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Verschlafen schaute sich Alon in dem kleinen Zelt, in dem sie übernachtet hatten, um. Bartimäus schlief noch, Nero lief jedoch schon munter vor dem Zelteingang auf und ab. Alon erinnerte sich noch an seinen Traum. Bartimäus und er jagten durch den Wald, er mit einem prächtigen Eineinhalbhänder, sein Gefährte mit einem Waldläuferbogen in den Händen, angeführt von Nero. Sie rannten auf eine grosse Gruppe Häscher zu, etliche lagen bereits am Bogen, durchbohrt von Pfeilen.
Alon lachte.
"Was ist den los?", fragte Bartimäus.
Alon erzählte ihm von seinem Traum.
"Die drei Jäger, so hätten wir uns sicher genannt", lachte er erneut.
"Jäger, ja. Wir sollten uns wieder auf die Suche nach Essbarem machen. Wenn wir Glück haben, erlegen wir ein Reh. Einen Bogen haben wir ja. Was meinst du, sollen wir jetzt gleich gehen?",fragte Alon.
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Runaks Lager - Treffen der Anführer
Der nächste Tag war gekommen und sicherlich hatten viele so manch Gedanken sacken lassen. Ornlu hatte am Feuer in der gestrigen Nacht noch interessante Gespräche mit anderen Waldläufern führen können. Sie sprachen von den Bergen über Gotha, über die Jagdgründe und Abgeschiedenheit. Ja, sie überzeugten den Druiden irgendwo ein wenig sich dafür auszusprechen, doch er würde abwarten was andere sagen würden. Es gab mehrere Optionen den Myrtana war groß.
Wie gestern versammelten sich gut zwei Dutzend der Anführer und weniger die eingeladen waren oder jene Anführer begleiteten, um zu entscheiden und beraten. Mit Gwydion war noch ein Druide dazu gekommen, mit dem Ornlu aber bisher nicht zum sprechen kam. Wieso er fort war und nicht in Silden in höchster Not, dass wollte er nicht fragen. Seine Mimik sagte genug aus, dachte er sich.
"Wozu dann noch vorwerfen?", brummte Ornlu in sich hinein, bevor er seinen Blick Runak widmete, der wieder einmal die Versammlung eröffnete.
"Bewahret, Freunde! Ich denke ich muss nicht mehr sagen als gestern bei der Eröffnung dieses Treffens. Heute müssen wir entscheiden wo wir neu beginnen wollen. Sildens Zukunft ist ungewiss. Es wird Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern, bis es sich erholen würde - falls die heilige Eiche es zulässt und genug Menschen den Mut haben dort neu anzufangen. Und doch wäre es abermals Ziel, wenn wir dort wieder aufbauen würden. Damiit schaden wir uns, damit schaden wir jenen die mit uns sympathisieren würden. Meine Brüder und Schwestern. Wir müssen auf den alten Pfaden des Waldvolkes über Myrtana schreiten und woanders neu beginnen. Verborgen in den Wäldern, geschützt von ihnen und geheim, bis wir uns erholt haben. Viele weltliche Feinde existieren und sich ihnen offen präsentieren, würde das Ende des Waldvolkes bedeuten. Lassen wir sie denken wir existieren nicht mehr und fanden ein Ende in der Pest. Dies ist mein Vorschlag. Ich denke wir brauchen darüber nicht abzustimmen. Die Tage da der Krieg über Myrtana kam und die Tage die heute existieren, sind für mich wie ein Deja-Vú. Dezimiert waren wir damals wie heute und wählten ein Dasein im Verborgenem bis die Wunden verheilt waren. Es wäre weise diesen Schritt wieder zu machen. - Doch reden wir nicht mehr über klare Dinge. Ich hoffe ihr habt überlegt und ich hoffe ihr habt Vorschläge, die ihr nun an uns bringt. Wer möchte beginnen?", fragte Runak in die Runde.
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Runaks Lager
Die Nacht hatte Jarvo kaum ein Auge zubekommen. Auch wenn es sich abgekühlt hatte, quälte ihn die verbliebene Hitze des Tages und ließ den Schlaf als fernes Ziel erscheinen. Vielleicht war die Kühle der Wasserfälle einer der wenigen Vorteile im Gegensatz zu Silden, denn in einer Hütte wäre es nicht auszuhalten gewesen.
Die Versammlung hatte begonnen und dieselben Gesichter angezogen, wie den Tag vorher auch schon. Wächter, Waldläufer und Druiden blickten gespannt einander an und warteten auf den genialen Vorschlag, der ihrer aller Lösung und Heil wäre. Die Menschen brauchten wieder eine Motivation und einen Weg vor Augen, dem sie folgen konnten, denn so wie es nun war, würde keiner auf die Dauer verbleiben können. Eine neue Bleibe für sie alle, das war es. Eine schwierige Frage, über die Jarvo sich schon einmal mit Mertens unterhalten hatte und die für viel Diskussionsstoff sorgte. Für beide stand jedoch fest, dass sie sich in Myrtana zurechtfinden sollten und ihre Grenzen weder nach Norden, Süden oder über das Meer ausweiten sollten. Ihr Zuhause musste der Wald bleiben.
„Myrtana besitzt viele Gebiete und Orte, die unserem Volk Schutz spenden würden. Wir sollten darauf achten, uns nicht zu weit von der jetzigen Situation zu entfernen. Bleiben wir im Wald, oder waldnah. Suchen wir einen Ort, an dem kein Feind uns vermutet und wir und zurückziehen und wieder Fuß fassen können. Ich weiß nicht, was die Druiden im Sinn haben. Wenn ich an die Kavernen denke, war es in jedem Fall ein besonderer Ort. Wenn ich an die Waldläufer und den Rest denke, gehe ich von simplen Ansprüchen aus. Kleinen Hütten, vielleicht Höhlen würden genügen. Was ist mit dem Pass in Südmyrtana? Dort gibt es ein Sandsteingebirge, welches jene Zwecke erfüllen würde. Wir während in der Nähe des Waldes und könnten auf den Schutz der Gebirge zählen.“
„Und was ist mit den Banditen dort?“, fragte Jodas.
„Die werden vertrieben, ganz einfach“, grinste Jarvo
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Runaks Lager - Treffen der Anführer
"Mit Verlaub, Herr Hauptmann, stellst du dir das nicht etwas zu einfach vor?"
Yared trat, nachdem Jarvo wieder zurück in die vorderste Reihe der Beobachter gewechselt hatte, hervor in den Kreis, damit ihn alle sehen konnten.
"Wir alle wissen, dass Banditen nicht zum ehrbaren Gesindel gehören, wir alle wissen, dass sobald wir damit anfangen Banditen zu jagen, halb Trelis davon erfahren wird. Selbst wenn wir versuchen sollten, alle dortigen Gruppierungen bis auf den letzten Mann vom Angesicht der Erde zu tilgen, ab einem bestimmten Zeitpunkt wird uns irgendjemand entkommen und uns an die Orks verraten, oder aber die Händler werden sich wundern, warum die Karawanen seltener Überfallen werden. Andere Räuberbanden werden versuchen die nun offenbar unbesetzten Jagdgründe für sich zu beanspruchen."
Er fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn um den Schweiß abzuwischen, der ihm in die Augen zu tropfen drohte.
"Früher oder später wird Vak davon erfahren oder die Varantischen Händlerfürsten. Beide sind für ihre Geldgier bekannt, eine Geldgier, für die wir als undefinierbare, unsichtbare, aber dennoch allgegenwärtige Macht zu schnell als Gefahr erscheinen werden. Früher oder später, wird einem von diesen beiden Parteien der Geduldsfaden unter dem Gewicht der Unwissenheit und der nervlichen Anspannung reisen, und wir sehen uns einem Präventivschlag gegenüber."
Der Ältermann drehte sich um, musterte die Gesichter der Versammelten, der Sippenführer, Patrouillenführer und den anwesenden Mitgliedern des Druidenzirkels.
"Natürlich würde ich es als Anführer der Rattensippe gerne sehen, wenn wir eine neue Heimat am Meer zu finden, aber nicht das sollte das Hauptkriterium bei der Auswahl sein."
Sein Blick glitt weiter über die unbekannte blonde Druidin, die er schon seit ihrem Angriff auf Suzuran am vorigen Abend, mit misstrauen betrachtet hatte, hinüber zu Runak und Ornlu.
"Es wird unmöglich sein unsere Präsenz gänzlich zu verbergen, daher sollten wir gar nicht erst versuchen, sie zu verbergen, sondern uns darauf konzentrieren, so seltsam das jetzt klingt harmlos und unwichtig zu erscheinen. Es gilt nicht unsere Anwesenheit, sondern viel mehr unsere Anzahl und unser Potenzial zu verschleiern. Deshalb denke ich sollten wir uns an einen Ort zurückziehen, an dem wir auch vorher schon präsent waren, der aber weit genug von jeder orkischen oder königlichen Zivilisation entfernt liegt, um uns die nötige Abgeschiedenheit und Sicherheit zu bieten, die wir brauchen werden, um uns wieder zu sammeln."
Er hatte genug gesagt, um die Gedanken der anderen in die seiner Meinung nach richtige Richtung zu lenken und begab sich wieder zurück an seinen Platz, um die Reaktionen abzuwarten und sich etwas zu trinken zu gönnen.
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Neuling
Es ging bergab und das schon seit einiger Zeit. Yaret hatte es über die Berge geschafft und war nurnoch ein kleines Stück von Silden entfernt. Er konnte die Stadt schon von weiten sehen, zudem war da ein See und ein Fluß, genau wie es auf seiner Karte auch eingezeichnet war. Es musste also Silden sein.
Langsamen Schrittes ging er den Berg hinunter und versuchte nicht zu stürzen. Am Fusse des Berges war eine große Wiese. Silden war nur ein paar hundert Meter weit Weg. Endlich angekommen, der Marsch von Vengard war ziemlich aufwendig, doch es hat sich gelohnt, denn hier fühlte er sich wesentlich wohler als in der großen Stadt. Hier wirkte alles friedlich und naturverbundener. Yaret ging kurz zum See und schaute auf diesen hinaus. Die Sonne reflektierte darauf und blendete ihn ein wenig. Es sah aus als würde der See schimmern. Er starrte einige Zeit ins Wasser und genoss den stillen Anblick des klaren Wassers, erst nach einigen Minuten fiel ihm etwas seltsames an dem See auf. Waren das Ruinen? Er ging näher heran und beugte sich. Yaret konnte eindeutig eine Burgruine erkennen, die sich im See befand. Überrascht von dieser Tatsache kratzte er sich am Kopf. Was das zu bedeuten hatte wusste er nicht, doch er war sich sicher bald die Antwort zu erfahren.
Yaret blickt wieder auf und drehte sein Kopf Richtung Silden. Ein Fluss, der sich um die Stadt schlängelte, machte ein trockenes rüberkommen unmöglich. So folgte er dem Flusslauf und hoffte irgendwann eine Brücke und ein Tor vorzufinden. Und dem war auch so, nach einigen Schritten war da eine Holzbrücke, welcher er auch gleich überquerte. Ein kleiner Weg für zu einem Tor. Yaret blieb davor stehen und schaute durch das Tor. Er hatte positive Gefühle bei diesen kleinen Städtchen, hier gefiel es ihm schon bevor er den Ort überhaupt betrat.
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Runaks Lager - Treffen der Anführer
"So wie Silden irgendwie?", warf Ornlu ein und erhob sich um zu sprechen. Yared wägte ab und meinte, dass er es nicht ganz so meinte.
"Wieso die Orks bisher uns nie wirklich angriffen, wissen nur die Götter. Gut, die Wälder zwischen hier und Geldern sind ein kilometerlanger Schutzwall wenn man es so nennen mag. Trotzdem kann man froh sein, dass bisher keine Garnison vormarschierte. - Aber was du da einbringst, Yared, kann durchaus ein Weg sein. Allerdings wird man dies nicht alles auf einen Punkt, eine Region fixieren können. So wie ich einige Anführer hier kenne, werden sie erwägen umher zu ziehen. So wie bisher. Ich denke da an Chris mit seinen Küstenläufern oder Arkantos und Torn, die mit ihren Gruppen sicher schon jetzt in den Monterawäldern und Südmyrtana umher ziehen. Habe ich Recht?", fragte der Druide. Genug stimmten zu oder bejahten es, so wie Bhôr der sich schon gestern am Feuer vorgestellt hat mit seinen Leuten in den Sildenwäldern zu bleiben, da er es seit Jahren so tat.
"Es wird helfen, wenn die kleinen Gruppen ums Land ziehen. Es lenkt wohl von der Hauptgruppe ab. Ich will hier nicht schon Nägel mit Köpfen machen, aber ich denke auch nicht, dass wir hier alle mit unseren Leuten aufeinander hocken werden und können. Um unsere Stärke zu verschleiern und ich denke ich folge da Yareds Gedanken weiter, lenken genug andere vom Wesentlichen ab. Ich halte es jedoch für gefährlich in einer Region neu zu beginnen, wo man uns mehr oder minder kennt oder vermutet. Es würde es den Häschern einfacher machen und ein Präventivschlag der Orks oder Königstreuen, wäre möglich. Damit würde wohl der tiefe Monterawald bei Okara wegfallen. Silden ist ja nicht so weit fern. - Aber ich kann euch noch etwas vorschlagen. Ich wuchs in den Monterawäldern auf und je weiter man gen Nord-Osten schreitet kommt man Gotha näher. Über Gotha thront ein Gebirge und in diesem Gebirge kommt man gewissermaßen schon klar. Keine perfekten Jagdgründe und etwas karg, aber für sowas kann man in der richtigen Jahreszeit ins Sildental kommen. Der Vorteil wäre, man würde uns dort mal gar nicht vermuten. Es sind nur wenige schmale Pfade in die Bergtäler dort vorhanden und die Waldläufer die mir davon gestern erzählten, meinten dass dort keine Ork- und Menschenseele hindurch latscht.", schlug Ornlu vor und blieb noch stehen, um Reaktionen abzuwarten.
Geändert von Ornlu (11.07.2010 um 18:01 Uhr)
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Also waren sie auf Nahrungssuche gegangen. Bartimäus hatte schon vermutet, dass sie kein Reh erlegen würden. Was nützte ein Bogen, wenn man nicht damit umgehen kann? Trotzdem hatten sie genug finden können um ihren Hunger zu stillen. Sie waren noch eine Zeit lang zusammengesessen und hatten geredet. Schließlich war Bartimäus gegangen um Cécilia zu suchen.
Noch aus den Zeiten wo sie in der Hütte gelebt hatten, war es Bartimäus gewohnt seine Gefährten immer um sicher herum zu haben, aber hier im Lager konnte ruhig einmal weggehen. Bevor nicht beschlossen war, wohin die Waldläufer ziehen würden, würde hier nicht viel passieren. Also konnte er Alon ruhig einmal etwas alleine lassen und sich morgen wieder mit ihm treffen.
Als er durch das Lager schritt, fiel ihm ein, dass er Alon gar nicht gefragt hatte, was er über den Streit wusste in den Cécilia verwickelt gewesen war. Bei ihrem nächsten Gespräch musste er das unbedingt nachholen. Wobei er nicht wusste, was er sagen würde, wenn er noch nichts draüber gehört hatte.
Doch jetzt war nicht die Zeit darüber nach zu denken. Er hatte schon an der Stelle gesucht, wo sie das letzte mal übernachtet haben, allerdings konnte er sie dort nicht finden. Unschlüssig wo er als nächstes hingehen sollte, schaute er sich um und wie es der Zufall so wollte, sah er sie in einiger Entfernung im Wald. Erfreut Cécilia endlich gefunden zu haben, ging er auf sie zu und grüßte sie schon aus der Ferne.
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Als sie am Waldrand aufgewacht war, war sie verwirrt gewesen. Allmählich war die Erinnerung gekommen. Der Streit. Ornlu. Die Herausforderung. Wie dämlich war es gewesen, das zu tun! Sie hatte ihre Wut gezügelt und nach dem Lager geschaut, sich vorsichtig hineingewagt. Man hatte sie gemieden. Man hatte hastig religiöse Zeichen gemacht. Man hatte stumm gebetet. Man hatte mit Steinen nach ihr geworfen. Man hatte sie angeschrien. Man hatte an ihrer Kleidung gezerrt. Man hatte an ihrer Vernunft gezerrt. Sie war geflohen, weggerannt, hatte es nicht mehr ertragen, wie man sie angeschrien hatte, warum sie den anderen nichts vom Heilmittel abgegeben hatte, hatte nicht mehr ertragen, wie die Frau vor ihr geweint hatte. Sie hatte den Schmerz durch die Steine nicht mehr ertragen. Derart seelisch und körperlich geschunden hatte sie im Wald Zuflucht gesucht.
Der Rock und die Ärmel ihres Kleides waren längst nur noch Fetzen, da störte es nicht weiter, dass sie einen Teil des Rocks abgerissen hatte, um damit die Stellen abzutupfen, an denen die Steine ihre Haut aufgerissen hatten. Ob sie ein Feuer machen sollte ...? Nein, lieber nicht. Außerdem war es warm und sie kam zurecht. Zwar hatte sie Hunger und auch an Wasser mangelte es ihr, aber sie traute sich nicht ins Lager. Sollte sie so enden? Im Exil? Vorerst anscheinend. Ärgerliche Angelegenheit, doch immerhin bekam sie den Schaden ab und niemand anderes, auch wenn sie es wem anders gern gewünscht hätte. Aber für diese Wut war kein Platz, und sie wusste, sie kam nicht gegen ihn an. Ein Ruf ertönte, riss sie aus düsteren Gedankengegenden. Bartimäus, erkannte sie, als er näher kam.
"Hallo Bartimäus, hallo Nero ... sag, warst du es, der mich auf dieses Fell gelegt hat? Dann bin ich dir wohl Dank schuldig ... Ich habe eine riesige Dummheit begangen, und nun ... ähm ... hättest du etwas zu Essen übrig? Ich trau mich nicht mehr ins Lager, so direkt ..."
Sie druckste mehr herum, als dass sie ordentliche Sätze zustandebrachte.
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Cécilia sah schrechklich mitgenommen aus. Ihre Kleidung war zerrissen, ihre Haut war zerkratzt und ihr Gesicht war gezeichnet von der Behandlung der Leute im Lager und dem Hunger. Bartimäus war froh noch etwas Essen übrig zu haben, dass er ihr anbieten konnte. "Ja, etwas essen habe ich noch übrig! Und Wasser habe ich auch noch. Trink so viel du willst! Ich werde schon neues bekommen." Dankbar nahm Cécilia an und begann zu essen. "Du bist letztens an einen Baum gelehnt eingeschlafen. Ich wollte dich nicht so zurücklassen und hab ein paar Felle besorgt. Nero und ich haben ganz in der Nähe gelegen, aber dann kam Alon und ich wollte dich nicht aufwecken."
Da fiel ihm der Dolch ein, den er von Alon bekommen hatte. Sein erster Gedanke war in her zu zeigen. Aber wäre das eine gute Idee? Sie wurde von allen gemieden und er bekam Geschenke. Dann überlegte er ihn weiter zu schenken, aber auch das wollte er nicht. Geschenke schenkte man nicht weiter, außerdem war es nicht unwahrscheinlich, dass sich Alon und Cécilia einmal treffen würden und dann müsste er Alon erklähren, warum er sein Geschenk nicht behalten hatte wollen. So beschloss er schließlich den Dolch nicht zu erwähnen und sah ihr einfach nur schweigend beim Essen zu.
Nachdem sie bei ihrem letzten Gespräch so überzeugt war eine Heilung für die Pest zu finden konnte Bartimäus nicht anders als zu fragen: "Wie genau hast du vor ein Heilmittel zu finden? Gibt es überhaupt noch Kranke an denen du beweisen kannst, dass das Mittel die Pest auch wirklich heilt?"
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Wo würde sie Kranke finden, an denen sie das Mittel beweisen konnte? Erstmal musste sie soweit kommen, ein Mittel finden zu können, und dann ... Sie überlegte ene Weile. Noch mehr Fehler durfte sie sich nicht erlauben. Sie musste klaren Kopf bewahren. Unbedingt!
"Was die Kranken angeht, kommt es erst später. Ich will lernen, was es über den Körper zu lernen gibt. Ich habe Heiler gesehen, im Lazarett, ich habe jemanden kennen gelernt, den ich fragen will, mich zu lehren. Wenn ich mehr über den Körper weiß, werde ich viel mehr über Kräuter und Heilmittel allgemein lernen. Kenntnisse über den Körper und über Hilfsmittel, das ist der Schlüssel ... und dann will ich ein Heilmittel entwickeln. Und danach ... ich schätze, ich muss auf eine kleine Pest warten und hinterherreisen. Gerüchten lauschen. Das war ja anscheinend nicht die erste Pest, wenn ich ... wenn ich ihn ... richtig verstanden habe ..."
Sie wollte den Meister nicht beim Namen nennen, um kein Unheil zu beschwören. Dann konnte Bartimöus sich vielleicht nach ihm erkundigen und dann würde sie bestimmt wieder Ärger bekommen. Als wären ihre anderen Dummheiten nicht genug gewesen! Sie trank ein wenig Wasser, brachte kurz Stille zwischen sie.
"Ich schätze mal, das wird meine Lebensaufgabe. Und wenn ich es schaffe, mein Lebenswerk. Es könnte auch fehlschlagen, aber daran will ich jetzt nicht denken. Ich muss daran denken, dass ich zuerst verstehen muss, um dann handeln zu können. Sieh bloß zu, das du dich niemals in solche Schwierigkeiten bringst!" Einen Moment hielt sie inne. "Du hast ja Nero ... hoffentlich passt er auf dich auf, auch wenn er dir nicht über den Mund fahren kann. Wie geht es dir so? Gibt es Neuigkeiten?"
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Ob es Neuigleiten gab? Schon wieder musste Bartimäus an Alons Dolch denken, aber nein! So einfach würde er sich nicht umentscheiden. Nur Alons Anwesenheit war "neu". "Naja, wie schon gesagt, ist Alon wieder da. Ich habe mich etwas mit ihm unterhalten und wir haben versucht Essbares aus dem Wald aufzutreiben, aber ansonst ist nicht viel passiert. Du verpasst im Lager jedenfalls nichts, mir kommt vor dort warten nur alle darauf, dass endlich etwas geschieht, aber niemand weiß wann das sein wird."
So schnell hatte er alles zusammengefasst, was in letzter Zeit passiert ist. Außer dem Streit und der Bestattung war in dem Lager eigentlich noch gar nichts außergewöhnlich passiert. Nur eine Sache fiel Bartimäus noch ein: "Maknir kocht immer noch seine Suppen! Und auch wenn er jedes mal so tut, als wenn sie ganz neu wäre, ändert sich nichts daran, außer dass sie jedes mal schärfer wird. Sie ist so scharf, dass man schon gar nichts anderes mehr schmeckt, ob da jetzt andere Zutaten drinnen waren oder nicht. Ich habe mir schon vorgnommen nicht mehr davon kosten zu werden, außer es ist unbedingt notwendig!"
Auf der Suche nach einem Gesprächsthema griff Bartimäus noch weiter in die Vergangenheit: "Von wo kommst du eigentlich und was ist mit deiner Familie?"
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"Maknir kocht? Hmm ... von ihm nehme ich kein Wasser mehr an, aber das ist ... eine persönliche Sache. Und bisher passiert nichts? Gut zu wissen. Wenn wir aufbrechen oder so, muss ich es unbedingt wissen, damit ich folgen kann. Ich will nicht mit ihnen reisen, klingt einleuchtend, oder?"
Sie nahm den Stoff von ihrem Oberarm, um ihm eine dieser Schrammen zu zeigen, die ein Stein verursacht hatte. Dann tupfte sie weiter das Blut ab, wo sie nun aufgehört hatte zu essen.
"Vielen Dank für das Essen ..."
Durfte sie ihm von ihrer Vergangenheit erzählen? War es gefährlich für sie? Schadete sie damit ihren Eltern oder ihrer Schwester? Konnte sie wirklich jeden anlügen? Konnte ihr jemand Schaden zufügen, wenn er sie mit ihren Eltern erpresste? Schwierige Frage ... Um Keala oder ihre Mutter täte es ihr Leid, aber ihr Vater ... letztendlich bestimmt. So hart konnte sie auf Dauer nicht sein. Sie seufzte leise. Bartimäus schien ehrlich zu sein, aber wer konnte sagen, was er dachte?
"Ich komme aus Montera und bin nach Silden gereist, eine Weile vor der Krise, im Winter. In Montera ... lebte ich auf einem Gutshof, wo Vater mich beständig verheiraten wollte. Erben und so. Ich verschwand über Nacht. Was die Mägde dort wieder tratschen? Ich will es nicht wissen, obwohl ich neugierig bin, zugegeben. Ich habe dort jemandem ein Versprechen gegeben, das ich vergessen habe und jetzt kaum noch einlösen kann ... Kennst du das? Hast du schon einmal so etwas getan? Ich versprach meiner Schwester, ihr zu schreiben, aber hier komme ich nicht an Schreibmaterial, und vielleicht ist sie nicht mehr zu Hause, weil Vater sie nach mir verheiraten will oder so ... und wie sollte jetzt ein Brief von hier nach Montera kommen, in dieser Lage? Ziemlich aussichtslos, aber ich versprach es ihr ..."
Neugierig schaute sie Bartimäus an. Kannte er es, ein Versprechen zu verschlafen, wie sie es getan hatte?
"Kommst du aus Silden oder bist du auch gewandert? Hast du Geschwister?"
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Runaks Lager - Treffen der Anführer
Yared stand abermals auf, um den Worten Ornlus eigene entgegenzusetzen.
"Es mag sein, dass die Berge von Gotha abgeschieden sind, schlecht zugänglich und weit abseits der Handelsrouten. Aber so nah an Nordmar ist Ackerbau oder Viehzucht nahezu unmöglich, die Jagd, wie du selber sagtest, nur eingeschränkt möglich und auch wenn man Nahrungsmittel dorthin bringen wollte, müsste man sie über schmale Ziegenpfade und gefährliche Gebirgspässe bringen."
Er steckte sich sein Pfeifchen an in der Hoffnung, der Rauch würde die Fliege, die ihn bei seiner Argumentation umkreiste, vertreiben, nahm einen Zug und fuhr fort.
"Das alles mag funktionieren, wenn du von dir und den deinen ausgehst, von gestandenen Waldläufern und zähen Druiden. Die aber finden überall einen Schlupfwinkel in den Wäldern und Gebirgen Myrtanas. Darum geht es aber nicht, wir brauchen einen Platz, nicht für Pirscher und Sippenkrieger, sondern für Frauen und Kinder, Schwangere und Verletzte, wir brauchen Nahrung und Schutz für die Familien, denn gerade die sind es, die dort oben in den einsamen Bergen im Winter erfrieren und verhungern werden, wenn die Gebirgspässe zugeschneit sind. Wir sind eine Familie, keine Elitetruppe und nur so stark und überlebensfähig, wie unsere schwächsten Glieder!"
Der Seefahrer unter den Waldläufern nahm einen weiteren Zug aus der Pfeife und strich sich dann mit den Fingern den Schweiß aus dem Bart, um in am Hosenbein abzuwischen.
"Aber nicht nur die Transportwege für Nahrung im Winter werden zum Problem werden. Dei Abgeschiedenheit an sich wird sich als fataler Fehler erweisen. Ich weiß, viele hören es nicht gerne, aber in diesen Tälern ist eine schnelle Flucht mit Familien und Gepäck so gut wie ausgeschlossen. Ja wir müssen uns auch mit dem Gedanken einer möglichen Flucht anfreunden, wenn die Häscher kommen oder Orkpatrouillen. Die Berge mögen gut zu verteidigen sein, aber sie sind nur mit großen Verlusten aufzugeben. Wir würden mit Mann und Maus wie ebenjene in der Falle sitzen."
Noch einmal sah er möglichst vielen in die Augen um seinen Standpunkt zu verdeutlichen.
"Und wenn ihr unbedingt den Schutz der Täler im Gebirge suchen wollt, warum dann nicht die im Osten? Grenzgebiet in dem Orks und Königstreue ungern Schlachten schlagen. Niemandsland und Wildnis, aber erreichbar ohne so große Abgeschiedenheit aber dennoch sicher genug, vor allem aber im Zentrum des Geschehens, in unmittelbarer nähe der anderen Gruppen, die sich entschließen werden durch Mittelland zu ziehen, mit schnellen Rückzugsrouten und kurzen Wegen, falls Gefahr droht, aber immer noch abgeschieden genug, dass uns so schnell niemand entdecken dürfte."
Der Sippenführer endete und trat zurück, lauernd einer Entgegnung oder Bestärkung seiner Rede.
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"Ich bin auch gewandert!" Sollte er ihr jetzt seine ganze Geschichte erzählen? Naja, warum eigentlich nicht. Er hatte eh schon viel zu lange nicht mehr an seine Heimat gedacht. "Ich komme ursprüglich aus Khorinis. Meine Eltern haben auf Onars Bauernhf gearbeitet, er war der einzige Bauer der sich nicht mit den Leuten des Königs gutstellten. Kurz vor dem Eintreffen der Orks bin ich dann mit mehr oder wenig ehrlich verdientem Geld aufs Festland gezogen. Ich habe meinen Eltern gar nicht erst verprochen zurück zu kehren. Es erschien mir zu ungewiss, ob ich es einhalten würde. In Myrtana bin ich dann mit zwei Freunden nach Sildenen gegangen und wir haben hier eine Hütte gebaut, die du auch kurz gesehn hast. Mein Freund ist dann zu den Königstreuen gegangen und ich bin nach einiger Zeit nach Khorinis zurückgekehrt. Meine Mutter war bereits getötet worden, aber ich verbrachte noch Zeit bei einem Vater, bevor ich erneut ans Festland gezogen und nach Silden zurückgekehrt bin. Und jetzt bin ich hier und werde wieder woanders hinziehen müssen!" Das war also Bartimäus Lebenslauf. Eine Sache fiel ihn noch ein: "Ach ja und Nero habe ich gefunden wie wir gerade das Haus gebaut haben. Also habe ich ihn auch nach Khorins mitgenommen. Er der am weitersen gereiste Wolf in Myrtana würde ich einmal sagen."
Nach einer kurzen Zeit des Scheigens fügte er noch hinzu: "Falls du es aus irgendwelchen Gründen verpassen solltest, dass das ganze Lager auf einmal weiter zieht, werde ich dich auf jeden Fall benachrichtigen!"
Dann trat schweigen zwischen den beiden ein.
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Die Stille war irgendwie belastend ... Die mochte es nicht, und ihr fiel auch kein besseres Thema ein, um die Unterhaltung fortzuführen. Ihr fiel schließlich ihre Flöte wieder ein, das hübsche Stück, das sie Thimo immer noch nicht ganz abbezahlt hatte ... noch eine Sorge mehr. Sie holte sie aus der Tasche und steckte die drei Teile ineinander, Mundstück, Körper und Ende. Das blies sie einmal versuchsweise hinein, verdrehte das Mundstück und begann, ein heiteres Stück* mit einem Rhythmus zu spielen, der jemanden leicht verleiten konnte, den Takt mitzusteppen oder gar zu tanzen. Es war kein sehr üblicher Rhythmus, aber sie mochte ihn und er heiterte sie auf. Etwas Trauriges zu spielen hätte nur ihre Laune noch zusätzlich verdorben. Es war ein Stück über einen König aus einem fernen Land mit seltsamen Träumen ... Aber diese jetzige Situation war nicht minder seltsam. Verträumt spielend schaute sie zu Bartimäus, lächelte ihn an. Sie könnte beim Spielen sogar Grimassen schneiden, aber davon wurde allgemein abgeraten. Ließ den Ton nur quietschen. Klang nicht schön.
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* ab 0:33
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Runaks Lager - Treffen der Anführer
Recht hatte er letztlich. Das musste Ornlu zugeben. Ornlu hatte nunmal nicht die Familien bedacht, sondern mehr Jagdgesellschaften wie er es gewohnt war. Ornlu nickte lediglich, um zu verdeutlichen, seine fixe Idee zu verwerfen. Trotzdem würde er es im Kopf behalten, wenn er einmal in kleiner Gruppe unterwegs wäre.
Auf Yareds weiteren Vorschlag kamen zusprechende Stimmen.
"Die Küstenregion ist ein sehr weitläufiges Gebiet. Die Königstreuen halten es seit Kap Duns Rückeroberung, auch wenn es lachhaft ist was sie da treiben. Da braucht nur eine Orkhorde kommen und die spazieren durch die Region wie ein Fisch durch den Sildener See. Früher ritt dort noch die Reiterei. Heute nichts. Doch ich glaube Yared meinte nicht ganz die Küstenregion, sondern mehr die Täler und Berge, nicht? Nun, dann muss ich euch aber sagen, dass in den Bergen die Montera von der Küstenregion trennen irgendwo ein Rebellenlager ist. Meine Küstenläufer schätzen es irgendwo auf Höhe zwischen Monter und Gotha ein. Die Berge von Gotha nach Faring sind nicht so groß und bis auf 1-2 Täler auch zu gefährlich. In manchen Höhlen sollen Untote hausen, die gen Gotha marschieren. Und nunja im Süden Ostmyrtanas ist Kap Dun und zwischen Kap Dun und Trelis in den vielen Talkesseln...", sprach Chris der Anführer der Küstenläufer.
"...ist Porgans Lager!", sprach Nara trat vor und wandte den Blick zu Arakos, der fast schon schüchtern sich umsah und mehr in Gedanken versunken war, was er erzählen würde. Als ob er geahnt hätte, dass man darauf kommt. Man wartete auf seine Worte, doch statt Arakos sprach dann Mara, die Schwester von Nara, weiter.
"Als Nara und ich noch klein waren, war dort unsere Heimat, als wir die Thal-Burg verließen.", meinte die Waldläuferin die die weiblichere der beiden war.
"So erging es auch Rhys und mir, bevor die Orks kamen. Auch Noreia entstammt diesem Dorf, dessen Name nicht ausgesprochen werden darf!", warf Vivin ein.
"Seit dem Untergang von...ihr wisst schon...hat Porgan und auch Arakos alles dafür getan den Talkessel zu verbergen. Wer dort im Lager schon war, weiß wie unwegsam es dorthin ist. Schlimmer als durch die tiefen Sildenwälder...", sprach Chris dann doch leicht euphorisch und war nicht der Einzige dessen Blick einen Mann anvisierte und mehr eine Erwartung, als lediglich die Hoffnung hatte.
Stille herrschte. Arakos suchte die Worte und atmete durch.
"Arakos, Freund, was willst du uns sagen? Was sagst du dazu?", fragte Ornlu mit verschränkten Armen.
"Hmmm...", brummte der groß gewachsene Hüter und erhob sich.
"Wollt ihr das wirklich? Es ist so lang her, dass die Orks in den Talkessel geführt wurden und alles niedermachten. Jahre...ich war damals gerade einmal ein Jüngling von 17 Sommern! - Ja, seither mussten wir den Talkessel nur wenige Male vor dne Augen von Orkspähern und Rebellen beschützen - in all den Jahren. Aber mehr Menschen, mehr Spuren. Ein alter Traum würde sich für einen alten Mann erfüllen, der immer loyal zu uns allen stand. Und mein heiliger Eid vor Adanos würde...sich ebenso erfüllen...aber ich weiß nicht ob es wirklich sein kann, dass meine Heimat wieder zu dem wird was es war. Ihr müsst verzeihen, es ist emotional für mich gerade etwas schwierig. Ich kam um euch im Kampf zu unterstützen, weil Porgan auch wie ich der Meinung war, dass wir eine Gegenleistung dann wirklich fordern können. Hilfe beim Aufbau...aber wenn jetzt all diese Menschen dort eine neue Heimat begründen...ist es Freude und Sorge zugleich, Brüder und Schwestern. Mir fehlen die Worte...ich weiß es nicht...", sprach 'der Bär' und rieb sich nervös am Bart.
Ornlu mochte es irgendwie nachempfinden. Es war so, wie die Sache zwischen Suz und ihn - Freude und Sorge zugelich...
Geändert von Ornlu (12.07.2010 um 00:24 Uhr)
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Bartimäus war erstaunt. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Cécilia plötzlich eine Flöte herausnehmen würde und ihm ein Lied vorspielte. Aber es gefiel ihm gut. Der Rythmus war fröhlich. Genau das was sie jetzt brauchten! Etwas Fröhliches. Beschwingt summte er die Melodie mit und hoffte, dass es Cécilia nicht störte. Als sie geendet hatte, ergriff Bartimäus das Wort: "Ich wusste gar nicht das Flöte spielen kannst!" Und wie sie es konnte, dachte er, sowohl das Spielen, als auch in der richtigen Situation das richte Stück zu wählen. "Das Stück hat perfekt gepasst! Es steckt einen mit seiner Fröhlichkeit richtig an." Warum er so begeistert war, wusste Bartimäus selber nicht. Vermutlich lag es daran, dass es so überraschend war. Außerdem hatte Cécilia gelächelt. Er war sich nicht sicher, diesen Ausdruck je bei ihr gesehn zu haben. Die letzten Tage hatten auch wenig Anlass dazu geboten. Er war froh, dass sich das jetzt geändert hatte. "Wo hast du gelernt so gut Flöte zu spielen und hat das Stück eine Geschichte?", fragte er. Dann betrachtete er das Instrumnet und obwohl er sich nicht wirklich mit Instrumenten auskannte, wirkte sie besonders. "Und woher hast du die Flöte überhaupt?"
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Die Geschichte von Sephus und seinen Brüdern
Das Stück war eine gute Grundlage für ein Gespräch, so schien es. Hatte er vorher kein Thema gefunden, ertränke er sie scheinbar in Fragen. Sie lachte, als sie an die Geschichte des Stückes dachte. Ja, das war etwas Nettes zu erzählen an so einem Abend im Exil im Wald. Nichts über sie selbst. Na ja, fast nichts. Sie fing lieber vorn an und erzählte dann die Geschichte des Stückes.
"Gelernt habe ich es noch in Montera, als Kind ... Vater bat einen Barden darum, es mich zu lehren, er meinte, es würde mich für einen Mann attraktiver machen, wenn ich Gäste unterhalten könnte. Es ist eine schöne Beschäftigung, nicht um der Männer willen ... es tut einfach gut, spielen zu können."
Sie strich über die filigranen Ranken und legte sie Fingerspitzen auf die Katzenpfoten. Die Klappen leuchteten silbern auf, während das dunkle Holz mit den Mondschatten verschmolz. Ein Kunstwerk.
"Ich kenne einen Instrumentenbauer in Silden ... also ich kannte ihn wohl, ich habe ihn seither nicht mehr gesehen. Er hat dieses Kunstwerk geschaffen. Sie ist ihren Preis allemal wert. Erkennst du dort die Ranken? Oder die Pfoten auf den Klappen?"
Sie hielt die Flöte ins Mondlicht und zeigte ihm die zarten Gravuren. Dann sammelte sie sich für die Geschichte. Kurz oder lang? Wo sollte sie kürzen? Die Geschichte war recht lang, nicht?
"Das Stück ist ein Teil einer Geschichte ... sie spielt in fernen Landen. Es geht um den Jungen Sephus, der zwölf Brüder hat. Er ist der Lieblingssohn ihres Vaters, deswegen hintergehen seine Brüder ihn und verkaufen ihn in die Sklaverei. Durch Verrat landet Sephus dort im Gefängnis und er deutet Träume ... bis der König dieses Landes, Elivis, davon hört und ihn holen lässt, um seine Träume von Sephus deuten zu lassen. Das Stück, das ich gespielt habe, stellt dar, wie König Elivis von seinen Träumen erzählt ... es sind wirklich seltsame Träume, er träumte von dünnen, mageren Kühen, die dicke Kühe auffressen, und von verbranntem und welkem Korn, das gutes, goldenes Korn zerstört. Und Sephus erzählt ihm, dass die Träume bedeuten, dass es zuerst großen Wohlstand und danach eine schreckliche Dürre geben wird. Sephus wird dann König Elivis' Berater und rät ihm, große Getreidespeicher zu bauen. Der Wohlstand kommt, der Wohlstand geht und die Dürre folgt. Die Nachbarländer hungern, aber König Elivis' Land hat noch Getreide und Kühe. Da kommt Sephus' Vater mit zweien seiner Brüder und bittet um Korn bei König Elivis. Und weil sich die Berater darum kümmern, sieht Sephus sie. Er versteckt einen Becher im Sack mit Korn und sagt, er erkenne sie nicht. Später entdeckt sein jüngster Bruder den Kelch und will ihn zurückbringen. Da erkennt Sephus die Ehrlichkeit in den Worten seines Bruders und verzeiht allen zwölfen und kommt nach Hause ... wie gesagt, das Stück ist wirklich nur ein Teil der Geschichte."
Bartimäus schien recht müde zu sein. Während der Geschichte hatte sie ihn mehrmals gähnen sehen, aber nicht darauf geachtet. Zugehört hatte er wohl. Nun jedoch brachen die Dämme, er schlief ein. Sie lachte leise und deckte ihn mit der Decke zu, die er ihr gegeben hatte, bevor sie das Fell nahm und sich mit dem Rücken zu ihm im Wald hinlegte und ebenfalls einschlief.
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Schon bevor Arakos anfing zu erzählen merkte Corax wie sich Galateas Augen leicht zusammenzogen. Er konnte diese kleine für die meisten wohl unsichtbare Geste inzwischen deuten : ihr war etwas aufgefallen. Nach Arakos Erzählung beugte sie sich kurz zu Corax hinüber und fragte :" Wenn ich richtig liege in meiner Annahme um welches Dorf es sich handelt... Wieso darf der Name nicht ausgesprochen werden?"
Corax zuckte leicht mit den Schultern und antwortete dann : "Nun ehrlich gesagt kennen die jüngeren unter uns , mich eingeschlossen, nicht einmal den Namen dieses Dorfes. Es wurde von den Orks zerstört und seitdem schworen wohl seine ehemaligen Bewohner den Namen erst wieder auszusprechen wenn das Dorf wieder erbaut wurde. Es ist soetwas wie eine Mahnung an das Waldvolk, denke ich."
Anstatt einer Antwort erhielt er ein so übliches verächtliches Schnauben. Corax ahnte schlimmes... und wurde bestätigt. "Nun ich denke das es keine schlechte Idee wäre nach Beria zu ziehen.", sagte sie mit einer Selbstverständlichkeit und Ruhe die zweierlei Reaktionen auslöste. Zum einen verwirrte Blicke von den meisten die den Namen nicht einzuordnen wussten. Zum anderen schockierte Gesichter, welche dann zum Teil zornig wurden bei Arakos und anderen. Corax seufzte innerlich. Galatea war ungefähr so diplomatisch wie ein besoffener Ork. "Was? Wollt ihr mich jetzt wegen des Namens lynchen?", richtete sie ungläubig die Frage an diejenigen die sie wütend anstarrten. Ein Wunder das ihr noch niemand dazwischen gerufen hat, dachte sich Corax und kam dann zu dem Schluss das es wohl weniger an den guten Manieren des Waldvolkes lag, als an Galateas Präsenz die die Leute dazu zwang ihr zuzuhören wenn sie kühl, ruhig und überlegt Worte mit der schärfe des Messers eines Assasinen sprach. "Nun dann ein kurzer Apell an jene die das gerade als Frevel ansahen. Den Kopf in den Sand zu stecken und den Namen nicht mehr zu nennen... Feigheit! Ihr mögt eure Gründe gehabt haben, dennoch habt ihr denn keinen Stolz als Männer und Frauen Berias? Habt ihr denn schon all die Bedeutung hinter diesem Namen vergessen? Ich will euren Stolz und eure Ehre nicht schänden indem ich euch darüber belehre, denn wenn ihr aus dem Beria komme das ich einst kannte, so werdet ihr wissen was ich meine. Wenn ihr weiter den Namen bannen wollt, gut so sei es. Doch ich werde ihn weiterhin aussprechen, dieses Recht habe ich mir vor langer Zeit schon mit Blut erkämpft." Sie warf einen zornigen Blick in die Runde. Corax biss sich konzentriert auf die Unterlippe. Er konnte ihre Erregung spüren, was ließ seine Schwester so aufbrausen? Beria... das zerstörte Dorf bei Porgans Lager... welche Verbindung gab es zwischen diesem Ort und der Druidin? Die Berianer schauten noch finster, doch noch sagte keiner etwas, alle schienen sie zu warten das Arakos sich dazu äußerte. Und die nicht Berianer schwiegen erwartungsvoll. "Wie dem auch sei.", sagte Galatea welche die kurze Pause scheinbar genutzt hatte um sich zu fangen. "Das Waldvolk sollte darüber nachdenken diesen Ort wieder zu besiedeln. Es ist ein Ort mit einer wichtigen Geschichte, er gab dem Volk lange obhut und hat eine sehr gute Lage. Und er steht für Zusammenhalt und Schutz, das was von euch doch begehrt wird, oder etwa nicht? Beria hat es nicht nur verdient wieder aufgebaut zu werden, sondern wird auch seinen Bewohnern gute Dienste leisten."
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Runaks Lager - Treffen der Anführer
Beria also. Passend wenn man das alt-waldvölkische halbwegs beherrschte und es sich übersetzte. Doch hätte Galatea es nicht sagen dürfen. Nicht in Ornlus Augen. Es war eine vor anspannung geladene Atmosphäre und Ornlu war sich irgendwie sicher. Ein Wort von Arakos und alles konnte passieren. Arakos erhob sich und wandte seinen strengen Blick auf die blonde Frau die Arakos nicht einmal an die Untere Brust eichen tat. Zu leicht wäre es, wenn er ihren dünnen Hals mit beiden Händen umschlingen würde und wie bei einen Huhn umdrehen. So einfach. Ornlu erhob sich.
"Arakos! Bedenke welches Recht hier herrscht! Sie ist es nicht wert...", sprach der Druide, als hätte er eine Vorahnung wie so manche auch. Doch Arakos winkte ab.
"Nein! Diese Frau versteht den heiligen Eid nicht. Es ist nicht Feigheit, es ist Respekt vor den 102 von uns die am Tage des Verrats ihre Leben ließen. Den Namen meiner Heimat auszusprechen, grämt mich solange ich sie nicht zu dem machte, was sie einst war. Ich bin es den 102en schuldig. Dieses Weib mag meine Heimat kennen, doch gehörte sie niemals diesem Ort an. Wenn ihr meint mich damit zu provozieren, dann enttäusche ich euch. Niemand der nicht den Eid sprach ist verpflichtet damit so umzugehen wie ich. Doch es ist ein Akt des Respekts, davon nicht einfach so vor mir zu reden. Hütet eure Worte Druidin, denn rasch könnte es geschehen, dass man euer Wort überhört und euch nicht als das respektiert was ihr darzustellen versucht! So Adanos will, wird meine Heimat wieder so heißen. Doch versagen wir, dann bleibt dieser Ort vergessen. Brüder und Schwestern! Ich bitte euch darum mir eine Nacht zu lassen, um darüber zu entscheiden und zu überlegen, wie es funktionieren könnte. Ich weiß um meine Heimat und die Möglichkeiten, aber auch Probleme. Ich würde das Treffen der Anführer auf morgen vertagen wollen, Meister Runak.", bat der Hüter und ignorierte Galatea. Es schien, als ob der Respekt der Druidin gegenüber bei Arakos nur noch auf das Nötigste basierte.
"Ohne deine Erfahrung und Worte, können wir nicht in aller Vernunft entscheiden, Arakos. So sei es darum. Morgen sollst du vor uns sprechen und deine Entscheidung offenbaren...Ich beende hiermit das heutige Treffen der Anführer. Bewahret!", wünschte der alte Druide und wandte sich Galatea zu. Die Worte die er im alt-waldvölkischen sprach, verstand Ornlu im ganzen Lärm der sich erhebenden Waldläufer nicht, aber manch Blicke verrieten doch genug - wenn man sie interpretieren konnte.
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