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Lodricks Gesicht erhellte sich ein bisschen, so musste er jetz wenigstens nicht schon wieder über all die schlimmen Dinge reden, die in letzter zeit passiert sind. Die Aufstände, das Attentat jetzt die Beben und diese Befreiungsaktion.
"In der Tat. Admiral Odinson ist nun mein Herr. Ihr kennt ihn ja bestimmt? Trinken, Frauen und draufhaun und doch gleichzeitig ernst und ein guter Anführer."
In Gedanken an dem Tag, als die beiden sich das erst emal wirklich begegneten und Lodrick ihn gefragt hatte ob er in seine Dienste treten könnte. Das ganze hatte letzten endes in einem munteren Wett-trinken geendet.
"Und nunja... Von schönen Dingen kann ich noch nicht reden. Schlieslich bestanden meine Aufgaben bisher daraus nach den Attentätern zu suchen oder ähnlichem. Aber genauso ist es eine große und eigentlich schöne Ehre. Ich durfte schon einer Audienz beim König beiwohnen."
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„Das ist schön, dass du das ganze so toll siehst“, antwortete der Glatzkopf. „Odinson kenne ich noch nicht so gut. Ich hoffe, du wirst viel Spaß haben. Meine Herrin entließ mich eigentlich noch nicht. Aber im Grunde arbeite ich jetzt nicht mehr so für sie. Sie versteht das aber auch. Auch ihr Schwert kämpft für die Rebellen und wenn mich ein Mann wie Ulrich irgendwo brauch, dann muss ich dort präsent sein.“
Über solche Dinge zu reden taten einmal in dieser Krisenzeit ganz gut. Über die Probleme in Vengard hatte er nur oberflächlich gehört, irgendetwas von einer Verschwörung.
Kurz starrte Rethus seinen ehemaligen Schüler an. Und während er ihn so ansah, fiel ihm ganz plötzlich etwas ein.
„Hast du Ahnung, wo Mordry steckt?“
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Rethus Herrin verstand es, das die Rebellen oft jeden Mann brauchten. Odinson wusste das zwar auch, doch würde er ihn wohl nicht ohne schon rein aus Prinzip ein etwas dagegen zu haben gehen lassen.
"Mordry? Nein. Du.. Du weißt es gar nicht, oder? Er war mit unter den Attentätern. Also unter denen die wir für sie gehalten haben.
Genau wie Wenda, Gwendor und viele andere die du wohl auch kennst. Als ich hierhin aufgebrochen bin, war er im Kerker. Doch wenn du wissen willst was jetzt mit ihm ist, musst du jemanden anderen fragen. Wenn die Beben in Vengard auch so schlimm waren wie hier, könnte er auch in Schwierigkeiten stecken."
Eine kurze Zeit schweigten die beiden sich an.
"Sag mal Rethus, was wird jetz passieren. Mit den Rebellen. Ich meine mit der Höhle sind doch auch die Vorräte, die für den Winter gedacht waren weg. Oder eben zermalmt. Und in Vengard sind die Lagerhäuser abgebrannt."
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Ferox musste lachen.
Ein kurzer Moment erhellte seinen Geist und ebenso schnell wurde daraus ein Grinsen, ein freundliches Schmunzeln, dann ein nachdenkliches. Mit aufeinander gepressten Lippen saß er nun da. Sie wollten noch schmunzeln, lächeln, sich der ersten Freude hingeben. Doch diese war dem Ernst gewichen, den Hirogas Frage enthielt, der Ferox für Momente in grübelndes Schweigen hüllte. Bis es schließlich zum Zwang wurde, das Lächeln zu erhalten und es verging. Flackernd lag der graue Schatten des Feuerscheins auf dem Gesicht des Großmeisters.
Er blickte nach oben, die Schwärze zu betrachten. Aber er sah sie nicht. Er sah nur in ein großes Nichts, mitten hinein.
Ist es traurig?
So fragte er sich. Und Ferox dachte Nein. Etwas sprach in ihm, denn die Zuversicht wollte nicht schwinden. Sie blieb eine Welle, darin das Licht gebrochen.
„Vorerst genügt es, wenn wir etwas sehen.“, entgegnete er. Es klang vertröstend. Tatsächlich lag etwas in Ferox‘ Stimme, das sogar ihn zu täuschen versuchte. Der Speer der Unsicherheit stach ihn irgendwo unter seinem Panzer in die Eingeweide, dass sie sich ein wenig krümmten.
„Ich entscheide nicht, wem sonst ich leuchte. Aber ich bin sicher: Bestimmt nicht jedem. - Viele halten sich an der Dunkelheit fest.
Und das ist in Ordnung.“, sagte er, „Nicht alle können denselben Weg gehen.“
Das sterbende Lagerfeuer sang schon das Lied seines Todes.
„Was meinst du?
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Mordry im Knast, das durfte nicht sein, doch nicht er, ein guter Mann unter den Rebellen. Irgendetwas sagte dem Glatzkopf, dass der Fischer nicht der Attentäter war. Wäre Rethus nicht nach Nordmar gegangen, hätte er seinen Freund befreien können. Stadtwachen und Rang hin oder her. Seine Freundschaften waren ihm wichtiger als die verfluchte Gerechtigkeit, bei der man auch für Rethus Gründe finden könnte, ihn einzubuchten. In AL Shedim gab es sogar einen schweren Haftbefehl für ihn, wegen Diebstahl, Erpressung, Beleidigung und zweimaligem Ausbruch aus dem Hochsicherheitsgefängnis. Wie es momentan aussah, konnte man schlecht sagen. Die Naturkatastrophen warfen so ziemlich alles über den Haufen.
„Keine Sorge, Lodrick“, begann der Gardist von neuem. „Solange uns nur der Hintereingang von Reddock Probleme macht, besteht große Hoffnung, dass wir weiterhin in den Höhlen leben können. Allerdings machen mich momentan mehr die anderen Lager Sorgen. Wenn es soweit ist, werden ein paar von uns hier abziehen, um in jenen Lagern vorbei zu schauen. Wenn du dann noch nichts zu tun hast, zum Beispiel für Odinson, kannst du uns ja begleiten. Wir brauchen jeden guten Mann und vor allem Kämpfer. Sobald alle Probleme innerhalb unserer Reihen gelöst sind, müssen wir uns um die Probleme da draußen kümmern.“ Rethus nickte zum Fenster. „Diese Naturkatastrophen werden schwerwiegendere Folgen mit sich führen, als wir es noch erahnen: Hunger, Obdachlosigkeit, Armut… Krieg, wahrscheinlich ein großer. Man möge ihn den dritten Orkkrieg nennen. Und da werden wir Rebellen eine verdammt große Rolle spielen. Wir sind überall, mobil und warten förmlich auf den Kampf. Uns fallen dann viele Aufräumbefehle zu. Wir werden ein verdammt wichtiger Arm des Königs sein, praktisch die Spezialeinheit der Armee Innos‘.
Was unsere Vorräte angeht: Ich denke, wir müssen einige Männer für die nächsten Tage aussenden, um wieder an Essen und Felle heran zu kommen. Vielleicht kannst du daran teilnehmen, so als Jägertruppführer oder so. Stell dir eine Truppe zusammen und breche sobald wie möglich auf. Und ja, du darfst dies als einen Befehl betrachten.
Der nächste Aufgabenbereich wird die Freilegung des Haupteingangs sein. Die Männer, die so lange eingeschlossen waren, müssen abgehärtet werden. Sie dürfen auf gar keinen Fall denken, dass sie jetzt auf ewig hier rumhocken dürfen. Wenn’s sein muss, schicke ich sie auch wieder unter die Erde, damit sie dort graben. Aber ich denke, für den Anfang sollten wir sie zum äußeren Lager schicken, zumindest einen Großteil.
Ich werde mich mit Ulrich noch einmal darüber austauschen. Er wird dann irgendwann den Befehl zum Abmarsch geben, aber sobald wird das wahrscheinlich noch nicht sein.“
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"Ich vermag nicht über eure Stärke und eure Macht zu urteilen oder beides auch nur einzuschätzen. Ihr seid der Großmeister der Paladin, Eure Worte und Taten mögen ein leuchtendes Vorbild für viele sein. Ihr führt die Paladine. Und so führt Ihr auch jeden anderen Streiter Innos', der danach strebt unserem Herrn zu dienen. Und Ihr leitet uns gut und weise."
Es war kein Leichtes Ferox einzuschätzen. Ebenso fiel es ihm schwer dem Paladin zu sagen was er von ihm hielt. Nicht, dass er den Zorn des Großmeisters fürchtete, nein, eher stoppte ihn die Angst davor, den Paladin durch seine Sichtweise zu enttäuschen. Doch Unwahrheit und Heuchelei führten zu noch größerer Enttäuschung, dessen war er sich sicher.
Dennoch gelang es nicht immer die rechten Worte zu finden.
Zögernd griff er nach der Fackel. Ein fragender Blick, ein Nicken. Das Feuer erlosch, rasch prüfte er, ob er alles beisammen hatte, dann hob er die Fackel ein Stück in die Höhe.
"Es ist niedergebrannt, unser Pfad wartete darauf beschritten zu werden!", kündigte er an und bedeutete dem Paladin, dass er ihm folgen würde.
"Ob Euer Licht hell genug strahlt... das vermag ich in der Tat nicht zu sagen. Doch wäre keine Hoffnung in mir, dass dem so ist, würde ich Euch nicht folgen. Zur rechten Stunde werden wir es erkennen. Ich glaube an Euch als unseren Großmeister. Ich glaube an Euch als von Innos erwählten Streiter, der uns in den Sieg führen wird."
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Mein Licht. Bei diesem Gedanken fühlte er etwas in sich aufgehen. Und irgendwo vor ihnen glaubte er, für einen halben Lidschlag etwas aufleuchten zu sehen. Ferox blieb kurz stehen, drückte die Augen zu und spähte mit erneut geöffneten in dieselbe Richtung. Nichts.
Mein Licht, dachte er wieder, das Licht des Großmeisters: Macht. Stärke. Große Worte, dessen Gewicht noch bemessen werden will. Den fragenden Blick seines Knappen beantwortete er mit Kopfschütteln.
Sie stapften zu den Pferden hinüber, die wenig weit entfernt ihre Herren erwarteten. Leises Schnauben, als er Götterfunkens Seite klopfte und Mähne streichelte. Wenigstens wärmten Decken ihre Rücken und Flanken. Und die Taschen taten hoffentlich ihr übriges, den Tieren Wärme zu spenden.
Es wurde wirklich Zeit.
„Diese Nacht folge ich deinem Licht.“ Er wies auf die Fackel und sah Hiroga erwartungsvoll an.
„Großmeister“, murmelte er halb in Gedanken, schrecklicher Name.
Ein Frösteln ließ ihn den blauen Umhang enger um die Schultern ziehen. Kaltes Metall schütze seinen Körper vor allen Hieben, doch wenig vor den Stichen der Kälte. Er dankte Adanos für seine geringe Empfindlichkeit ihr gegenüber.
„Du findest den rechten Weg.“, sagte Ferox mit großer Zuversicht. Das Stechen im Bauch war fort. Und Ferox war sicher, ein Licht gesehen zu haben.
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"Ich hoffe Ihr irrt Euch nicht in mir und ebenso hoffe ich, ich irre mich nicht im Weg"
Konnte er sich überhaupt im Weg irren? Es war kein bestimmter Ort, den sie erreichen wollten. Kein auf der Karte markierter Punkt. Darum ging es nicht. Es gab ein Ziel, doch keinen Weg dahin. Noch nicht. Sie mussten keinem Weg folgen. Es lag an ihnen eine Spur zu hinterlassen und einen Weg zu formen.
Er teilte diese Erkenntnis nicht mit Ferox. Dem Paladin schien es längst klar zu sein und er würde spüren, dass auch sein Knappe verstanden hatte.
Tief atmete er ein, dann setzte er einen Fuß in den Steigbügel und saß auf. Aufregung, fast schon Vorfreude ergriff ihn.
"Wohl an, wenn Ihr gewillt seid mir zu folgen, dann sollten wir keinen Augenblick mehr zögern, mir ist nicht nach warten."
Ohne eine Antwort seines Meisters abzuwarten, der sich inzwischen ebenfalls auf den Rücken seines Reittieres geschwungen hatte, bedeutete er Juna loszureiten. Ein sanfter Druck in die Flanken, ein Schnauben, dann ging es los.
Meinem Licht folgen... er glaubt an mich... ich sollte es ihm gleich tun.
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Natürlich war ihm klar welch Risiko er einging aber er glaubte es schaffen zu können. Yngvar hatte sich entschieden sich an eine der Wachen heranzuschleichen, ihm war vollkommen bewusst, was mit ihm geschehen könnte wenn die Wache ihn entdecken würde.
Aus dem Schutz eines Baumes hervor setzte Yngvar den ersten Schritt. Sehr vorsichtig, er hatte nicht vor sich selber zu verraten und ließ sich dabei lieber etwas mehr Zeit. Der Wächter setzte ehr vorsichtig einen Schritt nach dem anderen. Dabei achtete er nicht nur darauf was eventuell unter dem Schnee sein könnte sondern auch darauf, dass der Schnee nicht knirschte. Er selber konnte sich nicht vorstellen, dass das jemand hören würde aber darauf verließ sich Yngvar nicht. Er vermied jegliches Geräusch, sofern es in seiner Macht lag.
Der Himmel hatte aufgeklart und auch wenn es längst kein Vollmond mehr war, machte ihm das die Aufgabe nicht leichter. Der Wächter machte sich so klein es nur ging, er versuchte eins mit dem Wald zu werden, wobei das gar nicht so einfach war. Jeden Busch, jeden Baum nahm er als Deckung. Verharrte einige Augenblicke in deren Schutz, ehe er weiter an die Wache heran schlich.
Fast wie auf Eiern lief er, jeder einzelne Schritt wohl durchdacht, immer in Gefahr entdeckt zu werden. Yngvar war es nicht gewohnt sich an Menschen heranzuschleichen, es war etwas völlig neues für ihn, eine Erfahrung aber die er sicher sammeln musste um erfolgreich zu sein.
Gerade noch rechtzeitig ging er hinter einem schneebedeckten Busch in Deckung. Die wache sah sich etwas um, blieb aber zum Glück stehen. Sicher hatte der Kerl keinen Verdacht geschöpft, trotzdem blieb der Wächter einige zeit in Deckung, ehe er sich weiter an die Wache heranschlich.
Die eine oder andere Schweißperle bildete sich auf seiner Stirn, ein Zeichen der Anspannung, Yngvar versuchte aber ruhig zu bleiben, auch wenn ihm das nicht ganz so leicht fiel. Umso genauer achtete er nun auf seine Schritte, ein Fehler durfte ihm nicht unterlaufen. Yngvar versuchte die Konzentration beizubehalten, er konnte es, wusste worauf er zu achten hatte, jetzt musste er es nur noch in die Tat umsetzen und die Aufgabe zu Ende bringen.
Immer näher kam der Sildener der wache, kurz hatte er sogar geglaubt seinen Herzschlag hören zu können, was natürlich Einbildung war. Seine Sinne schienen ihm einen Streich spielen zu wollen, Yngvar versuchte nicht weiter darauf einzugehen, sondern einfach weiter sein Ding durchzuziehen, sich weiter auf seine Aufgabe zu konzentrieren.
Er hatte sich nun soweit genähert, dass sich jeden Augenblick herausstellen könnte ob sich Yngvar überschätzt hat oder nicht. Nur wenige Schritte trennten sie nun nur noch und Yngvar näherte sich weiter.
Die Zeit schien nicht vergehen zu wollen als der Wächter hinter der Wache vorbei schlich. Etwa zwei Schritte von der Wache entfernt. Innerlich zitterte er wie Espenlaub, nach außen hin aber musste er einfach Ruhe bewahren. Das war wichtig, jetzt kam es darauf an und er wollte es nicht vermasseln, nicht jetzt noch, da er seinem Ziel so nahe war.
Angeschlichen hatte er sich nun ja aber das war nicht alles, in dieser Lage konnte er sich nicht einfach zu erkennen geben, die Wache würde sicher einige recht unbequeme Fragen stellen, die er so nicht beantworten wollte.
Hinter der Wache schlich Yngvar vorbei, machte dabei einen kleinen Bogen. Yngvar blieb hinter einem Baum stehen, beruhigte sich etwas und lief dann in einem weiteren Bogen zurück zum Lager. Wenn ihn die Wache bemerken würde, war er eben auf der Jagd und hatte kein Glück gehabt.
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Trelis
Am vorigen Tag hatten bloß einige Annäherungen mit dem orkischen Händler begonnen. Halozuk und dieser Händler aus Trelis, Rokzuk war sein Name, hatten eine Weile über ihre Vergangenheit, schon gemachte Erfahrung und vor allem das wunderschöne Gold gesprochen. Es war nicht gerade ein üblicher Beruf unter Orks, wenn man Händler wurde und den Schamanen ähnlich waren die Orks, die Händler wurden meist in gewisser Weise ein wenig sonderlich und entsprachen nicht unbedingt dem Stereotypen des kampfliebenden, ehrenhaften und durch trainierten Soldaten, wie man sich diese Kampfbestien zumeist vorstellte.
Die beiden hatten in den Abendstunden noch ein wenig Schnaps getrunken, wobei ein wenig, stark unter trieben war, da wohl beide Händler abwechselnd einen ihrer Schnäpse zur Verfügung gestellt hatten, um sich gegenseitig in der Qualität ihrer Waren zu messen. Dass Orks trinkfest waren und diese beiden da auch keine Ausnahme bildeten, zeigte sich daran, dass sie erst in den frühen Morgenstunden aufgehört hatten zu trinken und sich ein wenig schlafen gelegt hatten.
Der südländische Ork hatte das Strohbett benutzt, was man ihm bei seiner Ankunft gezeigt hatte, wohingegen es Rokzuk zu bevorzugen schien auf dem Boden zu schlafen, was jener wahrscheinlich auch nicht ganz freiwillig tat, da er irgendwann einfach auf der Stelle umgekippt und eingeschlafen war. Da der Händler aus Trelis zuvor gestanden hatte, gab das ganze schon einen ziemlichen Schlag, der den volltrunkenen Halozuk zu lautem Gelächter veranlasste.
Der Alkoholgehalt im Blut des paranoiden Orks musste nämlich viel geringer sein, als der im Blut seines mittelländischen Kollegen, da sich der Ausgesandte Moltoks mit voranschreitender Zeit und Trunkenheit seines Gesprächspartners immer öfters einem Trick bedient hatte und sich selbst nicht ganz so hochprozentiges Gesöff eingegossen hatte, was sogar hin und wieder den Weg in die Blumen gefunden hatte, die wohl an jenem Morgen auch einen ziemlichen Kater haben mussten.
[I]"Sieh die Chance, ergreife sie und nutze sie zu deinen Vorteilen. Ich denke, dass sowohl unser guter Abend, als auch die Tatsache, dass ich noch ein paar Kräuter gegen einen dicken Kopf bei mir habe, sich positiv auf den Verkaufspreis des Holzes auswirken dürfte."[/I, murmelte der varantische Händler grinsend und auch ein wenig ob des noch vorhanden Restalkohols lachend, als er die Augen in seinem Bett öffnete und sich vorsichtig erhob, um nach Rokzuk zu sehen.
Dieser lag noch immer auf dem Boden und zum Glück neben und nicht in seinem eigenen Erbrochenen, oder stammte dieses gar von Halozuk, glauben tat er es nicht, aber auszuschließen war es auch nicht ganz, wenngleich dieser meinte sich noch an alle Begebenheiten des vorigen Abends erinnern zu können. Schnellen und auch wankenden Schrittes zur Tür gehend, wobei er ein wenig das Gleichgewicht verlor und dabei gegen den Türrahmen knallte, kämpfte er sich zum Ausgang vor und streckte den Kopf aus der Tür, wo direkt vor dem Haus die Orkwache samt Sklaven und Kamele ihr Lager aufgeschlagen hatte.
"Hey du, bring mir die Kräuter aus der roten Tasche da und komm mal rein.", keifte der betrunkene Händler einen Sklaven, der unglücklicherweise in seine Richtung geblickt hatte. Irgendjemand musste ja die Kotze aufwischen und er war sich sicher, dass diese Aufgabe weder von ihm noch von Rokzuk erledigt werden würde. Als der Sklave an ihm vorbei schritt, bekam er die Tasche abgenommen und mit der ihm nun zugemurmelten Aufgabe auch noch einen Schlag auf den Hinterkopf verpasst, woraufhin dieser auch ein wenig stolperte.
"Nicht trinken während dem Dienst, wofür bezahle ich dich eigentlich nicht, das gibt Sanktionen.", kam es noch fies und unglaublich breit grinsend über seine Lippen, bevor er die Tür hinter sich schloss. Der Rest des Alkohols war anscheinend noch nicht ganz verschwunden, was somit auch hoffentlich auf den Händler aus Trelis zutraf, dem er nun aufhalf. "Wir wollten doch noch verhandeln, ihr hattet mir einen guten Preis gemacht, der meiner Meinung nach für euch sehr vorteilhaft war, aber ich ne ganze Menge dabei drauflege.", begann Halozuk mit seiner Lüge, um dem anderen eine Wahrheit zu suggerieren die so nicht stattgefunden hatte, wofür er bloß den Filmriss des Betrunkenen ausnutzen wollte und noch nicht einmal die Methoden der Schamanen einsetzen musste.
"Isch...gla..glaube, dasss ihr da Rescht habt, Halosssukk, aber ihr könnt ja noch feilscheeen. Oh ischt dasss für misch...?", gab der andere Ork zu verstehen, als ihm der Varanter den Preis auf einem Zettel zeigte, der natürlich absichtlich schon vom Beginn an etwas niedriger angesetzt war, als der Preis, den die orkischen Krieger in der Vergangenheit immer bezahlt hatten.
Doch als Rokzuk in seinem betrunkenen Zustand die Kräuter sah, konnte er dennoch eins und eins zusammenzählen und dachte sich schon wofür diese sein würden, nämlich unter anderem dafür, dass er schon recht bald wieder in einigermaßen normalem Zustand seinen Laden hier schmeißen konnte. Dies erfreute den Ork aus Trelis sichtlich, weshalb er verkündete "In Ordnung, Hallöschen.. es war geschtern ein schöööner Abend un unter Händlarn soll man sisch ja auch helfen... ich gehe bis dahin mit dem Preis runter...", meinte er, bevor er dem südländischen Ork stürmisch den Zettel entriss und mit einem Kohlestift eine kaum lesbare Zahl auf das Pergamentstück kritzelte, wobei er fast selbst das Gleichgewicht verlor, wenn man ihn nicht festgehalten hätte.
"In Ordnung mein Freund, ich nehme dann so viel Holz, dass ich auf den aufgeschriebenen Goldbetrag vom alten Preis komme.", stimmte er seinem Geschäftspartner freudig zu und musste laut auflachen, woraufhin ihn der andere zwar ein wenig verwirrt ansah und dann mitlachen musste. Nachdem also das Geschäftliche erledigt worden war, plauderten die beiden Händler noch ein wenig und lachten vor allem.
Währenddessen beluden die Sklaven unter der Aufsicht von der Wache des Händlers die Kamele mit dem Holz, was eine beträchtliche Menge bedeutete und schon nahezu die ganze benötigte Menge für Moltok ausmachte, Halozuk diesem ja aber etwas beweisen wollte und deshalb in Geldern sicherlich noch einmal ähnlich so viel kaufen würde ohne dabei das gesteckte Goldmaximum zu überschreiten.
Mit den Worten Zeit wäre Gold ließ Halozuk seinen Gesprächs und Handelspartner in seinem Haus zurück, bevor er sich auf ein Kamel helfen und zusammen mit den Waren darauf festbinden ließ, um noch ein Nickerchen zu machen, um den Rausch auszuschlafen. Gut verschnürt wie auch das Holz hing er also auf dem Tier aus der Wüste, dass sich zusammen mit dem Rest seines Trotts wieder aus der Garnison entfernte und gen Norden wanderte. Das dauernde Schaukeln dabei bekam seinem Magen jedoch nicht so gut, weshalb er diesen einfach entleerte und sich übergab. Dem Aufschrei eines Sklaven und dem Lachen der Orkwache zu Folge, konnte sich der südländische Ork trotz geschlossener Augen denken, was wohl geschehen sein musste.
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Es war nun Zeit, in die Wüste zurück zu kehren, um sich erneut in Bakaresh zum Dienst zu melden. Freundlich, dennoch etwas traurig über den frühen Abschied mit seinen Freunden, ist Tarnum erneut Richtung Bakaresh aufgebrochen. Doch eines Tages würde er sicher Etwas mit ihnen unternehmen, das war sicher. Nun hieß es wieder, den ganzen Weg durch die Wüste zu laufen. Die Hoffnung, dass er wenigstens in der Wüstenstadt zur Ruhe kommen sollte mobilisierte weitere Kraftreserven in dem Körper des ehemaligen Ritters. Nun, da mehrere Tage zwischen ihm und Bakaresh lagen, hatte Tarnum wenigstens Zeit zum Nachdenken. "Schon komisch, zuerst hab ich an Dinge wie Tugend und Tapferkeit geglaubt, habe Innos meine Treue geschworen und wäre sogar für ihn in den Tod gegangen. Doch lange genug musste ich mir die Korruption in Vengard anschauen. Lange genug dem widerlichen Monarchen Treue zeigen.", dachte sich der ehemalige Gardist, während er langsam den Pass nach Varant näher kommen sah. Doch es war schon zuspät, um jetzt noch in die Wüstenpassage zu marschieren. Ein Nachtlager sollte die Kräfte, die am nächsten Tag nötig sein würden auffrischen und Tarnum könnte seine geistige Kraft sammeln um den Wüstentrip zu überstehen. Am Tag ist es heiß, in der Nacht bitter kalt. Wahrlich war das Sandmeer kein lebensfreundlicher Ort, doch trotzdem würde er lieber den ganzen Sand verschlingen, als sich erneut einen König vor die Füße werfen zu müssen...
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Klein und schwach hatten sich einige Sonnenstrahlen durch die dicke Grauschicht des Winterhimmels gekämpft und dort für kurze Momente ein Lächeln gezaubert.
Als wahrliches Naturwunder konnte man diesen Ort bezeichnen, wo niemals ein Mensch seine Finger im Spiel hatte.
Flach und kantig hatte das von Pflanzen bedeckte Plateau vor ihr gelegen, an dem nur an den vordersten paar Metern das Material Stein zu sehen war. Eine kleine Lichtung zwischen Gewächsen, die vom Winter entblättert traurig wirkten und teilweise entwurzelt, umgeweht und abgebrochen, das Bild von einer Idylle zerstörten. Dort wo sich moosbewachsener Boden zu grauer Fläche verwandelte, hatte sie gestanden und auf die schräg abfallende Felswand hinuntergeblickt, die am untersten Punkt in den Lauf eines kleinen Baches mündete.
Zwischen zirpenden Zikaden und dem rot leuchtenden prasselnde Feuer lag Suzuran, einer Raupe gleich, eingewickelt in Ornlus Mantel und ließ den Tag an der Schlucht Revue passieren.
„Nur der Würdige die Brücke beschreitet,
die weder Hand noch Zeit hat bereitet."
Die Brücke war gefunden und wahrlich war sie weder von Hand noch Zeit bereitet. Aber wie sie dieses Ding beschreiten sollte, ohne es mit dem Leben zu bezahlen war ihr in dieser Nacht noch ein Rätsel. Die Natur war hier wohl in einem wütenden Moment der Verursacher der Brücke, die sich nur per Zufall gebildet hatte. Fast wie bestellt hatte sich als eines der größten, umgestürzten Pflanzen hier, ein Baum zwischen die Schlucht gelegt und bildete zwischen den Plateaus eine Verbindung.
Allerdings stellte die gegen Ende hin schmaler werdende Krone das Problem dar, die niemals einen Körper von ihrer Größe bis zum Ziel hin tragen würde.
Doch Frau würde sich irgendwie zu helfen wissen und die Nacht würde vielleicht einige Ideen bereit halten.
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Es war wie in den Zeiten als Mensch, sie lag da, er legte sich dazu und gemeinsam schliefen sie am Feuer. Es wr sicher nicht so, wie als Mensch, aber der Warg tat es nunmal - auch wenn dies nunmal kein gewöhnlicher tat. Aber das war er ja auch nicht. Noch ehe sie jedoch erwachte, war Ornlu schon wieder aufgebrochen. Er wusste, dass sie hier länger brauchen würde, vielleicht noch viel länger und er musste fressen, bei Kräften bleiben - sonst würde er sich zurückverwandeln. Seine Jagd trieb ihn so fast wider hin bis Nordmar, wo er dann endlich etwas erjagen konnte. Die junge Gemse sättigte gut und gab Kraft. Kraft um noch etwas zu jagen und ihr zu bringen.
Es war schon Mittag oder gar später als er zurück kehrte und sie schon erwacht war. In seinen Mantel gehüllt saß sie vor der Schlucht und dachte nach. Schien in Gedanken ganz woanders zu sein. Worüber sie wohl dachte? Das Rätsel? Sich? Ihre Vergangenheit über die sie immer noch schwieg? Über ihn selbst? Oder was völlig anderes?
Womöglich war was ganz anderes mit ihr los. Irgendwie spürte er es. Irgendwie - dachte er sich, aber vielleicht dachte er für einen Warg einfach zu viel nach.
Gerne hätte er dies erfragt, aber wie sollte er ohne sich zu verraten?
Verraten war sowieso so eine Sache. Der Streifschuss verheilte, aber ließ er ihr nicht die Möglichkeit darauf in Zukunft zu kommen? Wann sollte er ihr zeigen wer er wirklich war und was er sein konnte? Sollte er dies überhaupt? Viele Fragen und wenig Antworten. So war es jetzt, so war es auch davor und so würde es sein. Was bleib, ausser einfach alles auf sich zukommen zu lassen und zu hoffen, dass sich alles klärt?
Bezüglich dem Hunger klärte sich womöglich für sie eine Frage. Der Warg erschrak sie ein wenig, als er auf sich aufmerksam machte und legte ihr dann einen halb zerfetzten, etwas sehr angesabberten Hasen hin. Er meinte es ja gut. Danach verzog er sich wieder etwas und beobachtete sie auf Entfernung. Sie sollte ruhig weiter überlegen oder essen.
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Vengard war ihm doch etwa zu nass, hatte der Waffenschmied festgestellt. Außerdem hatte er vor kurzem seine Lehre bei Medin pausiert, somit konnte der Nordmann wenigstens für einen Augenblick zurück in seine Heimat.
Er hatte gehört, dass auch dort die Flutkatastrophe zugeschlagen hatte - was, wenn gar die Mine des Hammerclans unter den Nachfolgebeben gelitten hatte?
Nein, er musste unbedingt zurück in seine Heimat und nach den Rechten sehen. Zugegeben, es würde etwas kalt werden, so ohne Rüstung in den Norden zu kommen. Zwar hatte Thorald sich bei einem der ansässigen Händler in Vengard eine Art Pelzmantel gekauft, doch wirklich wetterfest sah der nicht aus. Geschweige denn Säbelzahnfest. Noch ein Grund, wieder in den Norden zu wandern. Doch zurück kommen würde er, das stand fest, denn schließlich wartete noch eine Ausbildung auf ihn - und er hasste es, wenn er etwas einmal Begonnenes abbrechen musste.
Leider war anscheinend der Vengard-Pass blockiert, wie er von entgegenkommenden Händlern erfuhr, somit musste er wohl den Umweg durch Silden in Kauf nehmen. Und das konnte dauern - allein schon die Strecke nach Silden war, so ohne fahrbaren Untersatz, schwer zu bewältigen.
Doch Thorald wäre nicht Thorald, wenn ihn das davon abhalten würde, seine geliebte Heimat wiederzusehen...
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Küstenregion
Nun war das Trio wieder zu zweit.
Tarnum war wieder aufgebrochen, er wollte zurück in die Wüste, welcher er seine neue Heimat nannte. Ganz verstand Nigel den ehemaligen Gardist nicht, doch er war froh, ihn gesehen zu haben. Und natürlich, dass er noch lebte.
Obwohl Nigel wieder in Stadt wollte, um sich in Ruhe die Idee seines Hauses zurecht zu legen, zog der Landstreicher durch die Wiesen zwischen Vengard und Kap Dun. Es war immer offentsichtlicher, wohin es ihn zog.
Reddock. Oder genauer, der Rebellenhof bei der Rebellenhochburg.
Er hatte Sehnsucht nach Rethus. Nigel mochte den Gardisten, er trug erheblich zum inneren Ausgleich des Landstreichers. Warum das so war, konnte er gar nicht so genau bestimmen.
Durch den kalten Schnee stapften Versos und Nigel hügelauf und -ab.
Man gewann leicht den Eindruck, Nigel wüsste nicht, wolang er ginge, doch mit den Schlenkern, die sein Weg beschrieb, hatte er ein anderes Ziel.
Der Südländer vom Hammerclan war vertrauenswürdig, ohne Frage. Aber der Landstreicher wollte auf Nummer sicher gehen, da er vor allem auch wusste, wie sicherheitsfanatisch die Rebellen in manchen Punkten waren.
Doch allmählich näherten sich die zei Gefährten dem Ziel....
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Sie wusste nur eines, die ewige Einsamkeit, das Leben ganz alleine ohne ein Wort mit jemandem wechseln zu Können, der nicht auch zu ihr sprechen konnte, lag nicht in ihrer Natur. Von Tag zu Tag waren die Nächte alleine schlimmer geworden, der Tag der Wanderung in der Stille Angst einflößender und die Sehnsucht nach Silden ihrer Heimat mit all seinen Bewohnern größer geworden.
Ein Warg als ständiger Begleiter? Wer konnte das schon von sich behaupten? Doch er hatte ebenso keine Stimme, die zu ihr sprechen konnte, nur einen angesabberten Hasen, der in diesem Moment zubereitet wurde.
Der Hunger besiegte den Ekel und das Feuer wurde sicher jegliche Körperflüssigkeiten wegbrennen und den Hasen zu einem leckeren Mahl machen. "Besser als nichts", sagte sie ermutigend zu sich selbst, als sie den ersten Bissen nahm und dann verstummend das Stück Fleisch verschlang.
Die Sildenerin bekam noch jedes Mal Gänsehaut, wenn sie den riesigen Wolfshund erblickte, der doch irgendwie vertraut mit ihr agierte und sich wie so viele Mal an etwas entfernter Stelle hingelegt hatte.
Beide Wesen schienen sich zu mustern. Suzuran mit dem Unwissen, dass es Ornlu war, der dort lag und ihr eher männliches Essverhalten ungestört und vielleicht schmunzelnd beobachten konnte. Und ihr Lehrmeister, der sich vielleicht zu erkennen geben wollte und doch nicht konnte und durfte.
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Wargaugen - sie sahen so anders als Menschenaugen. Nicht die Welt in vollster Pracht. Nein, alles mehr in Farben die die Details ausließen. Man sah weder das schöne braun in ihren Augen noch wie rosig ihre Lippen wirklich waren. Man roch für wahr besser, aber ein Mensch war nunmal ein Augentier. Ornlu merkte es in jenen Momenten besonders, da er sich wünschte mehr zu sehen - wie ein Mensch zu sehen. Und dies war gefährlich, er spürte die Magie aufkommen, wie sich der Körper gegen die Rückverwandlung sträubte und einen Zweikampf zwischen der Vernunft und den Willen in sich führen. Unruhig wurde er, lief auf und ab und kämpfte in sich selbst, bis er den knappen Sieg davon trug. Suzuran schaute verwirrt auf, während der Warg sich dann ganz schüttelte und verdächtig viele der dunklen Haare abfielen. Knapp war es wahrlich.
Der Warg blickte zur Frau, roch wie um den Mund noch Spuren des Fleisches bei ihr waren. Sie aß nunmal wie ein Kerl, doch das schätze der Mensch Ornlu an ihr. Sie war einfach Suzuran. Auf ihre Art einzigartig und schön, wenn er das beim sich nähern so behaupten konnte.
Sie erhob sich, nicht ahnend was er machen wollte. Ornlu indes trat vor sie, roch an ihr und blickte sie an. Sein Kopf geriet in Schräglage, bevor er laut grummelte. Er klagte darüber, dass sie so gut roch - auch wenn sie eigentlich recht intensiv nach sich roch - doch dies schien sie nicht so ganz zu verstehen. Anstatt ihr dann bei ihrer Lösung zu helfen, schnappte er sich gefräßig die Reste vom Hasen und zermalmte sie in seinen starken Kiefern. Dann sprang er etwas verspielt vor ihr herum und biss dann in seinen Mantel. Wie sollte sie den Weg finden, wenn sie an falscher Stelle war? Der Warg zog leicht, riss sie dabei fast um und ließ dann ab. Die Aufforderung war klar - "Lass uns auf die andere Seite kommen!"
Geändert von Ornlu (06.01.2010 um 18:01 Uhr)
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Leise vor sich hin schimpfend folgte sie dem Warg, der sie Sekunden vorher fast zu Boden gerissen hatte. "Ja ich mach ja schon", sagte sie dann laut in seine Richtung, während sie ihn anfunkelnde, als wäre das Lebewesen vor ihr ein Mensch. Er war wie ihr schlechtes Gewissen, das sie antrieb weiter zu machen, um endlich den Weg weiter gehen zu Können. Noch heute müsste sie auf der anderen Seite stehen, dass hatte er ihr mit seinem auffällig aufgedrehten Verhalten deutlich gezeigt.
Vorsichtig setzte sie sich auf den untersten Teil des Baumes, wo Stamm und ausgerissenes Wurzelgeflecht noch großflächig auf dem Plateau lagen, bevor sich der Stamm immer dünner werdend über die Schlucht auf die andere Seite wandt und mit der verzweigten, Blätterlosen Krone endete.
Immer weiter robbte sie ein wenig nach vorne, nachdem sie Beine und Oberkörper auf die harte Rinde des Stammes gelegt hatte. Bisher wackelte der Baum kein Stückchen und würde sie vielleicht auch bis auf die andere Seite aushalten, aber wer konnte das schon voraussagen? Wie eine Raupe, aber wohl eher eine unbeholfene, bewegte sie sich rückwärts bis an den Anfang und beäugte dann den Warg, als wüsste er eine Antwort.
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Die Lösung war nahe, aber auch gefährlich. Selbst der Warg zögerte bei diesem Baumstamm., hatte aber einen schönen Blick auf sie zumindest. Menschliche Gedanken waren doch wahrlich ein Gift. Abermals musste der Warg mit einer nahenden Rückverwandlung kämpfen, sich schütteln und Herr seiner Sinne werden. Vielleicht war er auch einfach schon zu lange verwandelt?
Wer wusste schon.
Sie wusste wohl auch nicht wie sie rüber kommen könnte, ohne in die dunkle Tiefe zu stürzen. Klar könnte man das Risiko eingehen, aber hielt der Stamm was er versprach? Reichte vielleicht nur ein Ruck und er stürzte in die Tiefen?
Der Warg machte keine Anstalten und betrat nun das sichere Ende, Dann sprang er mit der Vorderläufen leicht auf und brachte den gesamten Stamm zum rütteln. Hinabstürzen tat dieser aber nicht - noch nicht. Sicher schien aber nichts.
Ornlu jedoch sah sich durchaus befähigt mit einem guten Sprung auf die andere Seite zu kommen - ohne dann am Ende abzubrechen, wog er doch gut das doppelte von der Frau. Suzuran würde mit einem Sprung eher im Astwerk hängen bleiben. So nahm er abschätzend mit der einkehrenden Nacht an. Licht würde hier schon mal helfen, doch dies war eine Sache die Suzuran betraf. Der Warg fackelte nicht lange und rannte in den Wald hinein. Klar hatte er eine Idee für die Menschenfrau und kam prompt und superstolz mit einem dicken Ast im Maul zurück. Gut doppelt so lang wie sie war das morsche Stück. Leider wohl zu unhandlich? Ihr Blick schien skeptisch. Sie rieb sich an der Stirn.Vielleicht dachte sie auch etwas anderes dazu?
Blieb also ein anderer Ansatz den der große Wolf im Wald gesehen hatte, aber eher nur andeuten konnte. Mit den Pfoten scharte er bei einem etwas entfernten Gewächs im Wald und machte auf sich aufmerksam, dann riss er an etwas pflanzlichen und biss ein Stück ab. Eilig lief er zu ihr zurück und legte die abgebissene Wurzel oder Pflanze - was es auch immer war -vor die Füsse.
Entweder hielt sie ihn für den blödsten Warg der Welt oder ein geistiges Genie - für einen Warg. Der große, schwarze Wolf ließ sie überlegen, mehr konnte er nicht helfen.
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Der Mond hatte die Sonne verdrängt und erneut holte Suzuran das Dunkel ein, bevor die Aufgabe gemeistert war. Eigentlich war alles offensichtlich, doch ein Menschenauge konnte so oft, so viel übersehen, obwohl die Lösung direkt vor der Nase lag.
Zu oft wurde der Fokus auf sich selbst gelegt ohne der Umgebung nur ein Fünkchen Aufmerksamkeit zu schenken.
Vielleicht den rauschenden Blätter lauschen, durch die sich summend der Wind zog und Äste schlag um schlag zum Klirren brachte und die Natur ihr leises Lied spielte.
Die Natur die alle Sinne auf einen Punkt legte und der Mensch an diesem Ort, der so lange brauchte um dies zu bemerken.
Es war die eigene Magie, die das Türchen zur Lösung öffnete und ihr Vertrauen gegenüber der Welt da draußen. An diesem Ort hier wo sie stand und zerstörte Natur aus Gründen, die sie nicht kannte, vor ihr lag. Der große umgestürzte Baum, der ihr als Brücke dienen sollte, kleine Büsche die nicht viel an Zerstörung davon getragen hatten, etwas größere Bäume die ebenso entwurzelt herumlagen und vielleicht die Natur selbst, als der Zerstörer. Aber was wusste sie schon? Einzig und allein, war es eine Sache die gänzlich unbeschadet vor ihr stand, die den Blick der Sildenerin auf sich gezogen hatte und fast übersehen worden wäre.
Klein und zart, wie eine Besonderheit der Natur in den Wintertagen, lag das kleine, mit neu gebildeten Blättern, besetzte Bäumchen im Schein der bläulich leuchtenden Lichtkugel. Wie ein Geschenk und von einer leichten magischen Aura umgeben, wie sie die Braunhaarige spürbar nur von ihrem Lehrmeister kannte. Auffallend prächtig wirkte die Pflanze, die vollbesetzt mit Grün war, neben den tristen Körpern der anderen Bäume, die in Herbst und Winterzeit ihren Mantel verloren hatten.
Ein wenig musternd, wie ihr eigenes Spiegelbild, blickten ihre braunen Augen auf die Rinde, den Stamm der weit ausladend in der Erde mündete und die breit gefächerte Krone.
Fast flüsternd legte sich das Rauschen der Blätter in ihre Ohren. Fast magnetisch ging eine Anziehung von diesem Baum aus und lenkte ihr Bewusstsein auf sein besonderes, höheres Wesen, das ihr den Weg weisen würde, dessen war sie sich sicher.
Langsam näherte sie sich dem Objekt und berührte sachte den Stamm mit der Hand aus deren Fläche sich leicht windend Magieströme bildeten und den Baum an dieser Stelle fast wie ein Netz umschlossen. Körper und Geist öffneten sich, um dem Wispern und Flüstern Zutritt zu gewähren. Ein kurzer Moment der Verwirrung, als der Baum magisch ihre Barriere durchbrach und darauffolgende Stille. Sonst war sie es gewesen, die begonnen hatte zu einem Tier Vertrauen aufzubauen und magisch mit ihm zu kommunizieren. Dieses Mal war es nicht ihre Magie, die den ersten Schritt machte, sondern die Natur, die ihr eine Geschichte erzählte. Vielleicht Stunden oder auch nur Minuten stand sie einfach nur da und lauschte dem magischen Flüstern.
Dort draußen Mädchen hörst du magisch wispernd die Natur erklingen?
Zwischen den Bäumen wo zwitschernd Vögel ihre Lieder singen.
Dort draußen Mädchen spürst du Magie von allen Seiten?
Wo Jahreszeiten die Natur im Wechsel kleiden.
Dort draußen Mädchen liegt so viel verborgen
Der Mensch oft so blind und voller Sorgen.
Dort draußen Mädchen hör´ in dein Herz
Veränderung tritt ein, doch ganz ohne Schmerz.
Die letzten Worte schallten immer wieder an ihr Ohr, während Suzuran noch mit geschlossenen Augen neben dem Baum stand. Eine heftige Brise schien sich durch den Wald zu drängen, umfasste ihren Körper, wie jeden Körper hier.
Leise und still kam alles in Bewegung. Innerhalb von Sekunden färbte sich das Blattgrün an diesem Baum zu orange, rot und braun. Der Wind löste Blatt um Blatt von seiner Verbindung mit der Krone, die nun wie in einem Herbststurm auf sie herniederregneten. Mit geöffneten Augen besah sie sich das Schauspiel, das seinen Lauf nahm, während sie ihre Füße einige Schritte rückwärts trugen.
Wie von Geisterhand bewegt, fiel der Baum vor ihren Augen in sich zusammen. Rinde löste sich, Zweige fielen, der Stamm wurde kleiner und kleiner, als würde er durch innere Zersetzung einfach zu Staub zerfallen.
Entsetzt und zugleich aufgeregt besah sich die Schülerin das Spektakel. Veränderung? Wohl eher mit Schmerz als ohne, war diese Veränderung für ein Kind der Natur zu begutachten. Ein Baum von der einen auf die andere Sekunde einfach so zerstört?
Vorsichtig hatte sie sich dem kleinen übrig gebliebenen Berg genähert, der mehr wie ein Komposthaufen aussah und wirklich gar nichts mehr von einem Baum hatte.
Dort hatte sich klein und versteckt unter dem Berg ein kleiner Keimling an die Luft gekämpft, von dem die gleiche magische Kraft ausging, die vorher der Baum besessen hatte. War dies die Veränderung, ein Zeichen für die junge Frau den Baum vor dem Übel zu retten, das als einziger Teil unberührt, wie eine Schlange um den Restehaufen lag?
Jahrelang hatte sich dieser Schmarotzer wohl an den Ressourcen des Baumes bedient und hatte sich durch die Art der Verwandlung davon befreit und Suzuran als Retterin auserkoren und fast wie zum Dank, sogleich die Lösung für ihr Problem dargelegt.
Wie vom Blitz getroffen, voller Sehnsucht nach zu Hause buddelte sie mit aller Vorsicht den Keimling aus, steckte ihn in den kleinen Stoffbeutel an ihrer Hüfte, um ihn an geeigneter Stelle und vielleicht als Erinnerung an das Erlebte neu einzupflanzen. Danach nahm sie das Lianengebilde, das eigentlich das große Übel des Baumes gewesen war und machte es sich zu ihrem eigenen Nutzen.
Es war vielleicht der letzte Blick den sie hinunter in die Schlucht wagte und vielleicht auch der letzte Moment ihres Lebens, wenn ihre Idee nicht so aufgehen würde wie erdacht.
Mit beiden Beinen hatte sie den Stamm umschlungen, nachdem sie sich die eine Seite der Liane um den Bauch gebunden hatte und sie mit den Gürtelschlaufen verhakte.
Das andere Ende des langen Gebildes berührte die Spitze des dicksten Wurzelstranges der am Ende des großen, zur Brücke gewordenen, Baumes herausragte.
Einen kurzen Moment schweifte dann ihr Blick ein letztes Mal zum Warg, der sich liegend und fast ein wenig sorgenvoll blickend am Ende des Stammes hingelegt hatte.
Danach folgte erneute Stille, kein Rascheln war zu hören, die Welt schien still zu stehen. Sie hatte die Augen geschlossen und konzentrierte sich auf die beiden Gebilde vor sich. Der eine Pflanzenteil tot und ohne Barriere, der andere nach Leben suchend, um seine Tätigkeit als Schmarotzer fortzuführen und sich selbst wieder Leben einzuhauchen.
Von Anfang an bestimmend legten sich die blau schimmernden Magiestränge, um die geschwächte Barriere des Lianengebildes und drängten sie mit massiver Energie dazu, die Mauer fallen zu lassen, die das Gewächs umgab.
Die junge Frau spürte, dass dieses Pflänzchen nicht mehr genug Energie hatte, um sich zu wehren und führte ihre Hände mit einer Bewegung in ihrem Schoß, wie betend zusammen. Finger griffen ineinander und ließen einander nicht mehr los.
Die Barriere war in diesem Moment zerbrochen, fast wie ein Samen geplatzt, wo sich nun lebende Pflanzenfasern mit Totem verbanden, sich vermehrten und zu einem verschmolzen. Netzartig waren nun Fasern miteinander verbunden und hatten sich zu etwas neuem zusammengeschlossen. Wie eine Art Sicherheitsleine, war nun Wurzelwerk mit Liane verbunden und musste nur noch an ihrem Bauch mit gleichem Prozess geschlossen werden.
Als dies geschehen war, blickte sie sich erneut im hellen Schein der Lichtkugel um, weil sich der Warg aufgerichtet hatte und sie leise knurrend, fast aufzufordern schien, den Weg endlich zu gehen.
Suzuran nickte zur Bestätigung in seine Richtung, auch für sich selbst, aber trotzdem mit einer gewissen Angst ihm Gefühl, als sie sich auf dem leicht schwankenden Baum nach vorne bewegte.
Robbend und mit aller vorsichtig kämpfte sie sich Meter für Meter zwischen Geäst weiter. Minuten vergingen ehe der Weg fast unspektakulär beschreitet worden war und sie magisch und körperlich erschöpft nur noch auf der anderen Seite der Schlucht auf dem Gras lag.
Geändert von Suzuran (07.01.2010 um 16:13 Uhr)
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