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„Wie lange bleiben wir hier noch stationiert?“, fragte ein junger Wächter den Hauptmann, als dieser am ihm vorbeilief. In wenigen Sätzen erklärte Jarvo ihm, dass es sich mit der Zeit ergeben würde, wohin sie als nächstes ziehen würden. Kein einzelner Mann könnte diese Entscheidung treffen und damit über ein ganzes Volk bestimmen.
„Können wir nicht zurück nach Silden“, fragte ein anderer und drängte sich den beiden auf.
Auch dies sei nicht möglich, aus Gründen die ihnen allen klar sein müssten. Ein gemeinsames Zusammenleben wie sie es kannten war durch die nahe Vergangenheit beinahe zur Unmöglichkeit geworden.
„Ich muss euch beiden leider alleine lassen, die Pflicht ruft.“ Genervt wandte Jarvo sich ab und erinnerte sich an den Morgen zurück, an dem ihn viele ähnliche Anfragen ereilt hatten. Sie alle waren ungeduldig, sie alle konnten nicht sehen, in was für einer unangenehmen Situation sie steckten. Der Rat, oder zumindest das, was davon noch übrig war, würde sich bald zusammensetzen müssen, ehe sie ihre Männer mit milden Antworten nicht mehr beschwichtigen konnten. Jedoch war die Sorge der Männer berechtigt. Sie hatten dort kein Dach über dem Kopf und konnten von Glück ausgehen, dass das Wetter auf ihrer Seite zu stehen schien. In dem kühlen Schatten der Bäume ließ sich die Hitze der Tage gut überstehen. Ebenfalls bot der Wasserfall eine angenehme Möglichkeit sich zu erfrischen. Vielleicht einer der wenigen Lichtblicke an jenen Tagen.
„Bewahre Mertens. Endlich wieder von deinem Ausflug zurück?“
„Bewahre.“ Er ließ sich auf einen Baumstumpf nieder und trank einen Schluck aus dem Wasserschlauch, eh er sich Gesicht und Hals befeuchtete. Der Marsch hatte ihm den Schweiß aus den Poren getrieben.
„In Silden ist die Stimmung angespannt. Die Natur scheint ihr monströses Wachstum eingestellt zu haben und das lässt langsam ein paar Menschen zurückkehren. Sie befreien ihr Hab und Gut aus den hölzernen Fängen, schimpfen und zetern über die letzten Wochen. Irgendwie scheinen viele von ihnen sogar froh zu sein, dass die Wächter und Druiden abgezogen sind. Ich konnte sogar schon so etwas wie eine kleine Dorfmiliz ausmachen.“
Jarvo zog die Augenbrauen hoch.
„Nicht dass du falsche Eindrücke bekommst. Es waren nur um die zehn bewaffneten Bauern und Fischer, aber trotzdem. Sie brauchen uns nicht, Jarvo, das ist mir heute klar geworden.“
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Ornlu nickte brummig zu. Corax hatte Recht und Blondie die 2. auch irgendwie.
"Wir werden mehr als Gemeinschaft leisten müssen. Der Herr der Häscher lebt noch - irgendwo. Wir müssen uns wappnen, die Wunden verheilen lassen und dann auf die Jagd gehen. Noch einmal die Beute der Häscher werden, kann das Waldvolk nicht und ihr müsst mir alle zustimmen, dass es in unser aller Interesse ist diese Gefahr für unser Volk und vor allem wegen der Naturgeister, zu tilgen! - Wo er ist werden wir herausfinden. Ich denke ich weiß wer uns zu diesen Dämon führen kann. Wichtig ist, dass wir und die anführenden Waldläufer dieses Ziel im Auge behalten, wachsam bleiben und zur richtigen Zeit handeln. Danach kann sich das Waldvolk erholen.", meinte der Jäger. Es klang einleuchtend.
"Trotzdem gilt es erst einmal wieder Strukturen zu schaffen und einen Anlaufpunkt. Ansonsten wird das nichts - und es braucht einen starken Anführer unter den Waldläufern.", urteilte Runak.
"Den sahen wir in der Schlacht. Nur...werden wir ihn zum Eidbruch bringen müssen. In Zeiten der Not, muss man die Ehre vergessen...", meinte Ornlu, während Galatea die Augen wohl verdrehte. Runak nickte auf Ornlus Worte.
"Wir werden mit den Hütern sprechen müssen und dann ein großes Thing abhalten. Morgen sprechen wir mit den restlichen Anführern. Suzuran sollte die ihr anvertrauten Lehrlinge sammeln. Ihr habt noch kein Bild von denen die überlebt haben und wenn ihr jungen Menschen den Zirkel in Zukunft führt, dann müsst ihr schon heute damit beginnen.", entgegnete der ewige, graue Druide. Zustimmung kam auf, auch wenn Galatea dies nicht zu gefallen schien. Ornlu ignorierte ihre Gesten und strafte sie mit einem Blick der ihr sagte, dass er ihr nicht traut.
Corax warf dann noch die Frage nach der heiligen Eiche ein.
"Das solltest du nicht fragen. Sie wird uns Antwort geben, wenn die Zeit vergangen ist. Das war nicht das erste Mal, Corax. Nicht wahr, Runak?", antwortete Galatea. Runak bestätigte mit einem Nicken und löste dann die Versammlung des verbliebenen, 'inneren' Druidenzirkels auf.
Galatea und Runak, als auch Corax blieben noch vor Ort, während Vivin, Suzuran und Ornlu sich gen Lager begaben. Gerade wurde Suppe serviert und vielleicht war es gut, sich auch mal was zu holen.
"Hmm, was sucht denn das Schiff da?", fragte Ornlu, der meinte da was ganz grob zu erkennen. Schulterzucken gab genug Antwort.
Kaum drehte sich Ornlu dann zur Seite, kam er irgendwie mit der Hand und dem Arm zuerst an einen gefüllten Suppenteller, der sofort zu Boden fiel und sich über Ornlus Stiefel ergoss.
"Pass doch auf...!", zischte Ornlu und sprang auf einem Bein, da eben die alten Snapperstiefel nicht mehr ganz so dicht waren. Erst mit der ersten Pirouette sah er, dass es Cécilia war. War sie nicht an der Pest erkrankt gewesen?
Geändert von Ornlu (08.07.2010 um 22:27 Uhr)
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Aus der Ferne hatte sie ihn erspäht und sich dem Lager genähert. Endlich war die Zeit gekommen! Er hatte sie wohl gesehen, hatte sich umgedreht und hatte wohl irgendwas umgestoßen, was auf seinem Fuß gelandet war, denn er war aufgesprungen und hüpfte einbeinig. Ein wenig erstaunt schien er zu sein. Wusste er, dass Cécilia krank gewesen war? Was sie durchgemacht hatte, auf seine Anordnung? Wie gern würde sie ihm all das an den Kopf werfen! Jetzt war die Gelegenheit! Ohne sich auch nur Mühe zu geben, sich irgendwie zu verbergen, kam sie näher.
"Bewahret, Meister Ornlu", sagte sie noch höflich und nickte ihm zu. Verbeugung wäre zu viel des Guten gewesen. Aber wer konnte schon "gut" definieren? "Wisst Ihr, was Ihr zu Zeiten der Pest angeordnet habt? Wisst Ihr, wie viele Menschen Euretwegen dort im Lazarett und im Fischerviertel, in den befallenen Teilen Sildens gestorben sind, weil Ihr aufgabt, sie zu vergiften? Ihr wart nicht dabei. Ihr habt es nicht gesehen. Wisst Ihr, wie es ist, vom Tod umgeben zu sein?"
Sie wusste es. Als sie erwacht war, war Tod um sie gewesen überall. Leichen, wo sonst Heiler erschöpft, bleich, aber doch tapfer gelaufen waren und gearbeitet hatten. Leichen, wo die Kranken gelengen hatten. Leichen, wo die Helfer Lappen gewaschen hatten. Alle waren tot gewesen, vergiftet auf Ornlus Anordnung.
"Ihr seid ein Verräter, allen in den Rücken gefallen, die ein Heilmittel suchten. Diese Menschen im Lazarett ... vielleicht hätten nicht alle überlebt, bestimmt nicht. Diese dem Tod geweihten, diese, die alles durchgemacht haben, zu vergiften, war gnädig. Ausgerechnet ein Schlafgift, wirklich zu gütig fast. Aber die Heiler und Helfer mitzuvergiften? Einfach alles und jeden dort zu vergiften, wo man noch hätte suchen können? Das ist Mord, Meister."
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Er hätte es besser wissen sollen. Solang die Sache nicht geklärt war, wurde er immer mal schief angeguckt. Und nun das. Gezeichnet war sie allemal von der letzten Zeit. Man sah es an ihren Augen, um ihre Augen, an ihrem Haar. Cécilia hatte mehr durchgemacht als andere. Doch wissen tat sie nichts.
Ornlu sah um sich, wurde natürlich beobachtet, weil er zur Rede gestellt wurde.
Sollte er sie nun demütigen? Vor allen Leuten? Es war verlockend. Vor allem als er von ihr Verräter genannt wurde. Vor allem bei diesem Wort, denn verraten hatte er niemanden.
Finsterer wurde sein Blick, eine Mimik. Suzuran schüttelte an ihm, bat ihn nichts Falsches jetzt zu machen. Ornlu jedoch ließ sich nicht aufhalten. Er trat aggressiv vor sie, ließ sie nach hinten weichen.
"Hatten wir das nicht kürzlich? Konsequenzen? Sieh dich um. Was zählt mehr? Todgeweihte oder Lebende? Hätten wir alle an der Pest verrecken sollen, weil ein paar Leute noch daran glaubten, dass ein Heilmittel gefunden wird? Und dann hättest du eine Extrabehandlung gewollt? Ich bitte dich? Krank ist krank und wenn es kein Heilmittel gibt, macht man sicher keine Unterschiede. Würdest du jemanden erklären wollen, dass du geheilt wurdest und der Bruder, Schwester, Sohn oder Tochter deines Gegenübers nicht? - Ich hätte das Gift freiwillig genommen, wäre ich erkrankt. - Hinterfrage dich dies selbst. Hinterfrage ob du deinem Waschweiberwissen trauen kannst! Denn du weißt nichts! Nichts von dem was geschah und solltest du mich noch einmal Verräter nennen, dann sorge ich dazu, dass deine lose Zunge dies nicht mehr wird!", sprach der Druide gereizt und funkelte sie böse an.
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Wütend funkelte sie zurück. Er war nicht inmitten dieses Unheils gewesen. Er war nicht beinahe lebendig verbrannt. Er war nicht von einem ehrbaren Mann vergiftet worden, der andernfalls nie Gift angerührt hätte.
"Reichten der Palisadenzaun und die Quarantäne nicht? Reichte alles abschotten nicht? Mussten die Barbiere und Heiler gleich mitentsorgt werden?", fragte sie feindselig. "Habe ich gesagt, dass ich eine Extrabehandlung wollte? Habe ich erwähnt, dass ich überleben wollte? Ich hätte den Tag wahrscheinlich mit oder ohne Gift nicht überlebt. Das heißt nicht, dass ich es nicht trotzdem geschluckt habe!"
Sie schaute in seine gar seltsamen Augen, blinzelte nicht. Der Katze in ihr sträubte sich das Fell. Gefahr! Aber dies war ein Gefecht anderer Art, auf anderer Ebene. Und auf dieser anderen Ebene wollte sie nicht nachgeben! Sie würde auch nicht weinen oder so. Nein.
"Ich soll mich hinterfragen, ob ich das Gift genommen hätte, wenn ich erkrankt wäre? Als ich erkrankte, war von Gift nicht die Rede. Derartiges Gefasel haben wir bei der Pflege nicht zugelassen, um niemanden zu ängstigen. Davon einmal abgesehen, waren die meisten Kranken kaum noch in der Lage, sich zu bewegen oder klar zu denken. Ihr Gerede von Gift hätte man für Fieberwahn gehalten."
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Ornlu zuckte mit den Schultern.
"Dann haben wir die meisten erlöst. Besser als sie dahin siechen zu lassen. Und das Feuer musste einfach sein. Wo hätte man so viele Tote begraben sollen?", fragte Ornlu und provozierte sie bewusst.
"Wäre es nach mir gegangen, hätte man Silden verlassen und die Pestkranken ihrem Schiksal überlassen. Du hast aber gesehen, dass uns jemand in den Nordwäldern in den Arsch getreten hat - also war auch nichts mit abhauen! Warst du in der Schlacht? Ich war es - UND JEDER...", rief der Hetzer.
"...jeder der mich Verräter schimpft oder auch nur daran zweifelt, ob ich auf unserer Seite bin, soll sich mir stellen. - ich fürchte niemanden! Die Götter kennen die Wahrheit und jene die bei der Schlacht waren ebenso!", sprach Ornlu und berührte mit seiner Nase fast jene Cécilias, als er sich ihr wütend näherte. Dann trat er zurück.
"Es ist durchaus auch eine Ironie, dass das Pestviertel auch so durch die heilige Eiche untergegangen wäre. Doch tut dies nichts zur Sache. Frag dich wer das Gift schuf und du wirst Vivin erkennen, frag dich wer im Waldvolk Verantwortung trägt und du wirst nicht nur mich erkennen! Alle Anführer haben, nein, mussten entscheiden was geschieht und wir entschieden uns die Pestkranken zu erlösen, um unsere Kampfkraft nicht noch mehr zu schwächen! Willst du sowas in Zukunft entscheiden? Willst du sowas einem Haufen verzweifelter Dorfbewohner erzählen, die ihre Leute im Pestviertel liegen haben? Ich tat es, aber du glaubst wohl was dir irgendwelche Bauernlümmel erzählen! - Weißt du was da oben war? Ein Dämon! Ein gottverfluchter Dämon, den keiner von uns aufhalten konnte! Nur Fauns Opfer ließ euch urteilende, Halbwissen besitzende Meute am Leben. Doch ihr hinterfragt jene die schon genug Leichen im Keller haben. Denkst du wir haben nicht bedacht, ob es doch ein Heilmittel geben könnte? Denkst du Noreia und Vivin fiel es leicht zu entscheiden? - Oh, sicher! Wir haben uns zusammen gesessen, Sumpfkraut geraucht und ich kam auf die tolle Idee, bevor wir uns Sitzplätze in vorderster Reihe besorgten! Wolltest du das hören?! - Mich kümmert nicht, was Einzelne erleiden, denn in diesen Zeiten gilt es die Gemeinschaft zu retten!", polterte der Druide, so dass die Ader an seiner Schläfe sichtbar pochte. Wütend war er. Wütend ob der Blicke seit er hier im Lager war. Wütend über die Unverständnis.
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"Ja, die Feuer ... sauber und gründlich löschten sie jeden Rest aus. Notversion einer Bestattung wohl, denn bei den vielen Toten hätte es sehr lange gedauert und keiner hätte gewagt, sie anzufassen. Verständlich, es hätte einen Neuausbruch der Pest geben können. Aber ich habe die Mannen gesehen, die mit Eimern kamen und den Kranken das Gift gaben. Hat jemand sichergestellt, dass sie sich nicht angesteckt haben? Dieselben Männer haben die Feuer gelegt! Kein Hahn krähte danach, ob die Männer die Pest hatten."
Es brachte sie einfach auf die Palme, wie kaltblütig er sein konnte! Alles in ihr schrie, es war Gefahr, sich mit ihm anzulegen, doch sie überwand sich, das musste sie.
"Ihr habt Recht. Ich war nicht in den Nordwäldern bei der Schlacht. Ich war nicht in der Lage. Dieser Dämon, den Ihr erwähntet, kämpfte an zwei Fronten: Er brachte die Pest und er kämpfte. Ich war an der einen Front, Ihr an der anderen. Aber nennt Ihr das Sterben der Pestkranken, bedenkt, es waren zwei Viertel, das Pestviertel und das Fischerviertel, nennt Ihr das alles das Leiden Einzelner? Niemand hat je die Pestkranken gezählt. Fest stand lediglich, dass es zu viele Kranke und zu wenig Heiler waren."
Sie bemühte sich, ruhig zu sprechen. Schreien brachte jetzt nichts. Das machte ihn nur umso wütender und er war sowieso schon stocksauer.
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Ornlu schüttelte nur den Kopf. Was wollte sie noch? Ihr zustimmen würde er nicht und wenn sie was Dummes sagen würde, würde es Konsequenzen in sich tragen. Das sahen auch genug andere um die beiden - vor allem die Konsequenzen für Cécilia oder für sie, würden sie sich einmischen. Ornlu besaß eine Ausstrahlung die Furcht erzeugen konnte.
Er knurrte auf. Seine Augenlider verengten sich leicht und sein Blick suchte abermals ihre Augen.
"Du hast es nicht verstanden. Es gibt und gab kein Heilmittel gegen die Pest. Schon gegen die einfache Pest gibt es kein Mittel und diese Pest kam durch dunkle Mächte. Die Hoffnung eines zu finden, ist gleichzusetzen mit der Hoffnung, dass in Myrtana jemals Frieden und Wohlstand herrschen wird. Utopisch! Und DU sprichst von Todgeweihten, ich spreche von Lebenden. Das ist der Unterschied, den du nicht einsehen willst! Mach ruhig so weiter, erwarte aber nicht, dass irgendwer dich verstehen wird! Wir alle haben gesehen, was die Pest ist und nicht - und sie ist nicht heilbar. Und wenn doch, beweis es mir und allen anderen 'Schuldigen' doch!", tönte Ornlu und trat näher an sie.
"Wieso du überlebt hast, frage ich besser nicht. Schnell könnte man dich für etwas Schlimmes erklären... - kein Mensch überlebt die Pest, außer er ist mit Beliar im Bunde. So denkt der einfache Mensch...", flüsterte der Druide und trat wieder auf Abstand.
"...und nun geh und such Beweise. Lass uns alle dumm da stehen und uns bis ans Lebensende schuldig fühlen. Als hätten wir nicht schon genug Dinge im Kopf.", urteilte der Hetzer und wandte sich ihr ab. Er hatte Hunger.
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Das war ja großartig gelaufen. Verhöhnt vor dem gesamten Lager, niedergemacht vor allen. Aber was hatte sie erwartet? Hatte sie damit nicht begonnen? Es hatte ja darauf hinauslaufen müssen! Nein, so schnell würde sie sich nicht wieder mit dem anlegen. Er hatte ein für alle Mal bewiesen, dass er ein paar Stufen zu hoch für sie war. Und was hatte er von einer einfachen Pest erzählt? Es war jetzt egal. Silden war verloren, alle anderen Kranken tot, vergiftet und verbrannt. Kleine Pest, magische Pest, das zählte nicht mehr! Sie wandte sich ab, wandte sich von allem ab. Genug hatte sie. Endgültig. Sie bemerkte kaum, dass die Lagerbewohner eine Gasse bildeten, sie durchzulassen. Sie bemerkte kaum die ängstlichen Blicke, die rasch geflüsterten Gebete. Erst als sie zurückschaute, sah sie, was sie angerichtet hatte. Das gesamte Lager hatte den Streit mitbekommen. Von Anfang an. Das bedeutete ...
"Verdammt noch mal!"
Das gesamte Lager wusste, dass sie an der Pest erkrankt war und irgendwie überlebt hatte. Was würde nun geschehen? Würde man sie zur Verursacherin der Pest erklären? Würde man sie zur Hexe abstempeln? Das hatte ihr noch gefehlt! Ein Haufen streng Abergläubiger!
Er hatte sie herausgefordert. Sie sollte einen Beweis suchen, dass die pest heilbar gewesen war. Doch dazu ... Sie verlangsamte ihr Tempo, mit Seitenstechen ließ es sich schlechter denken. Wenn sie ein Heilmittel herstellen wollte, was brauchte sie dazu? Kräuter und das Wissen darüber. Aber sie konnte auch nicht einfach Kräuter mischen! Nein, das reichte nicht. Sie wollte Menschen behandeln, dazu musste sie wissen, welche Kräuter welche Wirkung auf den Körper hatten. Und um präzise vorgehen zu können, musste sie den menschlichen Körper besser kennen. Der Schlüssel lag also in der Fähigkeit der Heilung! Wenn sie die Heilung, den menschlichen Körper kennengelernt hatte, konnte sie sich den Heilmitteln widmen! Aber die Heiler im Lazarett waren alle vergiftet worden. An Meisterin Vivin wollte sie sich vorerst nicht wenden und Lina war verschwunden. Vorerst wäre es sowieso wichtiger, den Umgang mit einer Waffe zu erlernen, oder etwa nicht? Das schützende Silden gab es nicht mehr, nun musste sie sich selbst schützen, wenn sie nicht auf Maknir oder Bartimäus und Nero angewiesen sein wollte.
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Viel war in dem Lager nicht los und so war es eine mehr oder weniger willkommene Abwechslung wenn es eine Meinungsverschiedenheit gab. So hatte es nicht lange gedauert, bis sich einige Leute versammelt hatten, als es zu einem Streitgespräch kam. Immer mehr Leute waren darauf geworden und so hatte sich auch Bartimäus der Menge angeschlossen. Andere Leute hatten ihm die Sicht versperrt und er musste sich erst etwas nach vorne durchkämpfen, bis er etwas mitbekam. Zu seiner großen Überraschung erkannte er Cécilia, die mit dem Mann stritt, der bei der Bestattung die Scheiterhaufen angezündet hatte. Durch die Tatsache, dass ihm die Ehre zuteil wurde dieses mystische Geschähen zu "leiten", vermutete Bartimäus, dass er eine wichtige Persönlichkeit innerhalb der Waldbruderschaft sein musste. Warum also, war Cécilia so wütend auf ihn? Neugerieg hatte er das Gespräch der beiden verfolgt und wurde immer ratloser.
Was sollte das heißen? Warum war Cécilia im Pestviertel? Und warum hatte sie gesehn wie die Kranken vergiftet wurden? Es drängte sich Bartimäus auf, dass sie die Pest gehabt hatte, aber das konnte doch nicht möglich sein. Wie hätte sie das überleben sollen? Die Pest, die Vergiftung und den Brand? Aber das Gespräch lief immer weiter daraufhin hinaus, dass sie tatsächlioch erkrankt war. Auch alle anderen Zuhöhrer wirkten verunsichert und als sich Ornlu schließlich abwandte, machten sie Cécilia verängstigt den Weg frei.
Bartimäus starrte immer noch an die Stelle an der die Streitenden gestanden waren und dachte nach. Sein erster Gedanke war: "Ich muss mit ihr reden!" Dann kamen aber seine Bedenken. Wenn sie wirklich die Pest hatte, wätre ihre Gegenwart dann nicht gefährlich? Schließlich entschied er sich ihr nach zu gehen. Wenn sie immer noch krank wäre, müsste man es merken oder eigentlich müsste sie sogar schon tot sein. Und wenn Ansteckungsgefahr bestand, wäre es nach gestern Abend wohl eh schon zu spät.
Also bemühte er sich sie einzuholen. "Guten Abend!", grüßte er sie. "Ich habe mitbekommen, was gerade geschehen ist, aber bin mir nicht ganz sicher wie ich es interpretieren soll. Was ist mit dir geschehen, als in Silden die Pest ausgebrochen ist?"
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"Es wird noch viel geredet werden bevor wir handeln. Wie ich es hasse. Aber andererseits können wir ja auch nicht einfach irgendetwas machen.", beschwerte sich Corax halblaut und biss sich auf die Unterlippe. "Könnt ihr schon, das wären die 'alten' Wege, wie ihr es so schön nennt.", erwiederte Galatea mit einem Schulterzucken und wirkte so als wäre es ihr völlig egal was sie anstellten. Doch Corax kannte sie inzwischen, er war zwar weit davon entfernt sie zu durchschauen, doch inzwischen entwickelte er eine leichte Ahnung dafür was seine Schwester fühlte. Auch wenn es vage war. "Früher gab es diesen ganzen Sprösslingsquatsch und so weiter nicht.", führte sie weiter aus, "Ein Druide nahm sich einen Novizen, wenn er Potential erkannte und er von der Natur aktzeptiert wurde. Irgendwann war der Novize dann so weit auf eigenen Beinen zu stehen und wenn er wirklich dazu bestimmt war wurde er irgendwann durch seine eigene Kraft zum Druiden. Aber es gab keine Horden kleiner Magiebegeisterter Belger die einem am Rockzipfel rumhingen. Und besser erzogen waren sie wahrscheinlich auch. Zum Glück kenne ich sie nicht aber wenn ich mir eure Druiden schon anschaue müssen sie einfach verzogen sein, so verweichlicht wie ihr das angeht. Kein Wunder das Runak lieber seine Ruhe hier haben will."
"Du findest Ornlu verweichlicht?", fragte Corax leicht amüsiert.
"Mhpf. Nein und ja. Diese Sprecherin der Jungen, relativ unnötig wenn du mich fragst und sie hängt an ihm dran wie eine Klette."
"Und?"
"Er mag ja einen recht kompetenten Eindruck ansonsten machen, wenigstens hatte er genug Schneid mir die Zähne zu zeigen. Aber ein Druide muss einen Kreis um sich ziehen - emotional. Und wenn er in diesen Kreis an einer Stelle Lücken zulässt... heute mag sich die junge Schnepfe noch hochschlafen und bei ihm einschleimen und morgen rammt sie ihm einen Dolch in den Rücken. Nicht das ich ihr dafür einen Vorwurf machen würde, wäre ich in ihrer Position würde ich das Gleiche tun, wenn vielleicht auch aus anderen Gründen. Jedenfalls ist da noch mehr zwischen den Beiden als es scheint ob sie jetzt miteinander schlafen oder sie seine Schwester ist oder was weiß ich, jedenfalls spürte ich eine Art ausstehenden Konflikt zwischen den beiden der jederzeit ausbrechen kann."
Corax runzelte die Stirn und schaute Galatea forschend an. Schließlich schüttelte er den Kopf und sagte dann : "Dein Feingefühl möchte ich haben."
"Das möchten viele!", erwiederte sie schnippisch. "Wie dem auch sei, davon ganz abgesehen, was ist mit diesem rothaarigen Weibsbild? Wenn du aufhörst zu kämpfen und wachsam zu bleiben stirbst du, das ist die Grundregel der Lebens." Sie schüttelte verständnislos, ja fast schon angewiedert den Kopf.
"Sie hat in letzter Zeit viel durchgemacht und ist ziemlich am Ende. Ich denke das war eine vorschnelle kurzschluss Reaktion von ihr. Sie hat in letzter Zeit oft bewiesen, dass sie fähig und belastbar ist. Aber denk daran das hier bis auf Runak keiner auch nur ansatzweise so alt und erfahren wie du bist. Warst du in deiner Jugend perfekt und hattest dich vollkommen unter Kontrolle?" Daraufhin schwieg sie. Einen Augenblick lang beließ es Corax dabei, dann sagte er : "Ich gehe mir etwas zu Essen im Lager holen, wie sieht es mit dir aus?" Soe schüttelte den Kopf. "Ich habe mir seit gefühlten und wahrscheinlich sogar reelen Jahren nicht mehr von jemand anderem etwas kochen lassen, ich suche mir selbst etwas."
"Das Essen ist nicht vergiftet, ich koste auch vor.", sagte er und verdrehte die Augen.
"Es gibt langsam wirkende Toxine. Aber darum geht es nicht, ich habe weder Lust mich groß begaffen zu lassen, noch möchte ich hier irgendwelche Bindungen mit den Leuten eingehen oder mich in die geringste Schuld begeben. Wenn du glauben solltest ich würde zum nächsten Faun werden und euch alle in meine Arme schließen weil mein ach so großes Herz vor Freude nur so überläufst hast du dich geschnitten. Ich stehe zu dem was ich sage. Ich begleite diese Gemeinschaft bis zu ihrem Ende oder ihrer Neugeburt. Dannach bin ich fort wie ein Blatt im Wind und bis auf dich und Runak werde ich hoffentlich keinen von ihnen je wiedersehen müssen."
Corax sah ihr nach während sie sich entfernte. Er hatte mit nichts anderem gerechnet. Niemand wollte von diese Frau in die Arme genommen werden, wahrscheinlich erfor man daran. Während er durch das Lager ging sah er sich um mit dem Ziel herauszufinden wer noch unter ihnen weilte. Einige nickten ihm zu, andere schliefen, unterhielten sich leise oder starrten einfach in die Leere. In der Nähe eines Feuer sah er eine Menschenmasse die sich jetzt langsam auflöste. "Was ist denn hier passiert?", murmelte er vor sich hin.
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Was war mit ihr zu diesem Zeitpunkt geschehen? Gute Frage. Und die Antwort: Sie musste von allen guten Geistern verlassen worden sein. War während des Fiebers etwa eine Sicherung bei ihr durchgeknallt? Was stellte sie hier eigentlich an?! Was sie falsch machen konnte, einfach alles, machte sie falsch! Sie drehte sich zu Bartimäus um.
"Du fliehst nicht? Du betest nicht, verfällst nicht in Panik? Oder hast du bereits mit deinem Leben abgeschlossen?", fauchte sie ihn an.
Er hatte eine Frage gestellt, erinnerte sie sich. Sie schaute sich um, setzte sich schließlich auf den Boden und lehnte sich an einen Baum.
"Tja, wo war ich da? Mittendrin. Ich war dabei, als der Drache kam und seinen grünen Atem spuckte. Ich half den Kranken. Natürlich bin ich auch ins Lazarett gegangen und habe ich geholfen. Die Pest brach aus. Ich versorgte die Kranken, kühlte ihre Stirn und half ihnen. Bis ich selbst krank wurde. Dann war's aus. Nur noch im Bett, im Fieberwahn. Am Tag des Feuers ... ich weiß nicht, vielleicht hat mir das Gift geholfen? Ich schlief ein, wie immer unter wirren Träumen ... und als ich erwachte stand das Lazarett in Flammen. Ich hab's überlebt. Irgendwie. Frag mich nicht, wie. Ich weiß es nicht. Wenn ich es wüsste, hätte ich den anderen Kranken geholfen. Längst."
Sie lehnte den Kopf an den Baum und schaute in den Himmel.
"Ich hab's verspielt, nicht? Es gab nur eine, vielleicht zwei Personen, die davon wussten. Und jetzt, nur wegen dieses Streites, habe ich alles verspielt. Nur um verhöhnt und niedergerissen zu werden ... Vielleicht sollte ich fortgehen ... oder meinst du, die lassen mir Ruhe?"
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Cécilia tat Bartimäus irgendwie leit. Diese letzten Worte hatten für Bartimäus etwas sehr trauriges an sich, auch wenn man es ihrer Stimme nicht unbedingt anhörte. Auf jeden Fall verspürte Bartimäus den Drang sie trösten zu müssen.
"Ich denke nicht, dass es so schlimm sein wird." meinte Bartimäus. "Dass du niedergerissen wirst, kann ich mir auf keinen Fall vorstellen, alleine schon, weil die Leute zu viel Angst vor dir hätten. Ich glaube, dass sie eher versuchen werden, dich zu meiden, was natürlich auch alles andere als eine nette Behandlung ist." Sehr aufmunternt waren diese Worte dann wohl doch nicht ausgefallen, also fuhr Bartimäus fort. "Aber im Moment ist alles einer großen Veränderung unterworfen. Niemand weiß, was als nächstes passieren wird, aber es wird etwas passieren! Und dann werden sich die Dinge wieder normaliesieren." Etwas besser, aber immer noch nicht wirklich aufbauend genug. "Und bis dahin können Nero und ich dir ja gesellschaft leisten!" Mehr fiel ihm jetzt nicht mehr ein. Aber wo er an Nero an dachte, bemerkte er, dass der Wolf Cécilia heute nicht mehr so feindselig gegenüber trat. Die Zeit, die die drei schon zusammen vrbracht hatten, hatten ihn wohl gelerht, dass keine Gefahr von ihr ausging. Aber das ist jetzt ungewisser denn ja, fuhr es Bartimäus durch den Kopf. Hatte Nero bemerkt, dass sie an der Pest erkrankt war? War das der Grund für sein misstrauen? Und jetzt, wo sie alles mehr oder weniger "gestanden" hatte, ließ er sie in Ruhe? Bartimäus konnte sich nicht vorstellen, dass der Wolf den Verlauf der Dinge so gut verstand. Auf jeden Fall, war er mit Neros verhalten zufrieden. "Siehst du," sagte er zu Cécilia, "er mag dich auch schon!"
Bartimäus dachte noch einmal an den Streit zurück. "Wer war der Mann eigentlich mit dem du gestritten hast? Und er forderte dich auf, eine Heilung zu finden. Hast du wirklich vor das zu versuchen?"
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"Ja! Ja, verdammt noch mal! Wenn es etwas gibt, will ich es finden, allein schon um diesen verfluchten Streit beizulegen, um es ihm zu zeigen. Und um gewappnet zu sein, falls es noch einmal passieren sollte. Eine Pest ..."
Er hatte gefragt, wer Ornlu war. Nein, diesen Fehler würde sie nicht begehen. Nein, nein, nein.
"Es war eine ... eher persönliche Angelegenheit. Ich wüsste nicht, was es dich angeht, wer er ist. Selbst wenn ... ich bin wohl jetzt die Falsche, dir von ihm zu erzählen. Außerdem ... du kennst diese Menschen hier nicht."
Sie schaute sich um und lehnte den Kopf wieder an den Baum. Was hatte sie mitgemacht? Wofür? Ihr eigener Fehler!
"Natürlich werden sie mich meiden. Sie werden beten, die Flucht ergreifen, tratschen. Gerüchte werden die Runde machen. Ich will nicht ausmalen, was für Gerüchte. Ich habe mitbekommen, was eine gute Gerüchteküche anrichten kann. Und nun ... es wird dauern, bis es sich alles normalisiert. Bis sie aufhören, mir zu misstrauen. Du liebe Güte, wenn einer im Lager eine Kinderkrankheit bekommt, werden sie es bestimmt auf mich schieben, weil ich die Pest noch in mir trage oder so! Hast du soetwas schon einmal erlebt? Mittendrin gestanden? Dann wirst du es jetzt erleben. Sieh zu, lerne und begeh nicht dieselben Fehler wie ich ... sprich nicht von Dingen, von denen man nicht sprechen sollte."
Sie war müde. Es war spät, dunkel längst. Ob die Waldvölkler ihr wirklich ihre Ruhe gönnen würden? Es war ihr egal. Sie gähnte und schaute zu Nero. Mit einem Wolf zerstritten, mit einem befreundet. Na herrlich!
"Es ist schon spät. Geh liebeäh .." Mitten im Wort musste sie wieder gähnen. Wie müde sie war, hatte sie kaum bemerkt. An den Baum gelehnt schlief sie auf der Stelle und im sitzen ein.
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Cécilia musste wirklich schon verdammt müde gewesen sein, wenn sie es schaffte mehr oder weniger im stehen innerhalb von Sekunden einzuschalfen. Und nun saß sie jetzt da, an den Baum gelehnt, schlief und Bartimäus überlegte, was er tun sollte. Er konnte sie doch nicht einfach so alleine zurücklassen. Sollte er sie zum Lager in ein Zelt tragen? Nein, das war ihm unangenehm und außerdem wollte er weder riskieren sie dabei aufzuwwecken, noch wollte er sie im Schlaf den Blicken der andern aussetzen.
"Warte hier bei ihr!", meinte er zu Nero und ging zurück zum Lager. Natürlich trotte Nero ihm hinterher. Er hatte noch nie irgendwelche Befehle befolgte. Es wird in der kurzen Zeit schon nichts passieren!, sagte sich Bartimäus. Er ging zum Lager und besorgte ein paar Felle und eine Decke.
Schnell kehrte er zu der Schlafenden zurück. Sie saß immer noch unverändert da und antmete ruhig. Bartimäus breitete eins der Felle neben der Frau aus und legte sie vorsichtig darauf. Er fühlte sich unbehaglich sie so sher berühren zu müssen. Immerhin kannten sie sich auch wieder nicht so gut. Mit der Pest hatte das nichts zu tun! Aber sie schlief so tief, dass sie eh nichts mitbekam. Schließlich deckte er sie noch zu und legte sich selbst etwas abseits auf das zweite Fell. Er wollte es nicht riskieren sie alleine zu lassen, wo sie sicher die Missgust von einigen Leuten auf sich gezogen hatte. In dem guten Gewissen, dass Nero sie im Notfall aufwecken würde, schlief auch Bartimäus schnell ein.
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Wortlos saß man nebeneinander. Abseits, wie nicht zugehörig zu den Anderen, aß man in der Dunkelheit und in der Stille.
Irgendwann während des Streitgespräches mit Cecilia hatte sie sich abgewandt und den wütenden Druiden einfach stehen gelassen. In diesen Moment hatte Ornlu sowieso nur Augen für jene, die ihn als Verräter bezeichnet hatte. Verräter...besser konnte man einen Wunden Punkt nicht treffen..., überlegte sie und blickte das immernoch wild wirkende Gesicht an.
Hatte er sich einmal in Rage geredet, war die Mauer an Agressionen undurchdringbar. Keine besänftigenden Worte halfen, nicht der Apell sich doch zu beruhigen, sich nicht darum zu scheren was andere von einem dachte...nein nichts half, wenn der Wolf einmal seine Zähne gefletscht hatte. Inzwischen wusste sie dies und entfernte sich bei größeren Konflikten, um die Situation seinen eigenen Gefühlen zu überlassen und sich dem Einfluss des Hetzers zu entziehen.
Man sprach kein Wort mehr, er wollte nicht sprechen, sie versuchte erst gar nicht ein Gespräch anzufangen...es war als hätte sich die Kälte Galateas in dieser Nacht auf ihn übertragen. Sein Blick, der in die Ferne starrte, sein Geist, der einfach abwesend schien und vielleicht die ferne Geschichte der vergangenen Tage noch einmal vor dem inneren Auge abspielte.
Sie war in seiner Nähe und doch allein...ein kalter Blick, der auch die gewisse Distanz widerspiegelte, die es in ihrer Beziehung gab und immer geben würde.
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Kleines Flüchtlingslager südöstlich Sildens
Um sich und seine Begleiterin etwas zu schonen hatte Gwydion am Abend zuvor beschlossen, dass sie noch eine Rast einlegen sollten und erst am Tag darauf die letzte Etappe nach Silden hinter sich bringen würden. Und so hatten sie sich erneut einen Lagerplatz gesucht und Gwydion hatte die Geschichte um den jungen König und seine Geliebte weiter erzählt.
„Der junge König kam nach genau einem Jahr und einem Tag an den Hof des Vaters der jungen Edelfrau. Und er wurde willkommen geheißen wie ein alter Freund, dafür hatte die junge Herrin gesorgt, denn sie hatte ihrem Vater von einem noch besser geeignetem Bräutigam erzählt.
Der alte König besah sich den Burschen, befand ihn für stattlich und ehrbar und entschied, dass seine Tochter, wenn sie schon einmal Gefallen an einem Mann fand, ihn auch haben sollte.
Es war ein fröhliches Fest mit Gesang, guten Speisen, gutem Wein. Und an der Tafel durfte er neben dem alten König sitzen und zu seiner rechten saß die junge Edelfrau.
Da war es Zeit, dass der König an diesem Festtag die Bitten seiner Untertanen anhörte und ihnen, wenn es in seiner Macht statt, ihre Wünsche erfüllte.
Da kam also ein junge Mann herein, seine Kleidung wirkte schlicht, aber nicht von schlechter Qualität. Doch anstatt sich an den alten König zu wenden, wandte er sich an den jungen und verneigt sich tief vor ihm.
'Herr, ich habe eine Bitte, wollt Ihr sie anhören?'
'Das werde ich gerne.'
'Und werdet Ihr meinen Wunsch erfüllen?'
'Ja, auch das.', sagte der junge König, denn er war so guter Laune, dass er an diesem Festtag niemandem einen Wunsch abschlagen wollte.
'Ich will Eure Verlobte und werde sie zur Frau nehmen.'
Der junge König war geschockt, doch da er sein Wort als Ehrenmann gegeben hatte, konnte er diese Bitte nicht abschlagen.
'Ah, warum hast du das gesagt?', wollte die Jungfrau wissen, 'Das war eben jener Mann, den mein Vater damals bestimmt hatte!'
'Das wusste ich nicht. Was sollen wir nun tun?'
'Ich sage dir, was wir tun werden: in einem Jahr und einem Tag werden wir zur Hochzeit ein ebensolches Fest veranstalten wie heute. Und du wirst als Bettler verkleidet kommen. Du wirst mit diesem Brotbeutel kommen...', dabei gab sie ihm einen unscheinbaren Beutel aus weichem Leder, '...und wenn es an der Zeit ist die Bitten vorzutragen, wirst du meinen Verlobten um lediglich etwas zu essen bitten. Doch der Beutel wird nie voll sein. Dann sollst du sagen, dass der Beutel erst voll ist, wenn ein Edelmann mit den Füßen den Inhalt hinein getreten hat.'
'Das werde ich tun.', sprach der junge König und verabschiedete sich.“
Am nächsten Morgen waren sie dann wieder aufgebrochen. Der Morgen war bereits sehr warm und sonnig, doch die Bäume spendeten bisweilen wohltuenden Schatten. Der leichte, kaum wahrnehmbare Wind trug unangenehme Gerüche mit sich. Gwydion rümpfte die Nase. Rauch und Tod. Er schluckte, sein Blick wurde unstet, seine Schritte zögerlicher.
„Halt! Wer geht da?!“, hörten die beiden plötzlich eine Stimme aus dem Geäst und sahen sich bald darauf zwei Waldläufern gegenüber, die mit ihren Speeren auf sie deuteten.
„Gwydion...“, meinte der junge Druide ruhig, „...und Murielle.“
Die drei Waldläufer sahen sich an.
„Ich kenne ihn.“, meinte schließlich einer und nickte.
„Kommt mit...“, murmelte daraufhin ein anderer.
Murielle sah Gwydion fragend an, der nickte nur leicht und machte sich daran den beiden Burschen zu folgen. Einer der beiden hinkte, bemerkte der junge Druide, und der andere sah auch nicht unbedingt so frisch aus. Schließlich traten sie auf eine kleine Lichtung. Unsicher sah Gwydion sich um. Hier waren einige Menschen versammelt, deren hauptsächlich grüne Farben sie als Angehörige der Bruderschaft, oder zumindest Bewohner Sildens auszeichneten. Oder ehemalige Bewohner Sildens...
„Seid ihr alle, die übrig sind?“, fragte Gwydion erschrocken.
„Nein...“, der Bursche schüttelte den Kopf, „...es gibt mehrere dieser Lager. An den Wasserfällen haben sich noch einige gesammelt. Und andere sind bereits in den Talkessel im Süden gezogen.“
Gwydion nickte nur kurz. Er wandte sich zu Murielle um.
„Ich muss Silden sehen. Und irgendjemanden meiner alten Freunde finden. Ihr könnt hier bleiben in dem kleinen Lager, wenn Ihr wollt. Oder Ihr begleitet mich, das steht Euch frei.“, erklärte er.
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Schweigend schmeckte er seine Suppe ab und blickte ziemlich Böse auf die Männer die das bessere Essen genossen als seine Wald Suppe. „Heuchler“ murmelte er finster und führte etwas geriebene Pilze in seine Suppe. Natürlich ging ihm der Streit zwischen Ornlu und Cecilia durch den Kopf, er hatte keine Ahnung wer hier alles wusste dass er so viele Menschen auf dem Gewissen hatte. Cecilia wurde nun gefürchtet, jedoch nicht von ihm da er teilweise ahnte was für ein Schicksal sie gerettet hatte. So genau wusste er dies jedoch nicht und er traute sich immer noch nicht Ornlu darauf anzusprechen. Zwar hatte er mit Suzuran darüber gesprochen aber er hatte keine Ahnung was sie über ihn dachte.
Er nahm ein Kraut das einen Brennenden Geschmack in seinem Mund brachte und schnitt es mit einer neuen Idee in den Kessel. „Na wen euch der andere Fraß besser schmeckt so wartet erst auf mein neues Gericht ein“ er grinste und war sich sicher das er eine Ultimative Suppe kochen würde. Zum Glück hatte er noch etwas Fleisch, die er gerne in die Suppe einfügte. Er rührte seinen Kessel um und schmeckte dann nochmals ab. Die Suppe schmeckte herrlich, sie war schön scharf und hatte ein anderes Aroma als üblich. „SUPPPPEEEEE IST FERTIG NA WER TRAUT SICH DIE NEUESTE VERSION DER WALDKRAUT SUPPE ZU TESTEN?“ schrie er durchs Lager und wartete grinsend darauf bis die Männer und Frauen endlich mal kamen.
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Silden
Mit unsicheren Schritten stapfte Gwydion durch das Unterholz. Es waren kaum Tiere in der Nähe zu spüren und je näher er Silden kam, umso kälter schienen ihre Spuren zu werden. Es wurde still. Schrecklich still. Übelkeit stieg in Gwydion auf, mit jedem Schritt wurden seine Knie weicher. Der Geruch nach Verbranntem wurde stärker, wenn er auch kalt war, als wäre er bereits einige Tage alt. Der junge Druide stoppte, den Blick zu Boden gerichtet, kurz vor dem letzten Dickicht, das ihn noch vom Anblick Sildens trennte. Er bereitete sich seelisch darauf vor, was ihn erwarten würde. Noch einmal atmete er tief durch, was ihm aber nur erneut wieder diesen unschönen Geruch in die Nase trieb, dann trat er zwischen den Bäumen hervor.
Schweigend starrte er das Bild an, dass sich ihm bot, hier vom anderen Ufer des kleinen Sees. Seltsames Treibgut hatte es hier angespült. Verkohlte Holzstücke, Kleidung, allen möglichen Krimskrams. Doch Gwydion beachtete ihn gar nicht. Das Bild, dass sich ihm bot, schlug ihn in seiner Schrecklichkeit in Bann.
Silden war zur Hälfte... gefressen, anders konnte man es nicht ausdrücken. Gefressen vom Grün, von der Natur. Er sah verkohlte Überreste von Häusern. Dunkle Flecken auf der Erde, als hätte diese einen düsteren Trank aufgesogen... einen Lebenstrank, direkt von er Quelle.
Er wusste nicht wie lange er da stand und starrte. Erst als Murielle ein leises Räuspern hören ließ wachte er aus seiner Erstarrung auf, jegliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. Sein Magen fühlte sich immer noch so an, als wollte er am liebsten seinen Inhalt los werden, doch tat er es nicht. Auch konnte der junge Mann nicht weinen, um das vergangene Silden. Um diese seine Heimat, die er schon länger kannte als er in diesem Leben war. Das er in einer Erinnerung als kleine Siedlung von gerade einmal vier Hütten gesehen hatte und wusste, wie es gewachsen, aufgeblüht war. Und nun... war es wohl verwelkt.
„Ich... möchte mir das aus der Nähe ansehen...“, meinte Gwydion mit zitternder Stimme und setzte sich, ohne auf Murielles Antwort zu warten, in Bewegung.
Schweigend folgte die junge Frau dem Barden, der sich einen Weg suchte, den Blick immer wieder auf die zerstörten Hütten wendend. Die Ränder Sildens waren nicht von dem grünen Mantel überzogen. Etwas im Kern dieser grünen Hölle beunruhigte Gwydion. Es fühlte sich unangenehm an. Und es war kein lebendes Wesen zu sehen. Keine Vögel zogen ihre Kreise über dem Dorf.
Unter seinen Sohlen knirschten kleine Trümmerteile und Kies, als er den Rand Sildens erreicht hatte. Suchend blickte er sich um.
„Dort hinten... ist meine Hütte...“, meinte er und deutete in eine Richtung, „...irgendwo...“
Gwydion wollte weiter gehen, da wurden die beiden aufgehalten.
„Halt!“, rief jemand, halb eingeschüchtert, halb bestimmt, „Was sucht Ihr hier?! Wollt Ihr die verlassenen Häuser plündern?!“
Der junge Mann drehte sich um, schon wieder jemand, der „halt“ rief und wissen wollte wer sie waren und was sie hier suchten. Gwydion hob beschwichtigend die Hände.
„Ich bin Gwydion und das ist meine Begleiterin. Ich bin ein Sildener. Ich habe ein Haus hier.“, erklärte Gwydion langsam.
Der Mann, der mit einer Art Mistgabel bewaffnet war, sah ihn misstrauisch an.
„Ach ja?“, brummte er, „Das kann jeder behaupten! Verschwindet!“
Gwydion starrte den Burschen einen Weile an, bis er eine unglaubliche Welle der Wut in ihm hochsteigen spürte. Da lag sein Silden in Trümmern, sein Heim, sein Herz, seine Seele, er wusste nicht wer von seinen Freunden noch lebte oder tot war und dann kam dieser Bursche, dieser Bauer, und wollte ihn aus seiner eigenen Heimat vertreiben! Der junge Druide knirschte mit den Zähnen.
„Mach mich nicht wütend, Mann...“, knurrte der Barde, „...ich gehe jetzt zu meiner Hütte und sehe, was ich von MEINEN Habseligkeiten retten kann und du wirst mich nicht aufhalten! HAST DU VERSTANDEN?!“
Der Mann zuckte zusammen und zog den Kopf leicht ein. Gwydion ließ ihn stehen und stapfte weiter, Murielle im Schlepptau. Zu einer Seite war stets die grüne Hölle, die sich über Silden ausgebreitet hatte. Zur anderen der See und die paar unbewachsenen Häuser an dessen Ufer. Schließlich erreichten sie das Haus, in dem Gwydion und Feen gelebt hatten. Es hatte Spuren einer Auseinandersetzung davon getragen, doch stand es noch. Der junge Mann versuchte die Tür zu öffnen, doch scheinbar war sie oder das Schoss verschoben worden, so trat er sie in letzter Konsequenz schließlich ein, dass sie schief in den Angeln hing, aber immerhin offen war.
Er machte eine erste kurze Bestandsaufnahme. Nahrungsmittel hatten Feen und er verbraucht und keine neuen angeschafft, da sie beide gewusst hatten, dass sie eine lange Weile weg bleiben würden. Lediglich etwas getrocknete Blätter für Tee und einige Gewürze waren noch da.
„Ich kann... euch nicht viel anbieten...“, murmelte er gedankenverloren, „...außer ein Dach über dem Kopf für diese Nacht. Macht es euch bequem...“
Gwydion entdeckte seine Harfe, die in ihrer Ledertasche sicher verstaut in einer Ecke stand. Wenigstens nicht wieder eine Harfe verloren. Er nahm sich die Tasche, packte die Harfe aus und begann, nach einem kurzen Nachstimmen, eine langsame, traurige Melodie darauf zu spielen mit geschlossenen Augen. Er fühlte sich im Moment schrecklich verloren.
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Grüne Krähe
Schweigsam saß er an der Wand der alten Taverne. Eines der wenigen Gebäude, die noch Bestand hatten in Silden, seit die "Apokalypse" über das einst so friedvolle Dorf gekommen war. Und so wie die Stille über Silden lag, die nur ab und an vom Zwitschern der Vögel oder dem Rauschen des Windes in den Bäumen ringsherum unterbrochen war, so schwieg auch er. Kein einziges Wort hatte er seit seinem Erwachen gesprochen. Er, der den Drachen getötet hatte. Ganz im Alleingang. Doch zu welchem Preis? Mit immer demselben, nichtsaussagendem Blick hatte er zwar ab und an mal knapp genickt oder den Kopf geschüttelt, doch mehr "Konversation" in dieser Richtung konnte keiner hervorlocken. Nicht einmal Vareesa, welche sich die ganze Zeit um ihn gekümmert hatte. Ihm war klar, dass sie in Sorge lag. Das sie selbst mit den Nerven am Ende war, doch konnte er nicht für sie da sein. Ihr keine Schulter geben, an der sie lehnen konnte. Keine wärmenden Worte. Kein gar nichts.
Gedanklich befand er sich noch immer dort, hinter dem großen, schwarzen Tor aus seinem Traum. Über die Dinge sinnierend, die er dort gesehen hatte. Die Dinge, die er nicht verstand und die ihm keine Ruhe ließen. So fantastisch und doch so verwirrend. Er fühlte nicht einmal die Schmerzen, die seinen Körper durchzogen nach dem Kampf mit Sarkany. Tief schnaufte der kampfesmüde Krieger, ehe er sich schweigsam erhob und zu einem der Fenster ging. Sein erster Blick in die "neue" Welt, wie er es erzählt bekommen hatte. Draußen sah alles aus, als hätte die Welt eine völlig neue Maske aufgesetzt auf ihrem immer währendem Kostümball. Wo früher Hütten standen, waren diese nun teilweise im Boden versunken, zerfallen oder das Holz aus denen sie bestanden zu neuem Leben aufgeblüht. "Wohnbäume" wenn man so wollte.
"Endlich bist du auf den Beinen, Junge..." Aidars Stimme... Sie klang vertraut, hatte Ryu nicht viele Abende in der Taverne verbracht. Ohne ein Wort zu verlieren wandte der junge Hayabusa sich zum Bestizer des Gebäudes um. Jede Bewegung fiel ihm schwer. Nicht aus Schmerzen, sondern vielmehr durch die Art und Weise wie betäubt er sich fühlte. "Hättest das Vieh ruhig vorher in den See krachen lassen können..." der Wirt polierte in aller Ruhe eines der Gläser, wie an jedem Mittag an dem nichts los war. Als kümmere es ihn kaum, was mit Silden geschehen war. Ein seltsamer Kerl. Ryu ging näher an den Tresen heran, wo er sich auf einem Hocker niederließ. "Verstörend, was? Silden ist nicht mehr und die letzten paar Überlebenden sind eine handvoll Taugenichtse, Waschweiber und alte Leute. Und ein Kerl, der seine Rechnung nur mit Schinkenbrötchen bezahlt..." Aidar schien nicht begeistert. Vor allem in letzerem Satz schwang eine gewaltige Portion Sarkasmus. Langsam hob der Wirt das Glas, um es sich vor Augen zu halten, was einen leichten Lichthauch in sein Gesicht trieb. Er wirkte auf einmal so alt... Augenringe... Ein trüber Blick und tiefe Sorgenfalten auf der Stirn und die Müdigkeit in seiner Stimme klang auch stärker als sonst. Doch Ryu schwieg. Was hätte er sagen sollen? Die Schuld auf sich zu nehmen würde auch nichts an der Situation ändern.
"Weißt du, du Drachentöter, ich hab ja ne Menge Scheiße erlebt, aber dass einer einfach mal so mit ner übergroßen Echse in den See stürtzt und gleich darauf ne riesige Spinne über meine Taverne steigt... Die Welt wird von Jahr zu Jahr verrückter... Denk aber ja nicht, dass ich trotz diesem Irrsinn deinen Schuldenberg vergessen habe!" dieses mal sogar unbeabsichtigt hatte Ryu den letzten Satz überhört.
Drachentöter... Wie das klang für einen, der momentan nicht einmal wusste, was er von all dem halten sollte. Einer, der nichtmal wusste, ob er am Morgen lieber Rührei oder Spiegelei essen wollte. Ryu atmete tief durch als er den Kopf senkte. "Achja und diese Irre mit den Schlangen hat sich ziemliche Sorgen um dich gemacht... Bedank dich wenigstens bei dem Mädchen, dass sie dich nich aufgegeben hat, als alle anderen dich schon in den See werfen wollten..."
Der Krieger hob den Blick. Waren seine Verletzungen so schlimm? Tief blickte er in Aidars Augen. "Irgendwo draußen." meinte der Wirt nur, ehe er das Glas in den Schrank zurückstellte und somit seine Gläsersammlung, oder das was davon übrig geblieben war wieder vervollständigte. Ryu nickte nur knapp, rutschte vom Hocker und ging zur Tür hinüber. Es war seltsam, die Hand an den Knauf anzulegen. Ungewohnt, dass er fester saß als gewohnt. Hatten ihn seine Kräfte verlassen? Immerhin war er stark verwundet. Noch einmal kurz aufatmend öffnete er die Tür nur um kurz darauf von der einfallenden Lichtflut der Abendsonne geblendet zu werden. Einen Moment dauerte es, doch dann trat er aus der Taverne heraus. Vögel zwischtscherten und flogen hoch oben am Himmel vorbei in Richtung der untergehenden Sonne. Erblühende Bäume, die aus alten Hütten gewachsen waren und dichtes Moos zwischen den Grashalmen spendeten einen angenehmen Duft, gemischt aus den verschiedensten Blüten. Selbst das Eichhörnchen, welches auf einem der Bäume saß ließ sich nicht von der Anwesenheit der Menschen stören. Überall wuchs das Gras fast schon kniehoch und alles wirkte so harmonisch. So ursprünglich. So... Natürlich.
Ein kleiner Moment, der Faszination, ehe Ryu in einige überraschte Gesichter blickte. Ein paar Menschen aus Silden, die wohl versuchten noch etwas ihrer Existenz zu retten. Einige, die bereits an einer neuen Hütte arbeiteten und andere, die in den Trümmern suchten schauten nun zu dem Krieger hin, der Sarkany den Pestbringer erschlagen hatte. Verwunderung lag in ihren Augen. Diesen Leuten war nicht nach Jubeln zumute. Auch, wenn man für einen Moment einen klitzekleinen Keim der Hoffnung aufkeimen sah, als sie wahrnahmen, dass ihr "Held" noch am Leben war. Ryu hielt inne. Seine Blicke sprangen von einem zum anderen der Anwesenden, ehe eine alte, gebeugte Dame mit zittrigem Finger in die Richtung eines kleinen Hügels zeigte, der sich jenseits von Silden befand. Der Krieger erkannte dort nur die schemenhaften Umrisse einer Person. Seinen Blick wieder geradeaus richtend begann er, zu dem Hügel zu laufen. Noch immer schweigsam...
Geändert von Ryu Hayabusa (09.07.2010 um 19:35 Uhr)
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