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Eine Goldmine… Goldmine…
Rethus konnte sich einfach keinen Reim darauf machen. Was wollte ein Rebell mit einer Goldmine? Da fehlte ehrlich jedwede Logik. Wieso ließ ein Rebell eine Goldmine ausheben, und das noch mitten im Lager? Ein Rebell konnte nichts mit Gold anfangen. Das war hier draußen wertlos. Für Waffen konnte man es nicht gebrauchen, allerhöchsten nur für Verzierungen, aber kein Rebell würde sich solch eine Waffe schmieden lassen. Scheinbar fehlte selbst Ulrich der Sinn dafür. Aber mal ehrlich… Diese Tatsache, dass ein Anführer der Königstreuen Gold schürfen wollte klang mehr als nur unlogisch… es war völlig lächerlich, um nicht zu sagen naiv. Irgendetwas roch hier gewaltig nach Ärger. Dem Gardisten lag die Vermutung schwer im Magen, dass der provisorische Anführer von Nemora nicht wirklich nach einer Goldmine gesucht hatte.
Der Glatzkopf erhob sich von dem Fass, auf dem er die ganze Zeit gesessen hatte. Er wollte das Verhör selbst in die Hand nehmen. Während er durch die Reihen der Männer im Lager ging, spähte er genau in ihre Gesichter. Die ehemaligen „Zwangsarbeiter“ sahen furchtbar müde aus.
„Leg dich bitte schlafen“, meinte einer der schwerer gerüsteten Männer. „Es tut mir leid, was wir mit euch gemacht haben. Unser sogenannter Anführer scheint den Verstand verloren zu haben.“
„Entschuldigung angenommen“, entgegnete sein Gegenüber. „Aber wieso habt ihr ihn den unterstützt?“
„Das würde ich auch gerne mal wissen“, fügte sich Rethus in den Dialog ein.
„Na ja.“ Der bullige Typ wendete seine Aufmerksamkeit auf den Gardisten. „Er hat gemeint, er wüsste, wo Russel sei. Es hat etwas mit Orks zu tun. Mit dem Gold hätten wir ihn freikaufen können.“
„Aber warum lasst ihr eure eigenen Männer wie Sklaven vollkommen ohne Konzept mitten im Lager nach Gold graben?“ Rethus stand die Wut fast ins Gesicht geschrieben. „Denk noch einmal richtig darüber nach. Euer sogenannter ‚Anführer‘ hatte was ganz anderes im Schilde. Und das werde ich jetzt versuchen herauszukriegen.“
Jetzt verstand der Glatzkopf wenigstens erst einmal, welchen billigen Grund der Rebell den Männern aufgeschwatzt hatte. Dass die Männer ihn nicht durchschaut hatten, enttäuschte Rethus zwar, aber in Zeiten wie diesen schienen die Männer unvorsichtig geworden zu sein, vor allem was Mitmenschen anbelangte. Alle scherten sich nur noch um diese verdammten Beben.
Der Gardist schlurfte durch den Tunnel zur Anhöhe des Lagers hinauf. Einer der Männer dort grüßte ihn mit einem verzogenem Grinsen, das mehr nach einer gleichgültigen Muskelbewegung aussah. Rethus verstand, dass in dieser nett gemeinten Begrüßung ein Hauch von Buße steckte. Gerade an diesem Tag schien den Männern durch den Kopf zu gehen, was sie eigentlich die letzten Tage getrieben hatten.
Der Glatzkopf betrat die bewachte Nebenhöhle. Fünf Feldbetten standen zu seiner Linken an einer Feuerstelle. Zu seiner Rechten hingegen hatte man vor den Wände ganze Berge von Holzscheiten hoch gestapelt. Und davor präsentierte sich der Verhörte, den man auf einen Stuhl platziert hatte. Er wurde mit strengen Blicken von einem einheimischen Rebellen und dem Kommandanten aus Reddock gemustert. Erst nach ein paar Sekunden bemerkten sie den Besuch. Rethus grüßte mit einem Kopfnicken und musste feststellen, dass bisher nichts weiter ans Licht trat, als das was der Gardist eben von dem Rebellen unten im Lager gehört hatte. Befand sich Russel tatsächlich in den Händen der Orks? Aber wie soll das von statten gegangen sein?
„Nach was hast du hier im Lager graben lassen?“ begann der Gardist herausfordernd. Ulrich machte einen gleichgültigen Wink und verließ die Höhle.
„Nach Gold“, antwortete der Verhörte. „Wie oft soll ich das denn jetzt noch sagen?“
„Gar nicht mehr. Du lügst.“ Rethus machte ein paar Schritte nach links.
„Ich soll lügen? Wir brauchen das Gold.“
„Sag mal, merkst du denn nicht selbst, dass da jedwede Logik fehlt? Du lässt hier ohne Sinn und Verstand nach einer Goldmine ausheben, vollkommen ohne Konzept? Was sagt dir denn, dass es hier überhaupt Gold gibt? Und woher weißt du, dass Russel bei den Orks ist?“ Der Glatzkopf machte ein Pause.
„Hör zu…“
„Schnauze, du hörst jetzt zu! Ich stelle die Fragen! Sag sofort, wonach du wirklich gesucht hast! Sollen wir für dich weiter graben?“ Der Typ zuckte kurz. Aha, hier schien tatsächlich was faul zu sein. „Wie kannst du wissen, dass die Orks Russel geschnappt haben? Jeder der Männer hier im Lager hatte bestätigt, dass Russel bis zu seinem Verschwinden nicht einmal das Lager verlassen hat. Er muss allein fortgegangen sein… oder wurde er entführt? Wie kannst du nun also wissen, dass der Kommandant von Nemora bei unseren Feinden versauert? Bist du Söldner?“
„Nein, definitiv nicht, ich bin kein Söldner. Glaubt es mir! Ich gehöre zu euch.“
„Russel wird nicht ohne Grund weg sein. Er ist der Kommandant von Nemora. Ein Kommandant würde nie verschwinden, ohne das Kommando an jemand anderem zu übergeben. Und Russel ist auch ein furchtloser, zuverlässiger Mensch. Er ist nicht einfach abgehauen.“ Wieder fügte der Gardist eine Pause ein, in der er ein paar Schritte zurück ging. Schließlich blieb er an der Stelle stehen, an der zuvor der Paladin gestanden hatte. „Im Gegensatz zu unserem Kommandanten von Reddock greife ich schneller nach der Waffe, wenn jemand nicht reden will. Und du brauchst auch nicht denken, dass ich dich umbringen würde. Das verletzt nur unnötig unseren Kodex. Ich habe ganz andere Möglichkeiten an Informationen heran zu kommen.
Also sag mir sofort, was du wirklich hier im Schilde geführt hast! Und wenn du tatsächlich etwas über Russel weißt, dann erkläre mir das sinnvoller.“
„Na gut, ich… ich weiß nicht genau, wo er ist.“
„Jetzt auf einmal nicht mehr?“ Rethus zog eines seiner Messer.
„Hör zu! Das ist unnötig! Ich weiß wirklich nicht, ob das mit den Orks wahr ist.“ Der Verhörte hielt beide Arme nach vorn von sich gestreckt.
„Wie meinst du das? Wer soll dir so was erzählt haben?“
„Das brauch ich dir nicht zu erklären. Er hat mir befohlen, das weiterzuverbreiten.“ Der Typ senkte die Arme und starrte den Boden an.
„Wer? Sprich!“
„Ich bin Rebell, kein Zweifel. Aber der Profit, für ihn zu arbeiten, war einfach größer. Ich sollte nicht nach einer Goldmine suchen, sondern einen Tunnel zum…“
Pfffft.
Rethus erschrak. Wie aus dem Nichts war ein Pfeil durch den Raum geschossen und stak in der linken Brust des Verhörten. Kurz krümmte er sich noch, doch plötzlich nickte er in den Schlaf der Toten ein.
Sofort rannte der Gardist aus der Höhle. Doch hier war keine Spur von dem Attentäter zu sehen.
„Woher kam dieser Pfeil?“ fragte er eine der Wachen vor der Höhle.
„Ich hab keine Ahnung“, entgegnete der Rebell völlig perplex. „Das Ding ist wie aus dem Nichts hier durchgeschossen.“
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In der Nähe von Nemora
Die Nächte wurden wieder kälter. Solche Momente waren wohl die Kehrseite der Medaille, wenn man als Späher für die Rebellen verkehrte. Im Sommer arbeitete es sich dagegen sogar ganz gut, manchmal auch mit viel Spaß. Allein dieser Grund bewog es Heiko, weiterhin, an diesem Beruf teil zu haben. Er mochte es, vor allem nachts durch die Landen zu streifen. Natürlich geriet er dabei auch nicht selten in Schwierigkeiten. Die ein oder andere Auseinandersetzung mit einem Ork oder einem Tier kam auch schon vor. Aber als Späher musste man soetwas abkönnen. Man sollte eben stets die guten Seiten seines Jobs beachten. Dazu zählte nicht nur stundenlanges Wandern, bei dem man viel nachdenken konnte, so wie es Heiko momentan machte, sondern auch ereignisreiche Erlebnisse. Einen Vorteil gab es immer, auf den ein Späher stolz sein konnte: Niemand wusste mehr als er über alles, was so in der Umgebung von Nemora passierte.
Heiko ließ diesen Gedanken einen Moment lang durch den Kopf schweifen, während er auf seinen Lieblingsfelsen stieg. Der Brocken türmte sich über einen steilen Hang. Durch eine Baumgruppe, die um den Felsen herumwuchs, konnte man den Punkt dort als eine hervorragende Aussicht verwenden, ohne dabei selbst gesehen zu werden. Von hier konnte man wirklich alles zwischen Nemora bis zum Tempel von Trelis überblicken.
Heiko setzte sich auf einen Stein und lehnte sich gegen die Felswand. Was wohl im Lager so lief? Er hatte gesehen, dass Rebellen aus Reddock gekommen waren. Unter ihnen befand sich Kommandant Ulrich. Solche Hilfe konnten sie in diesen Tagen sehr gut gebrauchen. Seit Russel verschwunden war, ging im Lager alles drunter und drüber. Deshalb kehrte Heiko auch in letzter Zeit viel seltener ins Lager zurück. Er brauchte seine gute Laune für die Arbeit.
Na ja... Heiko seufzte und spähte über die finstere Landschaft vor sich. Diesen Blick genehmigte er sich immer gern, bevor er sich auf diesem Aussichtspunkt hier zum Schlaf legte.
Gerade wollte er seine Decke aus dem Gepäck holen, da sah er plötzlich eine Gestalt von Nemora wegrennen. Sie war kein Ork. Aber trotzdem jagte sie über die Wiesen, als wäre sie auf der Flucht. Ihr Weg führte sie hinauf in die Wälder, aber nicht nach Trelis.
Hm...
Ungewöhnlich. Ein Söldner war es wohl nicht.
"Wahrscheinlich einer von uns", meinte Heiko.
Rethus
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Trelis
"Halt Fremde, wir empfangen hier keine Besucher!" waren die Worte des einfachen Wachpostens. Joe und Estefania hatten das Haus schon eine Weile ausspioniert und wussten, dass sich im Inneren viele starke Kämpfer befanden und bestimmt auch das Amulett, das sie für die Orks beschaffen sollten. Das Diebespaar spielte seine Rolle gut. Estefania hatte sich dazu entschlossen, zuerst einmal ganz naiv zu tun...
"Keine Besucher? Wir dachten das wäre die hiesige Herberge und man sagt uns das es hier die bequemsten Betten von ganz Trelis gäbe. Ein Himmelbett sogar." Estefania errötete. Nur Beliar wusste wie sie das geschafft hatte oder an was sie gedacht hatte, als sie diese Worte aussprach und dabei noch Joe einen lüsternen Blick zu warf. Die Wache schien ihr zu glauben und versicherte ihr das es sich leider nicht um eine Herberge handeln würde und sie doch bitte weiter gehen sollten, damit er keinen Ärger bekam. Die Diebin nickte, schaute ihn enttäuscht und traurig an, ging dann aber weiter.
"Hast du durchs Fenster geschaut? Da drin wimmelt es ja nur so von Kämpfern. das Amulett muss einiges Wert sein wenn sie es bewachen wie die Schatzkammer des Königs..." meinte Joe und wie Estefania ihn kannte hätte wäre er bestimmt am liebsten drauf los gestürmt.
"Ach die Schatzkammer, die ist auch nicht so gut gesichert wie alle Leute denken... aber ich bin fest davon überzeugt das so ein Haus noch einen anderen Zugang hat. Wenn wir Glück haben vielleicht auch einer von dem die jetzigen Bewohner gar nichts wissen. Das wäre natürlich optimal für uns."
Estefania dachte an eine Art Kellergang, oder einen Tunnel der sie ungesehen in das Haus bringen würde.
Die letzten Tage hatten sie damit verbracht eine geheime Tür oder irgendeinen Hinweis zu finden. Doch vergebens und die Orks, die auf dem Bauernhof vor der Stadt warteten wurden schon langsam ungeduldig, weil die beiden Diebe bis jetzt erfolglos gewesen waren.
"Was hältst du davon wenn wir uns dieses Assassinenlager außerhalb der Stadt etwas genauer ansehen? Der Versoffene erzählte doch etwas von einem ausgetrockneten Brunnen... Was ist daran so toll das sie sich in der Nähe aufhalten? Vielleicht dort der Schlüssel zu unserem Rätsel. Einen Versuch wäre es wert."
Joe sah sie ganz liebevoll an. Strich ihr übers Haar und küsste sie. Doch Estefania war etwas überrascht von dieser Geste. Nicht grundsätzlich, aber in diesem Moment gerade schon. Vielleicht traute er sich auch nicht ihr zu sagen, das es völliger Schwachsinn wäre zu vermuten, das es so einen langen Tunnel geben würde und das der dann auch noch genau in den gewünschten Keller des besagten Hauses endete. Na gut es stimmte, es wären ziemlich viele Zufälle auf einmal. Trotzdem verließen sie die Burg Trelis in nördlicher Richtung.
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Hinter Montera
Die Reise verlief schleppender als gedacht. Nicht nur, dass sie nach Gotha feststellen mussten, dass dort durch Steinschlag der Weg für Fuhrwerke und Mammuts kaum passierbar war und man einen Umweg nehmen musste, nein, die Beben hatten weitere Spuren wie Erdrisse hinterlassen, womit es gefährlich war mit etwas Schweren wie einen Mammut oder selbst schon als Ork selbst darüber zu laufen. Schnell konnte die Erde unter einem einbrechen und alles mögliche verursachen. So ging es zur Sicherheit durch die Wälder und hatte die Gruppe Zeit gekostet.
Doch das würde man wieder aufholen und selbst wnen nicht, es war kein Beinbruch. Ihnen würde kein besonderer Feuerwaran einfach so vor die Füsse laufen oder in die Arme springen. Geduld war die größte Tugend eines Jägers und die Beute kam, wenn sie kam. Nicht früher und nicht später, ausser der Schöpfer wollte es so.
Tat'ank'Ka hatte gehofft in Montera, wo sie kurz zwischenstoppten, seinen Bruder Kal'ank'Ka anzutreffen, doch den würde er wohl in Trelis treffen - so zumindest die Wachorks. In Montera aber wollte man eher nicht bleiben. Es schien als ob es dort eine gereizte Stimmung aktuell gäbe, anders konnte man sich den Boten aus Geldern nicht erklären. Dieser kam eindeutig von den Schamanen und hatte den Kopf eines jüngeren Orks am Zopf gepackt und demonstrativ durch Montera getragen, bis ein Weißrock hervortrat und auf die Knie fiel.
"War sein Lehrling...", hatte die Wache gemeint, bevor sie dann einen alten Schamanenmeister erblickten der Grok genannt wurde. Dieser sprach drohende Worte an den trauernden Schamanen und zog dann begleitet von Tempelwächtern, die man an ihrer weißen Schärpe erkannte, davon.
"Die Weißröcke und ihre gespaltenen Zungen. Kommt davon...", resümierte der Schwarzork nun mehr, als sie sich schon wieder gen Trelis bewegten. Es rumorte - nicht nur unter Kans kriegern und den orkischen Clans. Hatte Kallash der Schwarze da seine Finger im Spiel? War dies die versprochene Unterstützung? Krushak selbst wüsste es wohl nicht.
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Zwischen Silden und Montera
Ein Gerüst aus gesammelten Ästen, ausgestopft mit Tannennadeln hielt notdürftig den Schnee auf dem Dach, welches unter der Last zu erdrücken drohte. Zwei weitere Gerüste verbanden die Hütte mit zwei umliegenden Bäumen, die der Unterkunft zumindest für die nächste Zeit Halt gaben. Idun saß zusammengekauert im Inneren. Die letzten Tage hatte er damit verbracht Holz für seine Unterkunft zu sammeln und sich durch das Auflesen von Beeren und anderen essbaren Pflanzen am Leben zu erhalten. Sein behelfsmäßiger Bogen war bei der vorletzten Jagd zerbrochen und er hatte kein Material, um einen Neuen herzustellen. Von daher musste er wohl oder übel zu seinem Dolch greifen, was ihm bei der Kälte die ohnehin schon anstrengende Jagd nicht gerade erleichterte.
Vorerst jedoch ruhte er sich von den Anstrengungen des Tages aus und begann einzuschlafen. Jedenfalls versuchte er das. Eisiger Wind durchwehte die Hütte und hielt ihn zunächst davon ab, aber irgendwann erlag er seiner Erschöpfung und fiel in einen traumlosen Schlaf.
Einige Wolken schoben sich vor den strahlenden Vollmond und tauchten den Wald in ein unheimliches, undurchdringbares Dunkel. Tiere raschelten durchs Unterholz und gingen ihren nächtlichen Geschäften nach, während der fallende Schnee weiter leise auf die Hütte rieselte.
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Zwischen Montera und Trelis
Konzentriert strich Gorbag mit Zeigefinger und Daumen über die gespannte Sehne seiner Armbrust und suchte nach Unregelmäßigkeiten und Schwächen im Material. Es war wichtig, seine Waffen immer wieder zu überprüfen und gegebenfalls zu warten, denn nur, wenn ein Krieger wusste, in welchem Zustand sein Tötungswerkzeug war, konnte er sich im Kampf auch wirklich auf dieses verlassen.
Der Jagdtrupp legte eine Rast ein. Die Orks waren an diesem Tag lange über unwegsames Gelände marschiert und hatten trotz des nur langsam voran kommenden Mammuts viel Weg gut gemacht. Brosh dar Urkma hatte eine gute Stellung für die Pause gewählt. Abseits des breiten Weges, der sich an der Bergflanke langsam ins Flachland hinabwand, saßen die Orks unter einer knorrigen Baumgruppe auf dem gefrorenem Gras einer kleinen Anhöhe. Die Krieger waren froh, nicht im Matsch der Straße sitzen zu müssen und einen weichen Untergrund zu haben.
" Wann werden wir das Feuerland erreichen? Ich habe die ganzen Morras, die einem hier ständig über den Weg laufen satt!" Brummte Bratt auf Orkisch und schnaubte verächtlich, als er die kleinen Bewohner Myrtanas erwähnte. Gemeinsam mit seinem Waffenbruder Bhrur und Gorbag saß der braunfellige Axtkämpfer an einen umgestürzten dicken und moosigen Baumstamm gelehnt auf der Anhöhe. Um die drei Shaks herum hatte sich der Rest der Jagdgemeinschaft niedergelassen.
" Wir kommen in Varant an, wenn dar Urkma will, dass wir ankommen." Erwiderte Gorbag nur barsch und hob seine Armbrust an, um mit halb zugekniffenen Augen auf einen einige Meter entfernten Baum anzulegen. Anschließend senkte er seine Waffe wieder und verstellte die Zielhilfe.
" Kümmer dich um dein Zeug und frag nicht so viel." Knurrte der Elitekrieger und arbeitete daraufhin weiter an seiner Ausrüstung. Bratt und Bhrur zu seiner Linken und Rechten warfen sich hinter seinem Rücken einen fragenden Blick zu und begannen daraufhin achselzuckend ebenfalls, ihre Waffen in Augenschein zu nehmen.
Als einige Zeit vergangen war ertönten schließlich die laut gebrüllten Befehle der Urkmas und Gorbag erhob sich, um den anderen Orks Beine zu machen und den Trupp wieder auf den Weg zu bringen. Es ging weiter in Richtung Feuerland Varant.
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Hof vor Trelis
Die Dunkelheit war hereingebrochen und sie hatten Trelis noch nicht erreicht. Schlecht, aber nicht weltbewegend.
Nur der Schöpfer wusste was er in Myrtana angestellt hatte, um den schwarzen Häuptling nicht unnötig in Gefahr zu bringen hatten sie viele Umwege gemacht und waren nicht annähenrd so schnell voran gekommen, wie es der Kriegsherr geplant hatte und gewohnt war.
"Wir werden es heute nicht mehr bis Trelis schaffen. Wir werden beim nächsten Hof rasten!" meinte der Kriegsherr zu Gorbag, der neben dem Mammut lief.
Kaum hatte der Kriegsherr gesprochen kamen die Lichter des angsprochenen Hofes in Sicht.
"Es ist zu gefährlich im dunkeln, wir sollten keinen Hinterhalt der Rebellen riskieren, zwar können wir in Trelis noch einmal rasten, aber wir haben schon genug Zeit verloren."
fügte Brosh an, ehe er mit einem Sanften drücken im Nacken dem schwarzen Häuplting gehiess zu beschleunigen.
Dem Jagdtross schien die Beschleunigung gelegen zu kommen, sie alle hielten wieder etwas motivierter das Tempo des Mammuts mit.
Somit erreichten sie bald den angesprochenen Hof. Sie wurden bereits von der gesamten Wachmannschaft erwartet, Orks und Orksöldner steckten gerade ihre Waffen weg, als sie die Neuankömmlinge erkannten.
"Kriegsherr Brosh dar Urkma und Jagdgefolge, wir brauchen Unterkunft für die Nacht!" meldete sich der Kriegshäuptling lauthals an.
Der Wachoffizier war ein Morra, er verneigte sich tief vor dem Mammut "Kargan, Elitesöldner, zu euren Diensten mein Kriegsherr!" meinte der Morra ehe er seinen Leuten Befehle zukommen liess und sich dann den Wünschen der Neuankömmlingen zuwandte.
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Baum nördlich von Trelis
"Logan du hirnloser Sohn einer besoffenen Töhle. Du musst das Seil irgendwie durchschneiden.", brüllte Cephas mit puterrotem Kopf.
Aus der luftigen Höhe schien die Welt wie gewandelt. Die Bäume wuchsen aus der Moosdecke nach unten, streckten sich in den bodenlosen Himmel überhalb seiner Füße, während der Alte kopfüber mit dem Fuß in der Schlinge baumelte. Der raue Strick schnitt zusehends in das dünne Fleisch überhalb des Knöchels.
Wenn mir der Kerl, der diese Falle aufgestellt hat, in die Finger gerät, dann...
"Bei Beliar, wenn ich hier noch länger häng, platzt mir der Kopf.", gellte er seinen jungen Begleiter an, diesmal schwang allerdings schon eine Spur Verzweiflung mit. "LOGAN, was machst du da? Aahhh."
Innerlich verabschiedete er sich schon von seinem Hirn. Nicht mehr lange und der Druck würde seinen Schädel wirklich zum bersten bringen.
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Schankraum, Taverne, Geldern
Im Schankraum der Taverne war es stickig und laut. Söldner, Minenarbeiter, Orks und Reisende gaben sich die Klinke in die Hand und die Menge der Besucher war ebenso groß wie die Farbenfreude. Varanter, Nordmänner, Flachländer, Khoriner. Tavernen, die Schmelztiegel der Neuzeit.
»Meister, n' Bier bitte!«, rief Tavik dem Schankmann zu, der hinter dem Tresen stand und eifrig am Zapfen war. Keine Antwort, aber der Nordmann wusste, dass seine Bestellung gehört worden war. So langsam kannte er Wirte und ihre Arbeitsweise.
»Tschullige«, lallte ein Individuum, welches gegen Tavik stieß, und ganz klar aus der Riege der Arbeiter stammte. Einer jener jämmerlichen Hundsfötter, die auf Ehre, Anstand und Politik pfiffen, sich vor den Orks krümmten und ihnen die Scheiße von den Stiefeln leckten. Der Krieger schob ihn wortlos weiter.
»Nerven, was?«, fragte einer neben ihm. Halb drehte der Mann den Kopf und erblickte einen in schwarzes Leder gekleideten Schwertkämpfer, dem das graue Haar fast wie frauengleich auf die Schultern fiel. Die braunen Augen musterten den Krieger. Aus dem Augenwinkel bemerkte Tavik den Säbel am Gürtel und den Griff der Axt, der ihm über die Schulter ragte.
Sicherlich kein Bauer ...
»Idioten, die nicht wissen, dass auch die Orks nur eine Plage sind, die bewältigt werden muss und es auch noch wird.«, sprach er nur und drehte sich zum Tresen hin. Grauhaar tat es ihm gleich. »Gibt's was, Kumpel? Ich will in Ruhe ein Bier trinken. Wenn du mich dabei die ganze Zeit über musterst, kann es sein, dass ich mich bei der Zahl der Biere kräftig verzähle und dich zur Rechenschaft ziehe. Wahlweise auch zum Pferdetrog draußen.«
Die Drohung war unmissverständlich, der Mann aber kicherte nur leise. Auch wenn die Alarmglocken des Nordmannes klingelten, fand er, dass Grauhaar ein recht angenehmes Lachen hatte. Nicht schnarrend, nicht schallend. Nein, eine der wenigen Lachen auf der Welt, die den Krieger nicht zur Weißglut trieben.
»Nun ... hab dich beobachtet, seit du hier reingekommen bist ...«, fing Grauhaar an. Die Worte ließen den Nordmann entnervt seufzen, dennoch schwieg er. »... und ich denke, ich schätze dich richtig ein. Du bist Krieger, nicht? Ach ... das Schwert am Gürtel verrät es mir. Sildener Machart, was? Billig, mir gefallen sie gar nicht. Da kann man eher mit einem rostigen Küchenmesser in die Schlacht ziehen. Aber nunja ... Interesse an einem Job?«
»Bei Adanos ... lasst ihr Kerle euch eigentlich nie bessere Anmachen einfallen? Interesse an einem Job ... lachhaft. Nein, ich komm nicht mit, nein, ich lass mich nicht von dir und deinen Kumpanen um die nächste Ecke begleiten, nein, ich will einfach mein Bier trinken.« Die eisblauen Augen verengten sich zu Schlitzen. »Und ich rate dir: Lass mich in Frieden. Derzeit bin ich recht einfach zu reizen, vor allem von so Flitzpiepen wie dir. Gib Acht, Bruder.«
Keine Spur Freundlichkeit. Weiterhin kalte Drohung. Grauhaar lachte wieder nur, trank seinen Kurzen weg und bestellte sich noch einen. Endlich kam auch das Bier Taviks auf den Tresen. Nickend dankte er dem Wirt.
»Schwarzseher, was? Nein, ich gehör' weder zu irgendeiner diebischen Bande, noch zu anderen zwielichtigen Vereinen. Ich bin ... freischaffender Abenteurer. So würde man es nennen, was?«
»Söldner«, spuckte der Krieger förmlich aus. Grauhaar zeigte sich gespielt beleidigt.
»So schlimm ist's auch nicht, Bruder. Ich krieche nicht den Grünen in den Hintern, sondern sorge eher für mich selbst. Suche nur gerade nach einem Partner, der was von meinem Handwerk versteht«
»Bauern ausnehmen ... ja, ehrbares Handwerk. Wird in den Städten in gewissen, einschlägigen Vierteln gelehrt, nich'?«
»Miesepeter. Du bist ebenso ein Krieger, wie ich es bin. Ich suche ne' erfahrene Begleitung nach Varant, genauer nach Al Shedim. Gerüchteweise ist da die Kacke am Dampfen, seit ne' Flutwelle drüber gerollt sein soll. Zelte weg, paar bewohnte Ruinen im Arsch ... Da hat Adanos ihnen sauber vor die Füße geschissen. Brauchen bestimmt den einen oder anderen Wachmann, nicht wahr?« Grauhaar grinste vielsagend. Tavik verstand. Und zu seiner eigenen Überraschung, dachte er über das Angebot des Typen nach.
»Wachdienst in Varant schieben? Bei den Staubschluckern von Al?«
»Bis sich was Besseres ergibt, ja.«
»Was springt für mich dabei raus, Bruder?«
»Jede Menge Asche. Wildes Getier, Banditen, Sandräuber und Kettenhunde Zubens. Da wird's ordentlich zu schützen geben. Wenn dir der Arsch auf'm Sand zu heiß wird, kannst ja wieder hier her kommen. Aber komm' ... der Kälte entfliehen, die Sonne ins Gesicht scheinen lassen und den Südländerinnen auf die Kehrseiten stieren.«
»Ach, zum Teufel, ich bin dabei. Hab eh nichts zu tun«
Grauhaar lächelte. »Perfecto! Ich bin übrigens Farson.«
»Jim«, sprach Tavik seinen Decknamen aus, unter den ihn Gerbrandt in Khorinis und manch Hurenhaus in Vengard kannte, »Auch genannt Hurenhaus-Jim. Warum, kannste dir wohl denken«
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Als die beiden Diebe das Lager der Assassinen erreichten, war alles so wie Estefania es sich vorgestellt hatte. Versoffen oder nicht, er hatte alles ganz genau beschrieben. Joe deutete auf den angeblich ausgetrockneten Brunnen, aber die Diebin entdeckte einen Gefangenen, der kopfüber an einem Baum hing. Sie wusste nicht warum, aber irgendwie tat ihr der alte Mann leid.
"Sieh mal sie haben einen Gefangenen..." flüsterte Estefania joe zu.
"Na und? Das ist doch nichts besonderes und sag ja nicht das du den Kerl befreien willst."
"Ich würde schon..." meinte sie und zwinkerte ihm zu.
"Oh Mann mit dir hab ich mir was eingehandelt...."
Die Diebin grinste und schlich sich in die Nähe des Gefangenen. Joe folgte ihr, was blieb ihm anderes übrig. Als Estefania den Mann aus der Nähe sah, war sie plötzlich doch am zweifeln ob sie ihn wirklich retten sollte. Er sah so aus als wäre er bereits tot. Zerrissene Kleidung , unzählige Wunden waren durch die herunter hängenden Stofffetzen zu erkennen, aber dann schimpfte er mit dem Mann der versuchte ihn loszuschneiden.
"Siehste dem wird schon geholfen." meinte Joe erleichtert und versuchte Estefania in Richtung des Brunnens zu dirigieren.
"Ne sieh doch mal der ist doch total unfähig und da die Wache hat schon was mitbekommen." sagte sie und schlich so schnell sie konnte auf den feindlichen Assassinen zu und schlug ihn nieder. Sie knebelte und fesseltet ihn und zog ihn anschließend hinter einen Busch.
"Joe würdest du denn endlich mal den Alten abschneiden?" flüsterte sie ihm zu, denn lange würde es sicher nicht mehr dauern bis die nächste Wache auf sie aufmerksam werden würde.
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irgendwo in den Wäldern Nord-Myrtanas
Der Wind pfiff durch die Äste der kahlen Bäume als der vor Anstrengung keuchende Drudwyn mit seinen halb erfrorenen Händen den Schnee zu einem kleinen Hügel um den Baum schob. Es kostete ihm schon Anstrengung, sich überhaupt noch zu bewegen. Er hatte seit drei Tagen nichts gegessen und auch nicht sonderlich viel geschlafen. Einmal war er eingenickt, aber wie lange, dass wusste er nicht.
Als der Schnee so lag, wie er es wollte, kauerte er sich im Windschatten des Baumes und seiner neu errichteten, schneeigen Barriere und versuchte sich zu wärmen. Wenn er doch wenigstens etwas zu essen da hätte ...
An seinem "Lagerplatz" war es nun zwar relativ Windstill, doch die Kälte kroch ihm immer weiter in die Glieder und die Kräfte verließen ihn immer mehr. Bald konnte er kaum noch klar denken und immer wieder fielen ihm die Augen zu. Anfangs ermahnte er sich immer wieder in Gedanken, bloß nicht ein zu schlafen. Doch er konnte sich nicht lange halten. Zitternd wie Espenlaub saß er da, dem Gefriertod immer näher kommend. Er wollte es einfach nicht glauben, dass er einsam im Wald erfrieren sollte. Plötzlich wurde ihm schwarz vor Augen ...
Geändert von Drudwyn (27.01.2010 um 18:16 Uhr)
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Nemora
Ärgerlich, einfach nur ärgerlich. Mann, was konnten sie jetzt noch machen? Der einzige Hinweis für Russel war erschossen worden. Sir Ulrich hielt sich fürs Erste aus diesen Angelegenheiten aus. Freilich, auch er wollte, dass Russel gefunden werden würde, aber er hatte sich momentan zur Aufgabe gemacht, wieder Ordnung ins Lager zu bringen. Dazu zählte es nicht nur, das Lager wieder allgemein auf Vordermann zu bringen, sondern auch die Männer wieder gleich zu schalten. Was sie in den letzten Tagen getan hatten, konnte man mit Sklaverei vergleichen. Sie führten genau das, was sie geschworen hatten, zu bekämpfen. Rethus spürte, dass sie es bereuten, aber ihnen musste diese Tatsache nochmals vor Augen geführt werden, damit so etwas niemals wieder passieren würde. Vertrauen sollte zwar unter den Männern bestehen, aber jeder musste abwägen können, welche Handlungen richtig waren und welche nicht. Die Wahl für einen Anführer sollte daher stets mit Bedacht gelöst werden.
Diese Aufräum- und Umerziehungsarbeiten hatte Ulrich in die Hand genommen. In der nächsten Zeit sollten wieder relativ gleich aussehende Rebellen durchs Lager laufen. Diese unterschiedliche Berüstung und Bewaffnung durfte einfach nicht sein.
Dem Gardist hingegen wurde die Aufgabe gestellt, weiterhin nach Russel zu suchen. Allerdings würde dies eine verdammt schwere Suche werden. Ihr einziger jetzt noch existierender Hinweis befand sich auf der Flucht: Der Attentäter. Alle Hoffnung galt nun den Spähern von Nemora. Wenn der Attentäter gesichtet wurde, dann von einen der Rebellen dort draußen.
Rethus hatte eine kleine Höhle in Anspruch genommen, um sich dort einzurichten. Jedoch machte er keinen besonders großen Aufstand um die Gestaltung seiner vorläufigen Behausung. Viel mehr widmete er sich vor allem einer Karte, die ihm einer der Rebellen aus den unteren Höhlen überbringen konnte. Er hatte den Plan von der Umgebung von Nemora über zwei große Kisten ausgebreitet. Die Linien der letzten Planungen waren jetzt noch auf der Karte zu sehen. Allerdings scherte sich der Glatzkopf gar nicht darum, sondern betrachtete zuerst jeden wichtigen Punkt auf der Karte: Nemora selbst, der Pass nach Varant, Trelis und auch Geldern. Mehr zeigte sie nicht.
„Gardist Rethus“, sprach plötzlich jemand am Höhleneingang.
„Ja?“ gab der Glatzkopf zur Antwort, während er mit dem Finger auf Trelis fuhr.
„Ein Späher aus dem Nordosten ist soeben im Lager erschienen. Er hat letzte Nacht eine flüchtende Gestalt gesehen. Wir erachten es als wichtig, dass Ihr davon erfahrt.“
Endlich eine gute Nachricht. Jetzt konnten sie hoffen, einen Weg zu finden, der sie zu Russel führte.
„Das ist sehr gut, Kamerad.“ Rethus nickte und heftete seinen Blick auf Trelis, auf das immer noch sein Finger ruhte. „Bring ihn her. Und noch etwas.“ Er tippte zweimal auf die Burg der Orks. „Bring mir die Männer, die ich heute Mittag ausgewählt habe. Ich habe eine Idee.“
Nach wenigen Sekunden war der Späher erschienen und berichtete von seiner Entdeckung. Und ein paar Minuten später trudelten auch die anderen Männer ein. Unter ihnen befanden sich die bekannten Gesichter von Falko, Nils und Lodrick, die dem Trupp von Reddock bis hierher beigewohnt hatten. Allerdings gab es unter ihnen auch weitere Männer, auch ein Neuling unter den Rebellen. Dieser Kerl machte sich dahin gehend wertvoll, weil er noch nicht hundertprozentig in der Materie der Rebellen steckte. Er brauchte sich nicht so viele Gedanken um die Orks machen, wie etwa Rethus, falls sie nach Geldern oder so mussten.
„Also gut, Leute“, begann Rethus. Seine gewählten Männer standen auf der anderen Seite der beiden Kisten, auf der die Karte lag. „Es gibt viel zu tun. Wahrscheinlich wird eure Aufgabe teilweise sehr gefährlich. Denn die Suche nach Russel führt uns wohl oder übel über die Orks. Aber nicht nur Orks werden uns Hinweise geben können. Späher Heiko, hier…“ Der Späher lehnte an der Höhlenwand. „…hat unseren Attentäter gefunden. Er konnte seine Fährte bis in die nicht weit gelegenen nördlichen Wälder verfolgen.“ Der Gardist fuhr mit dem Finger in einer Kreisbahn um die Waldregion nördlich von Nemora. „Dort soll er sich zu einer alten Mine begeben haben.
Also, wir werden uns in zwei Gruppen teilen. Die erste Gruppe kommt mit mir. Wir suchen diese Mine auf und versuchen dem Attentäter auf den Grund zu gehen. Einen anderen Hinweis haben wir nicht. Ich bin soweit überzeugt, dass es sich bei dem Typen weder um einen Söldner noch um einen Banditen handelt. Ein Bandit hätte es sich niemals getraut, allein, an ein Rebellenlager heran zu schleichen. Und ein Söldner hätte kurzerhand den Orks in Trelis bescheit gegeben, wo sich Nemora befindet. Wäre es also einer gewesen, läge Nemora jetzt in Schutt und Asche, soweit kann man schon davon ausgehen.
Die andere Hälfte von euch, und das wird wohl die bedeutend schwierigere und wichtigere Aufgabe sein, besteht ausschließlich aus Leuten, die sich aufs Schleichen verstehen. Denn ihr werdet in Trelis eindringen.“ Rethus tippte wieder zweimal auf die skizzierte Burg der Orks. „Ihr müsst dort unmerklich eindringen. Die erste Option wäre der Wassergraben um die Burg. Sicherlich gibt es dort irgendwo eine Möglichkeit, einzudringen. Eine zweite Option, die sich allerdings als schwerer herausstellen würde, ist die Mauer im Norden. Durch die Tore solltet ihr besser nicht. Missionsziel Nummer eins wird dort das Finden von Russel sein. Und Missionsziel Nummer zwei, das sich einstellt, sobald die Garantie gegeben ist, dass Russel nicht dort herum hockt, soll das Finden auf Hinweise von seinem Verbleiben sein. Wenn die Orks etwas damit zu tun haben, dann werdet ihr es in Trelis finden. Also…“ Der Glatzkopf richtete sich wieder auf. „Gibt es noch irgendwelche Fragen? Und wer würde sich bereit erklären, Trelis zu infiltrieren?“
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"Was? Nehmt euere Pfoten weg, lasst m-" Cephas letzte Worte wurden durch ein dreckiges Stück Stoff geschluckt, mit dem der Fremde ihn kurzerhand mundtot hatte. Leise konnte man hören wie eine Klinge aus der Scheide gezogen wurde, dann schon war das Seil durchtrennt und der alte Keifer landete unsanft auf dem harten Untergrund.
Gerade als er den Knebel ausgespuckt hatte und ein paar Flüche, mit denen er die Neuankömmlinge bedenken wollte, zurechtgelegt hatte, bedeutete ihm sein Retter mit einer stillen Geste, dass er im Moment besser sein Maul halten sollte, da der dumpfe Laut schon genug Unruhe in das Wegelagererpack gebracht hatte. Widerwillig fügte sich der Alte den Umständen. Im Augenwinkel registrierte er, dass Logan an den Baum gekauert war und den Dingen harrte, die noch geschehen würden. Wohl nicht die schlechteste Reaktion auf die gewandelten Umstände. Um die Stille nicht zu verplempern, nahm sich der Hetzer die Zeit, um die beiden genauer zu betrachten.
Männlein und Weiblein. Beide voll im Saft. Mal schaun, ob sich aus den beiden noch Vorteil schlagen lässt. Mitfühlig genug, um einen Lumpenhalter wie mich vom Baum zu schneiden, waren sie ja.
Der Gedanke gefiel, was sich bald auch in einem gehässigen Kräuseln seiner Mundwinkel abbildete.
"He, wo ist Haldir?", ertönte die überraschte Nachfrage aus der Nähe des kleinen Lagerfeuers in einigen Fuß Entfernung vom Baum.
"Was weiß ich. Wahrscheinlich passt er noch auf die zwei Säcke, die uns in die Falle gegangen sind, auf.", maulte einer der Assassinen. "Oder er pisst gerade. Was schert es dich?"
"Naja für gewöhnlich, verarbeitet er um diese Zeit den ganzen Wald zu Feuerholz. Seine Mutter muss mit nem Oger verwandt sein, so laut, wie er schnarcht."
"Hmm, kannst ja mal nachschaun."
Langsam näherte sich jemand. Blicke wurden ausgetauscht, ein schnelles Nicken, dann gesellte sich der Assassine recht rasch zu seinem Kollegen Haldir.
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Hof vor Trelis
Mit wachem Blick schritt Gorbag langsam am grob gezimmerten Zaun entlang. Im Schlepptau hatte der Ork den Boss des Hoftrupps Kargan und seinen zum Fackelträger abkommandierten Clanbruder Bhrur. Die Jagdgesellschaft hatte sich auf dem Hof eingerichtet und nun mussten die Wachdienste erweitert werden, denn es war ein großer Unterschied, ob man nun ein paar Bauern in ihren Hütten, oder aber einen Kriegsherrn und Clanoberhaupt bewachte.
Als Gorbag an einem Pflock zwischen den beiden Lichtkreisen zweier am Zaun befestigter Fackeln anhielt, wandte er sich dem Elitesöldner zu.
" Wie weit ist Trelis entfernt?"
" Wenn du morgens bei Hahnenschrei losläufst, musst du dich nicht sonderlich beeilen, um vor Mittag am Tor zu sein." Erwiderte der Morra und deutete den dunklen Pfad entlang, dem die Jagdgesellschaft bereits hierher gefolgt waren.
Die Stimmen der Orks und Menschlinge auf dem Hof drangen bis zum Shak heran. Während Brosh dar Urkma, Gorbag, Tat`ank`Ka und ein, zwei weitere verdiente Krieger in einer extra geräumten Hütte Unterkunft bezogen, bereiteten sich die restlichen Mitglieder der Jagdgesellschaft auf dem zentralen Platz des Gehöfts auf das Übernachten in Zelten und unter freiem Himmel vor.
Gorbag wandte sich von seinen beiden Begleitern ab und sah sich nach bereits aufgestellten Wachtposten um. Einige Schritte weiter, bereits außer Hörweite, sah er einen Ork-Späher am Zaun auf und ab gehen.
" Hier will ich noch einen Posten." Sprach der Elitekrieger an Bhrur gewandt und setzte seinen Rundgang fort.
" Wir brauchen zwei Späher auf festen Positionen in der Umgebung. Drei Wechsel und nur erfahrene Jäger. Tat`ank`Ka kann sich darum kümmern. Lasst euch von ihm einweisen."
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Gutes Aussehen, ein Charakter der beflügelt und Augen in die man als Mann einfach nur versinken möchte…. Alles Dinge die dafür sprachen Estefania weiterhin als Gefährtin zu behalten. Doch diese ständige Leute retten und sich um das Wohl alles kümmern ging Joe langsam aber sicher auf den Sack. Dies schienen wohl die Nachteile einer solch hilfsbereiten und doch verstohlenen Persönlichkeit zu sein. Ja da lobte sich Black die Vorzüge Sheilas oder gar Viniaras. Ja diese Frauen waren da anders, tödlicher und vor allem Mordlustiger. Mit ihnen hatte man Spass daran Schwache zu knechten , zu foltern und zu demütigen.
Ob Joe es schaffen würde Estefania für diese Dinge zu erfreuen?
Wohl eher weniger so ein Sonnenschein wie sie war, und doch, er hatte sich an sie gewöhnt, ihre Vorzüge gekostet und als Wohlschmeckend deklariert.
Nun also sassen sie hier, am Lager der Assassinen ausserhalb von Trelis, auf der Suche nach einem vielleicht existenten Tunnel in das Assassinenhaus innerhalb der Stadt, mit zwei Gefangenen im Schlepptau die sie weder kannten noch als Nützlich einstufen konnten. Im Gegenteil, die beiden Kerle wirkten nicht nur sehr alt, nein sie waren auch heruntergekommen und schwach….
Gerade zerrte der Assassine die beiden Kauze verärgert hinter den Brunnen um ihnen so etwas Deckung zu verschaffen, während sich Estefania reizvoll auf den Brunnenrand setzte und ihr Bein angewinkelt zur Schau stellte. Joe hingegen platzierte sich im Schatten des Baumes, die schwarze Klinge parallel zu seinem Bein gerichtet…
Der Mann der angetrottet kam , war etwa einen kopf kleiner als Joe, hatte einen Dreitagebart und eine dicke Narbe auf der Wange, sowie billige Klunker an den Ohren, Händen und am Hals. Seine Kleidung entsprach der typischen Zubenhierachie des unteren Standes.
Seine Augen glänzten sofort gierig auf als er die Dame auf den Brunnenrand sitzen sah. Seine Zungenspitze leckte sich über die vertrocknete Oberlippe und sein Blick fokusierte die zarten Finger Estefanias die langsam und elegant über ihren nackten Oberschenkel kreisten.
„Oh….mein schönes Kind, hehe, ich suche eigentlich meinen Kollegen, hehe, du hast ihn nicht zufällig gesehen oder so oder?“
Die Diebin blickte den Wächter mit ihren grossen Rehaugen fragend an und schüttelte dann leicht schüchtern und verneinend den Kopf.
„Ach, du bist ja eine süsse entdeckung…so schüchtern und zart und…aaahhhhh ich sehe schon, es ist gut dass ich zuerst auf dich gestossen bin…wobei….Momentchen mal!
Wo sind die Gefangenen hin???!!!??“
Nun zauberte sich ein diabolisches lächeln auf Estefanias Gesicht und der Wächter erkannte in diesem Moment die Falle in die er getappt war. Zu spät wie er einen Wimpernschlag später erkennen sollte. Den Black schälte sich aus dem Schatten des Baumes und packte den Mann in einer raschen und flüssigen Bewegung zuerst von hinten am Haarschopf , riss den Kopf tief in den Nacken und Schlug dann mit dem Schwertknauf wuchtig auf dessen Stirn.
Ein leises Knacken ertönte, und Black erkannte dass er wohl etwas zu viel Kraft investiert hatte. Langsam legte er den erschlafften Körper zu der anderen Wache am Boden und fühlte den Puls. Der Mann schien noch zu Leben, auch wenn Black annahm dass er wohl nie wieder ganz bei Sinnen sein würde. Dann schmunzelte der Assassine gehässig, der Gedanke dass diese Wache nun nach hause zurückkehrte, mit Schande besudelt und einem leichten Schaden in der Birne amüsierte ihn zutiefst.
Estefania hingegen nutzte die Zeit um sich näher mit den beiden erretteten Gefangenen zu unterhalten….
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Wälder von Myrtana
Prolog:
Wie gehetztes Wild rannte ein einzelner Mann durch den großen Wald des Mittelreiches. Jedes Hindernis, ob Wurzelwerk oder Felsbrocken, ob umgeknickte Bäume oder kleine Bäche wurden springend oder seltener kletternd überwunden. Dicht hinter ihm wurden gutturale Befehle gebrüllte. Einzelne Geschosse zischten an dem flüchtenden Mann vorbei, der in seiner Rechten ein blutverschmiertes Langschwert und in der Linken ein kleines Päckchen mit Brotlaiben umklammerte. Bolzen bohrten sich in die Bäume und die Landschaft ringsherum und so manch ein Stein prallte vom Panzer des nach Luft jappsenden Mannes ab.
Claw hieß der Krieger und wieder einmal war er auf der Flucht vor den Orks. Seit Monaten, vielleicht sogar schon seit einigen Jahren fristete er ein Dasein als Guerilla-Krieger in den Wäldern Myrtanas. Genau vermochte er es nicht zu sagen. Seine Gefährten, die Winterkrieger, waren mittlerweile alle tot oder Sklaven der Orks. Die letzten drei Kämpfer seines Trupps wurden vor ein paar Tagen bei einem Sabotageversuch in Geldern erwischt und an Ort und Stelle niedergemetzelt. Claw war es als einzigem gelungen zu entkommen. Dies verdankte er der Tatsache, dass er die beste Rüstung besaß und die längste Erfahrung im Guerilla-Kampf gegen die Orks hatte. Doch all diese vermeindlichen Vorteile waren verpufft, als er von Hunger getrieben eine kleine Orkpatrouille überfallen musste, um deren Proviant zu stehlen. Das Fleisch hatte er nicht anrühren wollen, sagte man doch schließlich dass so manch ein Ork das Fleisch von Menschen bevorzugte. Also hatte er sich nach dem Niederschießen und Niederstechen zweier Orkkrieger lediglich das Brot geschnappt und war wieder in die Wälder geflüchtet. Dummerweise waren in der Nähe ein Elitekrieger mit einem Trupp Orkkrieger gewesen auf Manöver gewesen. Diese hatten sich natürlich prompt den überlebenden Patrouillenmitgliedern angeschlossen und mit großer Übermacht begonnen den Feind durch den Wald zu jagen.
Der Fluss war nahe. Claw hatte vor dort seinen Verfolgern zu entkommen. Aber dafür musste er zuvor seine Rüstung und seine Armbrust loswerden. Seine Ausrüstung war einfach zu schwer um damit in einen fließenden Fluss zu springen.
Schnell hatte der Veteran und ehemalige Anhänger des Söldnerführers Lee eine Höhle in der Nähe des Flusses erspäht. Hier hatte er schon häufiger genächtigt, nachdem er sie von Wölfen und anderem Getier befreit hatte. Sie lag versteckt hinter mehreren drei Meter großen Büchen. Ein ideales Versteck um unterzutauchen. Doch wollte er nicht das Risiko eingehen und dort gefunden werden. Mit der Höhlenwand im Rücken und dutzenden Feinden vor sich standen die Überlebenschancen nicht gerade gut.
Rasch sprang der Krieger aus dem Sichtfeld der Orks und hechtete zum Eingang der Höhle. Noch während des Laufens schnürte er die Lederriemen seiner schweren Söldnerrüstung auf. Dunkelheit umfasste ihn, als er durch das Dickkicht sprang und die Höhle erreicht hatte. Schnell atmend entledigte er sich seiner verbeulten Rüstung und seiner Armbrust mitsamt den Bolzen. Auch die Panzerhandschuhe und die Schienen für die Beine wurden in eine kleine Truhe geworfen, die der Veteran im Boden versteckt hatte. Dies waren seine letzten Habseligkeiten in Myrtana. Sein restlicher Besitz befand sich auf Khorinis, versteckt in der Nähe des Bauernhofes des alten Onar. Doch diesen würde er wohl so schnell nicht mehr erreichen. Orkschiffe erschwerten die Überfahrt nach Khorinis und zur Zeit hatte Claw einfach andere Prioritäten. Zum Beispiel überleben.
Nun trug der Veteran nur noch sein schmutziges Hemd mitsamt seiner Hose und der verdreckten Stiefel. Sein Langschwert würde er mitnehmen. Es war seine letzte Verteidigungsmöglichkeit gegen die nahenden Orks.
Mit einem letzten Blick auf die Truhe im sandigen Boden, die er dann schnell wieder versteckte, verabschiedete sich der Veteran unwissentlich für eine lange Zeit von seinem Besitz. Vorsichtig lugte er nun aus der Höhle heraus. Die Orks waren in der Nähe. Sie waren seinen Spuren gefolgt und durchkämmten nun laut schreiend die ganze Umgebung. Nun musste er schnell sein, sonst wäre er tot...
Wie von der Tarantel gestochen sprang der Veteran aus der Höhle und quälte sich durch das Gebüsch. Ein Ork stand direkt mit seinem Rückenvor ihm. Er hatte keinen blassen Schimmer, dass sich hinter ihm versteckt eine Höhle befand. Sein letzter Fehler, wie sich herausstellte. Mit einem Stich durch eine Lücke in der Rüstung in den Schulterpartien durchbohrte der Veteran den Ork. Das Schwert drang durch den Körper ins Herz und tötete die Kreatur auf der Stelle. Mit einem schmatzenden Geräusch riss der Veteran die Klinge wieder hinaus und begann zu rennen. Der Fluss war nahe, sehr nahe.
"DA IST DER MORRA !" brüllte jemand hinter ihm. Erneut wurden Geschosse auf ihn abgefeuert. Unbeirrt rannte Claw weiter bis zu einem Felsen am rettenden Fluss. Hastig drehte er sich noch einmal herum um zu sehen, wie viele Verfolger sich an seine Fersen gehaftet hatten. Die Orks waren noch ein gutes Stück entfernt, doch urplötzlich hörte er das altbekannte Zischen von Bolzen, die die Luft durchschnitten. Und genau so plötzlich kam der Ruck, als ihn ein Geschoss in der linken Schulter traf und ihn von dem Felsen riss. Eiskaltes Wasser umschloss ihn und gerade als der Veteran realisierte, dass er von einem Bolzen getroffen wurde, rammte sein Kopf einen Felsen im reißenden Fluss. Schwärze umfasste den Veteranen...
Der Neubeginn:
Stille. Stille und Wärme waren die ersten Sinneseindrücke. Das Zeitgefühl war nicht mehr vorhanden. Er vermochte es nicht zu sagen, wie lange er bewustlos gewesen ist. Stunden ? Tage ? Wochen sogar ? Genau genommen wusste er nichts mehr. Rein gar nichts. Die Schwärze war alles, was geblieben war. Ein endlose Leere in der Zeit keine Rolle spielte. Wo war er ? WER war er ?
Langsam öffnete der junge Mann seine Augen. Es dauerte eine Weile, bis er sich an das Licht gewöhnte und die ersten Konturen um sich herum wahrnahm. Eine Decke. Aus Holz. Eine Wand. Ebenfalls aus diesem Material. Ansonsten erkannte er nichts. Seine Augen waren zu schwach um das Gesehene zu Bildern zu verarbeiten. Er konzentrierte sich. Eine schwache Lichtquelle stand nicht weit weg von ihm. Er musste den Kopf drehen, um sie besser zu erfassen. Doch jede Bewegung rief höllische Schmerzen hervor. War er tot ? Nein, das konnte er nicht glauben. Er lebte, er musste leben !
Sein Kopf dröhnte. Erst jetzt bemerkte er den pochenden Schmerz in seinem Hinterkopf. Und als wäre das nicht alles, spürte der Mann nun auch nahezu den selben intensiven Schmerz in seiner linken Schulter. Was war geschehen ? Und wo war er ?
Der nächste Sinneseindruck glich einem seltsamen Gefühl, bekannt und doch lange nicht gespürt. Er lag warm und behaglich auf einem weichen Untergrund. Etwas bedeckte seinen schmerzenden Körper. Ein Lager ? Ein Bett vielleicht ? Es war jedenfalls kein Heu auf dem er lag. Nichts piekste ihn und nichts raschelte bei der kleinsten Bewegung. Es musste ein Bett sein ! War es sein Bett ? Er wusste es nichts. Er wusste nur, er fühlte sich abgesehen von den Schmerzen wohl. Als wäre er jetzt in Sicherheit oder befreit von einer großen Bürde.
Rufen ! Ja genau, das wollte er versuchen. Er wollte rufen, vielleicht war jemand in der Nähe der ihm sagen konnte, wo er war. Und... wer er war ! Das Nachdenken über seinen Namen, seine Persönlichkeit, sein Ich... der Kopf schmerzte nur noch mehr dabei.
Die ersten Geräusche die seine Kehle hervorbrachten waren ein jämmerliches Krächzen. Doch nach mehreren Versuchen hörte er etwas ähnliches wie Worte. Seine Stimme kam ihm unbekannt vor, wie alles andere hier auch. Doch noch wollte sich der Mann der Verzweiflung nicht hingeben. Er konzentrierte sich, soweit es seine Schmerzen eben zuließen. Langsam wurden seine Worte klarer, die Stimme fester. Fast gleichzeitig erkannte er auch langsam mehr Konturen in dem Raum, in dem er sich befand. Ein Tisch, auf dem eine Kerze stand. Und ein Stuhl direkt daneben.
"H...Hallo ?! Hallo, ist da jj-jemand ?" rief er aus. Stille. Erneut rief er, doch dieses Mal etwas lauter. "Ist hier jemand ?"
Schritte ertönten draußen. Es hörte sich nach Stiefeln auf einem Holzboden an. Sie kamen näher und ein weiteres Geräusch verriet, dass eine Tür geöffnet wurde. Schemenhaft konnte der Mann eine Gestalt erkennen die ihn von der Tür aus ansah. Er sagte nichts, stand nur einfach da und schien ihn anzusehen.
"Wer... wo... ?"
Die Gestalt näherte sich langsam. Kurz vor dem Bett blieb sie stehen. Sie bewegte sich. Eine Hand strich dem Mann über die Augen, verharrte auf seiner Stirn. Was hatte das zu bedeuten ?
"Hmm... kein Fieber. Das ist gut..." sprach eine raue Männerstimme, ehe die Hand wieder verschwand. Sie entfernte sich wieder langsam in Richtung Tisch. Der Mann nahm etwas in die Hand, ein Krug oder etwas ähnliches.
"Hier, du solltest etwas trinken. Obwohl man meinen möchte, du hättest genug Wasser gehabt." meinte der Fremde mit einem leicht spöttischen Unterton. Der Bettlägerige verstand nicht.
"Nach dem Teufelsritt müsstest du eigentlich tot sein. Hmm... Sachen gibt's. Du hattest entweder verdammtes Glück oder die Götter waren die wohl gesonnen." sprach der Mann und lachte danach.
Der Liegende verstand immer noch nicht. Er konnte sich an nichts erinnern, egal wie sehr er sich anstrengte.
"Was... was ist mit mir passiert ?" wollte er wissen.
Der Mann gab ihm Wasser zu trinken und stellte die Karaffe neben das Bett auf den Boden. Dann stemmte er seine Hände in die Hüften und sah ihn regungslos an. Noch immer konnte der Liegende kein Gesicht erkennen, auch wenn langsam mehr Details vor seinen Augen erschienen.
"Du erinnerst dich nicht daran ? An gar nichts davon ?"
Ein leichtes Stöhnen war die Antwort. Der Liegende hatte den Kopf etwas weiter in die Richtung des Mannes gedreht.
"Nun... genau weiß ich es auch nicht, aber... Ich hab dich aus dem Fluss gefischt. Wer mit dem Gesicht nach unten in dem eiskalten Wasser treibt, ist normalerweise tot. Hab schon öfters Flussleichen entdeckt. Aber du bist der Erste der noch lebt. Mit der Kopfverletzung und der Einschusswunde da in..."
"Einschusswunde ?" wollte der Bettlägerige nun genauer wissen. War dies der Grund für seine schmerzende Schulter ? Aber warum schoss jemand auf ihn ?
"Ja... ein Bolzen steckte in deiner Schulter fest. Ein Orkbolzen. Du musst wohl was gemacht haben, was denen nicht so ganz gefallen hat. Du... du weißt es aber nicht mehr, oder ?"
Der Liegende gab keinen Laut von sich. Zu viele Eindrücke überrollten ihn. Dazu noch die stechenden Schmerzen in seinem Kopf und der Schulter.
"Hatt' ich jetzt auch nicht mehr erwartet... Ich bin übrigens Karlson... Ben Karlson. Du hattest wirklich Glück. Bei dem Schneetreiben wollt ich heute eigentlich nicht in den Wald. Bin aber doch gegangen und so hab ich dich gefunden. An deinen Namen erinnerst du dich wohl nicht ?"
"Ich... nein. Ich weiß nicht... aber... ich danke dir."
"Ach nix zu danken. War doch selbstverständlich. Kann doch keinen im Wasser treiben lassen, der den Orks eine reingewürgt hat und dabei noch so ein schönes Langschwert umklammert hielt."
"Ein Schwert ? Ich... ich trug ein Schwert ?"
"Ja, war ein verdammter Stress dir die Klinge aus der verkrampften Faust zu bekommen. Aber keine Sorge, sie liegt hier hinten auf dem Tisch."
Langsam hob der Liegende die Hand. "Kann ich sie halten ?"
"Natürlich, is' ja schließlich dein Schwert." sprach Ben Karlson und trat erneut zurück zum Tisch. Langsam brachte er dem Liegenden die Klinge und gab sie ihm in die rechte emporgestreckte Hand. Ein vertrautes Gefühl. Er war also ein Kämpfer gewesen. Hatte er gegen die Orks gekämpft ? Wenn ja, war ihm nun klar, warum er so übel zugerichtet war.
"Auf der Klinge stehen zwei Worte... Claw und Crowner. Der Rest ist unleserlich. Ich denke es sind Namen. Einer davon ist der Besitzer und der andere der Schmied... jedenfalls ist das meine Theorie. Doch wer von den beiden du bist, kann ich nur raten."
Der Liegende murmelte. Nun konnte er beinahe fast ganz klar das Gesicht seines Retters sehen. Ein bärtiger, älterer Mann. Er schätzte ihn auf Anfang 50. Doch wirkte er stämmig und war vom Wetter gezeichnet. Starke Arme ließen auf einen Beruf mit viel Anstrengung hindeuten. Ein Holzfäller vielleicht ?
Der Liegende dachte, heute hatte er genug Fragen gestellt. Ben schien an das gleiche zu denken, denn er sah aus dem Fenster.
"Ich denke, ich mache dir mal etwas zu essen. Und dann ruhst du dich besser aus. Vielleicht kommen morgen deine Erinnerungen ja wieder ? Und wenn nicht... nun, dann bring ich dich nach Silden. Ist nicht weit weg von hier. Die Druiden wissen dir sicher zu helfen. Jedenfalls mehr als ein Holzfäller es tut."
Der Liegende seufzte. Also doch ein Holzfäller ! Nun hoffte er insgeheim, dass Ben Recht hatte und morgen wirklich wieder seine Erinnerungen zurückkämen.
"Hoffentlich..." stammelte er noch, während Ben den Raum verließ, um etwas zu essen zu kochen.
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Außenposten vor Gotha
Dämonisches Gelächter.
Heulender Wind, der wie hundert klagende Seelen klingt.
Plötzlich auftauchende Umrisse im vom Nebel verhüllten Dorf.
Gotha war für Varghash momentan eine der größten Mutproben, zumal er hier schon seit einem Tag die Burg beobachtete und jedesmal zusammenzuckte, wenn er ein unheimliches Geräusch hörte. Im Gegensatz zum Kastell der Schwarzmagier war die ehemalige Burg der Paladine schaurig und bedrückend, vor allem bei Dunkelheit und im Fackellicht. Im Kastell war man wenigstens noch eingeladen gewesen und auch die untoten Bewohner wirkten nicht ganz so unheimlich auf einen Ork wie ihn bei der überwältigenden Atmosphäre auf dem Ball ... Gotha dagegen war leider kein Fest, sondern grauenhafte Realität!
Manche sagen, dass der Dämon Beliar persönlich sei und dass er des Nachts schon so manchen Ork im Lager kaltblütig ermordete ohne dass es jemand bemerkt hätte. Andere meinen ihn manchmal auf den Burgzinnen zu sehen, ein kleines rotes funkelndes Augenpaar in der Ferne und wieder andere meinen, dass die Kreatur eine Invasion in Beliars Namen plante um die Fehler der Orks auszuradieren und ganz Mittelland in sich einzuverleiben.
Umso größer war die Erleichterung für den alten Ork als er von einem anderen Krieger abgelöst wurde und er sich wieder an die Esse der Schmiede begeben konnte. Varghashs Dienste waren sehr gefragt, denn der letzte Schmied beim Außenposten wurde schon vor längerer Zeit bei einem Angriff der Untoten getötet. Man hatte dem Späher sogar das Zelt des Verstorbenen kurzzeitig überlassen, in dem sich immer noch die Apperaturen des Vorgängers befanden. Hauptsächlich musste Varghash nur Rüstungsplatten wieder ausbessern, doch auch neue Rüstungen waren gefragt im Lager, wie er erfahren hatte.
Im Moment hatte er nicht viel zu tun, doch vielleicht würde sich dies bald ändern ...
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Irgendwo in den Wäldern bei Geldern
"Wir müssen nun links! - Ah nein rechts und danach links, nachdem wir dort drüben links gingen und dann rechts bis zu diesem Punkt auf dr Karte. Ja so wird es sein.", urteilte Parn mit rotem Kopf. Doch eigentlich wusste er mal gar nichts. Er hatte Silden noch nie vrlassen und hatte die Führung. Auch hatte er keine Waldkampfausbildung genoßen wie andere Seher. Er war halt in Silden immer gewesen. Sein Blick ging zur Gruppe wo sich manche am Kopf kratzten und andere wieder sich die Fingernägel ansahen oder ihn etwas verstört anblickten.
"Es dämmert, wir emm rasten hier. Du machst ein Feuer genau dort und der Rest, macht eben das was man zum Aufbau eines Lagers tut.", tönte Parn und befand es ist die Beste Lösung bis zum Morgen. Da wüsste er auch dann wie es lang gehen würde.
"Hier ein Feuer? Sind wir nicht zu nah am Weg? Was ist mit den gefahren durch die Orks?", fragte einer.
"Die trauen sich nicht. Hier sind noch die Sildenwälder.", tönte Parn selbstsicher.
"Die haben wir nach dne Zeichen der Waldläufer seit Stunden verlassen.", bekam er als Antwort.
"Ja, gut erkannt und so. Schön dass du aufgepasst hast. Deswegen gehen wir dort hin. Also wir bauen das Lager nicht hier auf, sondern dort. Und das Feuer haltet ihr klein.", befahl schon fast der Seher und wirkte nicht besonders souverän.
"Es ist zu gefährlich ein offenes Feuer zu machen. Man muss ein Loch graben und da drin das Feuer machen. Dann tarnt man es ab und rückt nah an die Feuerstelle. So geht es auch und so macht es mein Vater in der Wildnis. Er ist Waldläufer.", erklärte der ständig nachhakende junge Mann.
"Nein, wir machen es so wie ich es sage.", meinte Parn beleidigt und mit verschränkten Armen. Die Gruppe tat dann wie angewiesen, auch wnen die Blicke skeptisch wirkten. Das Lager der Botschafter wurde langsam errichtet.
Parn indes sah wie ein Aufseher herum, dass jeder auch was machte und trat dann an die Frau die Suzuran hieß, als sie etwas Abseits Holz suchte.
"Das macht ihr toll mit dem Hölzer sammeln. So anmutig und elegant. Wir kennen uns noch gar nicht, doch wenn ich eure Augen sehe, dann sehe ich ein zartes, wunderschönes Reh. Und euer Gesicht - seid ihr Adanos Schwester? So schön wie ihr seid, haben euch die Götter geschaffen? Nun da Meister Ornlu nicht da ist, braucht ihr sicher einen Beschützer. Ich mache das. Wisst ihr ich und er sind gute Freunde und ich versprach es ihm. Er meinte sogar, dass wir ein nettes Paar abgeben würden. Aber hahaha er meint es ja immer gut und so. Naja wie dem auch ist, dann lernen wir uns sicher auch besser kennen. Wisst ihr, ich bin der künftige Doyen Sildens und wenn ihr der Magie fähig seid, dann ist es von Vorteil wenn man sich schon jetzt versteht und mit mir gut stellt...dann kommt man auch leichter an manch Dinge, wenn man sich erkenntlich zeigt. Die Druiden schätzen mich.", sülzte und prahlte Parn in einem Moment wo er sich unbeobachtet bei ihr fühlte. Wieso nicht schon einmal klar stellen wer in Zukunft das Sagen hätte und ihr anbieten vorteilhaft behandelt zu werden, wenn sie sich erkenntlich zeigt?
ornlu
Geändert von Das Waldvolk (26.01.2010 um 19:48 Uhr)
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Irgendwo in den Wäldern bei Geldern
Um den Würgereiz zu unterbinden, hustete die junge Frau einige Mal laut, nachdem sie sich mit Holz bepackt, aufgerichtet hatte.
"Hier nimm das mal", antwortete Suz dann dem Schleimer vor sich und drückte ihm die Stöcke in die Hand, die sie für das Feuer gesammelt hatte.
Schweigend hob sie dann noch einige Stöcke zwischen tauendem Schnee und Boden auf und ging dann schnellen Schrittes in Richtung des kleinen Feuers zurück.
" Wo bleibst du denn?", rief sie genervt noch zu Parn zurück und wartete einen Moment, bis er nachgedacht hatte, verstand und ihr folgte.
"Bist du immer so langsam? Hier das Holz kommt neben das Feuer, wir brauchen es erst später zum nachlegen... verstehst du?", sprach sie in das dümmlich wirkende Gesicht, des kleinen, unangenehmen Zeitgenossen.
" Ich bin mir im Übrigen sicher, dass Ornlu nichts von alledem gesagt hat. Du musst wohl deine Ohren mal wieder putzen, PARN!", sprach die Braunhaarige in sein Ohr, drehte sich um und entfernte sich etwas von den Grüppchen.
Wieder eine Nacht alleine in der Kälte... und dann noch mit solchen Idioten. Zumindest diesem Einen, der nichts verstand und keine Ahnung hatte und mehr noch die Gruppe in Gefahr brachte.
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Irgendwo in den Wäldern bei Geldern
Wie konnte sie es wagen! Ihn abzuweisen würde sie teuer zu stehen bekommen. Wenn er erst einmal Doyen werden würde, würde sie sich schon erkenntlich zeigen, sonst würde sie spuren dürfen was das Zeug hielt.
Parn wollte eigentlich schon beleidigt wie ein eitler Pfau davon schreiten, bevor er hielt und sich dann doch etwas anderes erdachte. Ja, wenn er sie so ansah. So ein unschuldiges Ding war sie gar nicht. Vielleicht provozierte sie nur, wollte so abweisend sein, um ihn zu prüfen. Ob er nachgab. Ja, so war es wohl. Sie hatte ja nicht zugeschlagen wie manch andere schon. Mit einem zweideutigen Grinsen schritt er an ihr vorbei. Vergessen waren ihre letzten Worte und stattdessen, dass was er sich dachte obsolet.
"Ich weiß ganz genau, was du willst. Du spielst hier die eingeschnappte, die sich nichts sagen lässt, aber am Ende willst du doch erobert werden. Ich behalte dich im Auge und wenn du dich offenbarst, wirst du das kriegen was du von mir willst. Ich mag es, wenn Frauen so widerspenstig sind. Mein Zelt ist dort, also wenn du heute frierst und so einsam bist... - und was meister Ornlu nicht weiß, macht ihn nicht heiß. Denkst du etwa, er wird in Silden nicht bald verjagt, sobald er sich als einer der alten Wolfssippe offenbart? Es ist bald kein Geheimnis mehr und dass er Blutmagie anwandte, zieht auch Konsequenzen im Ra der Druiden. Entscheide wo dein Platz in Zukunft ist...beim Doyen oder einen der von seiner eigenen Magie vernichtet wird?", sprach Parn diese Schlange und zwinkerte ihr zu, bevor er davon schritt und dann über eine Wurzeln stolperte.
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