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Beständig trafen die Wellen ans sandige Ufer und strömten in weißer Gischt so weit sie konnten den nassen Sand empor. Ein ewiges Schauspiel dem man den ganzen Tag zusehen und auch lauschen mochte. Ornlu fragte sich schon öfters ob es sich lohnen würde - wenn der allumfassende, ewig präsente Krieg mal zu Ende ist - ob man hier nicht eine Ferienanlage hinpflanzen könnte. Kleine Hütten für die klassische myrtanische Familie mit einbeinigen Vater, ausgebrannten Mutter und von Orks traumatisierten Kindern. Doch war dies nur ein Hirngespinst des Druiden. Kein Hirngespinst war der Grund weshalb er hier nun mit Nanami am Strand war. Ihr fragender Blick wirkte gespannt, nahm sie natürlich an, dass es was besonderes gab.
"Wie stellst du es dir vor? Wie denkst du, wie eine Verbindung zwischen dir und einem Tier sich auswirkt? Was kannst du dir da vorstellen, welchen Nutzen und wo bist du dir nicht sicher? Wo hättest du Ängste?", fragte Ornlu, während sie ausdrücklich Barfuss am Strand entlang gingen.
Geändert von Ornlu (01.09.2009 um 15:23 Uhr)
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"Es wird wohl so ähnlich sein wie mit der Blume."
Der Sandstrand könnte wirklich aus einem Bilderbuch entstammen. Nanami rätselte, ob sie schon einmal hier gewesen war. Vermutlich nicht, was wollte man mit einer Gauklergruppe in einer Ruinenstadt? Aber vielleicht waren sie doch einmal hier vorbeigekommen. Aber sie erinnerte sich nicht.
"Ich weiß nur nicht, wie sehr sich das nun wirklich ähnelt. Immerhin hat ein Tier, denke ich doch, einen stärkeren Willen als eine Pflanze. Einen dichteren Geist, ein geregelteres Denken, ist komplexer und vielschichtiger. Ein Tier würde sich eher wehren, oder? Es wäre schwerer, ihm die Gefühle so zu übermitteln, wie erst mit der Blume."
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Mit scheinbar gelangweiltem Blick lehnte sich Berash an einer Mauer, während er darauf wartete, dass sich die Menge verdünnte. Er wollte etwas ausprobieren, doch dafür konnte er keine Zeugen gebrauchen. Nur waren es zuviele Menschen, die den Weg passierten. Mittlerweile hatte der Emir sogar die Aufmerksamkeit einiger Nomaden geweckt, die bestimmt keine einfachen Bürger waren.
Aus den Augenwinkeln sah er nach rechts und links, schaute sich genau um. Jetzt waren es weniger, also zögerte der Verhüllte nicht länger, sondern ging einen Schritt zur Seite und sprang nach hinten in den Schatten einer anderen Mauer. Sofort schlang sich die Finsternis um seinen Körper und machte ihn selbst zum Schatten. Jegliches Gefühl war gedämpft, nur sein Blick war scharf genug. Berash hatte beim letzten Versuch bemerkt, dass es wesentlich schneller ging, wenn er in den Schatten sprang. So überwand der Emir auch seine Furcht, zumindest zum Teil.
Mit einer schnellen Drehung verschwand der Emir in die andere Richtung, er lief so schnell er konnte. Dort! Eine helle Kreuzung. Wenn er sie schnell genug überquerte, konnte er mit einem Sprung wieder im Schatten auf der anderen Seite sein. Wenn er schnell genug war. Und wenn die Finsternis ihn frei gab, ohne sich zu wehren. Und genau deswegen war Berash nun hier. Der Assassine beschleunigte seine Schritte, begann zu rennen und fokussierte sein Denken nur auf eines: "Lasst mich los!" Immer wieder dachte er ihn, bis er die scharfe Grenze zwischen Licht und Dunkelheit erreicht hatte und sprang.
Die Schatten glitten von ihm herab, ohne sich an ihn zu krallen. Der Verhüllte spürte, wie sein Körper wieder an Festigkeit gewann, wie sein Gewicht ihn nach unten zog und wie der Wind an ihm vorbei zog. Dann war er wieder in der nächsten Gasse und die Finsternis öffnete ihren schwarzen Rachen und verschluckte ihn sofort. Doch sie riss ihn eher, als dass er landete. So flog er der Länge nach hin, bevor er wieder ganz in Schatten gehüllt war. Schmerz durchzog ihn, bevor die Kühle der Dunkelheit ihn von sich nahm. Nur war er vermutlich nur aufgehoben, nicht aufgeschoben...
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"So ist es im Grunde. Du triffst sozusagen auf eine Art Persönlichkeit. Wenn du mal einen Hund so betrachtest folgt er in vielen Dingen seinem Instinkt, aber offenbart auch sein eigenes Wesen - wie wir auch. Willst du dann mit der Magie diesen beeinflussen, dann wird es genau so sein, wie als würdest du einen fremden Menschen um etwas bitten. Er kann eine Abneigung gegen dich haben, dich symphatisch finden oder du bist diesem egal oder sonst etwas. Die Welt die um dich ist, wird sich auf unzählige Persönlichkeiten mehr erweitern.", erklärte Ornlu, ehe sie hielten und nach vorne blickten wie eine Schar Seemöwen im Meer nach Fisch jagte.
"Respekt in der Natur ist an sich alles. Ein alter Schattenläufer lacht selbst über mich und es ist wahrlich ein Härtetest. Ein junger hingegen nicht. Er ist bereit, denn er weiß wer ich bin und respektiert mich. All deine Taten für und gegen die Natur, können in jeglicher Konsequenz auch von den Tieren und höheren Pflanzen beurteilt werden. Was meinst du wieso ich nicht mit diesem Liger in Kontakt treten konnte? Sicher - es wäre möglich gewesen, aber es wäre der falsche Weg. Man sollte den Willen eines Tieres mit der Magie nicht brechen - nur im Notfall. Aber wie dem auch sei, je edler und stolzer ein Tier oder eine Pflanze, umso schwerer ist es diese zu überzeugen oder das zu machen, was du willst. Du musst diese 'Gesetzmäßigkeit' akzeptieren und immer beachten. Deswegen ist es ratsam für den Anfang nur so weit zu beeinflussen, dass ein Tier natürlich reagiert. Nehmen wir einen Hund, in dem du den Beschützerinstinkt weckst. Sieht er dich, als jene die es zu beschützen gilt, dann wird er dich folglich beschützen. Man muss mit den Trieben, starken Instinkten der Tiere am Anfang beginnen. Mit der Zeit und den richtigen Taten, werden sie vielleicht mehr akzeptieren. Stell dir aber die Möglichkeiten vor und wie oft du dann nicht nur dein Leben retten kannst, sondern auch das der Tiere und deiner Mitmenschen. Mach einem agressiven Tier Angst, lass es denken ein Waldbrand tobt und es wird frei seiner Natur flüchten, anstatt dich anzufallen.", erklärte der Jäger und stoppte um nach vorne zu zeigen.
"Hmm, wir fangen mal an. Wichtig ist auch zu wissen wie so ein Tier tickt, um es richtig anzugehen. Ohne dieses Wissen macht man Fehler. Siehst du dieses Ding da vorne. Eine Meeresschildkröte. Wie würdest du ihren Charakter einschätzen, wie würdest du dir das Leben als Meeresschildkröte vorstellen?", fragte der Druide.
Geändert von Ornlu (01.09.2009 um 16:36 Uhr)
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Die junge Bardin nickte leicht, während der Druide sprach.
"Der Liger? Was ist denn mit ihm, warum solltest du ihn nicht beeinflussen? Wenn es wirklich nur von dem Stolz des Wesens abhängt, solltest du doch wohl keine Probleme haben, es zu übertrumpfen.", meinte sie grinsend
Nanami grübelte über Ornlus weitere Frage. Das Ding da vorne war wirklich eine Schildkröte, die da vor sich hin trieb. Sie war recht nah am Ufer und ließ sich mit den Wellen hin und her spülen. Der kleine Panzer sah doch sehr robust aus, das Ding musste wohl wissen, wie gut es geschützt war. Aber vielleicht war es auch nur Illusion und das Teil war eigentlich weich? Das Mädchen kannte solche Viecher noch nicht.
"Sieht doch recht gemütlich aus.
Ich weiß nicht. Kenne solche Tiere nicht, woher auch? Sehen aber schon komisch aus. Aber ihr Leben wird wohl nicht sonderlich abwechslungsreich sein. Fressen, schlafen, schwimmen, Kinder machen, sowas vermutlich. Ich weiß nicht was sie für Feinde haben, je nachdem wird sie misstrauisch sein. Vielleicht auch etwas ängstlich, zumindest an Land, weil sie sich im Wasser schneller fortbewegen als am Festland."
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"Hmm, bedenke wer ich bin und bedenke wie sich Hunde und Katzen sehen. Bedenke wie es Fressfeinde wie Wölfe und Großkatzen tun. Ich halte mich lieber fern, denn es kann durchaus unberechenbar sein. - Nun denn. Du wirst im Groben recht haben, aber dir fehlt das absolute Gefühl die Gleichheit zwischen dir und der Schildkröte. Los komm.", sprach Ornlu und lief zur Schildkröte. Die zog ihren Kopf fix ein, als sie vor ihr standen, ehe Ornlu die Hand auf den Panzer legte und in alter Sprache der Druiden und Magie dazu sorgte, dass das Tier den Kopf wieder hervorbrachte.
"Auf den Boden! - Ja dich meine ich. Das ist mein ernst. Guck nicht so, sondern mach.", wies der Druide seine Schülerin an und tat es ihr gleich. Er legte sich auf den Boden neben die Meeresschildkröte, so dass beide Menschen das Tier flankierten.
"Schließ die Augen. Und nun öffne dich für die Magie. Vollkommen. Streck deine Gliedmaßen wie die Meeresschildkröte aus. - Lach nicht! Mach!", forderte Ornlu auf und machte es vor. Die Arme leicht nach vorne gestreckt, die Hände halb im Sand und auch die Beine mit den Knien voran seitlich angezogen.
"Halt diese Stellung und lausche nun mit deiner Magie. Such nach der Meeresschildkröte...", sprach der Sildener und machte es selbst.
"Hörst du sie, wie sie zu flüstern scheint. Geh weiter. Spürst du ihre Ruhe, ihr ruhiges Wesen? Mach weiter. Werde wie sie. Nimm ihre Atmung wahr. Atme wie sie...nimm ihren Herzschlag an...lass die Magie strömen...werde eins mit der Meeresschildkröte, werde wie sie...lass ihren Herzschlag, dein sein, lass ihre Atmung deine sein und lass ihr Wesen, ihre Natur nun auch das deinige sein...öffne die Augen! Lebe mit der Magie, sei wie die Meeresschildkröte! - Wer als letztes im Wasser ist, ist ein lahmes Hühnchen!", rief Ornlu auf, nachdem er fast flüsternd und Nanamis Magie verfolgend ihr den Weg wies. Doch sie musste verstehe und musste es gespürt haben. Er tat es und robbte wie eine Meeresschildkröte gegen die echte gen Wasser um die Wette.
Geändert von Ornlu (01.09.2009 um 21:30 Uhr)
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Der Sand unter Nanamis Körper roch seltsam, nach Meer. Vermutlich. Wie sollte das Meer auch riechen? Das Tier neben ihr reckte den kleinen Kopf hervor und schien sie aufmerksam zu beobachten. Wenn sie denn zur Seite schauen konnte. Ornlu lag auf der anderen Seite der Schildkröter und gab ihr leise Anweisungen.
Sie ließ die Magie langsam durch ihren Körper fließen, bis sie sie beinahe überall spürte, fühlte, wie sie in ihr pulsierte und wie sie die Existenz, das ganze Sein der Schildkröte spürte. Mit geschlossenen Augen bohrte Nanami ihre Finger in den Sand, bis sie endlich versuchte, ihre Hände stillzuhalten und sich zu konzentrieren. Sie spürte das Tier neben ihr, es war so ruhig... Einen Moment später umfasste das Mädchen diese Ruhe, die vorher die Meeresschildkröte ausgestrahlt hatte, mit der sie nun auf Augenhöhe war. Ihr Atem ging langsamer, bis sie spürte, wie er mit dem Atem des Tieres im Einklang war. Gleichzeitig Ornlus leises Reden zu hören, beruhigte sie irgendwie. Es klang mehr wie ein monotones, besänftigendes Säuseln. Da waren keine Worte mehr. Es war ein Klang, der ihr leicht fremd war, dennoch blieb sie einfach dabei zuzuhören und sich gehen zu lassen, bis sie den Herzschlag des Tieres wahrnahm. Die Ruhe war vollkommen, umfasste sie wie eine Hülle und sie schien sie aufzusaugen und anzunehmen. Nanami hob den Kopf ein wenig um die Augen zu öffnen. Auch Ornlu lag noch am Boden und schien dasselbe zu tun, was er von ihr verlangte.
Dann sah sie wie die Schildkröte sich in Bewegung setzte. Fasziniert sah sie dabei zu - so schwerfällig war das Tier, aber irgendwie doch elegant. Als sie Ornlus lauten Ausruf vernahm, wurde sie aus den Gedanken gerissen. Der Druide robbte zum Wasser, leicht belustigt schaute sie ihm zu. Er war schneller als das Tier, einfach weil seine Gliedmaßen länger waren.
Nanami blieb liegen und schloss die Augen wieder.
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Warme Luft stieg aus den Nüstern seines Tieres und verloren sich in der aufgeheizten Wüstenluft. Sandkörner flogen vom Wind getragen sanft durch die Luft, um sich an Steinwänden abzusetzen. Es waren keine tiefen Spuren, die der Seher im Sand hinterließ. Die Zügel des Hengstes trug er lose in der Hand, auch wenn er das Pferd schon durch die Magie dazu bringen konnte, ihm zu folgen. Gleichmäßig und mit langsamen Schritt folgten ihm Férach, setzte einen Huf nach den anderen in den heißen Sand und hinterließ zu seinen noch weit mehr Abdrücke.
Die Ruinenstadt zog an ihm vorbei, in ihren Facetten, mit dem Tempel, den verfallenen Gebäuden, den Nomaden – wie viele von ihnen wohl ihren alten Waffenschmied erkannten? Es waren nicht viele, dich sich interessiert umschauten, und selbst bei jenen lag es wohl eher an seiner unüblichen Kleidung. Es machte den Seher fast traurig – so wenig war hängen geblieben? Tano hatte ihn erkannt, als Freund, doch sonst schien ihn kaum jemand noch zu kennen.
Interessiert ließ der Seher seinen Blick über den Sand streifen. Tatsächlich, dort waren seine Begleiter. Zumindest zwei davon. Ornlu und Nanami, die scheinbar mit ihrer Unterweisung fortfuhr, wenn auch auf unkonventionelle Art und Weise. Die mit den Schildkröten krochen – so könnte ein Theaterepos heißen.
„Amüsiert ihr euch?“ fragte er belustigt, als Ornlu endlich das Wasser erreichte, noch vor der ‚echten’ Schildkröte. Machte er hier gerade etwas ähnliches, wie damals mit dem Wildschwein?
Zögern kam der Seher näher und ließ das Wasser die Flanken seines Hengstes umspülen, der es scheinbar genoss. „Sag mal, Ornlu?“ Der Seher bückte sich, um in etwa auf Augenhöhe mit dem Robber zu sein. „Wollten wir die Tage nicht nach Bakaresh aufbrechen? Wie gedachtest du von dort aus weiter zu reisen?“
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DraconiZ hätte sich vermutlich über Vicious gekünstelten Wutausbruch einige Momente amüsieren können, wenn ihre Situation weniger Ernst gewesen wäre. „ Ich kann diesen Ort noch nicht verlassen“, meinte der Schwarzhaarige kurz angebunden. „Nicht bevor Medin Beliar ins Angesicht gesehen hat“. Er hielt kurz inne. „Mit seinem Tod würde die Moral der Truppen aus Vengard drastisch gesenkt werden. Ich muss ihn finden, bevor wir gehen“. Der Klingenmeister schaute sich kurz um. „Außerdem ist hier irgendwo noch Berash. Auch den darf ich nicht außer Acht. Mein Bruder teilt mittlerweile mein Schicksal, was gewisse Dinge in Bezug auf Dunkelheit angeht. Und wer weiß. Vielleicht wird Beliar auch dich einmal für so Etwas vorsehen. Je nachdem wie wertvoll du noch für den schwarzen Gott wirst“.
Er schaute der Marmo in die Augen. Darin lag ein Weiteres Mal die Bitte sie nicht mit mehr Informationen zu quälen als irgendwie nötig. „Aber nun zu Etwas für dich Wichtigen. Ich habe gesehen, wo die Wassermagier ihre Heiltränke und sonstiges magisches Zeug aufbewahren. Schließlich war ich dort, wie du weißt“. Kurz darauf beschrieb er der Kopfgeldjägerin grob den Weg dorthin und was er an Wertsachen dort gesehen hatte. „Ich würde natürlich nicht auf die Idee kommen, die Leute zu bestehlen, die mir Asyl gewähren, wie es bei dir aussieht weiß ich natürlich nicht“. Er blickte ausdruckslos die Straße hinunter. Dann ging er in die Richtung der nächsten Taverne. Vielleicht lies sich Berash noch einmal blicken.
Geändert von DraconiZ (01.09.2009 um 18:22 Uhr)
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"HAHA! Nanami ist ein lahmes Hühnchen! Yeah, high five. Gutes Rennen, Schildkröte.", freute sich Ornlu nach seinem glorreichen und geschichtsträchtigen Sieg über Nanami und die Meeresschildkröte. Lange genug hatte er sowas trainiert und nun sah er die Lorbeeren seiner Bemühungen in Gedanken vor sich.
"Ornlu ist der Beste! Ornlu ist der Schnellste! Ornlu ist der Beste! Ornlu ist der Coolste!", sang er jubelnd in Gedanken, während die Meeresschildkröte mit ihren Flossen auf seine Hand schlug und dann als schlechter Verlierer im Meer verschwand, anstatt an der Siegerfeier teilzunehmen. Stattdessen tat es Adrastos. Hoch zu Pferde erhoffte er sich wohl Ornlu im Wettlauf zu bezwingen. Aber das Rennen war vorbei und er somit disqualifiziert.
"Hast du meinen glorreichen Sieg mitbekommen. HA! Und Nanami kam kaum mit. Lahmes Hühnchen! Aber ich denke und spürte, dass du das was zählte verstanden hast. - Achja Adrastos. Nun ich wollte noch bei Aniron die Tage vorbei schauen und mir noch von Jail eine sicher knallen lassen. - Ich komm nicht drum herum - auch nicht als Sieger des Schildkrötenrennens zu Al Shedim. Nunja wir hoffen dann ab Bakaresh mit dem Gold eine Überfahrt nach Myrtana zu bekommen. Am besten Vengard, eher wohl Trelis. Aber durch die Wüste mit dem Gold latschen? Ne lass mal. Vielleicht hätten wir die Kamele behalten sollen, aber nun ist es auch zu spät. Also von hier aus wohl mit so einem Kahn die Küste entlang und dann auch weiter mit etwas seetauglichen. Was hast du mit deinem Pferd vor?", fragte der Druide.
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„Darum geht es“ meinte der Seher, der nicht drum herum kam, Zeuge eines unglaublichen Sieges Ornlus zu werden, im Kampf gegen die schier übermächtigen Gegner ‚Schildkröte’ in der rechten Ecke und der furcheinflößenden ‚Nanami’ in der linken Ecke. Ein wahrer Kampf der Giganten, den Ornlu mit dem Kampfnamen ‚Hetzer’ für sich entscheiden konnte.
„So wie ich es sehe, ist es das erste Mal, dass er das Meer sieht.“ erklärte er dem Druiden, während er dich unter der Wasseroberfläche nach Algen suchte. Wenn es schon keine Lorbeeren oder Oliven in der nähe gab, so brauchte der glorreiche Sieger wenigstens einen Algenkranz.
„Und wenn ich mir ansehe, wie Leuten mit zwei Beinen teilweise auf Schiffen wird, dann möchte ich nicht wissen wie es mit doppelt so vielen Beinen ist.“ Die einfache Formel ‚Bein mal Schiff gleich Übelkeit’ erschien dem Wanderer logisch. „Deswegen würde ich mit dem alten Knaben ein Weilchen früher aufbrechen, um ihn daran zu gewöhnen und vielleicht schon ein passendes Schiff zu suchen. Das Gold kann ja Corax tragen“
Ein Hoch auf die Faulheit! Er hatte es gut eingefädelt, nicht das Gold mit sich schleppen zu müssen, auch wenn die anderen Gründe ebenfalls eine nicht zu verachtende Wahrheit waren.
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Eine Schlange aus Ungewissheit schlängelte sich durch den Sand und die Luft. In Varant war alles heiß, selbst wenn es in der Nacht kalt wurde oder man im Meer baden ging, was Lilo schon gemacht hatte. Sie wusste aber alles in allem nicht so richtig, was sie gemacht hatte. Sie wollte nicht, dass es so heiß war, und wusste auch sonst nicht viel. Vielleicht half Medin ihr, vielleicht auch nicht. Er lehnte neben ihr im Sand, dahinter eine Mauer, und sie berührten sich nicht. Die orange Sonne ging davor unter und man sah nicht viel. Niemand wusste etwas. Vielleicht war er auch sauer oder enttäuscht.
Das Mädchen wusste, dass Medin sie beschützen wollte vor irgendeinem Mann, und wenn er es sagte, musste es wohl stimmen, und trotzdem sagte der gegenteilige Antrieb in ihr, dass es ihr egal war. Sie kannte diesen schrecklich bösen Mann schließlich nicht und er stand auch gerade nicht vor ihnen. Auch sagte ihr irgendwas, dass ihr Freund ihn töten wollte, doch darüber dachte sie lieber nicht so nach. Und das war der Grund, warum sie nicht viel wissen konnte. Auch Medins Plan hatte sie durchkreuzt, indem sie einfach nicht dagewesen war. Sie hätte sich sowieso nicht von irgendwelchen fremden Nomaden entführen oder einsperren lassen. Und er musste jetzt damit klarkommen. Vielleicht machte es ihm zu schaffen, dass sie zusammen waren. Aber hatte er sich gefreut, als er sie gesehen hatte. Er hatte sie an sich gedrückt. Doch irgendwie fehlte Anna das Gefühl, dass er dachte, der garstige Schwarzmagier könnte dies sehen und dann könnte etwas Böses mit ihr passieren. Sie war einfach nur da und klein und dumm.
„Wieso gehen wir nicht?“, fragte sie noch einmal die naive Frage, obwohl sie gar nicht so genau wusste, ob und wieso sie gehen wollte. Doch schien es wohl angebracht, das mal zu tun. Es war auch die falsche Frage und der Sturm könnte gleich aufziehen und ganz böse werden, vielleicht sollte es ja so sein.
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Medin sagte einen Moment nichts. Eigentlich waren es ein paar Momente, die er einfach da saß, während die Abendsonne ihre letzten Streifen flimmernder Luft vor der nahenden Kälte der Wüstennacht über den Ruinen stehen ließ. Er sah sie auch nicht an. Schon seit sie ihn nach einer Pause des Schweigens wieder angesprochen hatte, waren sich ihre Blicke nicht mehr begegnet und auch jetzt, als er weiter antwortete, hielt er es so.
„Ich kann noch nicht“, erwiderte er tonlos und wusste, dass er ihr den Grund dafür nicht sagen und dass sie diesen vermutlich auch nicht hören wollte. Dabei hatte er die Aussage bewusst auf sich beschränkt. Sie war bei ihm und die Zeit, die er zusammen mit ihr verbrachte, kamen ihm viel besser, lebenswerter und heller vor als alle anderen in seinem bisherigen Leben. Er genoss ihre Nähe, auch wenn er sich das wahrscheinlich zu selten anmerken ließ, aber so war er nun einmal. Und er genoss diese Nähe auch jetzt. Dennoch wünschte er sich im Augenblick alleine zu sein. Nicht hier, an der Ruinenmauer etwas abseits der Stadt, sondern allgemein in Al Shedim. Er wünschte sich, dass die Novizin in Vengard wäre, weg von ihm. Dass sie dort war, wo er um ihre Sicherheit wusste und sich darauf konzentrieren konnte, sie zu vermissen und den Tag des Wiedersehens herbeizusehnen. Und dass er sich dann auch auf Draconiz konzentrieren konnte. Denn diesen wollte er nicht noch einmal entkommen lassen. Solange der Verräter am Leben war, konnte auch ein Ort wie Vengard keine Sicherheit bieten.
Aber Lilo war hier, bei ihm und in Gefahr. Eine Gefahr, die Medin suchen wollte, aber eben nicht mit ihr. Doch sie war nun einmal bei ihm. Am liebsten hätte er sie nun hier auf der Stelle darum gebeten sich nach Vengard zu teleportieren und dort auf ihn zu warten, aber er wusste, dass das keine Lösung seines Problems war, denn das würde sie niemals tun. Vielleicht konnte sie das auch gar nicht.
Er atmete tief durch und das Geräusch klang beinahe wie ein kühler Wind, der durch das drückend schwüle Schweigen wehte. Das Schweigen half hier niemandem.
„Ich will nicht, dass Draconiz Al Shedim noch einmal verlässt“, erklärte er ihr. „Wenn er einmal hier ist, muss ich die Gelegenheit nutzen. Das geht nicht anders.“ Das war die Einstellung, die er sich eingeredet hatte. Und sie wusste wahrscheinlich, was das bedeutete.
„Wir gehen, wenn ich ihn habe. Wenn das Schiff aus Vengard vorher kommt …“, er zögerte kurz und blickte sie wieder an.
„Dann will ich nicht, dass du länger hier bleibst.“
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So hatte sich Zialda die ach so prunkvolle Tempelanlage zu Al Shedim nicht vorgestellt. Statt allerlei Gebäude, ganz im typischen Stile der varanter Architektur, wurde sie von allerlei chaotisch angeordneten Sandsteintrümmern, die die Ruinenfelder um Bakaresh einfach nur lachhaft erschienen ließen, empfangen.
Der Anblick war enttäuschend und doch auf makabere Art und Weise befriedigend. Was hatte Zialda schließlich auch sonst erwarten sollen? Eine riesige Wüstenmetropole, wie sie Bakaresh oder - zumindest nach früheren Erzählungen zu urteilen - Mora Sul darstellten? Gewiss nicht.
Zialda hatte Al Shedim vor nicht allzu langer Zeit erreicht. Zuvor hatte sie noch ein wenig in der Wüste Varant verweilt und immer wieder gezweifelt, ob sie die Reise tatsächlich antreten sollte. Sie hatte ein wenig Angst vor dem, was sie Erwarten würde, erhoffte sie sich doch, hier die Antworten auf all die quälenden Fragen zu finden, die sie seit dem Gespräch mit dem merkwürdigen Greis nicht mehr loslassen wollten.
Vor allem aber wusste sie nicht, wie sie Destimal gegenübertreten sollte. Schließlich hatte sie ihn einfach so überstürzt verlassen. Sie konnte sich nur allzu gut vorstellen, dass er alles andere als erfreut über ihr Handeln war. Alleine schon, weil die Blonde sämtliche Wasservorräte mitgenommen hatte.
Diese waren wohl auch der Grund, warum sich Zialda endlich doch dazu entschlossen hatte, nach Al Shedim zu wandern. Nach mehreren Tagen - vielleicht waren es auch Wochen, so genau wusste sie es nicht mehr - in der Wüste waren ihre Vorräte gänzlich aufgebraucht.
Die Waise hielt eine ihrer leeren Wasserflaschen in die Höhe und betrachtete sie im sanften Licht der Sterne. Destimal war nicht aufzufinden und in gewisser Weise war Zialda erleichtert, ja sogar froh darüber.
Also hatte sie sich auf die Suche nach frischem Wasser begeben. Inzwischen war sie in der Nähe einer Oase angekommen. Außer einem Unbekannten, einen recht hoch gewachsenen Mann mit langen, in der Dunkelheit schwarz schienenden Haaren, befand sich scheinbar niemand zu dieser späten Stunde an der wertvollen Wasserquelle. Zialda hoffte, dass es nicht allzu merkwürdig anmuten würde, wenn sie sich der Flüssigkeit bedienen würde.
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„Wenn das so ist, dann kann ich ja gleich gehen“, zischte Anna nach Medins Vortrag und die überraschende Wut ließ sie mühelos wieder auf die Beine kommen. Obwohl sie das doch alles gewusst hatte.
„Dann flirte doch mit deinem blöden Draco. Geh mit ihm ins Bett. Wozu machst du dir dann überhaupt noch die Mühe mit mir zu reden?“, fragte sie unwirsch, obwohl sie wohl wusste, dass sie bei Medin auf diese unsachliche Art überhaupt nichts erreichten würde. Aber er hatte doch nicht mehr alle Tassen im Schrank. Sie sollte verschwinden, und das wollte sie auch sofort tun. Doch blieb sie stehen, mit dem Rücken zu ihm und dem Gesicht zur unendlichen Wüste, ohne etwas zu sehen, als hielt Medin sie mit einem unsichtbaren Seil fest.
Sie verstand nicht, was seine Gründe für diese Entscheidung waren, warum es „nicht anders ging“, wollte es aber auch nicht wissen. Das war alles nicht das erste Mal und sie brauchte keine Schiffe und auch keine anderen Menschen, sie konnte weg sein, bevor er auch nur anfing mit einem halben Gedanken. Wenn er sich zwischen ihr und dem bösen Schwarzmagier entschied und ihn mehr wollte, dann musste er das eben tun, sie konnte ja sowieso nichts dagegen tun.
Lilo war ruhig, kalt und leer, und er schwieg sie kalt an.
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Lilo war so. Dafür konnte sie nichts. Medin kannte diese Seite von ihr, die egoistische und impulsive, die einfach zu dem Menschen, den er liebte, dazugehörte. Und auch wenn es nicht einfach war mit so etwas umzugehen, so bewirkte es eigentlich immer, dass in Medin etwas wuchs, das sie in diesem Moment um alles wichtiger werden ließ als irgendetwas anderes und ihm half sich zu besinnen.
Doch dieses Mal war etwas anders. Dieses Mal hatte er kein Verständnis für sie. Ein bisschen lag darin auch Trotzigkeit. Schließlich gab sie sich nicht einmal Mühe für ihn Verständnis zu zeigen.
„Weil ich gehofft habe, dass du mir hilfst und mich unterstützt“, antwortete er ihr nach einer Pause und seine Stimme klang frostig fern. Was sie vor der eigentlich nur rhetorisch gemeinten Frage gesagt hatte, ignorierte er. Es hatte keine Bedeutung. Er ließ sie einfach dort mit dem Rücken zu ihm stehen und zeigte keine Nähe. Sie tat es auch nicht.
„Ich will, dass du mir hilfst. Das hier ist wichtig.“ In seiner Stimme lag kein Bitten, kein Beschwichtigen. Sie war neutral, reserviert, aber auch bestimmt und klang nach jemand, der sich nicht berühren lassen wollte. Ob sie wusste, wie sehr sie ihn berührte, wenn sie ihn vor die Wahl stellte? Ob sie darüber überhaupt eine kleine Sekunde lang nachgedacht hatte? Noch ließ er sich einfach nicht vor die Wahl stellen und gab ihr Gelegenheit zu bedenken, was sie tat, falls sie das noch nicht getan hatte.
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Das kühle Wasser der Oase von Al Shedim. Andras konnte gar nicht sagen wie oft er hier schon gesessen und einfach nur das Wasser genossen hatte, und doch erfreute er sich immer wieder gleichermaßen daran – heute sogar noch ein wenig stärker, war es doch seit dem Beginn seiner Reise nach Myrtana das erste mal das er die Ruhe der Oase genießen durfte. Und wie viele Male er sehnsüchtig an seinen wunderbaren, friedlichen Ruheplatz gedacht hatte. Er fühlte sich wie im Himmel. Endlich konnte er wieder frei sein. Hier war er bekannt und doch ein niemand, zumindest jedoch hatte er niemanden zu fürchten, der ihn erkennen und möglicherweise in ein altes, unangenehmes Leben zurückzwängen würde. Er konnte seiner Magie frei nachgehen, seinen Geist und Körper baumeln und wandeln lassen, wie es ihm nur gefiel, ohne auf Orks achten zu müssen, die drohten ihn bei Fehlverhalten zu ermorden, oder zumindest eine drückende Beklemmung in ihm hervorriefen.
Wie eigentlich immer war die Oase wenig besucht, hin und wieder streifte mal der eine oder andere Spaziergänger durch die Gegend, und wenn der Wind günstig stand, so konnte er vereinzelte Stimmen aus dem Pavillon der ein Stück weit entfernt stand vernehmen, doch hier war keine ständige Präsenz von Krieg und Armut zu vernehmen. Zwar saßen sie mitten in der Wüste, doch die Menschen hier lebten dieses Leben schon lange, und wer es nicht liebte, so wie er es tat, der hatte sich zumindest daran gewöhnt. Obwohl von einem sicheren Dasein mit sicherer Zukunft kaum die Rede sein konnte, so war das Leben doch gut hier. Gut, und friedlich.
Ein leichtes Scharren im Sand hinter ihm lies den Wüstensohn aufmerksam werden. Hier hatte er wohl einen eindeutigen Spätschaden seiner Reise – übermäßige Aufmerksamkeit. Schon wollte er sich selbst zur Ruhe und Entspannung bitten, als ihn unwillkürlich die Neugier packte. Neugier, daran erinnerte er sich gar nicht mehr. Doch richtig, war ja eine seiner prägenden Charaktereigenschaften. Was man sich nicht so alles abgewöhnte, wenn ständige Vorsicht gefragt war. Doch genauso wenig wie er überhaupt auf das Scharen hätte reagieren müssen, war es nun von Nöten sich zurückzuhalten. Er konnte sich also in einer Ruhe dem Ankömmling widmen.
Mit einer leichten Bewegung der linken Hand erschuf er eine Lichtkugel und lies sie auf die ankommende Person zuschweben. Das sanft-blaue Licht erhellte den hellen Teint einer mittelgroßen, sehr hellhaarigen Frau. Sie war vom Gesicht her eindeutig älter als der Wüstensohn, doch die unglaublich hellblonden Haare ließen sie auf den ersten Blick noch um einiges Älter aussehen. Doch er hatte ja Zeit, musste sie also nicht nach einem einzigen Blick beurteilen. Sah man genauer hin war die Fremde von einer nicht abzusprechenden Schönheit, und die weißlichen Haare passten auf ihre ganz eigene Art ins Bild. Doch wer war er denn, einer Fremden ins Gesicht zu leuchten, und sie nach ihrem äußeren zu beurteilen. Sein Glück also, dass sein Licht ohnehin nur matt war, und die Dame in angenehm ins helle stellte.
In zwischen hatte der junge Mann sich erhoben. Warum genau er dieser Frau, die er nicht einmal kannte überhaupt so viel Aufmerksamkeit widmete, wo er doch für gewöhnlich die Passanten einfach unbehelligt weiterziehen ließ, wusste er auch nicht so genau. Ihm war einfach danach, außerdem konnte etwas Gesellschaft auch nicht schaden, schließlich hatte er in den letzen Monaten ausschließlich mit Hyperius und Ptah gesprochen. Wieso also nicht. Seine tiefe Stimme ertönte und durchbrach die Ruhe der sternenklaren Nacht.
„Adanos zum Gruß, kann ich euch behilflich sein?“
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Augenblicklich war sie zusammengezuckt, als der Unbekannte wie aus dem Nichts eine matte Lichtkugel erschuf und diese direkt auf Zialda richtete. Die Straßendiebin war es nicht gewöhnt, des Nachts, wo sie sich doch eigentlich ganz in ihrem Element fühlte, so eindringlich gemustert zu werden.
Was ist?, fauchte sie den Fremden gedanklich an. Sie spürte einen interessierten Blick auf sich ruhen und leichtes Unbehagen machte sich in ihr breit. Beinahe verfiel sie dem Eindruck, er betrachtete sie wie ein namenloses Schauobjekt auf einem Jahrmarkt.
Doch bevor die Weißblonde in Panik ausbrach, konnte sie sich in Gedanken selbst beruhigen. Der Unbekannte hatte sicher nicht beabsichtigt, sie derlei zur Schau zu stellen und wären sie nicht die einzigen Personen an der kleinen Oase, so hätte er sich und seine Lichtkugel sicherlich gezügelt. Schließlich war sie es, die seine Ruhe gestört hatte.
Inzwischen hatte sich der Unbekannte erhoben und eine Frage an Zialda gerichtet, die sie zunächst nur mit einem sanften Lächeln beantworten konnte. Sie wusste nicht so recht, ob es angemessen war, ihn nach dem Wasser der Oase zu befragen.
"Nun", Zialda räusperte sich, um ihre Gedanken noch einmal ordnen zu können, "Ich bin soeben hier in Al Shedim angekommen und... Wollte mich mal ein wenig umsehen. Ich hoffe, ich habe dei... Eure Ruhe nicht gestört?"
Natürlich war es leicht naiv, soetwas zu fragen und so hoffte die Reisende, jene Arglosigkeit mit einer mehr oder minder höflichen Anrede überspielen zu können.
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„Erst sagst du ich soll gehen, dann sagst du ich soll helfen“, sagte Lilo eiskalt mit reißendem Geduldsfaden.
„Ich will, dass du sicher bist. Wenn ich Draconiz suche, will ich mir nicht auch noch Sorgen um dich machen müssen. Damit hilfst du mir am meisten.“, antwortete Medin gleichmütig.
„Gut, such deinen Liebling Draconis und ich gehe und behellige dich nicht“, sagte Lilo bemüht ruhig, ohne sich von ihrem Fleck zu bewegen. Nichts sah sie mehr außer den bösen Dingen.
„Wo wirst du hingehen?“, fragte er unbewegt.
„Hat dich nicht zu interessieren.“
„Wo wirst du hingehen?“ Die Frage wiederholte er, nur energischer und lauter. Einen Moment lang dachte Lilo, sie müsste den Verstand verlieren vor lauter Irrsinn. Einen Moment dauerte es, bis sie sich gefasst hatte.
„Du bist nicht meine Mutter!“, schrie sie fast und ein Blitz knisterte aus der Luft neben sie in die Erde, noch während sie sprach. „Du willst mich loswerden, um diesen Mann umzubringen oder sonstwie zum Schweigen zu bringen, und tust dann noch so, als ob ich dir gehöre. Sobald du ihn kaltgemacht hast, brauchst du mich dann mal wieder, falls er mich nicht vorher kaltgemacht hat, was? Aber das ist dir die Sache ja wert. Wieso glaubst du, mich dann noch fragen zu dürfen, wohin ich gehe?!“ Den Wahnsinn konnte man nicht in Worte fassen, und er würde nichts kapieren. Sie wollte ihn nicht mehr, er wollte sie ja auch nicht. Sie wollte gehen. „Geh endlich zu Draconis“, wollte sie hinterherschreien, blieb aber stumm und gequält.
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Andras musste sich ein Lachen heftig verkneifen als er die junge Frau da vor ihm herumstammeln sah, doch trotz aller Bemühungen gelang es ihm nicht ganz und ein leises Lächeln entwich ihm trotzdem. Irgendwie erinnerte ihn ihre Situation an die seinige, als er neu in Al Shedim gewesen war, nur dass er, damals ein Nichts, einer Priesterin gegenüber gestanden hatte, und genau genommen noch nicht einmal unsicher genug gewesen war, während seine jetzige Gegenüber eigentlich keinerlei Grund für solche Nervosität hatte.
„’Du’ tut’s vollkommen, Andras ist mein Name. Und der eure?“, war seine freundliche Antwort.
„Und nein, ihr habt mich eigentlich nicht gestört. Ich hätte ja nicht auf euer Erscheinen reagieren müssen, hier muss man sich schon stören lassen, vor allem um diese Uhrzeit.“
Die Fremde beäugte ihn noch immer ein wenig misstrauisch, antwortete jedoch nicht sofort. Ihr Verhalten weckte in Andras das unangenehme Gefühl ihr mit dem seinigen auf irgendeine Art auf die Füße getreten zu sein. Wahrscheinlich war sie es durchaus nicht gewohnt mit einer aus dem Nichts entstehenden Lichtkugel begrüßt zu werden. Er wusste ja nicht einmal ob sie in ihrem Leben schon einmal einen magisch begabten Menschen getroffen hatte. Auf jeden Fall erwarteten sicher die wenigsten, dass die Person die sie irgendwo sitzen sahen als nächstes mit Magie aufwarten würde.
Doch lange hielt die stille der Dame nicht an, dieses Verhalten schien für den Adepten auf den ersten Blick und der ersten Einschätzung auch gar nicht so zu ihr zu passen. Ihr Antwort kam daher sofort ein wenig forscher und lockerer, und lies die Hüllen der Höflichkeit, die sie sich sichtlich selbst aufgezwungen hatte sofort fallen.
„Dann bin ich ja beruhigt. Man nennt mich übrigens Zialda.“, erklang ihre deutliche Stimme, die wenig von einer verkappten Lady hatte. Andras jedoch störte sich wenig daran, schließlich war er selber die längste Zeit seines Lebens von wandelnden Fellhaufen umgeben gewesen, bei denen er sich noch nicht einmal sicher war, ob es in ihrer Sprache überhaupt ein Wort für ‚Höflichkeit’ gab. Seine Höflichkeit stammte daher kaum von hoher Geburt und ritterlicher Erziehung, sondern war einzig und allein ein Ergebnis des Respekts den er vor den meisten Lebewesen grundsätzlich besaß.
Dennoch, diese junge Frau hatte etwas Erfrischendes an sich, und so war er herzlich wenig geneigt sie trotz ihrer wenig weichen Gangart wegzuschicken.
„Neu in Al Shedim also..“, sagte er mehr zu sich selber als zu der jungen Frau.
„Nun ja, dann bin ich wahrscheinlich auch eure erste Bekanntschaft hier?!“, schlussfolgerte er sogleich.
„Leistet mir doch ein wenig Gesellschaft. Sicher, es ist schon spät und heute Abend werden wir zu wenig kommen, doch habe ich mich schon lange mit niemandem mehr einfach so unterhalten, und falls ihr bestimmtes in Al Shedim sucht, oder einfach nur so einen Anhaltspunkt wünscht, vielleicht würde ich euch ja helfen.“
Er musste unwillkürlich grinsen. Es war lange her, dass er einfach einige ruhige Worte mit jemandem gewechselt hatte, und bei dieser jungen Frau, da war er sich sicher, brauchte er auf keinen Fall die Samthandschuhe auspacken. Sie würde sich schon wehren, also brauchte er sich auch nicht übermäßig höflich aufzuführen.
Für den Moment war sie genau das was er an Gesprächspartner brauchte..
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