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Wer hatte denn bitte gesagt, dass hier irgendwas einfach sei? Sie schaute ihn ruhig an und legte ihre Worte zurecht. In diesem Streit würde sie nicht verlieren, weil sie einfach wütend alles Mögliche ausplauderte. Sie würde ihn nicht anschreien, nicht auf ihn einschlagen, sondern versuchen, einfach nur heil aus der Sache rauszukommen. Konnte sie ihm sagen, wer Ornlu war? Nein ... nicht vollständig zumindest, das war sicher. Wenn sie ihm erzählte, dass er ein Druide war ... nein, das konnte sie nicht tun. Um seiner und um ihrer selbst willen.
"Habe ich jemand gesagt, dass nach dieser Krise irgendwas einfach sei? Seit diesem Streit ist erst recht nichts mehr einfach. Ich konnte dir nicht sagen, wer er ist, weil ich nicht weiß, wie viel ich sagen darf, und das habe ich dir bei deiner Frage geantwortet. Du hättest auch im Lager nachfragen können, wer er ist, dort hätten sie vielleicht weniger Hemmungen gehabt."
Warum hatte er das nicht getan? Seltsam, aber gut, es war seine Sache. Wie weit durfte sie gehen? Es wäre doch nichts daran, wenn sie ihm den Namen nennen würde? Sie müsste nur aufpassen, wie sie das tat.
"Willst du noch immer wissen, mit wem ich da stritt? Sein Name ist Ornlu. Du kannst die Leute im Lager fragen, welche Position er hat, dass er bei den Bestattungen dabei war; ich weiß es selbst nicht. Ich weiß nur, dass es sinnlos ist, mit ihm zu streiten."
Sinnlos? Herrje, das war Wahnsinn von höchster Güte gewesen! Sie musste sich nun ein wenig mehr zusammenreißen in dem, was sie sagte. Beinahe hätte sie "Meister Ornlu" statt "Ornlu" gesagt, und das hätte nur komische Fragen ergeben. Wie sollte sie ihm die Sache mit dem Dorf erklären? Es war schon solange her, dass Meister Porgan davon erzählt hatte, da hatte Oparilames sie begleitet.
"Was den unvollendeten Satz angeht ... ich habe laut gedacht. Hätte vermutlich bei jedem anderen auch den Satz nicht zuende gesprochen. Hat nichts zu bedeuten."
Ja, er hatte Recht. Sie verheimlichte ihm etwas. Und bisher war es ihr noch nie so schwergefallen, jemandem die Magie der Druiden zu verheimlichen. Woran lag das? Vielleicht konnte sie ihn einweihen. Oberflächlich. In die Tatsache, dass es ihr wirklich verboten war und mehr nicht.
"Du hast Recht, ich verheimliche etwas. Du solltest wissen ... ich darf wirklich nicht darüber sprechen. Wenn ich es doch täte ... der Streit mit ihm wäre vielleicht so etwas wie ein kleiner Vorgeschmack dessen, was mich erwartet, wenn ich es doch tue. Einmal habe ich mich schon verplaudert, und ich konnte es glücklicherweise noch auf einen Fiebertraum schieben, aber ich will nicht noch mehr in Ungnade fallen. Frag bitte nicht nach."
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Mit gezogenem Schwert drang Jarvo langsam in das Sippenkriegerhaus ein, seine Waffe eher wie ein Beil benutzend und den Blick stets nach vorne gerichtet, wo bei so manch grünem Zweig noch ein leichtes Zucken zu verzeichnen war. Er erwartete ein unglaubliches Chaos und Verwüstung, sah jedoch mehr von der Natur und weniger von dem Mobiliar als ihm lieb war.
„Durchsucht alles und gebt auf die Umgebung Acht. Laut den Druiden können wir uns noch nicht sicher sein, dass die Eiche auch wirklich ihre Tätigkeit gestoppt hat. Lordan, du gehst in den Keller und schaust, ob von den armen Menschen, die hier vorher eingesperrt waren, noch eine Spur zu finden ist. Kyno und Gonzo, ihr seht euch um, was ihr aus dem Waffenarsenal noch retten könnt. Der Rest verstreut sich.“
Die Männer gingen auseinander, befreiten Durchgänge von der Überwucherung und legten den Weg in den Keller und die übrigen Räume frei. In Holzfällermanier gingen sie voran und hackten sich den Weg frei. Zerdrückte Körper und andere Unannehmlichkeiten blieben ihnen erspart und ebenfalls die Natur schien sich an den alten Besetzern dieses Hauses nicht zu stören. In dem kleinen Nebenraum, in dem die große Kiste mit den Karten, Lageplänen und Personenverzeichnissen gelagert war, zückte Jarvo den Schlüssel und entfernte das Schloss. Mit Kraft versuchte er den schweren Deckel nach oben zu stemmen, scheiterte jedoch an zig hundert kleinen Fäden und Ästchen, die sich an den Seiten herunter spannten und die Kiste beinahe mit der Umgebung verwachsen ließen. Mit der Klinge fuhr er die Seiten entlang und durchtrennte den gröbsten Unrat.
„Wer sagt es denn“, sprach er, als er den großen Beutel mit den Pergamenten vollstopfte und den Deckel wieder zuschlug. In dem Hauptraum trugen die Wächter und Waldläufer Schwerter, Speere und Bögen zusammen, wickelten sie in große Decken und schafften sie nach draußen, wo sie alles Verwendenswerte auf einem großen Haufen versammelten. Ein paar Menschen, jene die ihren Weg in die Stadt schon zurückgefunden hatten, lugten verstohlen hinter Ecken und Holzstapeln durch und hielten sich im Hintergrund. Es war deutlich zu spüren, dass sie die „Eindringlinge“ nicht willkommen hießen.
„Der Keller ist leer, keine Menschenseele. Ich denke sie sind alle sicher entkommen. Sollen sie doch, dann sind sie nicht mehr unsere Sorge.“ Lordan packte eine Handvoll Schwerter und band sie zusammen.
„Es ist schon beinahe ironisch, dass die Diebesbande, oder was auch immer sie waren, uns nun so herzlich wenig Interessiert. Was einst unsere größte Sorge war, wurde durch etwas viel Immenseres abgelöst. Aber du hast recht, sollen sie doch ihren eigenen Weg finden.“
In der Ferne winkte ihm Mertens zu. Er hatte ihm versprochen, Jarvo die Reste der Hütte vor Auge zu führen, um ihm zu zeigen, dass nicht viel zu retten war. Schmerzhaft führte sich der Barde die Vorstellung vor Augen, dass die Laute, die seine Mutter ihm damals schenkte, nun zerstört sei. Er müsste es selber sehen.
Wie sein Freund und Mentor es angedeutet hatte, stand es um die Hütte nicht gut. Das Dach war eingedrückt, die Tür aus den Angeln gehoben und selbst von innen sprossen Ranken aus den Fenstern. Das Musikinstrument, welches zu groß für die beschützende Truhe gewesen war, lag zerquetscht und vergewaltigt auf dem Boden. Nur der Inhalt der Truhe war unverletzt, sodass Jarvo das restliche Gold und den dicken Mantel, den Grindir ihm einst schenkte, an sich nahm. Das Beil von Ryu steckte er in eine Gürtelschlaufe, nur für den blau-grünen Pfannenwender von Scatty fand er in diesem Moment keine Verwendung. Wehleidig blickt er auch auf sein altes, schartiges Schwert. Es würde niemandem mehr nützen und zu viele Erinnerung steckten in ihm, als dass er es jemandem vermachen wollte.
„Hast du deine Sachen, Mertens?“
„Das wenige was zu retten war, ja. Lass uns zu den anderen zurückkehren.“
Geändert von Jarvo (13.07.2010 um 01:10 Uhr)
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Gemeinsam betrat man Suzurans Hütte, um die wichtigsten Habseligkeiten einzupacken.
Eigentlich unverändert lagen die Räume vor Ihnen. Eine kleine Schüssel mit Resten erinnerte daran, dass man hier noch vor wenigen Tagen gelebt und Ornlu seinen Dreck wie immer nicht weggeputzt hatte.
Keine Plünderungen, nichts, alles stand am richtigen Fleck. Lediglich Blumen, die zwischen den Dielen hervorlächelten und ein wenig Grünzeug, das sich durch die Ritzen an den Wänden zwängte, machten klar, dass sich die magische Energie der Eiche auch bis hierher ausgebreitet hatte.
Selbst Ornlus hölzerne Truhe erschien, wie einen Moment zum Leben erweckt, seltsam verformt. In der Ecke hatte sich der Druide niedergelassen, wo er auch sogleich begann seine Habseligkeiten entweder einzupacken oder als aussortiert in die Ecke zu werfen. Einen Moment beobachtete Suz den Kerl mit dem sie an einigen Tagen fast wie ein Paar zusammengelebt hatte.
Ein wahrer Messie schien dieser Druide zu sein und sie selbst konnte sich nur an den Kopf fassen, als sich Essenreste langsam in der Ecke stapelten, da eine Bananenschale flog oder hier ein Höschen, zusammen mit einer erschlafften Gummipuppe unter alter Kleidung vergraben wurde.
Als er schließlich die Druidensammelkarten von vor fünfzig Jahren auspackte, war es Zeit sich seinem eigenen Eigentum zuzuwenden.
Die Habseligkeiten, die eigentlich keine waren oder deren Existenz sie vergessen hatte. Verborgene Schätze vielleicht in den Schränken oder unter dem Bett? Die wichtigsten Dinge waren schnell auf dem Tisch der kleinen Stube gelagert. Ihre alten Schuhe, die durch die Stiefel Vryce´ ersetzt worden waren, einige wenige Klamotten, ein kleiner Kamm, Lederbänder mit denen man die Haare zusammenknoten konnte und eine hölzerne Schüssel mit passendem Besteck.
Nicht mehr und nicht weniger. Das vielleicht wirklich Wertvolle hatte sie unter einem der Dielenbretter versteckt. So schnell, wie sie dann den prachtvollen Schmuck hervorgeholt hatte, so schnell wanderte er dann zurück in einen kleinen Beutel, den sie in den Boden ihres Köchers stopfte.
„Ich bin fertig…und du?“, schrie sie dann fast und blickte Ornlu sichtlich Stolz darüber, dass sie diesmal so wenig eingepackt hatte, über die Schulter, wo der seinen Sack schon reichlich befüllt hatte.
"Meinen Umhang habe ich, den Bogen, Köcher und dieser kleine Haufen auf dem Tisch..."
Ja der kleine Haufen auf dem Tisch..was man hier allerdings verschwiegen hatte, waren wenige Minuten in denen sich Küchengerät mit Topf und Schüssel zu einem fröhlichen Haufen zusammengebaut hatten...so ganz von alleine.
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Na das war einmal ein Geständniss! Zwar war hatte sie immer noch nicht viel Genaues verraten, aber er war zufrieden. Und Ornlu war also sein Name. Er würde nicht viel damit anfangen können, aber immerhin kam er sich jetzt nicht mehr ganz so unwissend vor.
"Ich danke dir für deine... Offenheit."
Es waren zwar nicht viele Details, die sie ihm verraten hatte, aber es schien weitaus ehrlicher zu sein als wie sie zuvor gesprochen hatte.
"Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass meine Neugierde vollständig gesättigt ist, aber ich werde mich damit abfinden, dass du ein Gehemniss hast."
Bartimäus würde ihr den Gefallen tun und nicht weiter fragen, auch weil er einsah, dass es keinen Sinn hatte. Er hatte aus ihr herausbekommen, so viel wie momentan möglich war. Er konnte nicht wirklich bestimmen warum, aber die Tatsache, dass sie zugeben hatte es zu verheimlich bedeutete ihm viel. Er überlegte das zu sagen, entschied sich aber dagegen. Er wollte nicht zu viel Dankbarkeit zeigen, immerhin hätte er nichts dagegen noch mehr zu erfahren. Doch der einzige Weg das zu erlangen, wäre wohl Geduld zu haben - viel Geduld, so wie es aussah. Aber dagegen hatte er nichts.
Er erinnerte sich an ihre Frage, die sie gestellt hatte bevor er ihr vorgeworfen hatte, etwas zu verheimlichen.
"Weil du vorhin gefragt hattest, was ich anders gemacht hätte: Um ehrlich zu sein, habe ich nicht viel gemacht und ich habe manchmal Schuldgefühle deswegen. Ich bin nur in einer Hütte - zuerst in Silden und dann im Wald - gesessen und habe gewartet. Was ich daran ändern würde, wäre, dass schon in den Wald flüchten würde, bevor mich Nero beißen würde."
Eigentlich würde es nicht Sinn machen würde, etwas so zu ändern, dass er jetzt keine Schuldgefühle haben musste.
"Aber wegen meinen Schuldgefühlen... ich glaube, dagegen hätte ich nichts tun können. Hätte ich den Kranken geholfen, wäre ich im Ende vielleicht sogar verbrannt worden und gegen die Häscher hätte ich nicht kämpfen könne, weil mir die nötigen Kampfkünste fehlen. Und was ist mit dir? Abgesehn davon, dass du den Streit mit Ornlu vermieden hättest."
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"Ja." Bitter lachte sie auf. "Ich hätte den Streit vermieden. Oder ich hätte ihn anders gehalten, weniger ... enttarnend. Im Nachhinein hätte man gern vieles anders gemacht ..."
Nun eher nachdenklich als verbittert endete sie den Satz und grübelte. Was hätte sie anders gemacht während der Pest? Was hatte sie getan? Sie hatte den Kranken von Anfang an geholfen, sie hatte Phobias Rat in den Wind geschlagen, mit Silelen und Lina zu tun gehabt. Dann war sie in diese Palisaden eingeschlossen worden und hatte Tag und Nacht nur noch gewacht, um den Kranken zu helfen. Bis sie erkrankt war.
"Ich schätze ... ich würde nichts anders machen, was ich während der Krise getan habe. Ich habe den Kranken geholfen. Dass ich schließlich selbst krank wurde, war das Risiko, das ich eingegangen bin, und ich habe verloren. Ich erinnere mich noch, wie dieser weißblonde Barbier die Pest feststellte ... es gingen im Lazarett Gerüchte um, er habe die Pest gebracht, weil er vorher von Meisterin Vivin rausgeworfen worden war, weil er geraucht hatte. Dann hat er mich auf einer der Pritschen liegen sehen und die Beulen gefunden, nachdem er alle Helfer verscheucht hatte. Und als er dann abgehauen ist, ein Heilmittel zu suchen, dachten noch alle, er habe mir die Pest angehext. Ich wollte ihn warnen ... aber er war zu schnell weg. Wer weiß, wo er steckt, und ob er noch sucht ..."
Ja, das war schon recht verrückt gewesen. Der Mann war verrückt gewesen. Hatte nicht mitansehen können, wie sie Wachlappen gewaschen hatte und sie weggeschubst. Komischer Kerl. Wo er steckte? Verträumt sah sie zu einem Busch und erkannte ein paar Glühwürmchen. Sie wusste, sie durfte ihm nicht von Magie erzählen, aber vielleicht durfte sie einen gar zu kleinen Hinweis geben? Ihm war bestimmt längst aufgefallen, dass ihr Haar sich zu Wind außerhalb von Zeit und Raum bewegte.
"Sieh mal ... sind die Glühwürmchen nicht ein wenig mystisch, wenn man es so sagen mag? Wie sie dort über dem Busch fliegen ..."
Er schaute hin und sie nutzte es weidlich aus. Ihre Magie war wach, seit jener Aufgabe mit dem magischen Muskelkater hielt sie die Magie fast beständig wach. Sie schloss die Augen und sah, als sie sich konzentrierte, die Ranken ihrer Kräfte vor sich. Sie sammelte sich und hob die Hand, als wollte sie, dass jemand etwas hineinlegte. Dann lenkte sie die Magie, sie lenkte sie in ihre Hand und danach hinaus. Kälte durchzog ihren Körper, schien ihren Körper mit der Magie zu verlassen, teilweise. Das war der Preis, erinnerte sie sich und konzentrierte sich wieder. Die Magie schickte sie zu den Glühwürmchen, wo sie einen Ball formte, klein, so klein wie möglich. Das Bällchen musste stabil sein, und kräftig, trotzdem. Als sie meinte, das erreicht zu haben, speiste sie es mit mehr und mehr ihrer Magie, bis es leuchtete, und währenddessen erinnerte sie sich an Akzeptanz, an die Grüne Krähe, an das Waldvolk vor der Krise. Es leuchtete. Nun ließ sie die Hand sinken und öffnete die Augen. Ein kleines grünes Bällchen, ein ganz kleines Bisschen kleiner als die Glühwürmchen, schwebte über dem Busch. Sie ließ es Achten und kleine Kreise fliegen, damit es nicht auffällig wurde, und änderte den Grünton ein wenig, damit es nicht so sehr auffiel. Als Wind sie im Gesicht kitzelte, lachte sie.
"Manche Glühwürmchen sind einzigartig ... ich frage mich, ob es mehrere solcher grün leuchtender gibt ... gesehen habe ich noch keine. Und du? Du musst doch zugeben, ungewöhnlich ist es allemal ... aber nach der Bildung des Hains der Heiligen Eiche frage ich mich kaum noch, ob soetwas wirklich möglich ist, es ist anscheinend. Alles ist irgendwie."
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Geifer tropfte aus dem Mund des Schattens. Wie zum Zerreißen spannte sich ein schriller Ton als sei er der letzte. Die Augen verkrampft geschlossen fühlte Lina die Präsenz des Schattens nun noch deutlicher. Sie fühlte, dass ihm etwas Magisches anhaftete, das roh durch seinen Körper floss. Sie fühlte die erkundenden Bewegungen des schweren Leibes auf sich. Lina wand sich nicht. Gar nichts machte sie. Nur still, regungslos ließ sie den Schatten gewähren. Schwärze spielte ihr einsame Bilder vor die Augen. Die riss sie jetzt auf und brach dem Schatten seinen finsteren hellgelben Blick, der in sie eindrang wie der Fisch ins Wasser. Einige Momente verharrten der Schatten und Lina so. Beinahe friedlich musste der Anblick wirken. Doch Lina bekam Angst. Ihre Magie stürzte wie ein Wasserfall durch ihre Augen auf den Schatten hernieder, im Versuch seinen Geist zu bezwingen. Das gefiel ihm nicht. Er biss zu! Nein!, brüllte Linas Geist. Sie hielt die schwachen Arme schützend vor sich, in voller Erwartung, sogleich dem Zorn Beliars gegenüber zu stehen. Aber so kam es nicht. Stattdessen erkannte sie durch ihre Finger immer deutlicher die Umrisse eines Wolfes in dem Schatten. Jetzt war er gar nicht mehr so dunkel. Seine Augen leuchteten nicht mehr. Er stand ganz still, weit das Maul aufgerissen und bereit, Lina auszuhauchen. „Ich hab doch gesagt: Geh nicht in den Wald!“, erklang die tadelnde, nur allzu bekannte hohe Stimme von… überallher. Gleich darauf folgte hüpfend das Eichhörnchen in das Blickfeld der Liegenden. Und alle Angst war von ihr, als sie das Gesicht des Waldbewohners erblickte. „Wir hätten das nicht erwartet!“ Wie ein riesiges Echo klang die Stimme. Lina lauschte ihrem Klang wie vormals der nun völlig verstummten Musik. Die Zeit schien aufgehoben, oder wenigstens unendlich gedehnt. Umsehende Blicke erkannten die allgemeine Regungslosigkeit. Bäume, Büsche, der Waldboden - alles stand still. Lina verwunderte diese Erkenntnis, dachte sie doch immer, im Wald bewegten sich nur die Tiere. Es musste anders sein. Ja, nichts bewegte sich mehr. Auch Lina selbst fühlte sich regungslos. Ebenso ihr Inneres. Wenn sie auf ihr Herz horchte, nichts. Und ihre Gedanken, nichts. Nicht einmal ihre Magie floss mehr, sondern sammelte sich nur an einem unbekannten Punkt. Ob äußerlich oder innerlich, wusste sie nicht zu identifizieren. Nur einer hörte Lina. Das feine Rieseln des Sandes. Ein schneller Blick bestätigte die weitere Aktivität der Sanduhr. Ein Schaudern fuhr ihr über den Rücken, als gleich darauf ihre Augen in die schwarzen Pupillen des Eichhörnchens sahen, das gebieterisch im Schatten der riesigen Bäume thronte. „Dass du es hierher schaffen würdest…“ Es sah sich um, schien Zustimmung zu suchen. Resignierend gab das Tierchen irgendwem nach. „Erkenne die Prüfung, die dir hiermit auferlegt ist, an! Du bist gebrochen mit dem Tode! Nun nimm das Leben an oder kehre dorthin zurück, von wo du nie zurückkehren wirst! Dies ist die Schöpfung des Gleichgewichtigen! Fühle dein Herz!“, endete die Stimme in einem endlosen Widerhall. In Lina erwachte ein neuer Puls. Einige Schläge genoss die junge Frau das neue Gefühl, bis sie merkte, wie alles in ihr wieder zu fließen begann. Magie erwachte langsam, wurde immer schneller. Sie füllte die Magierin vollkommen aus und verdrängte alle Leere aus Körper und Geist und sie hüllte die Magierin in ein sanftes, unsichtbares Tuch. Es kribbelte auf ihrer Haut. - Und sie bemerkte, wie um sie herum aus ihr heraus sich alles wieder zu bewegen begann. Der Fluss setzte sich fort. Alles fließt, schoss ihr durch den Kopf und zugleich die Gewissheit, dass gleich dieser Wolf ihr Leben aushauchen sollte. Untätig blickte sie wieder auf die blitzenden Zähne, in die Furcht erregenden Augen des Schattens. Ein pling und das Maul schoss auf sie zu. In einem erschütternden Gebrüll schlossen sich die Zähne um Linas Gesicht. In diesem Moment dachte sie an den Gleichgewichtigen. Sie fühlte, was das bedeutete. Und, indem das Maul zubeißen wollte, verschwand der Schatten in einem hellen Lichtblitz und einem Getöse, das schrie:
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Bartimäus war überrascht wie sie auf einmal begonnen hatte von Glühwürmchen zu reden. Aber es gefiel ihm. Es lockerte die ganze Stimmung etwas auf. Tatsächlich hatte er sich noch nicht oft die Zeit genommen, die natur so genau zu beobachten um Glühwürmchen zu finden. Wie er jetzt erkannte, war das ein Fehler. Er beobachtete die Glühwürmchen wie sie um den Busch flogen. Plötzlich fiel ihm etwas eigenartiges auf. Eines der Wesen war auf einmal entstanden. Es stand ganz still und Bartimäus war sich sicher, dass es nicht dorthin geflogen war, sondern, dass es mehr oder weniger an dem Ort "enstanden" war. Fragend blickte er zu Cécilia. Sie blickte, aber nur auf die Glühwürmchen und schien ziemlich konzentriert. Eigenartigerweise schienen ihre Haare sich im Wind zu bewegen, aber soweit er es spüren konnte wehte kein Wind. Ganz im Gegenteil war es trotz der späten Stunde noch zeimlich heiß und windstill. Verwirrt blickte Bartimäus wieder zu den Glühwürmchen. Es gelang ihm gerade noch zu sehen, wie das mysteriöse Glühwürmchen auf einmal begann sich zu bewegen und schließlich sogar die Farbe änderte.
"Manche Glühwürmchen sind einzigartig ... ich frage mich, ob es mehrere solcher grün leuchtender gibt ... gesehen habe ich noch keine. Und du?"
Jetzt begann sie auch noch davon zu reden und bestätigte seinen Verdacht, dass dieses Glühwürmchen einzigartig war. Jetzt war er sich sicher: Dieses Wesen war mystisch und er hatte den starken Verdacht, dass es etwas mit Cécilias Geheimniss zu tun hatte. Er dachte an ihre Worte: "ich darf wirklich nicht darüber sprechen". Anscheind war es wahr und auf diese Art gab sie ihm einen kleinen Einblick, den niemand beweisen konnte.
Dieser Gedanke erfüllte ihn mit Freude. So saßen sie noch eine Weile da, bis die Glühwürmchen woanders hingeflogen waren und das mysteriöse verschwunden war. Damit war auch der Wind um Cécilias Haare verschwunden. Vielleicht hatte die Sache mit ihren Haaren aber auch eine andere Ursache, wer konnte das schon wissen.
"Du hast Recht! Es sind mysteriöse Wesen!" sagte er und nach einer Weile erkannte er wie müde er schon war und fügte hinzu: "Mir fällt es jetzt auf, wie müde ich eigentlich bin. Wir sollten uns schlafen legen um Kräfte zu sammeln. Morgen gehen wir ja wahrscheinlich weiter."
Also legten sie sich hin, sich zuzudecken war heute nicht notwendig, weil es warm genung war. Noch bevor er eingeschlafen war, flüsterte Bartimäus noch "Danke!". Er wusste nicht, ob Cécilia schon schlief, ob sie es hören konnte oder ob sie wusste worauf es bezogen war. Dann schlief er ein und merkte gerade noch wie sich Nero sich ganz dicht neben ihn legte.
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"Beria mhh. Hast du das vorhergesehen?", fragte Corax und warf Galatea einen abschätzenden Blick zu. Die Druidin lächelte verschlagen. "Was vorhergesehen? Die Möglichkeit dorthin zu gehen oder das Arakos trotz oder wegen meiner Worte so reagieren würde?"
"Beides." Ihr lächeln wurde ein wenig breiter.
"Ersteres... vielleicht. Ich wusste nicht das Beria zerstört wurde, doch nachdem ich davon erfuhr... es bot sich an. Zweiteres ja und nein. Ich kenne Arakos nicht wirklich, daher konnte ich keine allzu genaue Vorraussage machen, doch war seine Entscheidung für mich nicht unerwartet. Doch hätte er nicht so entschieden wäre er auch keinesfalls ein geeigneter Anführer für das Waldvolk."
"Und er hätte dann auch nicht diesen Posten ausfüllen können wegen seines Eides. Wie vorrausschauend Galatea. Also war das alles wirklich nur ein Test?"
Ein letztes mal wurde das Lächeln breiter bevor er nach einem mysteriösem "Vielleicht." verschwand. Das sich Galatea nie wirklich ganz in die Karten schauen lies war für ihn jedoch nichts neues. Dennoch kam er nicht umher ihre Vorraussicht zu bewundern. Sie hatte ziemlich emotional gewirkt als sie zu Arakos sprach, dennoch hatte sie sich scheinbar ihre Worte mehr als nur gut überlegt. Nun das war nunmal Galatea, man durfte ihr gegenüber wirklich nie die Deckung fallen lassen.
"Scheiße.", fluchte jemand weiter vorne. "Zurück an die Arbeit.", murmelte Corax und drängte sich mit Galatea, welche die Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte, nach vorne. Ihr Plan sich nicht allzusehr einzumischen ging relativ gut auf, nur die Druiden kannten ihre Namen, nur die Anführer wussten das sie eine Druidin war und vom Rest kannten die meisten nichtmal ihr Gesicht. Corax sah warum der Mann weiter vorne, Geta um den Novizen beim Namen zu nennen, geflucht hatte. Der Eingang zu den Kavernen war von einer riesigen Wurzel versperrt. Corax biss sich auf die Unterlippe und besah sich die Sache näher. Schließlich legte er eine Hand auf die Wurzel. "Sie kommt direkt von der Eiche.", murmelte er Galatea erstaunt zu. "Ich weiß, es gibt keinen Weg jetzt von hier hinein zu gelangen. Es gibt allerdings für Druiden noch einen anderen Weg, er führt von..."
"Ich weiß, Faun zeigte ihn mir.", unterbrach er sie und schüttelte den Kopf um den anderen zu signalisieren das sie hier nicht weiter kämen.
"Kennen die anderen Kücken den Pfad?", fragte sie schließlich leise als sie sich wieder entfernten.
"Nicht das ich wüsste."
"Interessant." Wieder erkannte Corax unter ihrer Kapuze das hinterlistige Lächeln.
"Welchen Nutzen willst du daraus ziehen?", fragte er Galatea und sie zuckte mit den Schultern.
"Vorerst keinen, doch wer weiß es ist immer gut einen Vorteil gegenüber anderen zu haben, nicht wahr? In den Kavernen schlummern viele Geheimnisse." Einen Augenblick überlegte Corax ob sie schlummern wörtlich meinte... wahrscheinlich tat sie das teilweise wirklich.
"Wie dem auch sei.", sagte er schließlich, "Es ist vorerst nichts zum überleben relevantes in den Kavernen, wir werden sie vorerst so belassen. Vor Samhain werde ich aber wohl auf dem Pfad wandeln und die Blüte bergen müssen... wenn ich nur wüsste wie die Tür aufging. Faun war der einzige und selbst wenn es jemand anderen gab der um das Geheimnis wusste, Durnir und Garaia können wir nicht fragen. Nunja vielleicht weiß Runak eine Lösung. Solange du nicht die Blüte klaust soll es mir jedenfalls egal sein was und warum du es in den Kavernen treibst." Auf diese Aussage hin kicherte sie. Corax fühlte den lauernden Blick der Druidin. Obwohl ihre Augen nicht schwarz wurden, so konnte er doch das raubtierhafte spüren - und wie sich der Fürst in ihm regte daraufhin. Ein breites Lächeln lag wieder auf ihren Zügen. Es wirkte nicht hinterlistig, doch auch kein bisschen freundlich. "Oh traust du mir so wenig zu, Bruderherz?", fragte sie kühl und ironisch, "Du musst gar nicht Runak fragen, ich kann dir die Antwort genauso geben. Doch das heisst nicht das du an die Blüte herran kommst. Die Tür sucht sich diejenigen die sie öffnen können selbst aus. Vielleicht wirst du es mit etwas Geduld schaffen sie zu überzeugen, vielleicht nicht. Das wirst du sehen müssen wenn die Zeit reif ist. Und die Blüte stehlen... ahja ein schöner Gedanke, aber einer auf den wohl fast nur ein Kücken gekommen sein kann. Doch ich stehle nicht wie Nesgeth aus der Lust am klauen und ich habe keinen Nutzen für die Blüte. Sie ist ein mächtiges Artefakt, doch gerade das macht sie so nutzlos. Du solltest die Blüte nicht unterschätzen. Nichteinmal ich bin völlig im Bilde was sie ist, auch wenn ich eine sehr gute Vorstellung habe. Doch absolut sicher wissen es wohl nur Runak und seine Geschwister. Doch soviel sei gesagt. Genau wie die Tür entscheidet wen sie einlässt, entscheidet die Blüte selbst wem sie ihre Kraft leiht und wofür. Deswegen wäre es eine dumme Idee sie zu stehlen um sie für die eigene Agenda zu verwenden. Es würde nach hinten losgehen."
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Vernichtung. Sie hatte in Silden Einzug genommen. Die Häuser verbrannt. Büsche und Bäume getötet. Ein ganzes Volk verscheucht.
Alon schaute fassungslos auf die Häuserruinen, die sich neben dem verkohlten Weg reihten. Mit Mühe waren diese Häuser einsst erbaut worden, und innert weniger Stunden wieder zunichte gemacht. War dies die Zukunft der Menschen, die Beliar nicht verehrten? Tod. Leid. Verderben. Nein, das konnte nicht sein! Es durfte nicht sein! Aber was brachten ihnen diese Gedanken, Gedanken der Abscheu dem dunklen Gott gegenüber? Nichts! Adanos und Innos mussten helfen.
Er versuchte, die düsteren Gedanken beiseite zu legen, um sich auf mögliche Fundorte von Verbandszeugs zu konzentrieren.
Er schaute in den Trümmern nach, fand aber nichts ausser verkohltem Holz und verschlossenen Eisentruhen, die das Feuer überlebt hatten oder vergessen worden waren. Einmal jedoch war eine Schatulle aufgebrochen, wahrscheinlich ist sie von irgendwoher runtergefallen. Darin fand er allerlei Kram, gepresste Blütenblätter, eine Holzpuppe und Nägel. Zuunterst fand er auch noch einen silbernen Ring mit einem roten Stein in der Mitte. Er steckte ihn ein und ging weiter.
Dann, nach langer Zeit, wurde er doch fündig. Ein Kistchen, das er aufgebrochen hatte, hatte fünf Rollen weissen Verbands vor den Flammen bewahrt. Mit seinen Funden trat er den Weg zurück zu Bartimäus und Cécilia an.
Schneller als er dachte fand er sie dann auch, allerdings schliefen sie schon.
"Ich such mir immer den besten Zeitpunkt aus, die beiden zu finden!", spasste er mit sich selbst. Alon beschloss, sich ebenfalls hinzulegen, denn er war müde. Sehr müde.
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Am nächsten Morgen erwachte Alon als Erster, es ging aber nicht lange, bis Cécilia auch wach wurde.
"Komm mit, ich habe hier Verbandszeugs. Ich will ihn nicht wecken." Er deutete auf den leicht schnarchenden Bartimäus.
Cécilia folgte ihm wortlos ein Stück in den Wald hinein. Danach versorgte er ihre grössten Wunden, und wieder merkte er, wie unangenehm ihr die Nähe eines beinahe Fremden war. Als sie aufstehen wollte, hielt er sie jedoch zurück.
"Warte noch. Ich habe hier ein kleines Bestechungsmittel gefunden." Er schnitt eine Grimasse und holte den Ring hervor. Cécilias Mimik blieb noch etwas unschlüssig.
Wenn ich ihn dir gebe, darf ich dann etwas über dich erfahren? Immerhin werden wir vorraussichtlich noch eine Weile zusammen weiterziehen." Alon lächelte immer noch, und auch Cécilia schien zu begreifen.
"Also, nimmst du das Angebot an?"
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Gegen Mittag wachte er im Schatten eines Baumes auf. Sein Mund brannte, immernoch.
Gestern Abend hatte er sich von Maknir breitschlagen lassen seine neue Suppe zu probieren. Es war ein schwerwiegender Fehler gewesen.
Anstatt die Rezeptur seiner Suppe zu ändern um sie schmackhafter zu machen nutzte dieser Sadist einfach immer schärfere Gewürze, Kräuter und anderes Zeug, was nur von Beliar selber stammen konnte.
Die vorherrschende Hitze machte die ganze Sache noch schlimmer.
Im Stillen verfluchte er Maknir, während er aus dem schützenden Schatten des Baumes heraustrat und sich der unbarmherzigen Sonne stellte.
Er wurde zuerst geblendet, doch als sich seine Augen an die Lichtverhältnisse angepasst hatten entdeckte er, dass das Lager abgebaut wurde.
Zwar stand die provisorische Essensausgabe mit Theke noch, aber rundherum sah er wie die Überlebenden die Zelte abbaute oder in kleinen Grüppchen richtung Silden marschierte.
Silden... Schoss es ihm durch den Kopf.
Er hatte den Untergang Sildens nicht miterlebt, da er schon relativ früh im Wald niedergeschlagen und ausgeraubt wurde.
"Verdammtes Pack..." Für ein paar Stängel Sumpfkraut wurde er niedergeschlagen. Glücklicherweise hatte er seine Laute an jenen Tag in der Krähe gelassen.
Ob die Krähe noch stand? Lebte Aidar noch? War seine Laute noch da?
Er musste es herausfinden und so schloss er sich einen Grüppchen an.
Eine Viertelstunde später erreichten sie Silden oder besser gesagt das, was von Silden übrig war.
Ein groteskes Bild der Zerstörung bot sich ihm.
Ruinen von abgebrannten Häusern, zerstörte Gebäude und gleichzeitig schien es so, als wenn die Stadt mitten im Wald stehen würde.
Bäume wuchsen aus Häusern heraus, ehemals gepflegte (Dach-) Gärten waren verwuchert.
Der Boden war einer Rasenfläche gewichen, die mit Laub und Asche bedeckt war.
Eine beklemmende Atmosphäre herrschte in Silden. Das geschäftige Treiben, die schnatternden Waschweiber, Trunkenbolde, streitende Händler, all das, was Silden ausmachte war verschwunden.
Stattdessen rauschten die Blätter im Wind, man hört es rascheln und knarzen.
Auf seinem Weg begegnete er ab und an ein paar Menschen, die ihn misstrauisch anschauten.
Hielten sie ihn für einen Plünderer, oder waren es selber Plünderer? er wusste es nicht, spürte aber die Bedrohung.
Er spannte die Muskeln in seinem Körper an, den Kampfstab fest umschlossen. Zwar wusste er nicht, wie man richtig mit dem Stab kämpft, aber um Angreifern eins auf`s Maul zu geben würde es reichen.
Doch nichts passierte und er erreichte die Krähe.
Wie ein Wunder war die Krähe weder vom Feuer verschlungen worden, noch schwerwiegend beschädigt. Lediglich ein paar Löcher, gesplitterte Balken, Balken die ein Eigenleben entwickelt haben, gesplitterte Fenster und ein paar schwarze Stellen, die von versuchter Brandstiftung zeugten.
Freudig wollte er die Tür öffnen, doch sie war versperrt.
"Wer da?" Erklang eine gereizte Stimme hinter der Tür.
"Ein Freund...und Kunde" Antwortete er.
"Verarsch micht nicht!" Giftete die Person zurück.
"Ich verarsch dich nicht! Ist Aidar zu sprechen, er kennt mich..." Gab er harsch zurück.
"Aidar, Aidar...alle wollen zu ihm...alle kennen ihn..." Spottete die Person.
Isothien seufzte. "Ich habe hier gearbeitet, jetzt mach schon die Tür auf oder hol Aidar..."
"Jaja..." Wurde er verhöhnt.
"Ist da wer an der Tür oder führst du wieder Selbstgespräche?" Erklang eine zweite, diesmal vertraute Stimme hinter der Tür.
"Aidar, sag dem Idioten er soll die Tür aufmachen." Rief er.
"Sollte ich?" Erwiederte Aidar.
"Ja solltest du! Ich bin`s Isothien...der Kerl, der bei dir gearbeitet hat" Langsam ging ihn dieses Spielchen auf den Senkel.
"Bei mir habe viele gea...ah...du bist es. Ich dachte du wärst in dem Chaos umgekommen."
Es polterte hinter der Tür und Aidar öffnete sie.
"Komm rein." Er wurde praktisch hineingezogen und Sekunden später wurde die Tür wieder verriegelt.
Drinnen sah es fast so aus wie immer. Leute saßen am Tresen oder an Tischen, es wurde gegessen oder getrunken, allerdings wurde nicht wie üblich munter geplaudert und gescherzt. Die Leute schwiegen und schauten den Neuankömmling misstrauisch an.
"Bin ich froh, das die Krähe noch steht!" Seufzte er, während er sch mit Aidar an den Tresen setzte.
"Was ist hier eigentlich passiert?" Fragte er, als Aidar ihm einen kleinen Krug Wasser hinstellte. Dieser runzelte die Stirn und fing an zu erzählen.
Von den Flüchtlingen, von der Pest, den daraus resultierenden Unruhen, Konflikten. Dem Angriff eines unbekannten Feindes, der Schlacht und diverser Verschwörungstheorien.
"Einer dieser Druiden ist an allem Schuld. Er hat den Feind hier her gelockt, er ist an der Pest schuld, er ist am Brand Schuld..." Beendete Aidar seinen Bericht.
"Das muss ich erstmal verdauen..." Murmelte Isothien und nahm einen tiefen Schluck Wasser.
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Südwälder
"Wenn mich eins nervt...ist dass wir ewig brauchen...", brummte Ornlu, der seinen Sack mit seinen Sachen an einen Baum legte und dann zusah, wie Suzurans Töpfe einer nach dem anderen irgendwie klimpernd auf den Boden fiel.
"...und ein guter Topf hätte doch gereicht...ich sage dir, bis wir da sind habe ich deine Töpfe dezimiert. Wenn wir durchs Orkgebiet wandern, dann riskieren wir damit zu viel. - Du willst dich nicht davon trennen? - Wirklich nicht? Wirklich, wirklich nicht? - Echt jetzt? - Mkay...", sinnierte Ornlu und reagierte stets auf Suzurans Antworten. Sein Blick ging dann gen Silden. Der große Tross des Waldvolkes kam nur langsam voran und bevor man die Südwälder in Richtung Geldern verlassen würde, würde man bis zur Nacht ruhen und dann in vielen kleinen Gruppen auf vier von den Anführern festgelegten Routen durchs 'feindliche' Gebiet ziehen. Treffpunkt aller würde dann die kleine Bergkette zwischen Montera und Trelis sein. Dort wo man im Myrtanischen Krieg ein Lager hatte von dem man aus operierte.
Dass man aber es so ansetzte, dass man dort bis übermorgen bei Morgengrauen verweilen würde, um dann das letzte Stück bis hin zu Porgans Lager oder einfach Beria, fand Ornlu etwas arg vorsichtig, aber vielleicht war es bei den grob geschätzten 80-100 Menschen die der Tross bildete richtig.
"Als wir gingen schien Aidar erleichtert, meinst du nicht auch? Reden wollte er nicht mit sich lassen, auch wenn er brummend zustimmte, dass man wenn etwas Gras über alles gewachsen ist redet...", meinte der Hetzer, während Suzuran ihre Töpfe wieder mit Seilen und Netzen irgendwie zusammen knotete. Dass Ornlu bei seinem Geplapper Magie wirkte und einen Kupferkessel mal fix in ein Gebüsch rollen ließ - merkte sie nicht.
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"Danke nochmal für alles" sagte Nagor zur alten Frau die ihm und Shadow in den letzten Tagen Unterschlupf bot und das nur für ein paar leichte Arbeiten wie Holzfällen und Kräuter sammeln.
"Kommst du auch sicher alein zurecht" fragte er
"Ich kam auch gut zurecht bevor du kamst also geh schon" antwortete sie schnell
Nagor verabschiedete sich und ging mit den wenigen Sachen die er besaß wieder in den Wald, Shadow dicht an seiner Seite auf der Suche nach einer neuen Bleibe. Es war ziemlich Ruhig hier ein paar Vögel da eine Ratte aber sonst alles Ruhig. Sie gingen weiter und weiter tiefer in den Wald doch keine Menschenseele. "Hmm warum ist es heute so....Arghh" Nagor traff etwas am Kopf und er wurde Bewusstlos. Shadow beobachtete dieß versteckt hinter einem Baum. Es waren Männer in einfachen Lederrüstungen mit Kurzbögen und Knüppeln bewaffnet. Sie zerten Nagor noch tiefer in den Wald Richtung Berge und Shadow schlich ihnen hinterher ...
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Bestechung? Das war ja mal was ganz Neues ... Sie musterte den Silberring. Schmuck besaß sie nicht, nicht mehr seit sie Montera verlassen hatte. Der Ring war hübsch, woher mochte er ihn haben? Ihr graute vor dem Verdacht, den sie hatte. Wenn sie recht vermutete, stammte er aus Silden, gestern Nacht geholt. Sie schauderte. Das war Leichenfledderei! Das war Ruinenplünderei! Etwas vollkommen anderes als bei den Bestattungen, wo sie den Stab an sich genommen und dem Krieger dafür hatte danken können. Der Ring war gestohlen, der Besitzer wusste nicht davon, egal ob tot oder lebendig! Entsetzt schaute sie ihn an.
"Ich kann ihn nicht annehmen. Und ich kann dir nicht erzählen. Es gibt nichts zu erzählen."
Was sollte sie ihm sagen? Er war ihr beinahe vollkommen fremd! Es ging ihn nichts an, dass sie Familie in Montera hatte, dass sie Magielernende war, was sie bei der Pest getan oder erlebt hatte. Oder was bei jenem Botengang vorgefallen war, dass sie zwischen Oparilames und Samarus hin und hergerissen war. Es war alles ... intim. Es war, als würde sie alles vor einem Fremden offenlegen, wie den Bund mit der Luchsin. Sie konnte nicht.
"Bring den Ring zurück. Das ist Diebstahl, selbst wenn du nicht weißt, wem er gehörte oder ob sein Besitzer noch lebt."
Sie drehte sich um und ging zu Bartimäus zurück, entsetzt und empört über Alons Vorhaben, sie mit einem gestohlenen Schmuckstück bestechen zu wollen, etwas über sich zu erzählen. Hinzu kam noch, dass er ihr beinahe vollkommen fremd war, würde er etwa jedem Fremden von sich erzählen?!
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Sie liess ihn einfach stehen.
"Bring den Ring zurück. Das ist Diebstahl, selbst wenn du nicht weißt, wem er gehörte oder ob sein Besitzer noch lebt.", hatte sie ihm gesagt. Daran hatte er gar nicht gedacht. Und dazu hat sie ihn auch noch falsch verstanden; es sollte keine richtige Bestechung sein, sondern eher ein Geschenk. Er wollte nur gern etwas über seine neue Gefährtin wissen und das mit der Bestechung sollte nur ein Witz sein! Er musste ihr nach, sich bei ihr entschuldigen. Er verfluchte sich selbst, dass er dies getan hatte. Mit einem Satz stand er auf den Beinen und rannte ihr nach.
Cécilia war schon bei Bartimäus.
"Cécilia... Ich... Es war dumm von mir. Ich hatte nicht daran gedacht, dass es Diebstahl war. Natürlich bringe ich den Ring zurück, aber bitte denk wegen diesem Ereignis nicht so über mich. Ich hasse mich für diese Tat. Es tut mir wirklich aufrichtig Leid. Wir kennen uns kaum, was das Ganze noch verschlimmert. Kannst du mir verzeihen?"
Bartimäus schaute so drein, wie wenn er von nichts eine Ahnung hatte. Cécilias Gesicht sah Alon nicht. Sie hatte den Kopf gesenkt. Wie würde ihre Antwort lauten?
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Sie drehte sich wieder zu Alon um, schaute ihm direkt in die Augen. Er sah wirklich aus, als habe er nicht gewusst, was er getan hatte. Aber wie viel wusste sie schon?
"Verzeihen kann ich dir ... solange du mich nicht bittest, dir zu vertrauen oder etwas preiszugeben, was ich nicht kann."
Mit diesen Worten drehte sie sich zu Bartimäus um, der ziemlich offensichtlich keinerlei Ahnung hatte, was vorgefallen war.
"Nichts Verwerfliches", erklärte sie ihm knapp. "Ist alles in Ordnung. Wir haben Verbandszeug, damit sollten wir den Weg ins Ungewisse überleben."
Sie lächelte vorsichtig, wollte sich ihre Verärgerung nicht ansehen lassen. Alon schien sein Vorhaben in die Tat umzusetzen und den Ring zurückzubringen. Als Bartimäus ihm verwirrt nachschaute, seufzte sie.
"Es befand sich etwas im Verband, das vielleicht jemandem in Silden gehört. Er will es zurückbringen. Hoffentlich braucht er nicht so lange wie gestern."
Sie wusste nicht, wann er zurückgekommen war, nur dass er vor ihr wach gewesen war heute Morgen. Seltsamer Kerl.
"Wusstest du eigentlich, dass du schnarchst?", fragte sie ihn grinsend, als sie daran dachte.
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Es war Bartimäus immer noch nicht ganz klar, was da zwischen den beiden vorgefallen war, aber es war vermutlich wirklich nicht so schlimm, denn Cécilia schien es ihm nicht all zu übel zu nehmen. Immerhin hatten sie Verbandszeug. Alon hatte auch lange genug Zeit gehabt eins zu besorgen.
Also war Alon jetzt schon wieder weg und Cécilia hatte ihm gesagt, dass er schnarcht. Was sollte denn dieser Vorwurf jetzt? War es überhaupt ein Vorwurf? Nein, eigentlich war es nur eine Frage gewesen.
"Nein, wusste ich nicht. Nero hat es mir leider noch nie gesagt!" engegnete er nur. Eigentlich hatte er gedacht, dass er normalerweise nicht schnarchte. Vielleicht war es an der Hitze gelegen. Oder an dem Traum. Ja, er hatte geträumt, es war ihm erst jetzt wieder eingefallen. Der Traum war wirr und hatte nicht wirklich viel Inhalt. Bartimäus erinnerte sich nur, dass er von den Glühwürchen und der Bestattung geträumt hatte. Genauer gesagt nur von dem grünen Nebel bei der Bestattung, der mir den Geistern in den Wald gezogen ist. Im Traum war beides vermischt. Einmal sah er die Glühwürchen, dann den Nebel und dann wieder beides. Und Cécilia? Hatte er von ihr auch geträumt? Er wusste es nicht mehr. Sein Gefühl sagte ihm, dass es so war, aber er konnte sich nicht mehr erinnern. Um sein Schnarchen zu entschuldigen, meinte er: "Die Hitze hatte auch in der Nacht nicht wirklich nachgelassen und ich habe geträumt. Vielleicht lag es daran. Ich hoffe es hat dich nicht gestört."
Da fiel Bartimäus noch etwas vom Vortag ein. "Du kanntest ja vor der Pest ein paar Leute in Silden. Kennst du vielleicht jemandem mit dem Namen Orthego? Ein Wächter sagte mir gestern, ich könnte versuchen ihn zu fragen ob er mir den Umgang mit dem Bogen beibringen könnte." Jetzt während dem Umzug würde vermutlich wenig Zeit sein eine Lehre zu beginnen, aber vielleicht könnte sie ihm trotzdem etwas Interessantes erzählen.
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Seine Suppe war nicht angekommen wie er sich erhofft hatte. Er wollte die Mannschaft abhärten und für den langen Marsch vorbereiten. Jedoch hatte keiner mehr Interesse an seiner Suppe und so gab er es endgültig auf. Zusammen mit dem Rest der Gruppe war er nach Silden marschiert um dort auf die anderen zu warten. Immerhin hatte er keine Halbseligkeiten mehr hier. Er verteilte an ein paar Männer ein paar Brotstücke, diese musterten die Brotscheiben Skeptisch und nahmen dann einen kleinen Biss. „keine Sorge ich habe es nicht gewürzt“ erklärte der Bärtige aus dem Schatten der Bäume.
Er wartete bis die Gruppe weiterlief, in seinem Gepäck waren nicht viele Sachen nur ein paar Holzscheitel für ein Lagerfeuer. In seinen Beuteln waren noch ein paar gesammelte Kräuter und Gewürze die er für ein Essen gut gebrauchen konnte. „Die nächste Kreation wird ins Lager Einschlagen wie eine Blutfliege“ murmelte der Bärtige zu sich und grinste. Sobald sie im neuen Lager sein würden, hätte er auch mehr Platz für neue Zutaten und die Wächter könnten ihn sicherlich viele gute Wildschweine bringen die er dann zubereiten würde für das Lager.
Doch bis sie dort waren dauerte es sicherlich noch eine gute Weile und solange würde er wohl Suppen zubereiten müssen, die nicht allzu Scharf waren.
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"Die Hitze ist wirklich schier unerträglich", meinte sie leise. "Als ich herkam, war tiefster Winter. Und nun diese Hitze ... sind diese Temperaturschwankungen normal?"
Sie überlegte ein wenig. Orthego ... hatte sie je jemanden diesen Namens getroffen? Sie konnte sich nicht erinnern, dass dem so wäre, und sie hatte diesen Namen auch nie in der Grünen Krähe gehört. Schließlich schüttelte sie den Kopf.
"Nein, Orthego kenne ich nicht. Ich habe ihn nie getroffen, und von ihm gehört auch nicht. Aber die Wächter sind auch keine Kreise, in denen ich verkehrt habe. Nicht, dass sie schlecht wären oder so, aber der Kampf ist nicht meine Stärke. Was also hätte ich bei ihnen gesollt?"
Was wusste sie über die Wächter? Herzlich wenig eigentlich. Manchmal war se welchen begegnet, sie hatten Silden geschützt und an den Palisaden hatten welche gestanden. Wer ihr Hauptmann war, wusste sie ebensowenig. Wie wenig sie über Silden eigentlich wusste ...
"Sie haben sich Mühe gegeben, als der Drachenangriff kam, und der Drache setzte ihnen arg zu. Hast du ihn gesehen? Entsetzlich ... Dann waren da noch diese Möchtegerndrachenjäger, mit denen sie sich abplagen mussten, nachdem Aidar sie aus der Grünen Krähe geworfen hatte ... Wächter zu sein, ist sicherlich nicht leicht. Willst du ein Wächter werden? Oder hast du anderes vor? In ferner Zukunft?"
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Das einzige, was er sicher wusste, war, dass er den Umgang mit dem Bogen lernen wollte. Darin war er sich absolt sicher. Aber das wusste Cécilia ja schon. Und was sollte danach kommen? Er war sich noch nicht ganz sicher.
"Voerst werde ich mit in die neue Heimat gehen, dort eine Zeit lang bleiben und wahrscheinlich Wächter werden... denke ich. Aber es wird mich dort sicher nicht ewig halten können."
Bartimäus erinnerte sich wie er von Vengard nach Silden gereist war. Es war ein weiter Weg gewesen und ein Pferd hätte die Reise sicher beschleunigt.
"Ich reise gerne und wenn ich erst einmal genug gelernt habe um mich selbst verteidigen zu können, werde ich das Lager wieder verlassen. Ich könnte mir auch vorstellen, dass ich vorher noch das Reiten lerne, weil das Reisen sicher vereinfacht."
Ich werde das Lager verlassen, das war nicht ganz richtig. Es klang zu endgültig.
"Natürlich werde ich wieder zurückkehren, aber zumindest eine Zeit lang werde ich durch das Land reisen." Er machte eine kurze Pause. "Aber wer weiß? Vielleicht kommt es auch alles ganz anders. Und was ist mit dir? Möchtest du in der neuen Heimat der Waldläufer bleiben, um dort über den menschlichen Körper zu lernen, oder wird es dich an einen anderen Ort ziehen?"
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"Ob es mich an andere Orte zieht? Ich weiß nicht ... jetzt gerade zieht es mich nur zu dieser Zuflucht, in Sicherheit. Wenn möglich, möchte ich dort lernen. Aber Reisen sind eigentlich die besten Lehrer, und wenn ich wirklich Heilerin werden möchte ..."
Nachdenklich schaute sie ihn an. Er wollte also das Reiten lernen. Hatte das Waldvolk eine Kavallerie? Ein seltsamer Gedanke.
"Reiten willst du lernen? Hmm ... die einzigen Pferde, die ich kenne, waren Ackergäule, die den Pflug gezogen haben. Auf denen zu reiten ... Irrsinn! Nein, reiten werde ich wohl nicht."
Es hing eher von den Pferden ab, ob es gut war, zu reiten. Auf Ackergäulen und solchen Mähren empfahl es sich nicht, zu reiten. Wie man da durchgeschüttelt werden würde! Sie schüttelte den Kopf.
"Komm lieber nicht auf die Idee, auf alten Gäulen zu reiten, dürfte nicht bequem sein", erklärte sie lachend. "Warum willst du reisen, wohin? Was willst du da?"
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