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Ihr Weg zum Brunnen hatte sie an jenem Haus vorbeigeführt, in welchem sie den jungen Mann gestern umgebracht hatte. Hing er mit ihren Träumen zusammen? Bestimmt nicht, sie hatte von einer Menge Grauen geträumt ... Dennoch ließ die Novizin es sich nicht nehmen, anzuklopfen und nach dem Mann zu fragen, den sie gebracht hatte. Die Frau ließ sie ein, erklärte, ihr Mann pflege den Kranken für den Augenblick, immerhin habe jemand geklopft. Ihren Humor hatten die Sildener in schweren Zeiten nicht verloren. Zumindest nicht allen Humor.
Die Frau stieß die Tür auf und die Novizin betrat den Raum. Der Fiebernde bäumte sich auf, stieß ein heiseres Krächzen aus, als wollte er etwa Flammen spucken oder so. Dann keuchte er leise, kaum zu hören "nein" und sackte wieder zusammen, fiel in Trance oder was auch immer. Der Mann, der gerade seine Stirn abgetupft hatte, schaute auf und seufzte.
"Hoffentlich schläft er endlich."
"Wie geht es ihm? Wird es besser?"
"Besser? Wir beten, das könnt Ihr uns glauben, wir beten um ihn. Er redet wirr, schlägt um sich, er murmelt unzusammenhängend. Dann wieder liegt er völlig still, als schliefe er. Dann schreit er wieder. Urplötzlich."
Die Frau sah verzweifelt aus.
"Verbessert es sich denn nicht?"
"Wir kühlen sein Gesicht, so gut es geht", erklärte der Mann. "Einer von uns ist bei ihm, der andere schläft, sofern man schlafen kann, während er von Archen und Drachen und Müttern schreit."
"Soll ich Euch Wasser bringen? Ich hole sowieso welches", bot Cécilia an.
"Oh, vielen Dank!", seufzte die Frau. "Ja, bitte. Wir brauchen es, er ist glühend heiß."
Die Novizin legte einmal ihre Hand auf seine Stirn, schrak zurück. Er war wirklich heiß.
"Dann beeile ich mich lieber, das Wasser zu holen."
Sie nahm die Eimer wieder auf, ging schnell los.
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Elvo befand sich halb tot im Wald. Auf einmal kam ein junger Mann an und fand ihn so daliegen. Sofort warf dieser Elvo über seine Schulter und trug ihn nach Silden. Auf dem Weg stellte er sich vor. Er heiße Trudi und sei Kräuerweib in Silden. Elvo fragte sich noch, wie ein Mann bitte Trudi heißen könne und ann auch noch als Kräuterweib arbeite, als er in einen tiefen Schlaf sank.
Er wurde unsanft von einer etwas molligen Wirtin namens Alois wachgerüttelt. "He du! Aufstehen! Du musst mir helfen", sagte sie und schüttelte ihn dabei. "Du musst mir sofort 12 Dracheneier besorgen: ich will den größten Pfannkuchen der Welt backen!" Elvo wunderte sich, warum man dafür bitte Dracheneier. Trotzdem stand er gehorsam auf und sprang leichten Schrittes zur Tür.
Draußen vor der Tür traf er auf einen großen, schlanken Mann: Aidar. Dieser führte ihn sogleich durch Silden. Am Schluss der Führung sagte er: "Das dort sind die Nördlichen Wälder. Dort haust ein Drache. Und hier siehst du einen Felsen und dort oben drauf steht ein Fuchs."
Weil Elvo sich nicht sicher war, was ein Fuchs auf dem Felsen dort oben zu suchen hatte, begab er sich sogleich auf dem Weg dorthin. Bei manchen Schritten flogen viele hundert Meter dahin, bei manchen brauchte er mehrere Schritte, um überhaupt einen Meter vom Fleck zu kommen.
Schließlich stand er dennoch oben auf dem Felsen. Dort sah er einen Fuchs, der von dem Felsen aus auf Silden herab sah und sich dabei die Pfoten rieb. Als Elvo auch dort herunter blickte, sah er bloß noch Asche und Staub und Trümmer. Von Silden war nichts übrig geblieben. Ein paar einsame Wölfe durchstreiften die Ruinen. Ein Schwindelgefühl überkam ihn und er fiel den Felsen hinunter.
Er wachte in einem Haus auf, das vollständig leer geräumt war. Nur im Ofen befand sich ein gefesselter und geknebelter Scavenger. "Wer war das?", fragte sich Elvo und ging zur Tür. Diese öffnete er einen Spalt breit und späte hinaus. Er sah gerade noch eine vermummte Gestalt wegspazieren.
Dann drehte er sich wieder um und blickte einem Drachen ins Gesichte. Das Letzte, was er sah, warein großes, grünes Drachenmaul, was ihn verschlang.
Elvo erwachte in völliger Finsternis. "Wo bin ich?", fragte er sich. "Bin ich im Drachenmagen?"
"Nein, ich will nicht sterben!", rief er plötzlich und schlug um sich. Dabei fiel er aus dem Bett war war wieder ohnmächtig.
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Als Cécilia wieder zu jenem Haus kam, mit zwei schweren Wassereimern bewaffnet, hörte sie eine Art dumpfen Knall.
"Bei den Göttern!", kreischte die Frau. "Schnell! Oh, wenn er sich etwas getan hat ..."
Die Novizin stellte einen der Eimer ab, öffnete die Tür, nahm ihn wieder in die Hand und kam in den Raum, um ihre Last dann neben dem Eingang abzustellen und in das Zimmer zu laufen.
"Ist etwas passiert?", fragte sie hektisch.
"Er hat wieder geschrieen und geschlagen. Er schrie irgendwas über sterben und fiel aus dem Bett. Mehr war nicht", erklärte der Mann. "Aber er scheint sich nicht schlimm verletzt zu haben bei diesem Sturz. Ist nicht auf den Kopf gefallen. Gibt vielleicht höchstens ein paar blaue Flecken."
Cécilia half ihm, den Mann wieder in das Bett zu legen.
"Ich habe Wasser mitgebracht", meldete sie schließlich.
"Ah, danke. Lasst den Eimer hier und nehmt den", sagte die Frau, immer noch erschrocken vom Sturz des Kranken.
Cécilia dankte, nahm den anderen Eimer, kehrte zum Brunnen zurück und füllte ihn. Dann eilte sie, so gut es konnte, zum Krankenlager zurück.
An einem der Lager standen Vivin und Noreia, diskutierten leise.
"Eindeutig Blutvergiftung", murmelte Vivin, als Cécilia vorbeikam.
"Eine Blutvergiftung? Da sind noch zwei andere, die haben dasselbe", flüsterte Noreia.
"Auch die Beulen?"
"Ja, genau an den gleichen Stellen, dort am Hals ... da, an der Leiste und da ... unter den Armen."
Beulen und Blutvergiftungen? Das musste gefährlich sein, sonst würden die Druidinnen nicht flüstern. Cécilia schlich an ihnen vorbei, brachte das Wasser einer anderen Frau, die half, und ging dann erneut los, um neues Wasser zu holen.
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Verletzte, Kranke, Arme und ach so heroische Sildener umgaben ihn.
Diese verdammte Taverne war voll von ihnen und hatte nichts mehr von ihrem einst so gemütlichen Charme. Kein trinkfreudiges Beisammensein, keine leicht ins Bett zu bekommende Frauen..
Der Assassine stand an der Ecke gelehnt, die Beine überschlagen mit al seinem Reisegepäck zusammengepackt und dampfte gemächlich einen Krautstängel. Seine Augen blickten kalt durch die Runde vorbei an al dem Leid dass ihn unberührt liess.
Ausgangssperre, Angst vor dem Drachen…. Er würde sich diesen Dreck nicht reinziehen…
„Scheiss auf die Bogenlehre, schiessen kann ich ja nun gut genug, für den Anfang wird es wohl reichen müssen, aber dieses Drecksloch von Waldfleck wird ohne mich untergehen müssen…“
Murmelte er vor sich hin und beäugte leicht angewidert einen Jäger dessen Arm wohl von dem Drachen abgerissen worden war. Der Kerl jammerte mit Tränen in den Augen seinem Vater, wohl ebenfalls Jäger zu, wie schlimm er es findet nun nicht mehr dem Familienhandwerk nachgehen zu können…jämmerlich…der Vater sollte ihm den Kuss des Todes schenken…
Er rümpfte die Nase und liess den runtergerauchten Stängel fallen ehe er ihn mit der Stiefelverse ausdrückte. Der dicke Qualm trat aus seinen Nasenlöchern und er blickte um sich um den Wirt auszumachen, wieder mal vergeblich, im Moment gab es hier nichts zu saufen, ein jeder war mit helfen beschäftigt…
„Drecksloch…“ wiederholte er energisch, dieses mal aber so laut, dass es auch die Personen wenige Schritt um ihn hören konnten. Böse Blicke kreuzten einen Weg und der Varanter schmunzelte grimmig. An der Türe angelangt, den Rucksack geschultert, versperrten ihn Wächter den Weg.
„Tut uns Leid Fremder, da draussen ist es nicht sicher, wir müssen Vorkehrungen treffen falls er wieder zurückkommt….“
Black drückte den abweisenden Arm des Wächters mit kraft zurück und fletschte die Zähne boshaft, knurrend erwiderte er:
„Genau Baumkuschler! Ihr habt hier genug zu tun, mich der die Scheisse nichts an, also verpiss dich aus meiner Sicht oder der Drachen wird nicht euer einziges Problem sein…“
Die Wache blickte fragend zu seinem Gefährten, dieser nickte und sagte ruhig:
„Lass ihn doch, soll er da draussen den Tod finden.“
Dann passierte er die beiden und trat hinaus in das verwüstete Silden.
Noch hatte er nicht alles erledigt, er würde Suzuran aufsuchen und sich von ihr verabschieden, Kontakte mussten immerhin gepflegt werden und wer weiss wozu er sie einmal brauchen könnte…
Geändert von Joe Black (02.06.2010 um 11:54 Uhr)
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Was war Schmerz, dachte er, als er das Blut aus der Wunde austreten sah...
Der Wolf lag vor ihm, noch röchelnd, aber doch zum Tode verurteilt, tief war die Wunde, die der Pfeil gerissen hatte, aber eben nicht tief genug, um ihn direkt zu töten, sein Bewusstsein auszulöschen... Nein, heroisch, beinahe heldenhaft hatte sich die Bestie aufgebäumt, hatte die letzten Meter überwunden und noch ehe Dekker den nächsten Pfeil auf die Sehne legen konnte, hatten sich die Zähne durch die Lederschiene an seinem Arm gebohrt. Dünn und spitz waren die Wunden, aus denen das Blut quoll, mal langsam, mal stoßhaft...
Das Fell des Tieres schien seinen Glanz verloren zu haben, in dem Moment, da Dekker wieder zu sich gefunden hatte und den bereits steckenden Pfeil mit der freien Hand noch tiefer zwischen die Rippen des Wolfes getrieben hatte, war das silber glänzende Fell zu einem matten grau verschwommen...
Er setzte sich auf den Boden, lehnte sich an einen Baum, auf das Fell des Wolfes starrend, irgendetwas daran bewegte ihn, rührte sein Inneres, warf Fragen in ihm auf.
Langsam erstarb das Röcheln des Tieres, ein letztes Mal füllte sich der Brustkorb mit Luft, noch einmal schoss das Blut impulshaft auf der Wunde, dann verloren auch die Augen ihr schwarzes Glänzen und der Rest des Lebens war aus dem Wolf gewichen.
Was war Heimat?
War er in Silden zuhause? Die Menschen widerten ihn an, unter seinem langen Umhang verborgen, war er durch die Gassen geschlichen, hatte die Gesichter beobachtet, die ihm nur allzu bekannt waren, und wollte auf sie Spucken. Er empfand pure Ekel, während er ihre Hände beobachteten, wie sie eifrig ihrem Tagwerk nachgingen, wie sie ihre Arbeit verrichteten, um die Illusion aufrecht zu erhalten.
Tiefe Furchen hatte die Angst in ihre Gesichter getrieben, wie Rudeltiere drängten sich die Menschen zusammen, immer mehr wurden es, eine schwüle Wärme schien zu entstehen und Dekker konnte förmlich sehen, wie der Schimmel entstand, wie sie zu verfaulen begannen, wie sie an ihrer Angst und ihrer Unfähigkeit krepierten.
Sie sahen nicht, was er sah, konnten ihre zwanghaften Umstände nicht erkennen, sie hörten nicht, was Dekker hörte, der plötzlich die Stimmen erkannte, die abseits von Sprache ihre Botschaft vermittelten...
Silden war verurteilt, der Tod fiel mit dem Regen vom Himmel, sang mit dem Wind in den Wäldern, überzog das Land wie fliegenden Samen des Löwenzahn.
Irgendein fernes Gericht hatte über dieses Dorf geurteilt, hatte die Menschen zusammengetrieben wie streunende Hunde, um sie zu richten, sie büßen zu lassen, weil sie schwach waren... Weil sie nicht fähig waren, dem gegenüber zu treten, was sie bedrohte...
Es waren nicht die Orks, nicht die Rebellen oder die Königstreuen, es war nicht Beliar oder Xardas, nicht die Kälte oder eine Dürre... Es war ihre Angst...
Die Angst, die die Menschen zusammentrieb, sie daran hinderte, sich den menschlichweltlichen Problemen zu stellen...
Wie hatte er die Menschen geliebt, dieses Dorf und seine Bewohner, Heimat hatte er es genannt, er hätte alles für Silden gegeben, alles geopfert.
Aber jetzt war da nicht mehr als Verachtung, beinahe schon Zorn, Hass auf die Unfähigkeit dieser Menschen, die er seine Brüder genannt hatte...
Er würde nicht mehr zurückkehren, nicht mehr durch die Gassen wandeln, die er kannte, nicht mehr die Menschen grüßen, die er einst geliebt hatte, nicht mehr das tun, was er gewohnt war zu tun... Silden war tot... Es war für ihn gestorben... Aber er würde nicht bleiben, er würde diesem Dorf nicht beim Sterben zu sehen und damit seine Unfähigkeit akzeptieren, daran nichts ändern zu können.
Er blickte in die erstorbenen Augen des Wolfs, er hatte keine Furcht gezeigt, er hatte sie besiegt, seine Furcht und seinen Schmerz und er war gestorben... Röchelnd... aber schweigend...
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Seine Gedanken überschlugen sich. Ob er es hätte verhindern können? Ob er getötet worden wäre? Ob er genauso erkrankt wäre wie all die anderen? Ob er genauso schwächeln würde? Doch unter all diesen Fragen machte sich dieser eine, große Vorwurf in ihm breit: Die Tatsache, dass er tatenlos herumgesessen war. Erstarrt, als er den Wyvern von Weitem sah. Nicht vor Angst. Auch nicht vor Schreck. Vielmehr... Hatte er sich selbst dort gesehen. In den Augen des Wyvern... Wie die Bestie an alle den Menschen vorbeigestarrt hatte. Vorbei an den Opfern, die sie zerfleischt hatte hin zu der kleinen Häusernische, in der Ryu regungslos gestanden hatte, während das Schwert, welches er sich besorgt hatte nur dumpf auf dem matschigen Boden aufkam.
Wieder stand er hier. Den Blick gesenkt und darüber sinnierend, was ihn gehalten hatte. Der Templer hatte gesehen, dass weder Pfeil noch Klinge etwas gegen das Monster ausrichten konnten. Er zitterte bei dem Gedanken, sich der Bestie zu stellen. Nie zuvor hatte er gegen einen Gegner gekämpft, dem normale Klingen nichts anhaben konnten. Vielleicht war auch das der Grund, warum Ryu statt den Kranken zu helfen unbemerkt in die Wälder vorgedrungen war, hin zu seinem Turm, tief im Westen. Selbst dort, nahe seiner verborgenen Heimat waren Spuren des Wyvern zu finden. Kranke Bäume, Tiere und an manchen Stellen dieser grüne, schleimartige Auswuchs. Der Hayabusa wusste genau, dass er sich von dem Zeug fernzuhalten hatte. Erstens: Es war grün. Zweitens: Schleimig. Und Drittens: die vielen, kranken Sildener waren sicher kein Zufall. Aber davon abgesehen hatte Ryu auch nicht vor, sich in absehbarer Zeit schon wieder in ein Krankenbett zu legen. Die Untätigkeit, die darin herrschte machte ihn wahnsinnig... Aber das war glücklicherweise vorbei. Immerhin galt es eine riesige Echse zu erschlagen, nur wie?
Die Augenbrauen zusammengezogen und sichtlich angestrengt am Nachdenken schritt er durch die vom Chaos durchzogenen Straßen Sildens. Zwar war es nicht annähernd so verwüstet, wie man annahm, dennoch war es deutlich, dass Unruhe und Panik herrschte. An vielen Ecken hörte man Schreie von denen, welche in ihren Fieberträumen gefangen waren... Es musste furchtbar gewesen sein, seine Angehörigen in diesem Zustand zu sehen. Doch Ryus Schritte trugen ihn weiter - er war kein Heiler oder Arzt. Weiter kam er, bis seine Füße ihn schileßlich auf die Felder gebracht hatten. Dort, wo er viele Stunden des Trainings hinter sich gebracht hatte... Unter anderem auf Stämmen, welche er damals in den Boden gerammt hatte und auf deren oberen Enden er seine Schlagfolgen trainiert hatte. Nur noch wenige standen dort. Die meißten waren schon morsch, abgebrochen oder einfach durch den hiesigen Brennholzbedarf mitgenommen worden. Nachdenklich ließ er sich auf einem dieser Stämme nieder, wo er sein Schwert zog.
"Ryu-Ken... Schwert des Drachen..." Ryu dachte nach. Wenn ein Wyvern ein kleiner Drache war... Dann hätte ein großer Drache dieses Wesen doch noch immer vernichten können. Sein Blick schwankte hin zum Ende des Stammes, welcher in einer dicken Spitze endete. "Ein Drache... Das ist es!"
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Ein stiller Schatten fiehl ins Lazarett, als geradezu lautlos eine junge Frau im Eingang erschienen war.
Die Köpfe der darin sitzenden drehten sich für einen Moment zu ihr um, und einige flüsterten ein Stoßgebet.
Silelen war sich bewusst, dass sie nicht besonders gut aussah, die Anstrengungen der letzten Tage hatte ihr sonst braungebrannte Haut einen Schneeweißen Ton verliehen, und ihre sonst eher unscheinbaren Brandnarben stachen unübersehbar aus diesem Kontrast heraus.
Silelen wusste selber nicht, wie sie auf ein geradezu geisterhaft bleiches Wesen reagieren würde, bei der jeder Zentimeter freier Haut wie eine einzige Brandwunde wirkte, wenn man wusste, dass draußen gerade ein Drache wütete...
Es erschien Silelen geradezu wie eine unglaubliche Ironie...
Ein Scherz der Geschichte, ein grausamer noch dazu.
Vor gar nicht arg so vielen Monaten war sie selbst in den Kampf gegen einen Drachen geraten, als ein rotes Exemplar die Stämme der Nordmarer angegriffen hatte, und wurde aufs übelste verbrannt...
Die Druiden Sildens hatten damals ihre Wunden versorgt, und dank ihrer Magie hatte sie die schweren Brandwunden überlebt und es sogar vermeiden können dauerhaft entstellt zu werden...
Nun schien das Schicksal ihr auf eine grausame Art und Weise die Gelegenheit zu geben, diese Schuld auf dieselbe Art und Weise zu begleichen.
Die Sekunde des Anstarrens verstrich, als Silelen einen weiteren lautlosen Schritt nach vorne machte, und die Ausgemergelte Gestalt welche sie trug, zu einem der wenigen freien Betten brachte.
Überall stöhnten die Kranken und Verletzten, und mehr als einer krümmte sich aufgrund der Schmerzen zusammen.
Müde, aber mit wachen Augen blickte sich die Nomadin in der Hütte um... zu viele Patienten und viel zu wenige Helfer stellte sie betrübt fest, und ließ sich neben einem Krankenlager nieder.
Beruhigend legte sie die Hand auf die Stirn des kranken Sildeners, und schrack beinahe zurück. Auf seiner Haut hatte man Eier braten können.
Ein kurzer Rundgang bestätigte, dass es den meisten anderen nicht viel besser ging.
Den wenigen Helfern denen sie begegnete gab sie die Tränke, welche sie in ruhigeren Zeiten hier in Silden gebraut hatte... vorwiegend Heiltränke, obwohl die Wirkung auf die Kranken höchstwahrscheinlich weniger Stark sein würde, da sie Kampfwunden im Hinterkopf hatte, als sie sie zusammenbraute.
Mit Gesten beschrieb sie den Helfern, dass jene mit der roten Flüssigkeit für die Patienten, und jene mit der grünen für sie selbst gedacht waren - es handelte sich um Kraft und Aufputschtränke - und suchte nach Lappen, die sie feucht machen und den Patienten auf die Stirn legen konnte.
Doch obwohl sich jemand große Mühe gab, Wasser herbei zu schaffen wurde doch binnen Minuten klar, dass diese Anstrengungen nicht ausreichend für all die Kranken bereitstellen konnten.
So stellte sich Silelen in der Mitte des Lazaretts auf, griff nach einem Eimer und hob ihn an, dass die Öffnung nach unten Zeigte.
Aus dem zuvor staubtrockenem Gefäß sprudelte kühlendes Nass hervor, welches wie durch nicht sichtbare Leitungen gelenkt zur Stirn eines jeden Patienten schwebte, und sich sanft auf diesen niederließ.
Die junge Nomadin stellte den - plötzlich bis zum Rand gefüllten - Wassereimer auf dem Boden ab, hob die Hände und konzentrierte sich darauf, die dünnen Wasserüberzüge auf den Stirnen in Position und kühl zu halten.
Es war definitiv keine Dauerlösung, aber es mochte die anderen Helfer ersteinmal soweit entlasten, dass sie mit ihrer Arbeit aufhohlen konnten...
Schweiß lief Silelen den Körper herrunter, als sie ihre Anstrengungen aufrecht erhielt. Ja, es war DEFINITIV keine Dauerlösung, selbst so ein verhältnismäßig kleiner Spruch würde sich nicht sehr lange aufrecht erhalten lassen, so rapiede wie ihre Kräfte schwanden.
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Als diese seltsame Frau das Krankenlager betreten hatte, hatte auch Cécilia aufgeschaut. Wie seltsam sie aussah ... Dann hatte sie weitergemacht, Wasser geholt, Lappen gewaschen. Als sie mit den Lappen fertig war, hatte sie sich eigentlich wieder an das Bett eines Fieberkranken setzen und sein Gesicht kühlen wollen, aber die Frau hatte da schon etwas getan. Cécilia hatte es durch die Ablenkung kaum bemerkt, sie hatte ihr Haar zurückgebunden, so dass sie den Wind nicht wahrgenommen hatte. Wenn es um Magie ging, fühlte sie sich schon beinahe eingeschränkt mit zurückgebundenem Haar, so sehr hatte sie sich daran gewöhnt ...
Als sie die Frau einen Moment musterte, bemerkte sie den Schweiß. Die Magie, die sie wirkte, war anstrengend. Was mochte sie da wohl tun? Cécilia legte ihre Hand auf die Stirn des nächsten Fieberkranken, oder wollte das, doch sie spürte eine kühle Schicht ... schnell zog sie die Finger zurück, falls es die Magierin störte. Warum tat sie das? Ja, sie half ihnen mit der Pflege, doch warum war sie einfach gekommen? Als die Druidennovizin einen Blick zurück warf, sah sie, wie zwei andere Helfer gebrauchte Lappen brachten und die Lernende widmete sich wieder dem Waschen. Es waren nur die Fieberkranken, die sie so behandelte. Aber immerhin, wenn der Magierin die Kraft ausgehen würde, hätten sie vorerst wieder genug Lappen und Tücher zum kühlen. Und außerdem beruhigte so manch ein Kranker sich gerade, hörte unter dem kühlenden Einfluss auf zu schreien oder zu schlagen. Ob Cécilia dieser Fremden dankbar war? Ja.
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Silelen versuchte, sich nicht ablenken zu lassen, und den kleinen Zauber aufrecht zu erhalten, doch mit jeder Minute die verstrich fiehl es ihr schwerer und schwerer.
Inzwischen kniff sie die Augen fest zusammen, und presste den letzten Rest Magie aus ihrem Körper herraus, um die kühlenden Wasserfilme aufrecht zu erhalten, als ihr plötzlich jemand auf die Schulter tippte.
"Danke... ich glaube du kannst jetzt auffhören, wir haben wieder genug Lappen..."
wurde sie zögerlich von der Seite angesprochen, und Silelen öffnete die Augen.
Eine junge Sildenerin stand neben ihr, und schien nicht ganz zu wissen, wie sie sich Silelen gegenüber zu verhalten hatte.
Die Erleichterung schien der jungen Nomadin ins Gesicht geschrieben, und so versuchte sie auch gar nicht sie zu verbergen.
Silelen lächelte erschöpft und ließ ihre Arme sinken.
Fast wäre sie in sich zusammen gefallen, als der innere Druck, den der Zauber ihr abverlangt hatte auf einen Schlag nachließ, doch tapfer hielt sich die junge Heilerin auf den Beinen.
Irgendwie kam ihr die Sildenerin bekannt vor, aber dies musste sie wohl auf einen anderen Tag verlegen.
Matt griff Silelen in ihre Tasche, holte einen kleinen Wasserschlauch hervor, und trank von dem grünen Krafttrunk, welchen sie hineingefüllt hatte.
Das vertraute Gefühl, als würde eine Brennessel durch jede Ader ihres Körpers gezogen werden erfüllte Silelen, die sich (vergebliche) Mühe gab den Schmerz zu verbergen, dann ließ das Brennen nach, und neue Kraft kehrte in ihre überanspruchten Glieder zurück.
Mit einem leichten Kopfschütteln vertrieb Silelen den pochenden Kopfschmerz, der sie schon eine Weile plagte, und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die junge Frau vor ihr.
Silelen wusste zwar nicht, wie es um ihre Fähigkeiten bestellt war, aber diese Frau war definitiv schon länger hier beschäftigt, also kannte sie sich wohl auch besser hier aus.
Mit ihrer eigenen kleinen Variation des Lichtzaubers versah Silelen ihren Zeigefinger mit einem silbernen Glühen, welches einige Sekunden in der Luft zurückblieb wenn sie dies wünschte.
Schnell "schrieb" sie die Frage:
"Wo braucht ihr noch Hilfe?"
in die Luft, und wartete.
Normalerweise versuchte die Nomadin ohne diese Lichtershow auszukommen, und setzte diese Leuchtschrift nur sehr selten ein.
Doch im Moment konnten sie sich kein langes Deuten von Handzeichen oder gar eventuelle Missverständnisse leisten.
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Sie war kein zu groß geratenes Mädchen mehr, dass sich lieber Männr nahm wie sie kamen, um Spaß zu haben. Sie war nun mehr eine Frau die ihren Weg gefunden hatte. Dieses Unheil hatte es den menschen gezeigt, die sonst allesamt schlecht über sie sprachen. Und selbst Noreia, die sie oft genug kritisierte, respektierte das was Vivin vollbrachte. Nicht Noreia war es, sondern sie die die Leitung als erfahrenste Heilkundige übernahm.
Sie alle vertrauten auf ihr Urteil, ihre Anweisungen, auf sie und es beflügelte die rothaarige Druidin ungemein.
"Wenn Rhys nur da wäre...", sagte sie sich kurz fernab ihrer Tätigkeiten grübelnd, bevor sie sich wieder diesem Elend widmete. Ja ein Elend war es, worauf niemand so recht eine vollkommene Lösung hatte. Schlimmer noch das schlechte Gefühl, dass sich bei ihr gemeldet hatte, als sie jene mit dunklen Flecken und Beulen behandelte hatte ich nun bestätigt. Sie hatte Faun zu rate gezogen. Der alte Druide war kein Heiler, aber er hatte in seinen übr 400 Wintern genug gesehen. Als er jene Erkrankte sah, schreckte er zurück und bestätigte nur die Vermutung Vivins.
"Bei allen Naturgeistern...", wisperte sie und zog eine sehr ernste Miene. Noreia tat selbiges und war den Tränen nahe. Sie wussten, dass sie nicht wirklich helfen könnten.
"Ich verfluche Beliars Rache...", sagte Noreia zornig und ballte die Fäuste.
Vivin indes wahrte Haltung, schluckte ihre Wut und Sorge runter und ging in die Mitte des provisorisch genutzten Gebäudes.
"Haltet alle ein! Bitte folgt mir nach draußen!", sprach sie und ging raus. Explizit achtete sie darauf, dass keine Waschweiber in der Nähe waren bevor sie sich der Gruppe, bei der eine Fremde auch dabei stand, widmete.
"Beliars Rache, die Pest, hat jene mit den schwarzen Flecken und Beulen befallen...", sprach sie direkt und sah manch Entsetzen in den Gesichtern. Die Menschen wussten darum und wussten, dass es eigentlich keine Heilung dafür gab. Schlimmer noch, es konnte sein, dass ein jeder von ihnen schon daran erkrankt war.
"..beruhigt euch, denn wir werden daran nichts ändern können. Wer jetzt gehen will, der gehe. Es wird euch niemand verurteilen, wenn ihr euch vor der Pest fürchtet. Ich weiß auch nicht, ob wir dagegen ankommen können. So wie jegliche Tränke und Heilmagie bisher versagten, so rechne ich nicht damit, dass wir gegen die Pest ein Mittel finden. Die Kranken sind krank, weil sie vom Drachenodem erfasst wurden und dieser trägt eine dunkle Magie in sich. Wenn nicht Meister Dorien erscheint, dann sind alle Kranken und alle die erkranken werden verloren...", erklärte die Druidin bedrückt.
"Meister Dorien kann aber ein Heilmittel finden?", fragte Osmo.
"Wenn nicht er, dann kein Heiler dieser Welt. Meister Dorien reiste um die Welt, sah ihre höchsten Berge und dunkelsten Orte und er lernte von vielen dazu, um sie zu übertrumpfen. Wenn er nicht weiß, dann niemand. - Klärt für euch ab, was ihr nun machen werdet. Ich bleibe hier. Doch nun sage ich Hauptmann Jarvo bescheid, wir müssen das restliche Dorf vor der Pest schützen...bewahret!", sprach Vivin und senkte nachdenklich ihr Haupt.
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Als Seloron mir Karl am Trainingsplatz ankam wartete Lando schon.
In und um Silden war einiges los, eigentlich sollte er sich mit darum kümmern, er hatte aber nunmal die Ausbildung von Lando übernommen und hatte somit ihm gegenüber auch eine Verantwortung.
So Lando!
Heute wirst du das erste mal im Nahkampf gegen einen Gegner antreten. Das Ziel ist es nicht den Kampf zu gewinnen, das würdest du höchst wahrscheinlich vergeblich versuchen. Das Ziel ist es dir ein besseres Gefühl für die Waffe zu vermitteln. Du sollst sicherer werden und du wirst merken worauf es im Nahkampf ankommt, einfach Erfahrung sammeln.
Seloron reichte beiden ein Stück Leder.
Mit diesem Leder werdet ihr die Spitzen umwickeln, ich habe keine Lust einen Heiler suchen zu müssen.
Lando hatte immer noch seinen Speer, der Pirscher hoffte nur, dass er baldmöglichst eine eigene Waffe auftreiben würde.
Sobald beide soweit waren könnte es losgehen, Seloron war schon sehr gespannt wie sich sein Schüler machen würde.
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Ein Pfeil zischte unglücklich an seinem bestimmten Ziel vorbei und bohrte sich in die dahinter liegende Holzwand. Es würde einiges an Zeit kosten, den Pfeil dort wieder rauszuziehen, gleichwohl wurden neue Pfeile angelegt, Sehnen gespannt und weiter geschossen. Metallene Klänge erfüllten den Übungsplatz, wenn Schwert auf Schwert traf. Ein dumpfer Aufprall einer Holzkiste, gefolgt von einem lauten Scheppern war zu hören.
<< Du vermaledeiter Lump, kannst du nicht besser aufpassen! >>
Einem der Wächter war eine Ladung Schwerter aus der Hand gerutscht, als er sie gerade zusammen mit einem Zweiten von einem Wagen hieven wollte.
Idun, am Rand des Übungsplatzes, achtete nicht auf seine Umwelt. Die Welt war ohnehin schon lange aus den Rudern gelaufen, also was kümmerte ihn die Aufregung? Beinahe den ganzen Tag verbrachte er nun mit Übungen. Seine Fertigkeit hatte sich in den letzten zwei Tagen enorm verbessert. Wenn er es wollte, schaffte er es mit einiger Anstrengung ins Schwarze zu treffen. Im Moment stand er, in einer Übung verharrend, in einiger Entfernung von der Strohpuppe entfernt, die es galt zu treffen und fixierte den runden Kopf. Die anderen Wächter hatten ihm gezeigt, dass er seine Kraft aktiv dadurch verbessern konnte, die Sehne soweit wie möglich zurückzuziehen und in dieser Stellung zu verharren. Idun stand bereits einige Zeit so, die Sehne dicht neben seinem Gesicht. Vor Anstrengung waren sein Gesicht und seine Hände schon ganz von Schweiß bedeckt und er versuchte an etwas anderes zu denken, um die Stellung länger halten zu können.
Seine Gedanken begannen zu wandern und wie so oft in solchen Situationen dachte er an seinen verstorbenen Vater. Der Bogen und sein Ziel verschwammen aus seinem Blickfeld, genauso wie der hektische Übungsplatz und machten einer vollkommen anderen Szene Platz. Diese Erinnerung hatte Idun tief in seinem Geist eingeschlossenen und nur selten schaffte sie es, sich einen Weg zu erkämpfen und in sein Bewusstsein zu klettern. Sein Vater spielte ein Lied auf der Gitarre, welches er oft spielte, wenn sie von einem harten Arbeitstag nach Hause kamen. Sein Blick in weite Ferne gerichtet, spielte er nahezu abwesend und bewegte dabei leicht seine Lippen. Idun war, als Kind, fasziniert von der Musik und er hatte es geliebt, ihm einfach nur zuzuhören. Das warme, Licht spendende Lagerfeuer und eine ordentliche Portion selbst gejagtes Fleisch vervollständigten sein Gefühl der Geborgenheit und der Ruhe. Auch als er älter war, empfand er es noch als sehr angenehm und als erholsamer Ausklang von der harten Arbeit. Was würde er dafür tun diesen Augenblick zu wiederholen? Seinen Vater zurückzuholen und mit ihm zusammen wieder an diesem Lagerfeuer vor ihrer Hütte zu sitzen?
Idun stiegen bei diesem Gedanken Tränen in die Augen. Hastig hob er eine Hand und wollte sich die Tränen wegwischen, immerhin wollte er nicht, dass irgendjemand ihn so sah, doch leider ließ er dabei den gespannten Pfeil los, welcher unglücklicherweise weit von seinem Ziel entfernt von der Holzwand abprallte. Sofort bereute er seine Bewegung und verbannte die Erinnerung wieder dorthin zurück, wo sie seiner Meinung nach hingehörte. Sein Vater war tot und er würde es auch bleiben, von daher lohnte es nicht über ihn nachzudenken. Mit selbstsicheren Schritt näherte er sich der Strohpuppe, welcher er aus Wut über seinen Fehler die geballte Faust in die Magengegend schlug und hob seinen Pfeil auf. Gesenkten Hauptes schritt er wieder zu seiner Ausgangsposition und dachte dabei über Suzurans Worte nach. Eilig reihte er sich wieder in die Linie der Übenden ein und begann mit müden Armen, die er kurz ausschüttelte, die Übung von vorn.
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Nach der Verwüstung die der Drache angerichtet hatte war die Sildner Bevölkerung sehr beschäftigt. Wächter trainiehrten und Heiler und allemöglichen Aushelfer versuchten die Kranken zu versorgen. Nach dem anfänglichen Mitwirken bei der Versorgung der Kranken beschlossen Bartimäus, Turand und Draos jetzt etwas anderes zu tun.
"Um ehrlich zu sein, habe ich keine Lust mehr den ganzen Tag mich um Erkrankte zu kümmern, denen es dann sowie nicht besser geht. Vielleicht können sie langfristig geheilt werden, aber da können Heilder vermutlich mehr anrichten als wir! Außerdem ist die Krankheit von manchen noch ein Rätsel und ich bin nicht heiß darauf mich anstecken zu lassen!", meinte Bartimäus.
"Aber wir können sie doch nicht einfach so liegen lassen, du weißt genau, dass es nicht genug Leute gibt um sich um all die Kranken zu kümmern. Unsere Hilfe wäre sicher willkommen!" wiedersprach Draos, worauf Bartimäus entgegnete, dass ihre Hilfe bei anderen Arbeiten auch willkommen sein würde.
"Wir könnten zum Beisüiel beim Wiederaufbau der zerstörten Gebäude helfen, da sollten wir uns auch nicht anstecken können!" schlug Turand vor.
Also machten sie sich an die Arbeit. Es gab noch genügend Gebäude, die kleinere Schäden davongetragen hatten oder sogar ganz eingestürzt waren.
Das gleichmäßige Hämmern hatte eine beruhigende Wirkung auf Bartimäus und es gefiel ihm, dass man den Fortschritt sehen konnte und es nicht so aussichtslos war wie die Heilung der Kranken. Da konnte man schließlich nicht wissen, ob Medizin oder Magie funktionieren würden oder nicht. Das Haus würde oder später wieder stehen.
In diesem Sinn arbeiten sie weiter, obwohl es körperlich sehr anstrengend war und sie selbst schon bald müde waren, aber das waren jetzt keine Zeiten um beim Anschein von Müdigkeit aufzugeben.
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„Besondere Vorkommnisse heute?“, erkundigte sich Jarvo bei den eintrudelnden Wächtern, die ihren Schichtwechsel vollzogen und sich müde im Sippenkriegerhaus meldeten. Er selbst schenkte ein paar von ihnen das Feierabendbier aus, welches sie mehr als dankbar entgegennahmen. Ein Stückchen Normalität in diesem Chaos.
„Ein fremder Mann, auf jeden Fall kein Sildener, verließ heute Morgen die Stadt und ließ sich von den Wächtern nicht zurückhalten. Er schien gesund, wurde mir berichtet.“
„Nicht verwunderlich, dass jeder der nicht an diesen Ort gebunden ist, hier verschwindet. Wäre ich Varanter oder Nordmarer würden mich selbst keine zehn Pferde hinter unseren Toren halten. Sorgt in jedem Fall dafür, dass kein Erkrankter die Stadt verlässt. Es ist ein Problem von Silden und soll auch hier bleiben und nicht in die Welt hinausgetragen werden.“ Mit einem Wink begrüßte der Hauptmann einen weiteren Wächter, der die Druidin Vivin im Gepäck hatte. Diese schaute sich verlegen um und stand mit hinter dem Rücken verschränkten Armen am Eingang. Jarvo ging zu ihr.
„Bewahre Vivin. Was treibt Euch hierher?“
In kurzen Worten erzählte sie von der Überlegung, die sie und Noreia hatten.
„Die Pest sagt Ihr? Keine Aussichten auf Heilung?“
Stumm nickte Vivin und sah ihn betrübt an. „Ohne Meister Dorien sind wir ratlos.“
„Sind denn alle von dieser Krankheit befallen?“
„Nein, im Moment zum Glück nur einige, aber unseres Wissens breitet sich diese Erkrankung sehr schnell aus. Eben deswegen suchte ich Euch auf. Ich denke es wäre nur im Sinne der Bürger, wenn wir die Häuser rund um das Lazarett evakuieren. Weniger Übertragungsgefahr, mehr Platz für die Kranken und auch für uns Heiler ein Rückzugsort. Ich sage es nicht gerne, aber jeder von uns, die sich um die Kranken kümmern, könnte diese Seuche schon in sich tragen. Auch wir sollten nicht mehr völlig und unkontrolliert in Silden herumlaufen.“
„Ja…“ Nachdenklich nickte Jarvo und beschloss jene Wächter um sich ihrem Feierabendbier zu entreißen. Es galt schnell zu handeln. Er war weder Barbier noch Heiler, doch konnte er sich den Verlauf eben so einer Seuche gut vorstellen. Der Verbreitungsradius würde unter unkontrollierten Konditionen bald nicht mehr überschaubar sein. Und auch wenn er jene nahe wohnenden Bürger aus ihren Häusern vertreiben musste, würden sie dies zwar nicht gerne, jedoch sicherlich mit Einsicht tun. Keiner wollte den Tod neben sich hausieren haben…
„Lordan, du da vorne, Gonzo, du das Haus. Ihr anderen verteilt euch.“ Systematisch teilte er die Männer den Häusern zu, deren Bewohner eine unmissverständliche Nachricht empfangen würden. Jarvo klopfte an die Tür und blickte in das Gesicht eines ältlichen Mannes, der seine kleine Tochter im Arm hielt.
„Entschuldigung für die späte Störung aber es geht um eine Sache äußerster Wichtigkeit. Aufgrund einer Ausbreitungsgefahr der Krankheiten müssen Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden. Ich bitte Euch, das Haus in zwei Stunden zu räumen und Euch im Sippenkriegerhaus zu melden, wo Ihr eine neue Bleibe zugewiesen bekommt. Dies ist keine Bitte, sondern eine strikte Aufforderung. Bei Missachtung wird das Haus in drei Stunden von den Wächtern geräumt. Bitte fangt nicht an zu Diskutieren, es ändert nichts. Entschuldigung für die Umstände.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, drehte Jarvo sich um und lief zum nächsten Haus.
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Maknir war fast am verzweifeln als er den Peitschenden Regen ins Gesicht bekam und mit den wenigen Sildenern unter einem Baum verharrten. Maknir hatte versucht frische Ware nach Silden zu Bringen, jedoch danach wurde er nicht mehr aus der Stadt gelassen wegen einem Grund den der Bärtige nicht erfahren hatte. „Wenigstens meine Pflanzen bleiben Gesund“ grummelte er. Einer der Männer in seiner Nähe war wohl ein Waldläufer, er selber hatte sich als Tarhan vorgestellt und hatte stets seinen Bogen gespannt um sich notfalls zu wehren falls irgendeine Bestie wieder das Dorf stürmen würde, man konnte eben nie wissen.
Maknir selber saß auf dem Boden, hatte die Kapuze tief ins Gesicht versenkt und wartete ab bis Neuigkeiten kommen. Tarhan reichte ihm ein Stück Brot und nickte ihm freundlich zu. „Keine Sorge, hier kommen keine Bestien mehr rein“ meinte er Stolz und Maknir nickte nur zurück. „Ich vertraue auf euch“ antwortete er. Maknir dachte nach, es waren Gerüchte aufgetaucht die er noch nicht ganz Richtig wahr nehmen konnte. Angeblich waren diese Kranken leute ziemlich Gefährlich und hatten anscheinend etwas Gefährliches an sich.
Maknir beobachtete daher eher die Gegend als das er etwas machte.
Geändert von Maknir (02.06.2010 um 23:28 Uhr)
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Elvo wurde geweckt, als an die Tür des Hauses geklopft wurde. Schlaftrunken richtete er sich auf. Die Tür ging auf und ein Wächter trat ein. "Verzeiht mir die nächtliche Störung, aber..." Er verstummte als er Elvo sah. "Ihr habt einen Kranken in Euerm Haus?", fragte er ungläubig und sah Elvo an. Dieser zuckte zusammen. "Ich bin krank?", überlegte er, während der Wächter wieder anfing zu reden. "Es besteht eine große Ausbreitungsgefahr der Kranken und deshalb sind wir gezwungen, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Da Ihr einen Kranken beherbergt, müssen Sie wohl oder übel in einem abgesonderten Viertel leben! Ich muss Sie leider bitten, dieses Viertel nicht zu verlassen!" Als er geendet hatte, herrschte Mucksmäuschenstille. Niemand sagte etwas. Keiner bewegte sich.Selbst der Wind schien draußen eine Pause eingelegt zu haben, um keinen Ton von sich zu geben. Die Zeit schien angehalten. Schließlich bewegte sich der Wächter. "Ihr entschuldigt mich? Ich muss in die nächsten Häuser. Lebt wohl!" Er war gerade im Begriff zu gehen, da blieb er stehen und drehte sich noch einmal um. "Ach übrigens", sagte er und sprach Elvo damit an. "Ihr seht nich so aus, als ob Ihr krank wäret. Wenn Ihr krank gewesen sein solltet, seht Ihr auf alle Fälle wieder gut aus. Ich werde später noch nach einem Heiler für Euch schicken."
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Das Morgengrauen war bereits herangebrochen als er sich seinem Ziel näherte. Corax musste gähnen, die Müdigkeit hatte sich in seine Knochen geschlichen, doch er bezog Kraft aus seinem Willen und der Magie um sich wach zu halten. Er würde sich in nächster Zeit nicht sonderlich viel Schlaf gönnen könnnen. Er hatte den versteckten Pfad unbehelligt erreicht, endlich konnte er sich ein wenig entspannen. Zumindest glaubte er das, denn im nächsten Moment fühlte er mit dem sechsten Sinn eines erfahrenen Waldläufers das Gefahr drohte. War es ein Geräusch gewesen oder ein Geruch? Er konnte es gar nicht mit Sicherheit sagen, doch da war etwas, das ihn erstarren ließ. "Du hast Glück das du nicht wie einer von ihnen riecht, sonst wärst du längst mit Pfeilen gespickt.", erwiederte eine raue, doch vertraute Stimme hinter ihm. Der Schreck fiel von ihm ab.
"Das gleiche gilt für dich, sonst hätte ich dich wohl schon zehn Meilen gegen den Wind gerochen."
"Zu wissen das jemand da ist bringt einem nicht allzu viel wenn man doch trotzdem keine Ahnung hat wo er ist.", konterte Crow und nahm den Pfeil, welcher schon auf der Sehne seines Bogens geruht hatte. "Genug davon, komm, hier ist es nicht... sicher." Crow wartete nicht auf eine Antwort sondern ging vorran. Corax wurde etwas unruhig, das Gesicht seines alten Kameraden hatte Sorge gezeigt und es gab nicht viel was Crow aus dem Konzept bringen konnte. Corax hatte gesehen wie der Waldläufer ohne mit der Wimper zu zucken mit einem monstösem Tempelwächter und Feuerwaranen gekämpft hatte. Er hatte gesehen wie er ohne die Miene zu verziehen Wüstenräuber Pfeil um Pfeil in den Leib gejagt hatte und er war Zeuge geworden wie er gegen die große Echse gekämpft hatte. In all diesen Kämpfen hatte man am Gesicht des Waldläufers höchstens Konzentration, manchmal auch Zorn und ein Gefährliches Funkeln in seinen Augen sehen können. Doch er hatte ihn noch nie besorgt gesehen, es schien nicht zu diesem Gesicht zu passen, welches nichteinmal allzu alt, doch schon so gezeichnet und trotzdem standhaft wirkte.
Schweigsam betraten sie schließlich den geweihten Hain und passierten den "Torbogen" aus riesigen Steinmonolithen. Als er Ursans Steinkreis betrat war ihm als würde eine Last abfallen. Beinahe unbemerkt lastete die Nähe des Lagers der Hetzer wohl scheinbar doch wie eine unsichtbare Bürde auf seinen Schultern. Ein lautes Rauschen, ein schwarzer Schatten, die Konturen eines Monsters. Aus den Lüften ließ sich der Wächter des Steinkreises hinab. Corax Blick wurde einmal mehr von den Augen des uralten Wesens gefangen. Doch etwas schien anders, nur eine Nuance, ein Detai das sich ihm doch immerwieder entzog wenn er gerade glaubte es gefasst zu haben. Der Fürst schien des totstarrens jedoch schnell müde und wandte sich erst kurz Crow zu und zog sich dann zurück. Doch Corax konnte seinen aus dem verborgenem scharf beobachtenden Blick wie Messerstiche im Rücken fühlen. "Was hat dich hierher verschlagen Crow? Ich bin gekommen um ihm eine Nachricht zu bringen, doch hatte ich nicht erwartet gerade dich hier vorzutreffen. Dunkle Gestalten durchstreifen die Wälder und sind auf der Jagd nach der Macht der Ersten, ihrer Kinder und denen die jene Kraft in sich tragen." Corax erzählte es frei heraus, dennoch hatte er das ungute Gefühl nichts neues für den Waldläufer zu berichten und tatsächlich verdüsterte sich Crows Miene schnell. "Ich wurde einigen Monden angegriffen, ein Kamarad starb, ich konnte entkommen. Ich bin hierher geflohen in der Hoffnung hier Schutz zu finden, doch..." Corax hob fragend eine Braue, doch alles was er im Gegenzug erntete war ein Blick aus misstrauisch zusammengekniffenen Augen. Schließlich schüttelte der Waldläufer nur resignierend den Kopf und fuhr fort : "Es ist nicht mehr so sicher hier wie ich es erhoffte und selbst wenn es noch so sicher wäre - inzwischen hat sich die Lage geändert. Ich war auf der Flucht vor einem unbekanntem Feind, Krieger die zu Staub wurden wenn man sie tötete und einem der unserem. Ein Hüter, dem Wahn und seinen Instinkten erlegen. Ich konnte es nicht mit ihm aufnehmen solange mir die ganze Zeit diese finsteren Gestalten in den Rücken fallen konnten. Und darum kam ich her. Doch nun... Wer auch immer dieser Feind ist. Seine Macht hat zugenommen er hat sich gesammelt und wie eine düstere Schlinge sammelt sich diese Kraft um diesen Ort. Noch fürchten sie die alten Mächte der großen Bärin die noch immer in diesen Steinen verweilen. Doch wie lange noch? Was ist mit Silden? Wird das Waldvolk gegen sie kämpfen? Sicherlich blieb ihre Nähe nicht unbemerkt?" Corax kam in den Sinn, dass er wohl noch nie so viele Worte am Stück von Crow vernommen hatte. Er machte sich ein dickes schwarzes X in seinen imaginärem Kalender, dann schluckte er die Fragen die ihm ob der nebulösen Ausdrucksweise seines Gegenübers in den Sinn kamen hinunter und antwortete : "Nein, wie du ja schon daran sehen kannst das ich hier bin. Allerdings... sind sie nicht wegen euch hier oder zumindest nicht nur deswegen. Das Waldvolk, vorallem die Druiden geben in Silden eine ideale Zielscheibe ab und es war wohl nur eine Frage der Zeit bis ein Feind die Lage ausnutzen würde. Allerdings seid ihr hier von der Herde getrennt und ein optimales Ziel... Aber ihn nach Silden bringen können wir wohl auch kaum. Verdammt! Ich habe den restlichen Rat noch dazu geraten zu warten, aber wenn wir warten wird dieser Ort zuerst fallen. Das macht meinen Auftrag nur noch wichtiger."
"Mhpf. Das Waldvolk als Zielscheibe. DAS wird ihr sicherlich gefallen... Was für ein Auftrag?"
"Ihr?" Ein gefährliches Lächeln kam auf Crows züge, aber Corax sah seinem Gesicht an das er nicht vor hatte zu antworten. "Wie auch immer, ich will das Lager der Häscher, so werden diese Gestalten genannt, infiltrieren. Dann werde ich versuchen ihre Aufstellung, Pläne, Trumpfkarten und so weiter herauszufinden und am Ende so viel Chaos stiften wie möglich. Dann nach Silden und mit dem Wissen einen Angriff planen... es sieht nicht so aus als wir und vorallem dieser Ort viel Zeit hätte." Crow nickte etwas abwesend, sein Blick driftete in die Ferne, so als ob er eine Distanz abschätzen wollte. Schließlich schnalzte er mit der Zunge und nickte dann noch einmal. "Ich komme mit." Nun war es an Corax zu lächeln. "Nein wie unerwartet.", spottete er, dann spürte er erneut die beeindruckende Präsenz des Wächters. "Was ist mit ihm?" Crow schnaufte abfällig. "Unterschätze ihn nicht, wir werden eher seine Hilfe brauchen als er die unsere. Er ist ein Fürst und selbst wenn es hier bedrohlich für ihn werden sollte ist er zudem auch ein Fürst der Lüfte. Diese Häscher sind nicht mehr als Insekten die kaum mehr tun können als ihre Finger auszustrecken. Wie der Affe und der Mond. Der Affe sieht die Spiegelung des Mondes im See und glaubt sie greifen zu können, doch in Wirklichkeit ist er so unendlich weit über ihm." Corax Ausdruck wurde düster. "Unterschätze sie nicht. Der Dämon der sie geschaffen hat greift nach der Macht der Ersten, wenn er einen von ihnen unterwerfen will, so muss er ähnlich viel Macht besitzen. Ein direktes Kind Beliars? Vielleicht, sogar wahrscheinlich. Wir sollten sie nicht unterschätzen." Crow kommentierte seine Worte nicht und so verließen sie schweigend Ursans Hain.
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Ihre Gedanken kreisten. Die letzten Nächte voller Träume, jedoch mit Unwissen am nächsten Morgen. Lediglich das ungute Gefühl ganz tief im Geschehen zu stecken war nach jeder Nacht geblieben. Angst war in den letzten Tagen nach und nach in ihren Körper gekrochen bis er bis obenhin damit gefüllt war…Angst, die die Seele zerfraß und die ebenso Verunsicherte.
Was war aus Silden geworden?…dunkle Schleier hatten sich über das Dorf gelegt…dunkle Schleier, die sich ebenso um ihre Magie legten.
Angst machte müde … Silden ermüdete…Träume nahmen immer wieder die Seele gefangen, auch in dieser Nacht…
Pechschwarz war der See, von dunkelster Farbe die Nacht und der Mond ein blendender Körper, der mit hämischem Grinsen vom Himmel herab lachte. Sie blickte hinab an das Ufer…ihr Körper im Nichts ein stiller Betrachter des Geschehens unter ihr, unfähig zu Handeln, keine Möglichkeit sich zu Äußern…ihre Aufgabe war es in dieser Nacht nur zu Sehen und zu Hören.
Der Schlag der Wellen war zu einem tiefen, grollenden Lachen aus dem Mund des Feindes geworden. Er hatte das zarte Blau, die Geschmeidigkeit des kühlen Nass´ in eine zähflüssige, alles verzehrende Masse verwandelt. Hier war nichts vertraut…die Landschaft…hier war kein Silden, hier gab es keinen einzigen Menschen außer ihr.
Keine Menschen, nein…jedoch war sie nicht völlig allein…
Die vertraute Präsenz zweier Katzenwesen war spürbar…ihre Blicke ruhten auf ihrem Körper, in ihren Seelen, die gleiche Angst versteckt, die Suzuran fühlte. Die Magie, die in ihren Adern floss von Beiden gespeist, jedoch jede mit anderem Einfluss…
In beiden Augen, leuchtend gelb konnte man die Warnung lesen, in Beiden Augen jedoch war eine andere Botschaft versteckt.
„Muighen“
Laut durchdrang das Knurren ihre Traumwelt…ihr Körper, ein Zucken…das erste Mal, dass Beide in gemeinsamer, gleicher Weise zu ihr sprachen.
„Unsere Verbindung zueinander ist wichtig…
…unsichtbare Gefahr ist unser Feind, stille Schrecken, Boten des Todes sind im Anmarsch Muighen. Wir müssen dich warnen. Erst langsam, schleichend fast unmerklich wird es alles Überrollen, nur auf der Suche nach Macht. Macht der Ersten, der Zweiten und jenen Machtvollen durch deren Blut ebenso verborgene Hoffnung fließt. Muighen…die große Katze, ein Teil von ihr, der durch deine Adern fließt…halte sie am Leben. Du musst sie am Leben halten…es ist deine Aufgabe. Schau es dir an…und folge deinen Instinkten.“
Murmelnd waren die Worte verklungen… der Schlag der Wellen schien zuzunehmen, die schwarze Masse dehnte sich vor ihren Augen und begrub das was noch von diesem Ort übrig war endgültig.
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Die Waffe war Lando im Zweikampf völlig fremd. Er betrachtete den Speer skeptisch fast, vom einen Ende bis zur lederumwickelten Spitze. Schließlich nahm er ihn irgendwie so, wie er meinte, dass es richtig war, in die Hände und bereitete sich auf den ersten Angriff seines Übungspartners vor.
Es schien ihm irgendwie unsinnig den Speer wie einen Stab zu führen, solcherlei Kämpfe hatte er hier und da einmal beobachten können, irgendwo, meinte er sich zu erinnern, denn der Stab war doch wohl eindeutig eine Waffe, die vor allem auf Stöße ausgelegt war, deswegen ja auch die Spitze am Ende.
Seloron schien jedoch von ihm zu erwarten, dass er die Waffe entgegen der Lando sinnvoll erscheinenden Handhabe einzusetzen.
Karl, Landos vorläufiger Trainingsgegner, jedenfalls ließ sich nicht lange bitten und ging direkt zum Angriff über. Er traf Lando mit dem Speerstab schmerzhaft auf der Schulter, weil Lando die unhandliche Länge des Speeres zunächst nicht sinnvoll einsetzen konnte.
„Grr…“, stieß er aus, als das Holz auf seine Schulter traf.
Rasch machte er einige Schritte nach hinten, um wieder Distanz zwischen sich und seinen Gegner zu bringen und damit dann auch die Reichweite des Speers besser nutzen zu können. Er hob die lederumwickelte Speerspitze an und als Karl wieder auf ihn zukam, versuchte er seinen Gegner so irgendwie fern zu halten.
Fast wirkte es nun, als würden sie mit ihren Speeren fechten, die Speere gekreuzt, immer wieder gegeneinander schlagend und beide bemüht am Speer des anderen vorbei zu kommen. Schließlich war es doch wieder Karl, der seine Speerspitze an Landos Speer vorbei schieben konnte und wieder auf die gleiche Schulter gezielt hatte, doch der junge Nordmann konnte sich knapp zur Seite wegdrehen, machte wieder einige Schritte zurück in der halben Drehung, weil Karl ihm durch einen Ausfallschritt wieder zu nahe für Landos Geschmack gekommen war.
Wieder konzentrierten sie sich schließlich aufs lauernde „Fechten“.
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Mit zitterndem Körper war sie an diesem Mittag erwacht. Der Schlaf hatte ihr in dieser Nacht mehr Kraft genommen, als den Körper wie normal zu erholen.
Das Innere des Kopfes schien mit Steinen angefüllt, die bei jeder Bewegung gegen die Schädeldecke prallten, um dort einen unangenehmen Druck zu produzieren.
Sollte das die Hilfe sein, die sie von der Natur erhielt? War nicht in dieser traumreichen Nacht eine Warnung durch ihr Hirn gewandert...waren es nicht die beiden Katzen, die so bestimmend auf die eigene Kraft hinwiesen, die man in so schwerer Zeit benötigte? Warum um Himmels willen fühlte sie sich danach so schwach wie seit langem nicht mehr?
Wo war Ornlu...sie konnte ihn nichts fragen, denn suchen wollten sie ihn auch nicht...Idun war ihr an diesem Tag ebenso egal...Joe Black, schon ewig nicht mehr gesehen...Gleichgültigkeit war das bestimmende Gefühl. Wie abgeschirmt von jeglichem Geschehen lief sie durch die Straßen und machte den größten Bogen um jenen Ort, an dem sich die Kranken und Verletzten aufhielten.
Wem konnte man hier noch Vertrauen, wem nicht? Wieso bestimmte nur noch Angst den Gang durch die Straßen, wissend, dass dort etwas war...jedoch nicht sichtbar...
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