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Dragan schien sein Handwerk zu verstehen. Der Priester schaute zwar ab und an immer mal wieder hinüber - möglichst so, dass Dragan es nicht sehen konnte – aber er konnte keine handwerklichen oder anderen Fehler erkennen. So konnte er sich vollkommen auf das Sumpfkraut konzentrieren. Denn der Staub, der zwangsläufig dabei entstand, stob ab und an nach oben und in seine Nase und seinen Mund, was keine erfreulichen Effekte hätte.
Als beide ihren Part erledigt hatten, goss der Priester das Gebräu in die Destillationsapparatur und warf anschließend die zerkleinerten Sumpfkrautblätter hinein, bevor er begann, das Feuer zu entzünden. Normalerweise würde er ein solches Gemisch langsam erhitzen lassen, um es so möglichst rein zu machen. Hierbei jedoch falsch: Stattdessen verdampfte das Gemisch schnell und tropfte in das Gläschen am Ende der Apparatur. Einzelne Blätterstücke hatten sich bereits aufgelöst und kurz bevor der letzte Rest in der Apparatur verdampft war, schob er diese nach hinten und stoppte so den Prozess.
„Nun kommt etwas, was selten in der Alchimie angewendet wird: Magie.“
Binnen weniger Sekunden erstrahlte seine rechte Hand in bläulichem Licht und eine dünne, aber feste „Eishaut“ bildete sich. Vorsichtig hob er nun mit dieser Hand das Glas hoch: er spürte, dass die Flüssigkeit heiß war. Doch seine Magie schützte ihn davor.
„Als Feuermagier könnt ihr auch ein nasses Tuch nehmen oder einen Moment warten. Der Magiestoß, den wir benötigen, um den erwünschten Effekt zu haben, sollte nicht zu stark sein. Nur ein kurzes Aufflammend er Magie. Nichts Spezifisches.“
Und just in diesem Moment war ein kurzes Aufblitzen im Trank zu erkennen. Die bis dato noch flüssige Mischung erstarrte für einen Moment, bevor sie in einen gelartigen Zustand überging. Der Priester stellte das Glas wieder auf den Tisch.
„So, nun müssen wir dieses Gemisch nur noch auf die Karte auftragen, möglichst dünne. Anschließend abstreifen – und wir sollten das Geheimnis der Karte entschlüsseln können.“
Dragan holte die Karte, während Tinquilius ein feines Stück Stoff herbei nahm.
„Ich glaube, ihr solltet es tun.“
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Der Kuss war.... unbeschreiblich gewesen und als das Kribben in der Magengegend stärker wurde, wies Estefania ihn von sich. Denn wenn sie das nicht getan hätte, wäre es sicher zu einem interesanten Schauspiel für die Affen als Zuschauer gekommen.
"Gut wir können, vorerst zusammen bleiben. Du hast aber keinerlei Rechte an mir das das klar ist. Bei euch Südländern weiß man ja nie. Du bist frei und ich bin es auch!" stellte die Diebin fest und Joe schien auch nichts dagegen zu haben. So weit so gut. Sie wollten Al Shedim verlassen, aber ohne Wasser wäre es Selbstmord.
"Hm eigentlich wollte ich dich als 10. Frau in meinen Harem sperren!", meinte er plötzlich und hatte so schnell wie sie gar nicht gucken konnte ihren Arm verdreht und sie dabei ganz nah an sich ran gezogen. Bewegen konnte sie sich nun nicht mehr.
"Joe hör auf mit dem Unsinn! Wir brauchen Wasser und Proviant." protestierte sie immer noch in seiner speziellen Umarmung gefangen.
"Okay. Ich besorge das Wasser und du was zu beißen."
"Arbeitsteilung wie? Männer!" stöhnte die Diebin und machte sich auf den Weg zum Markt. In der Taverne konnte sie sich ja dank Joe auch nicht mehr blicken lassen. Den Proviant zu stehlen traute sie sich nicht, denn man suchte sicherlich nach der Diebin. Ausnahmsweise entschied sie sich dafür zu bezahlen und kam dementsprechend schnell zurück. Sie hatte Schinken, Käse und Fladenbrot gekauft. Auch an etwas Salz und Gewürze. Nichts schmeckte fader als ungewürztes Fleisch...
"So ich wäre dann so weit. Du auch?"
Der Assassine nickte und hatte wie versprochen zwei Trinkschläuche mit Wasser Gefüllt und zusätzlich auch noch eine Flasche Rum besorgt. Etwas Obst nahmen sie noch direkt von der Oase mit und dann konnte es los gehen. Estefania fragte nicht nach dem Ziel und Joe schien es auch ziemlich egal zu sein. Wenn sie aber nicht täuschte verließen sie Al Shedim in nordwestlicher oder nordöstlicher Richtung.
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Es war bereits Nachmittag, Elonhil war schon vor geraumer Zeit in Al Shedim angekommen. Noch gar nicht lange war es her, dass er hier gewesen war, diesmal kam es ihm aber etwas anders vor, vielleicht irrte er sich da aber auch. Normal wäre dem Pirscher nie in den Sinn gekommen, noch mal nach Varant zu reisen, ein Auftrag hatte ihn aber doch wieder in die Wüste geführt.
Den Brief hatte er bereits übergeben, der Händler war nicht schwer zu finden gewesen. Am liebsten würde er ja gleich wieder umgehend den Rückweg antreten, allerdings war es nicht die beste Tageszeit dafür, so würde Elonhil zumindest noch bis zum späten Nachmittag bleiben, dann würde er weiter sehen.
Es war wohl Zeit für eine Stärkung, so führte ihm der nächste Weg in die Taverne. Das kleine Äffchen, das bisher auf seiner Schulter saß, sprang nun auch einen der Tische. Zum Glück saß dort keiner, Semmy, wie er seit kurzem von Elonhil genannt wurde, wäre das aber auch völlig egal, er kannte da nichts, die Hemmschwelle war einfach nicht da. Für einige Lacher war er aber auch immer gut, das brachte ihm die eine oder andere Frucht ein und damit war er glücklich.
Elonhil hatte sich für einen Eintopf entschieden, der würde zwar etwas schwer im Magen liegen aber notfalls, wenn er wirklich schläfrig werden sollte, bekam er das auch durch etwas Training wieder hin.
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Stumm nickend fischte Dragan einen hölzernen Streicher zwischen den Utensilien des Priesters heraus und streifte sorgfältig den Staub ab, denn so wie es aussah wurde dieses Gerät schon lange nicht mehr benutzt, doch funktionieren sollte es wohl auch, wie auch nicht? Das feine Stück Stoff klemmte Dragan zwischen zwei massive Steinplatten, legte die Karte in die untere Ecke und schnitt mit einem dünnen, scharfen Messer großzügig neben der Karte entlang und übergab sie wieder dem Wassermagier.
"Ich habe extra ein wenig mehr Platz gelassen, nur so kann ich auch sicher gehen, dass die gesamte Karte mit einer dünnen Schicht überzogen wird. Und wenn ich es jetzt richtig verstanden habe, ist diese Endform, das Gel, nicht mehr so beißend wie seine Rohstoffe, oder?" Zeitgleich griff der Goldschmied nach dem Glas mit der stinkenden Masse und und tunkte den Finger hinein... Fail.
Wenige Minuten später fanden sich die beiden erneut in dem Arbeitszimmer wieder, einen kleinen Verband um den Finger des vorschnellen Laboranten gewickelt, und einem mehr oder minder gequälten Gesichtsausdruck. "So, damit hätten wir das also geklärt, oder was meint ihr", kommentierte Dragan und schenkte der Welt für einen kurzen Moment sein Lachen, nun ja, eigentlich kaum magisch dieser Moment, noch toll, noch irgendetwas anderes. "Ich denke, ich sollte ein wenig vorsichtiger arbeiten. Ihr müsst es euch ein mal vorstellen, damals bei Ceron war ich ein noch größerer Tollpatsch als ich es jetzt bin, ich weiß kaum wie ich es überhaupt in dieses Alter geschafft habe, um ehrlich zu sein..." Ein wenig ins Schwitzen gekommen breitete er nun den Stoff aus und ließ vorsichtig eine kleine Pfütze des Gels auf ihn laufen, setzte vorsichtig ab, dass es nicht zu viel wurde, und begann sorgfältig mit dem Streicher zu arbeiten, in einer zirkelartigen Bewegung. Wie viel auf den Stoff sollte sagte ihm der Meisterheiler, und so gab er hin und wieder immer etwas des Gels auf den Stoff, um ihn gleich danach wieder zu verstreichen. Erst als alles völlig gleichmäßig verteilt war, war Dragan zufrieden, fasste mit billigen Handschuhen oben an den Ecken und führte sie auf die Karte, er achtete besonders darauf, dass nirgendswo Falten entstanden, und sich so der Wirkstoff auf die gesamte Karte entfalten konnte. Jetzt konnte man nur noch abwarten, und genau das taten die beiden auch, solange bis der Stoff nicht mehr an dem Papier klebte, und sich einfach lösen ließ. "Wow, jetzt kann man wirklich alles erkennen, und die erste Schicht ist kaum mehr sichtbar, ich glaube es hat geholfen!"
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Kilijan saß mit müden Gliedern auf der Mauer, die den Tempelvorplatz zu beiden Seiten einrahmte und genoss die einschläfernde Wirkung der Mittagswärme. Seine Augen waren halb geschlossen und seine Gedanken dämmerten vor sich hin, schlugen ab und an ein paar seltsame Kehren, liefen aber stets folgenlos ins Leere. Immer noch spürte Kilijan deutlich die Nachwirkungen des Ereignisses vor einigen Tagen. Die Welt hatte nur langsam wieder ihren Geschmack und ihre Farbe zurückerlangt, es war diese unbeschreiblich tiefe Gleichgültigkeit dem Leben gegenüber gewesen, die das Schlimmste gewesen war und nun, da nur körperliche Müdigkeit übrig war, schien das Gröbste überstanden.
Sich an Magie zu versuchen war ihm von Heilerseiten noch für einige Tage untersagt worden und da er körperlich nicht leistungsfähig genug zum Schmieden war, hatte er sich nun endlich einige Bücher aus der Bibliothek ausgeliehen, um mit seiner Recherche über jenes Kettenhemd voran zu kommen, das ihn vor gar nicht allzu langer Zeit vollkommen fanatisch hatte werden lassen.
Sein bester Hinweis war der Name, den Riordian ihm gesagt hatte, Kameez, was übersetzt nicht viel mehr als Hemd bedeutete. Ein sehr demütiger Name für ein derartig superbes Stück Handwerkskunst, ein großes Zeichen von Stil seitens des Erschaffers beziehungsweise des Namensgebers fand Kilijan.
Die Hitze nahm langsam etwas ab und wie jeden Nachmittag lebte Al Shedim erst jetzt wieder richtig auf. Auch der Tempelvorplatz wurde geschäftiger, Novizen eilten auf und ab, viele kannte Kilijan noch nicht persönlich, Nomaden überquerten den Platz oder ließen sich ebenfalls zu einer kleinen Pause auf den einladenden Begrenzungsmauern nieder. Kilijan öffnete langsam seine Augen, betrachtete lange einfach nur das Treiben, nahm aber dann schließlich eines der Bücher zur Hand. Die Schatten der sich im Wind bewegenden Palmen tanzten auf dem alten Buchdeckel, den die Worte „Codex Viatores“, das Buch des Wanderers, zierten. Es war ein sehr altes Werk, das schon unzählige Male neu abgeschrieben worden war und keiner konnte mehr sagen, wie viel Wahrheit darin steckte, aber es war eine der großen Chroniken über die Geschichte Varants. Kilijan erhoffte sich hieraus keine detailierten Informationen, aber eine grobe Einordnung des Kameez in einen historischen Zusammenhang, den er dann näher würde betrachten können. Es wurde schon dunkel, als Kilijan das Buch wieder beiseite legte. Bis jetzt hatte er noch keine interessante Information gefunden.
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"Los, ihr beiden! Die Wasserschläuche tragen sich nicht von allein!"
Ungeduldig trieb Haqim seine Kinder zum Abmarsch an, denn die Gruppe wartete nicht. In wenigen stunden bereits wollten sie die Ruinen verlassen und ihre Reise nach Al Aristo angetreten haben.
Der Vorschlag des Nomaden war auf erstaunlich positive Resonanz gestoßen, und so hatten sich durch Buschfunk und Hörensagen dutzende besorgte Menschen zusammen gefunden - einfache Familien, die vollkommen abhängig vom Schutz der Krieger und Magier waren und das Vertrauen in diesen Schutz verloren hatten - um gemeinsam die Reise ins Unbekannte anzutreten.
"Wie viele sind wir, Ayyub?", fragte er seinen ergrauten Onkel, der neben ihm die Führung der Gruppe übernommen hatte. Die Gruppenstärke hatte tatsächlich zu große Ausmaße angenommen, um sie noch auf die Schnelle überblicken zu können.
"Gut 4 Dutzend, davon 10 Kinder und 13 Frauen. Ein bunt gemischter Haufen. Und leider nur eine handvoll waffenfähige Männer..."
Mit ernster Miene nickte Haqim und eilte an die Spitze des Trosses. Niemand hatte gesagt, dass es gefahrlos sein würde, doch dort, wo sie hin zogen, würden sie nicht in der stetigen Gefahr vor Angriffen leben müssen.
"Freunde!", rief er alle zur Ruhe auf. Die Aufregung war groß unter ihnen, denn keiner wusste, was die Zukunft für sie bringen würde.
"Wir treten einen schweren Weg ins Ungewisse an, doch geführt von der Hoffnung wird Adanos uns beistehen. Lasst uns aufbrechen!"
Er wandte sich um und setzte sich mit dem Strom der Menschen im Rücken in Bewegung. Beinahe drei Jahre lang war Al Shedim ihre Heimat gewesen, doch nun war es Zeit, für das eigene Überleben ein Risiko einzugehen.
Maris
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"Jubair! Wach auf, du Schlafmütze!"
Mit einem lauten Knall trat Azad gegen das hölzerne Kopfende des Bettes, in dem der Ruinenwächter schlief, sodass der ergrauende Mann senkrecht in den Federn stand.
"Was bei... Azad, du Sohn einer räudigen Hündin! Was fällt dir ein, mich zu wecken!?"
Lachend setzte sich der Wächter des Tempels auf einem Stuhl nieder und legte die Füße auf den daneben stehenden Tisch.
"Der Magier hat etwas herausgefunden."
Plötzlich war die Wut des Älteren verflogen und purer Neugierde gewichen.
"Was? Nun sag schon und spann mich nicht auf die Folter!"
Azad zog die Pause genüsslich in die Länge, während Jubair ungeduldig wartete, bevor er antwortete.
"Genau verstanden habe ich es auch nicht, aber er hat es an der Art erkannt, wie der Stoff der Robe verwebt war. Eine gewisse Unregelmäßigkeit ließ ihn darauf schließen, dass es sich nicht um Kastellmagier handeln konnte. Wir haben es also mit Angreifern aus den Reihen Zubens zu tun."
Jubair nickte erfreut über diese Erkenntnis. Ihm schien nicht bewusst zu sein, was es hieß, wenn Zuben so offen gegen sie vorging - das musste bedeuten, dass er Bakaresh nicht mehr zu fürchten hatte. Vermutlich wäre es die nächste Station, sollte er die Wüstenstadt irgendwann eingenommen haben, oder es war bereits geschehen. Das jedenfalls würde erklären, warum sich in den letzten Monaten nach momentanem Kenntnisstand die Führungsriege des alten Bundes in Al Shedim die Klinke in die Hand gegeben hatte.
"Ich werde den Rat darüber informieren", sagte Azad, während Jubair sich nun ebenfalls erhob. Auch wenn dieser Mann nicht gerade von Weitsicht beseelt war, so war er dennoch neugierig und pflichtbewusst.
Gemeinsam traten die beiden Nomaden vor die Tür, als eine halbe Hundertschaft an Menschen an ihnen vorbei zog. An sich wäre dies nichts Besonderes gewesen, wenn man von der schieren Größe des Zuges absah, aber die Tatsache, dass sich auch Kinder unter ihnen befanden, machte Azad stutzig. Kurzerhand fragte er einen der Schaulustigen, allen Anschein nach ein alternder Novize des Wassers.
"Sag Novize, was geht hier vor?"
Der Mann, der offenbar von einer seltsamen Abart des Wahnsinns befallen war, antwortete nicht gleich, fand nach einigen Momenten aber doch über verschlungene Formulierungen zu Worten zur Beschreibung des Vorganges.
"Der Auszug, Exodus, lang war es vorhergesagt, und nun tritt es ein. Die Gefahr wird zu groß und sie suchen ihr Glück, um das zu retten, was ihnen heiliger ist als Adanos und seine Güte."
Der Nomade versuchte die Worte des Novizen zu ordnen, während Jubair, durch die Erwähnung Adanos' auf die Unterhaltung aufmerksam gemacht, sich einmischte.
"Noch einmal in verständlichen Worten, Novize: Wer sind sie, wohin reisen sie aus und warum?"
Der Verrückte jedoch beachtete sie nicht weiter und starrte der Gruppierung hinterher, die sich am Ende der Straße mit einigen Kamelführern vereinigte.
Jubair blickte zum einen Kopf größeren Azad auf.
"Was faselte dieser Kerl da, und wo wollen diese Menschen alle hin?"
Azads Antwort war von düsterer Erkenntnis gezeichnet:
"Das einzig Richtige, wenn man zu schwach ist, sich gegen seine Feinde zu verteidigen: sie flüchten."
Maris
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Der Dieb stand im Schatten eines Hauses und beobachtete den Stadt eines Verkäufers. Seit mehr als vier Stunden beobachtete nun der Dieb, versuchte die Mimik des Händlers auswendig zu lernen ihn zu verstehen und sich in den Mann hinein versetzen zu können. Jedoch hatte er keinerlei Ausbildung zum Dieb, somit konnte er nicht alles wissen. Die Klinge hatte er sicherheitshalber in den Ruinen versteckt. Nun lief der Dieb zu dem Stand, der Mann verkaufte vielerlei Schmuckstücke und Cyrith fand das wen eines davon abhanden kommen würde es sicherlich nicht sehr schlimm sei. Jedoch musste er aufpassen das die anderen Nomaden ihn nicht dabei erwischten. Er überlegte ob er wieder seine Typische Masche benutzen würde oder eine andere. Geschickt wendete er eine neue Kunst an, er schlenderte und kicherte, wackelte und flog gegen den Stand, ein lautes Krachen war zuhören, der Verkäufer fluchte auf und der Dieb steckte sich eine Handvoll schmuck ein. Mit einer Entschuldigung lief der Mann langsam davon.
Der Dieb war froh, das er wenigstens etwas erwischt hatte immerhin war hier Geld Wichtig, er wollte in der Taverne gerade etwas Essen als er sah wie ein paar Nomaden die Stadt verließen. In der Taverne angekommen, setzte er sich zu ein paar Nomaden und wollte natürlich auch fragen was hier los war. „Die meisten hier fühlen sich unsicher, sie suchen sich eine bessere Heimat“ erklärte der Nomade. Cyrith hatte lange über seiner neuen Heimat nachgedacht, ihm war klar das er Bakaresh nun sein Heim nennen sollte, immerhin gefiel es ihm dort sehr. Jedoch was suchte er dann in Al Shedim?
Er hatte beschlossen heute wieder zurück zu reisen. Nach Bakaresh.
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Dragans kleines „Missgeschick“ war nichts Großes gewesen und doch hatte sich Tinquilius sofort darum gekümmert. Schließlich könnte sich eine solche Wunde schnell entzünden.
„Man kann es als etwas Tollpatschig beschreiben, sicherlich“, kam es vom Heiler, „doch man kann es auch einfach mit Wissbegierde und Interesse erklären. So würde ich es wenigstens denn. Macht euch also keine Gedanken darum, zumal ihr niemals ein Heiler geworden wärt, wenn Ceron euch nicht für gut genug empfunden hätte.“
Niemals, dachte der Priester still für sich. Ceron ist der Lehrer für die Heilung und weit penibler als die meisten anderen.
Als die beiden sich anschließend wieder der Karte widmeten und Dragan sowohl das Gel als auch den Stofffetzen aufgelegt hatte, wurde selbst Tinquilius ein wenig nervös. Dieses Verfahren hatte er noch nie gesehen und somit auch noch nie selbst durchgeführt. Ob es funktionieren würde? Oder hatten sie vollkommen unnötig Utensilien und Stoffe verbraucht?
Nur wenigen Minuten später wurde er aufgeklärt – und das Ergebnis überraschte ihn: Auf der Karte konnte man nun tatsächlich die untere Karte klar erkennen, wohingegen die darüber geschriebene fast vollständig verblasst war.
„Oh ja, es hat tatsächlich funktioniert“, kam es vom Priester, ohne dass er die Überraschung in seiner Stimme kaschierte. „Und die Karte ist nun wirklich sehr klar und eindeutig zu erkennen.“
Vorsichtig hob er die Karte an und vermied es dabei, das verhärtete Gel anzufassen, dass sich noch teilweise auf der Karte befand. Auch dieses würde reizend wirken, sollte es an seine Finger kommen. Vor allem, wenn seine Finger auch nur ein wenig verschwitzt waren, wie nun. Dann ließ er seinen Blick über die Karte schweifen. Sah er richtig?
„Und ihr scheint Glück zu haben: Der Fundort, der hier gezeigt wird, liegt nicht weit von Al Shedim entfernt. Nordöstlich der Ruinenstadt müsste es einen kleinen Tempel geben – zumindest laut der Karte. Seht ihr?“ Tinquilius zeigte dem Feuermagier den Punkt auf der Karte. „Hier steht auch etwas von einem Schutz. Doch nicht, um was für einen Schutz es sich handelt, lediglich, dass ein „wahrer Diener des Feuers“ ihn durchbrechen kann. Was auch immer dies heißen mag.
Da scheint ihr wirklich eine interessante Aufgabe bekommen zu haben.“
Dann schaute er wieder zu Dragan auf.
„Und ihr habt auch einen kleinen Einblick bekommen, worum es in der Alchimie geht: Im Grunde umfasst die Alchimie all das, was man mit Tränken anstellen kann. Es sind keine Grenzen gesetzt.“ Der Priester machte eine Pause. „Ich könnte euch sicherlich helfen, euern Horizont zu erweitern. Doch ebenso gut wirkt auch ein Buch oder der eigene Erfindergeist.“
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Kilijans müde Augen blickten auf. In den letzten drei Tagen hatte er viele tausend Seiten gelesen und eine Hand voll Seiten zusammen geschrieben. Viel klüger war er dabei allerdings nicht geworden.
Aus dem "Codex Viatores":
"[...]In der vierzehnten Generation nach der Schlacht der Winde regierte Kalif Fahwad Al Sahewi in Bakaresh. Seine Frauen gebaren ihm drei Söhne, die alle Heerführer seiner Armeen wurden. Der jüngste Seth, Meshad, fiel bei einem Scharmützel am Pass. Der Zweitgeborene, Seth Calidin, war, was man heute Abenteurer nennen würde, und galt als so weitgereist und weise, dass sein Vater ihm das Kalifat gegen die Gewohnheiten aber mit dem Recht der Tradition vererben wollte. Der älteste Bruder aber, Seth Ayatan, neidete ihm dies so sehr, dass er mehrfach versuchte, ihn umzubringen. Bemerkenswert waren die vielen gescheiterten Versuche, von denen nicht zuletzt viele von dem Kameez getauften Kettenpanzer vereitelt wurden, den Calidin von einer Reise aus dem Mittelland mitgebracht hatte. Schließlich wurde er mit seiner Frau im Bade durch das Wasser vergiftet. Ayatan übernahm das Kalifat, verstrickte sich in politische Intrigen, die ihn früh das Leben kosteten. Sein einziger Sohn Ali wurde mit weniger als zehn Sommern so Kalif, als eine Marionette der Wesire beendete er die Blutlinie derer Al Sahewi.[...]"
Aus "Artefakte der Retho-Ära":
"[...]Kameez, das (übrs.: Hemd): Kettenrüstung in zweilagiger Triskelkettung, etwa 50 Gl/Zoll, tauchte ca 400 A.v.RhII in Varant auf. Gilt als undurchdringbar. Material unbekannt. Verschollen. Skizze rechts.[...]"
Aus "Vom wunderbaren Kriege und bluthigen Mordens, Band XIV" von Reynhardt von Hammerstein:
"[...]Schlacht bei den kalten Kämmen, Haus Al Sahewi mit zwei Bataillonen Freien und drei Söldnerkompanien, den Fa-Weta, den Roten Brüdern und den einem Namenlosen, gegen das Haus Al Vateyi mit einem Bataillon Freien, einem Zug Kürassiere und vier Söldnerkompanien, tatsächlich alles Truppen des geheim verbündeten Kalifats Braga. Zug von Vateyi auf Sahewi durch Sandgelände auf eine steinerne Anhöhe. Keine taktisch interessanten Details. Erwähnenswert: General der Sahewi wird von vierzehn Bolzen und Pfeilen getroffen, bleibt aber unverletzt.[...]"
In verschiensten Werken tauchten Stellen wie diese auf:
"[...]Das Duell der Edelmänner wurde am zweiten Sonntag des siebten Monats ausgeführt. Arthon wurde mehrfach vom Rapier seines Gegners getroffen, bevor er Raleph niederstreckte. Sein Kettenschurz aus weiß funkelndem Stahl hatte nicht einen Hieb durchgelassen, berichteten die Augenzeugen beeindruckt.[...]"
Zu dem Material hatte er nur einen einzigen Hinweis aus einem Buch namens "Metallurgica Arcana" von einem gewissen Bruder Adrian:
"Seraphium oder Seraphs-Stahl
___ Ein metallener Werkstoff unbekannter Herkunft. Die Erzählungen über einige Objekte aus diesem Material tauchen etwa zur Zeit König Friedhelms gleichzeitig in Myrthana auf. Ein Ring war das einzige Stück, das sich tatsächlich finden und untersuchen ließ (Siehe Bild 12.1-12.3). Der Stoff enthält eine große Menge arkaner Energie, die aber ihrer Form nach nicht dem Erz von Khorinis ähnelt. Das Material erscheint weißlich und ist sowohl arkan als auch physisch nahezu unverwüstlich."
Er wusste weder, woher das Kameez stammte, noch woraus es gemacht war. Die leeren Namen halfen ihm nicht weiter, der einzige Anhaltspunkt war das Prägebild des Rings, eine Art stilisiertes Sonnen..Rad..Linien..Dingsbums. Dies war aber nicht nur weit hergeholt und vage, man konnte auch nicht einfach Symbole oder Bilder in Glossaren nachschlagen. Er hätte sich die Haare raufen können, wäre er nicht zu müde gewesen.
Morgen würde er wieder anfangen, sich mit der Magie zu befassen, Domi, der Heiler, hatte es ihm erlaubt. Es würde schwierig, das neu entfachte Feuer der Neugier in seiner Brust wieder zu löschen.
Auch nachdem er die Lampe gelöscht und sich zur Nacht gebettet hatte, lag er noch lange wach und dachte wieder und wieder an die verschiedenen Textpassagen.
Geändert von Kilijan (26.11.2009 um 22:09 Uhr)
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Das Wetter war selbst für varanter Verhältnisse gut. Der Himmel zeigte sein tiefstes Blau und die Wärme war gerade richtig für einen Mittelländer, um am Oasensee in der Sonne zu sitzen, sich zu entspannen und ab und zu eine kandierte Dattel in den Mund fallen zu lassen.
Kilijan gab sich sich wirklich Mühe, etwas für seine Lehre zu tun, aber nach einigen Meditationen war es ihm einfach nach einer Pause. Er bemühte sich, seine Wahrnehmung der Magie von einem meditativen Zustand in seine alltäglichen Sinne zu überführen. Er hatte Andras seit Tagen nicht gesehen, der Adept hatte ihn nicht am Krankenbett besucht und war im Tempel auch nicht auffindbar. Kilijan kannte seinen Lehrer zu wenig, als dass er sagen könnte, was dieser gerade trieb oder wo man ihn noch hätte suchen können. Also hatte er einfach schulterzuckend beschlossen, dass Andras ihn schon finden würde, wenn er es für wichtig erachtete und hatte sich einen eigenen Plan aufgestellt, wie er an die Magie herangehen wollte.
Seine Überlegungen waren derart, dass man nicht versuchen sollte zu manipulieren, was man nicht vorher beobachtet und verstanden hatte. An erster Stelle stand also die Wahrnehmung der Magie, die er im ersten Schritt so weit schulen wollte, dass er ohne geistige Präparation dazu in der Lage wäre. Er wusste es nicht besser - falls es da etwas besser zu wissen gab -, also reduzierte er von mal zu mal die Tiefe der Meditation und spürte dann der Magie so lange nach, bis er sie wieder in ähnlich gutem Maße wahrnehmen konnte. Bis jetzt klappte das ganz gut, aber es war ein Prozess von aufreibender Langsamkeit.
Kilijan gähnte und streckte sich.
Zeit fortzufahren.
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Das tägliche Studieren machte ihn müde. Während draußen etwas von Statten ging, das er nicht verstand, kämpften in seinem Kopf andere Kräfte miteinander, die ihn teilweise hin und her rissen. Eigentlich sollte ihm die Bibliothek Antworten bringen, doch rief sie nur neue Fragen hervor, auf die er immer weniger Antworten fand. Die einstigen Hirngespinste hatten sich zu etwas Realem entwickelt. Manchen Tages fühlte er sich beobachtet, verfolgt, schlichtweg unwohl in seiner Haut. Andere Tage schufen Bestätigung, Zustimmung für das, was er tat, Bekräftigung seiner Studien. Anfangs hatte er gedacht, er sei einzig einem Mythos auf der Spur, inzwischen beschlich ihn zunehmend das Gefühl, der Mythos sei ihm auf der Spur. Alles hatte angefangen, als Overun ihn damals ein Stück durch den Tempel führte. Vorbei an seltsamen Wandmalereien, bis hin zu diesem Durchgang, dessen Durchschreitung ihm verwehrt geblieben war.
Solveg stellte das Buch zurück an seinen Platz ins Regal, es führte nicht fort, was soeben gelesen hatte: Aufzeichnungen eines jungen Magiers, der ähnlich wie er selbst nach Antworten suchte. Täglich schrieb er seine neusten Erkenntnisse nieder, gespickt mit Einblicken in sein normales Leben, das vor allem von Disziplin und Anstand geprägt war. Und eines Tages endeten die Aufzeichnungen einfach, ohne einen Hinweis auf den weiteren Verbleib des Magiers oder seiner Suche. Außer...
Angeregt durch einen plötzlichen Gedankengang wandte er sich von dem Regal ab, lief zwischen zwei weiteren hindurch, umrundete ein Rondell und gelangte in einen etwas abseits gelegenen Teil der Bibliothek. Er war bewusst dunkel gehalten, denn hier ruhten Bücher, in denen verstorbene Brüder und Schwestern verewigt wurden. Das letzte Buch des Magiers zum Vergleich neben sich legend, blätterte er nun in einem Totenbuch, das erst vor wenigen Jahren vollendet wurde. Und so gut, wie der Zustand seiner Aufzeichnungen war, konnte er auch noch nicht lange...
"Nikola Brov, ermordet.", flüsterte der Schriftgelehrte, die Seiten nach und nach durchblätternd, plötzlich, während ihn ein Kälteschauer heimsuchte. Einem Schockzustand nahe ließ er das Totenbuch langsam sinkend und las nochmals die erste Seite der Aufzeichnungen des jungen Magiers, um sich zu versichern. Doch der Name war derselbe: "Nikola Brov."
Langsam drehte er sich um, den Blick zum kalten, dunklen Steinfußboden gerichtet, dort fand er jedoch überraschenderweise zwei Füße vor. Erschrocken blickte er auf, bis er erkannte, wen er vor sich hatte, und deshalb seinen Namen nannte: "Tinquilius!?"
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Nachdem Dragan und er das Geheimnis scheinbar offenbart hatten, hatten sie sich zunächst getrennt, um beide ein wenig Ruhe und Schlaf zu bekommen. Auch wenn es nur ein Tag gewesen war, den sie zusammengearbeitet hatten, so war es dem Priester Adanos‘ dennoch so vorgekommen, als wären sie wochenlang an dieser Aufgabe gewesen. Eigenartig, das letzte Mal hatte er dieses Gefühl, als Fu Jin sich um seine Rückenprobleme gekümmert hatte – die seitdem erstaunlicherweise auch nicht mehr aufgetreten waren.
Doch mit Ausruhen war da nicht viel, nicht, wenn man die Lage bedachte, in der sich Al Shedim derzeit befand. Der Angriff der Schwarzmagier und das Auftreten der Assassinen hatte die Bevölkerung in Unruhe versetzt, die er erst jetzt verstand – mit vielen anderen Magiern und Nomaden ebenfalls. Die Angst war scheinbar so groß, dass Teile der Bürger bereits ausgezogen waren, entweder nach Al Aristo oder aber in die Wüste, um dort ihr Glück zu versuchen.
Wir haben es vollkommen unterschätzt. Und wenn wir nichts unternehmen, werden wir bald kein Volk mehr sein, sondern nur noch ein kläglicher Haufen Wassermagier und eine Handvoll noch treuer Nomaden. Wir müssen etwas tun!
Und doch war er nicht bei Riordian oder den anderen, Hochrangigen Magiern, sondern befand sich an einem ort, den er erst vor kurzem besucht hatte und dessen „Aufpasser“ keineswegs erfreut war, den Priester wieder zu sehen.
„Tinquilius...“, kam es nur von Kuron. „das Buch?“
„Hier, werter Kuron“, meinte der Priester und reichte das Buch an Kuron, der es eilig aus des Heilers Händen riss. „Ich sagte ja, ich würde es wieder bringen.“
„Ja, aber das ihr so lange brauchtet, sagtet ihr nicht.“
Und damit verschwand er auch schon wieder aus Tinquilius‘ Blickfeld. Dieser machte einige Schritte durch die Bibliothek und schaute sich um – erstaunlich leergefegt. Als er sich jedoch umdrehen und wieder gehen wollte, sah er in einer der weniger oft besuchten Ecken einen Mann sitzen, den er lange nicht mehr gesehen hatte.
Langsam trat er auf ihn zu – und im nächsten Moment hatte sich dieser umgedreht und schaute den Priester etwas erschrocken - oder auch überrascht – an.
„Tinquilius, ja, eben dieser“, meinte der Priester schmunzelnd auf Solvegs Frage hin. „Es ist lange her, dass wir uns gesehen haben, Solveg“, fuhr er kurzerhand fort. „Wie ist es euch ergangen?“ Als er seinen Blick kurz über die Bücher fallen ließ, die hier in gedämpften Licht standen, schaute er etwas erschrocken zu Solveg hinunter. „Ich hoffe doch nicht, dass ihr hier nach einem Freund sucht?“
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Die Schrecksekunde war schnell verflogen, als Tinquilius ihn in seiner gewohnten Art ansprach. Er hatte gewiss nichts mit alledem zu tun, was ihn seit Wochen beschäftigte, warum auch? Oder etwa doch? Schon zu seiner Weihe, die in ihrem Ganzen ein Mysterium für sich war, war Tinquilius derjenige, der ihm einige Antworten lieferte. Wenn auch indirekt. Und heute tauchte er hier auf, als er der Lösung des Geheimnisses so dicht auf der Schliche war, wie wahrscheinlich niemals zuvor.
"Ein Freund? Nein, eher nicht. Viel mehr jemand, der die gleichen Pfade beschritt, wie ich dieser Tage. Jemand, der genau wie ich heute auf der Suche nach Antworten war. Jedoch fand er diese Antworten nie. So wie er es in seinen Büchern schreibt, war er kurz vor dem entscheidenden Tag. Die Aufzeichnungen enden plötzlich und für mich unerwartet. Mir kam der Gedanke, dass ihm etwas zugestoßen sein könnte. Nun lese ich hier, dass er ermordet wurde. Ihr habt nicht zufällig Ahnung, ob irgendwann oder irgendwo Aufzeichnungen angefertigt wurden, die genaue Todesumstände beschreiben? Wenn jemand ermordet wird, so wird dieser Mord doch in der Regel aufgeklärt, nicht wahr? Wobei ich euch nicht in etwas hineinziehen möchte, das ihr vielleicht gar nicht möchtet. Ich möchte euch nicht zusätzlich mit meinen Sorgen belasten..."
Solveg schaute Tinquilius nachdenklich an, was in diesem Moment in dessen Kopf vorging, hätte er trotzdem nur zu gern gewusst. Aber er schlug das Totenbuch einfach zu, um seine letzten Worte zu verdeutlichen.
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Zufrieden legte Tano das fremde Werk wie gewohnt auf ein weißes Leinentuch. Die Klinge war wieder scharf wie am ersten Tag, wenn nicht sogar noch schärfer. Schärfer als Tano würde sie trotzdem nie sein. Der Waffenschmied grinste und schlug das Tuch zweimal um, sodass das Schwert in erster Linie vor Schmutz beschützt war. Gemütlich wandte er sich seinem Zimmer zu und kratzte sich am Schritt, während er gemütlich in Richtung Tür schlappte, er wollte sich erst einmal ein Hemd anziehen, bevor er in die Stadt ging. Da ihm jedoch der Sinn nach einem Bad stand, verzichtete er darauf, das Hemd zu zuknöpfen und ging richtig machomäßig in Richtung Straße, um sich in die angenehm warmen Fluten der Oase zu werfen, als vor ihm die Tür aufgestoßen wurde und ein bekanntes Gesicht eintrat.
„Aha, da bist du ja endlich, ich habe dich schon erwartet. Naja nicht wirklich, und eine böse, weiße Katze hab ich auch nicht, die ich streicheln kann. Komm rein, bist ja sowieso halb drin.“
Tano öffnete die Tür ganz und bat seinen Gast und Kunden herein. Zügig machte er einige Knöpfe unakkurat zu und warf das Badetuch von seinen Schultern auf die Theke.
„Dein Schwert liegt auf dem Tisch da drüben, in dem Tuch. Geschliffen und geputzt. Außerdem hab ich die Parierstange wieder richtig fest gemacht, die hat ein bisschen gewackelt. Skeptisch betrachtete Lasseko die ausgewickelte Waffe und untersuchte die Schärfe der Schneide mit dem Daumen. Sogleich fluchte er und hielt sich den Finger in den Mund. Tano sah dies als Bestätigung für seine gut getane Arbeit und lächelte.
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Der Priester konnte nicht in das Buch sehen und den Namen erkennen, weshalb er nicht die Brisanz oder die Wichtigkeit dieser Person deuten konnte. Er musste auch gestehen, dass er noch nie in eines der Totenbücher geschaut hatte, wenn es nicht gerade eines war, das bereits vor Jahrhunderten angelegt worden war. Die aktuellen Ereignisse hatte er meist so mitbekommen – ob nun als Unbeteiligter oder als Heiler – oder waren für ihn auch nicht relevant.
Doch Solveg schien dieser eine Name bedeutend zu sein, auch wenn der Priester noch nicht genau sagen konnte, wieso. Auf der Suche nach Antworten? Dies konnte wahrlich viel bedeuten. Eine vollkommen schwammige Aussage.
„Doch, solche Werke gibt es durchaus“, meinte der Priester, „zumindest hab ich Kuron bereits darüber sprechen hören. Aber wo genau und wie ausführlich diese sind, kann ich nicht sagen. Ich habe noch niemals in ein solches Werk hineingeschaut.“ Einen Moment ließ er den Blick über das Regal schweifen, in dem auch das Totenbuch gestanden hatte, welches bei Solveg lag. „Ich denke, wir werden Kurons Hilfe benötigen. Von wann stammt denn dieses Buch?“
Solveg hielt das Buch hoch und Tinquilius konnte in dem trüben Licht nur eines erkennen – und dies erstaunte ihn sehr: Jharkendar. Seltsam, dass Solveg ausgerechnet ein Buch aus Jharkendar in den Fingern hielt. Viele würde man nicht mehr treffen, die sich noch an einen Mord aus dieser Zeit erinnern konnten, das war gewiss. Zurückverfolgen wäre also sinnlos.
Er nahm das Buch aus Solvegs Hand und trat in Windeseile wieder in den Hauptgang der Bibliothek. „Kuron?“ Keine Reaktion. Der Priester wartete einige Sekunden, doch es war nichts zu hören. Stell dich nicht an, Kuron. „Werter Kuron?“ Wieder wartete er einige Sekunden. Immer noch nichts. Mensch, ich habe doch nichts Schlimmes getan. Gerade als er erneut ansetzen wollte, kam der alte Bibliothekar aus einem Nebengang und auf den Priester zu.
„Bedarf es erneut meiner Hilfe?“
Erneut? Hoffentlich endet das Theater bald. Wir sind doch schließlich keine Feinde.
„Ja. Wir“, meinte er und deutete auch auf Solveg „sind auf der Suche nach einem Buch über die Morde, die in unseren Reihen geschehen sind. Wir haben in diesem Buch hier nur den Namen und die Todesursache gefunden, sind aber interessiert an den genauen Umständen.“
Der Bibliothekar beschaute sich das Buch einen Moment und seufzte dann tief. Anschließend setzte er sich in Bewegung. Während er dies tat, wandte sich Tinquilius wieder an Solveg.
„Was mich aber interessieren würde: Worauf sucht ihr Fragen? Was interessiert euch so sehr? Etwas in Bezug zur Magie?“
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26.11.2009 21:21
#317
Vorsichtig fuhr er mit seinem Finger über die Klinge, aber scheinbar noch ein bisschen zu ungestüm, so kam es also, dass er sich doch daran schnitt, doch das sollte ihn nun nicht so sehr stören. Das verheilte doch einigermaßen schnell und war zugleich sogar der Beweis für die gute Arbeit des jungen Schmiedes. Langsam steckte er seine Waffe weg und griff anschließend nach seinem Goldbeutel und fragte nicht nach einem Preis, sondern holte die Menge heraus, die er für ausreichend hielt. Tano schaute sich die Münzen an, dachte scheinbar kurz nach und akzeptierte die präsentierte Menge.
Nun war das Geschäft beendet, er könnte gehen, die Schmiede verlassen und den Mann für eine womöglich sehr lange Zeit wieder aus seinem Leben verdrängen, doch irgendwie hatte er da gerade keine Lust darauf.
"Gute Arbeit, ihr seid ein guter Schmied", sprach er freundlich, während er seinen Blick durch den Raum schweifen ließ.
Sein Gegenüber sagte nichts, er war einfach nur stolz auf diese Worte, sein Werk und allgemein auf seine Arbeit.
"Wie lange seid ihr schon Schmied und wie kamt ihr dazu? Ich erinnere mich, es mag einige Monate her sein, da begleitet ihr mich und noch jemanden auf einer Jagd und ward noch ein kleiner Wasserträger. Die Erinnerungen sind nicht gerade positiv, ihr hattet Wüstenläufer aufgeschreckt und uns in Gefahr gebracht, seid ihr inzwischen reifer und umsichtiger geworden?"
Er musste grinsen, als er den Schmied mit dieser alten und für ihn nicht wirklich ruhmvollen Geschichte konfrontierte.
"Achja und bevor ich's vergesse, ich sollte euch folgende Worte ausrichten, wissen die Götter, was damit gemeint ist.
Autobahn
Himbeerjoghurt
Winke-Winke
Bummelzug
Wollmütze."
Wahrscheinlich war das irgendeine geheime Botschaft in irgendeiner genialen Geheimsprache, aber das interessierte Lasseko nun doch nicht so sehr...
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Damit sollten wohl all seine Zweifel gegenüber Tinquilius hinfällig sein, dachte er und lächelte deshalb kurz. Zwar hatte er nicht in das Buch hinein geschaut, doch wüsste er mehr, so hätte er ihm gewiss keine Hilfe angeboten. Oder etwa nur ein weiterer Akt der Täuschung? Hin und her gerissen antwortete er dem Priester nun einfach.
"Steht nicht alles, was uns Magier beschäftigt, im Zusammenhang mit Magie? Schließlich sind wir imstande, sie zu lenken und so zu formen, wie wir sie benötigen. Einige mehr, andere wenige."
Dabei zeigte er zuerst auf Tinquilius, danach auf sich selbst, auch wenn er es eigentlich nicht genau wusste, wie umfassend dessen magische Fähigkeiten tatsächlich waren.
"Wie tief dies alles führt, das weiß ich allerdings nicht. Es ist eine der Fragen, die mich beschäftigt. Overun ist eine andere. Ihr kennt den Magier noch, nehme ich an. Er führte mich an einen Ort in diesem Tempel, den ich damals nie zuvor gefunden hatte. Ein langer Gang, die Wand verziert mit einer Malerei, die einen Wassermagier und einen Krieger in leichter Rüstung zeigt, jedoch keinen Nomaden. Am Ende des Gangs befindet sich ein Durchgang, davor eine Wache, die Overun passieren ließ, mich nicht. Auch andere Magier gingen dort hinein, hatte ich beobachtet. Andererseits fühle ich mich seit einiger Zeit unwohl. Nicht krank, eher, als würde mich jemand beobachten oder verfolgen. Soll es daran liegen, dass ich seit damals versuche, herauszufinden, was es mit diesem Durchgang auf sich hat? Will das jemand verhindern?! Nikola Brov schreibt hierin ähnliches, er fühlte sich beobachtet und nun finde ich heraus, dass er ermordet wurde!"
Dabei zeigte Solveg energisch auf das Buch, das Tinquilius inzwischen in den Händen hielt.
"Entschuldigt.", murmelte er und ließ seine Aufregung abklingen.
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„Wie ich Schmied geworden bin. Naja, nachdem Irenir und Adrastos uns so schlagartig verlassen haben, habe ich mich als Freund eben verpflichtet gefühlt, ihr Werk weiterzuführen, zumindest teilweise. Mittlerweile funktioniert das richtig gut, und ich wage zu behaupten, dass ich nicht der schlechteste Waffenschmied bin. Ach ja, die Geschichte mit dem Wüstenläufer. Schon ziemlich lange her, nicht? Eine ziemlich schlimme Sache. Aber ich bezweifle, dass du alles darüber weißt. Erinnerst du dich noch an Joag? Ihn hat es damals am schlimmsten erwischt. Er hat versucht, es vor mir geheim zu halten, aber ich bin trotzdem dahinter gekommen... Seit diesem Jagdausflug fehlte ihm ein Arm. Und das war meine Schuld! Durch mein Verhalten hat er einen Arm verloren und vermutlich wäre er jetzt noch am Leben! Du hast richtig gehört: wäre. Er ist erst vor einigen Tagen in einem Scharmützel mit den Abtrünnigen umgekommen, sein Leichnam wurde gestern in die Stadt transportiert. Kennst du das Gefühl, den Tod von jemand vollkommen Unschuldigem verursacht zu haben? Ich denke nicht. Wegen meinen Fehlern war er seinen Gegnern wahrscheinlich unterlegen, und das hat ihn das Leben gekostet!“
Heiß rannen die Tränen aus den Augen des Waffenschmieds, verzweifelt ließ er den Kopf sinken und rührte sich nicht mehr.
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Tinquilius war ein wenig überrascht über Solvegs Ausführung. Nein, das war falsch. Er war vielmehr überrascht darüber, wie intensiv sich Solveg scheinbar bereits mit seinen Nachforschungen beschäftigt hatte und wie viel Zeit dafür bereits draufgegangen sein musste. Denn solche Beobachtungen stellte man nicht mit einem kurzen Hinschauen an, sondern nur durch ständiges und häufiges Beobachten.
Doch als er den Namen hörte, musste er kurz schlucken. Wenn er sich nicht täuschte, dann hatte er diesen Namen bereits einmal gehört. Nicht verwunderlich, mochte man meinen, war er doch schon ein Mitglied des kreis des Wassers, bevor man überhaupt nach Jharkendar gezogen war. Doch in diesem Fall lag es nicht daran. Nein, er hatte eine andere Ahnung, eine viel unangenehmere.
„Hmm, dafür mag es viele Erklärungen geben“, kam es nach einem Moment vom Priester. „Es gibt einige Sachen, die nicht unbedingt mit jedem besprochen werden, sondern nur von einem ausgewählten Kreis. Wobei das Bild, welches sich euch gezeigt hat, schon eher selten ist. Zumindest hier. In Jharkendar wäre es vermutlich normal, denn dort gab es keine Nomaden. Es könnte ein Söldner sein, schließlich hatten wir lange zeit ein Bündnis mit den Söldnern Lees.“ Oder tatsächlich das, was ich vermute.
Als er nun so darüber nachdachte, löste sich seine Anspannung wieder und stattdessen fuhr er sich über die Hände – und berührte dabei seinen Aquamarinring. Nein, damit hatte Overuns geheimnisvoller Raum sicherlich nichts zu tun. Das wüsste der Priester.
„Ich könnte mir sogar vorstellen, dass er euch eine passende Antwort darauf geben würde. Zumindest wenn ich Overun richtig einschätze, so bekannt ist er mir nicht unbedingt.“
Sie waren Kuron gefolgt und gelangten zu einem Regal fernab des vorherigen. Kuron hatte ein Buch hervorgezogen und reichte es nun dem Priester. „Hier. Dies ist es.“ Und so schnell er dies gesagt hatte, so schnell war er auch wieder verschwunden. Wenn das so weitergeht, muss ich mal ein Wort mit ihm reden, dachte er sich und öffnete dann das Buch.
„So, dann wollen wir mal schauen. Wie war der Name nochmal?“ Als Solveg ihn erneut erwähnte, musste er unwillkürlich zucken und fuhr sich wieder über seinen Aquamarinring. Bitte nicht. „Ah, hier hätten wir es.
Nikola Brov – Wurde in seiner Kammer tot aufgefunden. Nach einer Untersuchung durch Meister Henry wurde festgestellt, dass der Tod nicht natürlich eintrat, sondern durch Magieeinwirkung. Mörder nicht gefunden. Die Magie konnte nicht genau zugeordnet werden, doch Adanosmagie erscheint logisch Das... verwundert mich“, kam es vom Priester nach einem Moment. Es war das eingetreten, was er geahnt hatte: Er hatte Meister Henry damals geholfen bei der Untersuchung und war in einen tiefen Konflikt gefallen. Er schaute zu Solveg auf. Das musste er ja nicht wissen.
„Es ist selten, dass wir solche Fälle haben, meist sind es Unfälle beim Training.“ Hier aber gewiss nicht. „Man könnte es natürlich auch in euerm Zusammenhang sehen“, fuhr er nun wieder vollkommen gefasst fort, „doch ist dies vor Jahren passiert. Wieso meint ihr, dass ihr euch in einer ähnlichen Situation wiederfindet?
Und wisst ihr genaueres darüber, wonach er auf der Suche war? Und wonach ihr scheinbar auch sucht? Denn eure Aussage ist, nun ja, schwammig. Es klingt fast so, als ob in Al Shedim oder speziell bei uns Wassermagiern ein Mörder herumläuft oder jemand etwas zu verstecken hat.“
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