen? Es hatte eine Zeit gegeben da war sie seine beste und er ihr einziger Freund gewesen und was war jetzt? Sie war zu Tode erschrocken, weil er sie offensichtlich bei etwas erwischt hatte, was er nicht hätte sehen sollen und er wollte nach ihrer Ausrede schon beginnen seine Fragen zu stellen, als sie auf einmal ihre Rede hielt, wie er sie nicht nervte. Reagierte er gerade zu heftig, weil er müde war? Er wusste es nicht, aber er beschloss es vorerst bei der Ausrede zu belassen.
"Tut mir Leid, wenn ich dich erschreckt habe. Ich kam nur gerade vom Training und habe dich hier sitzen gesehen, also habe ich dich begrüßt!
Und was die Höhle angeht: Ich habe eine gefunden, die ich mit ein paar Freunden kann. Oparilames und Nagor sind bereits eingezogen. Ich habe bei Mandy nachgefragt, ob es in Ordnung ist, dass wir einziehen, habe die Zustimmung bekommen und schon eine Art Kamin hinein gebaut."
Hoffentlich würde der Themenwechseln reichen, dass sie ihm die Störung verzieh.
"Willst du sie sehen?" fragte er dann noch.
Ich kann es nicht lassen eine Frage zu stellen, dachte er noch, aber diese war nun wirklich nicht so schlimm wie seine sonstigen.
Nero hatte sich mittlerweile auf dem Waldboden ausgestreckt und genoss die Massage, mit der Cécilia immer noch nicht aufgehört hatte.
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Vielleicht war das ein wenig zu viel des Guten gewesen, überlegte sie sich. Eigentlich mochte sie diese verbalen Wettstreite mit Bartimäus inzwischen, wobei Bartimäus jedoch anscheinend gar nicht verstanden hatte, dass sie es als Spaß empfand, ihm das Wort im Munde herumzudrehen. Sie musste zugeben - im Belügen war er das ideale Übungsobjekt, denn sein Scharfsinn machte ihn zu einem schwer zu belügenden Menschen. Anscheinend brachte er sie nicht mit dem Verhalten der Blume in Verbindung. Gut so, und er schien auch nicht über die Ungereimtheiten in ihrer Luchsgeschichte gestolpert zu sein, die sie ihm unlängst erzählt hatte. Doch sie konnte ihm nie erzählen, was es mit der Luchsin auf sich hatte - es war ihr zu privat, es einem Nicht-Druiden zu erzählen, ja, mittlerweile hielt sie sich schon vor Eingeweihten zurück. Möglicherweise war das auch gut so.
"Ich weiß nicht ...", antwortete sie auf seine neuerliche und nicht allzu unangenehme Frage, womit sie sich selbst aus seltsamen Gedankengängen riss. "Ich habe noch keine Wohnhöhle ... und die Orientierung verloren habe ich auch."
Sie seufzte, schaute kurz zum Lager, genauer gesagt zu den Höhlen. Es befanden sich zwei junge männer in diesen Bergen, die sie liebte, und die sich gegenseitig nicht leiden konnten. Dann sah sie wieder zu Bartimäus und begriff, dass sie seiner Frage vorbeugen musste.
"Nein, nein, ich weiß noch, wo und wer ich bin. Ich meinte nur ... es ist jemand aufgetaucht, den ich woanders wähnte ... Jemand, dessen Anwesenheit alle festen Entscheidungen, die ich in letzter Zeit traf, infrage stellt. Jemand, der unter Umständen den Frieden in eurer Wohnhöhle gefährden könnte, wenn er erfährt, mit wem du dort drin haust. Ach, ich verfluche diese Entscheidungsunfähigkeit, die mich immerzu befällt, wenn es um dieses Thema geht! Du kennst das wahrscheinlich nicht ..."
Genau konnte sie sich nicht mehr erinnern, was er über die Liebe gesagt hatte. Dunkel waberte die Erinnerung an Maknir in ihrem Gedächtnis, wie er erzählte, nie verliebt gewesen zu sein und ihr auch nicht den Hof machen zu wollen. Doch Bartimäus ...?
"Wer ist Nagor? Kenne ich ihn? Der Name kommt mir nicht bekannt vor ..."
Wenn Nero eine Katze wäre, würde er mittlerweile ununterbrochen schnurren.
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Bartimäus hörte ihr aufmerksam zu, wie sie über diese Person sprach. Diesmal war keine Frage nötig! Er wusste - oder eigentlich vermutete er nur - dass es sich nur um Samarus handeln konnte. Cécilia hatte ihm schon einmal von der Eifersucht der beiden erzählt.
"Ich nehme an, es ist Samarus!" sagte er bestimmt, um es nicht wieder als Frage zu formulieren.
"Tut mir Leid, ich wusste nicht, dass es so kompliziert ist. Ich will dich in nichts hineinziehen. Darf ich fragen, seit wann er hier ist?"
Schon wieder eine Frage!, fluchte Bartimäus innerlich. Aber andererseits ging es ja nur um die Fragen, die ihr Geheimnis in Frage stellten und das war einfach nur eine ganz normale Frage. Anders hingegen waren die Entscheidungen von denen sie sprach. Bartimäus wusste nicht, welche Entscheidungen sie meinte und er befürchtete, dass sie durchaus etwas mit diesem Druidenzirkel zu tun haben könnten. Also ging er nicht weiter darauf ein.
Sie hatte noch nach Nagor gefragt.
"Nagor ist einer der Köche! Er wurde beim Thing zusammen mit mir aufgenommen. Er hat auch einen Wolf und ich habe ihn auf den Botengang getroffen, bei dem ich Runak, Ryu und dem Thal- Lager vom Thing berichten sollte."
Wie er Shadow erwähnte, kam plötzlich der Gedanke in ihm auf, ob auch dieser Wolf anfangs Cécilia feindlich gesinnt war. Schnell verdrängte er diese Gedanken aber wieder! Er wollte bei Themen bleiben, die nichts mit ihrem Geheimnis zu tun hatten.
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Seit wann war Samarus hier? Er war verletzt, niedergeschlagen worden, ohnmächtig gewesen. Eigenständig konnte er nicht nach Beria gefunden haben. War er mitgenommen worden mit den Verletzten der Schlacht in den Nordwäldern? Sicherlich. Ob die Sache mit Oparilames und Samarus kompliziert war? Für sie weniger. Das Problem an der Geschichte war, dass sie sozusagen der Dreh- und Angelpunkt war, selbst wenn sie das nicht wollte. Es war wie eine Wippe, Oparilames auf der einen, Samarus auf der anderen Seite, sie selbst in der Mitte. Mal senkte sich die eine Seite, mal war wieder mehr Gewicht auf der anderen Seite, doch trennte man die beiden, war ein Gleichgewicht da. Ein bedrückendes Gleichgewicht der Entscheidungsunfähigkeit, der Nichtakzeptanz, der Eifersucht. Die Männer kämpften um sie, sobald sie einander begegneten oder einer von ihnen sie mit dem anderen sah. Beide waren sie ehrlich und auf ihre Weise besonders. Eigentlich war eine Entscheidung gefallen, längst, doch dadurch, dass Samarus sie nicht anerkannt hatte, hatte sich die Entscheidung längst wieder in Wohlgefallen aufgelöst ...
"Das muss aufhören!", sagte sie laut, unterbrach ihre Gedanken. "Oh, entschuldige, Bartimäus. Ich war in Gedanken. Ja, es ist Samarus ... er wurde bei der Schlacht in den Nordwäldern niedergeschlagen, das vermuten wir zumindest, und wurde mit den Verletzten nach Beria getragen. Er befindet sich im Lazarett, angesichts seiner Wunde am Hinterkopf habe ich ihm geraten, noch nicht viel zu machen und den Kopf zu schonen, besonders den. Am liebsten wäre mir, alles bliebe in diesem Gleichgewicht der Leere unt Entscheidungslosigkeit, die beiden sähen sich niemals wieder ... doch Beria ist klein, die beiden werden sich eines Tages zwangsläufig begegnen und ich muss mich entscheiden. Und keine Entscheidung kann die richtige sein."
Nein, niemals würde sie eine zufriedenstellende Lösung für beide zugleich finden, sie konnte nicht beide haben, entweder einer oder keiner.
"Hmm ... Nagor ist Koch? Kocht er denn besser als Maknir, oder wenigstens weniger experimentierfreudig in Bezug auf die Schärfe seiner Gerichte? Oh, und wer ist Ryu? Von ihm habe ich auch noch nicht gehört ... irgendwas an deiner Stimme sagt mir, dass ich ihn eigentlich kennen sollte, oder ist dem nicht so?"
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Der Gedanke an Oparilames und Samarus schien Cécilia schwer zu beschäftigen und so stellte sie Fragen über die Personen die Bartimäus erwähnt hatte. Die Situation kam ihm ähnlich vor wie bei dem Gespräch mit Oparilames. Er würde ihr gerne helfen und gute Tipps geben können, hatte aber keine. Doch zumindest erschien ihm Cécilias Problem wesentlich verständlicher als Oparilames Philosophien.
"Ich kann mich über Nagors Kochkünste nicht beklagen, aber angeblich hat sich auch Maknir stark gebessert und sich das eine oder andere von Porgan abgeschaut. Und Ryu... ich weiß nicht viel über ihn. Als ich bei ihm war, hat er vor Trauer um Silden nur geschwiegen und viel mehr hatte ich nicht mehr mit ihm zu tun, aber er scheint schon lange dem Waldvolk und früher auf Khorinis der Sumpfbruderschaft beigewohnt zu haben."
Letzteres war eine Vermutung, aber Oparilames hatte von ihm gesprochen und da dieser bei der Sumpfbruderschaft war, vermutete er, dass das Gleiche auf Ryu zutraf. Ob man seinen Namen kennen sollte, wusste Bartimäus nicht. Er war auf jeden Fall ein guter Schmied und Krieger.
"Ich möchte dich nicht mit meinen Fragen bedrängen, aber wenn du mit jemanden über Oparilames und Samarus reden willst, kannst du das gerne mit mir tun. Ich werde es auch weder den beiden, noch sonst wem weiter erzählen!"
Er hatte es satt ewig Fragen zu stellen, Cécilia sollte ihm einfach erzählen, was sie ihm erzählen wollte und er musste nicht so hartnäckig nachbohren.
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