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Lehrling
»Sieht das etwa aus, als würde ich nicht wollen«, fragte Theia, stirnrunzelnd, mehr zu sich selber als zu ihrem Bruder, der schon wieder verschwunden war, auf dem Weg, die letzten Vorkehrungen zu treffen, damit sie abreisen konnten. Sie hatte gehofft, dass er mitkommen würde, dennoch hatte sie es nicht erwartet und hätte es nicht von ihm verlangt.
Er brauchte nicht lange, tauchte wieder auf mit etwas Proviant und bedeutete ihr mit einem sanften Zischlaut, leise zu sein, während sie sich völlig unnötigerweise durch den Gang schlichen. Wenn man sie gehen hörte, würde man sie eben hören, es war weder spät nachts noch waren sie unerlaubter Weise zugegen, kein Grund also, sich leise zu verhalten. So lange sie nicht herausposaunten, dass sie jetzt verschwinden und nicht mehr wiederkommen würden, würde sich niemand um sie kümmern. Man würde auch nach Stunden noch keinen Verdacht schöpfen.
So schlossen sie die Türen hinter sich, eine nach der anderen, Theias Zimmertür, dann diese die den Salon, der sich im Erdgeschoss befand, von der Eingangshalle trennte und schließlich die schwere Eichentür und als letztes das eiserne Hoftor.
»So, und ab diesem Punkt hab ich mir keine weiteren Gedanken gemacht, wohin wir uns wenden«, murmelte Theia zerknirscht, aber immernoch hoffnungsvoll, einfach irgendwo unterkommen zu können. Irgendjemand würde sie aufgabeln, oder Amorphius hatte eine Idee. Sollten sie in Vengard bleiben? Oder weiter weg, in eine andere Stadt?
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In Verlauf eines langen Tages lernt der Mensch immer etwas dazu. In diesen Fall betraf es Wealthow und seine Kameraden. Sie wurden sozusagen auf ein neues Leben vorbereitet, bedauerlicherweise galt das nicht für jeden unter ihnen. Einige werden durch das Sieb fallen welches der Ausbilder kräftig rüttelte.
Irgendwann, so behauptete der Ausbilder würde aus ihnen ein Ritter werden. Dabei schaute er mit einem Lächeln auf den Lippen in die Runde. Warte auf eine Reaktion seitens der Belächelten. Wealthow nahm den Spott zähneknirschend hin. Warum sollte er ein Lächeln kommentieren oder sich zu einer beleidigenden Geste verleiten lassen, wusste er doch genau um die Strafe.
Die weiteren Ausführungen klangen allesamt wie Geschichten, die man sich in einer fröhlichen Runde erzählt. Ein Träumer der diesen Worten auch nur einem Moment Glauben schenkt. Der Braunhaarige konnte es sich nicht einmal in den kühnsten Träumen vorstellen einem Herrn zu dienen. Wobei dienen nicht für Diener stand. Worte, deren Sinn ihm verborgen blieb.
Einem Ritter das Schild halten oder ihm die Waffe reichen klang schon seltsam. Aber ihm auch noch die Rüstung anlegen setzte den ganzen die Krone auf. Vermutlich war der feine Herr auch nicht in der Lage seine Beine selbst mit Stoff zu bedecken.
Plötzlich erschien das altbekannte Bild eines Ritters in einem ganz andern Licht. Doch Wealthow bezweifelte nicht den Mut oder gar die Ehre eines solchen Edelmannes. Sie waren es doch die tausende Männer in eine Schlacht führten. Sie waren die Speerspitze, die sich in das Herz des Feindes bohrte. Kaum zu glauben das solch ein Mannsbild Hilfe benötigt.
Wealthow, als aufmerksamen Zuhörer entging ging kein Wort. Doch das gesprochene stand im Wiederspruch zum zuvor Gehörten. Man konnte in der Tat etwas von diesem Mann lernen. Die prompte Erklärung des Angedeuteten folgte auf dem Fuße. Reiten, Kämpfen oder ritterliches Handwerk klang viel versprechend. Nur zu schnell folgte die Enttäuschung, als die Rede von Lesen und Schreiben war. Tosendes Gelächter donnerte von den Mauern zurück, während Worte wie Minne und höfische Tänze an ihre Ohren drangen.
Die Ernüchterung folgte kurz darauf. Grundsätzlich galt es die Utensilien eines Ritters in Schuss zu halten. Das klang nun doch schon wieder sehr nach einem Diener.
Am wichtigsten war wohl die Rüstungspflege. Nach dem blutigen Kampf auf dem Schlachtfeld sollte sie wieder strahlen wie nie zuvor. Kaum war dieses Wort ausgesprochen folgte auch eine kurze Vorführung. Mit Bimsstein bearbeitete der Ausbilder ein mit Verzierungen übersätes Teil einer Rüstung. Wie durch ein Wunder erstrahlten die bearbeiteten Stellen im neuen Glanz.
Nur wenige Augenblicke später fanden sich Wealthow und seine Kameraden singend mit Bimsstein und Rüstung auf dem Kasernenhof wieder. Es wurde geputzt und gewienert, bis die Hände schmerzten. Ein nie zufriedener Ausbilder machte die ihnen gestellte Aufgabe nicht gerade leichter.
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Wealthow war mit seinen Gedanken an einem ganz andern Ort. Er fragte sich ob es die richtige Entscheidung auf unbestimmte Zeit immer wieder das gleiche durch zu machen. Es einen ständiges auf und ab der Gefühle. Mal überwog die Freude über ein paar lobende Worte und bei Tadel saß die Enttäuschung sehr tief. Eigentlich machte es die meiste Zeit über gar keinen Spaß, besonders dann nicht, wenn sie über den Hof gejagt wurden. Diese Schinderei fand erst ein Ende, wenn der Anwärter todmüde in sein sank. Der wenige Schlaf reicht nicht einmal für ein bisschen Erholung.
Der Braunhaarige ging der Frage nach warum er sich das noch immer antut. Ein warmes Essen und ein Bett konnte nichts von all dem aufwiegen. Ein erfülltes Leben sah in seinen Augen ganz anders aus. Wieder huschten schemenhaft Bilder, die ihn in einer Rüstung zeigten vorüber. Vielleicht ist es dem Braunhaarigen eines Tages vergönnt ein Ritter zu werden. Ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht. Der Gedanke daran wischte für einen kurzen Augenblick das bisher durchgemachte weg.
Die Hände schmerzten, sie waren von einem Gemisch aus Bimsstein und Metallstaub überzogen. Selbst warmes Wasser konnte dem schwarzen Zeug nichts anhaben. An einigen Fingern hatten sich Blasen gebildet und platzten unter Berührungen auf. Erst trat das Wasser heraus und nur einen Wimpernschlag später kroch ein brennender Schmerz hinein.
Sie alle waren dabei die Ausrüstung für einen Ritter und sich selbst zusammen zu stellen. Was auch nicht weiter schwer war die gesamten Utensilien zu einem Bündel zusammen zu schnüren. Sobald das Bündel auf dem Rücken Platz gefunden hatte und die ersten Schritte damit gemacht wurden löste es sich in Wohlgefallen auf. Dabei hatte Wealthow genau aufgepasst, sich jede einzelne Bewegung wie man einen richtigen Knoten macht angeschaut. Nur mit schmerzenden Fingern verspürte er keinen bedarf die Stricke fester zu ziehen.
Unter lauten Anweisungen wurde geknotet, gebunden und gewickelt. Endlich nach unzähligen versuchen standen sie bepackt wie ein Lasttier in Reih und Glied.
„Jetzt erkunden wir Vengard“
Ein Raunen aus zwanzig Kehlen lies die Mauern vibrieren. Die erhoffte Pause fiel buchstäblich ins Wasser, das selbige wird ihnen bei diesen marsch dem Arsch herunter laufen.
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Im Hafen
Ein ziemliches Gerumpel, da oben. Das kann eigentlich nur bedeuten, dass wie endlich in Vengard sind!
Und es war ein Grund zur Freunde, bald wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Aber bevor es soweit war, musste er erstmal vom Schiff runter. Wo er danach hingebracht werden würde, wusste er leider noch nicht. Flarke hatte gestern und heute im Laufe des Tages nichts in Erfahrung bringen können, also wusste es auf dem Schiff scheinbar auch niemand.
Alles besser als Kap Dun!
"Hey Gath, wir sind da!"
Der eben Angesprochene schreckte hoch. Kaum denkt man an den Jugen, kommt er schon rein... Aber der Matrose redete schon weiter:
"Wir sind fast am Kai. Alle Segel sind eigehohlt und die Gangway ist auch schon bereit, wir müssen sie nur noch rausschieben. Aber wie's mit dir weiter geht, weiß ich immer noch nicht. Ich habe gehört, dass jemand in roten Roben da ist, also sollte auch für dich gesorgt sein." Flarke hohlte kurz Luft. "Dann ist's eigentlich schon an der Zeit, Tschüss zu sagen. Ich hoffe, ich sehe dich noch ein paar mal..."
"Auf jeden Fall! Sooo groß ist Vengard jetzt auch wieder nicht und ich wüsste nicht, warum ich die Stadt so schnell wieder verlassen sollte."
"Ja dann..."
"Komm einfach mal in die Krankenquartiere und besuch mich. Auch wenn ich nicht hoffe, dass das da genau so langweilig wird, wie in Kap Dun: Gesellschaft kann nie Schaden."
"Da hast du Recht. Also, man sieht sich, ich muss wieder raus."
Und weg war er, auf seinen eigenen Beinen, so schnell aus dem Raum gegangen.
Naja, in ein paar Wochen kann ich das hoffentlich auch wieder.
Geändert von Gath (08.04.2010 um 21:42 Uhr)
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Es ist zum Haare raufen, dachte sich Neoras und strich sich fahrig über den Bart. So viele Menschen, aber so wenig Platz, um sie unterzubringen. In dieser Stadt folgte wahrlich eine Katastrophe der nächsten. Und er saß mitten drin. Zuerst hatte der Feuermagier seinen Ohren nicht getraut, als man ihm sagte, dass weitere Verletzte aus Kap Dun angekommen seien. Als er es schließlich hinnahm, ging er immer noch davon aus, dass es nur eine kleinere Gruppe sei. Immerhin hatten sie schon einige Verwundete aus der Schlacht in der Stadt. Doch als Neoras dann am Hafenkai stand und mit eigenen Augen sah, wie viele es tatsächlich waren, wäre er am liebsten wieder umgedreht und in irgendeinem alchemistischen Versuchsaufbau abgetaucht.
Das erste, was der Feuermagier also anordnete, war, dass mehr Novizen zum Hafen kommen sollten. Sie hatten sowieso keinen Platz mehr in den eigenen Kammern und konnten genauso gut den ganzen Tag und wenn nötig auch die ganze Nacht arbeiten. Dasselbe was ihm vermutlich auch bevorstehen würde. Normalerweise war Neoras nicht so gehässig im Umgang mit den niederen Rängen, doch in dieser Lage...
»Herrje! Wo kommen die denn alle her?«, fragte sich der Feuermagier und sah einen Verwundeten nach dem anderen die Stiege vom Schiff herunterkommen - mal auf den eigenen Füßen, manchmal auf einer Trage. Doch auf jeden folgte noch ein weiterer wie es schien. Ein schier endloser Strom.
»Zu den Novizenkammern! Alle zu den Novizenkammern! Die schwerer verletzten in den nördlichen Teil, die anderen in den südlichen.«
Er fühlte wie die eigene Hand wieder nervös über den Bart strich. Wo soll das bloß hinführen!?
Françoise
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Ähm, hatte nicht der Bote vor einer knappen Woche mal gesagt, dass man hier ein paar der Verwundeten behandeln kann? So viel zum Thema Organisation im Gefolge des Königs.... Naja, wir lagen schließlich auch ein paar Tage vor Kap Dun, bevor endlich jemand das Zeichen gegeben hatte, dass das Warte vorbei war... Aber die Magier toppen die Paladine doch glatt. Ich habe vorher so mehr oder weniger gehöhrt, dass wir nicht ins Lazarett gebracht werden sollen. Ich frage mich ernsthaft warum. Ist das noch so voll, oder...? Naja, vieleicht kann mir morgen jemand erklären, was hier eigentlich los ist, weil ich kaum glaube, dass irgendjemand von den gazen Leuten hier gerde die Nerven hat, die Fragen eines verwirrten Kriegsopfers zu beantworten... Außerdm will ich endlich in ein Bett, das nicht schaukelt!
Tatsächlich sah die Situation gerade wie folgt aus: Gath wurde auf einer Trage durch die Straßen der Hauptstadt getragen, ohne zu wissen wo er war, und alle Mitglieder des Tempels hatte ihn und die anderen Verwundeten mit einem Missmut empfangen, den er absolut nicht verstehen konnte. Zwar freute sich kein Heiler über zusätzliche Arbeit, aber sowas... Er würde schauen müssen, wo er blieb. Irgendein Bett würde ihm der Orden ja wohl noch bereitstellen!
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Jetzt zog sich der Strom quer durch die Stadt. Ob das besser oder schlechter war, darüber wollte Neoras gar nicht erst nachdenken. Hauptsache die Leute kamen irgendwann im Tempelviertel an. Als die Schlange am Schiff endlich abriss und auch der letzte Verwundete von Bord gebracht war, machte sich der Feuermagier auf den Weg zurück zum Viertel. Dabei überholte er eine ganze Reihe der Verletzten, die sich beinah im Schneckentempo vorwärts bewegten - zumindest mutete es in seinen Augen so an. Eine schwindend geringe Hoffnung kam dabei in Neoras auf. Wenn er vielleicht ein paar weniger stark verwundete Menschen zügig verarzten könnte, sollte manche von ihnen wohl möglich sofort wieder gehen können. Je mehr er aber darüber nachdachte, desto idiotischer fand er seinen Einfall. Schließlich erreichte er die Novizenkammern. Dort hielt er Rücksprache mit den anderen Feuermagiern, die sich der Krankenpflege widmeten und sie kamen überein, dass jeder eine Handvoll Kammern kontrollieren solle. Gleich darauf begab sich Neoras auf die erste Visite.
Es dauerte allerdings nicht lang und hörte er auf die besuchten Zimmer zu zählen, da er längst den Faden verloren hatte. So kam er zur nächsten Kammer. Ein großer Bursche erwartete ihn darin. Wie ein Krieger sah er trotz seiner Größe allerdings nicht aus. Wenngleich es die Orks sicherlich hatte nicht interessiert hatte.
»Innos zum Gruß. Mein Name ist Neoras, ich bin Heiler. Welche Beschwerden hast du?«, fragte der Feuermagier ein wenig steif. Er brauchte dringend eine Pause.
Françoise
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So schaut also ein Feuermagier aus...Gott, wie soll ich den nur anreden?
"Ich grüße Euch."
Gath holte einmal tief Luft.
"Ich bin in Kap Dun ein ordentliches Stück gestürzt und habe mir dabei leider so einiges verletzt. Mein linkes Bein hat man dort noch einigermaßen gerichtet, aber meinen rechten Fuß leider nicht. Ich kann immernoch nicht auftreten - eigentlich mit links auch nur wenn mich auf beiden Seiten jemand stützt. Ansonsten hat einer Eurer Kollegen im Lazarett gesagt, dass mein rechter Arm gebrochen ist und die Hand dazu tut auch verdammt weh, wenn man sie nur dreht..."
Von den Brandverletzungen, die teilweise noch nicht ganz verheilt waren, hatte er dem Magier noch gar nichts gesagt, um ihn nicht zusehr zu schockieren.
"Ich hoffe, Ihr könnt das irgendwie richten."
Geändert von Gath (08.04.2010 um 23:10 Uhr)
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Neoras kratzte sich am Hinterkopf. Noch so ein Fall, der einen Anfang aber kein Ende hatte. Wie unglücklich musste dieser Pechvogel gestürzt sein, um derartige Blessuren davon zu tragen. Nun gut, er musste wie all die anderen auch versorgt werden.
»Ja, mein junger Freund, richten kann ich so etwas. Allerdings gibt es zur Zeit in der Stadt einige Probleme.«, begann der Feuermagier und beugte sich herab, um sich das Bein des Burschen und seinen Fuß näher anzusehen. »Wie du unschwer erkennen kannst, ist das hier kein richtiges Lazarett. Das letzte wurde vor einigen Tagen von einem schweren Brand vollkommen zerstört. Deshalb haben wir jetzt alle Hände voll zu tun und selbst leichte Verletzungen sind schwer zu behandeln.« Neoras betrachte sich als nächstes die verwundete Hand. »Ich werde dir soweit helfen, dass du wieder laufen kannst und auch die Hand nicht mehr schmerzt. Um eine Krücke wirst du für ein paar Tage allerdings nicht herumkommen. Um dich vollständig zu heilen, bin ich inzwischen zu erschöpft. Gegen die Schmerzen gebe ich dir aber einen heilsamen Trank. Er wird deine Genesung weiter fördern.«
Und er hatte nicht gelogen, als er sagte, dass er bereits erschöpft sei. Mehrmals hatte er heute bereits Magie zur Heilung eingesetzt und es zehrte an seinen Reserven. Noch einmal strengte sich der Feuermagier an und legte seine Hand zuerst auf das verletzte Bein. Es dauerte ein wenig länger als sonst, bis sich die Magie in ihm regte. Schließlich floss sie durch seine Finger und drang tief in das Fleisch ein. Hier ließ es Knochen heilen und zusammenwachsen. Ein Glück, dass man sich bereits in Kap Dun darum gekümmert hatte und das Bein richtete. Das erleichterte im Augenblick vieles. Ohnehin war der schwierige Teil der verwundete Fuß, denn unter dem Fleisch verbargen sich allerhand Knochen, die alle berücksichtigt werden wollten. Neoras nahm sich zusammen und konzentrierte sich, um keinen Fehler zu machen, denn das konnte er nun wirklich nicht gebrauchen. Ein tiefer Seufzer kam ihm über die Lippen, als er den Fuß soweit geheilt hatte, dass der Rest mit etwas Geduld von allein kam. Blieb noch der Arm und natürlich die Hand. Vielleicht hätte ich besser hier anfangen sollen, ging dem Feuermagier durch den Kopf. Immerhin war die Hand ausgesprochen feingliedrig aufgebaut und bedurfte höchster Konzentration. Doch für diese Überlegung war es zu spät. Neoras legte vorsichtig die eigene Hand auf die des Burschen und tat was er konnte, um die Verletzung zu heilen. Die Magie schwand und schließlich musste sich Neoras geschlagen geben. Er konnte einfach nicht mehr.
»Es tut mir Leid, mein junger Freund. Meine Kräfte sind erschöpft, um noch weiterzumachen.«, sagte der Feuermagier und fingerte in der Robentasche herum. Hervor kam ein kleines, verkorktes Fläschchen.
»Dies ist der Trank, von dem ich dir erzählte. Vier Esslöffel jeden Tag und du solltest bald ohne Krücken gehen können. Und die Hand benutzen, natürlich. Doch rate ich dir, es ruhig angehen zu lassen, auch wenn es jetzt besser geht. Je mehr Ruhe du dir gönnst, desto schneller wirst du wieder gesund. Nun denn, ich muss weiter. Es wartet noch ein Berg von Arbeit auf mich. Möge Innos dir eine schnelle Genesung gönnen.«
Françoise
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Vengards Mauern sind unendlich. Anfangs suchte Wealthow nach einem markanten Stein, zählte seine Schritte. Zu einem Ergebnis kam er aber nicht, schon nach der Hälfte der Strecke waren ihm die zahlen ausgegangen. Je weiter die Truppe nach vorn marschierte, umso mehr verschwammen die einzelnen Strukturen der Steine zu einem Ganzen. Vengards Schutzwall schien nicht mehr aus einzelnen Elementen zu bestehen. Viel mehr erschien sie als ein großer Block aus dem Fels gehauen.
Die getrübten Augen vermochten in der Ferne nichts mehr aus zu machen. Den Blick zu Boden gesenkt die eigenen Schritte verfolgend ließ der Braunhaarige den immer mehr zur Tortur werdenden marsch über sich ergehen. Das baldige Ende nicht absehbar. Die verging schleppend so wie seine Schritte, die Kehle brannte. Die Zunge klebte am Gaumen und lechzte nach Wasser.
Der Ausbilder kannte einfach kein Erbarmen, trieb sie mit lauten Kommandos immer weiter. Immer schwerer wurde das Bündel auf ihren Rücken. Die Füße drohten im eigenen Saft zu ertrinken, die mit Schweiß getränkten Sohlen schmatzten mit jedem weiteren Schritt.
Die Welt um ihn herum verschwand immer mehr, der Blick auf den Vordermann gerichtet, dessen Ausdünstungen langsam den Geruchsinn abtötete trotteten sie wie Lemminge auf den Abgrund zu. Würde Sir Ian, ihr Ausbilder das Kommando dazu geben, vermutlich würden alle Mann den Sprung in den Abgrund wagen. Sei es nur darum um den Qualen ein Ende zu setzten.
Als wäre die Last des eigenen Körpers und dem Bündel mit Krimskrams nicht schon genug, so mussten auch noch die Schwächten unter ihnen aufgehockt werden. Normal verfolgt der Mensch seine eigenen Ziele, wird so zum Egoisten. Dieses Denken war hier fehl am Platze. Es galt nicht am Endesagen zu können, man hat es geschafft. Durch diese Hölle kamen sie nur gemeinsam, wie sagte ihr Ausbilder zu sagen pflegte. Auch die Siege auf dem Schlachtfeld werden in der Gemeinschaft errungen, möglich das sich einzelne heraus kristallisieren.
Am Ende eines langen nicht enden wollenden Gewaltmarsches erreichten die Männer wieder die Kaserne. Einige von ihnen nicht mehr auf eigenen Füßen, doch sie hatten es geschafft.
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Irgendetwas fehlte.
Melvin wurde das Gefühl nicht los, dass er irgendetwas verpasste.
Mittlerweile quälte er sich die zahllosen Bücher nur noch rein. Außerdem kam in seinen Kopf sowieso nichts mehr rein. Es war alles voll, teilweise plagten ihn Kopfschmerzen.
Da half dann nur noch frische Luft, doch da wurde ihm schnell langweilig und ein schlechtes Gewissen ließ ihn wieder in die Bibliothek gehen.
Irgendetwas fehlte in dem Leben des Anwärters.
Schlaflos hatte sich Melvin aus dem Bett geschlichen und war durch die dunklen, verlassenen Gassen Vengards, quer durch Tempel und Händlerviertel, gelaufen.
Er versuchte nachzudenken, doch jeder Gedankengang endete bei dem Punkt: Irgendetwas fehlte.
Er brauchte Hilfe.
Dann wendete er und ging schnurstraks zurück in seine Unterkunft.
Aus den anderen drei Betten war ein leises, zufriedenes Schnarchen zu hören. Schnell kletterte Melvin unter die Decke und versuchte einzuschlafen.
Doch ein Gedanke raubte ihm den Schlaf:
Er brauchte Hilfe.
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Wealthow wünschte sich an einem anderen Ort. Einfach faul in der Sonne liegen, mit den Augen die Wolken verfolgen. Einfach nichts mehr tun was mit körperlicher Anstrengung zu tun hatte.
Jede Faser in seinen Leib machte sich schmerzhaft bemerkbar. Selbst die kleinste Bewegung wurde sofort bestraft. Arme und Beine wollten nicht mehr gehorchen, Muskeln wurden von Krämpfen heimgesucht.
Auch das kühle Nass aus einem Fass brachte nicht die gewünschte Linderung, einzig Zunge und Gaumen hatten ihre Freude. Endlich verschwand der weiße Rand, der sich am Mund gebildet hatte. Der salzige Geschmack des eigenen Schweißes wurde mit einem kräftigen Schluck weggespült.
Einen unerwarteten Kampf mit seinen Stiefeln konnte Wealthow mit letzten Kräften für sich entscheiden. Sofort lang ein ekelhafter Geruch in der Luft, nicht einmal eine schwache Brise vermochte ihn fort zu wehen. Der Gestank klammerte sich an den kleinen Härchen der Nase fest.
Die Stiefel mussten wohl eine ganze Weile an der frischen Luft verbringen. Der Flächenbrand auf den Füssen wurde, begleitet von einem lauten Stöhnen gelöscht. Endlich bekam die käsig weiße Haut wieder Luft. Befreit aus der stickigen Umklammerung. Ein schönes Gefühl barfuß über den kalten Boden zu laufen.
Nur hielt der geschwächte Körper nicht lange durch, der Weg zum erholsamen Schlaf schien kein Ende zu nehmen. Wealthows Magen begann zu rebellieren, nicht aus Hunger. Es zwickte und zwackte. Er hatte die Warnung nur einige kleine Schlucke zu trinken in den Wind geschlagen.
Die Knie bis zur Brust angezogen kämpfte der Braunhaarige gegen die erbärmlichen Schmerzen, die einfach nicht verschwinden wollten.
Wenig tröstlich die Erkenntnis nicht alleine leiden zu müssen. Wieder einmal hatte die gesamte Truppe wenig Gehör bewiesen. Sir Ian überließ ohne große Worte zu verlieren die Jammergestallten ihrem Schicksal.
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Es war wieder ein kalter Tag in Vengard und der Wind trug nicht zur Verbesserung der Lage bei. Thara ging schnellen Schrittes über den Vorplatz des Tempels, direkt auf Paulo zu, der wie immer am Eingang saß.
"Magie zu Ehren, Paulo.“, sprach Thara den Innos-Gläubigen an.
„Innos zum Gruße.“, antwortete ihm dieser und blickte ihn mit mürrischen Augen an.
“Der Gute hat wohl einen schlechten Tag heute.“, dachte sich Thara und verbeugte sich leicht vor dem Alten.
„Ich brauche einen Lehrmeister für die Magie Innos', Paulo.“, sagte der Bogner.
„Mhm...“, murrte der Torwächter, „lass mich kurz überlegen... Da wäre Quintillius Barentan. Zimmer 248. Er ist Feuermagier.“, mit diesen Worten wendete sich Paulo wieder dem Eingang zu.
“Holla, der hat ja schlechte Laune. Vielleicht isser heute morgen einfach mit dem falschen Fuß aufgestanden.“, sagte sich Thara und machte sich auf den Weg zu Zimmer 248.
Drei mal klopfte Thara leise gegen die Tür. Von drinnen kam ein gedämpftes „Herein!“.
Langsam öffnete der Bogner die Tür und trat in den von Kerzenschein erhellten Raum.
„Entschuldigt, seit ihr Quintillius Barentan?“, fragte er.
Es war eine Gestalt in einer Feuermagier-Kutte erkennbar, die an einem Tisch in der Mitte des Raumes saß und über ein Buch gebeugt war. Langsam hob sich der Kopf der Gestalt und zwei Augen sahen ihn an.
„Ja, der bin ich. Was führt euch zu mir, Adlat?“
Die Frage war direkt und klar gestellt. Quintillius schien keiner der Magier zu sein, die ständig ihre Bücher verlegten oder vergaßen, wo sie etwas verlegt haben.
„Ich suche einen Lehrmeister für die Magie Innos' und Paulo hatte mir euren Namen genannt.“, antwortete der Bogner.
„Hast du denn schon Erfahrungen mit der höchsten, kraftvollsten und gefährlichsten Magieart gesammelt, junger Adlat?“
Sein Blick durchdrang Thara, der langsam nickte:
„Ja, ich hatte vor langer Zeit schon einmal die Ausbildung angefangen. Aber da bin ich nicht sonderlich weit gekommen, Feuermagier.“
Quintillius stand auf und umrundete Thara, dann stellte er sich vor ihn, musterte ihn eindringlich und sprach:
„Du bist bisher ein Kämpfer gewesen, oder? Deine Narben zeigen, dass du gekämpft haben musst, deine ausgeprägten Muskeln zeigen, dass du mehr warst als ein einfacher Arbeiter. Du bist ein Bogenschütze, richtig?“, fragte Quintillius.
Der Ben Nathan war wie vor den Kopf geschlagen, er antwortete überrascht:
„Ja, aber wie konntet ihr das wissen?“
„Dein Auge verrät dich, Adlat. Dein Auge ist so schneidend und auf ein Ziel fixiert, wie es nur Meisterbogenschützen haben. Du hast wahrscheinlich schon vor langer Zeit angefangen, mit dem Bogen zu üben.“, die kalte Diagnose des Feuermagiers überraschte Thara.
„Ja, das ist richtig. Ich hab aber erst vor kurzem meine Ausbildung abgeschlossen.“, antwortete der Bogner.
„Du bist hergekommen, weil du in der Magie ausgebildet werden willst, Adlat?“, fragte Quintillius, drehte sich um und hob einen Arm. Überall im Raum gingen Fackeln an, sie erhellten den Raum und Thara sah, wie Quintillius wieder am Tisch saß.
„Setz dich.“, sagte dieser und bewegte mit seiner Magie einen Stuhl an die andere Seite des Tisches.
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Mit einem Wink seines Armes bewegte Quintillius die Reste des Holztisches auf einen Haufen, den Thara gerade gesprengt hatte.
„Was ist denn los mit dir?“, brauste Quintillius immer weiter auf, „Du solltest doch nur die Kerze entzünden!“
Tharas Lehrmeister zeigte auf all die Kerzenreste, die der Bogner bereits zerstört hatte, „Eine winzige Flamme! Keine Explosion!“, schrie Quintillius Thara an.
„Ja, entschuldigt bitte Meister.“, Thara tat es wirklich leid, aber er wusste nicht, was los war. Da der Bogner bereits einmal angefangen hatte, die Kunst der Magie zu lernen, war es nicht nötig gewesen erst seine Magie zu erwecken. Sie hatten direkt mit der ersten Lektion begonnen, Feuer erschaffen.
„Gut.“, Quintillius athmete tief ein, „versuchen wir es noch einmal.“
Der Lehrmeister ließ eine weitere Kerze von einem Schrank herschweben und stellte sie auf den Boden. „Konzentriere dich auf den Docht. Versuche Hitze in ihm entstehen zu lassen.“, kurz erstarrte der Feuermagier, dann setzte er hinzu: „Aber ganz langsam, bitte.“, und lächelte Thara an.
Thara lächelte zurück und fixierte den Docht der Kerze mit seinen Augen. Er stellte sich vor, wie die Kerze anfing zu brennen. In seinen Gedanken ließ er langsam eine Flamme aus dem Docht hervor kommen. Thara schloss die Augen und konzentrierte sich nur auf eine kleine Flamme auf der Kerze.
„Jaaa! Du hast es geschafft, Thara!“, rief Quintillius. Er war sichtlich erleichtert, dass die Kerze nicht wieder explodierte.
Der Ben Nathan lächelte erleichtert und sah der Flamme auf der Kerze zu, wie sie brannte.
Gerade setzte Quintillius an, etwas zu sagen als die Kerze zwischen ihnen explodierte und sogar den Steinboden unter der Kerze zerriß.
Die beiden Innos Gläubigen saßen vor einem Krater im Steinboden, in dessen Mitte ein kleiner, glühender Docht lag. Um den Krater herum lagen Reste von der Kerze.
„RAUS DU UNFÄHIGER MÖCHTEGERNZAUBERER!“, hörte Thara, obwohl er die Tür bereits hinter sich zu geworfen hatte und das Weite suchte. Das Geschrei des Feuermagiers hörte man noch ein paar Gänge weiter, doch der Bogner hatte sich bereits in Sicherheit gebracht und stand vor Paolo, der ihn ansah:
„Wie ich höre brauchst du einen neuen Lehrmeister?“, fragte Paolo und rieb sein Kinn.
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Lehrling
Der Schmied bei dem Auxillius aushilft, schickte ihn zu den Novizenquartiere um um die Kaputte Kette eines der Novizen zu holen.
Auxillius murmelte: "immer diese Laufereien ich will endlich schmieden! zu langsam hab ich es satt"
Als Auxillius endlich in den Novizenquartiere war konnte er es kaum fassen er sah auf einmal einen alten bekannten."Gath" rief er. Fröhlich ging zu im rüber.
Geändert von Auxilius (10.04.2010 um 21:44 Uhr)
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Magie ist ein echtes Wunder! Ich hätte nie gedacht, dass ich nach zwei Tagen schon wieder mit Krücke draußen auf dem Hof rumhumpeln kann!
Es war in der Tat so: Noch vor etwas über einer Woche war der Junge von einem Ork getreten und geschlagen worden und ein recht großes Stück in die Tiefe gestürzt. Und jetzt konnte er sich alleine, ohne Hilfe fortbewegen! Es war fast zu schön um wahr zu sein. Es war ein Wunder. Magie.
Aber so schön es war, so anstrengend war es auch, sich mit Krücken fortzubewegen, weshalb Gath langsam wieder auf den Eingang zu den Novizenquartieren zuhielt, als er plötzlich seinen Namen hinter sich hörte.
"Hey Auxilius, dich gibt's noch?"
Diese Frage war gar nicht mal so ironisch, schließlich hatte der Junge nicht weit von ihm im Hafenviertel von Khorinis gelebt. Anscheinend hatte er es auch geschafft, die Insel rechtzeitig vor den Orks zu verlassen - im Gegensatz zu so vielen anderen...
"Jetzt bist du also auch hier in Vengard gestrandet. Bei all den Paladinen, die uns in Khorinis immer so genervt haben"
Nun ja, eigentlich waren sie nicht von den Paladinen genervt worden, sondern nur von dem, was sie angeordnet hatten und was dann auch noch von so ein paar bescheuerten Milizsoldaten umgesetzt worden war, aber naja...
"Wie geht's dir so? Was machst du hier? Erzähl mal ein bischen!"
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Lehrling
"Hi schön dich wieder zusehen nach all den Monaten. Mir geht es gut aber was ist mit dir passiert seit wann hast du die Krücke ist dir was schlimmes passiert ? Zurzeit helf ich dem Schmied in Vengrad aus, naja aber schmieden darf ich nicht, ich muss die Drecksarbeit für in machen die ganze Zeit nur laufen ich will endlich Schmieden so wie früher auf Khorinis. Ich bin heil froh das die mich nicht in dem Boot gefunden haben wohl möglich hätten die mich noch über bord geworfen. Du hast dich kein bisschen verändert was ??? Weist du noch damals als wir die Miliz geärgert haben ?? Das werd ich nie vergessen wie wir gerandet sind. Wie bist du überhaupt nach Vengrad bekommen ??
Geändert von Auxilius (10.04.2010 um 22:09 Uhr)
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"Laufbursche ist echt ein scheiß Job" lachte Gath "Ich musste das auch immer machen, als ich bei dem alten Bootsbauer gelernt habe. Und sowas nennen die Leute dann immer "lernen".
Naja, wie ich nach Vengard gekommen bin, hast du gefragt? Das, sag' ich dir, ist eine recht lange Geschichte. Angefangen hat sie damit, dass mein Meister in dem Boot, was wir gebaut haben, abgehaun ist. Einfach so, von einem Tag auf den anderen! Ich habe dann versucht, mit dem kleinen Bötchen, mit dem wir nen paar mal rungefahren sind, auch rüber hierher zu fahren... Zum Glück haben mich so nen paar Piraten aufgegabelt... Kaum hab ich nämlich die Küste nicht mehr gesehen, war meine Nussschale voller Wasser! Tja, mit den Piraten bin ich dann bis kurz vor so eine Stadt gefahren, Ardea oder so änlich heißt sie - naja eigentich ist's nur ein Fischerdorf, aber es ist immerhin befestigt. Dort haben sie mich samt Bötchen von Bord geschmissen... Und danach... Ich war hier Sumpfkraut handeln, auf Walfang, im Krieg - gegen Orks! Du glaubst gar nicht, was man so alles erlebt, wenn man keine feste Arbeit mehr hat...
Ich hätte mir besser was gesucht, dann hätte mich der eine Ork in Kap Dun vieleicht nicht zusammengeschlagen und mich den Halben Weg die Klippen runtergeschmissen. Davon siehst du nämlich noch die recht schmerzlichen Nachwirkungen. Mir ha..."
"Ich unterbreche dich jetzt ja eigentlich nur sehr ungern, Gath, aber ich fürchte, ich muss wieder weg... Der Typ wird sonst ernsthaft sauer, wenn ich nicht zurückkomme."
"Hmm...Dann komm aber die Tage nochmal vorbei, ich muss hier nämlich noch ein Weilchen bleiben..."
"Klar, mache ich. Gute Besserung. Mach's gut!"
"Du aber auch, Auxilius! Mach nicht zu viele Dummheiten!"
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Der Schlafsaal der Kaserne glich einem Krankenlager. Das Gejammer der zurückliegenden Stunden war längst verstummt. Doch nicht einer der Rekruten konnte oder wollte seinem Körper weitere Strapazen zumuten. Den Kranken zu spielen, ein raffinierter Plan ausgeheckt in dunklen Stunden.
Das verschmutzte Wasser sei der Auslöser des allgemeinen Unwohlseins. Womöglich war diese Brühe vergiftet. Vielleicht hatte Wealthow damit etwas übertrieben, doch war er der Einzige dem es nicht die Sprache verschlagen hatte.
Der Tragweite ihres kranken Plans waren sie sich nicht bewusst. Heiler wurden ausgesandt und verabreichten Mittelchen zur Linderung ihrer Schmerzen. Schon seltsam die schnelle Heilung. Die Fässer wurden vernichtet, der Brunnen gesperrt und Proben genommen. Die Ursache musste um jeden Preis gefunden werden.
Doch der freie Tag war gesichert. Der Sold steckte in der Tasche. Durstigen Kehlen verlangten nach Met. Die halbnackten Weiber tanzten auf den Tischen. Die Kleider flogen durch die Luft und gaben aufreizende Einblicke preis. Das Fleisch bewegte sich im Takt. Die Musikanten bearbeiteten ohne Pause ihre Instrumente. Der Teufelsgeiger fuhr über die Saiten bis sie Flammen schlugen.
Der Met floss in Strömen, die durstigen Mäuler bekamen nicht genug. Vom Schwindel hinter der Stirn gezeichnet taumelten sie mehr, als das getanzt wurde. Ausgelassen, als hätten die Rekruten eine Schlacht gewonnen, wurde gefeiert.
Ein falscher Tritt, kurz gestrauchelt und der wilde Tanz endete auf einem Tisch. Zu dumm nur das dabei eine Flasche Rum und Tisch zu Bruch gingen. Die ohnehin schon aufgeheizte Stimmung eskalierte. Fäuste flogen und Glas splitterte. Das Inventar wurde zerlegt, Stuhl und Tischbeine dienten als Meinungsverstärker.
Der aufgebrachte Wirt hatte die Wachen alarmiert, die dann auch gnadenlos aufräumten. Wealthow und seine Kameraden berauscht vom Met bemerkten nicht den Ernst der Lage. Selbst dann nicht als Sir Ian finstere Blicke durch die Gitterstäbe schickte.
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Verschwommen nahm Wealthow die Eisenstäbe wahr. Der harte kalte Boden störte nicht wirklich in den letzten Stunden. Im Metrausch wirken viele Dinge nicht weiter problematisch. Es ist eher das Gegenteil, vieles lässt sich leichter ertragen. Keine dunklen geister überfielen den Braunhaarigen im Schlaf. Endlich einmal keine Alpträume.
Doch kurz nach dem Erwachen, als sich der graue Nebelschleier gelegt hatte setzte Panik ein. Die feucht fröhliche Gesellschaft hatte mit den Nachwirkungen übermäßigen Alkoholgenusses zu kämpfen. Der Schwindel hinter der Stirn war dem Kopfschmerz gewichen. Die Zunge überzog ein ekelhafter Geschmack. Quälend der Durst.
So ganz hatte Wealthow nicht vergessen was in den Stunden vor ihrer Einkerkerung geschehen war. Dier Erinnerungen waren da, wenn auch nicht ganz so intensiv. Die Rückkehr in die Realität war daher umso intensiver.
Sie alle wussten um die Schande die aus ihnen lastete. Nur ob mit dem Aufenthalt im Kerker die Strafe verbüßt war konnte niemand mit Sicherheit sagen. Doch die Hoffnung schwindet zuletzt.
Doch die Schwere ihres Vergehens ließ selbst den Himmel weinen. Als die Truppe hinaus ins Freie trat reckten sie ihre Zungen dem fallenden Wasser entgegen. Es brachte kaum Linderung.
In Reih und Glied warteten sie, den Kopf zu Boden gesenkt auf die Verkündung ihrer Strafe.
Ein sichtlich geschockter Sir Ian trat, begleitet von einigen hochrangigen Offizieren vor die Übertäter.
„Als wäre die Angst vor hinterhältigen Anschlägen nicht schon groß genug. Doch scheinbar ist es einigen nicht genug, dass Angst ein ständiger Begleiter ist. Nein dass reicht nicht. Es muss noch größeres Leid verkündet werden. Aus niederen Beweggründen die Stadt und deren Bevölkerung in Panik zu versetzen. Ihnen glaubend zu machen nicht einmal hinter diesen Mauern sicher zu sein. Das kommt einem Verrat gleich. Verrat wird mit dem Tode bestraft“.
Wealthow wusste nicht was in diesem Augenblick durch die Köpfe ging. Jedenfalls sprach Angst aus ihren Augen. Schweigend ließen sie diese Worte auf sich niederregnen, keiner suchte nach einer Entschuldigung. Der Braunhaarige wäre vor Scham am liebsten im Boden versunken.
„Ein dummer Jungenstreich mit fatalen Folgen. Das Vertrauen in euch ist gebrochen, ihr seid nicht würdig Soldaten zu sein. Die Männer die mit euch auf dem Schlachtfeld stehen müssen jeder Zeit damit rechnen von euch in Stich gelassen zu werden. Kein Soldat wird mit euch kämpfen wollen. Der Strick an dem ihr baumeln werdet ist kostbarer als euer Leben“.
Wealthow der Rädelsführer konnte nicht zulassen, dass alle bestraft werden. Seinen Schädel ist dieser kranke Einfall entsprungen. Er nahm allen Mut zusammen und trat einen Schritt nach vorn.
„Ich trage die alleinige Verantwortung für diese schreckliche Tat. Ich habe die Männer dazu überredet mitzumachen. Was geschehen ist kann ich nicht wieder gut machen, doch werde ich mein bestes geben um diese Tat vergessen zu machen. Bestraft mich und nicht diese Männer“
Ians verbitterte Gesichtszüge zeigten keine Regung, leise wechselten er und Offiziere Worte. Ein halbe Ewigkeit war vergangen ehe sie ihre Entscheidungen mitteilten.
„Die Truppe wegtreten. Wealthow in den Arrest“
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