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Iwein und Uncle hatten zweifelsohne ihren Spaß und das auf seine Kosten. Für einen Moment überlegte er, ob er die beiden Paladine nicht einfach mal über Bord schmeißen sollte. Zumindest würden sie so verstehen, wie es ist als beinahe Ertrunkener ein Schiff zu betreten. Aber ob Blechbüchsen schwammen? Eigentlich wäre es einen Versuch wert, aber wo er Iwein und Uncle gerade wiedergefunden hatte, wollte er sie nicht direkt wieder an die teuflischen Fluten verlieren.
„Von wegen die Esmeralda ist unsinkbar“, versuchte er zu kontern. „Das sag ich euch, wenn wir um Luft ringen und uns an einer Planke festhalten.“
Wirklich zufrieden war er aber auch nicht mit sich selber. Ein Ritter mit Angst vor Wasser, wo gab es denn sowas?
Er und Iwein hatten sich dann ein bisschen von den anderen entfernt. Es wunderte ihn sowieso, dass man sie einfach so auf das Schiff gelassen hatte. Immerhin war so gesehen keiner mehr wirklich ganz oben in der Befehlskette, aber selbst als ehemalige Paladine und Ritter hatten sie wohl noch genug zu sagen. Und als sich rumgesprochen hatte, um wen es sich genau handelte, hatten die Wachen ganz schnell Platz gemacht.
„Ey, hier hat jemand seine Armbrust liegen lassen“, sagte Rod auf einmal, als er eine vor sich liegen sah. „Ein paar Bolzen sind auch noch da, da scheint wohl jemand etwas geübt zu haben. Das erinnert mich an alte Zeiten, dich nicht auch?“
Rod nahm die Armbrust und einen Bolzen in die Hand. Das todbringende Gerät war zwar schwerer als das, mit dem er geübt hatte, aber vom Grundprinzip her änderte sich nicht viel.
„Du siehst, ich war nicht ganz faul“, sagte er, während er die Armbrust lud und sie Iwein zeigte. „Auch wenn es etwas her ist, dass wir zusammen geübt haben. Es weckt aber auf jeden Fall einige Erinnerungen.“
Gleichzeitig weckte es zwar auch Erinnerungen an DraconiZ und wie er damals das Armbrustschießen bei ihm gelernt hatte, aber der Teil war nun wirklich langsam Vergangenheit.
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Ein bisschen gekränkt über die Aussage des Paladins nach dem gewonnenen Kampf, trottete er hinter ihm die Anhöhe herunter. Er hatte ganze Arbeit geleistet. Vielleicht mag ja etwas dran sein, dass Uncle-Bin ihn das nächste mal zurecht wies, aber darüber wollte er jetzt gar nicht nachdenken.
Anstatt direkt in die Taverne zu gehen und wieder einen Humpen zu heben, ging sie an dieser vorbei. Uncle-Bin marschierte zügig geradewegs auf den Hafen zu. Dort unten waren wohl noch einige Paladine und sonstige Männer.
Unten angekommen fing er gleich das Gespräch mit ihnen an. Etwas nach Luft ringend sprach er mit den Männern. War wohl etwas aus der Puste der gute Paladin, grinste Damrod. Doch als er hörte, dass er wohl unter Umständen mit dem Schiff fahren müsste, wurde ihm ganz anders. Er hasste es mit dem Schiff zu fahren. Sobald er sich auf Deck befand und das Schiff auch nur leicht hin- und herwippte, wurde ihm schlecht. Richtig schlecht. Nur einmal war er mit dem Schiff gefahren. Von Nordmar nach Varant. Ein Trauma, wie er fand.
Uncle-Bin sah ihm das wohl an und fragte nach. Er antwortete zögernd: „Schlag mich tot wenn ich mit diesem Ungetüm reisen soll.“ „Hey, Rodeon, hier ist noch einer, dem es wie dir geht. Das Meer ist wohl nicht der geeignetste Ort für euch zwei“, lachte Uncle-Bin ihnen entgegen.
Ein anderer Mann, der anscheinend Rodeon war, grummelte etwas unverständliches. Wieder ein anderer, rief diesem entgegen, dass er endlich aufs Schiff kommen sollte. Rodeons Reaktion zeugte davon, dass er es hasste und streubte sich.
So entfernten sich die beiden Männer. Uncle-Bin blieb noch etwas, Damrod dagegen lief schlechtgelaunt in Richtung Schlafplatz. Ihm war schlecht.
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Nigel genoss die Stille, die zwischenzeitlich eintrat. Die Stille, ein voller Magen, ein wärmendes Feuer und eine vertraute Person. All das hatte er so lange nicht gehabt.
» Ich würde es dir sehr gerne erzählen, Rethus. Aber ich kann es nicht. Ich weiß es nicht mehr. Ich habe das Gefühl, dass ich vor wenigen Tagen aus einer Art Traum aufgewacht bin. Ich weiß, dass es keiner war. Aber ich habe nicht gelebt und das ist mir ruckartig bewusst geworden, vor allem durch Begegnungen wie diese. «
So wirklich sicher in dem was er sagen wollte war sich der Landstreicher nicht, doch er ließ seine Gedanken einfach hinaus.
» Neuanfang ist Unsinn, dummes Geschwätz. Aber Veränderung nicht. Und das versuche ich gerade.
Ich bin auf dem Weg nach Ardea. Dort suche ich jemanden und vielleicht finde ich ein neues Ziel.... für mich. «
Er sah vom Feuer hinüber zu seinem Freund. Der zweite Freund in kurzer Zeit, den er wieder gefunden hat. Das sah alles nach einer Wende aus.
» Du bleibst erstmal hier? « fragte er schließlich mit dem Blick nach vorn in die Zukunft.
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Auf dem Weg gen Beria
Tuln nagte an seiner Lippe. Wie sollte er dem Knaben die Wahrheit über die Druiden verklickern? Welche Illusionen würde er schaffen, welche Illusionen würde er zerstören? Nach außen hin gab er sich hart, schlug sich durchs Gebüsch. Jawohl, er bestand drauf, nachts zu wandern. Erstens war es sicherer und zweitens wollte er schauen, wie hart der Barbier war, wann er um Pause betteln würde. Schließlich, bei "der Offenbarung" (in der Ferne war ein beinahe finsteres TAM-TAM-TAM zu hören, als schlüge etwas gegen einen Baumstamm), beschloss Tuln, stehen zu bleiben. Er vergewisserte sich, dass nichts und vor allem niemand sie belauschte.
"Richtigstellen ... aber du hast es von Anfang an nicht recht geglaubt, oder? Na gut ..." Er senkte die Stimme, so dass der Barbier sich vorbeugen musste. "Es gibt die Druiden." Nun sprach er wieder lauter, und Zorpad erschrak. "Doch was stellst du dir unter ihnen vor? Magier, wie etwa bei diesem Weicheiertreff in Vengard, die kleinen Kindern an die Hose gehen? Oder gar nackt durch die Wälder tanzende Priester, die Fruchtbarkeitsriten durchführen? Welche Illusionen herrschen in deinem Kopf vor? Welche Fehlmeinung hast du über sie gebildet? Ich muss es wissen ... dann kann ich erst abschätzen, wie viel ich richtigstellen muss. Oh, glaub mir, es gibt sehr viele Fehlmeinungen über sie. Manch einer ist ziemlich enttäuscht, wenn er einen richtigen von ihnen trifft."
Fordernd schaute Tuln den Vengarder an.
Cécilia
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"Meint ihr das ich Interesse daran habe, den Druiden auf ihrem Pfad zu folgen, wenn ich sie mir so vorstelle wie ihr sie beschrieben habt ?" stellte Zor eine Gegenfrage. Ohne auf eine Antwort zu warten sprach weiter.
"Was sollte ich für eine Vorstellung haben ? Was wollt ihr wissen ? Wie ich mir vorstelle, dass sie morgens aus dem Bett steigen und ihre Notdurft verrichten ?" den Kopf schüttelnd brach Zorpad ab.
"Ich stelle mir die Druiden... so weit man es sagen kann.. "normal" vor. Menschen wie du und ich, keine abgedrehten Magier die Menschen begeistern wollen, indem sie eine Flamme aus ihrer Nase schiessen lassen. Meinen Gedanken darüber, leben die Druiden eher etwas abseits von den Menschen, viel mehr in Verbundenheit mit der Natur."
Der Barbier hob wieder den Kopf, den er zuvor gesenkt hatte und warf Tuln einen fragenden Blick zu.
"War es das was ihr hören wolltet ? Was ihr erwartet habt ?"
Das wenige was Zorpad von Tulns Gesicht sehen konnte, verriet ihm nichts was in dem Kopf von dem Waldläufer vor sich ging.
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2. Infanterielager
Nigel wurde allmählich fertig mit seiner Mahlzeit. Dem Glatzkopf gefiel die Antwort nicht so ganz, die ihm Nigel da gegeben hatte. Er hatte vielleicht gehofft, aus seinem wandernden Freund hier ein paar Information von anderen Orten her zu bekommen. Vielleicht befand er sich vor kürzerer Zeit in Silden. Genaue Informationen über den Verfall des Dorfes würde Rethus auch jetzt noch interessieren, auch wenn das Dorf schon etwas länger nicht mehr das war, was es noch vor ein paar Monaten zu sein schien.
Schließlich reagierte Rethus auf Nigels Frage mit einem Nicken. „Ja, ich bleibe zunächst hier“, sprach er. „Wie gesagt kann ich hier nicht so einfach weg. Ohne mich wäre der Haufen vollkommen außer Kontrolle, vor allem weil wir hier gerade die Spitze der Rebellenarmee sind. Da können manche von uns schnell mal etwas Unüberlegtes tun, wenn man hier ständig mit Nervenkitzel und Angst leben muss. Rubin ist zwar auch noch da, aber er hatte noch nie eine so wichtige Bürde auf sich genommen. Ihm unterliegen meist die Kontrolle kleiner Lager. Da kann ich ihn nicht so einfach mit diesem Lager hier allein lassen.
Ich hoffe aber selbst, dass ich mal mehr Freiheit bekommen könnte. Denn es passiert im Moment noch gar nichts. Problem ist nur, dass sich dieses Thema täglich ändern kann. Ich würde mir schon gern wünschen, dass wir beide einmal etwas umherziehen könnten. Du bist im Grunde der beste Waffengefährte, den ich mir wünschen könnte.“ Rethus grinste zu Nigel hinüber. Er meinte diese Sache völlig ernst.
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»Hey, pass auf, Mann!«, schreckte Iwein verdutzt zurück, als Rod plötzlich die Armbrust geladen hatte - das war etwas übervorsichtig, denn Rod schien tatsächlich zu wissen, was er tat. »Hm, schon gut. Aber nimm sie wieder ´runter, ja? Wie hast du es überhaupt geschafft, das große Ding einfach so zu spannen?«
Rod zuckte mit den Achseln. »Sie hat doch einen Stehgreif«, meinte er nur, und deutete auf die große Metallfußschlaufe, die vorne auf den Schaft geschraubt war.
»Ja schon«, gab Iwein zu und besah sich die Waffe genauer. Es war eine mittelschwere Armbrust, wie sie bevorzugt von der Garde eingesetzt wurde. »Aber ohne Spanngurt oder -handschuh hätte dir die Sehne jetzt eigentlich das Fleisch von den Fingern abziehen müssen … na ich seh schon, Kraft genug bringst du mit. Aber wenn du drei, vier Bolzen nacheinander eingespannt hast, wirst du dir einen Spanngurt wünschen.«
»Spanngurt?«, fragte Rod verwirrt. »Was´n das?«
»Ha, jetzt hört euch das an! Ich seh schon, es gibt noch einiges, das ich dich lehren könnte. Nimm das Ding erstmal mit, der Besitzer wird nichts dagegen haben. So wie´s aussieht, sind wir ja noch ein paar Tage hier, und oben am Leuchtturm hab ich einen Schießplatz gesehen.«
Damit verließen sie das Schiff wieder. Als Anlegeplatz hatte man eine Stelle ein Stück östlich der zerstörten Kaimauer und der früheren Ankerplätze des alten Orkhafens gewählt. Dort steckten oder schwammen noch diverse Wracktrümmer, die während der vergangenen Tage erst nach und nach von Helfern abgetragen wurden. Alles Brauchbare schaffte man auf die Esmeralda.
»Die Arbeit geht gut voran, nicht?«, meinte Iwein an Uncle gewandt. »Wann meinst du, können wir aufbrechen?«
Geändert von Sir Iwein (22.08.2010 um 23:20 Uhr)
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Nigel grinste zurück. Ja, das konnte sich auch der Landstreicher bestens vorstellen.
» Ja, Rethus. Das kann ich mir gut vorstellen, mit dir an meiner Seite umherzuziehen. Das will ich an meinem Leben auch nicht ändern. Früher war ich immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort und konnte mitentscheiden. Doch irgendwann muss ich die Spur verloren haben und seitdem renne ich der Geschichte hinterher. Deshalb kann ich dir nichts sagen. Ich war vor kurzem in Silden, musste schreckliches sehen, aber konnte es nicht einordnen. Ebenso die ganze Sache mit Montera und der Verwüstung dort. Oder ihr hier. Alles Antworten, die ich gern hätte. «
Nigel machte eine Pause, um das Gesagte noch einmal einzuordnen. Dann kam er zu einem Schluss.
» Aber ich werde mich nicht auf die Suche danach begeben. Vergangenes ist vergangen. Gründe wird es geben. Aber wenn ich jetzt danach suche, verpasse ich das Gegenwärtige und wäre somit keinen Schritt weiter. Deswegen versuche ich, einen Strich zu ziehen und nach vorn zu denken. «
Ja, damit konnte Nigel zufrieden sein, auch wenn ihn die Neugier förmlich auffraß. Er musste sich disziplinieren.
» Ich werde bei Sonnenaufgang weiter reisen. Aber wir werden uns wieder sehen. Ich weiß ja - in etwa - wo ich dich finden kann. Danke für alles, Speiß, Trank und Rat. Ich werd mich hinhauen. Vielleicht bis morgen... «
Schwerfällig erhob sich der Landstreicher und sah sich nach einem Schlafplatz um.
Etwas abseits vom Lager, geschützt von einem Felsvorsprung entdeckte er eine gute Stelle.
» Bleib am Leben! « sagte er noch und ließ Rethus am Feuer zurück.
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Weg gen Beria
Hmm ... der Barbier schien ihm die Aufgabe leichter machen zu wollen. Aber Tuln hatte auch noch was zu sagen in der Sache. Oh ja ... denn er hatte eine Geheimwaffe. Nicht jeder hatte, was er anbieten konnte, oohh jaaa ... Beinahe hätte er sich die Hände gerieben, beim Gedanken daran. Halbwissen, die übelste Geheimwaffe überhaupt!
"Soso, normal stellst du sie dir also vor ... niemanden beeindrucken wollend. Gut, du hast damit Recht und auch nicht. Sie können unerkannt unter Menschen wandeln und leben, wenn sie so wollen. Eine Gemeinschaft, das sind sie, so wie die Wächter und Waldläufer eine Gemeinschaft sind. Druiden und Waldläufer zusammen, das ist das Waldvolk. Aber die Druiden sind ... recht streng. Geschieht nicht alle Nase lang, dass die wen aufnehmen, hab ich so gehört. Kenne auch niemanden, der zu denen gehört. Die schotten sich ab und tun es auch nicht. Du könntest einen Druiden kennen, ohne es zu wissen, denn er wird es nicht sagen!"
Dreckig grinste Tuln, winkte Zorpad zu, ihm zu folgen, und trottete wieder los. Leise setzte er seine Erzählung fort.
"Ich kann dir nur wenige Ratschläge geben ... meines Wissens lebt das Druidentum nur, weil sie nicht jedem auf die Nase binden, wer und was sie sind. Erinnere dich stets daran! Bombardier nicht jeden gleich mit Fragen nach ihnen! Solltest du wirklich einen Druiden, und wenn es auch nur ein Lehrling ist, erwischen, wird der dir schon zu spüren geben, was er davon hält, und wenn er es schafft, das gesamte Lager gegen dich aufzubringen, das soll ja angeblich so einem jungen Mädchen passiert sein. Einen Streit mit dem falschen Mann gehabt, und seither hat man sie im Lager damals vor der Abreise nur noch seltenst gesehen. Kann mich kaum an den Namen erinnern. Ähnelt dem der Frau, die du suchst. Na, jedenfalls solltest du nicht so durch die Gegend schreien, was du über Druiden zu wissen meinst und was nicht, oder gar über ihre Magie ... Niemand außer ihnen selbst weiß wirklich, ob sie sich wahrhaftig der Magie bedienen, und wer es so erfahren hat, soll zum Schweigen gebracht worden sein. Ist eben ein harter Verein. Man weiß alles und nichts über sie. Behalt das im Gedächtnis."
Ein Weilchen grübelte Tuln noch nach, dachte über das Mädchen im Lager bei den Wasserfällen nach, wie sie geheißen hatte.
"Das Mädchen, das sich mit jenem Mann gestritten hatte ... es tauchte nach der Pest auf. Es behauptete, die Pest überlebt zu haben. Ihr Name ... der könnte Kalia oder so gewesen sein. Solltest du sie treffen, nimm dich ein wenig vor ihr in Acht ... ich hab sie nur einmal gesehen, damals. Und da hat sie sich wie wild gebärdet, durchgeknallt. Womöglich hat sie tatsächlich die Pest überlebt und ist davon verrückt geworden. Na ja, es gab viele, die in dieser Krise einfach durchgeknallt sind."
Schweigend trotteten sie weiter. Was mochte Zorpad wohl nun denken, wo Tuln ihn mit seinem gefährlichen Halbwissen beeinflusst hatte?
Cécilia
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Während Damrod sich schon in Richtung seines Schlafgemaches, wenn man den Strohsack in einer der Hütten Kap Duns so nennen wollte, verzogen hatte, vertrieb Uncle sich den Abend noch am Hafen. Das Meer war ruhig und hier unten waren kaum noch Leute unterwegs. Lediglich eine Hand voll Männer war noch damit beschäftigt einige Dielen zu verschnüren und auf die Esmeralda zu tragen. Auch sie würden bald damit fertig sein. Nach einer Weile kamen ihm Iwein und Rod entgegen.
„Hm…“ Sein Blick wanderte die Klippen hinauf zum Dorf. Die Rauchsäule verdunkelte einen Teil des Sternenhimmels und war somit selbst jetzt, mitten in der Nacht, noch zu erkennen. „Wenn dieser verdammte Schwelbrand dort nicht seit Tagen wüten würde, hätten wir heute schon gen Vengard segeln können. Aber wenn alles gut geht, dann sollten wir morgen in den Mittagsstunden in See stechen.“ Es war alles so einfach gewesen bis die verdammten Orksöldner alles auf den Kopf gestellt hatten. „Rheinold wird unsere Ausbeute hier sicher reichen.“
Iwein nickte. Offenbar schätzte er die Lage recht ähnlich ein.
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Wieder in der Wildnis
Als Snydex wieder in der Wildnis war wusste er erst nicht recht wohin er jetzt gehen sollte. Nach Faring konnte er jetzt erstmal nicht zurück. Aber zum weiterziehen war es schon zu spät. Er ging also nur noch ein bisschen weiter bis er in der Ferne ein Lagerfeuer entdeckte. Dort saß ein Mann, dessen Gesicht er noch nicht kannte.
"Guten Abend", sagte Snydex und bekam als Antwort ein stumpfes "Abend", zurück. "Was dagagen wenn ich die Nacht hier verbringe? Ich wüsste sonst nicht wohin."
"Ist schon in Ordnung. Aber es wird nichts angefasst."
Snydex legte seine Sachen ab und baute sich ein kleines Lager aus ein paar herumliegenden Stöckchen und ein bisschen trockenem Gras.
Er wollte den Mann noch etwas fragen, dieser lag aber bereits schnarschend am Boden.
"Morgen frage ich ihn wo er hinwill. Vielleicht kann ich ja mitgehen", dachte er bei sich und schloss die Augen...
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Es war unglaublich, was die junge Sumpflerin in der letzten Zeit alles durchstehen musste, nur um den Umgang mit einer Waffe zu erlernen. Oft fragte sie sich selbst, ob es überhaupt sinnvoll war, all diese Strapazen auf sich zu nehmen, nur um mit einer Armbrust schießen zu können. Die Antwort war immer die gleiche: Eigentlich nicht, aber du musst es tun, um das Erbe der Familie anzutreten. Ein sehr schwacher Trost. Sie verwünschte den Tag, an dem sie im Wald die seltsamen Gemäuer erkundet hatte und viel zu viel über die Vergangenheit ihrer Familie herausgefunden hatte. Manche Dinge sollten einfach im Verborgenen bleiben.
Aber war im Gegensatz zu den anderen gloreichen Ideen, auf die Drakk immer kam, war diese die höchste. Ihre Begleiterin durfte zusammen mit ihr einen Konvoi zu einem der Kriegslager der Königstreuen begleiten, weil sie sonst den Kontakt zu Drakk und dessen Mitstreiter verloren hätten. Myra diente nun auf eine gewisse Weise den Königstreuen. Was für eine Schmach für eine Adlige von ihrem Stand. Sie wollte jetzt lieber in Silden sitzen und dort ihre Macht auskosten, anstatt hier, wie eine Magd, neben einem Karren herzulaufen und aufzupassen, dass nichts herunterfiel.
Was die Königstreuen vorhatten, wollte ihr nicht in den Sinn kommen. Scheinbar sammelten sie überall Männer zusammen und verfrachteten diese in irgendwelche Lager. Auf solche Spinnereien konnten auch nur die Innosgläubigen kommen. Der Schläfer hätte soetwas nie angeordnet.
"Wir sind da!", brüllte einer der Aufseher, "Ladet die Karren aus und macht euch für das weitere Training bereit."
Myra konnte ihren Begleitern ansehen, dass ihnen dieses ganze Getue genauso gegen den Strich ging wie ihr. Da die Blonde nicht auf die Ideekam beim Ausladen zu helfen und sich lieber mit ihrer Begleiterin unterhielt, kam der Aufseher zu.
"Was treibt ihr beiden hier? Ihr sollt helfen, dafür seid ihr doch mitgekommen!"
Die junge Schneiderin warf ihm einen bösen Blick zu und wandte sich dann wieder ab.
"Du sollst an die Arbeit gehen, Weib! Wir haben keine Zeit für solche Späße!"
Schulterzuckend nahm die Grünäugige einen kleinen Beutel vom Wagen und spazierte langsam in Richtung Lager. Diese Arbeit war zwar unter ihrem Niveau,aber sie hatte auch keine Lust sich jetzt mit dem Aufseher anzulegen. Die Leute in solchen Lagern waren sowieso nicht entspannt genug, um über solche Dinge wie vernünftige Menschen zu reden.
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Den Standartangriff mit dem Speer kennst du schon. Ob du damit nun gegen den Kopf, Brust oder Beine stößt, ist relativ egal, die Ausführung ist mehr oder weniger dieselbe.
Allerdings nützt diese Technik wenig, wenn der Gegner sehr nahe bei dir steht, da man dann nicht mehr genug Platz zum Ausholen und stechen hat.
In dem Fall nimmt man den Speer mit beiden Händen und versucht, den Gegner mit Hieben und Schlägen zu besiegen oder wieder so weit zurückzudrängen, dass man wieder zustoßen kann. Eben diese Technik ist das wirklich Schwierige am Speerkampf und der Grund, warum es nur wenige Krieger gibt, die sich nur oder zumindest vorwiegend auf den Speer verlassen.
Aber nun haben wir genug geredet. Zunächst die Grundtechniken. Ich führe vor, du machst nach. Sobald du sie gut genug kannst, werden wir mit Übungskämpfen weiter machen. Doch zuerst, der einfache Hieb von oben!
Seloron war schon sehr zufrieden mit seinem Schüler, Erfahrungen, die er dur andere Kampftechniken hatte sammeln können schien er gut mit einbringen zu können, was man sicher nicht von jedem behaupten konnte. Die Ausbildung würde aber auch immer anspruchsvoller werden, mal schauen ob es auch so blieb.
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Heute wirst du mehr leisten müssen als noch zu vor. Du hast gelernt sich zu verteidigen, allerdings bring die beste Verteidigung nichts, wenn du den Gegner nicht bezwingen kannst.
Bei der Abwehr ist ein fester Stand wichtig, wenn du jetzt jemanden effektiv bekämpfen willst reicht das natürlich nicht, du musst ihn angreifen, ihn unter Druck setzen können und genau da liegt die Schwierigkeit. Schwierig ist das umdenken, von der Verteidigung in die Offensive. Dort ist es nämlich wichtig schnell auf den Beinen zu sein, schnell reagieren zu können.
Ich werde dich also wieder angreifen, diesmal aber wirst du versuchen den Angriff zu kontern. Nochmal, das umdenken ist schwierig, das muss aber eigentlich nahtlos über die Bühne gehen. Du willst dem Gegner doch nicht die Möglichkeit lassen, die Lücke, die du ihm dann zweifellos bieten würdest zu nutzen.
Wir fangen einfach mal an, ab und an werde ich dir die Möglichkeit für einen Konter geben. Du musst die Möglichkeit nur entdecken, später dann musst du dir diese Möglichkeit erkämpfen, gib also gut Acht.
Elonhil wartete nur kurz bis sein Schüler in Position war und griff dann sofort an. Von Beginn an setzte er ihn ordentlich unter Druck. Sein Schüler hatte hart an sich gearbeitet musste aber noch wesentlich sicherer werden. Vor allem, jetzt, da etwas für ihn Neues dazu gekommen war.
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Der Erdhaufen sah zu frisch aus... Er hatte bereits Ranken darauf gelegt, Moos gepflanzt, Wasser darüber gegossen, aber es wirkte nicht authentisch.
Die magische Eichel hatte er schon im Morgengrauen in den frisch aufgeschütteten, feuchten Hügel gedrückt und bereits jetzt sproß ein kleines Bäumchen hervor... Grün und verletzlich rollten sich die Blätter aus, der Sonne entgegen, die noch immer leicht dunstverschleiert im Süden ruhte.
Es war eine der wenigen Samen, die die magische Eiche in Silden gespendet hatte, er hatte sie bekommen, als Waldläuferführer sollte er sie immer bei sich tragen, damit seine Brüder ihn im Todesfalle würdig begraben konnten und seine Seele in diesem Baum weiterleben konnte.
Er hatte lange gebraucht, um zu dieser Entscheidung zu kommen, er musste die Eichel opfern, nur mit diesem Zeichen konnte er plausibel seinen eigenen Tod vortäuschen. Seine Waldbrüder wussten, dass dieser Baum sein Grab ziehren würde.
Und eigentlich lebte er für das Waldvolk ja auch nicht mehr... Er war nicht mehr ein Teil dieser Gemeinschaft, zumindest nicht im aktiven Sinne. Natürlich, das Waldvolk hatte seine Vergangenheit geprägt, hatte ihn zu dem Menschen gemacht, der er heute war, aber jetzt musste er einen Schritt weiter gehen... Während das Waldvolk sich vor der Welt versteckte, sich in der Unsichtbarkeit tarnte, würde er verschwinden und als jemand Neues auftauchen, als ein Monster, eine Legende, ein Mythos, der den Wald schützt, der seinen Weg geht und seine Gerechtigkeit durchsetzt!
Schweiß stand ihm auf der Stirn, aber dafür ging seine Arbeit voran, seine Hände fuhren über die Erde, vermischten sie mit dem staubigen Waldboden, er setzte Würmer auf den kleinen aufgeschütteten Haufen, auf dem das Bäumchen trohnte, das von Minute zu Minute größer zu werden schien.
'Hier liegt also dieser Dekker', murmelte er, als er aufstand und sein Werk begutachtete.
Seine Zunge fuhr schlängelnd über seine Oberlippe, leckte ihm den Schweiß aus dem buschigen Bart und verschwand wieder genauso behende in seinem Mund, wie sie gekommen war.
Langsam und bedächtig lehnte er sich auf seinen Speer, um sich nochmal in Erinnerung zu rufen, wie bedeutungsschwer dieser Moment war. Es war ein Abschied und ein Neubeginn, dachte er, als er sich die Maske übers Gesicht schob.
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Ausgeruht und verarztet bahnten sich die Söldner ihren Weg durch die abwechslungsreiche Landschaft Myrtanas. Sie folgten, soweit ihnen das möglich war, den Spuren der Orks, welche ihrem Trupp angehörten. Zwar hatten sie die Berserker, bis auf Tat'ank'ka verloren, doch die Krieger aus dem Urkma-Clan durfte man auch nicht unterschätzen, wie ihre Überraschungsangriffe auf die Außenposten Myrtanas gezeigt hatten. Soweit Ra'mon das bekannt war, hatten die Grünhäute bei dem Scharmützel nur einen einzigen Mann verloren. Eine beachtliche Leistung, wenn man bedachte welcher zahlenmäßigen Überzahl man gegenüber gestanden hatte. Allerdings hatten sich auch die Söldner unter dem Adeligen nicht schlecht gehalten. Zählte man den Verräter mit, den Ra'mon während den Kämpfen gerichtet hatte, waren ihnen auch nur zwei Männer "abhanden" gekommen. Ihnen war das jedoch, im Gegensatz zu den ehrenvollen und dem Schamanentum verfallenen Orks, relativ egal. Ein gefallener Mann war ein gefallener Mann. Nicht mehr, nicht weniger. Söldner hatten ohnehin nur ausgesprochen selten eine Familie, die sie vermissen könnte. Also konnte man sie ruhigen Gewissens auf dem Schlachtfeld zurücklassen. Fressen oder gefressen werden. Das war die Lebensphilosophie der geldgierigen Krieger.
Trotzdem hatte es unzählige Verletzte gegeben, die verarztet werden mussten, als sie Trelis erreichten. Natürlich hatte auch Ra'mon seine mäßigen Heilkünste genützt um sowohl Orks, als auch Menschen zu helfen. Zwar war er nicht so begabt wie die Schamanen, denen zudem noch die Magie zur Verfügung stand, doch war auch er in der Lage Wunden zu verbinden und etwaige Entzündungen zu verhindern. Schließlich hatten sie alle Verletzungen davongetragen. Auch der Barbier selbst. Zwar war der Metallsplitter in seiner Schulter keineswegs lebensbedrohlich gewesen, doch wie sich später herausgestellt hatte, war er zum Teil rostig gewesen. Kein gutes Zeichen, doch bislang war es ihm gelungen die Entzündung zumindest zum größten Teil zu verhindern. Zwar hatte er gelegentliche Schweißausbrüche, doch seine Kameraden konnten seine Schwäche noch nicht erkennen. Sie waren lediglich beeindruckt von seinen Führungsqualität und vorwiegend dankbar für seine medizinische Versorgung.
Auch jetzt plagte Ra'mon ein weiterer Schweißausbruch und der Verband, welcher um seine Schulter gewickelt war, färbte sich langsam rot. Offenbar war die Wunde erneut aufgeplatzt. Leise fluchend fuhr sich der Braunhaarige mit der rechten Hand auf die Wunde. Sofort durchzuckte ihn ein heftiger Schmerz, der ihm mehr als zuvor die Schweißperlen aus den Poren trieb. Doch der Söldner wusste, dass er stark bleiben musste. Vielleicht wussten die Schamanen ja um Rat. Ein Grund mehr endlich mit dem Rest der Truppe aufzuschließen. Inzwischen dürften sie ja nicht mehr in Gefahr laufen, dass ihnen Truppen aus Trelis aus den Rücken fielen. Mit gepresster Stimme trieb er seine Kameraden nun zur Eile an:
"Los, Männer. Wir verdoppeln unser Tempo. Lasst uns zusehen, dass wir die Orks wieder einholen."
Hoffentlich würde ihn das nicht an das Ende seiner Kräfte treiben...
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Calintz wusste nicht, warum Faren auch noch dieses halbverfallene Wrack von einem Ork-Weib mitnehmen musste. Sie hatten einen Rucksack voll Wertsachen, jede Menge kleine Verletzungen und zwei Lungen, die ungefähr noch zur Hälfte mit Staub gefüllt waren. War das etwa nicht genug für den dickköpfigen Halbriesen? Neeein...der Herr Faren musste ja unbedingt dieses...Strandgut auflesen und unter lautem Fluchen mitschleppen. Nicht nur, dass sie dieses grüne Ungetüm behinderte, es fraß ihnen auch noch die gesamten restlichen Vorräte weg, nur um dann seelenruhig bis in alle Ewigkeiten zu schlafen. Glücklicherweise schienen die Rebellen die Fahndung nach den drei Söldnern aufgegeben zu haben, was ihnen eine gewisse Sicherheit gab. Eine Sicherheit, die der Hashashin auf keinen Fall ausreizen wollte. Er hatte vorgesehen gehabt, dass sie ohne lange Pausen nach Faring zurückkehrten, aber durch dieses Orkweib wurde sämtliche Planung über den Haufen geworfen. Als dann auch noch die Frage aufkam wer jetzt dieses schnarchende Etwas aufwecken sollte, platzte Calintz endgültig der Kragen:
"So...mir reicht's! Lasst doch dieses innosverdammte Orkweib liegen! Ich bleibe auf jeden Fall nicht in einem Wald, in dem es von Rebellen und diesen grünen Teufeln nur so wimmeln dürfte."
Cal spie aus und hob den schweren Rucksack, in dem sich seine Habseligkeiten befanden, vom Boden auf, was ihm sichtlich einiges an Anstrengung kostete.
"Komm Azil, wir gehen nach Faring. Du kannst ja weiterhin an der Brust von deinem geliebten Riesenweib nuckeln."
"Aber..."
"Das war ein Befehl, Azil."
"Du verdammter..."
"Schnauze, Faren. Wir sehen uns, wenn du wieder Vernunft angenommen hast."
Mit diesen Worten drehte der Hashashin seinem Waffenbruder den Rücken zu und setzte seinen Weg in Richtung Faring fort. Den Rucksack schleifte er dabei mühevoll hinter sich her. Faren mochte dieses Ding vielleicht mit Leichtigkeit herumtragen, aber der war ja schließlich auch gut zweieinhalb Köpfe größer als er und hatte deutlich mehr Muskeln. Zu seiner Überraschung packte plötzlich Azil den zweiten Gurt des Rucksacks und half ihm beim Ziehen. Die pechschwarzen Augen des Weißhaarigen trafen sich mit denen seines Begleiters und er nickte knapp. Ein loyaler Begleiter war wichtig...
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Kap Dun
Mit einem großen Sack auf dem Rücken trat Thara aus der Metzgerei, wo er für eine kleine Spende sämtliche Sehnen und Häute gekauft hatte, die die Metzgerei sonst weggeworfen hätte. Es war zwar nicht die beste Qualität, die Metzger schienen es heute nicht mehr so genau zu nehmen, wieviel Sehne und Fett am Fleisch war und nahmen scheinbar auch mehrere Schnitte dafür, aber es war besser als gar nichts und günstig. Außerdem würde er daraus wahrscheinlich ohnehin nur den Leim machen.
Der Bogner steckte sich die Pfeife in den Mund, entzündete sie, dann zog er den leicht süßlichen Rauch ein und machte sich, zufrieden ob des guten Geschäftes, auf dem Weg zum Hafen.
Dort angekommen hörte er bereits die Arbeiter, wie sie das schwere Holz auf die Esmeralda schleppten. Sein alter Freund Rheinold wollte kaum eines der Balken zersägen, damit sie auch wirklich stabil waren.
"Das muss schneller gehen! Ich will so schnell wie möglich zurück nach Vengard!", hörte man schon von weitem den Paladin Befehle brüllen.
"Nein! Weiter nach Rechts!", rief Ronsen und Thara meinte, dass er noch den Anfang eines "Alles muss man hier selber machen." auf seinen Lippen zu erkennen, als der schwere Südländer zu den Arbeitern eilte um mit anzupacken.
Der Bogner stellte seinen Sack auf den Steg an einen der Pfähle, dann ging er zu der Planke, die vom Steg zur Esmeralda hoch führte.
Ronsen, der gerade mit den Arbeitern den Balken hochgeschleppt hatte kam schnell runter und begrüte ihn:
"Innos zum Gruße, Thara! Da bist du endlich! Ich hab eine besondere Aufgabe für dich."
"Magie zu Ehren. Eine besondere Aufgabe?", unterbrach ihn der Bogenschütze.
Mit einem kurzen bösen Blick fuhr Rheinold fort:
"Ja. Das hier wird noch zwei oder drei Tag dauern und dann können wir erst zurück nach Vengard fahren. Du sollst schon vorreisen und den Arbeitern auf dem Novizenhof die Anweisung geben dass sie das Holz direkt nach oben zum Hafen bringen sollen. Wir werden hier mit genug zurückkommen."
"Ok, das mache ich.", antwortete der Ben Nathan.
Gerade wollte der Paladin sich umdrehen, da erhob Thara wieder seine Stimme:
"Eine Frage habe ich noch, haben wir zuviel Holz?"
Auf Tharas Frage folgte ein kurzer verständnisloser Blick, dann begann sich Ronsens Blick wieder zu erholen und er lächelte wieder:
"Ach, ich verstehe. Für deine Bognerei? Ja ich denke, da müssten wir genug haben. Such dir beim Novizenhof fürs erste drei Stämme aus. Sollte am Ende noch mehr übrig sein, machen wir einen Preis fest und du kannst das Restholz haben."
Der Ben Nathan lächelte und bedankte sich bei seinem alten Kumpel, dann drehte er sich um, schulterte seinen Sack und machte sich auf dem Weg zum Stadttor, wo er nachfragen wollte, ob am heutigen Tage noch eine Karre in Richtung Vengard fahren würde.
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Verzweifelt blockte Alon die ersten Angriffe seines Meisters, doch er fand keine Möglichkeit, zu kontern. Mehrere Minuten vergingen, bis Elonhil das Schwert hoch über den Kopf hielt. Alon wartete bis zu letzten Moment und untertauchte dann den Schlag. Doch sein Meister hatte noch genug Zeit um auszuweichen und verpasste Alon einen Schlag mit dem Schwertknauf.
"Sei überzeugter. Du musst schneller vorgehen und vor allem früher kontern. Jeder andere hätte dich schon zum Ermüden gebracht."
Und gleich griff er wieder an. Alon behielt einen kühlen Kopf, verdrängte alle anderen Gedanken. Elonhil schlug seitlich, Alon blockte und entdeckte eine Lücke, als die Klinge seines Meisters ein wenig zurücksprang. Blitzschnell stach er zu und verfehlte nur knapp.
"Sehr gut. Du musst die Eigenschaften deines Feindes herausfinden, und das schnell. Wie zum Beispiel in diesem Fall: mein Schwert springt zurück, was eine Lücke freilegt und die Waffe ein kurze Zeit ausser kontrolle bringt. Auf solche klitzekleinen Vorteile musst du achten und sie nutzen. Nochmal!"
Wieder liess er kräftige Schläge auf seinen Schüler nieder, der jedoch alle parieren konnte. Als Elonhil wieder ausholte, stiess Alon die Klinge nach vorne. Klirrend sprang, von der unerwarteten Wucht, das Schwert von Elonhil zurück. Der Schüler stiess seine Waffe nach vorne und berührte mit der Spitze den Oberkörper von Elonhil.
"Gut. Durch solche Aktionen, in denen du mehr Wiederstand leistest, wird der Gegner überrascht und braucht noch länger, um wieder reagieren zu können. Das sind die Sachen, an die du immer denken musst. Begriffen hast du sie, umsetzen wirst du in den nächsten Tagen lernen. Nochmal!", sagte Elonhil und griff gleich an.
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Das war ein Befehl! Der Satz hallte in seinem Kopf nach und hinterließ einen leicht bitteren Nachgeschmack, und es gefiel ihm nicht, Faren zurückzulassen - aber Calintz hatte ihm einen direkten Befehl gegeben, und Faren schien nicht widersprechen zu wollen, egal, gegen was. Vielleicht war er noch zu schwach oder einfach nur etwas eingeschüchtert, aber Azil sah, das der Weißhaarige Söldner trotz seines harschen Auftretens und seines entschlossenen Ausspruchs ziemliche Schwierigkeiten hatte, den großen Rucksack voller wertvoller Dinge (sie schienen schwer zu sein) zu tragen. Seufzend folgte der junge Söldner dem Älteren, packte den anderen Riemen des Rucksacks und zog mit. Vielleicht war es besser so, hier wollte er nicht mehr bleiben, und das Weißhaar hatte ihn aus dieser Situation praktisch befreit. Ein Grinsen konnte Azil nicht mehr unterdrücken, ließ es aber dann doch bleiben, auch noch in sich hinein zu lachen. Das wäre wohl respektlos gewesen.
"Nun...", fing Azil an. "Also wieder zurück nach Faring, richtig?"
Calintz nickte nur zur Antwort, schien immer noch ein wenig wütend zu sein.
"Ist es denn wirklich so in Ordnung?", hakte er nach.
Ein weiteres, eher resigniertes Nicken.
"Ich frag' mich wie die da durchkommen wollen...", brummte Azil leise, aber sprach Calintz erst einmal nicht mehr direkt an. Nach kurzer Zeit konnte er das Ziehen so aber nicht mehr ab, schnappte sich den Rucksack und warf ihn sich mit einem leisen Ächzen über die rechte Schulter, über seinen Schmiedearm, der kräftig genug war, den Rucksack allein zu tragen. "Ich glaube, so kommen wir schneller voran.", meinte er nur, und sein Bedürfnis, bald wieder in Faring zu sein, spiegelte sich in diesen paar Worten deutlich wieder.
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