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Ali hatte keine Zeit zu verlieren. Kaum war er aus der Schmiede hinausgegangen, lief er schon zu seinem Karren, auf dem jetzt, ohne die 3 Goldsäcke deutlich mehr Platz war. Er schob die Bögen in die freie Stelle, sodass er die Rumfässer noch weiter in die Mitte schieben konnte und sie endgültig selbst vor dem tieftsten Schlagloch sicher waren. Er trieb seinen Esel an und kaum war er aus der Stadt herausgekommen, warf er einen Blick auf die Karte und gleichzeitig auf seinen Zettel.
"2 Kisten Gortharisches Erz, 10 Rotlichtlaternen, 100 Scavengerkeulen, 3 Kamele, 3 Schweine, 20 Seidenstrings, 50 Krummsäbel kann ich streichen.", murmelte Ali vor sich hin und warf nochmals einen Blick auf seine Karte.
Nach einer Denkpause zog er samt Esel und Karren in Richtung Al Aristo los. Dort würde er hoffentlich die Kamele aufkaufen können. Diese könnte er dann mit den Bögen und den Seidennegligés beladen, damit für die Schweine Platz im Karren war.
"Nach Al Aristo muss ich in Richtung Lago ziehen, dort hoffe ich auf ein paar Sumpfkrautschweine. Vielleicht finde ich dort sogar 100 Scavengerkeulen, die jemand loswerden will. Und das Geld für das alles, das werde ich wohl durch den Verkauf meiner Bierfässer erwirtschaften müssen. Ich arme Sau, hätte ich bloß nicht so viel Mist in Bakaresh angestellt. War ja auch eine Schnapsidee, 50.000 Goldstücke an einem Tag zu erwirtschaften. Was bleibt mir davon? 16.000 Goldstücke, der Rest ging an Zuben und seinen Handlanger. Als wäre das nicht schon schlimm genug, nein, er musste sich auch noch auf diesen Job hier einlassen und jetzt musste er dafür auch noch seine geliebten Bierfässer verkaufen. Hoffentlich passt Alberto wenigstens auf die Truhe hinter der Wand auf.", Ali war völlig in Gedanken versunken, als es Abend wurde und er immer noch Richtung Al Aristo unterwegs war.
Geändert von Ali von Ardea (02.11.2009 um 19:40 Uhr)
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Jetzt zahlte es sich aus, dass Kilijan seine Arbeiter immer gut behandelt und vergütet hatte. Innerhalb von nur zwei Stunden hatte er nicht nur den bärenstarken Ahmet und die vier anderen, die ihm beim Schmelzen geholfen hatten, zusammengetrommelt, sondern durch deren Beziehung auch noch drei andere Arbeiter und sogar noch zwei mit Schmiedeerfahrung ausfindig gemacht. Über den Arsenalwächter Ashat hatte er sich für eine Woche die Schleifsteine borgen können, die für die erst letztens in Al Shedim stattgefundenen Arenakämpfe gedient hatten. Sie hatten die Schleifbank und Kilijans Schleifsteine beiseite geschafft und so Platz für vier Schleifsteine in der Schmiede gemacht. Vier mussten draußen arbeiten. Einer der Arbeiter mit Schmiedeerfahrung war am Feuer abgestellt und tat nichts, als Rohlinge zu erhitzen, sodass die Schmiede nie auf ein heißes Werkstück warten mussten. Der andere, der einmal als Gehilfe eines Waffenschmieds gearbeitet hatte, übernahm es, die Arbeiter im Schleifen einzuweisen und jenen im Zweifel zu helfen. Kilijan hatte aus dem Arsenal ein Musterstück mitgebracht, die einfachste vorstellbare Form. Ahmet und er standen am Amboss, sie würden ihn sich teilen. Mit seiner großen Kraft und Standfestigkeit konnte Kilijan rechnen, das machte ihn zu dem besten Mann für den Job, die Rohlinge mit dem Gesenk und einem 10-Pfund-Fäusel auszulängen. Kilijan selbst würde die Feinschmiedearbeit übernehmen, die Krümmung und die Spitze ausarbeiten. Die dritte Stunde war bereits fast zuende, als die Vorräte an Kohle und Stahl angehäuft waren und genug Wasser herbei geschafft war. Es fing alles recht langsam an, nämlich mit Sahi, dem Mann am Feuer, Kilijan, der anfing, einige seiner einfachen Schwerter, die er noch nicht abgegeben hatte, umzuschmieden und Ahmet, der ebenfalls seine Arbeit aufnahm. Nach und nach begann dann einer nach dem anderen mit seiner Aufgabe und schon bald war die Schmiede erfüllt von dem Fauchen des Feuers, dem Klingen zweier Hämmer und dem mehrstimmigen Kratzen der Schleifsteine.
Geändert von Kilijan (10.11.2009 um 03:05 Uhr)
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Kilijan hatte ein bisschen das Gefühl für Zeit verloren. Er wusste nur, dass er sich heute morgen nach einer kurzen Nacht von einem Boten hatte wecken lassen und seit dem im Prinzip nur glühenden Stahl gesehen hatte. Seine Arme hatten erst angefangen zu schmerzen, dann zu brennen und dann taub zu werden. Als der Schmied nach nunmehr neun Stunden Arbeit das erste Mal den Hammer zur Pause niederlegte, kehrte der Schmerz schlimmer als je zurück und seine Extremitäten baumelten denen eines Lahmen gleich von seinem Rumpf. Ahmet blickte in Kilijans müdes Gesicht und rief mit seinem Fäusel auf dem Ambosshorn die Pause aus. Die Arbeiter begannen, über die Arbeitsunterbrechung erfreut, zu reden, Butterbrotpapier raschelte, Lachen kam von den Arbeitern draußen zur Höhle herein. Kilijan bedeutete Ahmet mit einem Kopfnicken ihm zu folgen. Seine Beine trugen ihn wie automatisch zu Ikuros Teehaus, dem Grünen Drachen. Mit einem lauten Stöhnen fielen die beiden Männer auf die mit feinem Samt bespannten Sitzsäcke. Aus dem Schatten trat der Teemeister heran - und reichte, als Kilijan gerade seine Bestellung aufgeben wollte, diesem zu dessen Überraschung einen kleinen Brief. Die Augen des Schmieds wurden für einen Moment groß und fragend, dann schüttelte er die Verwirrung von sich ab: "Meister Ikuro, wir brauchen irgendetwas, das uns unsere Kräfte wiederbringt und die Pein in den Armen lindert." Mit einem stummen Nicken verschwand der Teemeister so umgehend, wie er auch erschienen war. Es handelte sich um eine sehr angenehme Art von Service, das musste Kilijan neidlos anerkennen. Kein Anderer hatte das Dienen so perfektioniert, wie Ikuro. Ahmet blickte Kilijan fragend an und zeigte auf das gefaltete Pergamentpapier in dessen Händen. Dieser zuckte mit den Schultern und faltete den Brief auseinander.
Geehrter Herr Kilijan.
Ich habe diesen Brief Ikuro gegeben, um so wenig Zeit wie möglich zu verlieren. In Vengard wird eine Feier gehalten, die ich keineswegs verpassen möchte. Mir ist klar, das die Lehre Vorrang hat, doch ich werde versuchen nach besten Möglichkeiten während meinem Aufenthalts noch mehr über die Metalle herasuzufinden und gegebenfalls auch ein wenig zu schmieden.
Adanos behüte Euch,
Lodrick
Als Kilijan wieder aufschaute, war vor ihm unbemerkt eine Tasse Tee erschienen. Innerlich kochte er vor Wut. Lodrick, dieser Nichtsnutz! Gerade jetzt, wo er ihn hätte brauchen können, machte er sich aus dem Staub. Für eine Feier! Pah! SO würde aus dem Burschen kein Meister werden, die Prioritäten waren offensichtlich falsch gesetzt. Was er schon vor Tagen über unbedingte Leidenschaft in diesem Beruf gedacht hatte, schwebte nun wie ein riesiges Ausrufezeichen über seinem Kopf. Er schüttelte abermals den Kopf, aus Wut wurde traurige Reue. Vermutlich würde er den Burschen nie wieder sehen - gut, dass er ihm keine Geheimnisse anvertraut hatte.
Kilijan nahm einen tiefen Schluck aus der Tasse. Es schmeckte im Gegensatz zu sonst trüb und bitter, aber die Wärme des Getränks breitete sich sofort von seinem Magen in seinen ganzen Körper aus, eine Welle von Wohlbefinden durchflutete ihn und spülte den Schmerz aus seinen Gliedern. Auf dem Gesicht seines ruhig wartenden Gegenübers konnte Kilijan nach dessen erstem Schluck ebenfalls große Zufriedenheit ablesen. "Tja, mein Lehrling ist weg. Hat sich nicht mal die Zeit genommen, sich von mir persönlich zu verabschieden." Ahmet zuckte mit den Schultern: "So ist es eben."
Weitere Worte waren nicht von Nöten zwischen den Männern, Ali wusste um die Enttäuschung Kilijans und um das schmerzliche Gefühl, sich in einem Menschen getäuscht zu haben. Beide tranken in einem großen Zug ihren Tee aus, genossen noch einen Moment die wundersame Wirkung des Aufgusses unbekannter Kräuter und Wurzeln und machten sich dann auf. Sie machten einen kleinen Umweg durch die Stadt, besorgten sich kalte Fleischkeulen und gebuttertes Brot und kehrten dann nach etwa einer Stunde wieder zur Schmiede zurück. Es gab genug zu tun.
Geändert von Kilijan (10.11.2009 um 03:09 Uhr)
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„Ah, Meister Hyglas? Lange ist es her, dass ich diesen Namen gehört habe. Und noch viel länger ist es her, dass ich diesen gesehen habe“, meinte der Priester, als Dragan geendet hatte und ihm wieder die Karte reichte. „Auch wenn ich nie wirklich viel mit ihm zu tun hatte als ein Diener Adanos‘.
Parlan lebt aber auch noch, oder? Und Meister Neoras? Wie geht’s diesem?“
Dann konzentrierte er sich auf das, was Dragan ihm soeben gesagt hatte und betrachtete die Karte einen Moment. Die Schriftzeichen, die das Papier zierten, kamen ihm auf den ersten Blick bereits bekannt vor – und doch dauerte es einen Moment, bis er sie wirklich identifizieren konnte. Zumindest ein Teil von ihnen.
Anschließend hob er die Karte ein wenig an und betrachtete sie im helleren Licht. Der Feuermagier hatte Recht: Es war etwas in Varant zu erkennen, was zuvor nicht dort gewesen war. Eine Art Geheimkarte. Nur wohin sollte dies führen?
„Nun, diese Sprache ist die Sprache des alten Volkes, so viel ist sicher“, meinte er nach einem Moment. „Einige Worte kommen mir bekannt vor, jedoch kann ich die Schrift nicht vollkommen entziffern. Es ist ein etwas älterer Dialekt, den ich bislang nur sehr selten gesehen habe.“
Sein Blick fuhr erneut über die Schriftzeichen, dann über die Karte. Es war Varant, dies war eindeutig. Doch die Markierungen und das Ziel schienen den heutigen Begebenheiten nicht mehr vollkommen zu entsprechen. Wenn er dies richtig erkannte, waren einige Orte mehr darauf eingezeichnet als man heutzutage vorfand.
„Kommt einmal mit in die Bibliothek, dort haben wir weiterführende Bücher, die ich zu Rate ziehen muss.“
Und so begaben sich der Priester Adanos‘ und der Feuermagier ins erste Untergeschoss. Bald darauf erreichten sie die Tür der Bibliothek und traten leise ein. Tinquilius bedeutete Dragan noch, möglichst ruhig zu sein – Kuron war wahrlich kein einfacher Mann und mochte Aufruhr oder auch nur zu laute Stimmen in seiner Bibliothek gar nicht.
„Ah, Tinquilius wagt sich auch mal wieder in diese heiligen Hallen“, kam es von der Seite. „Und... ihr habt einen Gast mit dabei?“
Manch anderer mochte Kurons Worte als höflich auffassen, doch Tinquilius wusste, dass diese keinesfalls so gemeint waren. Kuron war kein schlechter Mensch, ganz gewiss nicht. Er hatte nur seine eigenen, alten Ansichten.
„Genau, dies ist ein Gast, für den ich in einige Bücher schauen muss. Also entschuldigt uns bitte, Kuron.“
Der Bibliothekar, trotz seiner Art bemüht höflich zu sein, nickte nur und begab sich dann wieder an seinen Platz, während Tinquilius zum Regal schritt, in dem die älteren Bücher standen, die über die alte Kultur handelten. Zielsicher nahm er eines der Bücher hinaus und bedeutete Dragan anschließend, sich auf den Stuhl neben ihm zu setzen.
„So, dann wollen wir einmal sehen.“
Der Priester wälzte in dem dicken Buch und schaute studierte immer wieder die Schriftzeichen. Zwischendurch hob er die Karte an und hielt sie für eine kleine Kerze, die er mit einem Fingerschnipsen entzündet hatte.
„Nun, wenn ich das richtig deute, geht es tatsächlich um ein Artefakt. Es ist nicht näher bezeichnet, doch scheint es göttlichen Ursprunges zu sein oder zumindest mit einem der Götter in Verbindung gebracht werden. „Gott des Lichts“ wird hier geschrieben, also vermutlich wirklich Innos. Doch die Beschreibung des Ortes, an dem dieses Artefakt sein soll, sind... veraltet.“
Er betrachtete die Karte genauer.
„Ich kann nicht genau sagen, ob es ein Tempel ist, doch es sollte nicht so weit von Al Shedim entfernt sein. Nördlich auf jeden Fall, so viel ist sicher. Jedoch nicht Ben Sala, südlicher. Hmm... genau kann ich es nicht sagen. Es ist auch gut möglich, dass dieser Ort sich bereits unter dem Sand befindet. Die Karte scheint sehr alt zu sein. Doch wenn ich die Worte richtig mit der Karte in Verbindung bringe, müsste ein Altar in der Nähre sein, vielleicht darüber.“
Er schaute zu Dragan.
„Mehr kann ich daraus nicht entziffern, dafür ist mir dieser Dialekt zu unbekannt.“
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Eigentlich war Al Shedim ein netter Ort, an dem man sich auch als Fremdländer schnell heimisch fühlen konnte, wenn man sich auf die Gepflogenheiten der Nomaden und Wassermagier einließ. So erging es in den letzten Wochen eigentlich auch Zialda, hatte sie es doch geschafft, sich ein kleines bescheidenes Leben in der Ruinenstätte aufzubauen.
Trotzdem machte sie die Wüste, der ständige Anblick des grellen Sonnenscheins, der den trostlosen Sand erwärmte, allmählich krank. Irgendwie hatte Zialda gehofft, Varant schnellsmöglich verlassen zu können, doch ohne Ausrüstung und die nötigen Kniffe im Kampf würde sie es nicht nochmals wagen, alleine durch die Wüste zu irren.
Also hatte sie beschlossen, nun, wo das Turnier in Al Shedim vorbei war, sich endlich mal um ihre Ausbildung zu kümmern. Sie hatte noch ein wenig abgewartet, irgendwie hatte sie gehofft, dass Destimal noch einmal auftauchen würde, doch glaubte sie inzwischen, dass die letzte Begegnung mit ihm lediglich eine Illusion war, der zu viel Alkohol und zu wenig Schlaf zugrunde lag.
Zialda betrat ein Ruinengebäude, das offenbar eine Schmiede darstellen musste. Zumindest, wenn sie den Worten eines Nomaden, dessen Name der Blonden bereits entfallen war, Glauben schenken konnte.
Natürlich war es nicht die beste Uhrzeit, um Geschäfte abzuwickeln, doch war Zialda für gewöhnlich zu späteren Nachtzeiten unterwegs. Die Mittagssonne tat ihr immer noch nicht wirklich gut und so bevorzugte sie es zumeist, den Tag über zu schlafen.
Zaghaft betrat die Diebin das Gebäude. Tatsächlich musste es eine Schmiede sein, gab es doch allerlei Handwerksgeräte, die darauf hindeuteten. Gegenüber von ihnen stand ein schwarzhaariger Mann an einer der Theken und Zialda vermutete, dass dies der Besitzer, wenigstens aber der Verkäufer dieser Schmiede sein musste.
"Guten Abend", grüßte Zialda betont höflich, "Ich bin auf der Suche nach einem Schmied, der mir ein schlichtes Schwert anfertigen kann. Bin ich hier richtig?"
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Überrascht blickte Tano zur Tür und betrachtete die neue Besucherin. Zu so später Stunde hatte er nicht mit Besuch, geschweige denn mit Kundschaft gerechnet. Zufrieden schloss er die Musterung der Unbekannten ab und erwiderte freundlich den Gruß.
„Ein schlichtes Schwert? Irgendwelche besonderen Wünsche? Kurze Klinge, lange Klinge? Schwerpunktlagerung? Nein? In Ordnung, ich wer sehen, dass ich ein schmales, gut ausbalanciertes Schwert für dich schmieden werde. Heute Abend wird das allerdings nicht mehr fertig, ich fange aber vermutlich noch damit an. Für das Schwert würde ich mal einen Preis von hundert Goldmünzen ansetzen, das variiert nach der Fertigstellung noch ein wenig. Soweit alles in Ordnung für dich?“
Die Fremde nickte.
„Jetzt fällt mir ein, ich hab dich ja noch gar nicht nach deinem Namen gefragt, Das will ich doch gleich mal nachholen.“, lächelte Tano ihr zu.
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Hundert Goldmünzen für ein einfaches Schwert? Sicherlich nicht billig, schon gar nicht, wenn man eigentlich nicht ganz so viel Geld besaß. Doch war Zialda die Investition durchaus wert, vor allem, da sie so schnell wohl keinen anderen Schmied finden würde.
Noch ehe sie ihn mahnen konnte, gute Arbeit abzuliefern, überrumpelte der Schmied sie mit der Frage nach ihrem Namen. Ein wenig ungewöhnlich, zumindest hatte es Zialda noch nie erlebt, dass ein Händler sie nach etwas Persönlichem fragte, sofern es nichts mit der bestellten Ware zutun hatte.
"Äh, Zialda", sie wirkte ein wenig irritiert, versuchte jedoch, die Fassung zu bewahren. Immerhin hatte er sie nur nach ihrem Namen gefragt und es gab bestimmt hunderte, die so oder zumindest so ähnlich wie sie hießen, wenngleich sie selbst noch keinen Namensvetter kennenlernen durfte. Eigentlich also kein Grund, in Panik zu verfallen.
"Und du bist?", setzte Zialda schließlich noch nach.
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Auch wenn sie versuchte, es zu verbergen, war Zialda, so hieß sein Gegenüber, wie er gerade heraus bekommen hatte, zumindest ein bisschen nervös. Trotzdem verriet sie ihm ihren Namen und fragte auch sogleich nach dem seinen. Tano lächelte wieder und antwortete:
„Ich bin Tano, schön dich kennen zu lernen, Zialda. Hast du heute Abend noch etwas bestimmtes vor, oder darf ich dich in unsere schöne Freilufttaverne einladen?“
Zialdas Augen weiteten sich kurz und sie schien, zumindest innerlich, kurz in Panik zu verfallen. Tano legte den Kopf schief und betrachtete sie, während es in ihrem Kopf wohl ratterte und sie sich eine Antwort überlegt. Schließlich öffnete sie den Mund um auf die Frage zu antworten.
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"Natürlich, sehr gerne!", antwortete Zialda hastig, während sie eines ihrer bezaubernsten Lächeln aufsetzte. Sie hatte in dieser Nacht ohnehin nichts Dringendes zu erledigen und ein wenig Gesellschaft würde ihr sicherlich nicht schaden. Schon gar nicht, wenn es sich dabei um die eines charmanten Mannes handelte, der - so hoffte Zialda jedenfalls - einer Dame kaum einen Wunsch ausschlagen konnte, so kostbar dieser auch war.
Ein wenig Wunschdenken spielte dabei natürlich auch eine Rolle, aber wirklich viel hatte Zialda ja nicht zu verlieren. Im schlimmsten Falle würde sie das billigste Gesöff vorgesetzt bekommen und dabei einen jungen Schmied kennenlernen. Geld musste sie so immerhin nicht ausgeben, schließlich sprach der Schwarzhaarige eindeutig vom Einladen.
Und dann fiel ihr noch etwas ein, zu dem sie sogleich einen deutlich scherzhaft gemeinten, aber dennoch leicht appellierenden Kommentar abgeben musste:
"Aber nicht, dass du am nächsten Morgen erst deinen Rausch ausschlafen musst, immerhin erwarte ich noch ein Schwert von dir."
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„So etwas bekomme ich auch noch mit Kater hin, keine Angst, in so etwas habe ich Übung.“
Tano zwinkerte ihr zu.
„Gegen Nachmittag dürftest du es dann abholen können, ich hoffe, bis dahin bist du ebenfalls wieder ausgeschlafen“, grinste Tano.
Schnell verschwand Tano in seinem Zimmer um noch etwas Gold zu holen, schließlich wollte er in dieser Nacht, die sicherlich ziemlich lang werden würde, nicht plötzlich mit leeren Taschen da stehen. Er verschloss seine Truhe und Türe wieder sorgfältig, sein Schwert ließ er ebenfalls zu Hause, schließlich wollte er sich amüsieren gehen und nicht kämpfen.
„Bist du ebenfalls soweit?“, fragte er freundlich. Zialda nickte eifrig.
„Fein, dann können wir ja gehen.“
Er bot ihr den Arm an, in den sie sich prompt einhakte. Sie verließen die Schmiede und ließen die Türe hinter sich hörbar ins Schloss fallen.
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„Oh ihr macht gerade näher Bekanntschaft“, meinte der Streiter, als er wieder zu seinen Begleitern aufgeschlossen hatte. „In dem Fall möchte ich natürlich nur kurz diskret anmerken, dass die Nomaden ihr Ruinenfeld gut im Griff haben. Wir werden zwei von ihnen zum Schweigen bringen und uns dann den Weg nach Al'Shedim bahnen. Dort müssen wir unverzüglich Berash finden“. DraconiZ zog seine Armbrust vom Rücken und deutete mit Handbewegung in die Richtung eines Nomaden, der ganz in der Nahe stand und sie bereits bemerkt hatte. „Joe der gehört dir. Ich kümmere mich um den zweiten“.
Der Klingenmeister brauchte nicht lange um Position zu sein. Es waren nicht viele Augenblicke nötig, um die Armbrust an seine Schulter zu legen, ein Auge zu schließen und den Nomaden ins Visier zu nehmen. Das letzte Mal hatten sie die Situation ausnutzen können. Diesmal war Blutvergießen unvermeidlich. „Möge Beliar Gnade mit dir haben. Denn ich werde keine Gnade zeigen“. Es klackte, der Rückschlag lies seine Schulter erbeben. Der Schwarzhaarige steckte die Waffe zurück an ihren Platz auf dem Rücken. Er schaute nicht hin. Hörte nur den dumpfen Schmerzenslaut. Dann nickte er der Fremden zu. „Wenn du willst, kannst du uns weiter begleiten. Joe scheint sich ohnehin wohler zu fühlen, solange du in der Nähe bist“. Sein Gesicht versuchte sich in die Richtung eines Grinsens zu verformen, verharrte jedoch auf halber Strecke und verfinsterte sich kurz darauf wieder, als er den Weg Richtung Al'Shedim antrat.
Erst als sie zusammen ihren Weg in die Stadt gefunden hatten, begann er wieder zu sprechen. „Wäre nicht schlecht, wenn wir irgendwo Kleidung bekommen könnten, die nicht ganz so auffällig ist. Hast du Kontakte in diese Stadt, die du geltend machen könntest?“, wandte er sich an die Frau, die sie bisher begleitet hatte. „Ansonsten müssen wir sie uns eben so nehmen“. Er fuhr sich über den nicht vorhandenen Bart. „Nach dem Gefecht mit Medin, sind sie mir hier sicherlich nicht mehr ganz so wohl gesonnen“, murmelte er kaum hörbar.
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"Kontakte?" wederholte Estefania und musste unwillkürlich an Bardasch denken. Irgendwo in den südlichen Ruinen hatte er sich vor ewigen Zeiten ein Haus wohnbar gemacht, aber da war er ganz bestimmt nicht mehr und auf diesen seltsamen Wassermagier der ihr den Schwertkampf bebrachte konnte sie auch verzichten und dann war da noch Maris... aber ihn konnte sie bestimmt nicht um Klamotten bitten.
"Nein, ich kenne hier Niemand." sagte sie so ganz nebenbei denn sie war noch immer etwas verwirrt. Einerseits von Joe, der für einen Assassinen doch ungewöhnlich zurückhaltend gewesen war - vorhin an der Ruinenmauer - Candaal hätte die Situation bestimmt genutzt... Andererseits war es der Mord der beiden Wachen. Estefania hätte sich ohne an ihnen vorbei schleichen können. Hoffentlich hatte sie kein Nomade dabei beobachtet.
"Aber ich kann versuch euch etwas Neutrales zu besorgen. Das mache ich aber nur einmal, als Gegenleistung das ihr mich aus dem Loch befreit habt."
Ohne sich noch einmal umzusehen ließ Estefania die beiden Männer stehen und schlich sich schnurstracks in das nächste Zelt. Schnarchend lag dort ein beleibter Mann in seinem Bett. Schon auf den ersten Blick sah sie das dem seine Klamotten zu kurz und zu weit sein mussten, aber es würde bestimmt lustig aussehen... Die Diebin schmunzelte während sie das Truhenschloss knackte. Leider konnte sie nur eine Hose und eine Tunika in der Truhe finden. Das Gold nahm sie natürlich auch an sich und verschwand so schnell es ging aus dem Zelt. Als sie sich das nächste Zelt aussuchen wollte, fiel ihr Blick auf einen Novizen der zu so später Stunde die Stufen des Tempels fegte. Der sollte von dieser Arbeit erlöst werden dachte sie sich und ging zielstrebig auf ihn zu.
"Hey du. Kannst du mir sagen wo hier die Taverne ist?"
"Adanos zum Gruße. Die Taverne ist ganz einfach zu finden. Erst durch die schmal Gasse dort, dann die breite Straße runter und ein Stück weiter auf der rechten Seite wirst du sie finden."
"Könntest du mich ein Stück begleiten? Für mich sieht hier alles gleich aus, da verlaufe ich mich bestimmt." log Estefania und schaute ihn dabei ganz unschuldig an. Natürlich konnte er ihr die Bitte nicht abschlagen, beguckte sich seinen Besen und stellte ihn an die Tempelmauer. Kaum hatte sie die Schmale Gasse erreicht, schlug Estefania den gutmütigen Novizen nieder und zog ihn in eine Nische. Wenig später lag er gefesselt und fast nackt hinter einer Ruinenmauer.
Estefania musste nicht lange suchen um ihre Begleiter zu finden. Es dämmerte inzwischen schon. Gerade als sie die Nomadenkluft und die Novizenrobe übnergeben wollte, liefen einige Krieger am Kanal entlang. Bestimmt war bei der Wachablösung der Doppelmord aufgefallen.
"Dann seht mal zu das ihr schnell in die Klamotten kommt! Und streitet euch bitte nicht drum wer das Novizenröckchen tragen darf."
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Die Tage wurden immer kürzer und dass jetzt schon die Dunkelheit
hereinbrach, machte es für Kilijan nur noch schwerer, gleich wieder in
die Schmiede zurückkehren und weiterarbeiten zu müssen. Er nahm einige
tiefe Atemzüge der auffrischenden Luft und machte dann auf dem Absatz
kehrt. Sie lagen recht gut im Zeitplan, aber Kilijans Geist wurde bei
dieser Arbeit stumpf. Es war nichts anderes, als immer die selben
Bewegungen zu wiederholen, der ganze schöpferische Zauber des Schmiedens
ging dieser Art der Produktion völlig ab. Kilijan blieb im Eingang der
Höhle noch einmal stehen und schüttelte den Kopf - warum hatte er sich
nur zu diesem Wahnsinn überreden lassen? Noch bei Melfords Schwert hatte
er sich eigentlich vorgenommen, sich nicht mehr in unsinnige Eile
drängen zu lassen und hier stand er schon wieder und arbeitete eine Massenproduktion ab. Und dabei kannte er den Typen nicht einmal. Leute, die soviel Gold so locker bezahlten, hatten doch meistens was zu verbergen. Was hatte er gesagt? "Der Preis spielt keine Rolle"? Wann hatte schon ein so junger Mann so viel Geld zu verschenken, um einen Zeitplan zu erfüllen? Wer setzte eigentlich diesen Zeitplan?
Kilijan stockte. Was, wenn er gerade den Feind ausrüstete? Jarvo war ein Freund gewesen, Dekker der Freund dessen, Melford ein geladener Gast des Tuniers. Aber wer war dieser Bursche, dessen Namen Kilijan bei genauerer Betrachtung nicht einmal kannte?
Der Schmied schüttelte erneut den Kopf und kehrte dann in die Schmiede zurück. Er würde morgen Ashat dazu befragen - der wusste mit Sicherheit Rat.
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Die Kleine erwies sich als deutlich nützlicher als zuvor erwartet. Während Sie durch Al Shedim zog um Kleidung für die beiden Assassinen zu suchen, versteckten sich eben diese an eine Wand gepresst am Rande des Kanals. Als Sie dann wiederkehrte und die Kleider übergab, konnte man ihr die Häme förmlich aus dem Gesicht kratzen. Schnell war klar, dass Joe den kürzeren gezogen hatte und sich nun in die mehr als lächerlich wirkende Novizenkleider anzulegen hatte. Innerlich fluchend schlüpfte er hinein und auch nachdem er sie anhatte konnte er sich einen genervten Gesichtsausdruck nicht verkneifen. Er sah einfach lächerlich aus, jedoch lächerlich genug um bei den Nomaden nicht aufzufallen. Einen kurzen Blick zu DraconiZ und schon zauberte sich ein Schmunzeln auf sein Gesicht. Der Klingenmeister sah nicht minder lächerlich aus. Sicherlich waren seine Kleider besser gewählt, oder für einen Streiter seines Standes wirkte es einfach beschämend.
Ihre Rüstungen wurden immerhin relativ weitdeckend von den Lumpen überdeckt und mit dem Schutz der Dämmerung und hereinbrechenden Nacht, würde man sie, wenn sie sich vorsichtig verhalten, nicht erkennen.
Die drei nickten einander zuversichtlich zu und reihten sich dann hintereinander ein. DraconiZ führte die Gruppe , die fremde Diebin folgte und Black bildete das Schlusslicht.
Solange ihnen Beliar hold war, konnte ihnen nichts geschehen und auch Berash hatte es ja irgendwie geschafft hier in der Heimat des Feindes Unterschlupf zu finden. Nicht mehr lange, dann werden sich die Wogen glätten und eine Lösung für den Fall Bakareshs würde sich offenbaren. Innerlich sah Joe bereits wie er an der Seite von DraconiZ und Berash durch Horden von Zubens Streitern kämpfend die Ehre der Kasbah wiederherstellte.
Ja, nach diesem Abenteuer musste er sich das Vertrauen des Bundes einfach verdient haben, und wer weiss, vielleicht würde auch er dann die Ehre erhalten das Brandmal zu tragen…
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Nachdenklich, sich mit der rechten Hand um den nicht vorhandenen Flaum fokussierte Dragan die Karte, sah auf, als der Priester geendet hatte und stockte noch einen Moment, eher er etwas sagen konnte. Was war bloß mit dieser Karte los? Die Beschreibungen waren zu ungenau, als dass man sie hätte vorfinden können, jedenfalls konnte man nicht wirklich etwas erkennen, im Grunde genommen waren es nur drei Klötze von denen man vermuten konnte, dass es sich um Al Shedim, oder überhaupt Varant handeln könnte! Doch Moment..!
Vorsichtig entzündete der Feuermagier ein hell strahlendes Licht und hielt es unter die Karte. Gelblich, dreckig vermodert schien das Licht durch die Karte, und seine Vermutung bestätigte sich.
"Seht hier," sagte er hell auf begeistert und rieb auf der Oberfläche der Karte ein wenig hin und her, stellte fest dass es sich nicht änderte und rieb stärker", nein, der erste, immer sichtbare Teil der Karte ist wie eine Art Schmutzfilm, vielleicht gibt es eine möglichkeit die Karte zu säubern. Ist euch ein solches Verfahren bekannt? Ich selber habe mich bisher an Heiltränken versucht, doch sowas ist mir noch nicht untergekommen.."
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Einen Tag hatte er noch Zeit, bis seine Lieferung fertig war. Jetzt, wo der Karren leer war, ging alles viel schneller voran. Er war in der Früh aufgebrochen und jetzt Abends in Al Shedim angekommen. Er hatte noch die Nacht , dann, so hoffte er, könne er die Schwerter endlich abholen.
Doch bis dahin war es noch ein weiter Weg. Was, wenn man ihn fragen würde, wen er damit ausrüstete? Er würde antworten, dass er im Auftrag der Waldbruderschaft gekommen sei. Und wenn man ihn in Richtung Bakaresh reisen sehen würde? Er würde sagen, dass in der Nähe von Bakaresh an der Küste ein Boot auf ihn warte. Alles war geplant, nichts konnte schief gehen. Unwillkürlich musste er an seinen Bruder denken, ein Fischer mit einem besonderem Boot. Das Boot sah nicht anders aus als andere, aber an den Rudern waren Lurkerfüße befestigt, sodass man noch schneller vorwärts kam. Seine Familie ... wie gerne würde er sie wieder sehen. Wie gerne würde er Geld für seine verwitwete Mutter mitbringen. Wie gerne die neuesten Stoffe aus Bakaresh für seine zwei Schwestern. Wie gerne auch die neuesten Erkenntnisse im Schiffsbau für seinen einen Bruder und die neuesten Nachrichten aus der Wüste für seinen Anderen. Er schwelgte in Gedanken, bis er schließlich einschlief.
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Kilijan schüttelte seine Arme aus, er konnte sie kaum mehr heben. Fünfzig Rohlinge waren fertig geschmiedet, vorgeschliffen, wärmebehandelt, gehärtet und fertig geschliffen, über die Hälfte war ausgemacht. Er hatte auch die einfachste Griffkonstruktion gewählt, Halbholzschalen, die verdübelt wurden. Da er in seinem Zustand wohl niemandem eine Hilfe wäre, machte er sich in Richtung des Arsenalwächters auf, um ihn des Verkaufes wegen zu konsultieren. Heute war einer der seltenen Tage, an denen eine tiefe Wolkendecke über der Wüste hing, der Sand erschien stumpf und grau und er war kalt wie auch die Luft, als der Schmied sich in die Stadt aufmachte. Es war entsprechend wenig los, in den Gassen zwischen den Zelten und Ruinen spielten keine Kinder, draußen war nur, wer draußen sein musste. Kilijan nahm den direkten Weg, quer über den Marktplatz und links am Tempel vorbei. Ashat saß wie immer auf seinem kleinen Stuhl vor dem großen Arsenalzelt, seine Gesichtszüge waren starr, keine Wimper deutete darauf hin, dass er damit unzufrieden wäre, den ganzen Tag in diesem Wetter zu sitzen. Kilijan hob den Arm zum Gruß, der wesentlich ältere Krieger nickte zurück.
"Kilijan."
"Ashat."
"Wie ich sehe, bringt Ihr keine Schwerter, Schmied."
"Nein, heute nicht. Ich brauche Euren Rat, Ashat. Ein junger Mann hat bei mir fünfzig Säbel bestellt. Er wollte sie innerhalb einer Woche und war bereit, jeden Preis in reinem Gold zu bezahlen. Er ist hier unbekannt, keiner meiner Arbeiter kennt ihn, ich weiß nicht einmal seinen Namen."
Ashat nickte stumm.
"Ich finde die Situation prekär: Was, wenn der Feind sich direkt unter unserer Nase von uns ausrüsten lässt? Was, wenn am Ende meine Säbel in den Leibern unserer Brüder stecken?"
Beide Männer schwiegen, der Wind pfiff durch die Zeltreihen und wühlte die schwarzen Haare des Arsenalmeisters auf.
"Ich halte es für das Beste, wenn Ihr die Waffen in meine Obhut gebt, Meister Kilijan. Ich kenne viele der Schergen der so genannten "Schwarzen Hand", der Hand Zubens. Ich kenne ihre Zeichen. Die List in ihren Augen. Die Entscheidung aber liegt bei Euch - als Handwerksmeister steht Ihr nicht unter meinem Befehl."
Kilijan nickte. "Gut."
Das ganze war nicht ohne Risiko. Wenn Ashat den Burschen ohne die Schwerter wegschickte, stünde Kilijan ohne Käufer dar. Das Arsenal der Nomaden würde die Waffen kaufen, aber für weit weniger Gold, es würde ein Verlustgeschäft werden, bei dem Kilijan noch draufgezahlt hätte. Und wenn er tatsächlich ein Handlanger der Schwarzen Hand war, dann spielte Kilijan auch noch mit seinem Leben. Der junge Mann seufzte und machte sich auf den Rückweg. Nach diesem Arbeitsmarathon würde er erst einmal eine Pause brauchen. Nächste Woche würde er sich um seine Aufnahme bei den Magiern kümmern, das erforderte hoffentlich keine körperliche Leistungsfähigkeit.
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Ali war kurz vor Sonnenaufgang aufgewacht. Nachdem er ausgiebig Morgensport betrieben hatte, wurde erst einmal eine Banane geschält. Sie wurde mit einem lauten Schmatzen verspeist. Am Ende hatte Ali noch ein Fass Milch mit dabei, sodass auch der Durst nicht zu kurz kam. Dann machte er sich auf den Weg in die Schmiede. Die 7 Tage waren um und nun würde er seine Lieferung abholen. Wieder einmal fiel ihm der Tempel in die Augen. Die eine Hälfte des Tempels war bereits von der Sonne bestrahlt, während die andere noch im Schatten lag. Es sah aus wie der Kampf zwischen Innos und Beliar, Adanos in Figur des Tempels zwischen beiden. Zwischen Gut und Böse, zwischen Tag und Nacht, zwischen Hell und Dunkel. Plötzlich lief ihm ein Schauer über den Rücken. Was wenn er das Falsche tat. Was, wenn wegen ihm, dem erklärtem Friedensmann, ein Krieg ausbrach? Schlimmer noch, die Assassinen über die Nomaden herfallen würden? Würde er das verkraften? Wollte er das? Wollte er wirklich die Assassinen unterstützen? Wollte er nicht, dass lieber Frieden herrscht? War es nicht das, was er wollte? In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Kein Stein in seinem Kopf blieb mehr auf dem Anderen. War er zu profitgierig, dass er diesen Auftrag angenommen hatte? Ja, so lautete die Antwort, gestand sich Ali ein. Er war an der Schmiede angekommen und trat ohne Anklopfen hinein.
"Hör zu, Schmied! Ich muss dir etwas anvertrauen. Aber am Besten ist es, wenn einer der Obersten Nomaden mitzuhört. Es ist sehr wichtig."
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Kilijan stromerte todmüde durch die Schmiede, schaffte Dreck beiseite, der in der letzten, arbeitsamen Woche angefallen war, räumte auf, ordnete Kram. Im Endeffekt befand er sich im Leerlauf, wirklich produktiv war er nicht. Die Arbeiter hatten heute morgen die Schleifsteine zurückgebracht und auch die fünfzig Krummsäbel, alle fein säuberlich geölt und in grobes Leinen eingeschlagen, zum Arsenal transportiert. Sein Vorrat an einfachem Rohstahl würde bald zur Neige gehen, bemerkte er mit lustlos hochgezogener Augenbraue. Musste er sich bald mal drum kümmern. Morgen. Oder nächste Woche. Sicher nicht jetzt. Kilijan putzte mit seinem geölten Lappen gedankenverloren die Hammerbahn blank und stellte diesen seinen treuen Begleiter an seinen angestammten Platz auf die Baumscheibe, auf der auch der Amboss ruhte. Dann streckte er sich, gähnte ausgiebig und setzte sich erst mal hin. Just in diesem Augenblick kam der ominöse Kunde durch den Eingang der Höhle gestürmt.
"Hör zu, Schmied! Ich muss dir etwas anvertrauen. Aber am Besten ist es, wenn einer der Obersten Nomaden mitzuhört. Es ist sehr wichtig." fing er sofort an zu reden. Er war immer noch so eilig und aufgeregt, wie Kilijan ihn von vor einer Woche in Erinnerung hatte.
"Guten Mittag auch Euch!" erwiderte Kilijan seelenruhig. Oder völlig fertig. Es war schwierig auseinander zu halten, wenn auch nach vierzehn Stunden Schlaf noch jede Faser des Körpers nur wieder ruhen wollte.
"Worum handelt es sich? Ich will bloß hoffen, Ihr wollt Eure Bestellung nicht stornieren, denn dafür ist es etwas zu spät.." fügte er gelassen an. War das ein leichtes Grinsen auf seinem Gesicht? Es war in dem Zwielicht der Schmiede schwer zu erkennen.
"Nein nein, ich..." hob sein junger Kunde an.
"Nun mal ruhig." unterbrach ihn Kilijan, "Die Waffen sind fertig und beim Arsenalmeister. Dort müsst Ihr sowieso hin, um sie abzuholen. Solch große Waffenmengen geben die Nomaden nicht ohne ein oder zwei Nachfragen an Fremde ab. Er ist ein Hüter der Wüste und damit einer der höchsten Nomaden in dieser Stadt - und vermutlich der höchste, der uns so kurzfristig empfangen wird. Also kommt, wir wollen gehen."
Kilijan klopfte seinem Gegenüber im Vorüberschlendern kurz aufmunternd auf die Schulter und war dann bereits zum Eingang der Schmiede hinaus, als jener schließlich aufschloss. Sie nahmen den ruhigen Weg nördlich der Oase in Richtung der Stadt, umgingen den Marktplatz rechts, ließen den Tempel zu ihrer Linken liegen und näherten sich dem Arsenalzelt von hinten. Wie immer saß Ashat an seinem Platz. Der kleine schwarze Stuhl unter seinem Hintern bewegte sich fast unmerklich, als sie näher traten. Die scharfen Augen des Veteranen musterten mit dolchgleichem Blick den Neuankömmling.
"Darf ich vorstellen? Ashat, Arsenalmeister und Hüter der Wüste - Ashat, dies ist mein Kunde."
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Genervt wischte sich Naram den Schweiß von der Stirn und legte ihr Breitschwert zur Seite. Die Sonne knallte ihr auf ihr brauners kurzes Haar und ihre unbedeckten Arme.
Wie lange war sie nun schon hier in Al Shedim? Drei Wochen? Vier Wochen? Oder waren es schon Fünf? Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, vor allem weil ihre Tage immer gleich waren:
aufstehen ... Wasser trinken ... mit dem Schwert trainieren ... Wasser trinken ... vor der Mittagssonne in irgendeinen Schatten fliehen ...
Sie hasste die Wüste. Nordmar war ihr viel lieber und sie hoffte, dass Kaly endlich bald ihren Aufbruch verkünden würde. Einfach weg von hier. Am besten wieder mit dem Schiff. Naram schloss ihre Augen und dachte an die Überfahrt hierher. Es war wunderbar. Der Wind, die Wellen, das Meer.
Die junge Tätowiererin trank einen Schluck Wasser und setzte sich in einen kleinen Schatten.
Oh du liebes Nordmar, wann werde ich endlich wieder dein sein?
Wird die Hütte fertig eingerichtet sein?
Wird sich was verändert haben?
Wann werde ich mit Byggwir endlich Orks töten gehen?
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