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Alon sass unter einer kleinen Kiefer und betrachtete das schillernde Wasser des Sees. Seine Glieder waren angeschwollen und Kratzer waren überall an seinem Körper zu finden. Das Schwarze Haar war durchnässt von Schweiss und hing ihm ins Gesicht.
Was wohl Bartimäus gerade macht? Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, dass ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Wie lange unterrichtet mich nun Elonhil schon? 15 Tage? Wie schnell die Zeit vergeht, wenn man etwas zu tun hat., dachte Alon. Wann er wohl fertig ausgebildet war? Würde es noch einmal so lange gehen, wie bis jetzt? Fragen über Fragen.
Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich so lange nicht mehr nachdenken konnte. Wenigstens scheinen die Anfälle vorbei zu sein...
"Alon!" Die Stimme Elonhils drang in seine Ohren.
"Ich komme, Meister Elonhil!"
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Kap Dun
Irgendwann gegen Mittag hatten sie sich wieder im Gasthaus eingefunden um das Gespräch vom Vortag fortzusetzen. Immerhin hatte jeder so seine eigene kleine Geschichte zu erzählen, so schien es zumindest. Iwein hatte den Anfang gemacht. Rod wusste nicht so recht, was er davon halten sollte. Immerhin war es der Paladin, oder ehemalige Paladin, gewesen, der ihn damals ohne Ankündigung zurückgelassen hatte. Und jetzt war er wieder hier. Zwar tat er nicht so, als wäre nichts gewesen, aber bevor Rod ihm wieder Vertrauen schenken konnte, brauchte er Zeit. Wobei sein eigener Leidensweg für einen Außenstehenden auch nicht weniger verdächtig klang. Und sollte jemand erfahren, mit wem er durch Gorthar gereist war, er wollte es sich gar nicht ausmalen.
Bei einem guten Mahl, ohne Suppe und Eintopf, war es nun an Rod, seine Geschichte zu erzählen.
„Cobryn hatte mich auf eine Reise zu den südlichen Inseln geschickt“, fing er schließlich an. „Alles anfangs kein Problem, doch kaum waren wir auf See, ging es schon los. Ein Sturm nach dem nächsten und immer wieder waren Reparaturen nötig, die teils Wochen für sich beanspruchten. Und das fernab jeder Zivilisation, da konnten wir froh sein, dass wir genügend Nahrung auftreiben konnten um nicht zu verhungern. Dann kamen die Piraten, die wir nur mit Glück und noch mehr Schäden abschütteln konnten. Es war wie verhext. Was dann folgte waren weitere Reparaturen und noch mehr Stürme und irgendwann fand ich mich an Land gespült wieder, um mich herum das, was von dem verdammten Schiff übrig geblieben war. Trotzdem hab ich nur knapp überlebt und bis ich mich davon erholt hatte verging wieder eine halbe Ewigkeit. Irgendwann fand ich dann ein Schiff, das nach Vengard fuhr. Doch anstatt mich wieder aufzunehmen, brandmarkte man mich als Deserteur, als Fahnenflüchtigen, der räudig wieder zu seinem Herrchen zurückkroch. Eine Schande ist das, ich gebe mein Leben für das Reich und am Ende hat man nur Hohn und Spott für einen übrig. Ich hoffe ihr glaubt mir wenigstens, dass ich nichts gemacht hah, was meine Loyalität in Frage stellen würde.“
Den Teil mit Vicious und DraconiZ ließ er bewusst wieder aus. Das würde er wohl ins Grab nehmen. Wenn ihm überhaupt noch jemand glaubte, würde wohl spätestens das auch den letzten Zweifler von seiner Schuld überzeugen. Zwar wusste er damals nicht, um wen es sich genau handelte, aber Unwissenheit schützte vor Strafe nicht. Noch weniger vor Vorurteilung wegen Fahnenflucht. Zumindest hatte er nicht gelogen, nur eben nicht die ganze Wahrheit erzählt. Hoffentlich würde keiner merken, dass er was verschwiegen hatte. Aber jeder hatte so seine kleinen Geheimnisse, die anderen wohl ebenso.
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Lehrling
Grojan hatte lange Zeit am Pass verbracht und zog dann irgendwann weiter um das Land zu erkunden. Der Jäger biss ein Stück von der warmen Keule ab, die er sich in der letzten Stunde gebraten hatte und lief an einen Bach entlang, der irgendwo tiefer in den Wald führte. Er lief abseits der Wege, da vernommen hatte dass die normalen Wege gefährlicher waren und wen man Pech hatte schneller Tod sein würde als man dachte. Das Holz knackte unter seinen Füßen und er knurrte da er vielleicht lauter war als er eigentlich wollte.
Plötzlich sah er vor sich ein Haus, eine alte Jagdhütte. Aus dem Kamin kam Rauch und der Jäger wollte dort anklopfen um vielleicht etwas zu trinken zu bekommen. Als die Tür geöffnet wurde erblickte er einen Mann der wohl schon ziemlich alt war. Sein Haar war schon lange weiß und sein Bart reichte ihm bis zur Brust. „Ist da jemand?“ fragte der Mann leicht verängstigt. „Ich bin ein Jäger … ich habe etwas Durst und wollte nur fragen ob sie etwas zu trinken für mich haben“ erklärte der Ork und versuchte dabei etwas Menschlich zu klingen.
„Ja … ja gut kommen sie nur herein, vielleicht können sie mir auch etwas erzählen wen sie wollen. Hab doch so gut wie kaum besuch“ rief der alte Mann ziemlich leise. Der Mann betrat das kleine Holzhaus und blickte sich um. Ein kleiner Tisch stand dort mit zwei Stühlen und einem Bett aus Holz und bisschen Stroh. Auf dem Tisch lag eine kleine Brotscheibe und eine Kanne Milch stand da. „Kann ihnen nur Milch anbieten, hab kein Wasser da … jaja, sind schwere Zeiten. Silden ist kaputt wie ich gehört habe, wollte da mal wieder hin ein Bierchen trinken aber wen das Augenlicht verliert verläuft man sich schnell im Wald und die wilden Tiere da sind ziemlich gefährlich jaja“ erzählte der Mann.
„Ich hörte ebenfalls das Silden zerstört wurde, wahrscheinlich haben die Orks die Stadt überrannt, wer weiß“ erklärte der Ork und nahm einen kleinen Schluck der Milch.
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Der Landstreicher hasste es! Nie würde Nigel sich daran gewöhnen, wie eine Ratte an einer Gefahr vorbei zu kriechen.
Doch es war alles gut gegangen. Sein Begleiter hatte gute Arbeit geleistet und den Wanderer sicher um Montera und seine ganzen Höfe geführt.
Irgendjemand hatte eine Schneise der Zerstörung hinterlassen, aber wer und warum konnte Nigel nicht in Erfahrung bringen. Dieser Umstand verstörte den Landstreicher regelrecht, doch er ignorierte die Stiche der Neugier und zog konzentriert weiter gen Osten.
In einem dichten, kleinen Wald ließ der Waldläufer Nigel endgültig allein und verschwand ohne großes TamTam.
Nicht einmal bedanken konnte Nigel sich. Angenehm, wenn sich jemand mal nicht feiern ließ. Außerdem sah man sich immer zwei Mal im Leben.
So stand Nigel also da, allein, mittem im Nirgendwo. Seine Route war klar: Nach vorn. Doch durch das schnelle Tempo der letzten Tage und der abverlangten Konzentration brauchte der Landstreicher eine kleine Pause.
Seine ganze Aufmerksamkeit legte er in seine Umgebung und als er feststellte, dass außer drei Rehe niemand in unmittelbarer Nähe war, setzte er sich auf einen Baumstumpf und atmete erstmal durch.
Warum eigentlich? fragte sich Nigel nach kurzer Zeit der Stille.
Warum musste er sich verstecken? Warum musste er ständig damit rechnen, von wildgewordenen, schlecht gelaunten Orks aufgegriffen, verklavt und vielleicht sogar gefoltert zu werden? Er hatte es satt. Er war doch kein Feind.
Über diesen Umstand ärgerte er sich so sehr, dass er schließlich aufstand und seinen Weg fortsetzte.
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2. Infanterielager
Elende Langeweile zog sich durch das Lager. Früher hätte das den Glatzkopf nie gestört. Doch den faulen Typen, der er damals noch war, hatte er endlich aufgegeben. Ihm fiel es schon schwer, nicht einfach loszuziehen. Jedoch musste gerade er die Nerven behalten. Um Anführer zu sein, musste man mehr können, als die Schnauze aufzureißen. Das hatte er vor allem durch Ulrich gelernt.
Die meisten der Rebellen hatten wahrscheinlich erwartet, dass hier Kämpfe auf sie warteten. Allerdings offenbarte ihnen schnell die Tatsache, dass sie nur der Abfanggürtel des Königs waren. Kämpfe gab es also erst, wenn die Orks einen Finger rührten und nicht die Rebellen.
Schon wieder wurde dieser komische Gedanke in Rethus wach: Er hatte sich ja von dem König abgewandt, aber arbeiten schien er immer noch für ihn. Betrachtete man das von Rethus‘ Position aus, geht es aber nicht um die Arbeit selbst. Der Glatzkopf bezweckte damit einzig und allein, bei den Rebellen bleiben zu können, die ihm ein Zuhause gegeben haben. Und so konnte er auch weiterhin sinnvoll gegen die Unterdrückung der Orks kämpfen, die ihm nach wie vor ein Dorn im Auge waren…
Rethus unterbrach seine Gedankengänge, da schien sich etwas zu tun. Zwei Rebellen duckten sich am Rande des Lagers über den Hügelkamm. Der Glatzkopf erhob sich sofort und pirschte sich zu den beiden hinauf.
„Bitte lasst nichts ungemeldet“, schob sich Rethus dazwischen. „Was seht ihr?“
„Da kommt jemand“, antwortete der Rebell rechts von ihm und wies auf eine zwielichtige Gestalt. Sie war von großer Statur und trug einen alten Reiseumhang. Der ganze Kopf war in eine Kapuze gehüllt. Die Bewaffnung war aus dieser Entfernung nicht erkennbar. Allgemein vom Äußeren her könnte man ihn als einen Waldläufer halten, aber ein Waldläufer wäre viel vorsichtiger. Noch schien unklar, wer der Fremde war.
„Ist das der einzige oder habt ihr noch jemanden in seiner Nähe gesehen?“ fragte Rethus.
„Bis jetzt ist er völlig allein.“
„Die Klippen liegen viel zu eng beieinander. Ich denke nicht, dass sich da noch groß jemand verstecken könnte. Nehmt ihn in die Zange und schafft ihn zu mir. Ich warte außerhalb des Lagers auf euch.“
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22.08.2010 15:58
#146
Die Zeit, die Seloron zur Jagd für frisches Fleisch nutze, verbrachte der Schmied mit den Weisungen seines Lehrmeisters und versuchte sich in Übungen mit dem Speer.
Er begann erst damit sich aufzuwärmen, frei nach einer Mischung aus Xorags und Selorons Weisungen diesbezüglich. Diverse Liegestütze, einige Klimmzüge an einem stabil aussehenden Ast sowie das Dehnen mit Hilfe des langen Holzstabes seiner Waffe sorgten für einen wirkungsvollen Einstieg.
Anschließend ging Arthoc dazu über, den geraden Stoß nach vorn weiter zu trainieren. Mit mäßigem, für seine diesbezüglich geringen Ansprüche allerdings völlig ausreichendem Erfolg traf er das bis zur Unkenntlichkeit massakrierte Kreuz im alten Baumstumpf.
Mit festem Griff um die Waffe und konzentrierter Mine im bärtigen Gesicht schritt der Nordmann nun zum zweiten Teil seines Trainings fort. Mit diversen seitlichen Stößen gegen einen imaginären Gegner übte er sich daran mit der stumpfen Seite etwaige Antagonisten zur Fall zu bringen - oder ihnen wenigstens einige Prellungen zuzufügen.
Nach einiger Zeit, es mochten gut zwei Stunden gewesen sein, kam Seloron zurück zu ihrem Lagerplatz, zwei Kaninchen sowie zwei lange, halbwegs gerade Stäbe aus Holz über die Schulter geworfen.
„Was wird das genau?“, begrüßte Arthoc seinen Lagergenossen mit eher mäßiger Freundlichkeit als dieser ihm einen der Stöche zuwarf.
„Ich denke, du hast die Zeit genutzt und kennst das Prozedere“, antwortete dieser und spielte mit seinem Stecken in der Hand. „Baumstümpfe sind keine echten Gegner, also nutzen wir die hier für halbwegs ungefährliche Übungskämpfe. Oder meinst du das da...“, er stupste die Jagdbeute mit einem Ende des Stabes an, „kostet mich so viel Zeit?“
Der Schmied blickte seinen Lehrer an, packte das Holz so gut es eben ging ohne sich die Finger an Splittern zu zerreißen und machte sich auf einen Schlagabtausch gefasst.
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Zwischen Montera und Kap Dun
Ziemlich schnell hatte Nigel bemerkt, dass es direkt nach Osten keinen begehbaren Weg gab und so traute er sich kurz auf die Straße. Schnell fand er den Weg nach Kap Dun, was ihm sogar noch viel besser gefiel.
So war Nigel stets dem Weg gefolgt, immer abseits im Gebüsch. Doch schließlich waren da nur noch Felswände, so dass er widerwillig auf dem Präsentierteller mit Names breite Straße weiter gehen musste. Aber es schien schon zu weit weg vom Schuss zu sein, vielleicht sogar in den Händen der Rebellen.
So entspannte der Landstreicher ein wenig und fing sogar an zu pfeifen.
Der Weg durch die Schlucht langweilte ihn schnell und er wünschte sich bald mehr Abwechslung.
Und als ob irgendjemand ihn gehört hätte, kamen zwei Gestalten ihm entgegen. Der Landstreicher ahnte etwas und sah sich instinktiv um, konnte aber nichts erkennen.
Mit gesenktem Blick kam er den zwei Gestalten, die bewaffnet waren, immer näher und ging schließlich an denen vorbei.
Erleichtert atmtete Nigel aus, wollte aber grad enttäuscht sein, dass keine Abwechslung kam, als ein weiterer Kerl aus einem kleinen Busch gesprungen kam und sich vor dem Wanderer aufbaute.
» Stehen bleiben, Fremder. «
Nigel drehte sich um und sah, dass die zwei, an denen er vorbei gegangen war, hinter ihm standen und die Umgebung absuchten.
» Wie Ihr seht, seid Ihr umstellt. Flucht oder Kampf ist zwecklos. «
Der Landstreicher nickte, musste sich ein Grinsen verkneifen und hob theatralisch die Hände.
» Unser Chef will Dich sehen. Wir verbinden dir jetzt die Augen und dann kommst du brav mit. «
Wieder nickte Nigel nur und ließ die Prozedur des Augenverbindens über sich ergehen. Als die Rebellen bemerkten, dass er unbewaffnet war, konnte er sich das Grinsen nicht mehr verkneifen. Der Blick des Typen war einfach zu komisch.
» Na dann mal los. « befahl Nigel schließlich, als alles soweit war. Se.in überlegener Tonfall war reine Provokation
Doch als er den Zorn des Rebellen regelrecht spürte, schaltete er einen Gang zurück und schwieg. Auf Stress hatte er keine Lust.
Mal sehen, wer mich da sehen will...
Geändert von Nigel Ascan (22.08.2010 um 16:04 Uhr)
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Seine Atmung war flach, aber regelmäßig, sein Blick konzentriert, aber nicht angestrengt, sein Körper angespannt, aber nicht verkrampft. Der Geruch von verbranntem Fleisch wurde immer intensiver, er hörte das Knacken der Proteinverbindungen, die von den Flammen zerrissen wurden, er atmete den beißenden Rauch.
Seine Waffen hatte er abgelegt, zusammen mit der Maske und seinem Lederwams in einigem Sicherheitsabstand deponiert, um nur sich selbst gegenüber zu stehen.
Er spürte die Ekel, die Abscheu, den Hass in sich hochkommen, er versuchte seine Gedanken klar zu lassen, innerlich ruhig zu bleiben, seine Haltung zu bewahren, aber es wurde immer stärker. Es fühlte sich an, als würden seine Instinkte langsam mehr und mehr besitzt von ihm ergreifen, als sei sein Verstand nicht mehr stark genug, sich selbst zu kontrollieren.
Sein Blick fiel auf seinen rechten Unterarm, er hatte den Verband erneuert und einen Kräutersud darüber gegossen, um den Heilvorgang zu beschleunigen. Eine Wunde. Schmerz.
HALT! Er musste sich kontrollieren, seine Gedanken nicht emotional werden lassen. Seine Muskeln spannten sich an, sein Atem wurde tiefer, er spürte das Zittern, als er tief Luft holte, er merkte, dass er viel feinere Geruchsunterschiede wahrnehmen konnte. Sein Gehör wurde differenzierter, leisere Geräusche wurden klar und deutlich hörbar, es war nicht mehr ein Brei der Waldgeräusche, sondern eine Struktur inneinander verwobener Laute...
Dann war es so weit. Es war so lange gut gegangen und genau in diesem Moment verlor er die Kontrolle.
Sein Gesicht verzog sich zu einer Fratze, seine Hände verkrampften sich zu Klauen, all seine Sinne waren darauf ausgerichtet den Feind zu entdecken, etwas zu finden, was er bekämpfen konnte, woran er seine unbändigen Emotionen auslassen konnte.
Aber es gab niemanden... niemanden außer ihm. Er raufte sich das buschige Haar, riss daran, wollte es büschelweise herausreißen, am besten zusammen mit seiner Kopfhaut! Sein Atmen war ein Hecheln geworden, undefinierbare Laute drangen aus seiner Kehle, aber er musste sich zwingen!
Es war wohl fast ein Jahr her, seit er sein Inneres das erste Mal betreten hatte, seit er seinen Emotionen Auge in Auge gegenübergestanden war... und genau jetzt wiederholte sich dieser Krieg, bloß war ihm diesmal bewusst, wen er bekämpfte.
Gefährlich nahe kam ihm seine linke Hand, Zeige- und Mittelfinger bereit sich in die Augenhöhlen des eigenen Kopfes zu bohren, um Dekker für immer erblinden zu lassen, aber der Hüter wusste, dass er stärker war.
Seine Rechte packte das Handgelenk der Linken, stemmte sich mit aller Macht dagegen, physisch wie psychisch, und gewann Centimeter um Centimeter.
Er spürte, wie sich alles wieder aufklärte, er Geruch war nur noch der von verbranntem Fleisch, die Geräusche gleich undifferenziert und das Grün des Waldes war wieder Grün.
Er hatte eine Schlacht gewonnen... Aber der Krieg hatte gerade erst begonnen.
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"Den Rand halten? Pff...", machte Azil und wedelte mit der Hand. "Ich weiß nicht, was es so für Sprichwörter in Varant gibt, ich bin in 'nem kleinen Fischerdorf groß geworden. Nichts besonderes, nicht einmal hundert Leute. Wir waren nicht so der Nabel der Welt, weißt du?" Schulterzuckend stand er auf. "Gut, dann warten wir eben, bis sie aufwacht. Aber sie sollte uns eigentlich dankbar sein, wenn Orks so eine Emotion denn überhaut kennen - wir haben ihr das Leben gerettet. Sie hat sogar alle meine Vorräte aufgegessen..." Resigniert seufzend klopfte sich der junge Mann den Schmutz von der Kleidung, die sonst noch komplett unversehrt war. Kaum war das erledigt, trat er an einen Baum heran, sprang an einen Ast, zog sich hoch und kletterte, flink wie ein Eichhörnchen, bis zur Krone hinauf.
Sein kleiner Spähausflug auf den Baum hatte ihm gezeigt, das Kap Dun tatsächlich aufgehört hatte, zu fanden - und auch die Rauchsäule schien nicht mehr so dicht wie zuvor. Zwar schwelte es immer noch etwas, aber es war nicht nur unter Kontrolle, sondern auch nicht mehr gefährlich für das Dorf. Seufzend lehnte sich der junge Schmied gegen den Baumstamm und fragte sich, wann sie wohl endlich weitergehen konnten. Azil wurde langsam unruhig, denn hier, im Gebiet des Feindes herumzusitzen, war nicht gerade das, was er sich unter Entspannung vorstellte. Calintz und Faren hatten sich zwar schon zu größten Teilen erholt, aber die Orkin schnarchte lautstark vor sich hin. Anscheinend war sie nicht genau das, was Faren in Erinnerung hatte, aber er kannte sie augenscheinlich. "Kann ich wenigstens wissen, wer sie ist?", fragte der junge Söldner den Riesen, der an einem anderen Baum lehnte.
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Kap Dun
Seinen alten Gefährten hatte Uncle die gleiche Geschichte vorgetragen, die er einige Tage zuvor auch Rheinold erzählt hatte. Im Gegensatz zu Rod nahm er das Wort „Deserteur“ nicht in den Mund, obwohl es durchaus auch auf ihn zutreffen würde. Zumindest, wenn man den Orden der Paladine als Teil der Armee des Königs verstand. Er selbst sah sich jedoch nur gegenüber seinem Gott und dem Großmeister verpflichtet. Und er hatte auf seiner Reise durch das Land beiden stets auf seine eigene Art die Treue gehalten. Das Urteil von Ferox darüber würde er akzeptieren.
Derweil waren die Arbeiten am Ufer endlich voran gekommen. Im seichten Regen hatte sich eine ganze Schar von Helfern daran gemacht die verwertbaren Holzplanken aus den Schiffskadavern zu lösen und zu einer Art Floß im Becken des ramponierten Hafens zu verschnüren. Mit etwas Glück würde die Esmeralda schon im Laufe des nächsten Abends wieder gen Vengard segeln können. Und mit dem Flaggschiff des ehemaligen Reiches würde eine Bande von entehrten Paladinen in die Stadt zurückkehren, um dort endlich Verantwortung für ihre Taten zu übernehmen. Uncle versuchte den Gedanken daran zu vertreiben, aber so ganz gelungen war es ihm nicht. So war er beim abendlichen Übungskampf mit Damrod nicht ganz bei der Sache.
„Was ist?“ Sein Schüler stand in Kampfpose vor ihm und wartete ungeduldig auf den Angriff des Meisters. Zweck des Kampfes war es den Schwertstreich des Paladins so gekonnt abzulenken, dass sich eine Blöße auftat. Der Kampf würde nicht enden, bevor der Nordmann ihn nicht wenigstens einmal mit der flachen Seite seines Schwertes getroffen hatte.
Mit schnellen Schritten ging er zum Angriff über. Seinen Schild würde er bei dieser Übung nicht verwenden. So würde der Nordmann schneller verstehen wie einfach es sein konnte einen Gegner zu überlisten, der es nicht verstand sich angemessen zu verteidigen. In den Augen des Lords verzichteten nur Narren auf den Schutz eines guten Schildes.
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Gebirge östlich von Montera (Rebellengebiet)
Der Fremde galt vom ersten Moment an für Rethus als ungefährlich. Denn der Typ schritt völlig teilnahmslos an seinen beiden Rebellen vorbei. Scheinbar wollte er einfach gesagt keinen Ärger und erwartete, dass ihm da zwei Wanderer entgegen kamen. Mit einem Wink schickte Rethus die Nachhut hinterher, die aus dem Gebüsch kam und sich vor dem Fremden aufbäumte.
Nach wenigen gewechselten Worten kamen die vier Gestalten auf den Glatzkopf zu, der an einem Felsen außerhalb des Lagers, aber hinter der Linie im Königsgebiet wartete.
„Sir, er ist völlig unbewaffnet“, erklärte einer der Rebellen die Situation. „Und etwas mager erscheint er mir auch.“
Rethus musterte zunächst den Mann. Trotz der Augenbinde, die er um hatte, wurde dem Glatzkopf mit einmal klar, wen er da überhaupt vor sich hatte. Dieser wilde Bart, dieser gleiche Umhang, dieser Geruch nach Heimatlosigkeit… Äpfel…
„Nigel?“ kam es knapp aus Rethus.
Der Typ vor ihm richtete sein Gesicht auf ihn, als würde er ihn durch die Augenbinde hindurch anschauen. Ein vorsichtiges ‚Ja‘ kam aus dem Mann vor ihm geschlichen.
„Meine Fresse, Männer, nehmt dem Mann die Augenbinde ab. Er tut keinem von uns was zu leide, höchstens unserem Apfelvorrat.“
Als sie Nigel von seiner Blindheit befreit hatten, begrüßten sich die beiden mit einer halben Umarmung.
„Mensch, ich habe dich ja ewig nicht gesehen“, meinte Rethus. „Du siehst aber herunter gekommen aus. Magst du was zu essen oder etwas zu trinken? Ich würde gerne alles wissen, was dir bisher widerfahren ist. Und wenn es möglich ist, fände ich auch ein paar Hinweise nicht schlecht, die du uns von Montera bringen kannst. Hast du irgendetwas beobachten können? Aktivitäten der Orks?“
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Wenn das mal kein Glück war.
Der Landstreicher mochte den kurzen Glatzkopf und schätzte ihn zudem als guten Kämpfer und als Mann mit Prinzipien. Und nett war er zudem auch.
» Essen und 'n Bier. Dann erzähl ich dir, wie es mir geht. Von Montera kann ich dir nicht viel sagen. Aufgrund meiner dürftigten Bewaffnung hab ich mich da schnell wieder verpisst. Aber alles zu seiner Zeit. Ich verhungere gleich. «
Rethus und Nigel, sowie die Rebellen, die ihn abgefangen hatten machten sich auf den Weg ins Rebellenlager. Der Landstreicher hatte das Gefühl, dass die drei armen Kerle sich ein bisschen blöd vorkamen.
Plötzlich kam Nigel ein Gedanke.
» Warte mal, Rethus. DU bist der Chef hier? Bevor ich erzähle, hast du mir ja wohl einiges zu erzählen! Schieß los. «
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Da endlich das Schiff der Paladine in Kap Dun angelegt hatte, konnten sie endlich mit dem ausschlachten der Schiffswracks beginnen. Damrod fand es selbstverständlich und half tatkräfig um so schnell wie möglich hier fertig zu werden. Er könnte sich schließlich auch irgendwo einen netten Platz suchen und sich entspannen. Er glaubte nicht daran, dass vielleicht außer einer der Paladine ihn rumkommandieren würde. "Die Arbeiter etwa?", dachte er sich scherzhaft.
Doch sie kamen schnell voran. Das Holz der Schiffsleichen wurde fachmännisch abgetragen und verladen. Die Männer verstanden die Befehle und an Organisation mangelte es hier besitmmt nicht.
Wieder am Abend stiefelten beide hinauf zum zerstörten Leuchtturm, um ihr Training fortzusetzen. Aus einem unerfindlichen Grund folgte der Paladin diesmal dem Nordmann, wo es doch gewöhnlicherweise andersherum war. Ihn beschäftigte etwas offensichtlich. Der Hüne hakte kurz nach: "Irgendetwas bedrückt dich." Ein nachdenkliches grummeln kam als Reaktion "Ach, es ist nur, einige von uns Paladinen haben sich schon lange nicht mehr in der Königsstadt blicken lassen..." "...und ihr seid euch ungewiss was euch erwarten wird, wenn ihr dort wieder aufkreuzt, richtig?". Uncle-Bin nickte bedacht. "Ihr seid Paladine. Sie sollten froh sein, dass ihr überhaupt wieder zurückkommt." Eine kurze Verwunderung über diese Denkweise überkam den Lehrmeister.
„So Damrod, du wirst heute versuchen mit mich mit deinem Schwert zu berühren, aber bitte mit der flachen Seite.“, sprach der Paladin ruhig und legte dabei seinen Schild zur Seite. „Selbstverständlich. Ähm...du benutzt deinen Schild nicht?“ „Nein, du wirst sehen von welchem Vorteil du gesegnet bist.“
Einen Moment kehrte Stille ein und Damrod fragte sich, ob Uncle-Bin grade mit offenen Augen schlief. „Was ist?“, fragte er. Mit gezogenem Schwert wartete er auf den Angriff, der plötzlich als Reaktion kam.
Der Paladin kämpfte nun anscheinend mit ganzer Kraft. Damrod blockte die ersten zwei kraftvollen Schläge, mit der der Angreifer seine linke Seite versuchte einzureißen. Gekonnt lenkte er die Schläge ab. Sogleich holte der Hüne zum Schwung aus und klirren trafen sich die Klingen. Uncle-Bin riss sie mit eine runder Bewegung zu Boden und öffnete für wenige Sekunden die Defensive Damrods. Dieser wich prompt zur Seite und lenkte den anstürmenden Schlag. Er agierte sofort und riss seine Klinge frontal auf den Plattenträger. Dieser konnte mit einer Drehung ausweichen und rammte seine Klinge mit dieser gewonnen Wucht auf Damrod. Unter Krachen erhob er seinen Schild entgegen, wich zurück und blockierte die Sicht auf ihn selbst mit dem Schild. Einen Moment umkreisten sie sich, bevor der Innoskrieger zur Seite schnellte um anschließend zu attackieren. Der Hüne allerdings preschte ihm mit dem Schild entgegen und im gleichen Moment des Abwehrens, sauste dem göttlichen Kontrahenten die Klinge hinter dem Schild hervor. Überrascht hatte er es schwer zu parieren. Mit dem Schwert konnte sein Gegner sichtlich gekonnter umgehen und blitzschnell wechselten sie die Position von Angreifer zu Verteidiger.
Es vergingen einige weitere heikle Situationen die fast den Kampf beendeten. Bis es zum entscheidenden Streich kam.
Der Paladin fand, dass dieser Kampf nun beendet werden sollte und zwar von ihm selbst, vor allem da er nun mehr in die Defensive gehen musste. Damrod blockierte weiterhin die Sicht und hielt dabei die Klinge in Angriffsposition. Sein Angreifer griff ihn erneut an, mit beachtlicher Geschwindigkeit knallten einige Schwertstreiche auf den Hünen nieder. Dieser lenkte sie jedoch, unter seinem eigenen Erstaunen über die neue Aggressivität des Paladins, ab. Ein horizontaler Hieb raste auf ihn zu. Im gleichen Moment zog er linken Bein nach hinten, riss gleichzeitig seinen Schild weg, damit der Schlag ins Leere ging. Dabei verlor Uncle-Bin für einen Moment sein Gewicht, welches sich durch diesen Fehlschlag ungünstig verlagert hatte. Damrod packte die Situation am Schopfe.
„Ha, Paladin. Der Sieg geht an mich!“, triumphierend hielt er dabei die flache Seite seiner Klinge an das gepanzerte Schlüsselbein des Lehrmeisters. Der Nordmarer grinste über beide Ohren.
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2. Infanterielager
Rethus wies die vier anderen zum Lager. Augen verbinden war hinter der Linie sowieso nicht nötig, da man das Lager von ihrer Position aus schneller erspähen konnte, da das Lagerfeuerlicht von diesem Blickwinkel aus sehr deutlich zu sehen war.
„Sir, wir haben nicht so viel Bier“, sprach einer der Männer dazwischen. „Es wäre unklug etwas davon einem Fremden zu überlassen.“
„Er ist kein Fremder“, protestierte der Glatzkopf. „Nimm es von meinem Vorrat. Ich trinke sowieso nicht so viel davon.“ Der Rebell bewegte sich dennoch nicht schneller vom Fleck. „Das war ein Befehl“, jagte Rethus noch hinterher. Dann rannte der Mann los.
Nigel erklärte ihm zunächst, dass er nichts weiter hatte sehen können, als er durch das Orkgebiet kam. Dem armen Teufel hätte Rethus am liebsten gleich noch eine Waffe dazu in die Hand gesteckt. Allerdings hatten die Königstreuen… äh… Rebellen selbst nicht so viele davon. Erst kürzlich waren sie noch karg mit Pfeil und Bogen ausgerüstet worden. Scheinbar legte Ulrich mittlerweile Wert auf hinterhältiges Sperrfeuer. Das war nichts für Rethus. Er brauchte nichts weiter als ein ordentliches Schwert in der Hand… oder ein Messer… Hauptsache irgendetwas, um jemanden im Nahkampf zur Strecke zu bringen…
„Warte mal, Rethus. DU bist der Chef hier? Bevor ich erzähle, hast du mir ja wohl einiges zu erzählen! Schieß los.“
Rethus sammelte seine Gedanken zusammen. Er durfte nicht zu viel verraten. Allerdings würde Nigel die anderen Informationen sowieso in der Küstenregion erfahren. Zumindest sollte er nichts von dem Sammellager wissen.
„Also gut, ich bin nicht so ganz der Chef hier“, begann Rethus langsam. „Hier sind Rebellen stationiert. Da kannst du dir sicher selbst denken, dass Ulrich da irgendwo mit seine Hände im Spiel hat. Ich bin nur der Chef von diesem Lager hier. Es ist eines von drei Infanterielager. Allerdings ist dieses das Lager direkt an der Spitze. Kommt von der Küstenregion an uns vorbei, läuft man geradewegs in das Orkgebiet. Die zwei anderen Lager befinden sich weiter hinten. An denen wirst du wahrscheinlich auch noch vorbei kommen. Und allgemein wird die ganze Schlucht noch von Bogenschützenstellungen in den Klippen bewacht. Ein gewaltsamer Durchbruch ist also nicht möglich. Wieso diese ganze Sache? Die Antwort wirst du in Vengard finden.“
Nigel starrte ihn fragend an.
„In der Stadt des Königs ist der Teufel los. Es heißt, er bereitet sich auf einen Krieg vor. In der ganzen Stadt und ihrer Umgebung werden Zwangsrekrutierungen gemacht. Wage dich also besser nicht zu nah an die Stadt. Wir Rebellen sind so zu sagen der Abfanggürtel für das menschliche Volk hier in den Bergen.“ Von dem südlichen und nördlichen Schutzwall der Rebellen zu erzählen, verzichtete Rethus zunächst. Nigel musste auch nicht alles wissen. „Mehr ist dazu nicht zu sagen. Nur dass es hier langweilig ohne Ende ist. Wir können logischerweise nicht angreifen. Wir sind zu wenige und haben nicht genug Waffen. Und die Orks sind anscheinend mehr mit Faring beschäftigt. Ich hoffe mal, dass Ulrich mir die Erlaubnis gibt, dass ich meine linke Hand Rubin an meine Position setzen kann, damit ich wieder etwas rumlaufen kann.“
Nun erreichte Nigel sein Essen.
„Jetzt erzähl du deine Geschichte.“
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Endlich mal wieder eine gare Mahlzeit. Nigel konnte sich kaum an das letzte Mal erinnern. Gierig schlang er es herunter. Währenddessen ging er im Kopf die Informationen durch, die er von Rethus bekommen hatte.
Sein Fazit war, dass er nicht mehr wusste, wo er war und was um ihn herum passierte. Und dieser Zustant machte ihm sehr zu schaffen.
» Hm, ist ja ganz schön was los hier. « resümierte der Landstreicher, nachdem er den letzten Bissen heruntergeschlungen hatte und sich seinem kühlen Bier widmete.
»Also gut. Meine Geschichte ist schnell erzählt. Ich habe vor einiger Zeit, vor Monaten schon, irgendwie mein Ziel aus den Augen verloren und bin durch die Gegend gestreift und zu wissen wohin. Schön war es nicht. Mehr als einmal bin ich dem Tod entkommen. Und mit dem Tod meine ich jetzt kein mutiges, spannendes Abenteuer mit Heldentod. Nein, ich wäre einige Male fast verreckt wie ein vergessener Straßenköter. Verhungert, erfroren, verdurstet, aufgefressen. Toll oder? «
Frustriert nahm der Landstreicher einen großen Schluck Bier.
» Du kannst dir sicher vorstellen, dass ich darauf keine Lust mehr habe. Keine Waffe, kein Gold, kein Fressen und weiß Innos wie lange kein Bier mehr.
Danke übrigens dafür. «
Es folgte noch ein großer Schluck, ehe er die leere Flasche abstellte,
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Kap Dun
„Wir wollen doch nicht etwa damit fahren?“
Rod deutete mit zittriger Hand auf das Schiff im Hafen, in seinem Gesicht stand ebenfalls Unglaube geschrieben. Bei ihm waren Iwein und Wenda, Uncle und dieser Damod oder so trainierten währenddessen oben am Leuchtturm.
„Ich meine, Vengard ist ja nicht weit weg“, fuhr er fort. „Dann könnten wir doch leicht…“
Irgendjemand, wahrscheinlich Iwein, gab ihm einen Klaps auf die Schulter und unterbrach ihn so. Anscheinend fand das der Paladin auch noch lustig.
„Jaja, ihr seid ja nicht mehrmals in Stürme geraten und von Piraten verfolgt worden. Und beinahe ertrunken bin ich auch noch, da hab ich genug von Wasser gehabt. Nur mit festen Boden unter den Füßen bin ich zufrieden!“
Die letzten Worte kamen irgendwie nicht so selbstbewusst rüber wie er es ursprünglich geplant hatte. Aber wenn es um Wasser ging bekam er seit seiner Rückkehr nach Vengard immer weiche Knie, warum konnte er sich selbst nicht erklären. Aber das er davor Angst hatte, so weit wollte er nicht gehen. Ein bisschen stolz hatte er auch noch.
„Ich merk schon“, gab er irgendwann entnervt von sich. Die anderen fanden das anscheinend sehr amüsant wie er sich sträubte. „Aber wehe die Küste kommt außer Sichtweite, dann spring ich höchstpersönlich von Bord und schwimm ans rettende Ufer!“
Hoffentlich würde man das nicht auf die Probe stellen.
Geändert von Rodeon (22.08.2010 um 22:20 Uhr)
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»Ha, komm schon Rod!«, rief Iwein übermütig und schritt grinsend auf die ausgelegte Planke zu. »Das willst du dir doch nicht entgehen lassen, oder? Wir alle gemeinsam laufen auf der guten alten Esmeralda in Vengard ein! Stell dir das nur mal vor! Wer kann uns da noch verurteilen wollen?«
Uncle hatte die Idee während dem Mittagessen geäußert, und sie gefiel Iwein außerordentlich gut: das war viel besser, als den ganzen Weg erneut zu Lande zurückzulegen. Er konnte die elende Küstenregion langsam nicht mehr sehen.
»Die gute alte Lady …«
Iwein ging an Bord. Dieses Schiff war ihm so wunderbar vertraut. Fast liebevoll strich er mit den Fingern über die Reling. Die Esmeralda war es gewesen, mit der sie vor Jahren von Jharkendar aus zum Festland übergesetzt hatten. Und noch immer tat sie treue Dienste in der königlichen Flotte.
»Der beste Weg mit seiner Angst umzugehen ist, ihr entgegenzutreten und ihr schallend ins Gesicht zu lachen! Na los, kommt an Bord! Lasst uns mal sehen, was hier noch alles so rumliegt!«
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Kap Dun
„Sieg?“ Uncle lachte herzlich und entgegnete vergnügt. „Ja, vielleicht hast du sogar Recht, aber bilde dir nichts drauf ein.“ Bei der nächsten Gelegenheit würde er Damrod eine Lektion erteilen. Eine von der Sorte, die unmissverständlich klar machte wer hier von wem lernte. Innerlich freute er sich sogar ein wenig darauf seinen vorbildlichen Schüler einmal scheitern zu sehen.
„Lass uns nach den anderen schauen. Wir sollten uns einigen wie wir den morgigen Tag gestalten.“ Er klopfte dem Nordmann auf die Schulter und deutete den Hang hinunter in Richtung der Schenke in der sie gestern Abend gastiert hatten. Eine Suppe würde er dort nicht noch einmal zu sich nehmen. Nur der Donnerbalken wusste warum.
Sie fanden die Paladine ganz in der Nähe der Taverne nah einer Klippe von der man einen guten Blick auf den Hafen und die Esmeralda hatte. Zumindest konnte man von dort aus unten im Schein einiger Fackeln noch die schmalen weißen Streifen der gerefften Segel und die Rüstungen der Männer und Wenda erkennen. Sie unterhielten sich direkt am Schiff unten am Hafen.
Nachdem sie hinuntergeeilt waren, schnappte der Lord gerade noch auf, wie Rodeon sich unter Protest zur Fahrt auf dem Schiff überreden ließ. Offenbar hatten die Erfahrungen seiner letzten Reise auf sein Gemüt durchgeschlagen.
„Keine Angst, die Esmeralda ist unsinkbar.“, versuchte Uncle leicht keuchend zu beruhigen, aber er erntete nur verwirrte Blicke. Er hätte vielleicht etwas langsamer aus dem Dorf herunterkommen sollen. „Naja, zumindest in den seichten Gewässern entlang der Küste müssen wir uns keine Sorgen machen.“ Im Augenwinkel nahm er wahr wie sie die Gesichtsfarbe seines Begleiters leicht veränderte. „Alles in Ordnung, Damrod?“
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2. Infanterielager
Das was ihn Nigel da erzählte, klang auch nicht gerade nach rosigen Nachrichten. Rethus wollte gar nicht erst weiter nachhaken. Das brachte sowieso nichts.
„Ich mache alles für einen Freund“, reagierte Rethus auf die Danksagung.
Dann verfiel er wieder in Überlegungen. Er wusste nicht so genau, was er jetzt noch sagen oder fragen konnte. Nigel wusste alles nötige, und Rethus wahrscheinlich auch. Stattdessen starrte er in das Feuer vor sich und dachte noch einmal an die allgemeine Order, die an alle Lager der Rebellen gerichtet worden war: Das Bewaffnen der Rebellen mit Bögen. Auch in ihr Infanterielager war bereits eine Ladung Bögen und Pfeile gekommen, nicht viele, aber genug um möglichst alle sorgfältig auszurüsten. Jetzt lag es an Rethus, eine Übungsmöglichkeit herzurichten. Im Lager konnten sie wohl schlecht trainieren. Denn es mussten tatsächlich alle Rebellen mit einem Bogen umgehen können; zwar nicht professionell aber Pfeil auflegen und abschießen musste auch trainiert werden. Drei Männer hatten sich zu Beginn bereits als Ausbilder für einen Crashkurs vorgestellt.
Der Glatzkopf hatte sich schon überlegt, das Plateau hinter dem Hügel zu nehmen, auf dem das Lager platziert worden war. Das Plateau lag ein Stück höher und würde somit das Lager nicht gefährden… genau, das war der Plan.
Bevor er jetzt wieder in seine Kommandantenrolle zurück fiel, richtete er stattdessen wieder seine Aufmerksamkeit auf Nigel:
„Kannst du mir wenigstens noch erzählen, wo du überall warst und wo du jetzt hin willst?“
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Hier und da fand das Mondlicht den Weg durch das Blätterdach und erhellte schwach den Waldboden. Für Tuln war dies kein Problem, aber Zorpad hatte Probleme mit überwiegenden Dunkelheit. Oft war er am stolpern und die angenehme Stille wurde nur durch das knacken der Äste unter seinen Schuhen durchbrochen, was der Waldläufer gelegentlich mit einem missbilligendem Blick quittierte. Während dies schon seit einiger Zeit so ging, fragte Tuln Zorpad plötzlich, ob er enttäuscht sei, dass es die Druide gar nicht gab.
"Nun es hat mich überrascht. Nicht mehr und nicht weniger. Dies war wie gesagt, nicht der Hauptgrund weshalb ich hierher gekommen bin." antwortete Zor.
"Was wolltest du eigentlich von ihnen ?"
"Ich bin der Meinung das schon einmal gesagt zu haben. Eigentlich wollte ich bei den Druiden in die... sagen wir mal Lehre gehen"
Still nickte Tuln und legte seine Stirn in Falten. Der Barbier versuchte einen weiteren Blick auf das Gesicht seines Gegenübers zu erhaschen, allerdings machte ihm die Tageszeit einen Strich durch die Rechnung. Wieder ins Schweigen verfallen trotteten die Beiden weiter nebeneinander her. Nach einer Weile hielt Tuln überraschend an und bedeutete Zorpad es ihm gleich zu tun.
"Zorpad, nun... es gibt da etwas was wir dir verschwiegen haben... und ich bin der, der es nun richtig stellen muss."
Der zukünftige Bruder des Waldes ahnte schon, dass es um die Druiden gehen würde. Zor hatte mit seinen Vermutungen doch richtig gelegen.
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