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„Erstaunlich. Obwohl der Bach recht schnell fließt und auch unregelmäßig, so dass das Einschätzen der Geschwindigkeit eigentlich schwer fallen müsste, hast du das ohne Probleme geschafft. Ich gebe zu, ich hätte nicht gedacht, dass das bei dir gleich auf Anhieb so gut klappt...“, gestand der Rotschopf, als er bei seiner Schülerin angekommen war.
Gemeinsam sammelten sie kurz darauf die kleinen Boote und Dragenys Pfeile wieder ein, an einer Stelle, wo alles wie Lando erwartet hatte am Eis hängen geblieben ist.
„Ich wüsste nicht, wie viel Sinn es machen würde dich die Übung noch einmal machen zu lassen...“, bemerkte Lando und sah Drageny an, „...außerdem müssen die Federn an deinen Pfeilen erst wieder trocknen.“
Lando kratzte sich ein wenig nachdenklich am Kinn.
„Also im Ernst, nach dem heutigen Tag weiß ich nicht, ob ich dir noch irgendeine große Herausforderung stellen kann... außer vielleicht eine letzte. Das mache ich praktisch bei jedem meiner Schüler. Zum Abschluss gibt es eine Jagd. Morgen, so früh es geht brechen wir auf. Was sagst du dazu?“
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Fast wäre Drageny die Kinnlade herunter geklappt. Vielleicht hätte sie am Anfang die Boote nicht so nah kommen lassen sollen. Aber wer weiß? Vielleicht war sie nun schon im Umgang mit dem Bogen so geübt, dass sie keine Angst vor Herausforderungen haben braucht.
„Eine Jagd?“ fragte sie neugierig. Sie war noch nie jagen. Sie hatte jedoch auch nie das Bedürfnis dazu verspürt, die Wildschweine, die es in der Taverne zu essen gab, selbst zu erlegen. Wozu gab es schließlich Jäger? Na ja, wie Lando wollte.
„Was ich davon halte? Es wird nicht meine Lieblings Beschäftigung sein, aber du bist der Lehrkörper.“
Wenn ihr Lehrmeister es für richtig hielt, dann würde sie wohl oder übel mit ihm auf die Jagd gehen. Da stellte sich natürlich die Frage, was sie jagen würden. Ein Wildschwein wäre natürlich nicht schlecht, dann könnte es abends lecker Braten für sie und Lando geben.
Da es schon recht dunkel war, schlugen die beiden den Heimweg ein. „Sollen wir noch ein Met in der Taverne trinken gehen?“
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Leise duckte sich Lando hinter den Fels und wies Drageny mit dem Finger auf die Ebene vor ihnen zu sehen. Eine große Gruppe Wollbisons überquerte sie gerade, auf der Suche nach Schutz und einem geeignetem Platz für die Nacht. Es waren etliche Tiere, Wollbisons gehörten zu den Tieren, welche die größten Familien hatten. Ein paar Junge hatten sie auch dabei, die am Rande der Gruppe immer wieder herum tollten und von ihren Müttern mit einem Rufen wieder zurück zur Herde gelockt wurden. Der junge Nordmann lächelte breit. Es war immer wieder ein wundervolles Gefühl solche Werke der Natur beobachten zu dürfen.
Aber die Wollbisons waren nicht ihr Ziel. Ein solches Tier würden sie vielleicht erlegen, aber niemals zu zweit in den Clan zurück bringen können.
Das Ziel, dem sie seit einiger Zeit auf den Fersen waren, war eine kleine Gruppe Rehe. Auch wenn Drageny auf ein Wildschwein oder etwas ähnliches gehofft hatte, Wildschweine kamen selten von Myrtana nach Nordmar, vor allem nicht im Winter. Wenn sie es taten waren es Ausnahmen, für gewöhnlich waren sie jedoch kaum in Nordmar anzutreffen. Also ein Reh. Der Standard vielleicht, auch wenn so eine Jagd auf Wollbisons einen gewissen Reiz gehabt hätte, dafür hätten sie mehr Leute gebraucht.
„Die Rehe sind von den Bisons vertrieben worden. Ihr Sinne sind sehr sensibel, sie müssen die Tiere von weitem gehört, gerochen oder gespürt haben...“, Lando sah sich suchend um, „...ich kann abschätzen in welcher Richtung sie sich versteckt halten. Komm.“
Der Jäger schlich weiter, Drageny folgte ihm.
„Also... du kennst die Abmachung. Ich werde das Reh fachgerecht verarbeiten und dir in den Clan tragen. Aber erlegen musst du es ganz allein, da mache ich keinen Finger krumm. Das ist immerhin deine Aufgabe...“, rief er Drageny noch einmal in Erinnerung, was sie abgesprochen hatten, als sie die Rehe fanden.
Drageny schien verstanden zu haben. Schweigend wanderten sie weiter, bis Lando langsamer wurde und Drageny andeutete kurz zu warten. Er schlich sich an ein Dickicht heran, das nicht sehr groß war. Dahinter sah er sie. Vier erwachsene Rehe und ein Junges. Er winkte Drageny zu sich und legte den Finger an die Lippen, bedeutete ihr leise zu sein.
„Siehst du das Junge?“, hauchte er so leise er nur konnte, „Es lehnt sich an dieses Reh. Das ist die Mutter. Verschone sie und das Junge. Such dir ein Ziel bei den anderen drei Rehen.“
Drageny nickte, schien verstanden zu haben. Lando hatte seinen Bogen zwar gespannt, aber nur zur Verteidigung, falls sie irgendwo in der Wildnis auf Säbelzähne oder ähnliches gestoßen wären. Diese Jagd war Dragenys Jagd und er hatte nicht vor sich ein zu mischen.
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Bevor Drageny Pfeil und Bogen zur Hand nahm, studierte sie genau ihre Opfer.
Zuerst fiel ihr Blick auf das kleine Reh, es hatte noch nicht ganz die Punkte verloren, die ganz junge Rehe auf ihrem Fell trugen. Es zu töten hätte sie nie übers Herz gebracht. Zu klein, zu unschuldig und zu goldig wirkte das Kleine.
Dann betrachtete die Orktöterin die Mutter. Sie schien aufmerksam die Umgebung zu beobachten, immer auf der Suche nach einer Gefahr für ihr Junges. Der Wind stand gut, sodass die Mutter Lando und Drageny nicht wittern konnte. Man merkte, dass Lando dies nicht zum ersten Mal machte.
Den beiden anderen Rehen konnte sie kein Geschlecht zuordnen. Gemütlich scharrten sie mit den Vorderhufen ihm Schnee, um an das verborgene Gras zu kommen.
Die ganze Szenerie schien unglaublich friedlich, nahezu idyllisch. Wenn der Wind nicht drehte und Drageny sich nicht durch irgendwelche Geräusche verriet, würde es ein Leichtes sein, eins der Rehe zu erlegen.
Vorsichtig fischte sie einen Pfeil aus dem Köcher, um ihn daraufhin anzulegen und auf eins der zwei Rehe zu zielen.
Doch wohin sollte sie bitteschön schießen? Schnell ging sie alle Körperteile, die so ein Reh hatte, im Kopf durch und entscheid sich für das Bein. Nein, den Kopf. Nein, den Hals. Ja, den Hals wollte sie treffen.
Sie wollte grade den Pfeil abschießen, da fiel ihr ein, dass die Tiere wohl flüchten werden, sobald eins getroffen wurde. Sie dachte kurz nach und legte dann den Pfeil zwischen die Lippen, um einen neuen Pfeil aus dem Köcher heraus zu ziehen. Mit dem wollte sie schießen, und den Pfeil in ihrem Mund wollte sie nicht etwa essen, nein, er sollte das zweite Geschoss sein.
Ein weiteres Mal legte Drageny nun den Pfeil an und zielte auf den Hals eines der Tiere. Jetzt musste alles ganz schnell gehen.
Sie schoss und verfolgte den Pfeil gar nicht mit den Augen. Sie hörte nur, wie er den Bogen verließ und durch die Luft sauste. Dann traf er irgendetwas, doch was?
Blitzschnell spuckte Drageny derweil den Pfeil aus und legte ihn ein. Erst jetzt sah sie, dass die Rehe erschrocken aufgesprungen und dabei waren zu flüchten.
Ohne groß Zeit zum Zielen zu haben, schoss Drageny auf das Tier, das den Pfeil im Hals stecken hatte. Sie traf das linke Vorderbein, fast in der Kniekehle. Noch eine Daumenbreite weiter und sie hätte den Pfeil im Schnee versenkt.
Erschrocken knickte das Tier ein und schaute sich Hilfe suchend um. Seine Artgenossen schauten es einen Moment verwirrt an, doch dann beschlossen sie zu fliehen.
Das verletzte Reh versuchte den anderen hinterher zu humpeln, doch es war zu langsam.
Ein weiteres Mal hieß es schnell sein, schließlich sollte das Tier nicht allzu lange leiden.
Drageny warf den Bogen zur Seite und nahm ihr Schwert zur Hand. Wie lange hatte sie es nun schon nicht mehr gebraucht?
Routiniert stach sie dort zu, wo sie die Hauptschlagader des Tieres vermutete, sodass es vom Leiden erlöst wurde.
„Puh, war das hart.“ Sagte sie zu Lando, der hinter ihr aus dem Gebüsch kam. „Ich hoffe, das Reh ist jetzt richtig tot. Ich hab leider keine Ahnung von den Tieren.“ Hilflos zuckte sie mit den Schultern und sah auf das Reh hinunter.
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Lando kniete sich neben dem Tier in den Schnee, prüfte kurz, stellte fest, dass es durchaus recht tot war, entfernte Dragenys Pfeile und reinigte die Spitzen etwas im Schnee vom Blut.
„Es wird spät. Wir sollten den Rückweg mit unserer Beute einschlagen. Bevor ein ungebetener Gast das Blut riecht.“, meinte der junge Mann und band die Vorderläufe und die Hinterläufe mit jeweils einem Lederband zusammen.
Er hob das Tier an und legte es sich über die Schultern. Es richtig ausnehmen konnte er im Clan noch. Und das war ihm auch allemal lieber, als nachts in der Wildnis von einem Säbelzahn überfallen zu werden.
„Du beherrschst deinen Bogen. Wie ich es bereits anderen Schülern vor dir gesagt habe: der Rest ist Übung. Dabei kann ich dir nicht mehr viel helfen. Du solltest regelmäßig am Übungsplatz vorbei schauen, um zumindest die Zielscheiben zu malträtieren, wenn du im Clan in der Taverne sitzt. Damit das nicht wieder alles einrostet. Und wenn du mal jemanden zur Jagd brauchst oder so... kannst du dich gerne an mich wenden. Aber soweit ich das sehe gibt es nicht mehr viel, was ich dir beibringen kann. Solltest du doch mal irgendwann eine Frage haben, kannst du dich auch an mich wenden. Aber fürs Erste denke ich, ist deine Ausbildung erst mal abgeschlossen.“, meinte Lando lächelnd.
Gemeinsam mit Drageny stapfte er, etwas schnelleren Schrittes, gen Hammerclan zurück.
„Leg ein wenig zu, ich möchte so bald wie möglich wieder im Clan sein... nachts gehen die Säbelzähne auf Jagd, sie werden das frische Blut sofort wittern. Und mit so einem Vieh will ich mich ehrlich gesagt nur im Notfall anlegen...“
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Weißlich dicht, grau und kalt verzog sich das Panorama vor Tenebricus Augen hin und her. Auch wenn es nun seine Zeit gedauert hatte waren sie endlich angekommen. Er war froh, nicht nur darüber dass er es geschafft hatte, sondern auch darüber, dass die anderen Pfeifen es geschafft haben. Bis auf Verdon, bei diesem verwunschenen Krüppel hatte der Maler ja eigentlich gehofft ihn tot im Schnee liegen zu sehen, von Frost und Wetter überwältigt. Und dennoch hatte dieser Kauz es geschafft, trotzte der eisigen Kälte, dem groben Wind, der um's Gesicht bließ. Fehlten eigentlich nur noch die Eiswölfe, doch Deloryyan dieses Schlitzohr stellte es wirklich so an, dass sie sicher und wohlbehütet in das Kloster kommen konnten. Nun ja, nichtsdestotrotz konnte es endlich weitergehen. Die Nacht hatte sich jetzt schon gänzlich über das Land gelegt und überließ der Diebestruppe einen kurzen Moment der Abgeschiedenheit, Zeit genug um sich einen Moment zu besprechen.
"Nun, meine Freunde," sagte Bricus, lachte einen Moment und ließ seinen Blick durch die Runde tigern," wir sind angekommen. Im tiefsten Nordmar, weit weg von der restlichen Welt, welcher Ort würde besser geeignet sein ein Artefakt solch imenser Macht zu verschließen als dieser? Tage lang kämpften wir uns durch die Kälte, und nun sind wir endlich da. Ich möchte keine großen Worte verlieren. Jeder von euch wird einen oder mehrere Aufträge bekommen. Wenn alles so weit ist, schlagen wir zu. Es ist von elementarer Wichtigkeit dass wir alle auf einen Stichtag zuschlagen, bevor einer der Magier Alarm schlägt. Also: Verdon hat mir die geheime Technik gezeigt, mit der man selbst magische Schlösser öffnen kann. Und dafür benötigt es einen Gegenstand des Magiers, der das Tor verschlossen hat. Perfekt wäre vor allem so etwas wie ein Armreif, der viel Hautkontakt mit dem Magier hatte, und die Spuren der Magie beinhaltet. Leider kann ich euch noch nicht sagen, wer diese Magier sind, also werdet ihr sie selbst finden müssen. Verdon gab mir jedoch die Information, dass es auf keinen Fall mehr als vier sind, jeder von uns macht sich also auf die Suche und beobachtet seinen Magier. Versteht ihr? Er wird beobachtet, denkt in den nächsten Tagen nach wie ihr es anstellt und dann lasst uns weitersehen.."
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"So, ersteinmal Entschuldigung für das lange Schweigen." sprach der Nordmann, als sie bei einer altbekannten Klippe über dem Trainingsgelände, welches Silmacil seinerzeit selber aufgebaut hatte. Der Hammerclan war keinen Stundenmarsch entfernt, und doch konnte men ihn von ihrer jetzigen Position aus nicht sehen.
"Wir steigen von hier nach dort unten ab.Vorsicht, die Felsen sind rutschig und teilweise mit Eis überzogen. Dies wird eine harte Probe für dein Geschick und deine Beweglichkeit.
Hier, bind dir das Hanfseil um die Hüfte, sonst stürzt du mir noch am Ende ab."
Silmacil band sich seinerseits sein Ende um den Körper, und machte sich an den Abstieg.
Eisig kalt stach das dünne Eis über dem scharfkanntigen Fels in seine Hände, und schon bald waren sie rot und taub vor Kälte und Belastung.
Doch der Boden kam immer näher. Wenn jetzt nichts mehr schieflief, würden sie es sicher bis unten schaffen.
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Jetzt war es aber von allerhöchster Dringlichkeit, dass Rethus endlich an vernünftige Kleidung kam. Seine Widerspenstigkeit gegenüber so mancher Kälte oder Hitze ging zwar reichlich weit. Aber diese verdammt kalten Felsen, spitzen Steine und hervor ragenden Eiszapfen stahlen ihm das Gefühl in der ganzen Hand.
Silmacil hatte ihn bis zu steilen Bergwand geführt. Schon von oben aus konnte man die schwierige Hürde bei dieser Aufgabe erkennen. Es sah nicht nur steil aus, sondern auch verdammt rutschig. Die Übungen am Baumstamm zielten also daraufhin, dass er sowohl allgemein balancetechnisch auf Objekten als auch über rutschiges Material laufen konnte, die nicht besonders viele Ausfallschritte versprachen. Da wurden gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Denn nun musste er beweisen, dass er sich auch auf rutschiger Oberfläche halten konnte. Und das war nicht wirklich leicht, zumal sich alles um ihn herum ziemlich kalt anfühlte. Schlimmer, das zerrende Gefühl der Kälte legte nahezu alle Lebensvorgänge in seinen Händen und Füßen lahm. Der restliche Oberkörper hielt sich dagegen ziemlich warm, da er ständig seine Kräfte ausbalancieren musste und somit ständig in Bewegung und hin und wieder Muskelanspannung verblieb. Es war ein ekliger Gegensatz, wenn der Rest des Körpers so kochte, dass man am liebsten oberköperfrei weiterklettern wollte, während die Hände und Füße vor Kälte erstarrten.
Silmacil kletterte in einer Geschwindigkeit hinab, bei der man befürchtete, dass der Akrobat senkrecht zur Wand entlang spazierte, ein ulkiger Gedanke. Rethus tat alles, was in seiner Macht stand, um weiter zu kommen. Sein Ehrgeiz hielt ihn auf Trab. Zwei Male rutschte er fast ab. Glücklicherweise gab es noch genug Leben in seinen Händen, dass sie ihn trotzdem vor einem Sturz bewahrten. Der Meister erreichte natürlich viel früher als der Schüler den Boden. Dieser kämpfte damit, einen richtigen Absatz für jeden Schritt zu treffen. Schließlich könnte bei jedem weiteren Zug ein Stein abbröckeln oder eine Oberfläche war so schräg, dass er an ihr abrutschen konnte. Wie gesagt hatte er das ja jetzt schon zwei Mal durch. Glücklicherweise hielt ihn das Seil um seinen Rumpf fest. An einen Absturz war nicht zu denken.
Endlich erreichte er den verschneiten Boden. Silmacil trat zu ihm heran…
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"Okey, soweit so gut." erklährte der Nordmann seinem Schüler, während er sich das Sicherungsseil vom Rumpf löste.
"Du hast bewiesen, dass du dich auf rutschigen Oberflächen halten kannst, wenn genug Platz da ist, dass du dein Gewicht ausgleichen kannst.
Doch wie sieht es aus, wenn du nur sehr wenig Platz hast, und es nicht ausgleichen kannst wenn du einen falschen Schritt machst?"
sprach Silmacil, und ging mit Rethus in eine der kleinen Höhlen, wo schnell ein Feuer entfacht war.
"Wärm dich erstmal kräftig auf, dann gehen wir zur nächsten Übung über."
Silmacil holte aus seiner Tasche ein wenig Speck und Brot herraus, steckte beides auf einen Spieß und hielt es übers knackende Lagerfeuer.
Schweigend verspeisten sie das Mahl, dann führte Silmacil ihn auf das Gelände, wegen dem sie überhaupt hier hinabgestiegen waren.
"Du fragst dich vieleicht, warum wir hier in die Einöde gegangen sind um zu klettern, obwohl der Hammerclan doch selbst so außergewöhnlich gute Kletterstrecken hat... nun, ich habe hier vor einer ganzen Weile einmal dieses Übungsgelände für Schüler wie dich aufgebaut."
Inzwichen waren sie angekommen, gut versteckt unter einem Felsvorsprung war ein kleines Wäldchen aus knapp 2 Meter hohen Pfosten aufgebaut.
Jeder dieser Pfosten, übermannshoch hatte nur eine etwa Handtellergroße Fläche aum oberen Ende, und stand in einem zwischen einem halben und anderthalb Metern Abstand zueinander. Eine dünne Eisschicht bedeckte die Pfosten, und eine Doppelreihe immer kleiner werdender Pfosten bildete so eine Art Treppe zu dem Trainingsgelände hinauf.
"Keine Bange, selbst wenn du fällst wirst du dir nicht wehtun, unter dem Schnee da am Boden ist ein riesiger Haufen Heu aufgeschüttet."
beruhigte Silmacil den leicht entsetzt dreinblickenden Rethus.
Behände setzte der Krieger seinen Fuß auf den kleinsten der Pfosten, und stieg die "Treppe" hinauf, bis er auf dem hinteren Ende des Trainingsgebietes stand.
"Deine Aufgabe ist zunächst einfach.
Steig hinauf, und berühre mich. Später wirst du noch lernen dich hierrauf schnell zu bewegen, ja gar zu kämpfen, doch das ist dann wirklich eine Sache für weit Fortgeschrittene."
Silmacil sah auf Rethus hinunter, der am Fuße des Trainingsgeländes stand.
Er war gespannt, wie sich der Schüler diesen schwierigen Bedingungen anpassen können würde, selbst für Silmacil war es keine Kleinigkeit sich auf diesen eisigen Pfählen schnell zu bewegen.
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Wäre er nicht auf das grüne Gift angewiesen, so hätte er Tenebricus und seine Speichellecker sofort vom nächstbesten Rudel Eiswölfen entsorgen lassen, stattdessen jedoch hatte Deloryyan das Pack mitten in die Höhle des Löwen selbst führen müssen, in das Bergkloster Nordmars. Als ob er also nicht schon genug Probleme am Hals hatte, konnte er sich nun wenigstens entscheiden, ob Tenebricus Gift oder ein Urteil der Magier sein Ende würde. Zumindest hatte es den Anschein, dass alle hier Anwesenden, von dem alten Krüppel, ein Wunder, dass er die Reise überhaupt überlebt hatte, vielleicht mal abgesehen, ein Puzzleteil im Spielchen dieser Ratte darstellte, so auch der Nordmann. Dies war wohl sein letzter Trumpf, wollte er aus dieser Sache doch noch heil herauskommen.
Nun jedoch musst er sich an eine der Rotkutten heranhängen, um ihr einen persönlichen Gegenstand abzunehmen, welcher scheinbar einer der Schlüssel zu einem wertvollen Gegenstand war, was auch immer dies sein mochte. Tenebricus Versessenheit auf das, was das Kloster in seinen tiefsten und geheimsten Kammern verbarg, die sicherlich nicht von irgendwelchen Anfängern bewacht wurden, war eine große Schwäche. Wenn sie es überhaupt schafften, lebend in dessen Nähe zu kommen, war der Zeitpunkt der Vergeltung nahe...
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Oh, Nordmar, oh du wunderbares Land im Norden.
Naram blieb kurz stehen und ließ sich die Schneeflocken ins Gesicht fallen. Es fühlte sich an wie Ambrosia oder ein guter Grog nach einem kalten Arbeitstag. Es war einfach wunderbar. Sie hatte diesen Landstrich so vermisst und Angst gehabt, ihn vielleicht nie wieder zu sehen, doch vor zwei Tagen haben sie es endlich erreicht.
Nachdem sie mit dem Schiff in Vengard angekommen waren, haben sie sich gleich auf den Weg gemacht und sind an der Küste entlang an Faring vorbei. Zwar war dies nicht die sicherste Strecke, doch kamen sie ohne Zwischenfälle weiter und irgendwann fiel auch die erste Schneeflocke.
Ab diesem Moment wusste Naram, dass sie bald wieder zuhause waren.
Zuhause im Hammerclan. In ihrer Hütte Bei ihrem Kamin.
Hoffentlich hatte Colodis die Möbel schon reingestellt. Sie freute sich auf guten Nordmarer Met und Nordmarer Nebelgeist.
Auf die Taverne, den Trainingsplatz, einfach auf alles.
Mit einem guten Gefühl in ihrem Herzen schloss sie wieder bei Kalyvala und Byggwir auf. Ihr ging es einfach gut.
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Das Lagerfeuer und Naram wärmte sich ihre Hände an der Hitze der Flammen. Es war eine ganz angenehme Wärme, nicht so wie diese verdammte Hitze in der verdammten Wüste. Nein, dies war eine schöne, geborgene Wärme. Gepaart mit der Kälte im Rücken war es einfach dieses Gefühl eines Nordmarer Abends so wie Naram es mochte.
Ganz entspannt streckte sie ihre Beine aus und begann sich einen Sumpfkrautstengel zu drehen. Es war schon etwas länger her, seit sie etwas von ihrem Kraut geraucht hatte, denn in der Wüste war es einfach zu heiß gewesen.
Diese Hitze.
Es schüttelte sie jedesmal wieder wenn sie daran dachte wie es in der Wüste gewesen war. Nur Beliars Reich könnte schlimmer sein. Doch nun war sie wieder in Nordmar und der Hammerclan war ganz in der Nähe. Wennsie am kommenden Morgen früh loszögen, würden sie den Clan warscheinlich gegen Nachmittag erreichen.
Narams Herz ging auf und sie zündete sich den Sumpfkrautstengel an.
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Kloster Innos'
»Ah, zu solch' später Stund' schenkt Innos uns noch einen Gast?«, übertönte die Stimme des Torhüters des Klosters das Rauschen des Windes, welches hier oben zu einem ständigen Begleiter wurde, eine permanente Tonlage bildete die irgendwann vergessen war. »Woher kommst Du, Reisender?«
»Vengard«, lügte Vryce wie gedruckt und neigte leicht den Kopf vor dem Feuermagier, legte die Miene eines Frommen auf. Der Erwählte schluckte den Köder und zeigte ein freundliches Grinsen. »Ich möchte hier oben etwas Ruhe und Abgeschiedenheit genießen.«
»So sei es Dir erlaubt, mein junger Freund.«
Ungläubig ob dem Gedanken, es so einfach in hinter diese Mauern geschafft zu haben, lief Vryce an dem Magier vorbei, das Gesicht von einem dümmlichen Grinsen der Art Was zur Hölle war das eben? geziert. Als er sich in dem windstillen Mittelgang befand, lehnte sich der Reisende an die kühle, alte Steinwand und atmete tief durch. Der Weg hier hin war eine Mischung aus Leichtgläubig- und Ziellosigkeit gewesen. Ein Mann in Faring hatte ihm eine Wegbeschreibung angedreht, die Vryce bis in dieses gottverlassene Land gelockt hatte, welches den Namen Nordmar trug. Eine ekelhafte, kalte, monotone Einöde. Das hier sogar außer diesen Greisen im Kloster auch die kräftigen Nordmänner der Clans leben sollten, wollte der junge Südländer einfach nicht glauben. Aber es stimmte wohl.
»Nun Vryce«, murmelte der Mann sich zu, »glaube nie wieder jemandem, der das Gespräch mit Grüße von unseren gemeinsamen Freunden beginnt, während du sturzbetrunken bist. Ganz schlechter Einfall.«
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Lehrling
"ARGH"
Der Wutschrei kam aus einer kleinen Höhle in Nordmar. In dieser Höhle saß Roe Thar, von der auch der Schei ausgegangen war. Ein kleines Feuer brannte vor ihr und ein totes Reh lag daneben.
Die Orkfrau war mal wieder wutgeladen. Durch den Schnee hatte sie den Weg nach Faring nicht finden können und nun saß sie wieder in dieser verdammten Höhle in die sie vor einiger Zeit geflüchtet war, als die Morra's ihre Begleiter abgeschlachtet hatten. Nur sie konnte entkommen und nun saß sie hier in dieser Höhle und ärgerte sich.
Vor Wut riss sie dem Rehkadaver eine Keule herraus und hielt sie über das Feuer um sie zu braten. Das Reh hatte sie mit einem schweren Ast erschlagen, denn ihre eigentliche Waffe hatte sie auf der Flucht verloren.
Ein schwerer Ast. Eigentlich eine beschämende Waffe für einen Ork. Noch viel beschämender war dies durch die Tatsache, dass Roe Thar Schmiedin war. Sie war in der Lage todbringende Orkwaffen herrzustellen. Doch wie ohne Amboss, Esse und Werkzeug?
Sie musste hier raus, denn lange konnte sie hier nicht mehr in diesem verdammten Nordmar bleiben. Es war Zeit für sie, sie nach Fahring zurückzugehen und dort vernünftig kämpfen zu lernen. Denn nocheinmal wollte sie nicht wieder vor den Morras flüchten.
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Kloster Innos'
»Magst du etwas essen?«
»Erzähl uns Neues aus der Heimat.«
»Begleite mich zum Gebet, mein Freund.«
Feuermagier, dachte Vryce verächtlich und erwehrte sich meisterhaft der ganzen Fragen, Bitten und Aufforderungen. Er war hier nicht als Pilger gekommen, sondern als Typ, der sich von jemandem ordentlich hinters Licht hatte führen lassen. Unfreiwillig, das war sein Aufenthalt. Nur war es freilich nicht ratsam, dies diesen Magiern und Mönchen aufs Auge zu drücken, denn das damit verbundene Ungemach mochte sich der Südländer gar nicht mal vorstellen.
Die meiste Zeit verbrachte der junge Mann deshalb entweder in der Schlafsaal für Gäste oder auf dem Hof des Klosters, wo er sich einige Goldmünzen verdiente, indem er den Feuermagiern hier und da unter die Arme griff. Alles geplant, alles so gewollt. Er mochte zwar diese weltfremden Idioten nicht, aber dafür hatten sie wohl eine Ordenskasse, die sich sehen lassen konnte. Klar, aus diesem Grund war der Glaube an Innos auch eine Art Weltreligion.
»Und das Witzige ist«, murmelte Vryce sich selbst zu, »dass die ganze Kohle dort unten in Vengard auf einen neuen Besitzer wartet oder zumindest auf jemanden, der sich etwas daran bereichern möchte. Auch Goldmünzen und Silberkelche wollen mal die Welt sehen.«
Dennoch ... Irgendetwas musste hier passieren, denn ein Gefühl von Langeweile kroch dem Südländer in den Kopf. Irgendwas musste man hier doch anstellen können ...
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Unweit Farings
Die kalte Luft des Nordens, der Berge - sie roch nach Abenteuern, nach Wildnis, nach Blut, nach der Jagd. Der Schwarzork blickte in die Ferne, hoch oben auf einem Bergkamm, während der Tross unterhalb im Windstillen am Feuer saß oder sich um Feuerholz zu kümmern hatte - sogar ein Morra war nun dabei, den er sogar kannte. Der Urkmakrieger schaute nur kurz herab, ehe er dann wieder an seiner Armbrust werkelte. Die Sehne wechselte er aus, da die Alte schon vieles verschossen hatte. In Nordmar würde er seien Fernwaffe sicherlich gebrauchen und war gespannt welches Ziel seine Bolzen treffen würden. Immer war er ruhmreich an Beute aus Nordmar zurück gekehrt und so Krushak wollte, auch dieses Mal.
Doch bis dahin hieß es eine Fährte in diesem weitläufigen Land zu finden. Selbst jetzt wo man nur einen Teil Nordmars sah, meinte man eine endlose Eiswüste zu sehe die von Bergen und Nadelwäldern geprägt war, während jede Nacht der Mond unter klarem Himmel auf alles hinab sah. Magisch war dieses Land, wenn man mit wachem Auge auf jenes sah und nicht die Gefahren bedenken musste.
Rudra kam den Bergkamm herauf geklettert und löste Tat'ank'Ka dann ab, nachdem er diesem die Punkte genannt hatte, die er im Auge behalten sollte. Er selbst stieg dann herab und bildete die Feuerwache, die immer Blickkontakt zur oben am Bergkamm angesetzten Wache zu halten hatte. Zwar war es gewöhnlich mehr die Aufgabe der Späher sowas zu machen, aber unter diesen Umständen und de Reisebegleitern, sah es der Urkma als Pflicht diese Rolle einzunehmen. Er war der wohl erfahrenste Jäger, kannte die Berge wie Gorbag und wusste dank der Berge in Khorinis, wie man Großwild jagt.
Mit Gorbag und Brosh wechselte er ein paar Worte, gab seine Gedanken Preis wo sie beginnen sollten und was sie für Möglichkeiten hätten - immerhin jagten sie Jäger die ständig auf der Jagd in Nordmar waren. Den Heimvorteil besaß klar die Beute. Doch musste man letztlich Situationsbedingt handeln und die Taktik erwägen. Einzig der Bau eines Jägerlagers im Gebiet wo sie die ersten Spuren finden würden, war ein guter und richtiger Ansatz.
Was der Orkschamane und dieser Lugdrub konnten wusste er nicht, ebenso dieser Malagnis und solang dies nicht klar war, solang sah der Urkma sie mehr als Last wie das ganze Material.
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Nordmar.
Immer wieder führte der Dienst für die Klinge Gorbag in die alte Heimat, doch diesmal verspürte er nicht mehr den Zauber des wieder Heimkehrens. Zu oft hatte er in den letzten Monden im Schnee der Berge gekämpft. Nun, erneut wegen einem Auftrag hierher geführt zu werden, war mehr ein Ärgernis als eine willkommene Rückkehr.
Mit dem Krush Tarach in beiden Pranken stapfte Gorbag über den knirschenden Schnee. Der helle Untergrund leuchtete im Licht des Mondes und keine Wolke versperrte in der sternenklaren Nacht das Durchdringen der Strahlen der großen Kugel. Kein Tier war zu sehen, kein Laut zu hören. Nur das entfernte Stampfen des Mammuts einige Schritte hinter dem Elitekrieger war zu hören. Gorbag hatte sich zur Vorhut gemeldet und schritt dem großen Tier des Kriegsherrn voraus, während Tat und Rudra irgendwo im Umfeld durch das Gestrüpp schlichen. Viele der Bestien Nordmars würden von dem schwarzen Häuptling Broshs eingeschüchtert und vertrieben werden, doch die Morras würde das große Tier anziehen. Auch die Ungetüme, die es zu jagen galt, zählten zu den Jägern, die eine so fette Beute nicht ausschlagen würden. Vorsicht war also geboten.
Gorbag betrachtete misstrauisch die dicht beieinander vor sich hinwuchernden Dornenbüsche. Ab und an nahm sich der Elitekrieger Zeit, mit seiner Hellebarde das Gesträuch zu durchstoßen, um sicher zu gehen, dass sich kein lauerndes Wildtier dort versteckte. Nebenbei hielt er nach einem geeigneten Rastplatz für die Nacht Ausschau, denn mit dem schwerfälligen Mammut in der Gruppe war es eine dumme Idee, in der Dunkelheit weiter zu marschieren. Das Biest würde noch irgendwann straucheln und dabei den Kriegsherrn unter sich begraben...keine schöne Vorstellung.
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So langsam machte sich Silelen wirklich Sorgen.
Silmacil war vor einigen Tagen in die Wildnis ausgezogen, und bis jetzt hatte es weiter kein Lebenszeichen mehr von ihm gegeben.
"Ich meine, wie kann man nur so unvernünftig sein?
Wenigstens Bescheid sagen hätte er ja können, oder auch noch ein paar weitere Leute mitnehmen, als diesen Wildfremden Kerl, der angeblich sein Schüler werden wollte.
Wer weiß, was in der Zwischenzeit passiert war?
Nun? Siehst du: KEINER!
Warum nur musste dieser Dickschädel immer auf eigene Faust handeln?
Naja, erstmal zusehen, dass er wieder auftaucht und ihm nichts weiter passiert ist."
dachte sich Silelen stumm in ihrem Hinterkopf, wärend sie mit Fellen eng umschlungen durch die Eiswüste Nordmars stapfte.
Es war schon verrückt, wenn man genauer darüber nachdachte... sie, das kleine Mädchen von Al Shedim suchte HIER in dem frostigen Hochgebirge Nordmars nach einem hünenhaften Nordmann und spielte sich auf, als wäre sie die Einheimische, und nicht der von ihr Gesuchte...
Je mehr Silelen diesem Gedankengang nachfolgte, desto sicherer war sie sich, einen großen Fehler begangen zu haben, einfach auf sich alleine loszuziehen, ohne genau zu wissen wohin eigendlich.
Doch zum Umdrehen war es längst zu spät, selbst wenn der Schneefall und der Wind die Sicht nicht so stark behindert hätten, zweifelte Silelen daran, den Weg zurück noch finden zu können.
Sie hatte sich schlicht und ergreifend verlaufen...
Langsam durchdrang die Kälte auch die dicksten Fälle, die sich die Nomadin übergeworfen hatte, und obwohl sie schon Monatelang in dieser Eiswüste zu Gast war, konnte sie ein starkes Frösteln nicht länger unterdrücken.
Wie groß war ihre Freude, als sie in einer nahen Felswand eine Höhle entdeckte, aus der Feuerschein schimmerte.
Doch da hatte sie noch keine Ahnung, was sie drinnen erwarten würde...
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Lehrling
Diese Kälte, diese verdammte Kälte.
Roe Thar hatte sich in eine Ecke gekauert und versuchte sich an dem Feuer zu wärmen. Doch die Kälte war verdammt zährend.
Seit zwei Tagen hatte sie nichts mehr gegessen. Sie war keine gute Jägerin und somit musste sie meißt nach Aas oder kranken Tieren suchen, doch die Wölfe waren meist schon vor ihr da. Diese verdammten Kreaturen. Zwar waren sie auch Diener Beliars, doch fühlte sich Roe Thar wichtiger als sie. Doch ein ampf kam für sie nicht in Frage. Mit dem schweren Ast könnte sie eventuell einen oder zwei von diesen Mistviechern erledigen, doch gegen mehr würde sie keine Chance haben.
Sie kroch etwas näher an das kleine Feuer herran und versuchte sich zu wärmen. Entweder würde sie bald aufbrechen und versuchen nach Fahring zu kommen, oder sie würde hier enlendig verrecken und in Beliars Reich eingehen. Doch was wäre dass für ein Tod? Nicht durch die Klinge eines Morras, in einem Kampf den sie für ihren schwarzen Herren kämpfen würde, sondern elendig wie eine Ratte in dieser Eiswüste verreckend.
Plötzlich vernahm sie mit ihrem guten Ohr ein Geräusch ausserhalb der Höhle. Was war das? Ein Tier? Oder gar ein Morra?
Völlig ausgelaugt sprang sie auf und griff ihren schweren Ast. Wenn sie schon ihrem Tod ins Auge blicken würde, so würde sie dies nicht kampflos machen. Mit der Keule in der einen Hand und einer Fackel in der anderen wartete sie auf das, was ihre Höhle betreten würde.
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Mit orkischer Entschlossenheit marschierte die Karawane aus Faring durch den Schnee, der schon vor rund zwei Monaten gefallen war. Hier in Nordmar hatte der Winter wieder in all seiner weißen Pracht Einzug gehalten und das graue Land in eine unschuldige Landschaft verwandelt. Menschen – zumindest jene die nicht aus dieser Gegend stammten – hätten hier zu kämpfen. Eisige Kälte, schneidender Wind und kniehoher Schnee … Reisende würden hier lange Zeit brauchen. Nicht aber Orks. Die Kälte lag ihnen im Blut, der Wind erfrischte sie, der Schnee war kein Hindernis. Die Grünhäute waren in solch einer Umgebung – zu vielen Teilen sogar kälter – aufgewachsen. Ein Ork, der solche Temperaturen nicht ertrug, war schlicht und ergreifend kein Ork.
Lugdrub marschierte mit einem munteren Grinsen im Gesicht neben dem mächtigen Tier her, welches dem Obersten der Flammenfäuste gehörte. Brosh dar Urkma. Ein Ork, den man einfach zu kennen hatte. Selbst wenn man ein Mensch war. Ein Krieger durch und durch, taktisch veranlagt, cholerisch. Der Stolz jedes orkischen Fürsten. Und doch war eine gewisse Abneigung gegen diesen Vorzeigeork da. Den abwertenden, ja fast verächtlichen Seitenblick hatte der Schamanenlehrling nicht vergessen. Er würde ihn auch nicht vergessen. Kushluk hatte ihm bei der letzten Rast – im Schutze eines kleinen Kiefernwaldes – klar gemacht, dass man die Zorneslust bei einem mächtigeren Gegner so lange zurückhält, bis man ihm ebenbürtig ist oder stärker. Bis dahin, so Kushluk, sollte man ein freundliches Lächeln zeigen, dem Kontrahenten etwas vormachen.
Natürlich war dies nicht ehrenvoll und orkisch auf keinen Fall. Aber was kümmerte dies die Schamanen? Seit Jahrhunderten mordeten, vergifteten und vertrieben sich die Mitglieder der Kaste. Sie waren der schwarze, nicht zu entfernende Fleck auf der weißen Weste der orkischen Rasse. Jener Fehler des Schöpfers, jene undurchdachte Entscheidung dem Tier die Macht der Magie zu schenken.
„Meine Zeit wird noch kommen“, murmelte Lugdrub und lächelte, zeigte Reißzähne, verzerrte sein entstelltes Gesicht zu einer fast dämonischen Fratze. „Sie wird kommen.“
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