-
Rekhyt hatte schon vor Gaths Idee bemerkt, dass die Küste Myrtanas sich nun nach Westen wandte und südlich von ihnen nichts als Meer zu sehen war. Diese Tatsache verunsicherte ihn. Das Wasser war nicht sein Element und dann nicht einmal ein Ziel vor Augen zu haben, gefiel ihm gar nicht, aber dagegen konnte er wohl nichts tun. Deshalb fand er die Idee durchaus sinnvoll. In der Nacht konnte man sowieso nicht weit sehen und am Morgen würde er dann hoffentlich schon wieder die Küste der Wüste am Horizont erkennen.
"Ich finde die Idee gut, so können wir uns vorerst etwas ausruhen und haben dann morgen wieder unser Ziel vor Augen. Hoffentlich."
Dann erinnerte sich Rekhyt wieder an das Gespräch, in dem Gath ihm von dem Angriff auf Kap Dun erzählt hatte. Jetzt ergab es einen Sinn, warum er so schnell wieder aus Kap Dun raus wollte. Es hatte gewirkt, als wäre er sich nicht sicher gewesen, ob er Rekhyt diese Geschichte anvertrauen sollte und der Dieb hätte gerne irgendetwas gesagt, um seinem Gegenüber zu zeigen, dass er deswegen nicht schlecht über ihn dachte und dass er eigentlich froh war, dass er so offen war.
Nach kurzem Überlegen fielen ihm aber keine passenden Worte ein und so ließ er es dann bleiben. Vielleicht würde sein Blick wieder reichen um die Botschaft zu übermitteln, aber damit rechnete Rekhyt eigentlich nicht.
-
"Das hoffe ich auch. Ich würde jetzt für's erste folgendes vorschlagen: Es muss sowieso immer einer von uns wach sein. So ganz ohne Steuermann sollte man nie fahren, das ist schlecht. Während einer wach ist kann der andere logischerweise schlafen. Ich setzte jetzt das Segel, schau, ob wir in die richtige Richtung fahren und lege mich dann schlafen. Du weckst mich am besten, wenn der Mond nicht mehr zu sehen ist. Sollte vorher irgendwas sein, selbstverständlich auch vorher. In Ordnung?"
-
"Ja, können wir machen!"
Also setzte Gath das Segel und Rekhyt beobachtete ihn genau, um sich auch etwas mit dem Boot auszukennen, auch wenn er hoffte dieses Wissen nach ihrer Ankunft nicht mehr zu brauchen. So schwer konnte das aber auf so einer kleinen Nussschale nicht sein. Warum sank seine Meinung von dem Boot die ganze Zeit? Vermutlich weil seine Sehnsucht zum Ziel immer größer wurde. Schließlich würde dort auch Lucia warten. War das überhaupt wahr? Darauf zu hoffen und dann wieder enttäuscht zu werden, um den ganzen Prozess der Trauer wieder durchzumachen erschien Rekhyt sinnlos. Sollte er lieber versuchen die Liebe zu seiner Freundin zu vergessen? Mit ihr abzuschließen und ohne ihr weiter zu leben?
Jetzt wo er so daran dachte, erschien ihm die Idee gar nicht so abwegig. Also beschloss er gleich die Gedanken an sie wieder zu verdrängen, wünschte Gath einen guten Schlaf, der mittlerweile das Segel gesetzt hatte und gab Acht, dass sie den Kurs nicht änderten. Das war aber nicht so einfach, wie er vermutet hatte. Zurücklehnen, die Sterne anschauen und warten gab es da nicht. Ständig musste er das Segel so ausrichten, dass sie weiterhin Richtung Süden segelten und er hoffte, dass er in der Dunkelheit nicht die Orientierung verlieren würde. In der Dunkelheit wach zu bleiben wach zu bleiben war kein Problem für ihn, ganz im Gegenteil er fühlte sich dadurch eher geborgen.
Geändert von Rekhyt (24.08.2010 um 22:52 Uhr)
-
Als der Mond in der Nacht zuvor untergegangen war, hatte Rekhyt wie besprochen Gath geweckt. So weit er das beurteilen konnte, waren sie nicht vom Weg abgekommen und so legte er sich nieder. Schlafen konnte er nicht gut. Auf dem Boot fühlte er sich einfach zu wenig wohl und er war noch nie ein Mensch gewesen, der viel schlaf benötigt hatte. Dies ließ er sich aber nicht anmerken und so lag er mit geschlossen Augen da und versuchte sich etwas auszuruhen, schließlich würde er Energie brauchen, falls sie wieder zu rudern beginnen mussten.
Irgendwann war er denn wohl doch weggeschlummert und die ersten Sonnenstrahlen weckten ihn. Dies war natürlich schon recht früh, da am Meer keine Bäume, Gebäude oder sonstiges die Sonne verdeckten.
"Guten Morgen!" begrüßte er Gath, der den Gruß erwiderte und schon wenig später mussten sie wieder beginnen zu rudern, da der Wind nachließ.
Schon jetzt konnte man spüren, dass es ein heißer Tag werden würde. Sie waren eben in der Wüste.
Als er sich umsah konnte er zu seiner Erleichterung schon die Küste am Horizont erkennen. Heute würden sie bestimmt noch ankommen und daraus schöpfte Rekhyt Kraft und Ausdauer um weiter zu rudern.
Stunde um Stunde waren sie gefahren, zwischendurch hatte es auch der Wind noch einmal gut mit ihnen gemeint, und konnten die Sonne bei ihrem Weg über den Himmel beobachten. Dabei war die Hitze nicht außer Acht zu lassen, aber langsam näherte sich der Himmelskörper dem westlichen Horizont und die Temperatur wurde wieder erträglicher. Der Dieb hatte nicht umhin können sich sein schwarzes Gewand auszuziehen und mit nacktem Oberkörper zu fahren. Er hatte die dunkle Haut seiner Mutter geerbt und es bestand deshalb kaum Gefahr sich total zu verbrennen. Jetzt wo es etwas abkühlte zog er sich wieder an. Eigentlich war es dafür noch viel zu heiß, aber er fühlte sich ohne Gewand einfach nicht wohl. Nie hatte jemand außer Lucia so viel von seinem Körper gesehen. Gewöhnlich begegnete er allen mit Kapuze und mehr, als dass er diese abnahm, konnte man nicht erwarten. Selbst seine Familie hatte seit Jahren nicht mehr zu Gesicht bekommen.
Man konnte jetzt schon erkennen, dass ihre Reise in absehbarer zeit zu Ende war, als die Küste immer näher rückte.
"Ich gehe nicht davon, dass du jemand hier kennst, oder? Ich nämlich auch nicht. In der kurzen Zeit in Mora Sul habe ich nicht einmal dort großartig Leute kennen gelernt und in Bakaresh schon gar nicht."
Geändert von Rekhyt (25.08.2010 um 23:00 Uhr)
-
Gath war fiy und fertig und außerdem tot müde. Einen ganzen Tag lang in praller Sonne rudern - wenn auch mit einigen Pausen. Nebenbei auch noch aufpassen, nicht abgetrieben zu werden... Und natürlich möglichst wenig trinken, denn sie hatten nicht so besonders viel Wasser dabei und Gath schätzte, dass es noch für ungefähr zwei Tage reichen müssen würde. Zwar hatte er einen interessanten Trick von den Piraten gelernt, mit denen er zum Festland gefahren war, aber damit konnten sie auch nicht endlos Trinkwasser gewinnen. Bei der Piratenmetode füllte man Meerwasser in einen Eimer, stellte ihn in die Sonne und legte halb ein Brett drüber, dass schräg in einen zweiten Eimer führte, der beschattet war. Wenn man alles richtig aufgebaut hatte, dann bildeten sich am Brett tropfen und man hatte trinkbares Wasser im zweiten Topf. Damit hatten sie im laufe des Tages immerhin drei Eimer Wasser gewonnen, allerdings ungefähr vier getrunken, was bei zwei verbleibenden Gefäßen ein echtes Problem darstellte.
Außerdem hatten sie noch ein anderes Problem: Gath hatte keine Ahnung, wie an Küste welche Strömungen liefen oder welche Winde wehten und das würde ihr Fortkommen zusätzlich verlangsamen. Aber irgendwie würden sie schon ankommen und Rekhyt gegenüber würde es sich von Zweifeln so wenig wie möglich anmerken lassen, denn dieser war Booten gegenüber sowieso relativ skeptisch. Vor ihm musste man schon den Hut ziehen, weil er es aushielt, sich seit über zwei Wochen überwiegend auf einem solchen aufzuhalten.
"Ich gehe nicht davon, dass du jemand hier kennst, oder? Ich nämlich auch nicht. In der kurzen Zeit in Mora Sul habe ich nicht einmal dort großartig Leute kennen gelernt und in Bakaresh schon gar nicht." wannte sich Rekhyt an Gath. Bei diesem schweigsamen Zeitgenossen hatte er wirklich einiges bewirken können. Als er ihn das erste mal im einäugigen Piraten getroffen hatte und sich zu ihm an den Tisch gesetzt hatte, war dieser nach wenigen Worten gegangen. Jetzt fing er sogar von sich aus ein Gespräch an.
"Muss man umbedingt irgendwelche Leute kennen? Ich kannte in Vengard auch niemanden, als ich da angekommen bin, und habe trotzdem eine Arbeit bekommen. Irgendwelche Hilfskräfte brauchen die eigentlich immer. Und so lernt man nach und nach über die Arbeit Leute kennen, wenn man sich auch ein bischen mit ihnen unterhält." antwortete der Bootsbauer, wobei er bei den letzten Worten ein schiefes Grinsen aufsetzte.
"Muss man Leute kennen, um in einer Stadt zu arbeiten?"
-
"Das sage ich ja nicht! Ich kannte in Vengard auch niemanden, ich wollte einfach nur wissen..."
So hatte Rekhyt das eigentlich nicht gemeint, er hatte nie irgendwo Freunde oder sonstige Beziehungen gehabt. Er hatte die Leute beobachtet und kannte sie um vieles besser als sie ihn (falls sie ihn überhaupt kannten), aber auf sich allein gestellt zu sein war er gewöhnt und mochte er eigentlich am liebsten. Da Gath meinte kein Ziel in Bakaresh zu haben, wollte er einfach nur wissen, ob es vielleicht sonst jemanden gab, mit dem er sich hätte treffen können. Aber so hatten sie beide keine Ziele (warum er nicht mehr an Lucia dachte, wusste er selber nicht, aber der Gedanke, dass die Adelige den ganzen Weg zu Fuß gegangen war, erschien ihm zu abwegig, um eine Hoffnung darauf zu verschwenden) und würden vielleicht noch eine Weile zusammen bleiben.
Immer näher kamen sie dem Land. Noch war nicht viel von menschlicher Zivilisation zu erkennen, aber lange konnte es nicht mehr dauern. Rekhyt sehnte sich bereits darauf wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen.
-
Oh... Das hatte ich jetzt eigentlich nicht gewollte... Na hoffentlich ist er jetzt nicht eingeschnappt... Dachte Gath wärend sie sich rudernd und mit ziemlichem Gegenwind der Küste Varants näherten. Es war ein ziemlich gebirgiges Massiv, das vor ihnen aufragte und gath bezweifelte, dass es eine so gute idee war, bei nach dort anzulegen.
"Wir haben ein Problem." wechselte er nicht besonders unauffällig das Thema. "Die Küste da vorne ist recht gebirgig und ich glaube kaum, dass es so eine gute Idee ist, da bei Dunkelheit drauf zu zu halten. Weil ich aber keinen Anker dabei habe und der Wind gerade von vorne kommt müssen wir weiterhin rudern, bis wir morgen früh mit etwas Glück eine Bucht finden, in der wir halt machen können. Also gibt es ab jetzt wieder so ein abwechseln wie gestern Nacht, aber das Ziel ist diesesmal einfach mehr oder weniger auf der Stelle zu bleiben oder ein Stück in die Richtung" Gath zeigte nach backbord "Vorwärts zu kommen. Ich bin mal so egoistisch und schlage vor, dass du die erste Wache hältst. Weck mich einfach auf, wenn du schlafen willst, dann mache ich weiter, ok?"
-
Rekhyt hatte nicht damit gerechnet, dass es noch so lange dauern würde, aber Gath hatte Recht, da waren wirklich nur Berge. Nun gut, jetzt könnte man nichts mehr ändern. Am Fleck zu bleiben, sollte machbar sein, trotz seiner Erschöpfung, aber ob er dann viel von dem dringend benötigtem Schlaf bekommen würde war fraglich. So oder so, er war einverstanden, dass Gath zuerst schlafen ging und überleben würde er es wohl, da er vor seinem Tod wohl eher einschlafen würde, egal wie der Seegang war.
"Leg dich nur hin. Du kannst dich ohnehin dabei besser erholen als ich."
Dies Tat Gath auch, als dem Dieb noch etwas in den Sinn kam.
"Ich möchte dir danken! Ohne dich hätte ich den Weg nicht geschafft. Auf keinem Fall über den Seeweg, der wohl doch eine Abkürzung darstellt."
Sein Ziel war ja nur gewesen aus Vengard raus zu kommen und den Rest der Strecke hatte er nur wegen Rekhyt auf sich genommen. Und was bekam er zur Belohnung? Zuerst einen schweigsamen, trauernden Gefährten und später einen, der Boote nicht mochte. Auch wenn er es nie gesagt hatte, er war überzeugt Gath hätte es bemerkt. Der Bootsbauer erkannte generell mehr als er sagte, eine Eigenschaft, der Rekhyt noch nie begegnet war, die er aber sehr zu schätzen wusste. So machte es ihm dann auch viel weniger aus, das wesentliche dann doch auszusprechen. Überhaupt hatte sich der blauäugige stark verändert, seit er aus dem hohen Norden weggelaufen ist. Zwei Freunde hatte er gefunden und mit beiden hatte er in kurzer Zeit mehr gesprochen als je zuvor.
-
Ein wissendes Lächeln breitet sich auf dem Gesicht des jungen Bootsbauer aus, als er höhrte, was Rekhyt ihm sagte. Was sollte er darauf erwiedern? Dass er es gerne gemacht habe? Das war wahrscheinlich die sinnvollste Antwort, vor allem da sie mitlerweile auch stimmte. Als sie in Ardea waren, oder auch auf dem Weg nach Kap Dun hätte er das noch nicht so aus voller Überzeugung sagen können, als er da mit einem ständig schlecht gelaunten und schweigsamen Typen durch die Gegend gerudert war. Aber seit sie diese Stadt passiert hatten war sein Mitreisender doch erheblich gesprächiger geworden, wie als hätte er sich mit seinem Schicksal und dem seiner Geliebten abgefunden. Und so konnte Gath jetzt wirklich sagen, dass er gerne mit ihm unterwegs war. Auch weil er in Rekhyt irgendwie jemanden gefunden hatte, der genau so planlos durch die Gegend reiste wie er. Er hoffte nicht, dass sie sich in Bakaresh schnell aus den Augen verlieren würden, so wie er Flarke in Vengard wieder verloren hatte. Und so konnte Gath schlussendlich doch das sagen, was für ihn die richtige Anwort auf den Dank Rekhyts war, auch wenn er sich eine kleine weitere Ausführung nicht verkneifen konnte:
"Im Prinzip hatten wir beide Glück gehabt. Ohne dich" Lucia ließ er absichtlich außen vor "hätte ich es nicht geschafft, rechzeitig aus Vengard raus zu kommen und säße jetzt wahrscheinlich schon in der Kaserne fest... Ich muss dir auch danken. Außerdem habe ich dich gerne mitgenommen."
Jetzt musste der junge Bootsbauer doch herzhaft gähnen. "Ich lege mich mal besser schlafen. Weck mich bitte, wenn du zu müde wirst, ich habe echt keine Lust an der Küste zu zerschellen oder morgen früh wieder dahin zurückrudern zu müssen. Ich will auch endlich mal wieder auf festem, nicht schaukelnden Boden schlafen."
-
Und wieder ging ein Tag zu Ende, diesmal allerdings in einer kleinen Bucht an der gebirgigen Küste Varants und nicht wie die letzten beiden, auf dem Meer. Gath und Rekhyt hatte sich nämlich, obwohl sie den Tag über fast komplett pausiert und geschlafen hatten, in eine Bucht gesetzt, um eben dies nochmal zu tun. Gerade der mitlerweile gar nicht mal mehr so Schweigsame konnte diese Wiederhohlte Unterbrechung sehr gut gebrauchen, denn er war nicht nur komplett übernächtigt - er hatte wohl nicht besonders gut geschlafen, während sie auf See waren - sondern auch sichtbar erleichtert darüber, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Das Ergebniss war sichtbar: Er schlief neben Gath im Sand. Für den junge Bootsbauer war dies aber noch nichts: Er vertrug nicht nur das Geschaukel eines Bootes wesentlich besser als Rekhyt und war dementsprechend ausgeruhter, sondern er beschäftigte sich auch noch mit etwas ganz praktischem: Wie man ab geschicktesten weiterkäme. Er hatte nämlich einen sehr interessanten Effekt entdeckt, der hier ziemlich stark ausgeprägt war: Tagsüber kam der Wind vom Meer und nachts vom Land. Das hieße, dass sie eigentlich immer bei Dunkelheit von der Küste schräg weg und dann bei Tag wieder schräg zurücksegeln konnten und dann bis zum Abend schlafen. Dieser Rhythmus war zwar nicht das, was Gath mochte, aber es war um einiges besser, als den ganzen Tag bei sengender Sonne zu rudern, wie sie es heute zeitweilig gemacht hatten. Schließlich war es um ihre Wasservorräte sowieso schon nicht besonders gut bestellt.
Warum eigentlich nicht das ganze mal ausprobieren?
"Rekhyt, wach mal auf." rief er, während er seinen Reisegefährten wachrüttelte. Dieser schaute nur total schlaftrunken drein.
"Ich habe eine Idee: Wir segeln absofort immer nachts und Vormittags und schlafen Nachmittags. Dann müssen wir nicht rudern. Das heißt aber jetzt: Los gehts! Morgen gibts wieder eine Pause."
Der Angesprochene schaute ihn nur leicht verwirrt an. Man sollte nie jemanden aus dem Halbschlaf wecken...
"Leg dich ins Boot und schlaf weiter!" Wieß er ihn deshalb an. "Oder wenn du wirklich wach geworden bist, erkläre ich dir nochmal, was ich vorhabe."
-
Rekhyt war geweckt worden. Auch das war schon lange nicht geschehen, denn er war immer vor Lucia wach gewesen und auch sonst hatte er für gewöhnlich nicht einen so starken Schlafmangel, dass er geweckt werden musste. Aber das Boot und Gath änderten halt so einiges.
"Ich habe schon so ungefähr verstanden." Meinte er verschlafen. "Aber wie kommst du auf die Idee?"
Wann er versuchen würde zu schlafen und wann er wach sein musste, war ihm ziemlich egal. Am Land würde er so oder so schlafen können und am Boot weder noch.
"Wenn wir am Boot sind, werde ich dir Gesellschaft leisten und wach bleiben." Geschlafen hatte er eh gerade erst. 'Gesellschaft leisten' war wohl ein schlechter Ausdruck, immerhin konnte er ja nicht über Bord springen. Aber er hoffte, dass Gath verstand was er meinte.
"Wie lange denkst du dauert es noch, bis wir in Bakaresh ankommen?"
-
"Wenn ich das so genau wüsste..." Eigentlich hatte Gath gehofft, morgen anzukommen, aber daraus würde nichts werden, das wusste er. Sie würden wahrscheinlich nicht besonders gut voran kommen. "Vieleicht schaffen wir es übermorgen - vieleicht auch nicht... Ich habe keine Ahnung, wo wir hier sind und nur eine sehr ungefähre Ahnung davon, wo wir hin müssen. Aber wenn wir segeln, was wegen den Winden hier nur nachts geht, weil - aber du hast ja gesagt, du hast das noch mitbekommen. Jedenfalls, wenn wir segeln, ist das Vorwärtskommen immerhin nicht so anstrengend."
Gath machte sich daran, das Segel zu hissen, und, nachdem es einigermaßen im Wind stand und er der Meinung war, dass sie nicht zu gerade hinaus auf das Meer fuhren, die Leine irgendwie so zu befestigen, dass es auch so blieb.
"Ich hoffe mal, dass kann mir in Bakaresh irgendwer beibringen." meinte er, während er an einem Haken herumfummelte. "Wenn ich wirklich segeln könnte, wären wir schon längst da!"
-
Immerhin waren sie nicht untergegangen, alles andere störte Rekhyt nicht so sehr. Natürlich würde er das Boot gerne wieder los werden, aber da konnte man halt nichts machen. Immerhin hatte er mit Gath ja eine ganz nette Zeit und wenn es jetzt nicht mehr so anstrengend sein würde, war das auch kein Nachteil. Natürlich könnte er das jetzt aussprechen, aber er versuchte es seinem Gefährten mit Blicken zu sagen, dass er nicht unzufrieden war. Ob er es verstehen würde? Diese nonverbale Kommunikation gefiel ihm irgendwie und er testete sie gerne. Und wenn er es nicht verstehen würde, wäre es auch egal, immerhin war er nicht dafür bekannt sehr gesprächig zu sein.
Aber wenn er es jetzt nichts sagen würde, würden sie gar kein Gespräch beginnen und ein solches würde die Zeit sicher schneller vergehen lassen. Leider viel ihm aber nichts ein, was er sagen könnte. Sie hatten über ihre Ziele und über ihre Vergangenheit geredet. Nun ja, eigentlich mehr über Gaths Vergangenheit, aber jetzt einfach zu beginnen von seiner Familie zu erzählen wäre komisch. Also worüber könnten sie sonst noch reden.
"Du kommst aus Khorinis, richtig? Was ist das und vor allem wo? Ich habe davon noch nie gehört."
-
Blicke können verdammt viel sagen...Gath grinste in sich hinein, als er einen sehr bedeutungsvollen Blick von Rekhyt auffing. Ja, dieser schweigsame Geselle verstand sich wirklich hervorragend darauf, Dinge auszudrücken, ohne sie auszusprechen. Aber er stellte jetzt eine vollkommen andere Frage, nämlich die, nach seiner Vergangenheit. Also gut, dann wird es wohl Zeit, ihm ein bischen davon zu erzählen. Auch wenn ich da wirklich ganz von vorne anfangen muss. Der kennt von dieser Insel wirklich gar nichts...
"Ja ich komme aus Khorinis. Das ist eine ziemlich große Insel östlich vom Festland. Aber Khorinis sind eigentlich zwei Sachen: Die Insel und deren Hauptstadt. Ich komme auch noch aus der Hauptstadt, aus ungefähr so einem Viertel, wie wir auch in Vengard um die Hafenkneipe herum hatten. Aber die Insel wurde leider von Orks überfallen, also bin ich auf das Festland geflohen, den ersten Tag habe ich übrigens in dieser Nussschale hier zurückgelegt." Dass er das abbrechen musste, weil sie nicht wasserdicht gewesen war, verschwieg er lieber. "Damals hatten wir in der Werft dort gemeinsam an einem Boot gebaut, um abzuhauen, aber dann es mein Meister mit ein paar anderen Leuten einfach so abgehauen... Naja, ich habe es jedenfalls bis auf das Festland geschafft." Dass Piraten ihn das restliche Stück mitgenommen hatten, musste Rekhyt auch nicht umbedingt wissen.
"Danach war ich Ardea und danach in Vengard... So einfach kann ich mein Leben zusammenfassen." Er machte eine kurze Pause um das Segel zu richten, denn seiner Meinung nach gerieht die Küste viel zu schnell aus ihrem Blickfeld. Überhaupt konnte man mitlerweile kaum noch etwas davon ausmachen. Aber er würde Rekhyt besser nicht darauf hinweisen. Dieser schaute in die andere Richtung und das war wahrscheinlich auch besser so.
"Tja, ich habe dir mal grob mein Leben erzählt. Jetzt bist du aber auch mal dran. Ich weiß, dass du in Nordmar warst und dass du in Mora Sul warst, aber wie bist du eigentlich in Vengard gelandet?"
-
Die Geschichte war lückenhaft, aber Rekhyt würde nicht weiter nachbohren. Er sollte sagen, was er sagen wollte und mehr nicht. Eigentlich war es ihm nicht um Gaths Vergangenheit sondern eher um Khorinis an sich gegangen aber gut. Scheinbar konnte er sich mit Blicken unmissverständlicher ausdrücken, als mit gesprochener Sprache. Jetzt war die Gegenfrage gekommen. Eigentlich schuldete Rekhyt es ihm, dass er ihm etwas erzählte und verwerflich war die Geschichte ja auch nicht, also begann er.
"Ich lebte in Geldern, aber meine varantische Mutter und mein Vater, der aus Nordmar kam, stritten sich immer, wohin wir ziehen sollten. Jeder wollte in sein Heimatland. Eines Tages schleppte meine Mutter uns dann nach Mora Sul, ehe mein Vater seinen Wunsch durchsetzte nach Nordmar zu gehen. Von dort bin ich schließlich weggelaufen und dann in Vengard gelandet."
Das war eine Kurzfassung, die vermutlich ein paar mehr Fragen auslösten, aber er für seine Verhältnisse hatte er eh schon viel gesprochen. Es ging ihm eigentlich nicht um Geheimhaltung und er würde auch antworten wenn Gath näher nachfragte.
"Wie sieht es in Khorinis aus? Ist dort Wüste oder Wald oder viel Schnee? Ich weiß wirklich gar nichts darüber."
-
Die Kurzfassung von Rekhyts Geschichte war noch kürzer geworden, als seine eigene, aber nunja, was dieser für sich behalten wollte, sollte auch sein Geheimniss bleiben. Außerdem hatte er scheinbar sowieso etwas anderes wissen wollen, als Gath aus der Frage herausgehört hatte.
"Naja, über die Insel an sich kann ich dir nicht so viel erzählen. Ich bin nie besonders weit aus der Stadt herausgekommen, aber im wesentlichen ist Khorinis wie Vengard, nur kleiner. Auch vom Klima her und von der Landschaft passt das ziemlich gut. Der einzige wesentliche Unterschied, ist dass an die Stadt auf beiden Seiten Gebirge angrenzt. Aber darin gibt es auch viele Buchte, ungefähr solche, wie wir nach Kap Dun als Schlafplatz benutzt hatten. Ansonsten gab es bei uns auf der Insel ein Mienental, um dass es eine Zeit lang auch eine Barriere gab, aber wie schon gesagt, davon weiß ich nicht so viel. Es waren ziemlich viele verfeindete Gruppierungen auf der Insel und im Allgemeinen war es immer besser, in der Stadt zu bleiben. Auch da gab es ja genug zu sehen und zu machen. Ich weiß eigentlich nur noch zwei weitere Sachen: Um die Stadt herum war ein bischen Wald, in dem es recht viele verschiedene Beeren gab, die ich gegen Ende auch fast alle kannte, dank meiner Mutter, und wir hatten einen Leuchtturm auf einem ziemlich hohen Berg in der Nähe der Stadt. Ich durfte einmal da hoch. Von dort hattest du einen fantastischen Blick auf das Meer und auf die Wälder der Insel...
Ich hätte gerne mehr von meiner Heimat gesehen... Aber im Prinzip kann ich dir übr die Küstengegen Myrtanas fast mehr erzählen...
Aber jetzt bist du wieder dran: Wie schaut es eigntlich in Nordmar aus? Ich habe da nur ein paar ganz wenige Sachen in der Hafenkneipe gehöhrt, und irgendwie kann ich mir das kaum vorstellen, schneit es da wirklich immer und gibt es da wirkich nur hohe Berge?"
-
Wie war es in Nordmar gewesen? Lange war nicht dort gewesen, nur wenige Tage ehe er sich mit den 'Abschiedsgeschenken' davon machte. Die Gegenstände seiner Familie, an die hatte er auch schon lange nicht mehr gedacht und er nahm sich vor sie bei Gelegenheit, also wenn er wieder alleine war, wieder einmal zu begutachten. Und auch die Reise Richtung Vengard hatte weniger lang gedauert als der Weg durch die Wüste.
"Von allen Gebieten die ich bereist habe, war ich in Nordmar am kürzesten, aber in der Zeit in der ich dort war, lag überall Schnee und es hat nie geregnet sondern wenn dann geschneit. Ob es im Sommer auch wärmer wird weiß ich nicht. Was ich von Nordmar gesehen hab, war gebirgig, aber wenn es geschneit hat, hat man nicht sehr weit gesehen."
In so manchen Schneestürmen hat manchmal die Hand vor Augen nicht mehr gesehen, erinnerte er sich. Ob Gath auch aus seinem in Erinnerung versunkenen Blick, erkennen konnte, woran er dachte?
"Aber wenn du gegen Kälte nichts hast, ist es eigentlich recht schön dort."
Und so saßen sie da, versunken in Erinnerungen in denen Rekhyt auch in die Wüste zurückkehrte und segelten stumm weiter. Auch Gath sah aus, als würde er seinen nachhängen, vermutlich jenen von Khorinis. Lernte jetzt auch schon der Dieb aus den Blicken zu lesen?
-
Gath war wirklich hundemüde. Soeben hatten sie eine schöne Bucht erreicht in der sie schlafen konnten, aber viel zu früh würden sie wieder aufbrechen müssen, um den Effekt mit dem ablandigen Wind zu nutzen. Eigentilch war ja auch geplant gewesen gegen mittag wieder in einer Bucht zu liegen und zu schlafen, aber das hatten sie einstimmig verschoben, weil sie völlig überraschend Rückenwind bekommen hatten. Aber vor etwa zwanzig Minuten hatte dieser dann soweit nachgelassen, dass sie nicht mehr vorwärts kamen und hatten sich jetzt schlussendlich doch schlafengelegt, also zumindestens fast, denn Gath beschäftigte etwas:
"Rekhyt?"
"Hmm?"
"Weißt du eigentlich, was für eine komische Burg das da ist, auf die wir schon den ganzen Tag zuhalten? Wir sehen sie zwar jetzt nicht mehr, wahrscheinlich weil wir ungefähr auf Höhe von dem Ding sind, aber ich würde trotzdem zugern wissen was das ist..."
-
Langsam gewöhnte sich Rekhyt an die ständige Müdigkeit, dass es ihm gar nicht mehr so sehr auffiel. Nur wenn sie sich hinlegten, merkte er, dass er sofort einschlafen könnte. Jetzt hinderte ihn aber Gath daran. Was wollte er denn jetzt noch? Hatte er nicht am Boot genug Zeit zum reden? Rekhyt wollte aber nicht schlecht gelaunt klingen, also riss er sich zusammen und antworte mit dem gleichen Ton mit dem er immer Sprach.
"Hmm, ich weiß nicht so genau. Ich habe nur Geschichten über Bakaresh gehört. Es soll ein Kastell hier geben. Und angeblich Schwarzmagier. Vermutlich ist das dieses Kastell, aber ob es da wirklich Schwarzmagier gibt, oder was sonst da drinnen ist, weiß ich auch nicht."
Er wartete noch kurz ab, aber Gath hatte keine weiteren Fragen, oder vielleicht hob er sie sich auch nur für später auf, auf jeden Fall sagte er nichts mehr. Also wünschte der Dieb eine gute "Nacht" und legte sich hin.
Der Schlaf ließ nicht lange auf sich warten und Rekhyt musste ihn nützen um etwas Kraft zu tanken, bevor die Reise noch am selben Tag weiter gehen würde.
-
Rekhyt erwachte. War er geweckt worden? Verschlafen schaute er sich um. Gath schlief noch und sonst gab es auch nichts was ihn hätte stören können. Also stand er auf und Blickte auf das Meer hinaus. Noch ein paar Mal würde er da hinaus segeln müssen ehe er in Bakaresh ankommen würde und endlich wieder Boote meiden konnte. Plötzlich fiel ihm auf, dass der Wind bereit auf das Meer hinaus ging. Die Bedingungen zum Segeln waren erfüllt und so beschloss der Dieb seinen Gefährten sanft zu wecken.
"Guten Morgen. Ich denke wir können weiter segeln!"
Dieser schaute ihm nur verschlafen in die Augen ohne zu antworten.
"Beim Hissen der Segel solltest du mir wohl besser noch helfen, aber danach kannst du dich auch wieder schlafen legen, wenn du willst."
Gath erwiderte vorerst nichts, sondern stand auf und zusammen schoben sie kurze Zeit später das Boot wieder aufs Meer. Rekhyts Schuhe waren im Boot und er gab Acht darauf seine Hose nicht nass zu machen. Seine Füße würden trocknen, aber nasses Gewand konnte er nicht ausstehen.
Dann hissten sie die Segel und schon war eine weitere Etappe ihrer Reise angebrochen.
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
|