-
Langsam an dieser Kletterei Gefallen gefunden hangelte sich der Gardist das Netz zur Takelage hinauf. Mit ein paar Tipps von Silmacil im Gedächtnis wagte der Glatzkopf die Netze nicht nur wie einfache Leitern zu verwenden, sondern oftmals kletterte er jene auch auf besondere Weise hinauf. Meistens nutzte er die Rückseite und zog sich ausschließlich mit den Armen hinauf. Das trainierte seine Kraft und den Gleichgewichtssinn. Schließlich glitt das Schiff ja nicht ruhig durchs Wasser.
Als nächstes überlegte er sich, balancierend über die Masten der Takelage zu laufen. Wenn er das bei seinem alten Lehrmeister aus dem Hammerklan gekonnt hatte – und da war die Unterlage noch dazu zugeeist – dann schaffte er es hier erstrecht. Nur wurde in diesem Fall das Schaukeln des Schiffes zum Problem. Deshalb band er sich jedes Mal ein Seil um die Hüfte, damit er nicht herunter stürzte. Es geschah bereits einmal. Sonst hielt er sich immer rechtzeitig an den Masten oder Tauen fest. Stück für Stück verbesserte sich jedoch sein Halt in der Takelage.
Auch an diesem tage wurde er wieder hinauf geschickt, um ein verhaktes Tau loszumachen. Dem Befehl minder Folge leistend, jedoch im Hinblick auf eine weitere Kletterpartie, eilte er wieder hinauf. Oben angekommen sichtete er die östliche Küstennase der Wüste Varant. Mit dem Gedanken im Kopf, bald wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, erreichte er den Mast, an dem sich das Tau verhakt hatte. Es hatte sich dem Anschein nach um einen hervorstehenden, hölzernen Bolzen gebunden.
Vorsichtig beugte sich der Glatzkopf nach vorne. Langsam näherte er sich Bolzen. Doch plötzlich schlug eine heftigere Welle gegen den Kahn und brachte Rethus ins taumeln, der reflexartig wieder hoch geschreckt war. Den Worten Candaals Beachtung schenkend gab er sich dem Ungleichgewicht hin. Sollte er fallen, hatte er ja immer noch das Seil um die Hüfte. Als er einen passenden Punkt passiert hatte und das Schiff wieder eine andere Bewegung aufnahm, verlagerte er sein Gewicht so, dass er wieder gerade stehen konnte.
Wow, er hatte das tatsächlich geschafft. Wieder die Aufmerksamkeit auf den Bolzen gerichtet, ging er langsam in die Hocke. Dabei machte er dieses Mal nicht den Fehler und blieb starr, sondern bewegte seine Beine im richtigen Rhythmus der Schiffsbewegung mit. Langsam näherte er sich wieder dem Bolzen. Jedoch registrierte er schnell, dass er nicht nah genug herankam. Deshalb, mit noch viel größerer Vorsicht, setzte er sich auf den Mast, hielt sich mit beiden Händen daran fest und ließ sich einfach fallen. Jetzt hing er fest unter dem Mast und kam nun hervorragend an den Bolzen heran. Als er meinte, seine Lage wäre ideal, ließ er mit beiden Händen los und führte seinen Oberkörper mit den Bauchmuskeln langsam in eine gestreckte Position nach unten. Sofort machte er sich an die Arbeit: Er zog einen Hammer – er hatte ihn vor der Aufnahme der Arbeit von den Matrosen bekommen – von seinem Gürtel und begann auf den Bolzen einzuschlagen, bis er völlig im Mast verschwand. Ruckartig gab das Tau nach und hing anschleißend wieder an seiner richtigen Stelle.
Im nächsten Moment rief Candaal nach Tarnum und ihm. Auf dem Deck schien es Probleme gegeben zu haben. Meuternde Matrosen kamen aus den Unterdecks gestürmt. Sie redeten nur wenige Sekunden mit dem Kapitän und Candaal, bis sie handgreiflich wurden.
Augenblicklich ließ Rethus einfach den Mast los. Erstürzte direkt auf die Mitte des Decks zu. Ungefähr in fünf Metern Höhe stoppte er urplötzlich. Das Tau grub sich schmerzhaft in seine Taille. Als er wieder die Kontrolle über sein räumliches Bewusstsein erlangt hatte, klammerte er seine Beine um das Seil, sodass er abermals Überkopf hing. Anstatt den Knoten zu lösen, der ohnehin von dem Sturz völlig festgezurrt war, schnitt er das Seil einfach an seiner Hüfte mit einem seiner Kampfmesser los. Sofort rutschte er. Jedoch griff der Gardist so schnell wie möglich nach, um nicht auf dem Kopf zu landen. Wieder in richtiger Position konnte er endlich loslassen. Etwas hart landete mit einem Durchknicken auf den Füßen. Reflexartig – zwei Feinde näherten sich ihm – zog er wieder den Hammer, schlug zuerst gegen den Kopf seines nächsten und bewarf anschließend den anderen damit. Der am Kopfgetroffene taumelte zurück, während der dem Glatzkopf neu nachsetzte. Mit dem nächsten Zug hielt Rethus sein Langschwert in der Faust. Sein Angreifer stürmte mit erhobenem Säbel auf ihn zu. Bei diesen Angriffen handelte es sich stets um das Spezialgebiet des Oberrebellen. Denn wenn er seinen folgenden Konter richtig ausführte, konnte er den Bastard ohne eine weitere Parade erschlagen.
Es glückte…
Die Waffen kreuzten sich in der Luft. Sogleich trat der Gardist dem Meuterer in den Genitalbereich, sodass er zusammenknickte. Der folgende Hieb mit dem Schwert kostete seinem Gegenüber die Aorta. Blut spritzte wie eine Fontäne aus seinem Hals.
Zu Rethus‘ Rechten taumelte immer noch der andere umher. Aus diesem Grunde setzte er diesem geschwind nach und versenkte die Klinge im Brustkorb des Seefahrers.
Ob das genug Blut war, um den Rest der Meuterer vor seinen Angriffen zubewahren?
-
Candaal stiess gerade den grossgewachsenen Matrosen weg, als plötzlich sämtliche Meuterer ihre Aufmerksamkeit auf den bewaffneten Rethus richteten. Candaal konnte es ihnen nicht übel nehmen, hatte jener doch gerade sein Schwert in der Brust eines Kameraden versenkt. „Wenn er alle zusammen will… gerne kann er sie haben“, murmelte der Ganove vor sich her. Statt dem Hitzkopf zur Hilfe zu eilen, setzte er dem Banditen nach, welcher Lysandre bereits ins Beiboot verfrachtet hatte und gerade dabei war, dessen Leinen zu kappen. „Scheisse!“, fluchte er, als er die Reling erreicht hatte, das Beiboot jedoch bereits mit einem lauten Knall auf der Wasseroberfläche aufgesetzt hatte. Suchend blickte der Ganove sich auf Deck um. Was nützte es, ein Held zu sein, wenn die richtigen Utensilien nicht zur rechten Zeit zur Stelle waren?
Weit und breit war kein Seil zu sehen, welches er hätte benutzen können, um sich über das Boot hinaus zu schwingen. Da blieb wohl nur noch der beherzte Sprung ins kühle Nass. Ein letztes Mal blickte er sich noch um, bedeutete Tarnum, dass er gleich verschwinden würde und hechtete schliesslich von der Reling. Der türmende Bandit hatte jedoch nicht verschlafen und hob bereits mit dem Paddel ins Wasser, dort wo Candaals Kopf auftauchte. Saumässig knapp verfehlte ihn der erste Hieb. Der zweite hingegen traf ihn bereits an der Schulter. Alleine würde er wohl nicht an den Kerl rankommen.
-
Das einzige, was noch fehlte im die Reise noch grausiger zu Gestalten war eine Meuterei mitten auf dem Meer. Das schlimmste war passieren könnte wäre, ohne Boot, nur sich selbst überlassen, im großen, blauen Teich zurück gelassen zu werden. Was eine Meuterei halt mit sich trug, wenn man bei den Matrosen nicht sonderlich beliebt war. Als Tarnum erst auf die Idee kam, seine Klinge zu ziehen, war Candaal schon im Wasser und Rethus hatte er aus den Augen verloren. Einen Meuterer hier auf der Stelle umzubringen wäre stark unklug. Entweder es würde Furcht unter den Seemännern verbreiten, was eher unwahrscheinlich war, oder sie würden den Schwertmeister aus Wut Kiel holen lassen.
Auch ein Meister im Einhandkampf musste erkennen, wann ein Kampf gewonnen und wann ein Kampf verloren war. Auf dem Schiff war dieser auf Seiten des Gauners eindeutig verloren. Obwohl er in der Garde anders gedrillt wurde, hieß es nun die Beine in die Hand zu nehmen und es seinem Genossen gleich zutun. Während das kalte, tief blaue Wasser immer näher kam, überlegt er sich, wieso alles schief läuft was schief laufen kann passiert, wenn er mit dem Typen mit den vielen Namen und den Huren zusammen ist?
Den Kopf aus dem Wasser streckend sah ein Boot auf sich zurundern, dahinter Candaal, der Tarnum irgendetwas zurief, er es aber wegen dem Wasser in seinem Ohr nicht verstand. Schließlich konnte er in etwa ahnen, was sein Gegenüber wollte. Mit einem wuchtigen Sprung konnte sich der Schwertmeister am Bootsrand festhalten...
Geändert von Tarnum (16.04.2010 um 15:41 Uhr)
-
Alsbald Tarnum sich auf den Rand des kleinen Ruderbootes gestemmt hatte, liess der manisch um sich schlagende Meuterer endlich vom Ganoven ab und wandte sich mit seinem Paddel stattdessen dem anderen Manne zu. Der Assassine biss sich auf die Zähne und zog sich trotz der schmerzenden Schulter in einer einzigen Bewegung aus dem Wasser. Als er sich auf dem wackeligen Ding aufrichtete, sah er gerade noch, wie Tarnum eine Breitseite des Paddels erntete und zurück ins Wasser glitt. Der Bandit drehte sich sogleich wieder zu Candaal um und war sichtlich erstaunt, dass dieser bereits hinter ihm stand. Er wollte ihm das Ruder über die Rübe ziehen, doch der wendige Ganove hatte sich geschickt unten durch geduckt. Der Schlag hatte jedoch solch eine Wucht, dass Candaal ihn bloss sanft zu schubsen brauchte, sodass jener sein Gleichgewicht verlor und mitsamt dem Ruder aus dem Boot fiel. „Nimm ihm das scheiss Ruder ab!“, fluchte Candaal, der nicht vorhatte, das Boot unbeaufsichtigt treiben zu lassen.
-
Immernoch total benebelt vom Schlag spürte der Schwertmeister eine freundliche Kälte an seiner Wange. Im nächsten Moment hörte er nur jemanden schreien und sah zwei Paddel davon treiben. Das schreien wurde lauter und hektischer, bis Tarnum endlich begriff, dass es seinet wegen war. Trotz Kopfschmerzen stürzt sich der Schwertmeister Richtung des Paddels. Die Wellen rissen das Ruder hin und her, unaufhörlich trieb es herum und schien immer weiter wegzutreiben. Zähneknirschend und wasserspuckend schwamm Tarnum Welle für Welle vorwärts. Mittlerweile hatte er Begriffen, dass das Boot die Fluchtmöglichkeit der Gefährten darstellen sollte und sie das Ruder benötigten um wegzukommen. Langsam verlor der ehemalige Gardist an Kraft, die Arme wurden müder und das Verlangen Aufzugeben größer. Jede Welle, die dem Gauner ins Gesicht klatschte demoralisierte ihn immer mehr. Schließlich, wie durch ein Wunder konnte er das Ruder mit seinen Fingerspitzen festhalten, bevor eine erneute Welle drohte, es wegzureißen. Mit heroischer Stimmung drehte sich Tarnum zu Candaal um und wunk grinsend mit seiner Beute...
-
Jedermann war klar, dass Tarnum mit den Rudern zurückschwimmen sollte, doch so langsam beschlich Candaal das Gefühl, dass nicht Tarnum die Ruder über Wasser hielt, sondern die Ruder ihn. Vor sich her grummelnd sah er sich auf dem Boot nach aussichtsreichen Rettungsleinen um, denn auf gar keinen Fall würde er das Boot verlassen, doch auf diesem verdammten Boot waren nur die Habseligkeiten eines Matrosen und die bewusstlose Lysandre. ‚Moment mal…‘, schoss ihm durch den Kopf, als er den Hut der Frau betrachtete. Es glich ohnehin bereits einem Wunder, dass das gute Stück noch nicht fortgeweht wurde. Für einmal, dachte er sich, würden diese elends langen Schleifen, welche sonst bloss nutzlos im Wind flatterten, einen sinnvollen Dienst tun. Dreist zerrte Candaal das Band, welches durch den Hut gezogen war heraus. Dann packte er ein Ende und schnürte hastig den zurückgelassenen Goldbeutel des Matrosen dran. Mit einem guten Wurf schleuderte er das schwere Ende zu Tarnum ins Wasser.
Einige anstrengende Momente später waren die beiden durchnässten Kerle mit zwei Rudern im Boot. Von Rethus war derweil noch immer keine Spur. Candaal wollte Tarnum schon ermutigen, schnell ausser Reichweite des Schiffes zu gelangen, als plötzlich ein weiterer Seemann sich von der Reling ins Wasser stürzte. Ob dies Rethus war? Man würde warten müssen, bis er wieder auftauchte und den Kopf aus dem Wasser streckte.
-
Erst kam bloss eine Hand, dann jedoch ein ganzer Arm und schliesslich grabschte auch noch eine zweite Hand nach dem Bootsrand. Nun war es nicht mehr nur wahnsinnig kalt mit den durchnässten Klamotten, sondern auch recht eng auf dem kleinen Ruderboot. Bestrebt, durch das Rudern etwas warm zu werden, griff Candaal sich eines der Ruder und wartete geduldig, bis Tarnum das andere gefasst hatte. „Doch noch umentschieden?“, schnippte er zynisch über die Schulter zu Rethus, der wundersamerweise noch in einem Stück war. „Es gibt durchaus auf Kämpfe, die es sich nicht zu fechten lohnt“, brummelte der Ganove in den nächsten Ruderschlag hinein. „Im Notfall lieber den Schwanz einziehen als ihn verlieren, sag ich immer“, spottete er weiter während er im Takt mit Tarnum die Wassermassen um sie herum massierte.
„Die Küste ist nicht mehr fern. Als ich das letzte Mal auf die Seekarten geschaut habe, waren wir vielleicht noch knapp zwei Seemeilen von der Küste Bakareshs entfernt. Wenn wir uns ranhalten sollten wir ankommen bevor wir verfroren sind.“ Mit solch rosigen Aussichten (und damit meinte er nicht die im Heck liegende Lysandre) konnte man sich doch prächtig in die Riemen legen.
-
Zitternt ruderte der ehemaliger Ritter. Jeden Tropfen, der unter seiner Weste an seiner Haut lang kullerte brachte ein unbeschreiblich quälendes Kältegefühl mit sich. Mit Beinen und Zähnen klappernd bot Tarnum seinen ganzen Körper in Gange, um durch die Bewegung seiner Muskeln wenigstens teilweise gewärmt zu werden. Das neue Ziel war also Bakaresh, in einer kleinen Nussschale sitzend und nicht genau wissend, wie weit der Weg noch sei ruderten die Gefährten in Richtung des Horizonts.
Der Schwertmeister hatte Schlachten geschlagen, Konvois aus dem Minental beglitten und sogar an einer erfolgreichen Revolution in Bakaresh teilgenommen, doch noch nie war er so schlecht gelaunt wie auf dem Boot. Candaal pfiff ein Lied vor sich hin, fast wie die Begleitmusik einer Armee ruderten sie synchron durchs Meer und schienen wie Gehirnlose die Nussschale anzutreiben.
Mit der Zeit wurde Tarnum wärmer, doch seine Arme schwächer. Bauchmuskeln und Schultern machten sich bemerkbar. Immerhin war der Schwertmeister auch nicht mehr der jüngste.
"Rethus, lass ma tauschen!"
-
Nun schon ein Tag war es her, dass ihr kleines Schiff auf dem Meer unterwegs war. Sie fuhren nicht weit von der Küste entfernt, Texter konnte zu jeder Zeit die schemenhaften Umrisse, der Wüste erkennen, doch dort zeigte sich keine Abwechslung , nur Sand hier und da mal ein größerer Felsen, doch das war alles.
Am Schiff selbst schien sich genau so wenig zu tun, Harlor und Vistrin waren vorüberwiegend mit sich selbst beschäftigt. Harlor schien die Sache mit dem Kampf gegen die Piraten noch zum nachdenken zu geben, Texter hatte sich mittlerweile von all dem Blut erholt, auch wenn er das Blut und die Morde immer noch nicht als gutes Mittel zum Zweck ansah.
Kein Wunder, ich hab auch noch nie mit meinen eigenen Händen einer Person das Leben genommen.
Auch Vistrin lebte, wie eigentlich immer, recht zurückgezogen und nahm von seiner Umgebung relativ wenig Notiz. Irgendwas schien ihn zu bedrücken, doch Texter wusste nicht, was.
Garath war damit beschäftigt das Boot sicher durch all die Untiefen zu steuern, er nehm seinen Job etwas zu ernst, wie Texter fand.
Texter hatte den ganzen Tag nicht viel anderes gemacht als vor sich hin gedöst, als sie ihn eine Windflaute gerieten sprang Texter einige zeit ins kühle Nass, um sich abzukühlen und schwamm einige Zeit hinter dem Boot her, bis er sich wieder hineinzog und weiter faulenzte.
Texter betrachtete seine neu erbeutete Klinge etwas genauer, sie war nur leicht an seinem Gürtel befestigt, und einen Schutz drohte sie ständig, seine ganze Seite aufzuschlitzen. Er beschloss, die Vorräte, der Piraten zu durchsuchen um irgendein brauchbares Stück Leder zu finden, aus dem er sich eine passable Scheide für seinen Dolch machen konnte. Er durchstöberte die Kisten und Säcke, doch konnte er beim besten Willen nichts Brauchbares finden.
„Was suchst’n“?, fragte der gefesselte Pirat, der sich die ganze Zeit angenehm ruhig verhalten hatte. „Ich such nach einem Stück Leder für eine Dolchscheide“, antwortete Texter leicht verblüfft, er hatte mit einem Gespräch mit dem Piraten, nicht gerechnet. „Da sollt ein Stück davon in dem kleinen Sack rechts von dir sein“, sprach der Pirat, als ob das selbstverständlich wäre. Jetzt war der Jüngling total verblüfft. „Äähh, ja, danke“, stotterte er und suchte in dem entsprechenden Sack nach. Und tatsächlich fand er ein schönes Stück schwarzen Leders, das genau zu einer Dolchscheide passte.
Da es bereits dämmerte, beschloss Texter die Arbeit auf den nächsten Tag zu verschieben und den Piraten nochmal etwas genauer über seine Herkunft zu befragen.
-
Nachdenklich stand Ra'mon an der Reling und begutachtete das Festland, welches langsam immer näher zu kommen schien. Sollte das hier wirklich seine neue Heimat werden? Besser gesagt: war dieser Ort hier besser als Versteck vor seinen unbekannten Peinigern geeignet als die Inseln, von denen er soeben kam? Der junge Mann wusste es nicht. Er hatte aus reinem Vertrauen zu seinem ehemaligen Mentor gehandelt und war, ohne lange darüber nachzudenken, nach Myrtana aufgebrochen. Seltsamerweise hatte er nie allzu viel über dieses Land gelernt, obwohl er sogar einen eigenen Lehrmeister für die Geschichte der bekannten Welt gehabt hatte. Oder konnte er sich einfach nur nicht mehr daran erinnern...Nein. Ra'mon war sich sicher, dass er bis auf den Namen nicht sehr viel über Myrtana gehört hatte. Es war also eine Reise ins Unbekannte. Eine Reise in ein Land, das er nicht kannte und welches womöglich Gefahren bereithielt, die er sich nicht einmal in seinen kühnsten Träumen vorstellen konnte...
Trotz alledem empfand der Braunhaarige keine Angst. Sein halbes Leben lang hatten ihm unzählige Lehrmeister immer wieder eingetrichtert, in allen Lebenslagen die Ruhe zu bewahren. Es gab keine Probleme, die man nicht lösen konnte. Man musste nur etwas Kreativität zeigen und das Beste aus der jeweiligen Situation machen. Schließlich gab es für jedes Problem eine Lösung, doch nicht für jede Lösung ein Problem, wie sich in der Politik immer wieder herausstellte. Ra'mon wusste wovon er sprach. Seine Eltern waren ja auch in politischen Kreisen tätig und auch sie hatten stets Lösungen für Probleme parat, die noch nicht einmal existierten.
"Alles präventiv, mein Sohn. Eines Tages wirst du das verstehen. Wir wollen ja schließlich nur das Beste für alle Beteiligten...", hatte sein Vater oft gesagt, wenn sie ihm, zusätzlich zu seinen fünf vorhandenen Lehrmeistern, einen weiteren vorgestellt hatten. Damals hatte er einfach nur brav genickt und die Dinge so genommen, wie sie seine Eltern bestimmt hatte, doch wenn er heute an diese Zeit zurückdachte, musste er lediglich verständnislos den Kopf schütteln. All diese Jahre der Ausbildung für nichts und wieder nichts, denn was war schon im Endeffekt aus ihm geworden? Ein heimatloser Wanderer...
Plötzlich wurde der junge Adelige von einigen Tropfen des eiskalten Meerwassers, die ihm von einer heftigen Windböe ins Gesicht gespritzt wurden, aus seinen Gedanken gerissen. Er zuckte leicht zusammen und wich intuitiv einen Schritt von der Reling zurück. Anschließend wischte er sich das Salzwasser vom Gesicht und richtete seine Kapuze zurecht, die durch den Wind leicht nach hinten gerutscht war. Gleichzeitig verzog er das Gesicht zu einer missmutigen Grimasse. Ra'mon war eindeutig kein Mann der See, aber zum Glück hatte er die Überfahrt ja nun bald überstanden. Schließlich konnte er schon deutlich die Umrisse der Hafenmauer erkennen, die zu dem Hafen gehörte, auf den das Schiff eindeutig zusteuerte. Also riss sich der Braunhaarige zusammen und setzte erneut die nichtssagende Miene auf, der er sich in seinen langen Jahren der Wanderschaft zu Eigen gemacht hatte.
-
Mit einem Schlag war plötzlich ein hektisches Treiben auf dem kleinen Handelsschiff, das Ra'mon als Transportmittel diente, ausgebrochen. Matrosen eilten über das Deck, Leinen wurden aufgerollt und das Segel eingezogen. Auch der alte Kapitän des Schiffes humpelte mit seiner Krücke herum und erteilte hie und da Befehle. Wovon genau der Alte sprach, wusste der Braunhaarige nicht...er war ja schließlich kein Seemann. Trotzdem wurde ihm bewusst, dass sie nun wohl bald anlegen würden. Also erhob er sich von seinem Sitzplatz zwischen einigen Fässern, die ihm Schutz vor dem Wind und der Gischt geboten hatten, und machte sich auf den Weg zum Platz des Steuermannes, der angestrengt sein Steuerrad umklammerte und versuchte das Schiff sicher in den Hafen zu bringen.
Als Ra'mon den Mann erreichte, würdigte ihn dieser keines Blickes. Das Anlegemanöver benötigte sein gesamte Aufmerksamkeit. Allerdings war der Wanderer ohnehin nicht daran interessiert mit jemanden zu sprechen. Er hatte sich lediglich hier her begeben um einen besseren Überblick zu erhalten. Schließlich hatte der Steuermann stets eine erhöhte Position und das nützte er nun aus.
Gelangweilt sah er den Matrosen bei ihren verschiedenen Tätigkeiten zu und wartete eigentlich nur darauf, endlich an Land gehen zu können. Unglücklicherweise schien das Einlaufen in den Hafen kein allzu schnelles Unterfangen zu sein und nahm er erst einmal die immer näher kommende Stadt in Augenschein. Sie schien in einem etwas desolaten Zustand zu sein und irgendwie bekam der Adelige den Eindruck, dass sie mehr als nur eine Belagerung hinter sich hatte. Zwar konnte man in der Dunkelheit, die inzwischen eingebrochen war, nicht alles erkennen, doch auf jeden Fall war diese Stadt in einem weitaus schlechteren Zustand als seine Heimatstadt. Das mochte vielleicht daran liegen, dass hier eine Stadt um die Festung, die das Zentrum bildete, herum entstanden war und nicht umgekehrt. Für Schönheit war bei dieser Bauweise nur wenig Platz. Schließlich hatten sich die Menschen einst nicht wegen der idyllischen Umgebung um die Festung angesiedelt, sondern hauptsächlich deswegen, weil sie Schutz suchten. Im Laufe der Zeit entstand somit wahrscheinlich eine kleine Stadt und ein zweiter Verteidigungsring wurde um die neuen Häuser gebaut. Im Laufe der Jahrhunderte kamen wohl immer mehr Menschen hierher und die Stadtmauer mussten mit Sicherheit mehr als nur einmal versetzt oder erweitert werden. Auf jeden Fall hatte die Stadt irgendwann den Status erreicht, den sie heute besaß: Ein imposantes Bollwerk, das von einfachen Hütten und Häusern umgeben war.
Eigentlich wollte der der Braunhaarige noch ein bisschen länger über die Entstehungsgeschichte der ihm vollkommen unbekannten Stadt spekulieren, doch just in diesem Moment kam der Kapitän auf ihn zugehumpelt.
"So, min Jung'. Da wär'n wir: Vengard. Hauptstadt von Myrtana. Hübsches Städtchen nicht wahr?"
"Ja....sehr."
"Ich fahr' auch immer gern wieder her...jetzt lass uns aber erst mal das Geschäftliche regeln."
"Wie es euch beliebt. Wie viel?"
"Najo...du hast ja nicht gerade mit angepackt, also sag'n wir...äh...eenhundert Goldmünzen."
"Guter Mann, ihr wisst genauso gut wie ich, dass das bei weitem meine Mittel übersteigt."
"Achtzig?"
"Im Grunde genommen müsstet ihr keine einzige Münze von mir verlangen und ihr würdet immer noch einen Gewinn machen. Zum Einen deshalb, weil unter Deck gut ein Dutzend Fässer mit Waren lagern, die mit Sicherheit ein kleines Vermögen wert sind und zum Anderen, weil ihr eine gute Nachrede hättet. Ich würde euch selbstverständlich weiterempfehlen und das wiederum würde euch neue Kunden bescheren, die ebenfalls eure Fährdienste in Anspruch nehmen würden..."
"Das klingt irchendwie unlogisch..."
"Passt auf: Als Zeichen meines guten Willens gebe ich euch vierzig Goldmünzen und mein Versprechen euch weiterzuempfehlen, was ja wohl durchaus in eurem Sinne sein dürfte, nicht wahr?"
"Ich denke schon..."
"Ausgezeichnet. Ich danke euch für die Überfahrt. Hier ist euer Gold."
Mit einem charmanten Lächeln auf den Lippen drückte der Wanderer dem Alten das Gold in die Hand und schlängelte sich dann an ihm vorbei um endlich dieses vermaledeite Schiff verlassen zu können. Der Kapitän hingegen blieb noch eine Weile wie gelähmt stehen und starrte auf die Münzen in seiner Hand. Er wusste immer noch nicht so recht, was ihm dieser Jungspund da gerade aufgeschwatzt hatte. Allerdings musste sich Ra'mon beeilen, denn sonst würde der Alte ihm noch auf die Schliche kommen und bemerken, dass er soeben einen großen Fehler begangen hatte. Um sechzig Goldmünzen weniger zu erhalten, als ursprünglich ausgemacht waren, war ja nicht gerade das, was man einen guten Handel nennen konnte.
Also eilte der junge Adelige die Planke hinunter und verschwand so schnell, wie es ihm nur unauffällig möglich war, zwischen den Häusern des heruntergekommenen Hafenviertels. Jetzt musste er nur noch eine passende Bleibe für die Nacht finden...
-
Eine Welle hob das gesamte Schiff an, trug es einen Augenblick etwa einen Meter höher als an dem Tiefpunkt kurz zuvor, verschmolz dann wieder mit dem rest des Meeres und setzte das Schiff sanft in einem kleinen Wellental ab. Dann wurde es erneut erhoben, nur um nach wenigen Sekunden wieder sanft in das nächste Tal zu gleiten.
Der Wind war gut, bließ mäßig von West/ Südwest und verlieh dem Vehikel eine akzeptable Fahrt.
Harlor hatte sich wieder an den Bug des Schiffs gestellt und übte mit seinem Anderthalbhänder. Er hatte sich jedoch, die Schmerzen des Muskelkaters in Erinnerung, den er bei der Erkundung ihm unbekannter Gefilde sicher nicht brauchen konnte, dazu entschlossen ein wenig kürzer zu treten um seine Muskeln nicht wieder zu überstrapazieren.
Ihr Start am Morgen war recht ruhig verlaufen. Garath war zwar knurrig wie eh und jeh, doch hatte er zwei kräftige Burschen aufgetrieben, die ihr Handwerk so gut beherrschten, dass Harlor praktisch nicht mit anzupacken brauchte. Er hatte sich um den Proviant gekümmert und, nicht wissend, was sie auf Khorinis erwarten würde, auch für die Rückfahrt großzügig geplant. Insgesamt rechnete er mit zwei Tagen Fahrt, so dass sie vermutlich Sonntag erst in Khorinis ankämen. Wo genau sie landen würde wusste Harlor noch nicht, doch Garath hatte durchblicken lassen, dass er sich in diesen Gewässern auskenne und von einer geeigneten Bucht wisse, ganz im Süden der Insel, von wo es bis zur Burg nicht weit wäre. Auch waren sie von Nimandem aufgehalten worden, noch zu neu war scheinbar die Tatsache, dass Al Shedim nun über ein Schiff verfügte, als das schon Wachen oder ähnliches eingeteilt gewesen wären. Nur Tavik bereitete Harlor Sorgen und er hoffte, dass der Südländer dass Schiff nicht vielleicht ebenfalls eingeplant hatte. Nunja, wenn alles gut ginge wäre es ja schon am Mittwoch oder Donnerstag zusammen mit ihm und dem verschollenen Wassermagier wieder zurück, und was war schon eine Woche?
Als er genauer darüber nachdachte, fragte er sich, wie er den Magier, gesetz den Fall er fände ihn überhaupt in einem Stück, dazu überrreden sollte, nach Al Shedim zurückzukehren. Würde er genügend Patriotismus in den Knochen haben, dass er dem Ruf seiner Stadt ohne weiteres folgte? Harlor wusste ja nichteinmal, warum der Wassermagier die Nomaden verlassen hatte und sich an einem solch trostlosen Ort wie Khorinis niederließ. "Eine Menge unbekannter Variablen für den ersten Auftrag", dachte er sich grimmig, "doch wie ich ihn zum mitkommen bewege wird sich in der Liste der anstehenden Probleme artig ganz hinten einreihen müssen. Zuerst muss ich ihn finden, und das dürfte in einem ehemaligen Habitat der Orks, die im allgemeinen ja nicht so besonders auf Menschen zu sprechen sein sollen, schon schwer genug werden."
Wieder hob sich dass Schiff auf einer Woge und Harlor musste seinen Stand anpassen um nicht das gleichgewicht zu verlieren. "Sicher hilft es mir auch auf dem Festland im Kampf flexibel zu sein. Auch wenn ich lieber an der flexibilität meiner Worte feilen sollte, wenn ich den Auftrag richtig verstehe..." Immer wieder kehrten seine Gedanken zu diesem einen Thema zurück und immer wieder ärgerte sich der junge Nomade darüber, dass er so garnicht wusste, wem er da gerade überhaupt diente. Er würde den alten bei ihrem nächsten Treffen fragen, nach einer angemessenen erstattung seiner Auslagen. Für die Crew und deren Verpflegung hatte er schon genug aus seiner eigenen Tasche vorschießen müssen und bei Rückkehr verlangte Garath nochmal die selbe Summe. Nunja, es würde sich schon alles ergeben, zummindest wahrte Harlor seinen gesunden Opptimismus, der ihn seit seinem Treffen mit dem Alten ergriffen hatte, war er doch das einzige, was ihn zur Zeit antrieb.
So richtete er den Blick wieder aufs Meer, in die Richtung in der sich, natürlich erst in vielen vielen Stunden, irgendwo die Küste Khorinis' aus dem Meer erheben würde.
-
Auf der Svana
Die Nacht hatte Skydd in einer Hängematte unter Deck in einem Raum mit zu vielen anderen verbracht. Zum Glück hatten sie gestern erst weit nach Einbruch der Dunkelheit abgelegt, sodass der Kellner schon so müde von der ganzen Aufregung war, dass er sofort in der Hängematte, die ihm zugeteilt wurde, einschlief.
In der Nacht wachte er jedoch zahlreich auf, nicht weil ihm durch das ganze Schaukeln schlecht wurde, sondern, weil er seine Flaschen poltern hörte und jedes Mal Angst hatte, dass sie kaputt gehen oder dass sich jemand anderes ihrer bemächtigt. Dem war zum Glück nicht so.
Gegen morgen stand der Nordmann auf und wankte zunächst einmal an Deck. Die Sonne schien, obwohl es noch recht früh war, schon. Was Skydd nicht grade erheiterte. Neugierig blickte er sich um. Um das Schiff herum war überall Wasser. Nur ganz klein am Horizont war ein kleiner Streifen Land zu sehen. Beeindruckend, wie schnell sie waren.
Nun sah er sich missmutig um, er wollte zwar arbeiten und etwas tun, aber wenn es geht nicht an Deck, nicht in dieser grässlichen Sonne!
Er wandte sich von dem Treiben an Deck ab, um jemanden zu suchen, der hier das Sagen hatte.
-
29.04.2010 18:32
#314
Auf der Svana
Wellen peitschten vor den hölzernen Rumpf des Schiffes und leichte, schaukelnde Bewegungen bereiteten dem Schmied trotz allem Aufbringen von Courage einiges Unbehagen. Die ganze Situation hatte ihn doch etwas aus dem Ruder seiner Planung geworfen – jedoch definitiv nicht in eine schlechte Richtung. Doch die allererste Schifffahrt, dann auch noch über eine derart imposante Strecke bis nach Varant, das war doch etwas zu plötzlich für ihn gekommen.
Eine zerzauste Seemöwe flatterte vom Deck, ein Zeichen dafür das sie sich wohl nicht all zu weit von der Küste entfernt hatten. Nicht das dies schlecht wäre, befand Arthoc. Trotz aller Reisen als fahrender Schmied war er noch nie wirklich auf See gewesen.
Er blickte sich um und erkannte, dass er nicht der einzige war der seine Füße lieber wieder auf solidem Boden setzen würde, wenngleich einige das Prozedere offenbar nicht zum ersten mal durchlebten. Doch die Aussicht auf eine ganz andere Umgebung, andere Arbeit und endlich die Befreiung vom ewigen Erz-Schlagen trieb ihn an die Situation zu ignorieren.
Doch die mehr oder weniger fehlende Beschäftigung brachte ihm Gedanken in den Kopf, die ihn seit Jahren immer wieder heimsuchten – der Wunsch, endlich zu lernen wie man das verarbeitete Eisen gegen seine Feinde einsetzte. Mit einem Schaudern dachte er erst an seine Begegnung mit dem Wolf auf seinem Weg zum Clan, dann an viele andere grenzwertige Situationen wo er sich gewünscht hätte, endlich eine Waffe führen zu können. Er dachte an Damrod, den ehemaligen Schürfer der stolz sein Schwert präsentierte und an die fremdländische Gestalt die er kürzlich bei Colodis während der Vorbereitungen für die Fahrt gesehen hatte. Wer der Mann war?
Vermuten konnte man nur, doch irgendwie beschlich den Schmied das Gefühl, dass dieser Mann wusste wie er mit seinen Waffen umzugehen hatte. Ob es die wohl geformte Gestalt, die Waffen oder die schiere Intuition war, Arthoc wollte mehr wissen.
Er wendete seinen Blick von den Wellen der See ab und suchte auf dem Schiff nach dem für ihn noch namenlosen Mann. Schwer zu finden sein sollte er ja nicht, bei dem Auftreten. Arthoc entdeckte ihn schließlich wie er auf einer Kiste saß und, offenbar vom Wellengang nicht im geringsten beeindruckt, mit nachdenklicher Mine die der anderen Clanmitglieder musterte die aussahen, als würden sie gleich ihre Ration an Essen den Fischen vorführen.
„Ho, Nordmann“, begrüßte Arthoc den Mann, eine Anrede der er als durchaus passend befand. „Ich bin zwar nur ein einfacher Schmied und Schürfer, aber du bist mir aufgefallen. Wenn ich fragen darf: Mit wem habe ich es zu tun? Krieger des Clans?“ Er schaute ihn an, griff zu seinem Metschlauch und hielt ihm das Gefäß hin. „Hm, Met? Scheinst es zwar nicht zu brauchen, aber das Zeug is' wirklich wahnsinnig hilfreich wenn man das da“, er deutete auf die launischen Wassermassen, „nicht unbedingt leiden mag“
-
Ehrengarde
Gelangweilt blickte der Wegelagerer sich auf dem Schiff um. Er hatte gerade Pause, seine Schicht an den Rudern hatte er bereits heute morgen erfüllt. Es war keine schöne Arbeit gewesen, aber wenn er zurück nach Varant wollte war dies hier nicht nur der einfachste, sondern auch noch der schnellste Weg. Davon, dass er hier vermutlich keine all zu ekligen Begegnungen mit irgend welchen Mordsviechern haben würde, einmal abgesehen. Das einzige Problem war, dass er hier auf dem Schiff viel zu wenig Platz hatte, um mit seinem Speer, oder viel mehr dem Stock, den Hombre ihm gegeben hatte zu trainieren. Nur selten war auf dem Schiff genügend Platz für die ausholenden Bewegungen, von dem schwanken, dass des öfteren einmal von dem Schiff Besitz ergriff einmal abgesehen.
Für den Varanter war es allerdings nicht die erste Seefahrt. Er war schon öfters auf dem ein oder anderen Schiff gesessen, egal ob klein oder groß. Daher kümmerte ihn es reichlich wenig, dass das die See ab und zu mal etwas heftiger an den Bordwänden des Schiffes rüttelte. Der ein oder andere Nordmann, der eher das Festland gewöhnt war, sah das irgendwie nicht so. Der Kapitän, Torlof, den Xorag schon früher öfters mal auf Onars Hof gesehen hatte, schien jedoch einen Riesenspaß an der Sache zu haben, vermutlich war er ein alter Seebär, wenn er schon das Ruder übernahm.
Gerade als Xorag richtig in Gedanken versunken war, wurde er jedoch von einem anderen Passagier angesprochen und aus seinen Überlegungen gerissen. Der Mann war etwas kleiner wie der Varanter, dafür jedoch ordentlich mit Muskeln bepackt - vermutlich Ergebnis jahrelanger Schmiedearbeit. Die Haare und der Bart hingegen erinnert in jeglichem Aspekt an die rauen Clanskrieger.
"Eigentlich ist es ziemlich unhöflich, den Namen eines anderen zu verlangen, ohne den eigenen zuerst zu nennen." Damit griff der Dunkelhäutige nach dem Metschlauch und gönnte sich einen großen Schluck. "Nein, ich gehöre nicht zum Clan, auch wenn ich in letzter Zeit viel zu lange bei euch da oben in der Kälte gesessen bin. Ich freue mich schon auf die varantische Mittagshitze. Ich heiße Xorag, und wie sieht es bei dir aus, Schürfer?"
Irgendetwas passte dem Wegelagerer an dem Nordmann nicht, aber so richtig konnte er nicht herausfinden warum. Nachdem er sich seinen gegenüber noch einmal genauer betrachtet hatte, wusste er auch warum: Der Kerl trug keine Waffe. Es sei denn, man zählte den Schmiedehammer als eine solche.
"Und sag mal, läufst du immer ohne Waffen rum? Ich dachte ihr Nordmänner wüsstet, dass es auf dem Meer mehr wie nur eine orkische Galeere gibt. Die Suchen sicher noch Frischfutter für den Sklavenmarkt."
-
29.04.2010 20:04
#316
An Deck der Svana
Suri stand am Bug des Schiffes und starte auf das Meer. Die Wellen schlugen auf das Schiff ein und sie kamen relativ schnell voran. Die Tatsache, dass er etwas schmächtiger gebaut war verschonte ihn vor einem Platz an den Rudern. Sein Bogentalent hatte auch ein wenig dazu beigetragen das er mehr die Wache und die "Frau für alles" spielte.
Sie waren nunmehr 2 Tage unterwegs, Suri war vorher noch nie mit einem Schiff gefahren, anfangs etwas ungewohnt doch er hatte sich daran gewöhnt.
Heiteres Gelächter brach unter den Kriegern aus die Hinter Suri saßen, der eine machte einen Ork nach, natürlich nicht allzu ernst. Suri musste schmunzeln bei dem Anblick. Bis jetzt war die Stimmung gut, wer weiß wie lange das noch
halten würde...
Aber Adanos würde ihnen schon eine gute Überfahrt schenken. Luinil der sich schon Freunde und Feinde eingefangen hatte trotte zu seinem Gefährten.
"Und wo hast du gesteckt?“ , fragte Suri seinen tierischen Begleiter, er erwartete keine Antwort, wie auch von einem Wolf.
Der kräftige Schluck Schnaps brannte in Suris kehle. Ein wohlbekanntes Gefühl. Er hatte sich natürlich ein paar Fläschchen mitgenommen. Was wäre eine Reise ohne seinen Schnaps?
Dann nahm er die Würfel und war, 3 - 2 - 4 - 4 - 6. Kein guter Wurf, der gegenüber grinste. Mit einem Fluch auf der Zunge gab Suri ihm 2 Goldmünzen. "Nochmal!" , forderte er.
Der Gegenüber und setze an 5 - 5 - 5 - 3 - 1, 3 fünfen, das musste Suri erst einmal toppen. "Willst du nicht lieber aufgeben?" , fragte ihn der Krieger lachend. Ohne ein Wort nahm Suri die Würfel und warf, 2 -5 - 3 - 4 - 6.
"Das Glück ist mir heute wohl nicht holt." , weiter 2 Goldstücke wanderten an den Spielpartner. "Hoffentlich kannst du besser mit deinem Bogen umgehen als du Würfeln kannst." , meinte dieser worauf hin die Meute die um sie herum saß in schallendes Gelächter ausbrach.
Suri seufzte stand auf und ging wieder an seinen Stammplatz am Bug. Dort saß er sich hin und lehnte sich mit dem Rücken an das Boot, Luinil lag direkt neben ihm. Suri schaute dem Treiben auf dem Schiff weiter zu, nahm ab und zu einen Schluck aus seiner Flasche und ignorierte die ungewohnte wärmere Sonne.
-
29.04.2010 20:44
#317
An Deck der Svana
„Hmpf, bevor ich mich von so einem grobschlächtigen Bastard als Sklave fangen lasse hau' ich mir eher selber meinen eigenen Hammer über den Schädel“, brummte Arthoc auf die Bemerkung des Kriegers hin. Und er musste feststellen, Xorag hatte das Problem mit der fehlenden Waffe keineswegs. Bepackt mit einem kleinen Arsenal an Werkzeugen die so aussahen, als reichten sie um eine kleine Rotte Orks zu ihrem misratenen Schöpfer zurück zu schicken, stand er dort.
„Arthoc mein Name. Ja, gut beobachtet, Südländer, keine Waffe. Wobei man nie die Faust eines aufgebrachten Schmieds unterschätzen sollte“, meinte er und lachte kurz bei der Vorstellung einem dieser unfreundlichen Bauern, die ihm früher in seinem Heimatdorf immer zu wenig für seine Arbeit andrehen wollten, ordentlich auf die Nase zu geben.
„Aber so einen Ork beeindruckt das noch recht wenig, fürchte ich.“ Er genehmigte sich selber noch einen Schluck Met und fragte darauf hin: „Aber sag, Xorag, wenn ich mir dein Arsenal hier so anschaue“, er deutete auf die Waffen die der Mann mit sich rumschleppte, „dann gehe ich einfach mal davon aus das du damit umzugehen weißt. Und das du noch einen fähigen Schüler sucht, dessen liebste Aufgabe es wäre später den Grünhäuten zu zeigen wer die Nase vorn hat“
Arthoc befürchtete zwar, dass seine direkte Art bei Xorag auf eine wenig erfreuliche Reaktion stoßen könnte, war aber der Meinung das er damit durchaus umzugehen wusste. Schüchtern wirkte sein Gegenüber nämlich keineswegs.
Er blickte nach oben, besah sich die Takelage und fragte sich nebenbei welcher Wahnsinnige dieses Geflecht aus Seilen gesponnen haben mochte. Vermutlich niemand seiner Zunft, soviel war sicher. Doch die Frage war: Wie in der Ahnen Namen sollte ein Ork ein solches Konstrukt zusammen zimmern?
Der Schmied lächelte bei der Vorstellung eines solchen Gefährts und Xorag musterte ihn skeptisch. Ja, das würde wohl vermutlich ein etwas spezielles Verhältnis zwischen den Beiden werden.
-
Ehrengarde
Der Schmied war dem Varanter sympathisch. Es gab zwar vermutlich noch nie einen Fall indem jemand einen Ork mit einem Faustschlag zu boden gebracht hatte, aber zumindest scheint es so, als ob es seinem Gegenüber nicht an Mut mangelte. Das Einzige, was sich wirklich bemängeln ließ, war, dass er sich unbewaffnet und unausgebildet auf eine gefährliche Schiffsreise begeben hatte - Mut konnte schließlich auch an Dummheit grenzen. Auch wusste Xorag selbst nur zu gut, dass die Ruinen und die ausgedehnte Wüste Varants alles andere als ungefährlich waren, vor allem, für jemanden, der keine Möglichkeit hatte, seinen Mut mit entsprechenden Fertigkeiten zu unterstreichen. Grinsend blickte Xorag zu seinem Gepäck. Neben dem Speer und dem Stock lag dort noch sein Bogen und sein Köcher. Ebenso ragte aus dem Gepäckbeutel, den er auf Khorinis notdürftig zusammen gezimmert hatte noch der Griff seines alten Schwertes heraus. Wenn man noch den sichtbaren Dolch an seiner Hüfte und den Säbel auf dem Rücken dazurechnete war er durchaus mit einem kleinen Waffenarsenal unterwegs. Von der gut verarbeiteten Rüstung und den dazu gehörigen Einzelteilen die der Wegelagerer trug einmal ganz zu schweigen.
"Naja, wem du eins auf die Nase gibst, interessiert mich relativ wenig, solange nicht ich es bin. Oder nen Minecrawler, die gehören nämlich alle mir." Xorag grinste und begann zu überlegen. Er sollte Arthoc unterrichten? Eigentlich schuldete er dem Clan ja in gewisser Weise noch etwas, schließlich hatte Colodis ihm geholfen, wieder besser mit dem Schwert zu werden, und Hombre brachte ihm den Speerkampf bei. Also, warum nicht? Er hatte zwar noch nie jemandem etwas beigebracht, aber schon oft genug etwas bei jemanden gelernt. Was würde schon schief gehen bei der Sache? "Naja, ich kann dir sicherlich einiges beibringen und vielleicht auch den ein doer anderen Trick. Das Problem ist nur, dass du keine Waffe hast. Ein Schwert oder ne Axt wäre gar nicht verkehrt. Bogen oder Speer kann ich dir nicht beibringen, bin ich selbst nicht gut genug, aber ordentlichen Schwertkampf sollte man bei euch da oben im Norden sowieso beherrschen. Von meinen Waffen kann ich dir keine geben, das bringt nichts. Sind alles keine Dinger, die auf deinen Kampfstil angepasst wären. Wie es ist, mit einer unpassenden Waffe zu kämpfen, weiß ich nur zu gut.
Du solltest dir wohl in Varant schleunigst eine besorgen. Solange machen wir einmal etwas anderes."
Xorag musste grinsen. Er wusste noch, wie er damals Colodis innerlich ausgelacht hatte. Aber jetzt würde er Arthoc wohl erstmal Aufwärmübungen und einn bisschen Ausdauertraining machen lassen. Muskeln hatte der Schmied ja zu genüge, aber vielleicht konnte er Colodis dazu bringen Arthoc eine extra Portion Ruderdienst zuzuweisen, das würde auch seiner Ausdauer gut tun. Xorag stand von seiner Kiste auf.
"Okay, das mag dir jetzt vielleicht etwas albern erscheinen, aber da du keine Waffe hast und hier sowieso zu wenig Platz für ordentliche Übungen ist, fangen wir mal etwas anders an. Zuerst solltest du lernen, dich ordentlich aufzuwärmen, der Schwertkampf verlangt oft genug nach seltsamen Bewegungen, bei denen du dir unaufgewärmt ordentlich was verrenken kannst. Also, schau zu, und mach' nach. Das wirst du dann ab sofort vor jedem Training machen, sobald du es kannst."
Damit begann der Wegelagerer seinem ersten Schüler einige Aufwärmübungen zu zeigen, die vor allem dazu dienten, die Schulter und Armmuskulatur zu dehnen. Die Beinmuskulatur würden sie erstmal nur rudimentär versorgen, für den Anfang war das nicht so wichtig, jetzt musste der Kerl erst mal lernen, wie man ein Schwert schwingt, alles andere würde danach kommen.
-
29.04.2010 22:08
#319
An Deck der Svana
Aufwärmen? Warm werden würde es dem Nordmarer schon noch früh genug, wenngleich die kühle Brise der See gerade eine recht angenehme Szenerie bot. Aber er besaß genug Verstand um sich nicht direkt am Anfang zu beschweren – zumal es wohl seinen berechtigten Sinn haben mochte, vor dem Training damit anzufangen.
Er ahmte die Übungen, die ihm Xorag zeigte möglichst exakt nach während sein Lehrer in akribisch musterte. Die durchaus nicht in den Hintergrund zu drängende Enge der Svana machten alles natürlich etwas schwieriger als es ohnehin schon war – vor der körperlichen Arbeit in Schmiede oder Mine war so etwas nie an der Tagesordnung gewesen. Wobei das sicherlich ein erheiternder Anblick wäre, eine Horde Schürfer beim Strecken und Laufen zu beobachten.
Einige derer, die sich gerade ebenfalls auf Deck aufhielten schienen sich jedoch trotzdem zu wundern was dort vor sich ging. Arthoc, ein Schmied wie er im Buche stand, darüber hinaus noch einige Winter älter als Xorag, verausgabte sich vor diesem an Deck eines schwankenden Schiffes. Zweifelslos ein Anblick den einen Chronisten, der über die Fahrt nach Varant berichten würde, in die Verzweiflung triebe.
Doch Arthoc war froh einen Lehrer gefunden zu haben. Sicherlich war es auch nicht unvorteilhaft, einen Landesmann in Varant als Lehrer zu haben. Immerhin brauchte er dort noch eine Waffe und würde den Großteil seines Trainings in der heißen Wüstenluft absolvieren. Da konnte es für einen an Kälte gewohnten Nordmann nicht falsch sein sich von einem aus dem Süden unterweisen zu lassen.
Außerdem rückte die Vorstellung endlich ein wehrhaftes Mitglied des Clans zu werden immer mehr in Arthocs Fokus, gerade in der fremden Umgebung der Wüste.
-
Ehrengarde
Auf der Svana
Xorag hatte sich ein wenig auf dem Schiff herumgefragt, wer denn für die Mannschaft verantwortlich sei und machte sich jetzt auf den Weg zu dem Riesenkerl, der ihm beschrieben wurde. Er hatte vor, dafür zu sorgen, dass sein Schüler, Arthoc etwas mehr zu tun bekam. Er dachte daran, ihm eine extra Portion an den Rudern zu besorgen, um seine Muskeln und die Ausdauer zu trainieren. Nicht, dass der geübte Schmied seine Armmuskulatur noch weiter verbessern musste, um ein Schwert zu heben. Zumindest in diesem Apsekt machte der Wegelagerer sich keine Sorgen, was das Können des Nordmanns anging. Alles andere würde sich dann in seinen Einzelheiten ergeben, wenn sie erst einmal festen Boden unter den Füßen und genügend Platz für ein ordentliches Training mit dem Schwert hatten. Was sie derzeit taten, war nur halbwegs sinnvolles Zeit totschlagen.
Der Kerl zu dem Xorag geschickt wurde, sah aus der Nähe noch größer aus, wie vom anderen Ende des Schiffes. Vermutlich lag das daran, dass der Nordmann ebenso massig war, wie groß, was ihn zu einer imposanten Gestalt machte.Die halbwegs langen Haare und der Bart taten ihr übriges, den Mann wie einen Nordmarer aus dem Bilderbuch aussehen zu lassen.
"Grüße, bist du Scorpion? Xorag nennt man mich. Mir wurde gesagt, du hättest hier das Kommando über die Mannschaft?" sprach der Varanter seinen Gegenüber an. Was er bisher gewohnt war, achteten die Nordmarer nicht all zu sehr auf herausragende Umgangsformen.
"Kannst du dem Schmied da" , damit deutete er auf Arthoc, der sich derzeit an den Rudern abquälte, "mal ne doppelte Portion Dienst an den Rudern aufhalsen? Der Kerl hat sich tatsächlich auf den Weg nach Varant gemacht, ohne zu wissen, wie rum man ein Schwert hält. Das werde ich ihm dann beibringen, sobald wir an Land sind. Solange soll er mal ein wenig Ausdauer und Krafttraining machen, da kommen die Ruder gerade recht, findest du nicht?"
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
|