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Im Hafenviertel von Bakaresh herrschte regstes Treiben. Die Tavernen quollen beinahe über und der Hauptstrasse entlang stand so ziemlich alles im Angebot, was das Herz eines Mannes begehrte. Braunhaarige, Schwarzhaarige, sogar einige Blondinen, Nordfrauen, Mittelländerinnen, Südländerinnen, Pulver, bereits Gedrehtes, Destilliertes und so weiter… Aber Candaal hatte keine Zeit für diese Spässe. Unauffällig schob er sich durch die Menschenmengen und schlüpfte in eines der etwas von der Hauptgasse abgelegenen Bordelle. All zu viele Frauen standen da gar nicht mehr zur Auswahl, entsprechend zittrig war das zweistöckige Holzhaus.
Der Ganove begab sich lässig zur Theke und schnippte dem Wirt eine Münze zu. „Ich such ‘n Mädel…“ sagte er geradeso laut, dass der Wirt ihn hören konnte. „Da stehen sie, such dir eine aus! Und lass mich in Ruhe, es sei denn du willst noch etwas trinken…“ raunte ihm der Wirt zu und belächelte den Charmeur wie einen, der zum ersten Mal einen Fuss in ein Freudenhaus gesetzt hatte. „Nein nein… ein Mädel mit speziellen Eigenschaften“, erklärte Candaal und schnippte eine weitere Münze über den Tresen. „Eine, die sich mit Fesseleien auskennt.“ Der Wirt grinste breit und winkte dann eine gross gewachsene Frau zu ihnen an die Theke. „Das ist Carla. Das ist ein Kerl, der sich deinen speziellen Künsten hingeben möchte“, stellte der Wirt die beiden einander vor. Ein Lächeln huschte über Candaals Gesicht. Wenn die wüsste, wozu er eine Fesselkünstlerin wollte…
Einige Momente später fanden sich die beiden im zweiten Stock vor einer Holztür wieder. Carla sperrte sie auf und betrat das Zimmer als erste. Der Ganove zögerte nicht lange nachdem die Türe hinter ihm zu war. Sein Ellbogen schnellte vor und einige gedämpfte und erstickte Hilferufe später lag die Schöne Carla auf dem Bett. „Hahaa, ich wusste, dass die speziellen Dienste allesamt im obersten Stock angeboten werden…“ murmelte Candaal vor sich her, während er aus Carlas Armen und Beinen ein schönes Päckchen machte. Den zweiten Strick nahm er jedoch mit, als er aus dem Zimmer verschwand.
Den Gang entlang schleichend spähte er durch einige Türspalte, bis er schliesslich bei einer der Dirnen den tätowierten Rücken wiedererkannte. Den Atem anhaltend schlich er sich ins Innere des Zimmers und suchte Schutz hinter einem Schrank. Dort verweilte er auch, bis schliesslich der Freier das Gemach verlassen hatte. Genau wie in seiner Vision, welche er bei Abu Din gehabt hatte, trat Candaal daraufhin aus den Schatten. Das Knarren liess die Frau aufhorchen und im nächsten Moment sprang sie wie eine wilde Katze zu ihren Schwertern. „Das würde ich an deiner Stelle lieber lassen“ – „Du… der Kerl vom Markt!“ fauchte die Frau. „Ich erzähle dir jetzt eine Geschichte von einem jungen Mädchen, welches bei ihrem Vater lebte. Ihre Mutter war eine Hure, eine Frau, welche für jeden Schwertkämpfer die Beine breit machte… Das Ende der Geschichte ist noch offen. Es liegt in deiner Hand, wie sie enden soll…“ Die Frau fühlte sich ertappt, das erkannte man an ihren langsamer werdenden Bewegungen, dennoch zischte sie: „Sofort raus hier, oder ich rufe die Rauswerfer!“
Der Ganove gab ein langgezogenes, dreckiges Lachen von sich. „Die Rauswerfer? Ha, hat dich etwa die Angst gepackt? Bis anhin hast du deine Angelegenheiten doch stets selbst gelöst…“ Dann sprach er mit klarer Stimme weiter: „Du hast bestimmt erfahren, was mit Sajem geschehen ist… Ich wäre nicht so töricht, dich auf die gleiche Weise hinzurichten, aber auch du sollst für deine Sünden bezahlen. Tu was ich sage und deine Tochter wird ein ganz gewöhnliches Leben führen können. Handle gegen meinen Willen und ihr Leben wird abrupt ändern. Und versuch nicht die Stadt zu verlassen, denn deine Tochter würde das nicht überleben. So, doch nun zum angenehmen Teil unserer Unterhaltung…“ Candaal trat auf die entblösste Hure zu. „Waffen weglegen und Ohren spitzen! Meine… unsere Bedingungen sind simpel. Du erzählst deinen Kontaktmännern nur was wir dir sagen. Und euer Leben bleibt unverändert. Brichst du diese einfache Bedingung, stirbt deine Tochter. Ich hörte, Sajem sei durch eine Axt gestorben… Grausam, nicht wahr?“ Er lehnte sich vor und strich über ihre Wange. „Verstehen wir uns?“ Die Hübsche Katharina schluckte leer und nickte. „Ich nehme das als ‚Ja‘, ausgezeichnet. Es war mir ein Vergnügen“ flötete er „und ich hoffe, dass wir uns nicht mehr wiedersehen, es sei denn gewerblich natürlich…“
Eilig schlang Candaal das Seil um den Bettpfosten, warf es aus dem Fenster und stieg auf den Fenstersims. „Und schau doch bitte mal nach Carla. Ich glaube ihr letztes Date war sehr fesselnd“ sprach er noch und surrte dann am Seil runter in den Hinterhof des Bordells.
Mit einem selbstgefälligen Grinsen schaute er zu, wie sie das Seil hochzog und das Fenster zuschlug. „Ob Abu Din um diese Zeit noch zu finden ist?“ murmelte der Gauner vor sich her, während er in Richtung der Kabash durch die Gässchen huschte. Er wollte dem Statthalter ja schliesslich keine erfreuende Neuigkeit vorenthalten.
Geändert von Candaal (16.11.2008 um 20:59 Uhr)
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Mit zusammengefalteten Händen, die Ellebogen auf den Tisch gestützt saß Bricus in dem spärlich beleuchtetem Raum einer Bruchbude Bakaresh's. Die Fenster waren hier durch Bretter verschlossen worden, und ließen so auch keinen einzigen Streifen Helligkeit hindurch. Eine kleine Fackel über seinem Kopf spendete düsteres Licht, war aber nur so hell, dass niemand von außen etwas bemerken könnte. Es war überhaupt ziemlich still hier drinne, ungewöhnlich still für so eine Hütte, die gar nicht so weit weg von dem Außenleben lag. Moment für Moment spielte sich alles wieder ab, alles, was an der Nacht passiert ist, bis er... verschwunden war, hier her.
So unglaublich echt hallten die Schritte der Hausbesitzerin jetzt noch in seinem Kopf wieder, wie sie von Mal zu Mal lauter wurden. Ab da waren seine Gedanken verschwommen, waren in einer beängstigenden, stockenden Weise weitergeführt, als ob alles tief am Meeresboden spielen würde. Er wusste in diesem Moment genau was er tat, spürte die schwere Uhr in seinen Händen, und dann...schlug er einfach zu. Er hieb mit einer solchen Gewalt zu, sodass es ihn schon wunderte, dass Black nicht einfach tot war, sondern "nur" bewusstlos. Der leblos Körper des Gauners schepperte auf dem Holzboden auf, ohne weiter zu überlegen nahm Bricus das Ei, und alle anderen Wertsachen an sich, dann sprang er nur, so gut es ging aus dem Fenster des 1. Stockes, er landete mit einem leisen Aufschrei, dem brennenden Schmerz im Knöchel, ab da war alles vorbei.
War es richtig was er getan hatte? Natürlich war es richtig, er hatte Black ohne etwas zu verlangen alles beigebracht was er konnte, lehrte ihm das Schleichen, das Schlösser öffnen, Feilschen, Niederschlagen, Meucheln, ja alles! Da brauchte sich dieser miese Hund nicht beschweren, wenn er nun im Knast war, oder in einer sonstigen, für ihn gerechten Anstalt. Ja, er hatte nichts schlimmes getan. Er hatte nur einen weiteren verbrecher dem gesetzt übergeben, nichts war dabei! Black hatte es verdient, nun als Verbrecher zu gelten, denn nun war er einer, mit all dem Wissen, was Tenebricus ihm vermachte.
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Tag 10
Ich sehe kein Licht, keinen Ausweg, keine Hoffnung mehr. Mögen die Götter sich doch meiner armen kleinen Seele erbarmen und mich retten vor dem, was mich ereilt hat.
Was habe ich nur getan, dass mich der Himmel derart straft, wie habe ich mich derart verfehlen können?
Heute haben wir die Wüste erreicht und das Gebirge hinter uns gelassen. Doch ich verspüre keine Freude darüber, kann nichts Gutes daran sehen, denn alte Qual ist neuer gewichen und ich fühle mich dem Tode so nahe wie noch nie zuvor in meinem langen Leben.
Proviant haben wir keines mehr, nicht einen Krümel Brot und auch kein noch so kleines Stückchen Fleisch. Doch was noch viel schlimmer ist - wir haben kein Wasser.
Auf Knien habe ich meinen Begleiter angefleht mich doch etwas besorgen zu lassen, eine Oase oder eine Ortschaft aufzusuchen. Doch dieses Monster, dieser unheimliche Teufel schert sich nicht um mich und meinen Durst. ER isst und trinkt bereits seit Tagen nichts mehr und ich kann mir nicht erklären, warum er noch immer auf den Beinen und noch nicht zusammen gebrochen ist.
Was treibt dieses Wesen nur, was gibt ihm diese Kraft ohne jegliche Nahrung und Wasser vorwärts zu kommen? Und vor allem, wo nimmt er diese braune, undefinierbare Brühe her mit der er mich nun mehr schlecht als recht am Leben hält?
Es fällt mir inzwischen schwer eine klaren Gedanken zu fassen, oder auch nur gerade zu gehen.
Doch mein Entschluss ist gefasst und ich werde mich durch nichts mehr abbringen lassen.
Ich weiss von einem Dorf in der Nähe und diese Nacht werde ich mich dahin flüchten, es ist eine schwache, aber meine letzte Hoffnung.
Dieser Kerl soll mich nie wieder zu Gesicht bekommen.
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Verrat…
Intrige………
Rache…………..
Die Gedanken spielten in der letzten Nacht ein grausiges Spiel im Kopf des Schattens. Tenebricus, Lehrmeister für Diebeskünste, hatte seinen Schüler verraten. Der schwarzhaarige Besessene hatte sich Wochenlang auf die Spielchen seines Meisters eingelassen. Ja er musste Hohn und Ungerechtigkeiten über sich ergehen lassen, er musste gehorsam bleiben und jeden Fehler von Bricus ausbaden……
So oft schon wollte ihm Joe einfach den Kopf von den Schultern hauen, seinen Schädel mit der Klinge spalten, die Hirnmasse mit den Fingern herausreissen und ihn dann als Weinkelch zu missbrauchen.
So oft hatte er Gelegenheiten…..
Doch er tat nie etwas, er wartete ab und gehorchte….
Wie oft hörte er das leise verführerische flüstern von Cherubael tief in seinem Herzen?, Hörte wie der Dämon ihm einredete dieses Katz und Maus spiel endlich zu beenden und Bricus zu töten?
Täglich? Stündlich? Jede Minute? Joe wusste es nicht mehr, und es war auch egal, denn zum Schluss hatte ihn Bricus verraten. Der Dieb hatte die ganze zeit über eigene Pläne, er spann Intrigen gegen Joe Missbrauchte sein Talent für seine eigenen Zwecke.
Black wusste nun alles über das Diebeshandwerk, doch zu welchem Preis?
Nun musste er Bakaresh für eine Weile verlassen, zu viele Augen hatten ihn gesehen, auch wenn sie nicht wussten wer der Fremde Mörder und Dieb war, es würde nicht lange dauern bis man ihn damit in Verbindung brachte und vielleicht sogar Verurteilte.
Nun also verbrachte er die Nacht die ihm noch blieb damit, sich zu waschen, seine Rüstung und seine Waffen anzulegen, Proviant und sonstige Hilfsmittel einzupacken und sich eine stattliche Summe seines privaten Goldschatzes einzustecken. Danach verstaute er die Truhe wieder in der Geheimenische im Boden. Eine Stunde später verschwand er aus seiner brüchigen Behausung und noch ehe die Sonne die ersten Strahlen aufs Land herab schickte war er aus der Stadt Bakaresh verschwunden.
Es war früher Mittag und die Sonne brannte wie gewohnt für diese Jahreszeit leicht abgeschwächt aber immer noch intensiv auf die Wüste. Der schwarzhaarige mit dem roten Ledermantel und dem schwarzen Schwert hatte es sich auf dem dicken Ast einer Palme bequem gemacht. Sein Rücken schmiegte sich dabei leger an den Ast während seine Arme zwanglos herunterbaumelten.
„Und Joe, was gedenkst du nun zu tun?“ fragte ihn Cherubael neckisch tief aus dem inneren seiner Seele.
„Was soll ich schon tun, es ist verdammt heiss und ich schwitze… die Palme spendet etwas Schatten und Datteln gibt’s hier auch genug, ich bleib also hier faulenze und friss mich nebenbei voll….“
„Hohe Ziele werter Black, hohe Ziele…..“
„Ach halts Maul, ich hab mich jetzt Wochenlang abgeschuftet und muss als Dank aus Bakaresh verschwinden, wenn ich Pech habe muss ich mich vor dem Frühling gar nicht mehr dorthin wagen, also bleibt mir ein Haufen Zeit zum nichts tun…..“
„Verschwendete Zeit wenn du mich fragst, was ist mit den Dingen die wir beschlossen haben zu erreichen? Hier wirst du deine träume wohl kaum verwirklichen können.“
„Wie du weißt bin ich nach wie vor noch kein Assassine, also ist meine Zeit auch noch nicht gekommen, ich habe mir neue Fähigkeiten angeeignet und somit meinen Wert für die Kasbah gesteigert, des weiteren bin ich Lehrmeister für den Einhandkampf, was mir ja soviel bringt wenn ich hier in der Wüste herum tölple….
Also was kann ich deiner Meinung nach noch tun um meinen zielen näher zu kommen?“
Ein dumpfes hämische Lachen vibrierte durch Blacks Brustkorb und er spürte wie sich der Dämon in ihm regte.
„Joe es ist beachtlich wie du dich ins positive Entwickelt hast, von dem einstigen netten verantwortungsvollen Joe Black ist nicht mehr übrig, und der neue Black ist wahrlich ansehnlich in seine bosartigkeit, jedoch überrascht mich deine fehlende Weitsicht…..“
„Pah, Weitsicht, für irgendetwas habe ich ja dich nicht wahr, lass mich meine Dinge so tun wie ich es für richtig halte und tu du deinen Part, oder ich mache mich zügig daran herauszufinden wie ich dich wieder loswerde….“
„Nun, dass hatten wir ja schon zu genüge….
Was ich damit eigentlich meinte war, dass du dir allmählich Gedanken machen solltest was es sonnst noch zu tun gibt. Deine Ziele umfassen einen viel grösseren Radius als du ihn dir zurechtlegst. Du brauchst Verbündete und Anhänger, Kontakte bei den Orks und in den eisigen Ländern Nordmars, etwas prunkvolleres als diese Bruchbude in Bakaresh von wo aus du deine Geschäfte leiten wirst…..“
„Ja ich weiss…ich hab noch nen Arsch voll Arbeit vor mir, aber wie du siehst bin ich im Moment glücklich damit mir den Wanst mit Datteln vollzuschlagen.“
Joe war gerade dabei eine saftige Dattel über seine Finger zu balancieren als er plötzlich ein rascheln aus den Palmenblättern wahrnahm. Er hob die Augenbraue an und lauschte, doch es passierte nichts.
Black zuckte mit den Achseln und begann wieder damit die Dattel über die Finger zu balancieren und dann, wie aus dem nichts schoss ein kleines Äffchen aus den Blättern und schnappte sich die Dattel auf Joes Hand. Dieser war so überrascht dass er vom Ast flog und unsanft auf dem sandigen Boden landete. Fluchend raffte er sich auf und spähte nach dem tückischen Dieb.
Der Affe selbst hockte nur wenige Meter von ihm entfernt und schien soweit es Joe verstehen konnte, sehr belustigt über die Situation zu sein.
Mit einem wölfischen Grinsen hetzte ihn der jähzornige Schatten nach und die beiden starteten eine lange Verfolgungsjagd quer durch die Landschaft.
Der kleine Affe hatte ein Ziel, und auch wenn Black die Dattel total egal war, wollte er die Sache nicht auf sich beruhen lassen, also hetzte er ihm beständig nach.
Gut eine Stunde später erreichten die beiden einen alten Turm, nicht weit von Bakaresh entfernt-
Joe blieb stehen als er das alte Bauwerk sah. Sein blick wechselte dabei vom Turm zum Affen und wieder zurück. Der Affe selbst rannte immer weiter bis er schliesslich in dem Turm verschwand.
Stirnrunzelnt setzte sich der Schatten auf einen Felsen und betrachtete dabei weiterhin seine neue Entdeckung.
Wer mag ihn wohl bewohnen? Und gehörte der Affe zum Besitzer oder war der Affe der unfreiwillige neue Bewohner?
Nun Joe wusste dass er es herausfinden würde, ausserdem währe der Turm perfekt als neuer Unterschlupf geeignet, und sollte er doch noch bewohnt sein, währe es sicher leicht den Besitzer im Wüstensand verschwinden zu lassen…….
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Der Alte war gerade dabei, sich sein abendliches Mahl schmecken zu lassen, als ihm einer der Sklaven mitteilte, dass Wun Aba wieder zurückgekehrt sei. Mit einem kurzen Nicken entlies er den Sklaven, damit dieser den Mann herein holen konnte. Abu Din nickte Wun freundlich zu, als dieser den Raum betrat und wies auf einen Stuhl, welcher am Tisch gegenüber stand. Er schien aufgeregt, wusste jedoch zu warten. Deshalb aß der Assassine auch erst zuende, bevor er sich gesättigt an Wun wendete.
"Ich gehe davon aus, dass alles zu meiner Zufriedenheit erledigt wurde? Es gab Gerüchte über einen sehr... Ach wie heißt es?" Spielerisch legte er den Finger ans Kinn und schien zu überlegen. Dann lächelte er breit und nickte. "Ah, sagen wir interessant. Es gab Gerüchte über einen sehr interessanten Todesfall. Außerdem wurdet ihr von jemandem in einem sehr 'interessanten' Gebäude gesehen. Aber das muss ja ein Irrtum sein, wie kann man euch gesehen haben, wenn ihr mir zu diesem Zeitpunkt die Ehre erweist habt, mit mir zu speisen?" Der Alte Lächelte. "Wie ihr seht, es wurde sich um alles gekümmert." Abu Din faltete die Hände über seinen angenehm gefüllten Bauch und legte den Kopf in den Nacken, lautlos seufzend.
"Der Hure habt ihr ein ausreichendes Druckmittel präsentiert?"
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"Kschhhhh, nicht jetzt. Mach das du fort kommst!" feuchte die Schwarzhaarige gereizt. Ohne die Augen von ihrer skurilen Lektüre zu wenden fuchtelte sie mit dem rechten Arm wahllos in der Luft herum, in der Hoffnung, Muck, dessen Schwanz ihr soeben kitzelnd über die Wange gestrichen war, irgendwie zu treffen und von ihrem Rücken zu schubsen.
Das klevere Kerlchen stellte sich jedoch noch schlauer an als sonst ohnehin schon und hielt sich derart hartnäckig auf seinem Herrchen, das dieses schließlich entnervt das Buch zur Seite legte und sich mit etwas mehr Ernst der Sache zuwandte.
"Hör zu du kleiner Krakeler, du weisst ganz genau was dir blüht wenn du mich..... Oh!"
Gerade hatte sie Muck gepackt und beiseite gesetzt. Da fiel ihr erstaunter Blick auf die kleinen, ausgestreckten Pfoten des Affen vor ihr und die große Dattel die sich darin befand. Die Frucht sah frisch und saftig aus und schon wollte die Gaunerin ihre Entschädigung einfordern und voller Appetit ihre Hand danach ausstrecken, als sie sich nocheinmal besann.
Nachdenklich neigte sie ihren Kopf zur Seite und blickte das Tier mit einer Mischung aus Skepsis und leichter Wut an.
"Was planst du, hä? Was steckt da wohl schon wieder dahinter? Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich dir vertraue? Du verfressener Kerl würdest diese Dattel nicht im Leben jemandem anderen abtreten."
Keine Reaktion. Die Augen des Tieres wurden nur noch großer und ihr Blick noch versöhnlicher, sodass Sheila nichteinmal auffiel, dass er sie im wahrsten Sinne des Wortes nachzuäffen schien, in dem auch er seinen Kopf schräg legte und sie interessiert musterte.
Eine Weile geschah gar nichts und das Turmzimmer war von absoluter Ruhe erfüllt.
Schließlich zuckte Shei ratlos mit den Schultern, nahm sich, ohne Gegenwehr zu erfahren, die Dattel und ließ sie mit einem frivolen Grinsen in ihrem Mund verschwinden.
Zufrieden streichelte sie Mucks Kopf, während sie die Frucht genussvoll vertilgte und sich ein letztes Mal wunderte, dann war die Sache wieder vergessen - es gab da etwas, das nun schon viel zu lange auf sie hatte warten müssen.
Und so wandte sie sich wieder dem geheimnissvollen Tagebuch zu und tauchte ein in eine GEschichte, deren Ende und Anfang sie nur erahnen konnte.
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Als Sheilas Augen voller Erwartung die nächste Seite überflogen runzelte sie erstaunt die Stirn. Statt einer Angabe des Reisetages, wie es bisher immer der Fall gewesen war, befand sich hier nur ein seltsamer Kringel oberhalb der krakeligen Zeilen, der wohl markieren sollte, dass es sich um einen neuen Eintrag handelte.
Nur Leere, endlose, unaufhörliche Leere in mir. Und Angst, gnadenlose Angst die das wenige, was noch von mir auf dieser Erde geblieben ist, frisst. Ich kann sie nicht mehr zählen, die Tage. Weiss nicht wie lange wir schon unterwegs sind, schon durch die heiße Wüste wanken. Doch wen kümmert die Zeit - auf dem Weg in die Hölle?
Meine Flucht is gescheitert, ohne überhaupt richtig begonnen zu haben. Mit grausen erinnere ich mich an das Gefühl das mich überkam, kurz nachdem ich meinen Gefährten verlassen hatte. Die Worte, diese eisige, kalte und verzerrte Stimme, die mich mit unglaublicher Grausamkeit wie durch ein Seil zu ihm zurückzog. Erbarmungslos drückte sie sich in meinen Kopf und drohte meinen Schädel zu zerbersten. Kein Laut erklang in der Luft der Wüste, nur in mir, in meinem Kopf, breitete sich die Qual aus wie ein Feuer aus Eis.
Willenlos und ohne es verhindern zu können kehrte ich zu dem Wanderer zurück, der mich bereits erwartete. Nur trug er entgegen seiner Gewohnheit, keine Kapuze und zum ersten Mal sah ich die Stelle entblößt, an der bei einem normalen Menschen der Kopf sitzt.
Noch immer, obwohl es bestimmt schon Tage her ist, erfüllt mich eisiges Grausen und ich fürchte um meinen Verstand, wenn ich mich an diesen Anblick erinnere.
Ein runder, schwarzer Klumpen, der von der Form her am ehesten an den Kopf eines Pferdes erinnerte. Ich erblickte keine Haut, nur Fetzen, die sich über zerklüftete und zerstückelte Knochen spannten. Stücken von verbranntem Fleisch, Blut und seltsame Wurmartige GEschöpfe, die sich durch die Löcher wanden.
Ein Brandgeruch und Moodergestank ging von ihm aus, als er mich mit seinen glühenden Augen ansah und sein damönisches LAchen ertönte, dass mir jegliche Gehör raubte.
Nie wieder will ich soetwas erblicken müssen, nie wieder diese Fratze von Tod und verderb sehen. Doch das wird wohl für je ein Wunsch bleiben. Immer wieder verfalle ich in Albträume, in denen ich ihn sehe, in denen er mich auslacht und verhöhnt.
Es gibt keine Pausen mehr, es wird nicht mehr geschlafen. Es gibt nur noch eines - Laufen.
Ich fühle mich wie eine Ratte in einem Laufrad. Es gibt kein zurück und auch das anhalten bringt keine Rettung. Es bleibt nur das weiterrennen und dem Tod entweichen, bis einen die Erschöpfung und damit der Tod einholt.
Wenn es doch nur schnell und schmerzlos ginge.
Helft mir, helft mir bitte! Erlöst mich aus diesem Elend! Die Schmerzen zereißen mich und ich sehe kein Sinn mehr in meinem Leben.
Macht dem doch endlich ein Ende!
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„Sie war ganz hin und weg, als ich ihr von dem Essen erzählt habe. Sie wünscht monatlich eine Kostprobe davon. Ein Leben ohne es kann sie sich nicht mehr vorstellen. Und… stellt sicher, dass Ihr mit zwei Messern serviert“, entgegnete Candaal mit einem amüsierten Grinsen. Erst schien es, als hätte Abu Din nicht alles verstanden, doch dann erhob er sich mit einem Ruck aus dem Sessel und griff nach dem Goldbeutel. Erst wog er ihn etwas in der Hand. Es schien, als wollte er sehen, wie der Dieb auf das Klimpfern reagiert, doch dann warf er ihn Candaal ohne weitere Worte zu. Dieser fing den Beutel auf und nickte anerkennend. „Lasst nach mir rufen, wenn Ihr wieder etwas für mich zu tun habt. Eure Ohren und Hände wissen anscheinend bestens über meine Aufenthaltsorte Bescheid.“
Abu Din hatte ihm freundlich zugenickt und dann war der Sklave schon eingetreten, um den Gauner durch die Kabash zu einem Hinterausgang zu führen. Einen Moment hatte Candaal ein unwohles Gefühl. Wo man ihn wohl hinbrachte? Doch sobald er den Gestank der Gasse riechen konnte, wusste er wieder, wo er war. Er bedankte sich beim Sklaven und trat hinaus in die düstere Seitengasse. Bakaresh hatte durchaus seine Schattenseiten. Gut also, wenn man auf der Seite war, die diese nicht zu fürchten hatte. Und doch fühlte er sich nach Gesprächen mit dem Statthalter immer wieder so eingeengt in den Strassen seiner neuen Heimatstadt. Als würde man ihn sogar in die düstersten Ecken verfolgen. Kurzum beschloss der Ganove, sich eine kleine Auszeit zu gönnen und in Richtung Braga loszuziehen. Abu Din würde ohnehin nicht sofort mit dem nächsten Auftrag aufwarten. Das letzte Mal hatte er dort Estefania getroffen… wer es wohl diesmal sein würde?
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Voller Faszination schaute die Gaunerin auf die Zeilen vor ihren Augen. Als sie die BEschreibung des Wanderers las und sich dessen Aussehen vorstellte, durchzuckte sie ein aberwitziger Gedanke, der die ganze Sache noch um einiges verrückter machte.
Doch es war noch zu früh um wage Vermutungen anzustellen, die sich dann letztendlich wohl doch nicht bewahrheiten würden.
So vertiefte sich die junge Frau wieder in das Tagebuch und las auf der nächsten Seite weiter.
Wir sind kurz vor der großen Stadt und anscheinend fast am Ziel unserer Reise. Ich kann nur bei den Göttern hoffen das dies gleichbedeutend mit dem Ende dieser Folter ist und ich endlich seinen Klauen entkomme. Ansonsten werde ich wohl bald das Zeitliche segnen.
Jegliche Kraft ist von mir gewichen und mein maltretiertes Hirn ist kaum noch zu irgendeiner Leistung fähig. Es scheint als habe ich das sprechen verlernt, mir will es einfach nicht mehr gelingen einen annähernd menschlichen Laut von mir zu geben und ich bin mir sicher, dass er daran Schuld ist.
Diese elende Kreatur, dieser Dämon.
Von außen hätte es wohl niemand bemerkt, doch innerlich zuckte Sheila wie ein erschrockenes Huhn zusammen, als sie das Wort las.
Dämon.
Und wieder durchfuhr sie dieser Gedanke und trieb seine buten Blüten. Diese unreife Ahnung, welche im moment doch noch viel zu früh war.
Konnte das sein? War das tatsächlich möglich? Oder hielt die Schwarzhaarige hier lediglich das Glitzern eines Quarzes für das Glimmern von Gold?
Keine voreiligen Schlüsse ziehen! Rief sie sich innerlich zur Ordnung.
Du hast alle Zeit der Welt.
Ein Weilchen starrte sie noch in die flackernde Kerzenflamme auf dem Tisch neben ihr, dann wandte sie sich wieder den vergilbten Seiten des Buches zu und las.
Er will in den Leuchtturm, den der draußen am Meer, weitab von der Stadt steht und den ich damals, es kommt mir vor wie aus einem anderen Leben, nur von der Ferne sah.
Ich habe keinen Schimmer was ihn dorthin treibt, oder was er dort will. Aber die Eindringlichkeit, mit der er mich nach ihm ausfragt, lässt keinen Zweifel an der Wichtigkeit, die dieses Gebäude für ihn spielt.
Er will dort hin, um jeden Preis.
"Wir sind auf der richtigen Spur, Kleiner!" wandte Shei sich zufrieden an den erschrockenen Muck, als sie das Buch zusammenschlug.
Sie konnte jetzt nicht einfach weiterlesen, es trieb sie nach draußen, nach oben auf die Spitze ihres Turmes. Sie musste ihn sehen, den Weg, den sie genommen haben mussten.
Raschen Schrittes erklomm sie die Stufen ihres Turmes nach oben.
Geändert von Sheila (27.12.2008 um 20:37 Uhr)
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Die Nacht war kalt. Nichts im Vergleich mit einem warmen Tag in Nordmar, aber dennoch kühl genug, um den Armen der Gaunerin eine leichte Gänsehaut zu verleihen, als sie nach schließlich draußen trat. Die frische Luft tat der jungen Frau, deren Lungen den ganzen Tag nur die stickige Turmluft hatten genießen dürfen, ausgesprochen gut.
In der Ferne, dicht am Horizont, der sich nur noch durch einen schmalen roten Streifen gegen den schwarzen Rest des Himmels abhob, leuchteten hell die Lichter der Stadt.
Bakaresh. Der Ort, mit der sie so viele intensive Erinnerungen und Erlebnisse verband.
Es ist vorbei, ein für alle Mal. Es gibt nur den Weg und das ist der nach vorn, was vergangen ist lässt sich nicht mehr ändern.
Sprach Sheila zu sich selbst, als sie merkte wie der Kummer über ihre Vergangenheit sie in diesem Moment zu ergreifen drohte.
Hastig fuhr ihre Hand in die Tasche und holte ein kleines, in Leder eingeschlagenes Päckchen heraus. Sie dachte nicht daran sich der Trauer zu ergeben, das durfte sie einfach nicht und in den letzten Monaten hatte sie gelernt ihr angemessen zu begegnen.
Sorgfältig und darauf bedacht nichts zu verschwenden drehte sie die trockene Pflanze, zu einem fingergroßen Stengel und betrachtete mit einer schwer zu deutenden Stimmung das Ergebnis.
Der alte Einsiedler hatte damals nicht zu viel versprochen, das hatte wirklich Qualität und stach weit aus der Masse heraus. Der Kerl musste unglaublich viel Zeit und Geduld in seine Zucht verwendet haben.
Das nächste Mal nehm ich ihm gleich einige lebende Pflanzen ab. Dachte Shei bei sich, als sie das dunkle Kraut enzündete und den ersten Zug nahm.
Bald verschwommen ihre Sinne, die Bilder und Farben vor ihren Augen und so fiel der Gaunerin auch nicht das kleine Feuer auf, das in einer nahen Ruine ruhig vor sich hinbrannte und sich bestimmt nicht von selbst entzündet hatte.
Friedlich schwebte die gefolterte Seele in den Himmel empor, dessen Sterne sich wie ein Karussell, immer schneller, zu drehen schienen. Alles war leicht und unbeschwert. Es gab keine Sorgen und keine Gedanken die einem den Kopf zum bersten brachten.
Alles war vergessen, sie brauchte sich einfach nur zurücklehnen und fallen lassen.
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Von all dem Leid, das hier in Bakaresh so allgegenwärtig war, schlurfte Dragan in seiner schwarzen Kluft durch das Elend, das unaufhörlich nach seiner Robe griff und mit schwacher Stimme nach etwas Gold fragte. Leider musste er immer wieder verneinen, denn...er hatte ja wirklich nichts. Sein gesamtes Gold ging für die neue Kleidung drauf, ein wenig Verpflegung und ab dann war auch schon Ende. Es waren stöhnende Stimmen die ihn fragten, langgezogene und Schwache, die immer wieder fragten. Ihre Augen wirkten leer, ihre Wangen waren eingefallen, während ihre dünne Haut eher verblasstem Pergament glich.
Die verlumpten Kleider, die sie am Leib trugen, waren mit aller Mühe zusammengehalten, und drohten doch jede Sekunde einfach zu zerfallen.
Dichte Krusten aus schwarzem Dreck fanden sich beinahe überall in ihren Gesichtern wieder. Zu gerne hätte der Goldschmied ihnen etwas gegeben, doch das, was er hatte, musste noch für mindestens eine Woche reichen.
Und trotzdem schämte er sich ein wenig dafür, als er die Bettlergase verlassen konnte, auf dem Markplatz stand, dass er erleichtert war, endlich wieder normal seines Weges gehen zu können. Gedankenverloren blieb er einen Moment stehen, drehte sich noch mal um, zögerte den Schritt wieder zurück zu machen. Es vergingen langgezogene Sekunden, die er in dieser Pose verharrte, dann, ganz plötzlich drehte er wieder und suchte nach einem Händler, der wenigstens ein bisschen kompetent aussah.
"Entschuldigt mein Herr", begrüsste Dragan einen der Verkäufer und tippte ihm an die Schulter", könntet ihr mir sagen, wo ich in Bakaresh jemanden finde, der sich mit Tieren auskennt?" Sanft lächelnd drehte die schwarzhaarige Person sich um und begrüßte den Novizen, indem sie eine kurze Verbeugung andeutete. Das fröhliche Lächeln erstarrte plötzlich, und das Gesicht wurde blass. Hektisch wanderten die Blicke an dem Novizen rauf und runter, so als ob sie sich vergewissern wollte. Eine kurze Denkpause trat ein, dann sprach der Kerl in einem ungewöhnlich beiläufigem Tonfall: "Ja sicher, dort hinten, einfach in den Gang rein und zu einer Haustür gehen, wo im Normalfall zwei bis drei Männer Wache halten, die werden dann schon wissen, was ihr wollt." Eine von Dragans Augenbrauen sprang nach oben.
"Ist das so", fragte er ernst und baute sich ein wenig auf, das hieß: Brust raus, Schultern auseinander und Kinn nach oben.
"J...aaa, so ist es", bestätigte die Gestalt noch ein Mal und verabschiedete sich. "Danke."
Ohne weitere Umschweife drehte Dragan ein Mal und steuerte auf die Gasse zu, die den angeblich Weg zu dem Tierkenner ausmachen sollte. Schon beim Betreten der Gasse fröstelte er und zog seine Kluft ein wenig enger, dann ging er weiter in die Schatten. Kalter Staub wog auf und senkte sich wieder, kündigte den Räubersohn an. "Meine Herren, ich nehme an, sie sind die Wächter dieses Appartements?" Freundlich ging er auf die drei Personen zu, hielt ihnen freundschaftlich die Hand hin.
"Wussten wir also doch, dass du noch lebst..."
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Noch immer folgte die Gaunerin den Erlebnissen des Tagebuchschreibers und dessen seltsamen Begleiter.
Tagesangaben waren nun freilich keine mehr zu finden und das Schriftbild verschlechterte sich nahezu mit jedem einzelnen neuen Wort, das der Autor niederschrieb.
Das ganze schien eine größere Dimension zu besitzen, als sie es zunächst vermutet, ja zu hoffen gewagt hatte. Diese wage Idee, welche die Beschreibung des Fremden in ihr geweckt hatte, war aberwitzig, doch sie trieb Shei noch stärker an und lies keine Pausen zu.
Seit einer schrecklichen, nicht enden wollenden Ewigkeit sind wir jetzt schon in diesem gottverdammten Leuchturm nahe der Stadt Bakaresh. Mein grausamer Begleiter befindet sich bereits seit unserer Ankunft im obersten Teil des Turmes, dort wo das Leuchtfeuer seinen Platz hat. Und obwohl es wohl schon mehrere Tage sein müssen, habe ich ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen. Bisher hat sich die Tür nur ein einziges Mal geöffnet - als die, zu einer schwarzen Masse verkohlte, Leiches des Turmwärters die Treppe herunterstürzte. Bei Adanos, was geht hier nur vor sich?
Pausenlos ist das Gemäuer von einem schaurigen Beben erfüllt, dass nicht nur den Putz zum Bröckeln sondern sogar die Wände zum Wackeln bringt. Und diese Schreie, furchtbare Ausrufe voller Schmerz und Hass, deren Worte ich nicht verstehen kann und auch nicht will. Ich weiß nicht woher sie kommen, wer sie ausstößt, ob er es ist oder sonst etwas. Doch sie bohren sich unbarmherzig wie Nägel in meinen geschundenen Kopf und rauben mir die Sinne. An Schlaf ist nicht zu denken, auch wenn ich den ganzen Tag Gelegenheit dazu hätte.
Meine Angst vor dem, was passiert wenn er diesen Raum wieder verlässt ist unbeschreiblich, was weiß ich denn was dort drinnen vor sich geht?
Doch ich kann nicht fliehen. Ich habe es versucht, doch weiter als bis an die Tür bin ich nicht gekommen. Es ist als hielte mich irgendetwas hier, eine unbeschreibliche Macht die nach mir greift und mich nicht entkommen lassen will, die mir an den Kleidern zerrt wie ein Raubtier an seinem hilflosen Opfer.
Und so muss ich diese unsäglichen Qualen über mich ergehen lassen, Minute für Minute, ohne jede Pause.
Zwar überkommt mich kein Schlaf, doch stattdessen habe ich nun immer wieder diese Träume und Visionen, deren Ursprung ich nicht zu ergründen weiß. Ich habe keine Vermutung, was es ist, das ich mir da immer und immer fort ansehen muss, doch ich bin mir sicher, dass es etwas abgrundtief böses und grausames ist. Wie sonst ist es zu erklären, dass es mich selbst mit größten Schmerzen peinigt? Mir jede Faser meines Körpers zu zereißen scheint und mir die Sinne raubt?
Er muss schuld daran sein, er. Wer sonst als dieses Monstrum, dieser hässliche, ungnädige Dämon, der mich so hinterhältig in seinem Netz gefangen hat, damit ich ihm, wofür auch immer, zu Diensten bin.
Ich sehe keine andere Möglichkeit mehr, als dieser Folter meines Körpers und meiner Seele ein Ende zu setzen, wenn die Götter es mir vergönnen, dann werde ich ihn mit der letzten mir verbliebenen Kraft dorthin zurück schicken, wo er hergekommen ist. Und wenn es das Letzte ist was ich tue.
Geändert von Sheila (23.11.2008 um 17:45 Uhr)
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Es dämmerte draußen bereits als Nyreth wieder erwachte. Gewartet hatte er und nun stand endlich der Schneider neben ihm. „Wach auf. Hey!“
Nyreth stand von dem kleinen Tisch auf und sah den Schneider an.
-„Ist es fertig?“
-„Nein noch nicht ganz… Wie schon gesagt… Ich brauche Snapperleder wenn das wirklich so aussehen soll.“
Nyreth schwieg einen Augenblick, bevor er erneut seine Stimme erhob:
-„Kann man das später noch dazu machen?“
-„Ja, aber ich glaube dann hat es ja im Moment nicht den erwünschten Effekt oder?“, kam die Antwort des Schneiders prompt.
-„ Damit kann ich leben…“
-„Aber noch eines… Wenn ihr mir die Frage erlaubt…“
Nyreth hob seine Augenbraue und lauschte.
-„…Für was benötigt ein Hoher Schwarzmagier des Zirkels überhaupt wie ihr überhaupt so etwas. Sind die Roben die die Dämonen anfertigen etwa nicht gut genug?“
-„Doch… Ich habe noch nie etwas Bequemeres als diese Robe getragen.“, kam Shinem’s Antwort. „Doch gibt es Momente in denen man nicht sofort als Hoher Schwarzmagier erkannt werden möchte wenn ihr versteht…“
Der Schneider nickte nur kurz und hieß Nyreth dann hier erneut zu warten. Während er wieder hinter dem Vorhang der durch den halben Raum gespannt war.
Nyreth hatte extra hierfür Maßnehmen lassen und war den ganzen Tag hier geblieben. Es sollte passen wenn er sich schon damit sehen lassen musste.
Dann zog der Schneider endlich den Vorhang zur Seite um dem Magier zu zeigen was er ihm angefertigt hatte. Es war eine Tunika, schwarz wie die Nacht und mit einer Kapuze, dazu eine dunkelbraune Hose und Lederstiefel.
Nyreth nickte Zufrieden und kostete sich selbst ein lächeln.
-„Das ist perfekt… Habt dank. Und wie viel schulde ich euch für dieses Meisterwerk?“
-„Nun… Wenn ihr es schon als Meisterwerk abtut würde ich es euch für 100 Goldmünzen gerne überlassen.“
Nyreth nickte und warf dem Schneider einen prallen Beutel, gefüllt mit besagten Gulden hin.
„Danke sehr. Wollt ihr es nicht zuerst anprobieren?“
-„Dazu ist später noch Zeit.“, antwortete der Magier etwas verzögert während er anfing das Gewand von der Kleidungspuppe zu nehmen und sorgfältig zusammenzulegen bevor es in seiner Jagdtasche verschwand.
Dann verabschiedete sich der Magier und machte sich auf den Weg hinauf zum Kastell des Zirkels. Er musste sich gut vorbereiten auf die Dinge die auf ihn zukommen würden wenn er seinen Plan nach Myrtana zu reisen wirklich in die Tat umsetzten wollte. Dort gab es Feuermagier… Paladine… Orks, die wohl das geringere Problem waren, und jede Menge Leute die ihn sonst irgendwie aus Hohen Schwarzmagier erkennen könnten und ihn dafür vielleicht zu strafen gedachten. Doch selbst wenn er erkannt werden würde, würde das wohl nicht so viel unterschied machen. Immerhin hatte er den blanken, kalten Stahl den er im Moment am Rücken trug und den er auch gegen jene die sich ihm in den Weg stellen würden einzusetzen gedachte…
So schlenderte er hinauf Richtung Kastell.
Es dämmerte bereits und die Sterne waren vereinzelt sichtbar.
Dies würde eine wundervolle Sternenklare Nacht sein, die er im Hof des Kastells zu verbringen gedachte…
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Er lebt, oder besser gesagt er weilt weiterhin auf dieser Welt und es ist mir nicht gelungen meinen gestrigen Entschluss in die Tat umzusetzen. So groß meine Entschlossenheit auch war und auch immer noch ist, aber es ging schon beinahe über meine Kräfte hinaus mich überhaupt dem oberen Teil des Turmes zu nähern. Es ist als hause ein unglablich starker, ja orkanartiger Sturm auf den Stufen der Treppe, der an Kraft und Geschwindikgeit mit jeder überwundenen Stufe nur noch mehr zunimmt.
Bis zur letzten Tür vor der Turmspitze habe ich es geschafft, dann war der Druck und die Kraft die mir entgegenwirkten einfach zu groß um noch weiter zu gehen. Doch das war nicht der einzige Widerstand, nein. Die grausamen Schreie und Bilder, die mich auch sonst schon peinigten wurden ebenfalls immer intensiver und unerträglicher, sodass klares Denken nicht mehr möglich war.
Eine Weile, ich weiß nicht mehr wie lange es war, habe ich dort ausgeharrt, in dem ständigen Versuch doch noch ein Stück voranzukommen, dann machte ich kehrt und stieg wieder hinab.
Doch dann geschah es. Ein ohrenbetäubender Knall, der mir das Trommmelfell zu zerbersten drohte und mir jegliches Gleichgewicht raubte zeriss die Luft. Der Turm begann noch stärker als sonst zu zittern und zu wackeln, sodass ich bereits Angst hatte er würde vollends in sich zusammenfallen. Dann, wie schon einmal zuvor, sah ich die abgezerrte Gestalt eines Menschen die steilen Stufen hinabstürzen. Er fiel mir in die Arme und ich brachte den zitternden Leib hinab.
Ich habe habe keine Ahnung, wer er ist oder woher er kommt. Sein abgezehrter, dünner Körper ist nahezu vollständig von einer schwarzen, trockenen Kruste umgeben, die ihm das Aussehen einer Mumie verleiht, die schon viele Jahre in ihrer Kruft verbracht hat.
Sein Äußeres weist deutliche Ähnlichkeit mit dem grausamen Anblick meines Gefährten auf, doch es ist menschlicher. Auch geht von ihm nicht diese unbeschreibliche Macht aus, die der Wanderer auf mich wirkte.
Ich kann mir einfach nicht erklären, wer oder was es ist, was hier vor mir liegt.
Bereits seit Stunden gebe ich mein bestes ihn zu pflegen, auch wenn ich wenig Hoffnung habe, dass er je wieder seine verklebten Lieder öffnen und das Licht dieser Welt erblicken wird.
Ich bin überrascht, wie leicht mir diese Aufgabe nun fällt und ich spüre wie die Last der vergangenen Zeit langsam von mir zu weichen beginnt.
Was hat das wohl zu bedeuten?
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Ein nachdenkliches Stirnrunzeln trat auf Sheilas Gesicht, als sie diesen Eintrag gelesen hatte und gleich einem Hagelschauer prasselten die verschiedensten Ideen und Erklärungen über sie herein, mit denen sie versuchte das Gelesenen in ein klares Bild zu rücken. Wie sie fesstellte waren es in der Tat die letzten Zeilen in dem geheimnisvollen Tagebuch, das sie aufgeschlagen in ihrer Hand hielt. Weitere Notizen, geschweige denn ganze Berichte waren nicht mehr zu finden, weder direkt danach, noch weiter hinten in dem halb gefüllten Buch.
Jedoch entdeckte Shei während des Blätterns auf der nächsten Seite etwas nicht minder interessantes, das sogleich ihre Aufmerksamkeit fesselte. Ein schwarzer Tintenklecks, neben einem angefangenen Buchstaben, wohl einem H, befand sich mitten auf dem Papier. Interessiert musterte sie das seltsame Gebilde und krübelte, was es wohl damit auf sich hatte.
Wie als wäre der Schreiber mitten in seiner Arbeit unterbrochen worden. Dachte sie bei sich und musterte die Seite weiterhin eingehend, darauf bedacht keinen Hinweis zu übersehen, der ihr vielleicht nützlich und hilfreich sein konnte.
Ein weiteres Indiz für die von ihr angestellte Vermutung war schnell gefunden und recht offensichtlich. Der dunkle Fleck, welcher sich über das gesamte Blatt ausbreitete war mehr als nur seltsam zu nennen. Spielte die Phantasie der Gaunerin verrückt, oder konnte das tatsächlich getrocknetes Blut sein?
Just in diesem Moment ertönte ein gedämpftes Klopfen an der Tür ihres inzwischen wohlig eingerichteten Turmzimmers, der die Schwarzhaarige urplötzlich aus ihren Gedanken riss.
Sie hob den Kopf und nach einem knappen "Herein!" betrat Thamir, durch die von Shei üppig gefüllte Speisekammer inzwischen seinen alten Körpermaßen etwas näher, den Raum.
Belustigt hob sie ihre Augenbrauen, als sie sah was er in seinen lehmverdreckten Händen hielt - ein Skelett.
"Willst du mir das da als Dekoration für mein Zimmer überlassen, oder mir lediglich deinen neuen Freund vorstellen?" Fragte sie leicht spöttisch, als Thamir, wohl aus unnötiger Höflichkeit, den Mund nicht aufbekam, sondern einfach nur stumm dastand und so ein höchst merkwürdiges Bild abgab.
"Den hier," und er hob dabei die klapprige Hand des Gerippes "hab ich soeben unten aus der Erde gebuddelt. Er hat ein prächtiges Loch im Schädel und da ihr so versessen auf diesen ganzen Krempel zu sein scheint, wollte ich euch diesen Fund nicht vorenthalten. Er lag ein ganzes Stück tiefer als das Buch."
Sheilas Blick wanderte langsam von dem kahlen Schädel hinunter auf den dunklen Fleck im Tagebuch auf ihrem Schoß. Auf einmal hatte sie eine sehr genaue Vorstellung davon, wie dieser entstanden war, auch wenn dabei zugegebenermaßen ihre Phantasie auch eine gewisse Rolle spielte.
"Hübsch!" Wandte sie sich wieder ihrem fleißigen Buddler zu.
"Ich bin ohnehin fertig mit Lesen und ein wenig Gesellschaft kann nicht schaden. Leg ihn einfach dort hin."
Mit einem leichten Verbeugung, die Shei jedes Mal aufs Neue unangenehm aufstieß, verschwand der Diener wieder durch die Tür. Eine Weile war noch das Poltern der Schaufel zu vernehmen, die lautstark über die Stufen schepperte, dann war Ruhe.
Sheila stellte das Glas guten Rotwein beiseite und näherte sich voller Spannung ihrem neuen "Zimmergenossenl".
Geändert von Sheila (25.11.2008 um 17:29 Uhr)
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"Du hast aber auch schonmal bessere Tage gesehen, nicht wahr Kumpel?"
Dachte Shei laut bei sich und konnte dabei ein belustigtes Klucksen nicht unterdrücken.
Sanft vor- und zurückwippend lungerte die Gaunerin nun wieder in ihrem überaus bequemen Lieblingsstuhl, schwenkte mit ihrer Rechten den guten Roten und widmete sich dem neuen Zimmergenossen auf dem Tischchen neben ihr.
"Murray", wie sie das Skelett inzwischen schon beinahe liebevoll nannte, schien jedoch im Moment keine passende Antwort parat zu haben und schwieg die Frau demonstrativ an. Möglicherweise war er sich aber auch einfach nur zu fein auf solch eine alberne Frage, deren Antwort wohl offensichtlich war, zu reagieren. Auf jeden Fall ließ er sich zu keiner Äußerung hinreißen und auch das mehrmalige Auf- und Zuklappen seines kantigen Kiefers brachte keinen nenneswerten Fortschritt. Alles was man hören konnte war ein dumpfes Tock! Tock!, welches bis auf ein erschrockenes Zusammenzucken Mucks niemanden bewegte.
So wandte Shei sich etwas genauer Murrays kahlen Kopf zu und verließ sich auf ihre eigene Beobachtungsgabe, anstatt weiterhin vergeblich um eine Antwort zu betteln.
Im Großen und Ganzen wies der Schädel keine nennenswerten Unterschiede zu anderen seiner Art auf. Er war glatt, hell (wenn man von den vereinzelten Tonklümpchen einmal absah), besaß zwei Augenhöhlen, Nasenlöcher, einen überaus gelenkigen Kiefer (nun gut, nach einigen: "Mach mal Aaaahhh Murray!" hing er etwas schief) und wies ein schönes, spaltenförmiges Loch im hinteren Bereich auf.
Auf dieses hatte sie bereits Thamir hingewiesen und so untersuchte sie die betreffende Stelle etwas genauer als den Rest des Knochenhaufens. Nach einer Weile kam Shei schließlich zu dem Ergebnis, das diese Wunde wohl durchaus von einem spitzen Gegenstand, wie zum Beispiel einem Messer, stammen musste und wahrscheinlich zum Tode Murrays geführt hatte.
Während er gerade anfangen wollte zu schreiben vielleicht?
Sie seufzte schwer und ließ Murrays Haupt geräuschvoll auf die Tischplatte knallen. Der Schädel rollte ein Weilchen hin und zurück, bis er schließlich genug davon hatte und zum Liegen kam. Vorwurfsvoll blickte Murray Shei aus seinen dunklen, leeren Augenhöhlen an.
Sie zuckte mit den Schultern. So hatte es einfach keinen Sinn, ganz egal wie lange sie noch ihre Zeit mit diesem Häufchen Elend totschlug, Antworten hatte sie wohl keine mehr zu erwarten. Abrupt erhob sich die Gaunerin von ihrem Stuhl und begann ohne unnötig langes Nachdenken sich vorzubereiten. Soeben war ihr klar geworden, dass heute noch ein kleiner aber wichtiger Ausflug anstand, der ihr hoffentlich neue Erkenntnisse bringen würde.
Geändert von Sheila (25.11.2008 um 18:22 Uhr)
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Nur wenige Minuten später bereits verließ eine dunkle Gestalt den alten Leuchtturm an der Küste Bakareshs. Mit hastigen Schritten und ihm Winde flatternden Umhang nahm sie die wenigen Stufen von der Tür des Turmes den Felsen hinab in den weichen Wüstensand und verschwand lautlos in den labyrinthähnlichen Ruinenfeldern der großen Stadt.
Sheila hatte es eilig, sehr sogar. Jetzt wo sie endlich einen Anhaltspunkt hatte wollte sie nicht trödeln und dadurch unnötig Zeit verlieren. Vielleicht kam sie sogar zu spät und der Gedanke daran ließ sie gleich noch schneller werden.
Dennoch hatte die Schwarzhaarige zuvor nicht auf gewisse Vorsichtsmaßnahmen verzichtet, deren Einhaltung bei ihr bereits zur Gewohnheit geworden war. Fest saß der leichte Lederpanzer an ihrem Körper, auf dessen Schutz sie in den letzten Monaten schon des öfteren angewisen gewesen war. Die Rüstung war zu einem festen Bestandteil ihrer Ausrüstung geworden und die junge Frau wollte sie keineswegs mehr missen, war sie doch neben ihrem Schutz auch noch äußerst bequem und komfortabel.
Auch das Schwert auf ihrem Rücken war schon längst obligatorisch, ähnlich wie die sechs kleinen Klingen, deren Aufbewahrungsorte für Fremde jedoch nicht ersichtlich waren. Sheilas Umgang mit dem blanken Stahl hatte sich in letzter Zeit gefestigt und weiter verbessert, sodass ihr inzwischen beinahe jeder Gegner recht war.
Auch wenn das Rüstzeug durchdacht und geschickt gefertigt war, so konnte Shei nicht abstreiten, dass es sich "ohne" doch etwas besser und vor allem schneller lief. Aber das musste sie in Kauf nehmen und da sie inzwischen wusste, wie man relativ schnell die Stadt erreichte empfand sie es als weniger störend.
Ohne jede Pause hetzte die Gaunerin durch die Reste von Mauern, Türmen und Häusern längts vergangener Tage und Jahre. Der Umstand, dass sie dabei den ein oder anderen Schatten abseits ihres Weges nicht warnahm, war bezeichnend für den Zustand in dem sich ihr Gehirn befand.
Wie ein Mühlrad ratterte und arbeitete es in ihrem Kopf. Sheila versuchte die verschiedenen Erkenntnisse und Gedanken die ihr beim Lesen des Tagebuches gekommen waren zu einem Bild zusammenzufügen und logische Schlüsse daraus zu ziehen.
Doch ihre Informationen waren einfach nicht ausreichend. Sie musste sichergehen und konnte sich nicht auf waage Vermutungen verlassen. Insgeheim hoffte sie Zoran wüsste doch mehr, als er ihr bei ihrem ersten Treffen preisgegeben hatte. Und wenn er diese Informationen nicht freiwillig herauszugeben gedachte, dann würde sie ihn eben dazu bringen. Skrupel gab es bei dieser Jagd für Sheila keine mehr, schließlich hatten ihre Gegner auch keine bewiesen.
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Die letzten Tage verliefen bei dem Schatten sehr ruhig.
Er nutzte den Tag um sich in den verfallenen Ruinen die sich weitläufig um den Turm herum verteilten zu bewegen und den Turm auszuspähen. Nachts hingegen schlich er sich so Nahe an den Turm heran wie er nur konnte. Er kannte die Frau die es sich in den Turm bequem gemacht hatte, er wusste nur nicht mehr woher.
Ihr Gesicht sagte ihm etwas, trotzdem kam er einfach nicht au die richtige Erinnerung. Er wusste auch nicht ob er sie eher freundschaftlich, flüchtig oder aus einer negativen Situation kannte, daher währe ihre Reaktion auf ein plötzliches Aufeinandertreffen fraglich.
Also spähte der Jünger der Kasbah weiter, warum auch nicht er hatte massig Zeit und eigentlich nichts gescheites damit anzufangen.
Inzwischen hatte er sogar einige gute Stellen gefunden in denen er sic verbergen konnte um zu ruhen.
Gestern Abend noch zog er sich mühsam aus einer brüchigen Nische in einer halb verfallenen Ruine über und über mit Staub und Sand bedeckt. Er taumelte schläfrig währen er seine Rüstung und Kleidung grob abklopfte du damit eine weitere Staubwolkeerzeugte.
*Hust! Huuuust! Röchel! Hust! *
Joe schob sich rasch die Hand vor den Mund um sein klägliches Aufhusten zu unterdrücken. In seinem Augenwinkel sah er etwas, was ihm ein wölfisches Grinsen aufs Gesicht zauberte. Sanft liess er ich in die Hocke fallen, dann zog er sachte einen Fuss nach dem anderen über den Boden und zog sich zur Ruinenwand. Den Kopf leiht eingezogen spähte er über die Brüchige Kannte in Richtung Turm.
Dann sah er sie….
In eine leichte Rüstung gehüllt, die Haare im Winde flatternd und die Klinge bedrohlich auf dem Rücken ruhend. Black musste kurz die lüsternen Gedanken in seinem Kopf niederringen, dann presste er sich immer noch in gebückter Haltung an die brüchige Wand und schob sich langsam gen Osten, nach weniger als sieben Schritt, legte er sich flach auf den Bauch und robbte durch einen Spalt in der Mauer, dahinter rutschte er eine steile mit Sand überhäufte Neigung herunter und rollte sich unten gewand ab nur um sich and die nächste Wand zu pressen und durch das dortige Fenster zu spähen.
Sie war ihm nun ganz nahe, weniger als dreissig Schritte lagen zwischen ihnen und doch konnte er nicht ausmachen woher er sie kannte.
Ein Kichern tief in Joes inneren ertönnte und der Schatten fröstelte als er in seinem Herzen spürte wie sich der Dämon Cherubael über etwas hämisch freute.
„Was gibt es da zu lachen Dämon?“ fragte er flüsternd.
„Nichts Black, ich habe mich nur an etwas……erinnert.“ War die Antwort.
Joe biss sich gehässig auf die Unterlippe, konzentrierte sich aber lieber wieder auf die Frau die weiter gen Bakaresh lief. Sie war eine Schönheit dies musste er sich eingestehen, jedoch sah er auch noch etwas anderes an ihr…..Schmerz……
Diese Frau schien äusserlich stark und selbstbewusst doch innerlich tobte der Schmerz, er zerfrass und kontrollierte sie. Doch welcher Schmerz konnte so langatmig bleiben?
„Vielleicht hatte sie etwas verloren?“ flüsterte Joe vor sich hin.
„Oder…Jemandeeeen!“ grollte es innerlich zurück.
Wieder liess sich der Schatten auf den Bauch gleiten und kroch gewand über den sandigen Boden bis zur eingestürzten Treppe, dort presste er sich zwischen Geröll und Schutt hindurch und gelangte so in einen ehemaligen Innenhoff der Ruine. Mit einem Hechtsprung warf er sich hinter den dortigen schon vor Jahren ausgetrockneten Brunnen. Eine kleine Schlange zischte ihn bedrohlich an während sie langsam den Kiefer öffnete um ihrem Rivalen ihre giftigen Fangzähne zu zeigen.
„Knacks!“
Joe zerdrückte ihren Kopf unter seinen beschlagenen Lederstiefel.
Dann spähte er über den Brunnenrand und sah die Frau gerade einbiegen. Ihr Blick erschien ihm leer…suchend……
Sie wollte zur Stadt, vielleicht für länger, vielleicht auch nur ganz kurz. Black nickte sich selbst bejahend zu und liess sich anschliessend in den Schatten um ihn herum zurückfallen. Anschliessend machte er sich auf den Weg zurück zum Turm. Er konnte nicht einschätzen wie lange er Zeit hatte, aber er ging von mindestens einer Stunde aus. Genügend Zeit um sich mehr Infos zu holen.
Als er den Eingang erreichte und den Turm betrat stockte er.
Alles sah sehr veraltet aus, beinahe so als ob die Dame hier seit Jahren nicht mehr aufgeräumt hätte. Beinahe so…als ob sie den Turm erst frisch selbst in Anspruch genommen hätte. Möglicherweise war der Turm also schon länger leerstehend gewesen und sie hatte ihn, wie Joe selbst, zufällig entdeckt und nun einfach bewohnt.
Vorsichtig schlich der Schatten also durch den veralteten Turm, seine Sinne wahren dabei sehr geschärft und ständig in Alarmbereitschaft. Seine Füsse glitten sachte und leicht über den staubigen Boden währende er sich mit der linken Hand an der Wand entlang tastete. Sein Schwert mit der schwarzen Klinge hielt er dabei leicht geneigt in seiner rechten Hand. Leicht gebeugt machte er sich so daran die Treppe empor zu schleichen, dabei zeriss er unfreiwillig mit dem Gesicht ein frisch gesponnenes Spinnennetz. Die Fäden kitzelten auf seiner Haut aber er Ignorierte sie, denn im nächsten Stock vernahm er das Geräusch eines Atmeten Wesens.
Wenige Schritte später erspähte Joe den Verursacher des Geräuschs. Ein Mann von älterer Statur sass leicht gebeugt mit dem Rücken zu Black auf einem Stuhl. In der einen Hand hatte er einen Stofffetzen den er immer wieder in sein Gesicht drückte um daran zu schnüffeln und mit der anderen Hand schien er monoton an etwas zu arbeiten dass Joe nicht sehen konnte. Dabei keuchte der alte immer wieder laut auf und murmelte etwas vor sich hin.
Ekel stieg in dem Assassinen Anwärter auf und während er sich an der Wand entlang schob suchten seine Augen den Boden nach einem schweren massiven Gegenstand ab. Neben einem Regal lag ein zertrümmerter alter Holzstuhl, von diesem nahm sich Black lautlos ein Bein und fixierte nun den Kopf des Alten an.
Leise bewegte er sich immer näher an sein Ziel. Der salzige Schweissgerruch des vermeintlichen Opfers wurde immer stärker, und der Schatten rümpfte missmutig mit der Nase, dann blitzten seine Augen kurz auf und er schwang blitzschnell das Stuhlbein über die Schädeldecke des Alten.
Nach einem „Ploook“ ertönnte ein dumpfes „Polter“ und schon lag der Alte zusammengekauert am Boden und träumte einen süssen Traum.
Die linke Hand hatte noch immer den Stofffetzen in der Hand, während die andere Hand, Beliar sei Dank, nicht mehr an der bisherigen Position verweilte.
Neugierig zupfte Joe den fetzen aus der Faust des Mannes und begutachtete den Fund.
Als er jedoch erkannte dass es sich hierbei um gebrauchte Frauenunterwäsche handelte spie er angewidert auf den Boden.
„Bei Beliar, welch abartiges Vergnügen dieser alte Sack betreibt, ob die Turmherrin wohl von einem Treiben weiss?“
Da kam Joe eine Idee, er hatte zwar wenig Zeit für seine Erkundungstour jedoch konnte er sich diesen Spass nicht verkneifen.
Vorsichtig stemmte er den Alten wieder auf den Stuhl. Anschliessend band er diesen mit dicken Seilen, die er in einem Nebenraum fand fest, die Hose liess er wie sie war, offen und vorne leicht heruntergezogen. Zum Schluss Krönte er das Bild indem er das Höschen über das Gesicht des Lustmolches zog.
Ja die Turmherrin würde sich sicherlich daran erfreuen ihren Diener, Liebhaber, Sklaven oder Vater so vorzufinden.
Wölfisch grinsend und sich innerlich selbst auf die Schulter klopfend machte sich der Schurke Bakareshs daran den nächsten und übernächsten Stock zu erforschen. Die Suche nach interessantem verlief bisher ins leere. Nichts an diesem Ort war mystisch oder versprach Reichtum oder Macht. Es war eigentlich eine einzige Bruchbude in der man Proviant und andere alltägliche Dinge vorfand.
Nach einer Weile entdeckte Joe jedoch einen Raum indem ein Skelett auf einem Stuhl sass, gneau genommen sass der Körper des Skelettes auf dem Stuhl während der Kopf sich einen Platz auf dem Tisch genommen hatte.
Alle in allem wirkte das Bild schräg auf Black. Man betritt ein Zimmer und blickt auf ein Skelettkörper genau vor sich, wendet man seinen Blick seitlich zu den heruntergebrannten Kerzen schaut man in die leeren Augen eines Skelettkopfes.
Zusammen kam es ihm wie eine Darbietung einer schwarzhumorigen Theatergruppe vor. Dann erhaschte er im Augenwinkel einen Schaukelstuhl. Sicherlich handelte es sich hierbei um den Stuhl der Hausherrin, denn er war im ganzen Turm der einzige seiner Art. Joe kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf und bemerkte beiläufig wie fettig seine Haare geworden wahren und wie nötig er wohl ein Bad hätte. Doch er wollte nicht von hier verschwinden ohne mehr über die Absichten der Frau die er irgendwie zu kennen schien zu wissen.
Beläufiog setzte er sich auf den Schaukelstuhl und binnen weniger Sekunden fand er sich in einer Nachdenklichen Pose wieder und schaukelte sanft hin und zurück.
Seine Augen zuckten dabei wild hin und her und suchten jedes wichtige Detail des Raumes ab nur um wieder bei dem verdammten Schädel hängen zu bleiben.
Der polierte Knochenhaufen musste eine tiefere ihm noch unverständliche Bedeutung haben. War die Frau eine Schwarzmagierin? Möglicherweise sah er sie bei seinem Besuch vor Monaten im Kastell……
Das Kastell….
Er war wegen einem Abenteuer dort, er…brachte etwas dorthin, und er war nicht alleine……
Es erschien ihm so als ob es sich hierbei um einen längst vergessenen traum handelte, aber er wusste dass er wirklich mal da war aus irgendwelchen Gründen an die er sich nun nicht mehr erinnern konnte…..
„Du musst weitermachen Black! Sie könnt jeden Moment kommen, los schau dir mal das Buch vor dir an!“
Das innere grollen Cherubaels riss Joe aus seinen Gedanken, der Dämon hatte recht jetzt war nicht die richtige Zeit für solche Dinge.
Mit halbherziger Neugierde schlug er das alte Staubige Buche auf.
Seine Augen überflogen die Seiten, suchten nach wichtigen Stellen, aber er fand nichts.
„Scheint eine art Tagebuch zu sein….“
„Ja…..ich entsinne mich…..“
„Woran entinnst du dich Dämon?“
„Hmm? Ach nichst, diese Geschichte hier erinnerte mich nur an einen alten Bekannten.“
„Du hast alte Bekannte? Wohl auch eine Ausgeburt des Schattenreichs Beliars..“
„Verhöhne mich ruhig weiter Menschenwurm, damit bestätigst du nur meinen Sieg über deine Persönlichkeit.“
„Stopp, Stopp Cherubael, ich habe grad überhaupt keine Lust mit dir diese Diskussion fortzuführen. Ist dieses Buch für mich wichtig oder nicht?“
„Die Wichtigkeit bestimmt das Wissen des Suchenden!“
„Bitte was?!? Sprich klarer Dämon!“
„Nun mein lieber Wirt, um es einfach auszudrücken, für dich erscheint es unwichtig, für die Frau jedoch könnte es verdammt wichtig sein.“
„Ist dass so?....Nun dann sollte ich es ihr vielleicht lieber entwednen und den Turm anzünden nicht wahr?“
„Damit erlangst du nicht mehr Wissen um als Suchender die Wichtigkeit zu erfassen.“
„Hrmpf! Du strapazierst meine Geduld Cherubael, was soll ich tun!?!“
„Lass alles wie es ist und mach dich wieder auf den Weg in die Ruinen. Diese Frau, scheint auf etwas gestossen zu sein, etwas was auch dir bald nützlich sein könnte.
Ich bin mir sicher dass dieses Tagebuch, das Skelett und sogar der Turm hier alle die selbe Geschichte teilen, und die Frau ist auf dem besten Weg ins letzte Kapitel vorzudringen, und dort lieber Joe erwartet sie Macht und Wissen. Spioniere ihr nach, möglicherweise zieht sie schon bald weiter und dann liegt es an dir, sie zu verfolgen, oder dich ihr unter einer Lüge anzuschliessen, es liegt ganz an dir, doch sei so schlau und nutze sie solange du kannst, erst danach soll Sie der tot ereilen. „
„Endlich reden wir Klartext…..“
Joes Gesicht verzog sich zu einer boshaften Fratze. Tod und Schmerz, Blut und Angst. Schon bald wird die Welt nichts anderes mehr kennen.
Leichtfüssig huschte der Schatten aus dem Turm und verbarg sich wieder in den Ruinen die den Turm umgaben. Er huschte von einem brüchigen Gebäude zum nächsten und fand er mal einen Wanderer oder ein Tier vor, brachte er den stillen Tod und ergötzte sich mit funkelten Augen an ihrem warmen Blut.
Er wartete….
Wartete auf die Ankunft der Frau….
Er wartete…..
Wartete auf Tod und Schmerz, Blut und Angst……
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„Bit- …Bitte!“, flehte sie den Sklavenhändler noch einmal an. „Nur einen Schluck!“
Die Qual nahm kein Ende. Wie viele Tage, Wochen oder gar Monate waren wohl vergangen seit sie gefangen wurde? Die Sonne schien den Assassinen den Kopf verbrannt zu haben, kein Gebot hatten sie bisher akzeptiert, geschweige denn sie freigelassen. Tag für Tag kämpfte sie um die Gnade der Sklavenhändler. Und Tag für Tag überstand sie, wenn auch am Ende eines jeden Tages vollkommen kraftlos. Die Schwelle zum Reich der Toten schien immer näher, ihr Ende war nah, sie spürte es. Es hatte Interessenten gegeben, wie viel mochten die Sklavenhändler verlangen? Was glaubten sie wen sie dort vor sich hatten? Eine Frau von der sie glaubten sie sei eine Nomadin obwohl sie immer wieder beteuert hatte von Bakaresh aus nach Al Shedim gegangen sei um dort die Nomaden auszunutzen, was nichts anderes war als die Wahrheit. Sie hatte die Fähigkeiten dieses närrischen Blondschopfs genutzt, um den Umgang mit der Waffe zu lernen. Und sie hatte Erfolg gehabt, wenn auch nur im geringen Maße. Dinge für ihr Leben hatte sie allemal gelernt, obgleich sie daran zweifelte, dass sie jemals die Gelegenheit haben würde dies zu nutzen. Ihr Tod war nicht mehr fern, sie war sich sicher. Lange hielt sie nicht mehr aus. Sie war am Ende, ihr Körper war am Ende, es war das Ende … oder doch nicht?
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Schon längst war die Nacht über Varant hereingebrochen und legte ihr schwarze Tuch der Dunkelheit über die Weite der Wüste. Still und friedlich lag die Stadt nun da, beinahe wie ein Raubtier, das sich vorübergehend einen Moment der Ruhe gönnte und schlief.
Die schmalen Gassen Bakareshs waren wie leergefegt und nur hin und wieder sah man einen streunenden Hund oder einen der vielen schäbigen Diebe um die Ecken huschen. Einfache Leute oder gar Händler mit kostbaren Waren trauten sich nun nicht mehr auf die Straße und sie wussten genau warum.
Dumpf hallten die Schritte ihrer Stiefel zwischen den hohen Häusern rechts und links der kleinen Gassen wieder als die Gaunerin zielstrebig durch die Stadt eilte. Kaum ein Strahl des Mondes oder der Sterne erreichte das steinerne Pflaster unter ihren Füßen, doch das war auch nicht nötig, Shei wusste wohin sie wollte. Und dort würde es ohnehin kaum Licht geben, eine prima Einstimmung also.
Nach kurzer Zeit bog sie schließlich um eine Ecke und fand sich vor der kleinen Tür wieder, die sie dorthin führen würde, wohin es sie trieb. Kurz schaute sich die schwarzhaarige nocheinmal um und spähte nach irgendwelchen Verfolgern oder verdächtigen Gestalten. Doch außer ein paar Ratten auf ihrem nächtlichen Raubzug war niemand zu sehen. Vorsichtig drückte sie die die Tür auf und verschand kurz darauf in einem dunklen Gang.
"Den Schatten zum Gruße!" sagte die Gaunerin laut und schüttelte gleichzeitig innerlich den Kopf über diese lächerliche Parole, welcher sie sich hier bedienen musste.
"Ach, die Kleine schon wieder!" tönte die Stimme des Wächters aus einer kleinen Nische rechts von der Frau. Boshaft funkelte sie die heruntergekommene Gestalt des Sprechenden an, beließ es dann jedoch bei einem bissigen Blick. Du bekommst auch noch was dir gebürt dachte sie, währrend der Kerl ihr die Tür öffnete.
Langsam betrat Sheila den niedrigen, dämmrigen Raum dahinter und blickte sich um. Seit ihrem letzten Besuch hatte sich kaum etwas verändert, noch immer sah es aus, als wäre sie in einem Rattenstall gelandet und auch der Geruch kam dem in gewissem Sinne schon bedenklich nahe. Auf dem Boden, an den Wänden, überall stapelte sich irgendwelcher Plunder und Krempel. Alles Dinge von größerem und kleineren Wert, die auf "besondere" Weise ihren Weg ihr hergefunden haben mussten.
"So beehrt ihr mich wieder mit eurem Besuch?" sprach Zoran von seinem Stuhl aus, auf dem das schmächtige Schlitzohr wie ein König thronte und sich sanft an seinen kleinen schwarzen Kinnbart zupfte.
"Was verschafft mir die unglaubliche Ehre eurer Anwesenheit?" säuselte er, in der für ihn üblichen Art, weiter.
"Ich brauche mehr Informationen!" antwortete sie knapp und beäugte angewiedert den selbstgefälligen Schurken, wie sich zu profilieren versuchte.
"Informationen? So, so. Worum geht es denn diesmal, wenn ich fragen darf?" Erwiderte er mit schräggelegtem Kopf, währrend er genüsslich eine Weintraube zerkaute, die von der üppig gefüllten Obstschüssel neben ihm stammte.
"Das weisst du genau!" warf Shei ihm entgegen. "Es geht mir um den Turm. Du musst noch mehr wissen. Du hast mir letztens nicht alles gesagt."
"Ich bitte Euch, ICH soll euch nicht alles erzählt haben? Das ist eine dreiste Behauptung, wisst ihr? Dabei war ich mit meinem Preis schon sooo..."
"Ich weiß nur eins," zischte Shei den Gauner an, während sie ihn packte und finster anfunkelte, "für den Preis, den ich dir gezahlt habe will ich auch alles erfahren, verstanden?"
"Oh ho ho!" rief Zoran aus, als er vor Schreck ein paar Schritte zurückwich und sich sichtlich erschrocken den Hals an der Stelle rieb, an welcher Shei ihn gegriffen hatte. Mit einem gekünstelten Lachen fügte er hinzu "Ihr seid aber wieder mal sehr temparamentvoll heute. Nun gut, ich nehme an ihr wollt wissen was es mit dem Leuchtfeuer und dieser ganzen Geschichte auf sich hat."
"Leuchtfeuer? So wie ich das sehe ist davon nicht wirklich noch etwas übrig."
"Ja, ja. Das ist es ja gerade." Antwortete er, nun wieder voll in seiner Rolle als "König" des Untergrundes und mit verschwörerischer Stimme. "Damals, es muss lange her sein, ertönte mitten in der Nacht ein wahnsinns Knall, und viele berichten davon, wie ein riesiger Fauerball die gesamte Turmspitze davonsprengte. Seit dem hat sich kaum je wieder ein Mensch dorthin gewagt und es heist der alte Leuchtturmwärter sei dabei draufgegangen. Es wird eine Menge gemunkelt über die Geschehnisse von damals, dunkle Geister und ....
"Ist ja gut, komm endlich zum Punkt!" warf Shei ungeduldig ein.
Pikiert und als hätte sie ihn zutiefst beleidigt schaute Zoran die Gaunerin an, nach einer kurzen Pause, in welcher er sich wohl eine weniger reißerische Formulierung für seine Worte erdachte, fuhr er fort.
"Einer meiner Männer" (er sprach die Worte mit einem gewissen Stolz und Gewichtung aus) "hat sich in den Turm begeben und das ganze damals auch aus geringer Entfernung beobachten können. Er kann dir eventuell mehr sagen, ich kann es nicht."
"Wie hatte ich es auch nur annehmen können." murmelte Shei augenrollend.
Zoran entging diese Äußerung jedoch, oder er überhörte sie geschickt. Jedenfalls ahnte er die nächste Frage wohl bereits und meinte sogleich "Er weilt jedoch zur Zeit in Nordmar, keine Ahnung wo genau. Er heist Daron .... oder irgendwie so."
Stirnrunzelnd hörte sie sich Zorans Infromationen an. Erstaunlich wie kleinlaut der sonst so "mächtige" Kerl doch auf einmal war.
"Reicht das jetzt?" schnarrte er unfreundlich, ganz ohne sein gesteltztes Getue.
"Ich denke." erwiderte Sheila mit einem breiten Grinsen, wandte sich um und lies einen deprimiertwirkenden Zoran zurück.
Geändert von Sheila (27.11.2008 um 18:36 Uhr)
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