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„Aber nicht etwa überrascht, oder?“, sprach er züngelnd und zückte die lederne Peitsche. Nicht etwa, um sie auf Estefania niederpreschen zu lassen, sondern um sie etwas zurückschrecken zu lassen und natürlich um die neue Symbolik zu unterstreichen. „Ich habe dich gewarnt, Estefania. Dich, Joe und alle anderen, die sich hier in der Stadt eingenistet haben. Meine Warnung war ehrlich und doch habt ihr sie alle missachtet. Nun…“ er strich mit den Fingern übers Leder „werdet ihr die Konsequenzen zu spüren bekommen. Joe eine Marionette Zubens? Mal sehen, vielleicht überlebt er seinen Auftrag ja sogar. Ich würde mir jedoch eher Sorgen um dich machen, stolze Diebin. Die Foltermeister werden sich an deiner Sturheit die Zähne ausbeissen und wenn sie nicht mehr weiterwissen, dann endet’s meist ganz übel. Aber was gebe ich dir überhaupt Ratschläge, wo du dich doch vortrefflich darauf verstehst, völlig anders zu handeln?“
Er streckte die Fackel etwas vor, um ihre wütigen Blicke besser sehen zu können. Er wäre auch wütend gewesen, sehr sogar, doch hätte er eines verstanden, was sie nie verstehen würde: Es gab keine richtige Seite es gab nur jene, die überlebte. „Wir haben uns gut verstanden, solange wir ein gemeinsames Ziel hatten, Estefania“, hauchte er in die vom Fackellicht erhellte Zelle hinaus. Dieses fahle Licht hatte durchaus etwas anzügliches, die Ketten und Stahlverstrebungen ebenso. Und doch war es kalt hier unten, zu kalt um seine Phantasien weiterzuspinnen. Er seufzte. Dann fischte er mit der freien Hand unter der Robe in seinen eigenen Taschen nach dem Ring, den er ihr in der letzten Nacht abgenommen hatte. „Hier, das gehört dir“, sprach er. „Ich kann damit nichts mehr anfangen. Dieses Kapitel ist beendet.“ Er schnippte ihr ihren Ring zu und trat dann einige Schritte zurück. „Ich glaube morgen früh ist dein erster Gymnastiktermin. Verpass nicht diese Gelegenheit, deine Muskeln etwas zu strecken“ … ‚oder strecken zu lassen‘, fügte er gedanklich für sich hinzu, ehe er die Tür zuschlug und die Fackel vor der Zelle in eine Halterung steckte.
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Wie bricht man in eine Festung voller Assassinen ein? Cyrith hatte es sich den ganzen Tag gefragt und den ganzen Tag über die Karten der Feste studiert. Nun wollte er eigentlich schon lange auf dem Weg sein um die hübsche Lehrmeisterin zu befreien, jedoch wusste er dass es so einfach sicherlich nicht wäre. Er hatte sich von seinem Geld schwarze Kleidung gekauft und hatte sich sogar einen neuen Dolch zugelegt. Nun stand er in der kalten Nacht vor der Feste und beobachtete im Schatten immer noch die Wachen vor ihm. Es waren zwei, leicht bewaffnete Wächter die sicherlich keinen in die Festung lassen würden. Schnell war der Schüler wieder zu seinem Zimmer gerannt und zog sich Um. Dem Wirt hatte er gesagt er würde schlafen, der Schwarzhaarige blickte noch einmal kurz das Schwert an, das er damals in Al Shedim geklaut hatte.
Schnell war er aus dem Fenster geklettert und hatte sich auf den Weg in die Festung gemacht. Doch für die Wachen hatte er sogar noch eine kleine Überraschung. Aus einem Bordell hatte er schließlich noch einige Frauen auftreiben können, sie umgaben die Zwei Wachen, die für eine kurze Weile nicht aufpassten, schnell war der Dieb in die Festung gehuscht und versteckte sich im Schatten, sein Herz klopfte ziemlich laut in seiner Brust und leise schlich er den Gang entlang, der zum Kerker führte. Sein Atem war so leise es ging, er spürte den Schweiß, wie er langsam seiner Stirn hinab lief.
Vor ihm war eine Wache, die wohl eine Tür bewachte, Cyrith überlegte wie er diese Wache ausschalten konnte. Er fischte aus seiner Hosentasche zwei kleine Kieselsteine und warf sie in Richtung der Wache. Diese wurde sofort aufmerksam und näherte sich dem Mann, als der Mann vor ihm stand war Cyrith so still es ging. „Hm war wohl nur eine Ratte“ flüsterte der Mann und wollte sich umdrehen. Doch Cyrith schlug schnell gegen den Kopf des Mannes und dieser sackte zusammen. Er zog ihn in die Ecke und durchsuchte ihn, wenigstens hatte er einen Schlüssel bei sich das war gut. Der Dieb ging zur Tür und schloss sie auf, er lief durch und fand sich an einer Treppe. Er schloss die Tür hinter sich zu und schlich sich langsam in das Kellergewölbe wo die Zellen sein mussten. Leise blickte er den langen Gang entlang, keiner war anwesend. Sicherheitshalber schlich er an der Mauer entlang, setzte langsam einen Fuß vor den anderen und blickte dann vorsichtig in den neuen Gang der zu zweierlei Seiten verlief. Doch welchen sollte er nun entlang gehen? Er entschied sich für den rechten und folgte diesem. Nach einer Weile entdeckte er wieder eine Wache, die ab und zu durch den Gang Patroulierte. Nun musste er wirklich überlegen, sollte er einfach losstürmen oder den Mann Kaltblütig ermorden. Letzteres war leider das einfachste. Als der Mann wieder zur Tür lief schlich der Dieb ihm hinterher, doch der Mann musste etwas gemerkt haben und drehte sich zu ihm um. Scheiße. Schnell hatte er seinen Dolch in den Hals des Mannes gerammt, das war zwar ein Überraschungsmoment aber dennoch wurde der Dieb von dem Angriff des Mannes getroffen, er spürte wie das Warme Blut seine Schulter hinunterlief. Er blickte sich um, öffnete eine Tür und warf den Sterbenden in den dunklen Raum. Cyrith schnitt sich ein Teil seines Hemdes ab und band es um seine Schulter.
Dummer weiße war die Tür, die der Mann bewachte abgeschlossen und so musste der Dieb wieder seinen Dietrich benutzen. Er war aufgeregt, wollte so schnell wie möglich die Tür öffnen, nach ein paar Minuten hatte er den letzten Bolzen verschoben und merkte wie der Mechanismus sich öffnete. Schnell war er in der Tür verschwunden und befand sich wieder an einer Treppe die er langsam hinunter schlich. Er hörte unten ein Mädchen weinen und einen Mann sprechen. Er blickte kurz in den Raum und entdeckte ein paar Zellen, vor einer Zelle stand ein Mann und blickte ein Mädchen an, das verzweifelt weinte. Das musste wohl der Kerkermeister sein, dachte sich der Dieb und schlich langsam zu den Mann zog seinen Dolch und hatte blitzschnell den Mann die Kehle durchgeschnitten. In der Nebenzelle lag seine verschollene Lehrerin, das Mädchen blickte ihn verzweifelt an „Ich rette dich natürlich auch“ flüsterte der Dieb und suchte nach einem Schlüsselbund. Estefanias Zelle hatte leider sogar zwei Schlösser, eines war angebracht und er versuchte es zu Knacken. Doch plötzlich brach sein Dietrich ab und der Dieb fluchte laut auf. „Er besaß einen Schlüssel“ rief das Mädchen und deutete auf einen Tisch. Dort lagen ein paar Schlüssel er nahm sie und schloss Estefanias Zelle auf, sie schlief und Cyrith weckte sie. Sie blickte ihn fassungslos an, schnell hatte er auch die Kleine befreit. „Na dann sollten wir mal abhauen“ sprach er zu den beiden Mädchen und blickte seine Lehrmeisterin an.
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Gar leise schloß sich die Tür eines der Händlerhäuser und entließ eine dunkel gekleidete Gestalt. Dem Goldschmied lag es fern, die Bewohner dieses und den angrenzenden Häusern zu wecken, als er auf die schmale Gasse in das schlafende Bakaresh trat, obwohl er nicht wirklich davon überzeugt war, daß diese Stadt jemals schlief. Tagsüber die blühende Handelsmetropole, verwandelte sich der Moloch des nächtens zum Schauplatz für Meuchelmörder, Diebe und Intriganten. Der Mond stand tief in dieser Nacht und verleihte dem Antlitz der Wüstenstadt noch mehr gefährliche Schatten als sonst schon. Mit gemächlichen Schritten näherte sich Igor dem Marktplatz, in seiner Hand trug er einen schwarzen Stein, mit eisernem Griff wie um ein Dolchheft umklammert. Jedoch zählte der Magier sich nicht zu jenen hinterlistigen Burschen, die in der schützenden Dunkelheit der Nacht ihren zweifelhaften Gräueltaten nachgingen, nein, das Objekt in seiner Hand entpuppte sich schnell als ein Klumpen Kohle, als er damit begann, auf einer hellen Mauer hinter einem Händlerstand für fleischige Lebensmittel große Lettern zu kritzeln:
Willkommen in Zubens Würstchenbude
Igor zog weiter zur nächsten gut einsehbaren Häuserwand und setzte erneut das Stück Kohle an welches knirschend weitere Gemeinheiten über den Herrscher der Wüste verbreitete:
Auch Löwen sind nur kleine Katzen
Aus langen Minuten wurden Stunden, in denen der fleißige Magier den gesamten Marktplatz ablief, Vordächer eroberte und keine Wand, keine Mauer verschonte, die nun mit provokanten Worten verziert waren. Phrasen wie "Parasit, verpiss Dich!" oder "Die Nomaden schreien es aus ihren Höhlen, Zuben treibts mit seinen Löwen!" waren überall zu sehen. Ein bestätigendes "Miau, genau" unterstrich so manche Zeile. Schließlich erblickte Igor in weiter Ferne die besetzte Festung der Assassinen, selbstverständlich mußte diese auch noch etwas verschönert werden. Aber die Wachen davor ließen ihn sicher nicht einfach so gewähren. Plötzlich kam dem Schwarzmagier eine Idee.
Er konzentrierte sich auf den Fluß der vielen magischen Linien im Gewebe, zwackte etwas Energie heraus und formte sie zu einer kleinen, filigranen Blutfliege mit besonders ausgeprägten Greifern. Leise brummte das untote Geschöpf vor ihm in der Luft, bewaffnet mit dem Stück Glückskohle und dem geistigen Befehl Igors folgend zog es von dannen. In luftiger Höhe vor dem Eingang der Kasbah setzte seine Kreatur die beleidigende Krakelei fort:
Hier haust der fiese Zuben,
mit seinen kleinen Buben.
Dem Magier- und Assassinenpack
hauen wir bald auf den Sack.
Noch lächelt Ihr, gewiß, ohja,
bald stellt Ihr unser Opfer dar.
Verkrümelt Euch von diesem Orte,
denn ich spreche wahre Worte.
Ein Tanz im Blut ist gar ungesund,
vereint der Zirkel und der Bund.
In Kürze werdet Ihr es sehen,
daß wir nicht schweigend untergehen.
Darum überlegt nicht allzu lang,
sonst tanzen wir Euren Untergang.
Dies war die zweite Warnung...
In der letzten Zeile wurde die Handschrift der Blutfliege zunehmend krakeliger, sie hatte ihr untotes Leben ausgehaucht und verpuffte zu Knochenstaub. Das Stück Kohle fiel den Wachen der Kasbah vor die Füße, was diese kurzerhand ablenkte und sie daher nicht bemerkten wie sich der Magier genähert hatte. Es fehlte eine letzte überraschende Verwirrung, ein Auslöser, um Zubens Aufsehen zu erregen.
Wind verwehte die langen Haare des Magiers, ein rötliches Leuchten umspielte die schwarz-in-schwarzen Augen, während er mit der linken Hand Runenzeichen in der Luft malte, die wie eine Leuchtschrift in der Nacht funkelten. Kryptische Verse verließen des Beschwörers Lippen und ein Lichterspiel von kleinen Blitzen kündigte den Eintritt eines Wesens aus einer anderen Sphäre an. Jetzt endlich hatten ihn die Wachen bemerkt, aber es war zu spät. Pfeilschnell sauste sein Geschöpf dem Eingang der Kasbah entgegen und mit einem lauten Aufschrei hatten sich die spitzen Knochen der untoten Fledermaus in die Bauchgegend einer der Wachen gebohrt, welche sogleich auf den Boden sackte und mit dem Gesicht in den Staub fiel.
"ALARM...MANN AM BODEN...WIR WERDEN ANGEGRIFFEN...!!" donnerte die Stimme der anderen Wache in die Stille der Nacht hinaus, raubte den ehrbaren Wüstenbewohnern ihren gerechten Schlaf und sorgte für reichlich Tumult im Inneren der Assassinenfeste. Wenigstens ein Dutzend Männer stürmte aus dem Eingang hinaus, doch der Schwarzmagier hatte längst die Beine in die Hand genommen. Nochmal würde ihn dieser schmalzköpfige Verräter Candaal nicht stellen...
Geändert von Igor Vectrex (20.12.2009 um 15:08 Uhr)
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"Es wurde ja auch Zeit..." sagte sie nur als sie ihren Schüler erkannte, der in ihrer Zelle stand und sie weckte. Schnell sprang sie auf und zog sich ihre Rüstung zurecht. In der Nebenzelle lag Blut überströmt der Kerkermeister. Estefania nahm ihm seine Waffen ab und sie liefen gemeinsam die Treppen nach oben die aus der Kasbah führen sollten. Das Mädchen blieb noch unschlüssig stehen.
"Warte!" sagte Estefania zu ihrem Schüler. "Was ist mir Ihr?"
"Ich habe ihr versprochen das ich sie auch befreie." meinte Cyrith.
"Kannst du kämpfen?" Das Mädchen schüttelte den Kopf. "Hier dann nimm wenigstens den Dolch, um dich zu schützen, falls wir doch noch entdeckt werden."
Sie nickte und nahm den Dolch den Estefania ihr reichte an sich. Cyrith ging voraus und Estefania konnte nur mit dem Kopf schütteln wie viele Männer Cyrith auf seinem Weg zum Kerker gemeuchelt hatte. Sie bereute jetzt schon das sie ihm diese Art der Diebeskunst beigebracht hatte.
Als sie fast das Tor der Kasbah erreicht hatten, stürmten gerade unzählige Wachen aus einem anderen Gang zum Tor.
"ALARM...MANN AM BODEN...WIR WERDEN ANGEGRIFFEN...!!"
Das war es dann wohl wie sollte sie jetzt hier heraus kommen?
"Ganz toll Cyrith, das haste ja toll hin bekommen. Nur weil du jeden meucheln musst der dir begegnet. Hättest genauso gut die Wachen hier am Tor in ein Gespräch verwickeln und ihnen ihren Schlüssel klauen können, dann hättest du dich rein geschlichen... Aber der Herr Dieb muss ja Blut sehen. Jetzt sieh mal zu wie du uns jetzt hier raus bringt mit mindestens zehn Wachen vor dem Tor. Und denk nicht mal daran noch einen weiteren zu töten, auch wenn sie es vielleicht verdient haben, aber das wäre glatter Selbstmord und in diesem Fall nicht nur deiner, sondern auch meiner und der von dem unschuldigen Mädchen hier."
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Es war nicht Ugrasals Geschrei, welches ihn aus seiner Meditation mit der Schnapsflasche riss, sondern die gellenden Schreie der Wachen. Es klang, als ob die Kasbah gestürmt würde. Ohne viel nachzudenken steckte Candaal seine Stilette ein, griff nach dem an die Wand gelehnten Schwert, welches er von Rashma erhalten hatte, und stürmte auf den Gang hinaus. Er hetzte eine Treppe nach der anderen runter sich stets nach bereits vorgedrungenen Eindringlingen umschauend. Im Erdgeschoss stolperte er über einen Kameraden, welcher wohl schon einige Zeit in seinem eigenen Blut gelegen hatte. Angewidert richtete er sich wieder auf und rannte weiter in Richtung des Haupteinganges, als er plötzlich am Ende des Ganges drei verdammt bekannte Gesichter erhaschte.
Während die übrigen Assassinen alle hinausstürmten um den Feind in die Flucht zu schlagen, wandte der Ganove sich allein den drei Flüchtigen zu. „Glückwunsch, Cyrith. Ich hätte dir nicht mal zugetraut reinzukommen. Aber rauskommen… das wird schwer.“ Die letzten Worte spuckte er aus während er sein Schwert zog.
Geändert von Candaal (20.12.2009 um 21:09 Uhr)
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Na super da war er in eine sehr gute Lage gekommen, schnell hatte er eine Fackel gezogen und schwang diese vor Candaal. „Lost Estefania rette dich“ rief der Dieb und grinste den Angreifer an. „Du nennst dich einen Dieb? Du sperrst deinesgleichen ein und nennst dich wohl gerecht? Ha ich lach dich aus, du bist Feige Candaal sehr Feige“ diese Worte hatten den Mann wohl sehr Wütend gemacht, er holte zum Schlag aus und wollte gerade losschlagen, da wurde der Dieb weggeschleudert und landete auf dem Boden. Die andere gefangene hatte sich tatsächlich dazwischen geworfen. Er stürmte auf Candaal um und rammte ihn auf den Boden er lag auf den Mann und schnappte sich den Schlüsselbund, bevor er aufstand rammte er ihm seine Faust noch ins Gesicht und rief zu seiner Lehrmeisterin sie solle schon mal losrennen. Er stand auf und die beiden mussten leider die arme Frau zurück lassen. Als sie gerade in einen Korridor einbogen sah Cyrith das der Assassine bereits wieder aufgestanden war.
„Wie kommen wir hier eigentlich raus ohne dass die Zig Assassinen vor der Tür uns niedermetzeln?“ fragte der Dieb und versuchte nochmals gedanklich die Karten durchzugehen, die er vor wenigen Tagen erobert hatte. „Es muss immerhin irgendwo zum Hinterausgang gehen“ sprach der Dieb. Sie rannten durch die verschiedenen Gänge, Cyrith versuchte irgendwie herauszufinden wo der Ausgang war. Candaal würde sie sicherlich bald aufholen, seine Wutschreie konnte der Dieb bis hier noch hören. Sie stürmten durch eine Tür und fanden sich dann endlich in der frischen Luft wieder. Schnell rannten sie in eine Menschenmenge und hofften dass sie dem Assassinen entkommen würden. Sie rannten in eine volle Taverne. Ein betrunkener Mann hatte sich gerade einen Zimmerschlüssel geholt. Cyrith grinste und ging zu dem Mann. „Sagt mir Freund des Alkohols ich mache euch ein gutes Angebot“ sprach er leise und machte mit seinen Händen ein paar Bewegungen um ihn abzulenken.
Nachdem der Dieb ihn in ein Gespräch gelockt hatte griff er in seinen Hosentasche und tat selbst so als ob er ein betrunkener wäre der sein Gleichgewicht verloren hatte. Nachdem er den Schlüssel hatte lief er mit Estefania hoch und zwinkerte dem Betrunkenen zu. Im Zimmer angekommen blickte er Estefania an.
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Da schrie er sie an sie sollte los rennen... irgendwie war sie ihm ja dankbar das sie nicht vor die Wahl gestellt wurde das Schwert gegen Candaal erheben zu müssen, aber verdammt wohin sollte die Diebin laufen?
"Ich kenne mich hier doch nicht aus?" wollte sie sagen, bis Cyith schließlich den richtigen Weg wählte und sie irgendwo an der anderen Seite der Kasbah heraus kamen. Sie liefen so schnell sie konnten und retteten sich in eine gut besuchte Taverne.
Estefania hatte es gar nicht mitbekommen das ihre Schüler einem Gast den Zimmerschlüssel geklaut hatte und sie nun in diesem Zimmer standen.
"Danke Cyrith, du hast mich aus dem Kerker der Kasbah befreit und das war sicher nicht einfach. Bei unserer Flucht habe ich gesehen das du viel gelernt hast bei mir und ich dir eigentlich nichts mehr beibringen kann. Besser werden kannst du jetzt nur noch aus den Erfahrungen lernen die du selbst machst."
Estefania erblickte das Bett hinter Cyrith. Sicherlich hatte es eine wunderschöne weiche Matratze, in so einem Bett hatte sie schon lange nicht mehr gelegen. Cyrith lächelte sie an und reichte ihr die Hand...
Sollte sie das wirklich tun?
Diebe gaben sich eigentlich nicht die Hand zum Abschied, aber sie hatte keine Zeit das zu hinterfragen und mit ihm darüber zu diskutieren.
"Ich muss los! Ich wünsche dir viel Erfolg mit deinen erlernten Fähigkeiten."
So schnell sie konnte lief sie die Treppe herunter und raus aus der Taverne. Joe wartete schon mindestens drei Tage auf sie. Wenn er überhaupt noch wartete...
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Würde man ihn nun fragen ob er stolz auf sich sei, würde der Dieb wahrscheinlich Antworten das er sehr stolz auf sich war. Immerhin wer konnte schon von sich behaupten dass er einfach mal kurz in die Festung der Assassinen einbrach und dann wieder lebendig heraus kam. Natürlich gönnte sich der Dieb erst mal schön Trunk und grinste als er aus der Tasche eines betrunkenen denn Geldbeute zog und damit seine Bestellung zahlte. Cyrith überlegte ob er wohl die Stadt für einige Wochen verlassen sollte oder nicht. Bald würde sich der Dieb sicherlich wohl auch die Schwertkunst aneignen und dann könnte er endlich dieses Verdammte Schwert führen, das er ständig mit sich herumtrug.
„Du denkst wohl du kannst einfach mal schnell lernen mit einem Schwert umzugehen und dann willst du wohl den einen nach den anderen Töten?“ fragte die Stimme in seinen Kopf. „Natürlich wird es nicht so einfach sein, aber die Mordlust ist etwas was man kontrollieren sollte“ flüsterte Cyrith zu sich und blickte aus dem Fenster wo ein Mann die Straße entlang lief. „Na schau dir die arme Sau an, wahrscheinlich ist er nur ein armer Idiot der sich den Tod wünscht, lass ihn doch diesen einen Wunsch in Erfüllung gehen“ sprach die Stimme zu ihm es war so verlockend, die Stimme schien ihn regelrecht zu verführen und zu kontrollieren. Nein er durfte kein Blutrünstiger Mörder werden der wahrscheinlich in die Geschichte einging als Kaltblütiger Mörder.
Aber ein anderer Teil in seinem Kopf lachte ihn aus und zeigte ihm Gedanklich wie schön es doch sei einfach diesen Mann zu bestrafen und zu ermorden. Niemals würde es einer erfahren oder sogar sehen. „NEIN“ schrie er in den Raum. Er hatte gar nicht bemerkt das er zu Schwitzen begonnen hatte, seine Finger waren Eiskalt, seine Haare klebten an seiner Stirn. Die Stimme schien leiser zu werden. „Noch muss ich wohl meine Manipulation verstärken, aber dieser Trottel wird sicherlich bald mir gehorchen“ Cyrith hatte sich entschieden. Er würde noch heute Nacht die Stadt verlassen.
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„Zur Hölle mit ihnen!“, bellte Candaal den Korridor entlang, hielt an und machte kehrt. Dies war nicht mehr sein Kampf. Er hatte Estefania hergebracht, aber nicht versichert, dass sie auch in der Kasbah bleiben würde. „Mach dass du wieder in deine Zelle wanderst“, sprach er zur Händlerstochter, welche noch immer perplex an der Stelle stand, wo Candaal sie beinahe erschlagen hätte. Als er sich ihr jedoch näherte, fuchtelte die Kleine plötzlich mit einem Dolch in seine Richtung. Zielsicher griff er nach der Hand, welche die Waffe führte, riss sie herum und verpasste ihr mit seiner freien Hand eine Ohrfeige, die sie so schnell nicht vergessen würde. Die Händlerstochter fing fürchterlich an zu wimmern und hielt sich ihr Gesicht, was den Ganoven jedoch nicht sonderlich kümmerte. Ohne weiter auf sie zu achten, marschierte er zum Haupteingang zurück. Nicht nur einen Assassinen hatte dieser Angriff das Leben gekostet. Auf dem Weg zum Aufruhr hatte er nämlich noch einen weiteren, blutüberströmten Kameraden vorgefunden.
Draussen vor der Kasbah hatte sich eine Gruppe von Assassinen versammelt. Es wurde laut über eine Kritzelei geplappert. Candaal konnte sich gar nicht vorstellen, wovon die anderen sprachen, bis ihm einer die Schmiererei an der Mauer zeigte. „Seltsame Zeiten sind das“, murmelte er leise und mehr für sich als die anderen: „Man gibt dem Menschen Ordnung. Man gibt ihm Gewissheit und er selbst weiss nichts besseres damit anzufangen, als wieder Chaos ausbrechen zu lassen. Der Attentäter und Cyrith sind doch beides Narren. Hier entstand ein zeitgemässes System, welches für viele Leute funktionierte. Denken sie wirklich, dass es anders wäre, wenn ein starker Bund Bakaresh regieren würde?“
Kopfschüttelnd trottete er zurück zu seinem Gemach und machte sich daran, seine Sachen zu packen. Die dritte Warnung würde er nicht mehr abwarten. Es war Zeit, sich aus dem Staub zu machen. Gerne wäre er übers Meer gegangen, doch was Taumann ihm bei ihrem letzten Treffen in der Kneipe über die seltsamen Seestürme erzählt hatte, liess den Ganoven den Landweg vorziehen. Mit Gold, Wasser, Stahl und einer Prise Charme war er sowieso für beinahe alles gewappnet, was ihm über den Weg laufen konnte.
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Düsteren Geistes wagte sich der Wanderer der Finsternis den Abhang zum Kastell hinauf, setzte die letzten Schritte mit schwerem Atem und ließ den ihm in seiner Hand immer lästiger werdenden Stock in unregelmäßigen, doch immer kürzer werdenden Abständen auf den Boden aufkommen.
Die Welt um ihn herum verbarg, was sie zu verbergen gewohnt war. Nicht nur die Wahrheit, auch den Glauben und den Willen, für das Recht und die Gerechtigkeit zu streiten. Kein Mensch vermochte je vollkommenen Innos zu dienen, weil keiner seinen Ansprüchen gerecht zu werden vermochte. Warum sollte es mit den Dienern des Herrn der Dunkelheit anders sein? Warum sollte gerade er mehr verlangen, wo ihm noch nichts heiliger war, als seinen Bruder zu vernichten und zugleich jedes Mittel recht?
Nein, der Todesgott war nicht mehr als sein Bruder, noch war er geringer. Er war gleich nur auf der anderen, für manche, auf der falschen Seite. Er hatte sich Zuben erdacht, weil die, die sich zu seinen Jüngern ausgerufen hatten, nicht bereit gewesen waren, ihm gegen Innos zu folgen, er hatte sich die Hexen und den Sieg des Löwen der Wüste erschaffen, damit seine wahren Diener litten und den Glauben verloren und wie Schafe in der Nacht vor dem Wolf in alle Richtungen flohen. Sie sollten nicht mehr sein, sie sollten geringer in ihren Erwartungen vergehen und erkennen, dass man ihrer nicht mehr bedurfte.
Und das Kastell? Sicher würde sich jemand finden, der mit ihm anzufangen wusste, was der Herrscher des Jenseits für diesen Ort erdacht hatte. Eine Bastion gegen Innos, ein Bollwerk gegen das Licht, eine Festung des Todes?
Ardescion lachte leise, als er aus dem Schatten der niedrigen Bäume um das Kastell heraus in den silbrigen Schein des Mondes trat und mit erhobener, zitternder Hand langsam auf die schwarzen Gemäuer zutrat. „Ihr braucht mich.“, zischte er leise und erinnerte sich noch immer an die vergangenen Tage, an denen er hilflos durch die Stadt gestreift war, an denen er das Leid der Menschen gesehen und den Glauben an seine Exzellenz verloren hatte. Nein, wahrlich, er hatte ihn nie besessen, nie gewollt und schon immer für sinnlos erachtet.
Der Gott der Finsternis, der Herrscher der Dunkelheit, der König des Endes, der Fürst alles Vergangenen… Der Hüter lachte leise… „sinnlos… sinnlos“, schoss es zwischen dem Beben seines Körpers hervor, den Skeletten entgegen, die daraufhin in sein Lachen einfielen, ehe sie abrupt verstummten und ihn aus leeren, kalten, blau lodernden Augenhöhlen anstarrten.
„Wisst ihr, warum ihr hier hängt?“, fragte der ehemalige Händler lachend und stützte sich mit einer Hand gegen das Tor, als wäre der Witz, den er scheinbar vorbereite, so stark, dass es ihn selbst zu Boden hauen würde. „Also ich nicht…“, lachte er weiter und erschrak, wich zurück und bezichtigte sich noch im gleichen Augenblick der Lüge.
„Lügner!“, schrie er in die Nacht hinaus und viel auf den Boden. „Seht her… ich brauche das Kastell…“, flehte er ihnen entgegen, während er die leeren Hände nach ihnen ausstreckte. Auf Knien robbte er dem Tor entgegen, klammerte sich an die metallenen Reliefs, zog mit seinen Fingern ihre Verzierungen nach und vergoss eine einzelne Träne, als die kalten Worte der Skelette sein Ohr erreichten. „Wir dich aber nicht, Zweifler, Ketzer, Glaubensloser, Verräter…“
„Nein..“, murmelte Ardescion, „nein.. er hat mich verraten. Schon immer… er hat mich nur gelockt, um mich zu verraten. Seht ihr es denn nicht? Seid ihr blind.“, schrie der Hüter des Gemäuers, das ihm den Eintritt verwehrte und schlug mit aller Kraft gegen das schwere Tor. Es zeigte keine Regung, verharrte in seinem Zustand endloser Geduld mit denen, die nicht hören wollten. So sollte er lernen.
Ein karmesinrotes Licht umhüllte das Tor, ein ebensolcher Blitz zuckte nach dem Hohepriester und erfasste seinen Körper, ehe er ihn hoch in die Luft hob und unter lautem Tosen gegen den nächsten Baum schleuderte. Schmerz durchfuhr seinen Körper, raste durch seinen Venen, wollte seinen Schädel bersten und seinen Augen aus ihren Höhlen austreten lassen, ehe die Dunkelheit seinen Geist und der Boden seinen Körper umfing.
Vergessen… wie leicht es wäre… Aufgeben… für ein anderes Leben… nur wohin?, Gedanken begann den Zweifel seiner Welt nachzusprechen, ihn zu festigen und hoffen, er würde vergessen, was er war, um der Qual des eigenen Wahns zu entkommen.
Und so vergingen die Tagen, verstrichen die Wochen. Ein einzelner Mensch in schwarz war gesehen, wie er mit geweiteten Augen durch die Gassen der Wüstenstadt lief, ohne je eine andere Person zu berühren, ein Geist, der auch im dichtesten Gedränge einen Weg wand, diesen Glauben zu erhärten.
Und es ward ein Händler gesehen, der in schwarz gekleidet und mit kalten Blick Geschäften nachhing, die längst vergangen waren.
Es war ein einsamer Mann gesehen, der Nachts durch die Gassen schlich und an einer jeden Ecke eines jeden Hauses verharrte, in leises Lachen verfiel und auf den Boden versank, ehe er seinen Weg fortsetzte.
Es waren viele Menschen in dieser Zeit gesehen, doch dreien sagte man nach, sie seinen ein und derselbe, der schwarze Wandere, der den Geist, den kalte Händler und den trauernden Blassen in sich aufnahm und als Ardescion, dessen Name niemand kannte, bewahrte.
Der Geist war die leere Hülle eines vergessenen Menschen. Der Händler der letzte Wissende, der die Kontrolle besaß. Und der trauernde Blasse der wiedererweckte Mensch, der das, was er geworden war, bedauerte und die Vergangenheit, die nutzlos verschwunden war, beweinte. Doch keiner von ihnen war die Rettung für den Hohepriester, der im Grauen des Morgens hilflos in einer Höhle auf den Boden lag und willenlos die Decke anstarrte… Zeit vergeht nicht… sie wird uns entrissen.
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So weit war Candaal in der vergangenen Nacht doch nicht mehr gekommen. Gerade mal bis zum Eingang der Goldmünze war er gekommen, wo ihm ein bekanntes Augenpaar zugezwinkert hatte. Gedankenverloren war er dabei, die dünne Decke langsam von Elianas Körper zu ziehen, als plötzlich lautes Geschrei vom Hafen her zu ihnen hoch drang. „Nicht schon wieder“, flüsterte er und wollte gerade etwas mehr von Elianas Einnahmequelle offenlegen. Kaum hatte er jedoch die Decke abermals zwischen den Zähnen, stürmte das Mädchen, welches für gewöhnlich unten an der Theke arbetiete, durch die Tür rein und schrie: „Raus hier! Das Meer wird uns alle verschlucken wenn wir hier bleiben!“ Candaal scherte sich nicht um seine Blösse, sondern drehte sich zu der jungen Frau um, starrte sie einen Moment lang an und erkannte sogleich, dass dies kein Trick war.
Noch schneller als damals, als der Händlerfürst nach getaner Arbeit in sein Haus zurückkehrte, wo Candaal eben noch seine Frauen Gattinnen beglückt hatte, stürzte der Ganove sich in seine Klamotten. Als Eliana danach noch immer in ihren Kisten wühlte, packte er sie beim Kragen und zerrte sie von ihren Habseligkeiten weg. „Die Kisten schwimmen ja, meine Süsse, nicht?“, versuchte er sie zu übertölpeln während er sie weiter von der Ware wegzerrte. „Das Amulett meiner Schwester!“ – „Aber nur diese eine Kiste“, mahnte Candaal sie und hetzte bald darauf mit ihrer Kiste die Treppe runter. Überall sprangen Freier und Dirnen zugleich aus den Zimmern und stürmten hinaus auf die Strasse, wo sich alles zu einem einzigen Strom vermischte, der vom Hafen wegführte.
Als er einen Moment innehielt, um Eliana wieder zu finden, warf er einen Blick über die Schulter. Die Wellen bäumten sich furchteinflössend über dem Hafenbecken auf. Die massivsten Kähne wurden wie Papierschiffchen umhergeweht. „Das wird diese Scheisse ganz schön durchfluten“, schrie ein Matrose neben ihm seinem Kollegen zu. „Das wird es…“, stimmte Candaal leise zu. Als er Eliana aus der Masse gefischt hatte und mit ihr einen kleinen Umweg durch die nicht so vollgequetschten Nebengassen suchte, bebte zu allem Überfluss abermals die Erde.
„Ohh Candaal, was ist das nur? Will Adanos unsere Sünden wegschwemmen?“ – „Wenn du nicht aufhörst zu plaudern, dann schwemmt er nicht nur unsere Sünden weg, sondern die Sünder gleich mit.“ Haushohe Wellen überschlugen sich über den Piers. Wie Streichholzburgen wurden die hölzernen Stege von der geballten Kraft der Natur weggerissen. Das Wasser nahm sich, was ihm gehörte. Und die Menge schrie.
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Fassungslos betrachtete Abu Din, wie eines der Händlerhäuser zusammenbrach, wie eine Sandburg, die ein Kind zertrat. Auch wenn es kaum möglich erschien, schrie die Menge lauter und wurde noch panischer. Auf der Flucht vor dem sicheren Ende warfen sie sich gegenseitig zu Boden und trampelten jene, die dort schon lagen, immer mehr in den Dreck. In einem kurzen Moment fragte sich der alte Assassine, wer mehr Tote verursachen würde: Das Beben oder die Menschen selbst...
Mit lautem Donnern landeten die Bruchstücke des Hauses auf dem Boden und zerschmetterten diejenigen, die nicht das Glück gehabt hatten, rechtzeitig entfliehen zu können. Abu Din fluchte leise. Warum mussten die Händler auch ihre Häuser immer so groß und protzig bauen. Aber wer rechnete auch damit, dass die Erde sich selbst gegen sie wandte so als wolle ein bockendes Pferd seinen Reiter abwerfen.
Dort, wo der Hafen einst war, befand sich nun eine ertrunkene Ruine. Und noch immer kroch das Wasser hinauf in die Stadt, so als wäre es selbst getrieben und würde vor etwas flüchten, dass schlimmer war als jeder Sturm.
"Seht, dort am Horizont! Was ist das?" Der Schrei lies den ehemaligen Statthalter aufhorchen. Sein Blick wanderte zum Meer und blickte hinaus. Dort am Horizont zeigte sich etwas, das aussah wie das Tor in das Reich der Unterwelt selbst. Eine Wolke, so schwarz wie die Nacht, wuchs vor ihren Augen heran. Darunter konnte ein geübtes Auge ein blutrotes Glimmen erkennen.
"Ein Zeichen!" keuchte Abu Din. Die Menschen um ihn herum blickten ihn verstört an. Blutüberströmte Gesichter, deren Blicke Bände sprachen, wandten sich ihm zu. Die Furcht in den Augen war überdeutlich zu erkennen. Sie wollten wissen, was hier geschah, warum die Götter so grausam zu ihnen waren. Dies war ein kritischer Moment, erkannte der alte Assassine. Mit einem Mal konnte er die Menge auf seine Seite ziehen, wenn er es gut anstellte. Auch wenn er kein Prediger war, würde er sich bemühen, die Menge von sich zu überzeugen. Sie sollten erkennen, was er gesehen hatte.
"Seht die schwarze Wolke! Sehet das Zeichen Beliars selbst! Sein Zorn ist über uns gekommen und richtet uns!" Die Menge schrie furchterfüllt auf. "Warum tut er das, wir standen immer zu ihm..." rief einer und andere griffen diese Frage auf. Abu Din neigte das Haupt.
"Wir haben ihn verraten!" rief er, breitete die Arme aus und blickte in Richtung des Horizonts. "Sein Zorn kommt über uns, weil wir von seinem Weg abgekommen sind. Durch unsere Straßen wandelt der Tod, weil wir Zuben wieder hineingelassen haben. Der Emir stand war stets ein treuer Anhänger des dunklen Gottes, doch Zuben selbst dient nur einem Herren: sich selbst. Beliar hat dies erkannt und straft uns dafür, dass wir ihn so schmächlich verraten haben. Seht die Häuser der Händler!" Der ehemalige Stadthalter wies mit einem Arm auf die Häuserruine, die eben noch zusammengebrochen war.
"Sie haben sich dem Mammon zugewandt und das Gold zu ihrem Herren erklärt. Sie waren die ersten, die sich Zuben zuwandten, in der Hoffnung, mehr Gold in ihre Truhen zu füllen. Und der Verräter aus Ishtar gewährte ihnen dies nur zu gern." Abu Din blickte zur Kasbah, die einst sein Heim war. Nun herrschte dort der Wille aus Ishtar. Er zeigte darauf. "In diesen Hallen befindet sich das Heiligtum Beliars, welches durch den Bund und seinem Emir immer in Ehren gehalten wurde. Doch was macht Zuben? Er hat es geplündert und ausgeraubt. Deshalb straft uns Beliar nun. Ich flehe euch an..." wandte sich Abu Din wieder der Menge zu, "kehrt um. Kehrt zu dem Pfad zurück, den ihr einst gegangen seid. Zeigt Beliar eure Treue..."
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Schnaufend und baren Fußes rannte der Händler durch den dunklen Gang, der alles Licht, was je in einer Welt, die er die seine genannt hätte, existiert hatte, aussperrte und in seinen schwarzen Wänden verschluckte.
Kleine Lichtkugel umschwebten ihm, drangen an seine Augen und suchten ihn zu blenden, dass er jeden Blick für die Schritte verlor, die zu setzen er noch in der Lage war, solange die Kraft in seinem Körper es ihm erlauben würde. Sein Geist war noch nicht bereit aufzugeben, sein Wille noch immer stark genug sich gegen die Finsternis zu erwehren. Er war noch immer derjenige, der sich gegen die Dunkelheit verteidigte, die letzte Bastion im Heer des Lichtes, wenn der Herr der Dunkelheit über die Welt einfallen würde.
Ein düsterer, Vorahnungsschwangeres Lachen verfolgte den Händler, schien in den dünnen Fäden des aufkommenden Nebels nach ihm zu greifen, ihn zu schütteln und es zu seinem eigenen werden zu lassen. Alsbald nahm seine Stimme das Beben an, ließ seinen Körper wanken und die frei schwankenden Hände immer wieder den steinernen Boden berühre, während es seinen Beinen verlangte auf die Knie zu fallen, nicht wieder aufzustehen und seinem Geist den dienst zu versagen.
Doch er rannte weiter, rannte, als wäre der Tod selbst auf seinem knöchernen Ross hinter seinen naiven, vergessenen Gedanken hinter, rannte so schnell er konnte, lief so weit wie seinen Füße ihn tragen würden und hielt erst inne, als der Gang zerbrach, im Sturm der Blitze schlagenden Nacht verschwand, als wäre er nie dagewesen, und die ersten Tropfen des reinigenden Regens auf seine bleiche Haut fielen.
Seine Füße wollten sich in den harten Fels graben, wollten sich an ihm klammern, dass der Abgrund, der sich unter der Felsspitze, auf der er nun verharrte, nicht nach dem Mann greifen konnte. Ein Blitz zuckte vor seinem Gesicht, schlug in der Dunkelheit in der Ferne ein und erleuchtete die Endlosigkeit einer Welt, die er glaubte, schon lange verlassen zu haben.
Seine Beine gaben nach und sein Körper fiel auf die Knie. Seine Hände stützten den fallenden Torso und seine vom Regen nassen Haare fielen ihm ins Gesicht, als ein tiefes Grollen aus dem Schlund der Erde an seine Ohren drang und von der Vernichtung der Welt und seiner Hiflosigkeit berichtete.
Das Lachen seiner Stimme war fremd, das Zittern seiner Lunge Verrat und die Hand, die sich ohne sein Zutun dem Himmel entgegen streckte, pure Heuchelei. „Hilf mir… Innos.“, wimmerte der Mensch, der in der tiefsten Dunkelheit, aus Angst, seinem einstigen Herrn zum Opfer zu fallen, seinen gerechten Fein anrief, auf dass er ihm für sein Leben vergeben würde.
Ein weiterer Blitz zuckte über den Himmel, ein weiteres Lachen gesellte sich zu demjenigen des Schwarzhaarigen, das Grollen selbst wurde zum Lachen, als der letzte Blitz, den die graublauen Augen sahen, seinen Blick versengten und ihn in die Sphäre Adanos‘ zurückschleuderten.
Mit ausdrucksloser Miene trat der schwarz gekleidete Fremde aus dem Schatten der bebenden Höhle heraus und blickte mit schwacher Wehmut auf die am Boden kauernde, von Zeit zu Zeit zuckende Gestalt herab. „Ich habe nie von mir gesprochen, als ich sagte, dass die Zeit uns noch kein Ende bestimmt hatte, sondern lediglich von dem unausweichlichen. Ich habe nie behauptet, dass ich es wünschte, oder dass ich an den Fäden dieser Welt säße, um meine Rache an dir zu nehmen. Es ist bestimmt, so wie das Ende der Welt bestimmt ist. Mit der Zeit…“, murmelte die vom Bass durchsetzte Stimme des Fremden, der sich langsam neben dem Hohepriester hockte. Seine schwarz-behandschuhten Finger seiner Rechten strichen sanft über die vom Schweiß nassen Haare, strichen sie sanft aus seinem Gesicht und suchten die Augen, die darunter verborgen sein mussten.
Seine Lider waren geschlossen, trotzdem seine Pupillen zuckten. Sein Mund bebte, trotzdem es bloß ein schwaches Wimmern war, was zwischen den zitternden Zähnen in die nur von einer Fackel erleuchten Höhle trat.
„Ich habe die Zeiten geschieden, um meinen Ruhm zu erlangen, doch keine Weisheit gefunden, die je mich zu besiegen in der Lage gewesen wäre. Ich habe die Welten des Wahns durchwandert und doch keinen Ort gefunden, der Heilung versprochen hätte, selbst jenseits ihrer nicht. Warum sollte es dir anders ergehen? Warum sollte dir eine Rettung zu Teil werden?“, fragte der Fremde und ließ mit seiner Hand ab von der Stirn des Magus.
Die Lider vor den graublauen Augen hoben sich langsam und offenbarten einen fiebrig glänzenden Blick, der zitternd kaum sein Gegenüber erkennen konnte. Und doch wusste der schwache Geist, der sich noch in dem geschunden Leib finden mochte, wen er vor sich hatte. „Was willst du?“, fragte die dünne Stimme des Schwarzhaarigen.
„Hast du je geglaubt? Hast du je die Worte, die du an einen Gott gerichtet hast, ernst gemeint?“, fragte er unschuldig und wäre sein Mund nicht von einem schwarzen Tuch verdeckt gewesen, so hätte man ein ebensolch unschuldiges Lächeln des Spottes entdecken können.
„Was glaubst du?“, fragte der Magus stattdessen.
„Das dem nicht so ist.“, antwortete der Fremde schlicht und zupfte an seiner schwarzen Kapuze.
„Nein… was glaubst du?“, wiederholte Ardescion die Frage und stöhnte, als die Hand des Schwarzgekleideten erneut sein Gesicht berührte.
„An die Dunkelheit, an die Ewigkeit in seiner Gunst. An ein Danach, nachdem alles geendet hat, unter seiner Führung, für eine andere, eine uns bestimmte Welt. Keine entzückende Vorstellung?“, säuselte der Fremde.
Ein heiseres Lachen drang aus der Kehle des am Boden liegenden Mannes und vereinte sich mit dem wiederholten Beben der Erde. Sie hatten eingesetzt und nicht wieder aufgehört. Der Schwarzmagier konnte sich nicht mehr an ihren Beginn erinnern, wusste nicht mehr, ob sie nicht schon seit Anbeginn der Zeit ein Bestandteil dieses Ortes gewesen waren.
„Die Götter sind schwach und nicht der Rede wert. Die Menschen entscheiden alleine, wem sie ihre Gunst schenken. Warum sieht das keiner? Es geht nur um Macht und die Vorstellung, die man dem einfachen Volk zu geben bereit ist. Der Herrscher spricht von dem, was sein Volk glaubt, er selbst weiß, dass er zu glauben nicht braucht, solange er die anderen hinter sich hat, solange man ihm folgt, solange seine Armee in der Schlacht nicht fällt.
Sag mir, wofür Beliar?“
„Für die einst von dir selbst propagierte Freiheit, zu tun und zu lassen, was man wollte. Für jeden Fingerzeig in die richtige Richtung, für den Apell des Forschers in deinem Geiste, der nicht bereit ist, sich auf Konventionen, die durch die heilige Moral entstehen, einzulassen, für das Minimum an Demut, das zu geben du noch bereit bist. Sieh dich an, selbst du wirst ohne ihn vergehen. Die Steine fallen in diesem Augenblick vor den Eingang dieser Höhle, die Luft hier drinnen wird nicht lange halten und Zeit, sich zu entscheiden, ist dir kaum mehr gegeben. Es bedarf einer Antwort, Vergangener…!“
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Dunkel war die Welt, in die der Geist des ehemaligen Händlers gerissen worden war. Staubig war die Erde, auf denen die nackten Füße eines schwarzhaarigen Mannes ihren Frieden nicht fanden und wie auf glühenden Kohlen keinen Halt finden wollten. Auf verbranntem Boden war zu Wandeln der Hüter des dunklen Gemäuers verdammt. Verbrannter Boden, der keinen Frieden für die Welt, keinen Frieden für den Geist mehr gab.
Gnade war ein Relikt aus alter Zeit, unvollkommen und für die schwachen Herrscher gemacht. Wer Loyalität verlangte, empfand den Verrat schwerer, als derjenige, der Gnade walten ließ. Gut und Böse unterschieden sich in ihrer Gewichtung der Welt.
Zuversicht war der erste Zweifel an der Hoffnung, weil es für sie nicht mehr reichte. Ich bin zuversichtlich. Wofür? Du wagst nicht mehr zu hoffen, zu glauben, nur noch deine Stimme im Optimismus zu aalen, längst leugnend, dass es eine Rettung geben könnte.
Mit langsamen Schritten die Asche unter seinen Füßen aufwirbelnd, trat der Schwarzhaarige weiter auf das von grauen Flocken bedeckte Feld zu. Die Stimmen waren unruhig, die in der Ferne leise von der Vergangenheit flüsterten, die er verlassen hatte, um an diesen Ort aller Verzweiflung zu gelangen. Was verlangte ihn? Was verband ihn noch mit der Gegenwart?
Schnaubend hielt Ardescion in seinem Totengang inne und betrachtete mit schief gelegtem Kopf den vor ihm in Wellen auseinanderdriftenden Staub. Pulsierend schien er dem Mittelpunkt zu fliehen, aus dem sich zitternd eine Wolke aus Asche erhob, die förmlich zu einer Gestalt konvergierte, die alsbald von den Augen des Hohepriesters als ein Rabe erkannt werden konnte.
Sich schüttelte fielen der Kreatur des Seelenernters die letzten Staubkörner aus dem Gefieder, ehe sie sich hüpfend und mit ebenfalls geneigtem Kopf dem abtrünnigen Zweifler zuwandte.
Ruhig näherte sie sich dem Menschen, krächzte ihn entgegen und starrte aus schwarzen Augen direkt in seine Seele, suchte nach dem Wesen, das er einst gewesen war, nach dem kalten, perfekten Diener seines Gottes.
Ein Knall zerriss die Stille, als ein Mann mit schwarzen Haaren und Augen, die eingebettet in einem kantigen Gesicht der Strenge seiner Züge nicht widersprachen, aus den Schatten dieser Welt trat und doch den Rest seines Körpers noch immer in ihnen verbarg. Sie umflossenen ihn wie das Flusswasser einen Stein, umschmeichelten ihn wie Seide den wohlgeformten Körper einer schönen Frau. Und doch legte sich bei ihrem Anblick ein bitterer Geschmack auf die Zunge des Hohepriesters, ein Geschmack, der von Verrat zeugte, von Vergangenheit und Sehnsucht und dem Wissen, dass er alles, was er hätte erreichen können, abgeschworen hatte.
Hatte er es bereits getan?
Der Fremde streckte seine Hand, deutete mit dem Zeigefinger genau zwischen die Augen des Hüters und ließ jenen so ohne ein Wort des Widerspruchs auf die Knie fallen. Mit offenem Mund und starrenden Augen schien der Körper des Graublauäugigen von dem anderen Mann eingenommen zu sein. Willenlos hielt sein Blick die Gestalt des Schwarzhaarigen fest, willenslos nickte er bei den Worten, die der Fremde in einer unwirklichen Sprache sprach, welche er nicht verstehen konnte, und hob flehend seine Hände, ehe die bitteren Worte, die um Hilfe baten, über seine Lippen drangen.
„Ein Traum sagt mehr über die Wahrheit, als die Welt, in der du wandelst, Junge.“, sprach der alte Mann ohne zu Lächeln und deutete auf den Stamm des jungen Baumes vor ihm. „Sie träumen ewig in ihrem immerwährenden Schlaf und wissen doch über uns und unsere Welt Bescheid. Die Geister der Natur, die Wesen der Magie, sie alle, träumen für den Erhalt unserer Wirklichkeit.
Und wenn wir in den Träumen ihnen begegnen, sollten wir lauschen, was sie uns zu sagen haben. Es mag ein guter Rat sein, es mag eine Weisung für den richtigen Weg sein. Es mag ein Urteil sein. Lass deinen Ohren nicht ihren Dienst vor ihren Worten verweigern, lausche der Magie, wenn sie zu dir spricht, selbst, wenn du niemals in der Lage sein wirst, nach ihr zu greifen. Die größten Feldherren trugen ihren Siege nicht ohne die Hilfe der Magiewesen aus, die weisesten Könige waren nichts ohne ihre Träume.“, setzte der Alte fort und ließ sich auch nicht von dem Lachen der Kinder unterbrechen. „Lacht nur, doch die Zeit wird euch euren Frevel lehren, im Traum, der wahr wird.“
„Ich habe von der Finsternis geträumt, Vater. Ich habe von einem Leben für den Gott, den sie Beliar nennen, geträumt, von der Freiheit, die er versprach und von der Rettung einer Welt, die ich nicht erkannte, die in der ferne lag und den Ascheregen auslösenden Fall des Baumes betrauerte.
Er lügt, wenn er sagt, es würde wahr werden - er lügt. Ich werde niemals einem der ihren Götter dienen, ich werde niemals die Magie verraten.“, sprach der Jüngling entschlossen in das vom Pfeifenrauch verdeckte Gesicht eines grauhaarigen Mannes.
„Die Wesen, die sie Götter nennen… ihnen zu dienen, gaben sie dir vor. Du hast keine andere Wahl. Am Ende des Weges wirst du eine Entscheidung gegen deinen Willen treffen. Am Ende des Weges wird dein Widerstand gewaltsam gebrochen und mit der Zeit das dir Ungeliebte zu einer neuen Wahrung deiner selbst. Wir hatten nie eine Wahl, in dem, was wir sahen. Wir hatten nie die Macht, alles zu ändern. Wir können nur die weichen Stellen. Es wird… vielleicht… der richtige Weg sein…“
„Ein Wesen der Magie?“
„Ja.“
„Was bedeutet das?“
„Das kannst du nicht verstehen… noch nicht.“
Ein helles Licht erleuchtete den silbernenn Dolch in der Hand des schwarzhaarigen Jungen, der mit freudigem Lächeln dem Lichtspiel folgte.
„Hör mir zu…“
Der Junge hob den Kopf.
„Vergiss nicht das Vertrauen in dein Schicksal, wenn die Welt auseinander bricht.“
„Was bedeutete es schon, Hund?“, fragte der schwarzhaarige Mann und ignorierte den neugierigen Blick des Jungen. „Es ist einerlei, wie wir unser Leben bestimmen. Manches Mal ist es sogar besser, sich euren Weisungen zu erwehren. Ihr redet, wo ihr Schweigen solltet. Die Menschen wissen selbst, wie sie Leben wollen.
„Sie wissen, was sie wollen, aber nicht, was für sie das Beste ist.“
„Eine blinde Einsicht.“
„Lediglich die Wahrheit.“
„Wer seid ihr, dies zu bestimmen.“
„Wir bestimmen es nicht, wir sehen es. Und das, was du geworden bist… so viel mehr hättest du sein können. Ich werde meine Fehler nicht zweimal begehen.“
„Du wirst keine andere Wahl haben.“, lächelte der Schwarzhaarige ihm entgegen und verschwand in der aufkommenden Dunkelheit.
„Ich werde an deiner Seite sein. Dieses Mal… es gibt nur noch dieses Mal…“, flüsterte der Hutträger und verschwamm.
„Siehe, Ardescion, dich selbst blasphemisch Hohepriester nennend, zu dem du von unserem Herrn ernannt worden bist und doch deinen Rechten und Pflichten nicht nachgekommen, dass diese, deine Welt ihr Ende findet. Wir gaben dir Chancen, wir gaben dir Rechte, wir gaben die Freiheit und verlangten so wenig. Nur deine Demut, seinen Glauben, deine Treue, die du uns verweigertest. Dies also nun wird der letzte Schritt sein, der Richtige, weil du doch zu wertvoll geworden bist, als dass wir dich verlieren könnten.“, hob der Mann mit den strengen Zügen seine kalte Stimme und ließ den Hüter des verschlossenen Kastells erschauern. Die Stimme war kälter als die windigsten Höhen Nordmars und unbarmherziger als der schwerste, vom kräftigsten Arm hinuntergeschickte Hammer, der einzig dem Stahl seine gerechte Form zu geben vermochte. Das Urteil war verkündet und der Körper des Magus löste sich aus seiner Erstarrung.
Sein Blick wanderte umher, sah in die kalten Augen weiterer Männer, die aus den Schatten traten, in langen, schwarzen, edlen Gewändern gehüllt einen Kreis um ihn bildeten und leise zu Murmeln begannen. Er konnte nicht verstehen, was sie sagte, wollte sich erheben, um ihnen zu entkommen und blieb doch kraftlos auf dem Boden kniend, auf dem sich unter ihm ein purpurnes Pentagramm abzeichnete.
Ein Schrei entwich seiner Kehle, als fünf grelle Blitze aus den Spitzen des mystischen Symbols sich erhoben und in seinen Körper zuckten. Die Stimme wurden lauter, fließender und vereinten sich zu einem dröhnenden Chor.
„Fleisch geworden ist sein Wille nun in dir, dienen wirst du ihm wie ein treues Tier. Willenlos wird nicht dein Leben sein, doch die Zweifel, die dich lange schon begleiten, werden eingehen in die Finsternis, verstummen und wie Wasser zu ewigem Eis erstarren. Am Ende wirst du treu sein und glauben… glauben, es schon immer gewesen zu sein. An ihn glauben – Fleisch geworden ist sein Willen nun in dir, dienen wirst du ihm wie ein treues Tier.“
Blitze zuckten über den schwarzen Himmel, verbanden sich mit den violetten aus den spitzen des Drudenfußes tretenden und drangen in den Geist des Hüters ein, schienen ihn zu versengen und jedes Ideal, was er je für war erachtet hatte, umzukehren, bis es Beliar passte. Zweifel begannen zu zersplittern wie der Stärkste Stein und dem glühenden Schwert, wie die Made Mensch unter den Füßen eines Gottes.
Zurück blieb ein leeres, willenloses Gefäß, aus dem wabernden, aus leeren Augenhöhlen, Mund und Nase der Qualm drang. „Tod sollst du nicht sein, doch im Geiste rein.“
Dann floss Blut aus dem Mund des Hüters, ehe sein Körper wie wachs zu einer roten Masse zerfloss und in den durch das Pentagramm gerissenen Fugen im Boden versickerte.
Der Körper des Hüters zuckte. Zuckte, bis er still lag und zu lauschen begann, nicht fähig, die eigenen Augen zu öffnen, und doch mit erstarrtem Atem zu erkennen, wie das Geräusch einsickernden Wassers immer penetranter seinen Geist aufforderte, zu reagieren.
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Es war nun schon einige Stunden her, dass Trilo in Bakaresh angekommen war. Und genau diese Ankunft war wirklich infernalisch. Nicht nur dass das Handelsschiff zuvor auf offener See von einem heftigen Seebeben überrascht wurde und daher mehrfach kurz vor dem Untergehen war als die meterhohen Wellen das eigentlich riesige Lieferschiff wie Spielzeug hier und her schmiss, nein es fuhr auch gleich mal einige Meter weiter in den Hafen ein als gewöhlich. Dabei pulverisierte es dann auch gleich mal das Pier wodurch das Anlegen auch zur Nichtigkeit degradiert wurde. Viel mehr war es ein Auflaufen in eines der Kontore. Chaos brach aus. Auch wenn der einstige Herrscher Bragas glaubte, dass auch schon vorher Chaos und Weltuntergangsstimmung das Denken und Handeln der Menschen hier seit kurzem bestimmte. Überall waren Überschwemmungen des Hafens und eingestürzte Bauten zu sehen. Soweit das Auge von der reling reichte erblickte es nur zerstörung und Verderben. Ein Grund mehr, dass Trilo das Schiff als einer der ersten verließ war die aufziehende Nacht. Und dabei war es eigentlich erst Nachmittag gewesen! Der Himmel färbte sich pechschwarz. Es war unklar ob es nur sehr dunkle Wolken waren die aufzogen oder ob es wirklich Nacht wurde. Fest stand, dass der Himmel sein sonst strahlendes Blau gegen ein beunruhigendes Schwarz eintauschte und die Handelsmetropole noch mehr in die Verzweiflung stürzte.
Auf seiner Suche nach einer ersten Bleibe wurde Trilo mehrfach durch die Gegend geschubst und gedrängelt. Immer wieder zertte dann auch der eine oder andere alte Zausel an seinem Arm und brabbelte etwas von Beliars geheiligter Strafe für die Frevel der letzten Tage. Was genau damit gemeint war, war ungewiss. Und vor allem zunächst egal. Hier galt es erstmal zu überleben und zur Ruhe zu kommen für die nächsten Schritte. So kam es dann auch, dass der ehemalige Ritter von Khorinis in einem, wenn auch recht teurem, Gasthaus unterkam. Und genau hier saß er jetzt auf seinem Bett und schaute hinaus in die Straßen. Niemals hätte er es für möglich gehalten, dass gerade Bakaresh, welches doch so trefflich durch die Handelsmagnaten und den alten Bund so vor innerer Sicherheit strotze so sehr im Chaos versinken konnte. Und vor allem, dass wirklich jeder glaubte es sei die Strafe Beliars.
Diese Trottel. Weil Die Fluten ja auch das Gebiet Beliars sind. Wenn dann mussten da Beliar und Adanos zusammen wirken. Und das ausgerechnet hier. Naja, Aberglaube ist eben was Feines. Aber auch egal. ich mus Redsonja finden, oder wie sie bis jetzt vo den meisten genannt wurde, den 'roten Teufel'. Ärger lag in der Luft egal wo sie auftauchte. Hehe, kommt mir bekannt vor solch Erzählungen.Bin ja mal gespannt wie die so drauf ist, die Werteste.Aber erstmal sollte ich noch etwas zu schlafen versuchen. Sofern das bei den ständigen Nachbeben und den ganzen Halb- bis Vollverrückten möglich ist...
Geändert von Trilo (22.12.2009 um 22:53 Uhr)
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Nochmals ganz langsam.
Ermahnte sich Redsonja, während sie sich mit dem Rücken gegen eine Wand presste. Der Morgen hatte ganz normal begonnen. Sie hatte mit Kashim trainiert, hatte erfreut festgestellt, dass er noch immer Fortschritte machte und auch wieder etwas besser gelaunt schien. Später war sie alleine durch die Stadt gewandert und war einem älteren Mann, der irgendwelche Esswaren feil geboten hatte begegnet. Er vermochte ein Auge nicht mehr richtig zu öffnen, schaute sie ganz normal an, aber die rothaarige Kriegerin starrte zurück, peinlich berührt von diesem nicht der Norm entsprechenden Sehorgan. Sie hatte sich gefragt warum sein Anblick sie derart zu irritieren vermochte, hatte ihm aus schlechtem Gewissen etwas abgekauft, war aber nicht dazu gekommen es überhaupt zu kosten, denn kurz darauf hatte sich der Himmel verdunkelt, die Erde bebte und mit einem Mal hatte es geknallt. Neben ihr war die Mauer eines Hauses in sich zusammen gesackt, hatte die Bewohner unter sich begraben. Der aufgewirbelte Staub hatte die Schwertmeisterin husten lassen.
Nun konnte sie nicht mehr unterscheiden, ob die Erde oder sie selber zitterte. Sie starrte auf das hinunter, was ihr Mittagessen hätte werden sollen und verspürte keinerlei Hunger, dafür ein plötzliches Verlangen sich etwas den Rachen hinunter zu schütten, was die Sinne zu benebeln vermochte. So machte sie sich auf die Suche nach einer Taverne, von der noch mehr als eine Wand stehen geblieben war.
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Es war wirklich zum Haare raufen. Schlafen konnte man momentan echt vergessen. Nachbeben noch und nöcher. Das wundervoll geblasene Glas war, nachdem es auf höchst nervende Art von der einen Seite des Nachtschrankes zur anderen beim Beben gewandert war, dann auch auf dem Boden zerschellt.
Das ist doch nicht zum aushalten. Zwar sind die Leute nicht mehr alle in heilloser Panik verfallen, aber diese Naturereignisse gehen mir langsam echt auf den Sack. Ich hol mir jetzt erstmal was zu essen und was um mich in den Schlaf zu saufen. Und vielleicht einen guten Varanter Wein für Wenda und mich, wenn ich zurück bin. Naja mal schauen.
So stand er dann also aus seinem Bett, oder viel mehr bessere Pritsche, auf und zog sich seinen schwarzen Mantel über. Nur in Unterkleidug war es dan doch ein wenig unangenehm umherzulatschen. Schell in die offen gelassenen Snapperlederstiefel geschlüpft und los ging es zum Schankraum. Nein halt! Kehrtwende und zurück hieß es. So ein Mantel war ja eine schicke Sache, aber ohne ordentliche Hose mutete das dann doch etwas zu merkwürdig an. Die Waffen ließ er erstmal hier. Immerhin wollte er sein Essen bezahlen und nicht erkämpfen. Gut, die Hose war nun auch endlich am richtigen Fleck. Die schweren Narben auf seiner Brust waren eh egal. War hier in den Landen bestimmt eh keine Seltenheit.
Nun endlich stapfte der Schwarzgekleidete nach unten und setzte sich an die Bar. Direkt neben eine deutlich fertige Frau. Offenbar hatte sie die Beben nicht so locker weggesteckt wie er. Naja, nicht jeder war schonmal tot und daher kalt und abgestumpft was die Umwelt anging. Aber irgendetwas hatte sie an sich, was Trilo irritierte. Nur was?
Der Kellner platzierte gerade etwas kräftigen Kaktusschnaps vor der Rothaarigen. Er kannte das Gesöff, es war in der Form eines dieser Wässerchen die mit grüner Flamme brannten... Na ob die das Zeug wirklich abkann? Manche trauen sich echt alles zu.
"Ich will dasselbe wie sie und dazu noch irgendetwas Leckeres und Magenfüllendes. Fleischlicher Natur wenns geht."
Irgendwie hab ich ein ganz komisches Gefühl bei der Frau. Ich sollte vorsichtig sein. Da stimmt doch was nicht. Meine Intuitio trügt mich selten.
Geändert von Trilo (22.12.2009 um 23:00 Uhr)
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Die rothaarige Kriegerin kippte den Schnaps mit einem Schluck hinunter und unterdrückte ein Husten. Schliesslich musste sie sich selber beweisen, dass sie hart genug war Gefahren zu trotzen, gegen die sie ihre Schwerter nicht zu schützen vermochten. Sei es so ein Rachenbrenner oder ein Erzittern der Erde. Was spielte es schon für eine Rolle, fragte sie sich und musterte die dunkel gekleidete Gestalt mit den auffallend blonden Haaren neben sich unverfroren.
„Scheinst keine Angst zu haben.“
Bemerkte sie dann beinahe abschätzig in seine Richtung und musterte ihn weiter. Ein Kämpfer, stellte sie dabei fest und ermahnte sich es jetzt nicht auf einen Kampf ankommen zu lassen. Oder doch? Dann würde sie wenigstens mit einem Schwert in der Hand sterben. Einem in jeder wohlgemerkt. Zwei Bluttrinker, die Gorr gewiss nicht als solche gedacht hatte.
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Interessantes Mädchen. Labert die mich doch tatsächlich in solch einem provokanten Ton von der Seite an. Dennoch. Die ist gefährlich. Da lodert Kampfeslust in ihren Augen. Und zwar eine Kampfeslust wie man sie sonst nur auf dem Schlachtfeld findet. Scheiße, und ich hab net mal meine Waffen dabei. Hm, naja. Ist doch mal was anderes von einer fremden Kämpferin angemault zu werden, dass man keine Angst hat. In Vengard haben die meisten vor mir Angst, weil sie glauben ich trüge noch immer Dämonen in mir. Naja, was solls.
Nachdem er sie aufmerksam dabei beobachtete wie sie ihn musterte, musterte er sie wiederum danach. Hübsch. Und gefährlich. Lecker. Naja, ich bin schon verlobt, ich sollte gar nicht erst in diese Richtung denken.
"Angst? Wovor? Vor dunklen Wolken und hustender Erde? Hab ich Schlimmeres gesehen. Das juckt mich nicht. Sag mal, trinkst du häufiger Brandbeschleuniger wie den Kaktusschaps eben? Die meisten würden jetzt husten wie die Irren. Du hingegen nicht. Mal eine interessante Abwechslung."
Er nippte einige Male an seinem Becher. Der Drecksschnaps war zwar gut, aber auch schweineteuer. Den muss man sich für gewöhnlich gut einteilen.
"Und selbst? Bis vor deinem Kurzen hast eben noch recht ordentlich gezittert. An Kälte lags ja sicherlich nicht."
Geändert von Trilo (22.12.2009 um 23:02 Uhr)
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„Und? Frauen haben doch Angst damit ihr Helden sie beschützen könnt.“
Redsonja schaute den Fremden, der darauf hin schamlos loslachte, herausfordernd an. Der Schnaps hatte ihr etwas Ruhe zurückgegeben, aber er drang ihr auch derart in die Adern, dass eine zusätzliche Portion Tollkühnheit mit dem Blut darin pulsierte. Allerdings war ihr noch bewusst, dass ihre Treffsicherheit bereits darunter gelitten hatte und sie sich nicht überschätzen sollte. Gleichzeitig gefiel ihr das Spiel mit dem Feuer ungemein.
„Wie nennst du dich? Dann kann ich eines Tages erzählen unter wessen Schoss ich mich verstecken konnte.“
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