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„Oh, dieses zarte Lächeln genügt doch bereits, um die Bedürfnisse eines bescheidenen Assassinen und Halsabschneiders zu befriedigen“, flötete Candaal. „Und ja, ich kenne jeden Winkel von Bakaresh.“ Zum Beweis streckte er blindlings die Hand in die Höhe, griff nach einem hervorstehenden Balken und zog sich an jenem hoch. Auf jenem balancierend ging er in die Hocke, damit die Frau keine Nackenstarre erleiden musste, wenn sie ihn weiterhin so fesselnd fixieren wollte. „Ihr scheint mir ganz gut zurechtzukommen. Zumindest kann ich mir sicher sein, dass meine Männer eure Hilfeschreie nicht überhören würden, solltet ihr denn heute Nacht tatsächlich noch in Bedrängnis kommen. Doch so romantisch die Nacht und ihre Begegnungen auch sein mögen: Irrt nicht mehr zu lange umher. Sonst zeichnet der Schlafmangel bald Eure feinen Züge. Madame, wichtige Geschäfte erfordern meine Aufmerksamkeit.“ Breit grinsend deutete der gelenkige Ganove einen Knicks an und kletterte dann an einer eingerissenen Häuserwand hoch, bis er auf die andere Strassenseite springen konnte. Von dort aus hangelte er sich wiederum an den Balken nach oben, bis er sich mit einem Sprung ans Geländer des Balkons des Statthalters heften konnte.
„Wo ist der Emir? Ich muss zum Emir“, flüsterte der kletterfreudige Assassine des Alten Bundes zu einem herbeieilenden Sklaven, der das Pochen gegen das Fenster gehört haben musste. „Mein Herr, es ist mitten in der...“ – „Sehe ich aus, als hätte ich das nicht bemerkt?“ – „Der Herr ist ausser Hause“, gab der müde Sklave knapp zurück. „Dann zum Statthalter, wenn wir den nicht ohnehin schon geweckt haben. Ich muss sie umgehend über die Geschehnisse in Varant informierend“, zischte Candaal, stiess den Sklaven zur Seite und klopfte an die Schlafzimmertür des Gesuchten.
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So schnell, wie er gekommen war, verließ er Zialda auch schon wieder. Einen Moment lang sah sie ihm nach, bis er an der Fassade eines Hauses hing und anschließend ihren Augen entwischte.
Leise lachte die Blonde auf, während sie Wun Aba in ihren Gedanken einen überheblichen Charmeur schimpfte. Und dennoch war sie fasziniert von seiner akrobatischen Einlage.
Zialda atmete die angenehme Nachtluft ein. Womöglich hatte ihre seltsame Begegnung recht gehabt, es war durchaus spät, höchst wahrscheinlich zu spät für eine ortsfremde Frau, um noch auf den hiesigen Straßen umherzuirren und so beschloss sie, den Weg in ihre Unterkunft anzutreten. Sicherlich hatte Destimal ihren nächtlichen Ausflug nicht bemerkt und falls doch, dann machte er sich hoffentlich nicht allzu große Sorgen um sie.
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"Nimm dir zwei von den kleinen Schalen aus dem Beutel!", forderte die Sjadu ihren Schüler auf und deutete auf das kleine Leinenbündel am Fuße der zerfallenen Mauer, auf welcher sie noch immer saß.
"Du wirst sie beide bis zur Markierung mit Wasser füllen. Wenn du damit fertig bist, nimmst du jeweils eine Schale in die Hand und wiederholst die Übung von vorhin."
Während Samorin den Beutel auf der Suche nach besagten Gefäßen durchwühlte, fuhr die Assassine mit ruhiger Stimme fort.
"Du wirst merken, dass es nun nicht mehr reicht deinen Körper irgendwie aufrecht zu halten. Dass du auf den Steinen bleibst ist jetzt nur noch der leichtere Teil der Übung, wichtiger ist es, dass du kein Wasser verlierst."
Samorin nickte und füllte die Schalen mit dem Wasser, das er zuvor aus dem Brunnen am Turm herbeigeholt hatte.
"Bevor du anfängst noch ein Hinweis!"
Die Augen des Mannes schienen sich ein wenig zu weiten, als er die Worte der Sjadu vernahm. Sheila konnte sich denken warum, bisher hatte sie ihn sein Ding machen lassen und sich das Helfen erspart. Es war das erste Mal, dass sie ihrem Schüler einen Tipp gab.
"Wenn du deine Knie nicht komplett durchdrückst, sondern deine Beine locker sind, ist es einfacher die Balance zu halten. Versuchs einfach ...!"
Geändert von Sheila (23.08.2009 um 13:41 Uhr)
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Samorin Füllte die Schalen bis zur Markierung, stellte sich vor die Steine und atmete tief durch bevor er anfing. Dann setzte er einen Fuß auf den Ersten Stein. Als er den Zweiten nachzog machte er was seine Lehrerin ihm geraten hatte und drücke das Knie nicht vollkommen durch.
Er dachte arüberr nach was für ein komisches Bil er abgeben musste. Einbeinig auf einem Stein stehend und zwei Wasserschalen in den Händen. Aber dafür war jetzt keine Zeit er musste sich konzentriren.
Er machte einen Schritt vorwärts bedacht die Schalen Ruhig zu halten. Immer weiter auf die Schale achten war jedoch nur die Halbe miete wie ihm schnell klar wurde denn so würde er dass gleicgewicht nicht halten können.
Er machte weiter schön auf die beiden Schalen bedacht und seine Füße.
Es war schwierig wirklich sehr schwierig.
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Samorin hatte schon ein paar mal den Krug neu füllen müssen ,doch inzwischen war es einfacher geworden ,oder er einfach besser.
Zweimal glaubte er es geschafft zu haben doch sann hatte er im letzten Moment sich selbst dass Wasser übergekippt. Immer wieder vernachlässigte er seine Konzentration, sass mit dem Gleichgewicht mit dem Ganzen Körper machte er inzwschen schon fast automatisch ,doch zwischen automatisch und fast Automatisch lag viel mehr als man denkt.
Samorin setzte auf und setzte seinen Weg langsam fort von Stein zu Stein. Dass Wasser begann leicht zu schwappen als er einmal zu schnell weiterlief und so verharrte er wieder in der Bewegung. Noch nichts verschüttet ,er hatte Glück gehabt weiter ging es as Ziel rückte näher.
Die Möglichkeit es jetzt zu vermasseln und schon wieder von neu anzufangen quälte ihn, denn er hatte es langsam ziehmlich satt.
Jetzt kam die Stelle wo er sich schonmal zu früh gefreut und dass Wasser zus schnell außer Acht gelassen hatte. Doch jetzt beging er diesen Fehler nicht er konzentrirte sich auf dass was er zu tun hatte und dass war dass Wasser auf die andere Seite zu bringen.
Erleichterung und Triumph durchfuhr ihn als er es endlich geschafft hatte.
Der Krautmischer drehte sich um und sah zu Schatten herüber, die ihm anerkennend zunickte.
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Trotz der unmöglichen Stunde hatte der Statthalter Abu Din Candaal aufmerksam zugehört, als jener mitten in der Nacht von den Geschehnissen in Braga berichtet hatte. „Es war eine Truppe von Frischlingen... blutige Amateure versammelt unter einem Mann namens Farel“, hatte Candaal dem Statthalter erklärt. Anschliessend hatte er den alten Mann jedoch schlafen lassen, denn auch er selbst hatte noch einen langen und ganz bestimmt anstrengenden Tag vor sich.
Schon in der Früh stand er nämlich neben Taumann auf dem Deck und empfing den Rest der Crew, der mehr oder weniger aufrecht über den Steg wankte. „Hey, was ist das für ein Kerl?“, fragte er Raisha, die mit einem in schwarze Kutten gekleideten Typen an Bord erschien. „Das ist Mahkel, ein aufstrebender junger Assassine, der mich die ganze Nacht über wach gehalten hat“ – „Versteht er etwas von der Schifffahrt?“, fragte Taumann skeptisch. „Habe zwei Jahre für den Hafenmeister gerudert“, meinte der junge Mann und ergriff somit gleich selbst das Wort. „Gefällt mir“, murmelte Candaal zu Taumann. „Aye, einige Deckshände mehr können ohnehin nicht schaden, wenn wir den Tümpel hier überqueren wollen.“
So warteten sie noch bis zur Mittagsstunde. Zwei weitere ehemalige Sklaven, die sich seit der Flucht von Gorthar sichtlich erholt hatten, schlossen sich der Crew an, ehe man in Bakaresh ablegte. „Wir haben Frauen, Katzen und die Gunst Beliars“, sinnierte Candaal, der sich noch an die Grundausstattung für Schiffe jeglicher Art aus der kleinen Seemannsbibel erinnerte. „Und wir ham nen verdammt ambitionierten Käptn“, fügte Taumann dem hinzu. „Segeln wir zu den schönsten Stränden dieser Welt“, pfiff der alte Seebär freudig auf dem Weg zum Steuer.
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Lehrling
Die Unterkunft, in der Destimal und Zialda hausten, hätte karger und ungemütlicher kaum ausfallen können: die nackten Steinwände waren von tiefen Rissen durchzogen, und wenn die beiden Gefährten ein wenig mehr Gepäck mitgebracht hätten, so wäre die Abwesenheit eines Schrankes sicherlich ein weiterer Grund zur Ärgernis gewesen. Das Zimmer stellte natürlich immer noch einen höheren Komfort dar, als ihn jede Übernachtung auf offener Straße bereithalten könnte, aber es war kein Ort, an dem man sich besonders gerne aufhielt.
Dennoch war Destimal heute nur zweimal kurz vor der Tür gewesen und hatte den Großteil des Tages im Raum verbracht. Ihm war nicht nach dem anstrengenden Trubel Bakareshs zumute - überhaupt fragte er sich zunehmend, was er überhaupt noch hier suchte, was er je hier gesucht hatte. Arbeit? Das war vielleicht einmal der Plan gewesen. Mittlerweile war er sich ziemlich sicher, dass ein längerer Aufenthalt in Bakaresh für ihn nicht infrage kam: obwohl er seinen letzten, unangenehmen Wüstentrip noch allzu gut in Erinnerung hatte, wusste er genau, dass es ihn eher früher als später wieder in die leere Einöde Varants verschlagen würde.
Noch immer rätselte Destimal über Zialdas seltsamen Zusammenbruch auf dem Weg zum Beliartempel nach. Möglicherweise war es bloß Zufall gewesen, doch es war schon mehr als merkwürdig, dass sie ausgerechnet in unmittelbarer Nähe eines Beliar geweihten Heiligtums einen Schwächeanfall erlitten hatte. Ob sie wohl doch recht gehabt hatte, was ihren Talisman anging? Vielleicht war es besser, sich in Zukunft von ihr fern zu halten - Artefakte Beliars hatten bisher noch kaum jemandem Glück gebracht.
Destimal rieb sich seufzend die müde Stirn. Was nützte es schon, sich Gedanken über solchen abgehobenen Kram zu machen? Weder kannte er sich mit schwarzmagischen Angelegenheiten aus, noch hatte ihm der alte Medicus damals in Vengard genug beigebracht, als dass er einen herkömmlichen Schwächeanfall von einem artefaktgesteuerten hätte unterscheiden können - es war wohl das beste, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen und einfach die Augen offen zu halten.
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Wie so oft legte sich der kühle Abend über die Wüstenmetropole und Zialda zählte allmählich die Tage, die sie in Bakaresh verbrachte. Eigentlich hielt sie nichts mehr in der Stadt und doch würde sie wohl eine weitere Nacht in ihrer schäbigen Unterkunft verbringen.
Wo sollte sie denn auch sonst hin? Eine Schiffsreise über das halbe myrtanische Meer schien in naher Zukunft nicht möglich, jedenfalls nicht, solange sie sich nicht einem Seemann kostengünstig anschließen konnte. Und selbst wenn die Straßendiebin irgendeinen Bakaresher um sein Hab und Gut erleichtern und somit genügend Geld für eine Überfahrt zusammenkratzen konnte, erschien ihr die Reise viel zu gefährlich. Zumindest, wenn sie dem Greis in den Ruinen Glauben schenken konnte.
Sicherlich würde sie die Fahrt irgendwann antreten können. Dann, wenn sie geschickter und kampferprobter war. Sie dachte an die Ereignisse der letzten Nacht. Wun Aba... Er war ein... Assassine sagte er?
Es war zweifellos die beeindruckendste akrobatische Leistung, die Zialda je mit angesehen hatte. Durchaus verspürte sie den Drang, etwas ähnliches vollbringen zu können und sie war sich sicher, dass es unter den Assassinen den ein oder anderen Akrobaten gab, der ihr einige Kniffe beibringen konnte.
Allerdings war sie sich fast genauso sicher, dass ihr kein Assassine ernsthaft etwas zeigen würde, sofern sie ihm nicht genügend Geld in Aussicht stellen konnte - oder ein Mitglied der Gemeinschaft war.
Schlagartig flogen wieder die Worte des Greises durch ihre Gedanken. Möglicherweise hatte er ja doch Recht und Zialda faszinierte sich wirklich für die Kultur Beliars. Vielleicht war es sogar gar nicht ihr Wunsch, die Kunst der Akrobatik zu erlernen, vielleicht drängte sie ja etwas anderes dazu. Etwas, das sich fest in ihrem Inneren eingenistet hatte und, das sie selbst nicht erfassen konnte.
So ein Quatsch!, Zialda versuchte, die Gedanken aus ihrem Kopf zu bannen. Wahrscheinlich hatte diese Stadt ihre Sinne vernebelt und sie würde wohl einfach ein wenig Abstand brauchen, um klar denken zu können. Schließlich wimmelte es in Bakaresh nur so vor zwielichtigen Gestalten.
Zialda legte sich auf ihr lädiertes Bett und schloss die Augen. Sie musste versuchen, ein wenig nächtliche Ruhe zu finden und am nächsten Morgen die Stadt verlassen. Irgendwie...
Geändert von Zialda (23.08.2009 um 23:19 Uhr)
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Starr war der Blick der Assassine und gleichso die Haltung ihres gesamten Körpers, mit dem sie in regungsloser Hocke auf einem der zahllosen Mauerreste verharrte und so beängstigende Ähnlichkeit mit einer Statue aufwies. Kein Muskel, keine einzige Sehne oder Hautfältchen schien sich zu regen, weder an ihren Gliedern, noch in ihrem schönen Gesicht, wobei dieses ohenhin nur zur Hälfte sichtbar war. Aber Sheila war in diesem Moment alles andere als untätig, in ihrem Kopf arbeitete es bereits die ganze Zeit und angestrengt beobachtete sie die Übungen ihres Schülers.
Samorin machte Fortschritte, zweifelsohne. Zwar waren sie langsam und noch verhalten, aber das war zu erwarten gewesen und wenn man bedachte, dass er derlei Dinge zum ersten Mal tat, nichts ungewöhnliches. Dennoch war die Sjadu nicht zufrieden mit dem was sie sah. Auch wenn es ihrem Schüler teilweise gelang die Übun erfolgreich durchzuführen, war sie nicht davon überzeugt, dass es eine feste Sujbstanz gab die dahinter stand. Es fehlte ihm an einer gewissen inneren Ruhe und Konstanz, was den Erfolg seiner Bewegungen zu einem reinen Glücksspiel werden lies.
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Samorin wiederholte die Übung solange seine Lehrerin ihm keine neuen Auftrag erteilte. Es wurde zwar langsam etwas langweilig aber daran konnte man nichts machen. Er kannte jetzt die Technik und würde die so lange machen bis sie perfekt war, oder Schatten eine andere Übung für ihn hatte.
Die Wassserschalen benutzte er auch weiterhin. Er hatte einen Krug Wasser schon besorgt und dabei nochmal die Übung von letztens gemacht. Er füllte die Schalen und fing an. Er kam zwar nicht ganz durch aber das war zu erwarten er machte weiter und das tat er nun schon eine Weile. Ein paar mal hatte er es tadellos hingekriegt doch perfekt beherschte er es nicht. Denn er wusste um ein perfekt dranstempeln zu können musste er es jedes mal sofort schaffen.
der Krautmischer sah zu seiner Lehrerin hoch die dort vollkommen regungslos saß und ihn beobachtete.
Der würde er es zeigen. Er würde ihr zeigen dass ers drauf hatte allein schon um mal endlich ne andere Übung zu machen.
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Sie heftete so ziemlich alles, was sie besaß, an ihren ledernen Gürtel. Es war nicht viel, lediglich zwei bis zum Rand mit Wasser gefüllte Feldflaschen, ein Messer mit auffälligen Symbolen an der dünnen Klinge, sowie ein kleiner Beutel, in dem nur noch wenige Münzen klapperten.
Zialda hatte beinahe ihr ganzes Vermögen für Wasser verschwendet. Am Tage war die Hitze in Varant unerträglich und selbst, wenn man sich zu jener Zeit in einem von kühlen Steinwänden umgebenen Raum aufhielt, kam man nicht drum rum, sich einige Schlücke des blauen Goldes zur Gemüte zu führen.
Jetzt jedoch dürften die Temperaturen angenehm gesunken sein und stellte somit die beste Zeit für einen kleinen Ausflug dar. Zialda hatte den ganzen Tag über nur einen Gedanken gehabt: Sie wollte weg. Weg aus jener verfluchten Stadt, die ihre Gedanken mit jedem Herzschlag aufs Neue zu verschleiern schien. Am liebsten wollte sie das gesamte stickige Drecksloch namens Wüste hinter sich lassen.
Andererseits wollte sie nicht allzu weit von Bakaresh entfernt ihr Lager aufschlagen. Sie wollte sich die Möglichkeit offen halten, zurückkehren zu können, sofern sie trotz geklärter Gedanken weiterhin den Wunsch verspüren sollte, dem Beliartempel und seinen Anhängern nahe zu sein.
Zialda hielt kurz inne. Wo sollte sie dann hin? Was mochte sie von ihren Zweifeln ablenken? Vielleicht die Stätte eines anderen Gottes, eines Gottes, den die Gesellschaft für gerecht und gut befand? Der Blick der Blondhaarigen fuhr an der Fassade ihrer Unterkunft entlang zu einer Wandkarte, die als einziger Gegenstand den schäbigen Raum schmückte. Ein genauer Blick verriet ihr, dass sich in der Nähe eine Tempelanlage befinden musste.
Hastig kramte die Diebin nach einem Stück Pergament das sich auf ihrem Bett befand. Sie hatte dafür beinahe mehr bezahlt, als für ihre gesamten Wasservorräte, seit sie sich auf dem Festland befand. Und doch war diese Investition in ihren Augen notwendig gewesen, denn ihren langtägigen Begleiter Destimal wollte sie nicht mit ihren Problemen belasten. Destimal würde sie zumindest ein paar Tage mit ihren verwirrten Gedanken alleine lassen müssen, dennoch wollte sie ihm eine Chance lassen, sie wiederzusehen.
Die tiefschwarzen Zeilen auf dem gelblichen Pergament waren kunstvoll geschwungen und klar verständlich. Eine wahre Meisterleistung, die der Schreiber da vollbracht hatte. Zialda selbst konnte zwar durchaus Lesen, selbst hatte sie jedoch noch nie etwas verfasst. Sie würde lediglichlich den Ort in die dafür vorgesehene Lücke notieren müssen und Destimal würde sie mit unerschütterlicher Sicherheit wiederfinden - irgendwann.
Zialda schritt wieder zur Karte. Unter der eingezeichneten Tempelanlage standen zwei Worte geschrieben, ähnlich kunstvoll, wie es auch ihre vorgefertigte Nachricht war. Zialda griff sich die stumpfe Schreibfeder, die sich auf einem Schreibtisch in der Nähe der Wandkarte befand, tunkte sie in ein kleines, halb vertrocknetes Tintenfass und versuchte dann mit zittriger Hand die Wörter in die Lücke zu übertragen.
Ein erleichterter Seufzer entfuhr ihr, als sie die Feder absetzte und sich das Werk nochmals durchlas.
An Destimal,
wenn du mich wiedersehen möchtest, erwarte meine Ankunft in Al Shedim.
Zialda
Die Straßendiebin breitete die Nachricht an ihren ehemaligen Gefährten auf dem Schreibtisch aus und musste nunmehr hoffen, dass Destimal diese bei seiner Rückkehr in die Unterkunft nicht übersah. Dann beäugte sie ein erneutes Mal die Karte. Würde sie sich den Weg nach Al Shedim merken können? Von Bakaresh aus gewiss, doch wusste Zialda ja nicht, wo genau sie zuvor noch landen würde.
Demonstrativ ließ sie ihren Blick über den Raum schweifen und zuckte anschließend gleichgültig mit den Schultern. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass sie einen anderen um sein Hab und Gut erleichterte.
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Lehrling
"Na fantastisch...diese miefige Kammer wird von Tag zu Tag unkomfortabler." Missmutig vor sich hingrummelnd warf Destimal dem leeren Fleck an der Wand, den heute Morgen noch eine Karte Varants verdeckt hatte, einen finsteren Blick zu. Vermutlich war der Obsthändler mit dem unangenehmen Keuchhusten, der ihnen die Kammer gegen ein paar Münzen pro Tag überlassen hatte, zu dem Schluss gekommen, dass die Landkarte bei ihm besser aufgehoben war als bei zwei undurchsichtigen Fremdländern aus milderen Gefilden.
Das Teil könnte genauso gut gestohlen worden sein, ging es Destimal durch den Kopf, nachdem er sich aufs Bett fallen gelassen hatte und sich seiner Schuhe entledigte, die als Folge seines Varantaufenthalts bereits einen bleichen Gelbton angenommen hatten. Diebe gibt es hier in Bakaresh sicher genug...
Es hatte sich gerade das faszinierende Bild einer Großstadt voller gedrungener, herumschleichender Kapuzenmantelträger in seinem Kopf gebildet, als sein Blick an eben jener Stelle am Boden haften blieb, an dem sich bis vor kurzem noch das Gepäck seiner Zimmergenossin befunden hatte. Die überraschende Tatsache, dass sich an diesem Umstand etwas geändert hatte, ließ den Barbier wieder hochschrecken.
Rasch vergewisserte sich Destimal, dass seine eigenen wenigen Habseligkeiten noch an Ort und Stelle waren. Der Schreibtisch schien ebenso unangetastet; wenn es sich tatsächlich um das Werk eines Diebes handelte, dann -
Destimal richtete sich auf und machte die paar Schritte zum Schreibtisch hin. Mit gerunzelter Stirn pflückte er das Zettelchen vom Tisch, das sich rasch als eine Nachricht herausstellte - eine Nachricht an ihn.
"Wenn du mich wiedersehen möchtest, erwarte meine Ankunft in Al Shedim. Zialda." Destimal starrte das Stückchen Pergament noch ein paar Augenblicke lang verwirrt an und ließ es dann achtlos zurück auf den Tisch fallen. Was zur Hölle hatte sich Zialda bloß bei ihrer übereiligen Abreise gedacht? Nicht nur, dass sie Destimal damit in gewisser Weise selbst zur Aufgabe der Unterkunft zwang - denn er allein hatte längst nicht genug Geld übrig, um sich die Miete für mehr als zwei oder drei Tage leisten zu können -, sie hatte ihn auch noch in die äußerst unangenehme Lage gebracht, das Abhandenkommen einer sicherlich nicht ganz wertlosen Karte erklären zu müssen. Und selbst wenn es sich herausstellen sollte, dass solche Teile auf dem Markt für drei Münzen pro Stück verschachert wurden, sah es Destimal gar nicht ein, für Zialdas kleinen Diebstahl büßen zu müssen.
Sieht ganz danach aus, als ob diese Nacht meine letzte in Bakaresh sein wird.
Seufzend ließ sich der junge Mann wieder aufs Bett sinken und vergrub das müde Gesicht träge in beiden Händen. Eine weitere Reise durch die Wüste stand ihm bevor, und noch kannte er nicht einmal sein Ziel. Al Shedim? Was war Al Shedim überhaupt? Seine einzige Information darüber betraf einen Tempel, der dem Gott des Gleichgewichts geweiht war - er konnte jedoch nicht einmal mit Sicherheit sagen, ob es sich vielleicht nicht bloß um die Ruinen eines solchen Tempels handelte. Vielleicht hätte er dem geschwätzigen Nomaden, der ihn südlich von Braga damals ein Stück weit begleitet hatte, doch besser zuhören sollen, anstatt ihn schnellstmöglich wieder loszuwerden.
"Al Shedim also." Destimal schloss die Augen, und aus irgendeinem Grund schälte sich ein Erinnerungsbild an Zialdas Fleischwunde aus dem Dunkel. "Was immer mich dort auch erwarten mag."
Einige Minuten lang lag er so da, bevor ihn die Müdigkeit allmählich in ihr Reich zog. Ein kurzer, stacheliger Gedanke zuckte noch durch Destimals Bewusstsein, eine knappe Frage, die mit Zialda und seinem Reiseziel zu tun hatte, doch sie war ebenso rasch fort wie sie gekommen war - und hallte bloß noch als leeres Echo durch seinen Kopf, während ihn endgültig der Schlaf empfing.
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Ein schwaches Drehen ihres Kopfes, ein kurzer Blick zurück und die Sjadu hatte sich vergewissert, dass der Schüler noch immer in einigem Abstand zu der Assassine hinter ihr herging. Sie dachte nicht daran ihre Schritte zu verlangsamen und lenkte sie stattdessen in eine der zahlreichen Seitengassen, welche es ihnen ermöglichte dem dichten Trubel auf den Hauptstraßen zu entgehen und sich ungehindert zu bewegen.
Es war angenehm kühl im Schatten der hochgeschossenen Gebäude zu beiden Seiten des holperigen Pflasters und ein laues Lüftchen, dass sich durch die Gasse zog, tat ihr übriges um die Laune der Gaunerin zu heben.
"Die Übung in den Ruinen lassen wir vorerst ruhen. Du wirst sie später nocheinmal durchführen, dann aber mit einigen Wasserschalen mehr.", eröffnete sie Samorin, der inzwischen aufgeschlossen hatte und neben ihr ging.
"Was dir im Moment noch fehlt ist deine innere Ruhe. Es ist unbedingt notwendig, dass es dir gelingt dich voll und ganz auf deine Bewegung und dein Gleichgewicht zu konzentrieren."
Der Schüler nickte, auch wenn sein Antlitz nicht dem eines Menschen glich, der erfreut war über das, was er hörte.
"Du musst ein Gefühl für deinen Körperschwerpunkt entwickeln, diese Aufgabe kann dir niemand abnehmen, verstehst du?", erklärte sie in sachlichem Tonfall weiter und wies dem Mann den weiteren Weg, der sie durch einen kleinen Torbogen führte. Eine neue, beinahe noch schmalere Gasse tat sich vor ihnen auf.
Endlich traten sie aus dem Schatten der Häuser hervor und betraten das weitläufige Hafengelände der Stadt. Sheila vermied es auf den Lärm und das Treiben ringsum zu achten, dass sie, wie es schien, nur von ihrem eigentlichen Ziel abzulenken versuchte. Es dauerte jedoch nicht lang und sie hatte gefunden wonach sie suchte.
Vor einem etwa hauslangem Segler blieb die junge Frau abrupt stehen, wandte sich um und richtete das Wort an ihren durchschwitzen Begleiter.
"Du siehst dieses Schiff?"
Samorins Blick verriet, dass ihm nicht ganz klar war, wie sie darauf kommen sollte, dass dies nicht der Fall war, doch der Schüler nickte.
"Und dieses Tau siehst du auch, wie ich annehme?"
Ein erneutes Nicken, begleitet von einem Gesichtsausdruck ähnlich dem zuvor.
"Gut, wir sehen uns an Deck!", sagte sie mit einem kalten Lächeln und verschwand ohne ein weiteres Wort zu verlieren in Richtung Landungsbrücke.
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Samorin besah sich dass Tau es war eines jener dicken Taue die er schon oft bei Schiffen gesehen hatte. Er schaute sich um ob irgendetwas da war was er benutzen konnte um sich einen besseren auftritt zu verschaffen. Da er nichts sah stellte er einen Fuß auf das Tau. Er atmete durch und zog den nächsten nach, dass Seil schwankte sofort gefährlich. Der Blick des Krautmischers glitt umher und schließlich auf seine Füße. Als er dann einen Fuß anhob um einen weiteren Schritt zu machen war es aus, er fiel ins Wasser. Prustend tauchte er am Steg auf hörte Gelächter als er nach oben sah, sah er ein paar Matrosen auf dem Schiff die sich über diesen amateurhaften Versuch dass Schiff zu betreten lustig machten. Zornig zog er sich aus dem Wasser und lief zurück zum Tau.
Er versuchte sich voll und ganz auf das Tau zu fixieren, aber sein Blick wanderte immer wieder zu den spottenden Matrosen. Seine Beiden Füße waren wieder auf dem Tau, welches wieder bedrohlich schwankte. Leicht ging er in die Knie wie in den Ruinen und er merkte das dass Tau nicht mehr so ganz wild schaukelte. Er schaute rüber zu den Matrosen, sie waren nicht sehr beeindruckt aber ihm reichte schon mal dieser kleine Erfolg. Also hob er einen Fuß und setzte ihn vor den anderen. Dass ständige schauen zu den Matrosen brachte ihn jedes mal beinahe zum fallen also guckte er einfach nur noch sie an denn er wusste das er immer wieder ungewollt darüber schauen würde. Was ihn wieder überraschte war dass dies auch wieder um einiges weiterhalf. Eigentlich logisch es gab ja bestimmt auch so was wie ein optisches Gleichgewicht. Er kam äußerst quälend voran as war nun sein dritter Schritt bei dem er dann doch wieder abrutschte. Er versuchte sich festzuhalten, u einen halbwegs würdigen Abgang zu schaffen.
Tatsächlich bekam er dass Seil zu fassen und hielt sich daran fest. Wenigstens war dieses Mal das lachen nicht so laut.
"Auf ein neues." sagte sich der Krautmischer und setzte erneut auf. Die Knie gebeugt den Blick auf den Bug des Schiffes gerichtet, er hatte sich für den Bug entschieden da sich ja auch die Matrosen manchmal bewegten.
Schritt für Schritt kam er voran, fünf kleine Schritte war er bisher gekommen.
Das Seil schwankte wieder und er lenkte mit dem Körper gegen, er hatte beschlossen einiges auszuprobieren. Es funktionierte, wenn er zusätzlich noch die Hände hob wurde es besser. Die Matrosen hatten wieder etwas zu lachen und ihm war klar dass er ziemlich dämlich aussehen musste.
Doch dass musste er versuchen auszublenden. Inzwischen hatte er vielleicht 2 Meter geschafft, als er wieder abrutschte, doch dass mit dem Festhalten klappte nicht wieder.
Doch inzwischen hatte ihn der Ehrgeiz gepackt im Nu war er wieder oben auf dem Seil, langsam begann es richtig Spaß zu machen, jeder noch so kleine Fortschritt löste in ihm Freude aus. Er war so vertieft darin dass er nicht bemerkte wie, die Sonne langsam Unterging. Erst als es völlig dunkel war und sie Auf dem Schiff, auf dem Die Besatzung Momentan wohl wohnte, Fackeln entzündet hatten. Samorin Bemerkte wie die Matrosen ihm gebannt zusahen, jetzt lachten sie nicht mehr sondern sahen sehr interessiert aus so ging es weiter. Bis Samorin dann irgendwann am Kai einschlief, genau wie die Matrosen die Inzwischen in ihre Kajüten verschwunden waren.
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Ein Schritt ... Ausbalancieren ... Warten ... Noch ein Schritt ... Taumeln ... Wildes Armgeruder ... Platsch!
Enttäuscht wandte die Assassine ihren Blick ab und hörte kurz darauf in ihrem Rücken das aufgeregte Prusten ihres Schülers, der sich mit wilden Armschlägen über Wasser hielt.
Schon wieder eine Pleite!, schoss es ihr durch den Kopf und sie lies ihren Blick ziellos über das Deck schweifen, dessen Bohlen bereits seit Stunden von missmutigen Matrosen geschrubbt wurde. Die werden wenigstens irgendwann fertig ... Noch ein paar wenige Tage, dann würden sie sich einen neues Schiff als Spielplatz suchen müssen. Doch die Sjadu hatte nicht vor, es dazu kommen zu lassen.
Abrupt drehte sie sich herum und machte einen flinken Satz über die niedrige Reling des Seglers. Zielsicher landeten ihre Füße auf dem Tau und mit sanften Armbewegungen glich sie den Schwung ihres Sprunges aus, der sie sonst aus dem Gleichgewicht zu bringen drohte. Mit kleinen, aber präzise gesetzten Schritten bewegte sie sich über den dicken Hanfstrick und beobachtete aus den Augenwinkeln, wie Samorin sich prustend an Land zog und die Stegtreppe nach oben eilte.
Ohne Mühe gelang es der Schwarzhaarigen vor ihrem Schüler am Startpunkt zu sein und mit einem etwas mitleidigen Blick musterte sie den Mann, der tropfnass vor ihr stand und gespannt auf das zu warten schien, was sie ihm mitzuteilen hatte.
"Deine Anfänge waren ganz gut.", begann sie tonlos, um dann mit leichtem Spott hinzuzufügen. "Aber dass dir dies nicht reicht, spürst du ja immer noch oft genug."
Wissend verzog Samorin das Gesicht und der leicht gequälte Ausdruck in seinem Antlitz verriet, dass die Qualitäten, die man dem Hafenwasser zuschrieb, nicht ganz von der Hand zu weisen waren. Der Geruch in ihrer Nase lies sie einen gewissen Ekel verspüren, doch sie lies sich nichts anmerken und sprach trocken weiter.
"Wie ich beobachten konnte, hast du gemerkt, dass es von Vorteil ist einen weit entfernten, fixen Punkt anzuvisieren. Auch die nicht ganz durchgedrückten Knie sind richtig. Was dir jetzt noch fehlt ist die richtige Fußstellung, ein angemessenes Verhalten während des Balancierens und ... Übung."
Ein eifriges Nicken bekundete ihr, dass der Schüler verstanden hatte.
"Deine Füße sollten leicht eingedreht sein. Das Seil verläuft idealerweise auf der Line zwischen Ferse und mittlerer Zehe. So!" Die Sjadu drehte ihre Füße ein wenig und zeigte Samorin, wie ihre Erklärung zu verstehen war.
"Außerdem solltest du dir eines unbedingt merken. Solange du kein Gleichgewicht aufgebaut hast, ist es sinnlos einen weiteren Schritt zu tun. Mehr als drei mal vorwärtsstolpern wird dir nicht gelingen, dafür darfst du nur erneut frisches Brackwasser schlucken."
Der nüchterne Blick ihres Schülers lies sie innerlich schmunzeln. Es war offensichtlich, dass Samorin eine Menge daran lag seinen Durst auf andere Weise zu stillen.
"Erst ausbalancieren. Dann weitergehen. Lass mal sehen!"
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Samorin stellte sich wieder auf das Seil leicht in die Knie gehen Punkt fixieren, Arme über den Kopf, und jetzt die Füße eindrehen. Einen Schritt vorwärts, alles gut ein weiterer und sein Gleichgewicht war dahin ausbalancieren und weiter ging es. Es funktionierte. Er kam sofort so weit wie bisher eher selten. Über diese Erkenntnis wurde er übermütig, wurde zu schnell, rutschte ab versuchte wie üblich sich festzuhalten. Es klappte tatsächlich. Er hangelte sich zurück zu seiner Ausgangsposition und versuchte es erneut, bedacht auf sämtliche Tipps, die Schatten ihm gegeben hatte. So setzte er fort, immer auf die Aufgabe konzentriert. Das Seil schwankte schon wieder gefährlich, also hieß es warten und dass Gleichgewicht wiederherstellen. Ein paar Meter vom Kai entfernt, Samorin schätzte etwa 5 bis 6. Rutschte er wieder ab, doch konnte er sich zum glück wieder fangen. Diesmal versuchte er einfach an Ort und stelle wieder auf das Seil zu gelangen, was mit einem Ausflug ins Hafenbecken endete. Sauer auf sich selbst, holte er dass Wasser aus seinen Ohren heraus, während er wieder nach oben lief. Er würde es schaffen dass war ihm klar, doch wann?
In Diesem Moment setzte er sich dass ziel es bis zum Morgigen Abend zu schaffen.
Geändert von Samorin (28.08.2009 um 19:07 Uhr)
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Er hatte es geschafft. Nicht bis zur Reling des Schiffs auf der sie saß und gelangweilt eine Feige nach der nächsten zwischen ihren Lippen verschwinden lies, aber immerhin bis zur Mitte des Seils. Nur war sich die Assassien im Moment nicht ganz im Klaren darüber, ob das tatsächlich Grund zur Freude für ihren Schüler war, immerhin befand er sich nun an jener Stelle, an welcher das Tau am stärksten ausschlug und jeden kleinsten Fehler aufs Härteste bestrafte.
Ohne dass es sie im geringsten überraschte nahm sie zur Kenntniss, wie der Mann mit einem lauten Platschen im Hafenbecken landete und eine hohe Wasserfontäne die Stelle kennzeichnete, an welcher ihn die See verschlang. Weite Kreise zogen sich über das Wasser und eine braune Brühe spuckend hob sich der Kopf ihres Schülers empor. Er strampelte nicht mehr so wild mit den Armen wie noch zu Beginn der Übung - die Macht der Gewohnheit lies in ruhiger werden. Eine zweifelhafte Errungenschaft, wenn man bedachte, dass sie nicht jeden Tag hier her kamen um das Schwimmen zu üben.
Ein raues, kehliges Lachen hinter ihrem Rücken riss die Sjadu aus ihren Gedanken und aufmerksam hörte sie auf die Stimme des amüsierten Zuschauers.
"Da hast du dir ja jemanden feines gesucht, harr harr! Der Kerl kann doch sogar auf dem Kai kaum gerade gehen, nicht wahr?" Er lachte wieder und Sheila hörte wie einige der übrigen Matrosen begeistert in sein spöttisches Gejohle einstimmten.
Sie schwieg und während ihr Blick noch immer Samorins Balancierversuchen folgte, wartete sie gelassen, bis die Menge wieder verstummt war.
"Besitzt jemand mit einem derart großen Maul einen Namen? Oder ist das etwas, was du zur Abwechslung mal nicht durch die Welt schreist?", richtete sie kühl das Wort an den Mann hinter ihr.
"Harr, harr! Madame wird dem alten Brontar doch nicht etwa böse sein?", erwiderte er mit mehr oder weniger fester Stimme und schien sich dabei redlich zu bemühen sein Gesicht zu wahren.
"Ich komm bei Gelegenheit auf dich zurück, Brontar!", antwortete sie dem Seemann und ein kühles Grinsen zog sich über ihren inzwischen wieder verhüllten Mund.
Samorins nächste Übung stand fest, auch wenn es im Moment fraglich war, ob er sie überhaupt je erhalten würde ...
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Es waren neue Leute an Bord des Schiffes. Stellte Samorin fest. Ohne überhaupt nachzusehen. Das Lachen war ausgelassener geworden. Es waren mindestens zwei. Doch jetzt war nicht der richtige Zeitpunt um sich über neue Verspotter zu ärgern gerade jetzt auf der Mitte des Seils.
Inzwischen hatte er es raus abzuschätzen, wie lange er genau warten musste, bis sich das Seil genug beruhigte. Er machte einen weiteren Schritt.
"Gib doch auf das schaffst du doch sowieso nie." brüllte jemand unter Lachtränen, die Samorin natürlich nicht sehen konnte. Doch allein die Bemerkung reichte aus um ihn soweit abzulenken dass er wieder im Hafenbecken landete. Langsam fragte er sich ob er die sich selbst gestellte Frist einhalten könnte. Bisher war er nie weiter, als bis zu drei vierteln gekommen. Doch als er den neuen Typen sah der ihn gerade verspottete und bei dem man sofort erkannte, dass er noch nicht einmal freihändig auf dem Seil hätte stehen können, verlor er sämtliche Selbstzweifel. Er würde diesem Typen das Grinsen vom Gesicht wischen. Von diesem Gedanken beflügelt stellte er sich auf das Seil und setzte seinen Weg fort. Hände über dem Kopf, leicht in die Knie gehen und einen Fixpunkt anstarren.
Inzwischen war er bei der Mitte. Meistens fiel er hier und wenn er es dann doch schaffte wurde er über die Freude nachlässig und landete eine Etage tiefer.
Das Seil Schwankte gefährlich. Er wartete bis es sich etwas beruhigte. Es schwankte zwar immer noch aber der Krautmischer wusste dass es nicht mehr besser werden würde. Ein Schritt weiter, ausgleichen so gut es ging und weiter. Nun hatte er den gefährlichsten Teil hinter sich, trotzdem erlaubte er sich noch nicht, wie zuvor, sich ein wenig zu entspannen, sondern setzte fort.
Da vorne war das ziel vieleicht noch 5 Meter, ab hier würde es nur noch leichter werden. Es würde weniger heftig schwanken.
Sein Ziel vor Augen setzte er fort. Und zum ersten mal merkte er wirklich richtig wie es näher kam. Oder er kam dem Ziel näher. Das Tau wurde plötzlich rutschiger. Darauf war er nicht vorbereitet, schaffte es jeddoch oben zu bleiben. Noch höchstens 2 Meter. Er hätte springen können doch das traute er sich nicht was wenn er genau dabei abrutschen würde, das hätte er nicht ertragen können. Ein Meter Noch. Er atmete heftig. Jetzt bloß nicht nachlassen.
Ein Triumphgefühl ,dem er auch kräftig Luft Machte, wurde in ihm Laut als er endlich die Hand auf die Reling legte und mit einem Satz darübersprang. Der Kerl der ihn schon seit Minuten verspottete versuchte es noch en letztes mal in dem er " Na, auch schon da, hast ja lang genug gebraucht" rief. Was jeddoch keiner besonder witzig fand.
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Hochmut kam vor bekanntlich vor dem Fall, dessen waren sich inzwischen auch die Bewohner des großen Festlandes bewusst, wobei es jene aus dem Reiche Rhobars vermutlich am meisten verinnerlicht hatten. Niemand mochte den Sieg in seiner Hand wähnen, um ihn anschließend doch noch durch die eigenen Finger entgleiten zu sehen und am Ende wieder da zu stehen, wo er bereits am Anfang stand. Und dennoch, die Sjadu hielt an dem Gedanken fest, der sich ihr soeben, keck und ungeniert offenbart hatte. Der Knoten war geplatzt, ganz sicher.
Etwas später als erhofft, aber nicht minder sicher bewegten sich die Füße des Kahlköpfigen in ruhiger Folge über den geflochtenen Strick. Man mochte ein Narr sein, es bereits jetzt als elegant oder graziös zu bezeichnen, aber immerhin, bisher war dem Fleißigen eine stinkende Morgenwäsche erspart geblieben. Und das, obwohl sie schon seit den frühen Sonnenstrahlen wieder im Hafen waren.
Ein paar Schritte nach vorn und die leichten Schwingungen des Seils ließen ihn wieder innehalten. Den Körper gespannt und den Geist in völliger Konzentration stand er da und balancierte mit seinem freien Fuß und vom Körper gestreckten Armen, bis er seine Position stabilisiert hatte und das Tau unter seinen Füßen wieder ruhig war.
Es war die Wende, die ihm zuweilen immer noch Schwierigkeiten bereitete und im Moment den einzigen Kritikpunkt stellte. Rasch packte sie den Arm ihres Schülers und zog ihn unsanft über die Reling an Deck, bevor er sich den Tag doch noch zu so früher Stunde vermiesen konnte.
"Gut. Das kannst du auch später noch weiter üben, dazu brauchst du mich nicht.", erklärte sie mit ruhiger Stimme, deren zufriedener Ton vermutlich nicht ganz zu verbergen war.
"Ich hab etwas neues für dich. Wenn du vor hast dich für das Gelächter der letzten Tage zu revangieren, dann wird es dir gefallen. Vorausgesetzt, du wendest das an, was wir geübt haben.", eröffnete Sheila ihrem Schüler mit verschwörerischer Stimme und winkte kurz darauf Brontar zu sich.
Mit zunächst gequälter Miene schritt er auf die beiden zu, straffte schließlich aber dennoch seine Züge und meinte mit gewohnt rauen Stimme und gelblich blitzenden Zähnen.
"Na dann mein Jünglung, harr harr! Schnapp dir einen der Säcke hier, deine Meisterin hat sich ein feines Spektakel für uns beide ausgedacht!" Mit lautem Lachen warf er Samorin einen der prall gefüllten Säcke zu und schwang sich auf die Reling des Schiffs. Es dauert nur einige wenige Augenblicke, bis auch er verstanden hatte und mit prüfender Miene wanderte sein Blick zwischen dem Schlagwerzeug in seinem Händen und dem hochmütigen Seeman hin und her. Ohne, dass Brontar ihn ein zweites Mal auffordern musste, setzte auch er seine Füße auf das Geländer und stand nun Auge in Auge mit seinem Kontrahenten.
Geändert von Sheila (30.08.2009 um 10:43 Uhr)
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Es war etwas anderes als auf dem Seil. Es war um einiges einfacher hier die Balance zu halten. Der Kerl vor ihm, Brontar oder so, schien keine Zeit verlieren zu wollen und schwang den Sack mit Schwung in Richtung von Samorins Gesicht. Unvorbereitet darauf versuchte er noch nach unten auszuweichen, was er aber nicht schafft. Der krautmischer wurde von der Reling gewischt, war jeddoch genau so schnell wieder oben auf der Reling wie er sie verlassen hatte.
Sofort kam ein weiterer Angriff von seiten seines Gegners. Diesmal schlug er von oben herunter. Samorin wusste sofort dass er nur rückwärts ausweichen konnte. Ein Schrit nach Hinten, ungewohnt bisher hatte er ja nur vorwärts ausprobiert, aber leichter als er dachte. Jetzt war es an ihm einen Schlag zu setzen. Er traf ihn sofort am Bauch. Jeddoch war er dort so schwer dass ihn dass kaum aus dem Gleichgewicht brachte. Samorin wusste dass er entweder auf den Kopf oder die Beine Zielen musste. Doch noch bevor er dieses neu gewonnene Wissen für sich nutzen konnte, wurde ihm bewusst dass brontar schon wieder angriff und auf eine Beine zielte. Der Krautmischer versuchte es mit einem Sprung. Es endete wieder in einem Desaster. Brontar erwischte ihn zwar nicht, jeddoch vermasselte Samorin die Landung. Diesmal fiel er auf die andere seite Der Reling. Wütend vor sich hin brummend konnte er es schaffen sich am unteren Ende der Reling festhalten. Den sack warf er über die Reling und kletterte hinterher. Doch dass war es wert gewesen er wusste jetzt was er beim Sprung falsch machte.
Und wieder Standen sie auf der Reling. Samorin selbst kam nur noch selten zum Schlag, er war immer noch zu sehr mit Ausweichen beschäftigt. Er wurde nur Quälend langsam besser doch inzwischen war die Balance wenigstes fast kein Thema mehr. Der Krautmischer wusste nicht wie lange Brontar und er bereits dabei waren als Brontar rief. "Langsam aber sicher brauche ich eine kuze Pause, es ist anstrengender als man denkt euch Jüngling von der Reling zu schlagen." Samorin runzelte die Stirn. Bisher hatte er fast nie eine Pause eingelegt. Höchstens mal um einen Schluck Wasser zu trinken. Der Krautmischer bemerkte jeddoch das es auch ihm guttuhn würde. "Nagut aber nur ein paar Minuten und außerdem habe ich einen Namen: Samorin." Brontar Lachte "also gut Samorin. 10 Minuten und ich bin wieder bereit weiterzumachen."
Geändert von Samorin (30.08.2009 um 17:33 Uhr)
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