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Er hatte das gewaltige Tor durchschritten und was er vor fand war - nun ja, ganz anders, als erwartet. Statt riesenhafter Dinge waren die Tische, Stühle und sonstigen Alltagsgegenstände - naja, eher von winziger Gestalt, vor allem jedoch nahezu alle zerstört. Der Waldmensch kniete sich nieder, um die ganze Sache genauer zu untersuchen. Doch alles, was er herausfinden konnte, war, dass die Bruchkanten schon alle alt und verwittert waren. Dennoch, irgendetwas beunruhigte ihn an der ganzen Sache. Dennoch, er musste weiter. Plötzlich hörte er jedoch ein Brüllen, sehr gedämpft, durch die Ruinenwände dringen. Es schien etwas großes zu sein, genauer konnte er es jedoch nicht sagen. Was jedoch sagen konnte, war, dass er dem Verursacher des Geräusches nach Möglichkeit nicht über den Weg laufen wollte. Doch irgendetwas sagte ihm, dass genau das Sinn und Zweck der ganzen Aktion hier war.
Vorsichtig mit kampfbereiten Speer ging er also weiter. Überall das gleiche Bild wie zuvor, überall lagen die Überreste eines längst vergessen Kampfes herum. Auf einmal wieder ein Geräusch, ein Gekrabbel. Da, hinter ihm noch mal. Blitzschnell drehte sich der Speermeister herum, konnte jedoch nichts erkennen. Da rechts neben ihm - schon wieder nichts. Beim nächsten Krabbeln, wirbelte er mit seinem Speer herum und stach mitten in den Haufen zerfetzten Gewebes, das durch die Wucht des Aufpralls teilweise zu Staub zerfiel und kurze Zeit war ein Quiekenb zu vernehmen - was ihn, zusammen mit dem Widerstand, den er gefühlt hatte, zu der Überzeugung kommen ließ, etwas getroffen zu haben. Als er seinen Speer aus dem Müllhaufen heraus zog, klebte auch etwas an seiner Waffe, etwas, was eigentlich höchst ekelhaft war.
»Ah, eine Fleischwanze. Sehr schön, da habe ich heute doch noch was feines zum essen«,
meinte der Krieger zufrieden und da dieser Ort genauso gut war wie jeder andere, den er finden würde, sammelte er ein paar der Überreste zusammen, um daraus ein Feuerchen zu machen, über dem er seine Beute braten könnte.
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Pass nach Varant
Ribas musste lachen. Er mochte die direkte, ehrliche Art des Fremden. »Weißt Du, dieses irgendwie ist genau der Grund, weshalb Du mir ein bisschen über - Ynnead, sagtest Du? - erzählen wirst.« Er sprach den Namen der Kreatur mit besonderer Genugtuung aus, denn er war sich sicher, dass dieses Wort dem Fremden nur heraus gerutscht war und er es eigentlich nicht hatte sagen wollen. »Du hast keine Ahnung, wie Du Ynnead finden sollst«, fuhr er fort, und versuchte dabei nicht unhöflich zu klingen, denn er war kein unhöflicher Mensch; und im Grunde war das, was jetzt folgte, eine Expressung; etwas, was dem Novizen eigentlich zuwider war, aber seine Neugier war eben doch stärker als sein Gewissen. »Ich hingegen werde ihn finden, wenn Du mich nur auf einige Meilen an ihn heran bringst. Falls es Dich interessiert, bin ich auch gerne bereit, Dir zu erzählen, wie ich das anzustellen gedenke. Du weißt, dass ich nicht lüge. Ich kann ihn finden.
Allerdings bin ich nicht gerne ein Mittel zum Zweck. Jedenfalls nicht, so lange ich den Zweck nicht kenne. Du musst mir nicht gleich jedes Deiner Geheimnisse anvertrauen, aber ich finde, ein wenig Informationen habe ich schon verdient, dadurch, dass ich Dir helfen werde. Also erzähl mir einfach ein wenig von dem, was Du über Ynnead weißt, dann werde ich Dir helfen, ihn zu finden.
Ist er ein Dämon? Oder wieso besitzt er so große magische Kräfte?«, begann er, den Fremden auszufragen.
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Pass
Zerknirscht malmte der Seher mit den Zähnen. „Kein Dämon!“ presste er hervor. „Alles, nur kein Dämon! Hast du schon mal einen Dämon gesehen? Sicher nicht, sonst wärest du einerseits tot und wüsstest zum anderen, dass das kein Dämon ist, also hüte deine Zunge, bevor du nicht weißt, worüber du sprichst!“
Dämonen! Welch Unterstellung, Ynnead mit Dämonen zu vergleichen. Der Mann wusste wohl wirklich nicht recht, was er sprach, oder sein Mundwerk war noch lockerer als Ornlus Schrauben.
„Dort hinten ist Trelis!“ lenkte der Seher auf ein anderes Thema. "Wir werden davor einige Stunden rasten, hier am Pass, am besten in der Nähe eines Baches. Wir reiten seit zwei Tagen durch und sind erschöpft. Nur einige Stunden, dann gehen wir weiter, nutzen die Dunkelheit um an der Festung vorbeizukommen und weiter nach Nordwesten zu reisen. Ich werde einen Schluck Wasser trinken, etwas getrocknetes Fleisch essen und Férach den Sattel abnehmen, damit sich sein Rücken entspannen kann und er trinken. Während dieser Zeit wirst du dich hinsetzen und nicht meinen Worten lauschen, sondern mich überzeugen, warum du es verdient hast, meinen Worten zu lauschen. Ich weiß nicht, ob du lügst oder nicht, ich weiß nichteinmal, ob ich dir trauen soll, also warum sollte ich dir Geheimnisse anvertrauen?“
Es war mehr eine Aufforderung oder ein Befehl, denn ein Vorschlag. Kurzerhand verlangsamte er das Pferd und ließ Ribas absteigen, ehe er selbst abstieg, die Wasserschläuche löste, die Satteltaschen und den Sattel abnahm und sich auf den nicht mehr ganz so staubigen Boden setzte. „Also, ich höre? Versuche keine Mätzchen, sonst werd ich dir zumindest verraten, wie ich mit solchen Leuten umgehe!“
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Er würde sich auf das Spiel des Fremden einlassen. Und er würde gewinnen.
»Du willst also überzeugt werden, dass Du mir trauen kannst? Du hast selbst doch schon längst entschieden, dass Du es kannst. Würdest Du mir nicht trauen, wärst Du nicht auf meinen Tipp hin mehrere Meilen geritten. Wenn Du eine andere Chance hättest, als mir zu trauen, hättest Du nicht wertvolle Stunden mit einem vermeintlich falschen Tipp vergeudet, der dich sonst wo hinführen könnte, und Du keine Zeit mehr hättest, Deinen Fehler einzusehen, ehe Ynnead für immer auf und davon wäre. Du vertraust mir. Und Du hast auch gute Gründe dafür. Du weißt, dass ich Dir die Wahrheit erzähle, Du weißt, dass ich wirklich gesehen habe, was Du suchst. Wenn ich nur jemand wäre, der sich einen Spaß daraus machte, Dich hinters Licht zu führen, hätte ich schon längst davon abgelassen, angesichts der Unhöflichkeit, die Du mir bisher entgegenbrachtest, obwohl ich Dir nur helfen wollte. Du weißt, dass es die Neugier ist, die mich davon abhält, einfach wieder zu verschwinden; ich will mehr über Ynnead herausfinden, und das, natürlich, weil ich ihm wirklich begegnet bin und ich muss sagen, ich war überaus beeindruckt. Ich habe mehr gesehen, als die meisten anderen gesehen hätten; auch das weißt Du. Woher sollte ich wissen, dass dies kein gewöhnlicher Vogel war? Wieso hätte ich mir diese Begegnung auch nur einprägen sollen, wenn ich nicht mehr gesehen hätte als nur einen Vogel? Ich weiß, dass er magische Kräfte hat – und ich weiß auch, dass sie gewaltig sind. Viel mehr, als ein Vogel jemals haben könnte.
Ich weiß nicht, wie es bei Dir ist, aber ich glaube nicht an Zufälle. Glaubst Du, es war ein Zufall, dass wir uns am Pass getroffen haben? Du, der vielleicht einzige Mensch, der weiß, was es mit diesem Vogel auf sich hat und der ihn sucht, und ich, der vielleicht letzte Mensch, der ihn gesehen hat, und vielleicht der einzige, der Dich zu ihm führen kann? Nein, ich glaube nicht, dass das ein Zufall ist. Du wirst mir wohl oder übel vertrauen müssen, wenn Du Ynnead jemals finden willst.«
Er beobachtete den Fremden mit einem scharfen Blick aus seinen grünen Augen und versuchte in seiner Mimik zu erkennen, was er jetzt dachte.
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Lehrling
Drevin sah die Stadt vor ihm liegen und war glücklich, müde aber glücklich. Nach einigen weiteren Stunden des Marsches hatte er Vengard erreicht. Bevor er es wagte an die Tore der Stadt zu treten, sah er sich diese lange an. Sie sah recht friedlich aus, zumindest so weit der dies aus einigen Kilometern Entfernung beurteilen konnte.
Die Wachen hatten eindeutig nicht die Statur von Orks, das war selbst aus dieser Entfernung ersichtlich, doch ob es Söldner oder „echte“ Menschen waren konnte er freilich nicht feststellen, zumal es schon sehr dunkel war.
Was sollte er jetzt genau tun? Er hatte keine Ahnung, konnte sich aber erinnern, wie die Söldner in der Nähe des Weingutes seiner Familie mehrmals mit nächtlichen Spaziergängern umgegangen waren, und konnte sich daher ausmalen, was sie, wenn es Söldner wären, mit einem Fremden tun würden, der mitten in der Nach versucht in die Stadt zu gelangen, also beschloss er diese Nacht außerhalb der Stadt zu verbringen, und sich den Wachen erst am kommenden Morgen zu zeigen. Was ihn wohl erwarten würde? Er kannte bisher nur eine Stadt, Montera, und in dieser herrschten die Orks, wie was würde in einer Stadt, die in der Hand von Menschen war erwarten? Und wie sollte er sich ihnen vorstellen? „Innos zum Gruße, ich bin den Orks abgehauen, weil ich es nicht ertragen konnte unter ihrer Herrschaft zu leben“? Würde ihn jemand zu begrüßen, wäre sein ersten Gedanke sicher, dass es sich um einen reichlich fantasielosen Spion der Orks handelte, doch entsprach es der Wahrheit, sollte er sich also einen anderen Vorwand ausdenken? Irgendwie widerstrebte es ihm Gleichgesinnte, die er zu treffen hoffte, gleich zu Beginn zu belügen. Und, dies machte ihm am meisten Sorgen, was wenn es gar Söldner wären, oder diese merkwürdigen Fremden, die man so weit er wusste Assassinen nennt, wie würde er es schaffen, sich dann wieder von der Stadt zu entfernen, und wo sollte der dann nach einer Stadt suchen, die noch immer unter der Kontrolle der Menschen steht? Und wie lange würden seine Rationen noch...
Ein Rascheln hinter ihm schreckte ihn aus seinen Gedanken hoch. Schnell drehte er sich um, doch erblickte er nichts. In seiner Panik schnappte er sich seinen Beutel und rannte auf die Stadt zu, jedoch nur einige hundert Meter, dann drehte er sich erneut um, in der Hoffnung sich dieses Geräusch nur eingebildet zu haben. In der Tat sah er nichts, also setzte er sich vorsichtig ins Gras.
Sein Blick schwenkte regelmäßig über seine Schultern, seine ganze Konzentration galt seiner Umgebung, seine ganze Angst der Quelle des Geräusches.
Er war eindeutig nicht dafür geeignet in freier Wildniss zu leben, so würde er ganz bestimmt nicht schlafen können, sich nicht mal so weit entspannen, dass er wenigstens seinen Füßen etwas Ruhe gönnen konnte, die diese dringen notwendig hätten.
Da war das Geräusch schon wieder, erneut sprang er auf, erneut schnappte er sich seinen Beutel, doch diesmal quiekte dieser. Vor Panik zitternd öffnete er ihn, sah sich zur Sicherheit noch einmal um, und langte dann in den Beutel. Schon nach wenigen Sekunden stieß er auf den Urheber der Geräusches, etwas felliges hatte ich in seinen Pergamenten eingenistet, eine kleine weiße Maus.
Vorsichtig nahm er sie heraus, völlig erleichtert, dass das Geräusch, das ihm solche Angst machte nicht von einem großem, gefährlichem Tier stammte, dass von seinem Fleisch angelockt wurde, sondern von einer kleinen Maus, die wohl vom Käse angelockt wurde.
Er holte schon aus, um sie wegzuwerfen, doch dann besann er es sich anders. Er konnte sich gut vorstellen, dass diese Maus sich schon bei ihm zu hause in den Beutel verkrochen hatte, und irgendwie mochte er den Gedanken, wenigstens eine Erinnerung von zu hause mit sich zu tragen. Wenn diese Maus also Lust hatte seinen Käse zu fressen, dann war es eben so. Schon morgen würde er vor die Wachen treten, dann war es ohnehin egal, ob sein Proviant angefressen war oder nicht, entweder kam er in die Stadt und konnte sich dort etwas zu essen besorgen, oder er würde gefangen genommen, und auch dann war es um den Käse nicht weiter schade.
Er steckte die Maus zurück in den Beutel, sie schien sich dort nicht ganz unwohl zu fühlen, und brachte es endlich fertig sich aufs Ohr zu hauen. Er hatte er fast geschafft, morgen musste er nur noch wenige Minuten gehen...
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„Es gibt mehrere Sorten von Vertrauen.“ grunzte der Seher. „Ich vertraue dir soweit, dass du mich nicht in die Irre führst, aber das heißt nicht, dass ich dir ein Geheimnis oder mein Leben anvertraue!“
Grübeln biss sich Adrastos auf die Lippe. „Aber gut, irgendwas muss es heißen, wenn du Ynneads Anwesenheit so stark gespürt hast. Du hast insofern recht, dass es ein magischer Vogel ist. Nein, kein Phönix oder was auch immer dir jetzt im Kopf rumschwirrt. Zufälle passieren, aber in diesem Fall denke ich, wenn ich darüber nachdenke, wirklich, dass es eher ein Wink des Schicksals war... vielleicht hat es dich ja ebenso auserkoren.“
Er beugte sich vor und flüsterte seinem Begleiter zu. „Doch schwöre mir, dass du nie ein Wort verlieren wirst. Sollte ich erfahren, dass du das brichst werde ich dich finden und du wirst nie wieder ein Geheimnis ausplaudern können, dass ist, was ich dir schwöre!“
Er lehnte sich wieder zurück und blickte Ribas starr ins Gesicht. Er war sich sicher, dass die Drohung ankam. „Ynnead...“ begann er nun mit ruhiger Stimme zu erzählen. „ist ein Wesen der Natur, das Oberhaupt aller Falken. Eine mächtige Erscheinung, die ihren Weg zurück in unsere Welt gefunden hat, nachdem er einst einen Streit mit dem Oberhaupt der Raben verloren hatte – ich bin es, der seine Rückkehr eingeleitet hatte, und ich war es, den Ynnead etwas entwendet hat. Ein Artefakt voller Magie, dass dich nicht weiter zu interessieren braucht, bis auf die Tatsache, dass ich darauf angewiesen bin. Deshalb verfolgen wir dieses Wesen um zurückzuholen, was eigentlich sein ist, doch er zu meinem Werkzeug bestimmt hat.“
Mit schweren Augen stand der Seher auf und schritt zu Férach, sattelte ihn und schwang sich so schnell wie möglich auf seinen Rücken. „Das sollte erst mal genug der Information für einen Fremden sein. Was ist, wirst du mir weiter folgen?“
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»Ich schwöre es Dir«, antwortete Ribas, während er in Gedanken das verarbeitete, was er gerade erfahren hatte. Ein Wesen der Natur? Das Oberhaupt der Falken? Der Novize verstand nicht, was der Fremde damit meinte. Für ihn klang es immer noch nach einem Dämonen, auch wenn es vielleicht kein Wesen Beliars war. Aber diese Gedanken behielt er lieber für sich. Er würde noch früh genug mehr darüber erfahren, da war er sich sicher. Sehr sicher sogar. »Ja, ich werde Dir weiter folgen ...«, antwortete Ribas. »Unter einer Bedingung ... verrate mir Deinen Namen.« Er lächelte sein Gegenüber schelmisch an, ehe er wieder versuchte auf den Sattel des Pferdes zu gelangen, was ihm eher schlecht als recht auch schließlich gelang.
»Und eine Sache musst Du mir noch verraten«, fuhr er fort, als er endlich halbwegs sicher saß. »Wenn dieser Ynnead, wie Du sagst, Dich dazu auserwählt hat, sein Artefakt als Dein Werkzeug zu benutzen ... wieso ist er dann mit eben diesem Artefakt auf der Flucht vor Dir?« Er tätschelte das Pferd sanft am Rücken, um sich dafür zu entschuldigen, dass er so anstrengend war bei Aufsteigen. Und auch als Dank, dass das Pferd ihn trug; diese Reise zu Pferd machte ihm viel Spaß, es war viel angenehmer, als das ermüdene wandern zu Fuß.
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„Nenn mich Adrastos.“ antwortete der Seher und half Ribas aufs Pferd und setzte sich weiter in Bewegung, in Richtung Nordwesten, in Richtung Geldern und in Richtung der dichten Wälder, in denen die Natur frei und wild war. Und in denen das Wetter kälter war als noch hier, wo ein paar Winde aus Varant die Luft noch soweit aufwärmten, dass es angenehm mild war, während anderswo womöglich schon der erste Schnee fiel.
„Ich fürchte, diese Frage werde ich dir auch nicht beantworten. Nicht, weil ich nicht will, sondern weil ich nicht kann. Es gibt Dinge, die bleiben auch mir verborgen, weshalb ich dir keine klare Antwort geben kann. Ich habe Vermutungen, aber die können ebenso richtig wie falsch sein, das wird sich noch herausstellen. Fakt ist, dass ein Falke mir den Stein geklaut hat und Ynnead fortgeflogen ist und dass du weißt, wo er hin ist. Woher eigentlich, wenn ich dich fragen darf? Weshalb hast du ihn so stark wahrgenommen? Ich glaube nicht, dass ihn jedermann so sehr bemerkt hat. Hast du irgendwelche Kräfte, von denen du weißt, oder irgendjemanden in der Familie, der die magischen Kräfte beherrscht? Oder bist du etwa... in irgend einer Weise mit der Natur selbst in Berührung gekommen?“
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Hm, was nun? Ich hab von Abraxas eine Liste mit lauter Namen bekommen, von denen ich keinen Einzigen kenne. Und doch soll ich jeden von denen beseitigen, weil sie ja angeblich der Bruderschaft im wege stehen. als ob mich sowas interessieren würde. Die Bruderschaft ist ein Mittel zum Zweck, für jedes Mitglied ganz individuell. Also wieso zum Geier sollte ich einfach irgendwelche Leute töten, die ich nicht kenne und die weder mir noch meinen Nächsten etwas getan haben? So ein Schwachsinn...
"Na, mal wieder am grübeln, Torese?"
"Abraxas... was treibt dich denn hier her?"
"Die Zeit, weisst du? Die Zeit welche du bereits verplempert hast ohne auch nur einen Finger zu rühren für das, was man dir aufgetragen hat."
"Tja, dann macht euren Mist doch selbst..."
"Trilo, Trilo, Trilo... du willst es einfach nicht verstehen? Wenn du so weiter machst, dann steht du bald selbst auf dieser Liste, du Trottel."
"Als wenn dir dies nicht gefallen würde."
"Mir kann es im Grunde egal sein ob ich dich oder jemanden anderen aus dem Weg räume. Das Problem ist, dass die oberen irgendetwas mit dir vorhaben. Scheinst wohl irgendwann ne bedeutende Nummer gewesen zu sein, oder zu werden. Fakt ist, dass man mir dich Nervensäge aufs Auge gedrückt hat. weg von valnar, hin zu mir."
"Wie tragisch..."
"Halts Maul, Torese. Du hast ja nicht mal den blassesten Schimmer die die Bruderschaft funktioniert. Von uns 7 Großmeistern hat eigentlich nicht ein einziger den Nerv solch einen Todgeweihten wie dich an der Backe zu haben. und doch müssen wir uns mit dir befassen. Und weisst du wieso?"
"Weil der typ, der dir wiederum vorsteht es so will?"
"Wenn es so einfach wäre, wär es ja okay. Auftrag, Befehl, Ende. Du dummes Arschloch jedpoch missfällst allen, keiner will dich bei uns haben und niemand, absolut niemand würde dir auch nur eine Träne nachweinen wenn ich dich hier jetztn um die Ecke bringen würde."
"Und was hällt euch grandiosen Großmeister dann davon ab, mich zu töten?"
"Zum einen, weil wir uns nicht sicher sind wie wir sowas wie dich töten sollen. Immerhin warst du schonmal tot. das ist seltsam genug, damit wir uns Gedanken machen ob du nicht noch einen weiteren Tod überstehst."
"Und zum anderen?"
"Zum anderen... zum Anderen ist es genau dein Wesen welches laut unserem verkoksten Orakel dazu bestimmt ist unsere Freiheit zu garantieren."
"Lachhaft."
"Endlich sind wir mal einer Meinung. Dennoch hab ich absolut keine Lust als Blutgeist durch die Gegend zu ziehen. Ich gehör zu den Zwei Leuten, die das schonmal für ein paar Sekunden dirften. Und ich bion gewillt es zu vermeiden ein zweites Mal spüren zu dürfen. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie das ist. Unendliche Qualen ohne das dein Körper oder dein geist ermüdet, nein es steigert sich immer mehr ins Unermessliche, dein Schmerzempfinden ist einfach nur exorbitant."
"Denkst du in beliars Reichen isses angenehmer? Das was du dort beschreibst hatte ich jeden tag, ein halbes Jahr lang. Für mich war es eine Unendlichkeit. Also erzähl du Arsch mir nichts von unsagbaren Schmerzen. Stell dir vor wie sich ein Dämon in dir verbeißt, du haust ihm den Schädel ab um ihn weg zu bekommen, und was ist? Seine Kiefer bekommt augen und raspelt sich fröhlich weiter durch deine Eingeweide, während du versuchst zu verhindern, dass sowas nicht an noch weiteren Stellen deines Leibes passiert. Die dämonischen Triebe rasen durch deine Blutbahnen. Sie sind dabei so brutal und absolut schmerzend, dass du es in jeder einzelnen deine Kapillaren fühlen kannst. Bis sie endlich dein Hirn erreichen und du darum bittest, dass sie sich beeilen mögen sein Hirn zu uerfressen, damit du endlich stirbst. Dann wirst du ohnmächtig... für einen Bruchteil der Sekunde schöpfst du Hoffnung, dasss nun alles endlich vorbei ist, aber nein. Ein stechen in deiner rechten Hand verrät dir, dass sie nur kurz pausiert haben, damit du wieder zu dir kommen kannst. Wäre ja sonst langweilig, wenn sie dich daimonid verseuchen und Ausweiden während du nichts spürst? Außerdem lieben Dämonen es,w enn dieser Funke der Hoffnung in den UAgen eines Menschen erlischt. Weisst du,d as geilt die richtig auf! Kann dir das nur empfelen, so als deine nächste Uröaubsplanung. Beliar freut sich über jeden Gast... vor allem wenn er länger bleibt."
"Trilo Pyrotas ya Torese. Du bist ein bleibst ein armer, gestörter Geist. Sieh zu, dass du wieder klar wirst und erledige deinen Auftrag..."
Mit diesen Worten zog sich Abraxas seine nachtblaue Kapuze über und verschwand in der Dunkelheit. Offenbar hatte er nicht mit solch einem detaillierten Bericht gerechnet.
Pff, und so ein Schlappschwanz will mir was von Schmerzen erzählen...
Eine einzelne Träne bahnte sich ihren Weg über seine rechte Wange. da war sie wieder... die Einsamkeit...
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Dieser schreckliche kalte Wind zerrte an seiner Laune. Gerade streiften sie noch durch die heiße Wüste. Jetzt marschierten sie wieder durch die Ländereien Myrtanas, in welchem der Herbst unmittelbar eingetroffen war. Viele Bäume hielten noch kräftig grüne Blätter an den Zweigen. Dennoch meinte man schon zu glauben, dass dieses Phänomen nicht mehr lange anhalten würde. Rethus gab dem Herbst noch zwei Wochen. Dann zierten die Bäume farbenprächtigere Blätter. Wie er den Herbst hasste. Der Winter war da ja noch hundert Mal besser. Es wurde Zeit, dass er mit seinen Ersparnissen endlich mal eine ordentliche Rüstung besorgte. Natürlich verabscheute er Ketten, Panzer und Büchsen. Aber mit diesem Fetzen konnte er auch nicht mehr herumlaufen. Diese alte gebrauchte Lederrüstung musste er zur Not anziehen, als er durch einen Angriff der Orks fast verblutet war. Er konnte sich noch gut an damals erinnern. Die Rebellen streiften umher auf der Suche nach einem neuen Lager. Der Glatzkopf sollte eines Abends eine falsche Fährte legen. Natürlich gelang ihm das auch grob, allerdings nicht so wie gewünscht. Ein verdammt heimtückischer Ork hat sich seiner angenommen. Er konnte sich noch erinnern, wie er im Zwischenlager der Rebellen schließlich zusammengebrochen war.
Tja ja, eine Rüstung zog er nun für die Zukunft tatsächlich in Betracht. Sie musste leicht und wendig sein, aber dennoch kräftig und möglichst kälteresistent. Für die Hitze sah er nur eine Methode: Oberteil ausziehen. Unter seinem alten Wams trug er noch ein Muskelshirt. Das reichte, um immerhin den Sonnenstrahlen während eines Kampfes zu entgehen. Sonst trug er ja sowieso seinen Umhang.
Mit dem Blick nach Nordosten registrierte er durch zwei kleine Waldstücke hindurch die Lichter der Stadt Montera. Rethus blieb augenblicklich stehen. Sein Mitläufer, der eher weniger mit ihm sprach, hielt ebenso. Für einen Moment ließen sie sich von der frischen Luft berieseln, ehe Rethus das Wort erhob:
„Laufen wir noch ein kleines Stückchen bis zu dem Berghang dort.“ Der Gardist wies auf einen Hang an den Bergen, an dem eine Baumgruppe gedieh. „Dort schlagen wir das Nachtlager auf. Was wir Morgen machen, weiß ich nicht. Dazu muss ich dir eine Frage stellen: Willst du nach Vengard oder meinetwegen Reddock? Wenn ja, trennen sich dann unsere Wege. Ich werde fürs Erste in Silden untertauchen. Das Waldvolk wird einen Rebellen in ihrer Nähe nicht erwarten und das Wüstenvolk schon gar nicht. Sollte mich dann ein Tapetenwechsel in den Sinn kommen, ziehe ich nach Nordmar. Kommst du also mit oder willst du woanders hin?“
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„Ich schätze wir trennen uns hier, nicht wahr? Du musst zurück in deine Heimat.“, Gwydion blickte die alte Frau an.
„Aye...“, Angharda nickte und lächelte leicht.
Der junge Druide schob die Hände in die Hosentaschen. In der rechten spürte er den Stein und umfasste ihn fest. Er müsste sich bald einen besseren Aufbewahrungsort als die Hosentasche einfallen lassen.
„Danke...“, sagte er schließlich, „...danke, dass du mir geholfen hast. Dass du mich aufgesammelt hast, als ich bewusstlos war. Und dass du mir die Legenden gesungen hast. Und mir die Höhle gezeigt hast. Dass du mir den Weg gezeigt hast. Ich danke dir.“
Angharda lächelte nur stumm und kam dann auf den jungen Mann zu. Beide sahen sich schweigend einen Augenblick an, dann schlossen sie sich in die Arme. Irgendwie war die alte Frau zu einer Art Großmutterersatz geworden in den letzten Tagen. Er würde sie irgendwie vermissen.
„Ich... bin noch etwas verwirrt. Von dem allen...“, murmelte der junge Mann.
„Iech weyß.“, Angharda klopfte ihm leicht auf die Schulter, „Abere iech weys auch, dass du deyne Aufgabe erfüllen wirst.“
„Ich... hätte sie noch so viel fragen können...“
„Aber das kannest du doch. Du weyst, sie iste überall, an jedem Orte.“
Der junge Mann blinzelte die alte Frau kurz an. Ja, natürlich hatte sie recht. Das wusste er. Aber es war schwer in Kontakt zu treten. Dazu bedarf es besonderen Umständen.
„Hier... dies ist fuer diech.“, Angharda kramte eine kleine Tonflasche aus ihrer Tasche und reichte sie Gwydion, „Wenn due gar nit weyter wissest, trink dies. Es wird deyn Geyst öffenen. Aber sey behutsam. Es ist sehr stark.“
Gwydion nahm die kleine Flasche an sich und musterte sie. Er nickte lächelnd und steckte sie ein.
„Dann muss ich dir noch einmal danken.“, meinte er.
Angharda winkte ab und wollte sich gerade zum gehen wenden, da schien ihr noch etwas einzufallen und sie musterte Gwydion noch einmal.
„Eyns könntest du tun fuer miech.“, meinte die alte Frau.
„Ja, gerne.“
„Lasse die alten Bräuche wiedere aufleben in Silden, aye?“, die alte Frau lächelte und wandte sich zum Gehen.
Gwydion blieb stehen und sah ihr eine Weile nach, bis sie zwischen Blattwerk und Ästen verschwunden war. Die alten Bräuche. Das Legendensingen. Der junge Mann lächelte vor sich hin. Das konnte er tun, ja. Und das würde er tun. Wenn er die Zeit dazu fand, denn eigentlich hatte er eine Aufgabe.
Sein Geist stellte sich auf die Suche nach der Magie ein. Fasziniert stellte er fest, dass er die Kraftlinien der Erde nicht mehr erspüren musste... er konnte sie sehen. Zuerst war er fast geschockt von den vielen leuchtenden Linien, die er sah. Doch er gewöhnte sich daran und fand eine, die nach Silden führte.
Doch statt sich wie sonst zu teleportieren, entschied er zu Fuß die richtige Richtung einzuschlagen. Er würde noch rechtzeitig zu Samhain ankommen, da hatte er keinen Zweifel. Aber er brauchte noch ein wenig Ruhe und Zeit nachzudenken. Was wäre da besser geeignet, als eine Wanderung?
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Langsam gingen Lando und Drageny den Weg in Richtung Hammerclan, während Unia ihr Gepäck trug.
Schon am morgen hatte die Wirtin ein paar Liegestütze gemacht, um sich weiter auf das Bogenschießen vor zu bereiten, dass in den nächsten Tagen wieder vermehrt auf dem Programm stand. Sie freute sich sehr auf die kommenden Übungsstunden, da es ihr großen Spaß bereitete.
Während sie in immer kältere Gebiete wanderten, schien es der Orktöterin, als ob Lando, je kälter es wurde, immer stiller und schweigsamer wurde.
Bis her hatte sie ihn nett und oft gut gelaunt kennen gelernt, er war ein Mensch, der Spaß zu haben schien, bei dem was er tat. Doch jetzt war davon nur noch wenig zu erkennen.
Ihr war klar, dass so ein Marsch in den Hammerclan alles andere als toll war und auch Dragenys Laune war leicht angeknackst.
Doch ihr Gefährte wirkte nicht müde oder lustlos. Er war anders, doch um es auszudrücken, fehlten Drageny die Worte.
Was konnte der Grund für sein Verhalten sein? Doch nicht etwa sie?
Ihr Lehrmeister hätte ja nicht mit kommen müssen, er war ja freiwillig mit ihr unterwegs.
„Lando, du bist so still. Ist irgendetwas?“ fragte sie nun letztendlich, um Gewissheit zu bekommen.
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Sie ritten wieder weiter, weiter nach Norden, weiter nach Westen. Weg von der warmen Wüste, weiter hinein ins kalte Myrtana. Hier hatten schon viele Bäume einen Großteil ihrer Blätterpracht verloren; der Boden war jetzt übersaht mit roten, gelben und braunen Blättern, die das Pferd mit seinen kräftigen Stößen aufwirbelte; sie flogen hoch in die Luft, ehe sie langsam wieder in einem bunten Wirbel zu Boden glitten. Der Herbst könnte so schön sein, würde nicht der kalte und scharfe Wind jeden Sinn für das Schöne aus den Köpfen der Menschen frieren. Und würde nicht das hektische Leben sie davon abhalten, einmal inne zu halten und die Schönheit der Welt zu genießen, die sie bewohnten. Aber es gab nunmal dringendere Sachen; und so unternahmen die beiden, Adrastos und Ribas, auch keinen gemütlichen Ausritt durch die sterbende Welt, sondern galoppierten in einer Geschwindigkeit über den matschigen Boden, dass auch die Welt um sie herum zu Matsch verschwamm. Dabei würde doch ein gemütlicher Ausritt viel mehr Spaß machen …
Der Novize riss sich aus seinen Gedanken wieder zurück in die Wirklichkeit. Adrastos hatte ihn etwas gefragt, und er verdiente es auch, eine Antwort zu erhalten, wo er doch selbst die Fragen des Novizen bereits beantwortet hatte … wenn auch eher zögerlich.
»Ja, Adrastos«, begann er zu erzählen, »ich besitze tatsächlich besondere Fähigkeiten, von denen ich weiß. Aber es ist nicht die Natur, mit der ich in Berührung gekommen bin – ich weiß ehrlich gesagt nicht einmal, was Du damit meinst. Nein, bei mir ist es viel mehr die Magie, mit der ich in Berührung bekommen bin. Meine übrigen Familienmitglieder haben keinerlei magische Begabung, das kann ich Dir versichern ...« Seine Stimme wurde trauriger bei diesen Worten und sein Herz schwerer, als er sich an seine Familie zurück erinnerte, an seine Herkunft. Was wohl aus seinem Vater geworden war? Wahrscheinlich war er schon zu Beliar hinabgestiegen in die ewige Finsternis.
»Ich hingegen«, fuhr er immer noch ein wenig beklommen fort, »bin in der Lage, Magie zu wirken.
Und, was für Dich noch viel interessanter sein dürfte, ist, dass ich magische Auren wahrnehmen kann. Das ist auch der Grund, weshalb mir dieser Ynnead so besonders aufgefallen ist, obwohl ich natürlich keine Ahnung hatte, was ich da spürte. Ich spürte nur eine große Kraft, die anders war, als die magischen Auren, die ich bis jetzt gespürt habe … sie wirkte irgendwie nicht so … menschlich.
Daher kam auch meine Vermutung, es könnte sich um einen Dämon handeln … Du hast Recht, ich bin niemals einem begegnet, darum konnte ich mir natürlich nicht sicher sein. Auf jeden Fall war es eine große Macht, die ich von diesem Vogel ausgehen spürte.«
Seinen Ring hatte er mit keinem Wort erwähnt. Dieser Adrastos musste ja nicht gleich alles erfahren; er hatte dem Novizen mit Sicherheit auch nicht alles erzählt, was er wusste.
»Dabei kommt mir die nächste Frage … was machst Du, wenn Ynnead Dir Dein Artefakt nicht freiwillig wiedergibt? Einen Kampf würden wir nicht gewinnen, da bin ich sicher«, sagte er und meinte es völlig ehrlich. Die Kraft, die von Ynnead ausgegangen war, war so unglaublich, dass er sich fragte, ob überhaupt ein Mensch eine Chance gegen ihn hätte.
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„Wir nicht!“ gestand der Seher zu. „Aber glaube mir, es gibt Mittel diese Wesen zu bekämpfen. Ich habe Freunde, die weit mehr ausrichten können als wir beide, und zusammen haben wir schon gegen etwas ähnliches gestanden. Glaub mir, es war nicht einfach. Wir waren zu fünft, einer von uns war... der Auslöser, ein Verräter und doch wieder nicht. Komplizierte Geschichte. Wir waren neben einer Kämpfernatur vier von.... uns. Ich hab damals noch ganz gerne mit Schwertern zugeschlagen. Neben dem Geist waren noch viele seiner Untertanen und auch damals hatte ich das Pech nicht den Stein in meiner Nähe zu haben...“
Er fuhr sich kurz mit der Zunge über die Lippen und konzentrierte sich auf den Weg. Bald sollten sie die Nähe Gelderns erreicht haben, von dort aus war es nicht mehr weit zu... Wäldern, in denen die Magie noch stärker war.
„Naja, es wäre zwar gelogen zu sagen, dass wir da unbeschadet rausgekommen sind, aber wir haben sie in die Flucht geschlagen, nachdem der vermeintliche Verräter zurückgekommen war... und noch später gabs so was ähnliches noch mal, aber das wäre wohl zu viel zu erzählen. Dämonen sind ebenso besiegbar, auch wenn wir da ein paar mehr waren.... es gibt immer einen Weg, also mach ich mir darüber erst mal keine Sorgen.“
Die Bäume wurden dichter, standen kahl in Reihen, das Laub lag auf dem matschigen Boden, von Regengüssen aufgeweicht. Die Borken hatten sich dunkel verfärbt, der Himmel war grau, die Dämmerung kam früh und hüllte das gesamte Land unter eine Decke der Nacht, durch die lediglich wenige Sterne schienen.
„Ich glaube zu wissen, wohin wir unsere Schritte lenken müssen...“ begann der Seher. „dort hinten ist Geldern, dahinter beginnt eine Fläche und die Wälder, in die es Ynnead vermutlich gezogen hat. Kannst du ihn spüren, oder ist er zu fern?“
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Seltsam fügte sich das Schicksal aneinander, nachdem er den Pass von Varant überquerte, fand sich Mordry schon viel besser zurecht und das Wetter lag ihm auch viel mehr. Auch zog er seine alte Kleidung an die schon recht bessere Tage gesehen hatte. So war dem Fischer an kalten Brisen ziemlich kalt an den Knöcheln weil dort ein gutes Stück Stoff fehlte weil damals ein Schakal in das Bein biss. Aber alles in allem konnte sich der Rebell nicht wirklich beschweren, er hatte nun ordentliche varantische Kleidung und seinen alten Meister aus dem Knast geholfen. Irgendwann würde er sich aber stellen und zu Maris und Tano mit gleicher Kleidung, ohne Waffen und heruntergezogener Kapuze gehen damit er seine Schuld bei dem Übel wenigstens reinwaschen konnte. Auf dem Weg genoss der Schwertmeister es förmlich wieder mit Lederkleidung herumzulaufen und eine Schwertscheide zu tragen. Das Essen war in Myrtana durch die Orientierungssache auch viel leichter zu beschaffen auch wenn bald das Proviant ausging. Mordry hatte auch leider kein Gold mehr und sein Kurzschwert hatte schon bessere Zeiten erlebt. Er müsste auf jedenfall zu Matthew und ein Langschwert schmieden lassen, falls er dann noch Zeit hatte, wäre das schleifen des Kurzschwertes noch ganz nett. So wie Mordry den Schmied kannte, müsste er von ihm was anderes verlangen als Gold. Dann nach langem Marsch und ettlichen Kilometern verweiste Rethus auf einem Hügel mit wunderbarer Aussicht und sagte zu Mordry:,, Dort schlagen wir das Nachtlager auf. Was wir Morgen machen, weiß ich nicht. Dazu muss ich dir eine Frage stellen: Willst du nach Vengard oder meinetwegen Reddock? Wenn ja, trennen sich dann unsere Wege. Ich werde fürs Erste in Silden untertauchen. Das Waldvolk wird einen Rebellen in ihrer Nähe nicht erwarten und das Wüstenvolk schon gar nicht. Sollte mich dann ein Tapetenwechsel in den Sinn kommen, ziehe ich nach Nordmar. Kommst du also mit oder willst du woanders hin?“
Nach reiflichen Überlegungen entschied sich Mordry für die Antwort:,, Mich zieht es an die Küste, also werde ich einmal in Vengard und in Reddock vorbeischauen und sehen ob es Arbeit für mich gibt. Ansonsten wäre Matthew mein nächster Anhaltspunkt, ich glaube allerdings auch das es schwieriger für die Nomaden wird, wenn wir 2 getrennt unterwegs sind. Aber falls wir uns suchen, haben wir 2 wenigstens Anfänge zum Suchen. Mal sehen wie es wird..."
Nach den Worten sorgte Mordry für Feuerholz während Rethus soetwas wie die beste Schlafstelle suchte, es wurde in dem verdammten Herbst mit jedem Tag windiger und wenn die 2 nicht aufpassten dann würde irgendwas unerwünschtes passieren.
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Thorald hatte inzwischen Montera erreicht und suchte in der kleinen Farmerstadt nach einer Bleibe, welche er schließlich in einem anrüchig wirkenden Gasthaus fand. Die letzten Tage war er nur gereist, quer durch die Wüste, blutend und erschöpft, bis er endlich Trelis erreicht hatte, wo er nach fachmännischer Hilfe endlich richtig verarztet weiterreisen konnte.
Den restlichen Tag war er dann über die Straße gewandert, hatte mit kritischen Blick die Flachlande beobachtet und besichtigt und war in Gedanken bereits im hohen Norden gewesen, bei seinen Freunden und Kameraden, bei seinen Brüdern und Schwestern. Ihm fehlte diese Gemeinschaft, die es so sonst nirgends gab, ihm fehlte die Einzigartigkeit der Dörfer dort, ihm fehlten die Klänge von Hammer auf Amboss und schließlich fehlte ihm der Schnaps.
Unterwegs hatte er sich mal ne Flasche Katusschnaps gekauft, aber das Zeug war einfach nur süß gewesen. Kaum zu vergleichen mit den herrlich scharfen, herben Schnaps der Nordmarer, dem Nordmarer Nebelgeist.
Doch schließlich hatte er Montera erreicht, und bald dann würde er in vengard sein - und schließlich wieder in der geliebten Heimat.
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»Halte das Pferd an«, sagte Ribas und Adrastos tat, wie ihm geheißen. Sie standen jetzt auf einer Art Hügel am Ende eines Waldes. Vor ihnen begann das Gelände abzufallen und gab eine weite Ebene frei, durch die sich ein brauner Trampelpfad zog, der etwas weiter auf eine breite Pflasterstraße aufschloss, die sie noch weiter nach Westen bringen würde. Am Ende dieser Straße würden sie Geldern erreichen, eine Stadt, von der Ribas schon viel gehört hatte, sie aber noch nie gesehen hatte. Er schloss die Augen, schottete sich ab von der sichtbaren Welt, verlor die kahlen Bäume, die matschigen Pfade und die blassgrünen Wiesen aus den Augen. Als seine grünen Pupillen wieder das Licht erblickten, sah er die Welt in einem verschwommenen Grau daliegen, die eben noch so fest erschienenen Formen waren verwaschen und nur undeutlich erkennbar. Er ließ seinen Blick weiter schweifen, flog über die weiten Steppen, ewig graues Land, ließ eine verschwommene Stadt hinter sich und zog immer weiter und weiter, er näherte sich wieder den Wäldern. Je weiter er kam, destso undeutlicher wurden die Formen, destso verwaschener wurde das Grau der Welt … und dann sah er es. Dort, über den Bäumen, war ein weißer Feuerball, wie ein heilige Sonne hinabgestiegen auf die Welt. Er wusste, dass das Ynnead war.
Und dann war er wieder er selbst; er spürte wieder seinen Körper, wie er auf dem Pferd thronte, den Blick gen Norden gerichtet und die Hände zum Himmel gehoben; der Ärmel seines Umhangs war nach hinten gerutscht und auf seiner ausgestreckten Hand glühte sein goldener Ring in einem matten Rot. Als er sich seiner Position bewusst wurde, ohne sich erinnern zu können, diese eingenommen zu haben, ließ er die Hände schleunigst sinken und verbarg sie wieder unter seinem Umhang. »Die Wälder von Silden«, brachte er hervor, während ihm auffiel, dass er keuchte, als wäre er gerade meilenweit gerannt. Langsam beruhigte sich sein Atem wieder. »Die Wälder von Silden«, wiederholte er. »Woher wusstest Du es? Woher wusstest Du, dass wir dorthin müssen?
Waren die anderen … was ist Ynnead denn jetzt eigentlich, wenn er kein Dämon ist? Und waren die anderen … Du weißt schon … auch in den Wäldern von Silden und Du hast es deshalb vermutet? Oder woher weißt Du es sonst? Und wie viele von diesen … naja, wie viele außer Ynnead gibt es denn noch? Du hast schon mehrere gesehen? Was meinst Du, wenn Du immerzu 'uns' sagst … wer bist Du?«, schloss er, und obwohl er wusste, dass diese Frage dumm klang, fand er sie doch mehr als berechtigt. Der Novize überschüttete den Fremden, von dem er nichts wusste, als seinen Namen, jetzt geradezu mit Fragen, aber es war ihm egal, dass das nicht unbedingt höflich war. Er wollte mehr über diese ganze Geschichte erfahren. Er musste es.
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Ja, er lebte und Redsonja war sich nicht sicher, ob er sie erkannt hatte. Aber alleine die Möglichkeit, dass es so war, liess sie frösteln. So gut kannte der schüchterne Nordmarer sie dann doch wieder nicht. Ihre Maskerade war also nicht ausreichend gewesen und sie hatte entweder unglaubliches Glück gehabt oder es war ihr jemand dicht auf den Fersen. Das würde auch erklären, warum sie sich so beobachtet fühlte. So blickte sie den Hünen kurz an.
„Hier trennen sich unsere Wege.“
Stellte sie nüchtern fest, knüpfte das edle Kleid auf und förderte darunter ihre schäbige Alltagskleidung zu tage. Nur den Umhang behielt sie, denn ihren hatte sie in jenem Bordell zurückgelassen. Noch einmal überprüfte sie den Sitz der beiden dunklen Schwerter, dann wandte sie sich zum gehen.
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„Ich wusste nicht, ich habe geraten.“ Antwortete der Seher ruhig, als er Férach wieder die Sporen gab und sie vom Weg wegritten, in die Felder und Bäume hinein, nach Norden. „Die Wälder dort sind mystisch und geheimnisvoll, dort treibt sich allerlei herum... nicht nur Menschen, sondern auch Tiere und die Wesen, von denen ich sprach. Naturgeister werden sie genannt. Sie sind die Ältesten ihrer Art, sie stehen an der Spitze einer gesamten Tierart... Ynnead ist der Falke, der wiedergekehrt ist. Wir sind die Hüter der Natur, die Wächter über das natürliche Gleichgewicht, wir passen auf, dass keine Tierart Überhand nimmt, wir kümmern uns um die Belange der Natur. Wer gegen sie handelt wird von Waldläufern zurecht gewiesen... sicher hast du die Geschichten von Wäldern gehört, die man nicht betreten soll, weil dort böse Geister hausen? In denen man nicht abseits der Pfade wandern soll und sich still verhalten soll, weil sonst die Monster auf dich aufmerksam werden? Ich möchte nicht bestreiten, dass es diese Monster nicht auch gibt, aber der größte Teil – das sind wir. Ich bin ein Seher, ein Lehrling der Druiden und gleichzeitig bin ich der Erwählte Ynneads.“
Zu gerne hätte Adrastos einen Blick nach hinten geworfen, um Ribas Gesicht zu sehen. Doch er achtete lieber auf den Weg und hoffte, dass sich sein Begleiter noch an sein Schweigegelübde diesbezüglich erinnerte.
„Wir erreichen bald die Ränder der Wälder, die man zu Silden zählt... ich vermute, wir müssen einen Steinkreis suchen, einen Zirkel aus Menhiren, um Ynnead zu finden. Das sind Orte besonderer Macht und vielleicht werden auch dir dort die Augen geöffnet, was wirklich wichtig auf dieser Welt ist. Du bist Magier, richtig? Was für Firlefanz kannst du denn veranstalten?“
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Kashim Realisierte gerade nicht was vor sich ging.
Seine Begleiterin wandte sich einfach zum Gehen.
Kashim sah wie sie einige Schritte von ihm weg machte. Dann klickte es.
"Hey!"
Überrascht blickte ihn die Frau über die Schulter an.
"Ja?"
"Ähm..." Kashim fand nicht die richtigen Worte.
Spöttisch zog sie die Augenbraue hoch und Kashim viel etwas ein.
"Mein Geld..?"
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