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Abu Din lächelte. Der Mann, der ihm gegenüber saß, war auf seine Art und Weise verschlagen und gerissen. Außerdem schien er so einiges mehr im Kopf zu haben. Zumindest wurden seine Gedanken nicht nur von den drei Ws beherrscht: Wein, Weiber und wundervollen Goldmünzen. Doch er wusste schließlich nicht alles.
"Vielleicht habt ihr Recht, vielleicht auch nicht. Aber einer der Verräter muss auf jeden Fall sterben. Gerade in diesen Zeiten brauchen die Leute ein Zeichen, besonders die Händler. Sie fürchten ihren Reichtum zu verlieren und die Furcht macht einen Mann gefährlich. Wir können uns es nicht leisten, ihre Unterstützung zu verlieren, so wie sie es sich nicht leisten können, auf unseren Schutz zu verzichten. Es muss sein."
Der Alte verschränkte die Hände auf seinem Bauch, blickte etwas nachdenklich und schien zu überlegen. Seine Stirn war gefurcht, während sich sein Blick trübte, so als verweile er in alten Erinnerungen. Er mochte diese Aufgabe nicht, sie war ehrlos. Doch die Händler würden sich besser fühlen, besonders mit der Sache ihrer Karawanen.
"Was mit dem anderen geschehen soll..." Abu Din zuckte mit den Schultern. "schlagt etwas vor. Ich bin nicht so Stolz, Hilfe abzulehnen."
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"Black, es wird Zeit, dass wir uns aufmachen", beschloss Tenebricus und zog noch ein Mal seine Kleidung zu Recht, bevor er seinem Schüler tief in die Augen sah und ihm drei Wurfdolche in die Hand drückte. "Heute Abend muss alles klappen, alles was ich dir beigebracht habe, musst du nun können. Bist du sicher, dass du das nun machen möchtest? Ich komme auch gut ohne dich zu Recht!"
Der Gauner schüttelte kurz den Kopf, sagte aber nichts, deutete nur stumm auf den Ausgang. Tenebricus verstand und machte sich los, dicht gefolgt von seinem Schüler.
Lautlos wie der Wind tippelten die zwei dunklen Gestalten durch die Gassen, sie blieben bewusst allem Hellen fort und hielten sich in der Finsterniss, niemand sollte wissen, was heute Abend geschah.
"Da vorne ist es", sagte Bricus düster und blieb stehen, richtete sich wieder in seine normale Haltung ein und spürte den Wind in den Haaren," gehen wir los."
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In seinen Gedanken sah Candaal einen vermummten Mann, der sich neben den Spitzel auf die Bank setzte, ihn auf das Wetter ansprach und ihm dann alsbald dieser sich zu ihm umdrehte, die Klinge in den Hals rammte. Mit einem Ruck wurde die Klinge zurückgerissen und der Attentäter war verschwunden. Ruckartig riss der Assassinenanwärter den Kopf zurück und richtete den Blick wieder auf Abu Din. „Wir setzen die Frau unter Druck. Speisen sie mit wahren Informationen, filtern diese aber. So haben wir einerseits stets die Möglichkeit, eine falsche Information einzufädeln und andererseits können wir kontrollieren, was sie an Zuben weitergibt. Um sicherzugehen, dass sie nicht mehr erzählt, als wir ihr befehlen… Ich muss etwas ausholen: Auf der Suche nach der Frau habe ich mich mit mehreren Dirnen ‚unterhalten‘. Ihr müsst wissen, ich kenne dieses Geschäft nur zu gut und weiss, wie diese Frauen funktionieren. So wusste mir schliesslich auch eine zu berichten, dass die Hübsche Katharina ein Töchterchen hat, welches die meiste Zeit bei dem Mann verbringt, der sie einst geschwängert hatte. Eine weitere Tochter hatte sie nie gezeugt, denn an dieser einen liegt ihr mehr, als ihr recht ist. Sie wird das Leben ihres eigenen Blutes nicht gefährden wollen. Ihr versteht bestimmt, worauf ich hinauswill.“
Wieder sah er vor dem inneren Auge, wie eine vermummte Gestalt – dieses mal war es eindeutig er selbst - durch die Strassen huschte. Dieses Mal schlich sie sich auf leisen Sohlen durch ein Haus und schlüpfte durch eine halboffene Türe in ein Zimmer. Sie verharrte in den Schatten bis eine andere Gestalt das Zimmer verlassen hatte und trat dann auf die Frau mit den gekreuzten Schwertern auf dem Rücken zu. Die Frau dachte gar nicht daran ihre Scham zu bedecken, sondern hechtete gleich zu den Schwertern, doch da hörte er verschwommen seine eigene Stimme. „Das würde ich an deiner Stelle lieber lassen“ – „Du… der Kerl vom Markt!“ hörte er sie rufen, doch ihre Stimme war verzerrt, als würde sie in einen langen Tunnel hineinrufen. „Ich erzähle dir jetzt eine Geschichte von einem jungen Mädchen, welches bei ihrem Vater lebte. Ihre Mutter war eine Hure, eine Frau, welche für jeden Schwertkämpfer die Beine breit machte… Das Ende der Geschichte ist noch offen. Es liegt in deiner Hand, wie sie enden soll…“ Dann verschwand das Bild wieder und Candaal blickte auf ein Räuspern Abu Dins hin, seinem Gegenüber wieder direkt in die Augen.
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Bricus fragte tatsächlich ob Joe bereit war. Bei Beliar und wie er es war.
Eine Woche lang hatte Black nichts anderes getan als die Übungen seines Meisters zu trainieren, seit tagen also wartete er auf diesen einen Tag, der bestimmen sollte ob er das Handwerk nun beherrschte oder nicht.
Die Nacht war kühl und der Himmel bewölkt, ideal für Aktivitäten wie sie die beiden zu tun pflegten.
Black folgte seinem Meister, und blieb ihm dabei dicht an den Fersen, die Schatten waren ihre Freunde und die schwarze Kleidung die sie trugen erledigte den Rest. Keiner der wenigen Leute die um diese trostlose Zeit durch die Gassen wanderten bemerkten die zwei Diebe.
Als sein Meister inne hielt und auf das grosse Haus vor ihnen zeigte wusste Black dass es nun kein zurück mehr gab. Heute Nacht würde er ein weiteres Kapitel in seinem leben schreiben.....
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"Du gehst vorne, ich gehe hinten, und wir treffen uns vor dem Kamin", erklärte Tenebricus leise über die Karte gebeugt, die vom Wind zerknickt auf einer Bank lagerte. "Du hast deine Kopie bei dir, und ich meine, wir werden beide lautlos reingehen, die vordere Tür kannst du nicht öffnen mit einem Dietrich, das ist zu schwer für dich, also musst du dafür sorgen, dass der Bewohner dich trotzdem reinlässt, während dessen kann ich nach schauen, was ich alles finde."
Mit einem kurzen Nicken verschwand Bricus und eilte zu der Hintertür, die eigentlich für die Pagen und Dienstmädchen gedacht waren, um Speißen rein und rauszuholen, oder sonst etwas zu erledigen.
In einigen Fenstern des Hauses brannte noch dumpfes Licht, das sich wunderbar in das Ebenbild der abendlichen Atmosphäre eingliederte.
Bricus war genau darauf bedacht, nicht gesehen zu werden, und das gelang ihm, als er im Schatten des großen Hauses, dicht an die Wand gedrängt zum Ausgang schlich.
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„ Verdammt, war ja klar das er wieder den leichten Weg wählt“
murmelte Joe verärgert als er sich daran machte an der grossen Eichenholztüre zu klopfen.
Er musste nicht lange warten, da wurde sie von einem älteren Diener geöffnet.
Der alte Mann musterte Joe misstrauisch,da er seine Arbeit aber sehr ernst nahm, fragte er höfflich:
„Ja mein Herr, wie kann ich ihnen helfen?“
Joe setzte ein sehr verärgertes Gesicht auf und begann wild mit den Händen zu gestikulieren:
„Wo ist er? Warum ist er nicht gekommen? Bei Beliar, will er dass Zuben seinen Kopf rollen lässt?“
Bei der Erwähnung des Namens des Herrn der Wüste, schrak der alte Mann sichtlich zusammen, seine Augen weiteten sich als er ängstlich fragte:
„Zuben!?! Was möchte Zuben von Meister Icaneus ?“
Joe bemühte sich nicht zu lachen, da ihm dieser alte Sack ein zu einfaches Spiel bot.
Er riss sich noch einmal fest zusammen und verzog sein Gesicht so, dass es aussah als ob er gleich vor Wut platzen würde.
„Seit Tagen reite ich nun durch die Wüste im Icaneus zu finden, und nun soll ich einem alten Sack, der sich Diener nennt diese wichtigen Informationen weitergeben? Pah! Es werden wohl weit mehr Köpfe rollen sobald die Assassinen eintreffen. Los wie viele Bedienstete sind noch im Haus?“
Der Alte war nun kreidebleich, er konnte sich nicht ausmalen in welchen Schwierigkeiten sein Meister steckte und er verfluchte innerlich den heissen Sommertag vor vier Monaten als er den Vertrag für die Anstellung unterschrieben hatte.
Zitternd tastete er sich am Hals entlang.
„ Ee.......es...i..i..i.i..ist niemand da.a.a.a auuu....“
Joe Ohrfeigte den Mann und presste ihn auf brausend durch die Tür, beiläufig liess er diese Zufallen und drückte den Diener mit beiden Händen an die Wand, dann flüsterte er ihm leise ins Ohr:
„Ich sage es dir nur einmal, ich bin hier um die lage abzuschätzen, das Killerkommando Zubens trifft in wenigen Augenblicken ein um alle in diesem Haus zu töten. Sagt mir wie viele hier sind und ich lasse euch gehen, dann könnt ihr in die Wüste fliehen, geht nach Faring oder wohin ihr wollt, aber kehrt nie wieder zurück, den Zuben...vergisst nie!“
Der Mann nickte während ihm der kalte Angstschweiss im Gesicht herunterlief. Dann antwortete er:
„Ich bin der letzte Bedienstete,alle anderen gehen viel Früher, aber mir vertraut er, darum warte ich jeden Abend bis er und seine Frau zu Bett gehen, anschliessend lösche ich alle Lichter und gehe ebenfalls nach Hause. Um eure Frage zu beantworten, die ihr mir sicherlich gleich stellen wollt, ja sie schlafen bereits...“
Joe nickte, er tastete den Mann kurz ab und liess ihn dann verschwinden. Der Gauner wusste dass die Angst den alten Mann so fest im griff hatte, dass er nicht einmal auf die Idee kommen würde and er Geschichte zu zweifeln. Und selbst wenn er in ein paar Stunden Klarheit bekommen würde, Joe und bricus hatten nicht vor dann noch hier zu sein. Ausserdem wusste der Diener nicht mit wem er sprach geschweige den wie Joe aussah, da dieser sein Gesicht hinter schwarzen Tüchern verbarg.
Joe machte sich auf den Weg zum Kamin wo bricus bereits auf ihn wartete. Triumpfierend hob ihm Black den Schlüsselbund hin den er dem Diener beim „ Abtasten“ geklaut hatte. In diesem Haus würde ihnen keine Türe oder Truhe verschlossen bleiben.....
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"Ahh, super, du hast den Schlüssel für die Haustür", bemerkte Bricus lasch und durchsuchte noch ein Mal seinen Beutel, der mit jedem Meter voller wurde.
"Die Dinger, die ich hier habe, sind mindestens 200 Gold wert, und oben wirds wohl erst richtig teuer, komm, beeil dich. Wie viele Leute sind hier noch in diesem Haus?"
"Nur das Paar, dem dieses Haus gehört", antwortete Joe knapp.
Emotionslos nickte der Maler und schlich die Treppe hinauf. Oben angekommen, sah er sich um, und winkte dann den Lehrling zu sich, der, so gut es ihm möglich war, nach oben kam und sich umsah.
"Also Black, nicht vergessen, Almir hat mir den Auftrag gegeben, ein goldenes Ei zu stehlen, dass sich hier irgendwo in einer Truhe befinden soll. Das Schloss sollte doppelt sein, ich weiß nicht genau was er meinte, aber irgendwas in der Richtung. Komm, im hinteren Zimmer soll die Truhe sein. Wenn wir leise sind, bemerkt uns niemand."
Angestrengt schlich der Schönling über die Dielen, das einzige was er jetzt noch hören konnte, war das Klopfen seines Herzens und sein unterdrückter Atem. "Psst", machte er plötzlich und blieb vor der Tür stehen," da drinn ist jemand!"
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Langsam schritt Sheila die schmale, steile Wendeltreppe ihres Turmes empor und jeder ihrer Schritte wurde von einem lauten Klong! begleitet, wenn der Stuhl, den sie an einem Arm hinter sich her zerrte, wieder gegen den massiven Stein stieß.
Hin und wieder entfleuchte ihren Lippen ein leiser Fluch, das Treppensteigen mit den Armen voller Krempel gestaltete sich etwas schwieriger als erwartet und der Anblick von Muck, der flink und geschmeidig, ohne jegliche Anstrengung vor ihr herlief brachte sie beinahe zur Raserei.
Doch endlich, nachdem sie schon nahe dran war, den kleinen Affen für seine Keckheit büßen zu lassen. Tauchte schließlich die große Deckenluke auf und bereitete der Schlepperei das ersehnte Ende.
Geschafft trat Sheila hinaus in die kühle Abendluft und atmete tief durch. Träumerisch ließ die Kriegerin ihren Blick über den Himmel schweifen, der lediglich von einigen vereinzelten Wolkenfetzen bedeckt war und ansonsten einen freien Blick auf abermillionen von Sternen bot. Für einen kurzen Moment stand sie einfach nur da und genoss den Augenblick, doch dann besann sie sich des eigentlichen Grund ihres Kommens und wandte sich wieder dem Turm zu.
Die Plattform, auf der sie sich nun befand, hatte wohl einmals das große Leuchfeuer beherbergt und war von einer Mauer mit einigen großen, fensterartigen Aussparungen bestückt gewesen.
Inzwischen war davon nichts mehr übrig, nur an einigen stellen fanden sich Mauerreste und als die junge Frau deren Festigkeit mit einem herzhaften Tritt überprüfen wollte verabschiedete sich plötzlich ein ziemlich großer Stein und trat seinen Weg gen Erde an.
Sheila entfuhr ein belustigtes Klucksen, als das Geschoss mit einem dumpfen Ton, knapp vor der Eingangstür des Turmes landete.
Wenn da einer dieser Bastarde gestanden hätte... dachte sie und konnte sich ein grimmes Grinsen nicht verkneifen. Der Gedanke war einfach zu schön.
Schwungvoll platzierte Shei Schaukelstuhl und Laterne an einem geeigneten Platz, nahm den dünnen Leinensack zur Hand und setzte sich.
Bereits kurz nach Mittag hatte Thamir, der ihr immer noch nicht erzählen wollte, warum es ihn hierher verschlagen hatte und er in solch einer erbärmlichen Verfassung war, endlich seinen ersten Fund gemacht und ihr stolz diesen Beutel überreicht.
Neugierig hielt sie nun dessen Inhalt - ein dünnes Buch - in den Händen und betrachtete ihn eingehend.
Der Einband war gewissenhaft aus dünnem Leder gefertigt und von feinem Staub und zahlreichen Flecken bedeckt, die einen etwas schäbigen Eindruck erweckten, der jedoch aufgrund des vermutlichen Alters und den Lagerbedingungen des guten Stückes nicht weiter verwunderlich waren.
Als sie das Buch aufschlug ertönte ein leises Knistern und ein kleiner Strahl aus Sandkörner rieselte aus dem Buchrücken hervor und landete geradewegs auf Mucks Kopf, welcher alles andere als einen erfreuten Eindruck machte.
Shei kicherte leise wand sich dann aber wieder ihrer Lektüre zu.
Es musste sich um eine Art Tage- und Finazbuch handeln, wie sie vermutete. Die dicken, vergilbten Seiten waren mit schwarzer Tinte beschrieben und hin und wieder tauchten Überschriften auf, die ein Datum oder andere Dinge beinhalteten.
Neugierig überflog Shei die Zeilen der ersten Seiten des Buches in der Hoffnung das zu finden, was sie nun schon so lange suchte. Doch schon bald stoppte sie und stellte enttäuscht fest, dass bis auf Zahlen und dem langweiligen Altag irgendeinen Idiotens wohl kaum etwas aus dem Haufen Papier herauszuholen war.
Schon holte sie zum Wurf aus, hielt dann jedoch jäh inne. Eine der Seiten war aufgeschlagen und die darauf geschriebene Überschrift, die aussah wie nachträglich eingefügt, fesselte augenblicklich ihre Aufmerksamkeit.
Sie lautete - "Der Wanderer"
Geändert von Sheila (13.11.2008 um 21:36 Uhr)
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Joe nickte finster und presste sich dann an seinem Meister vorbei. Sie hatten Zeitdruck und brauchten dieses Ei. Der Gauner schaute vorsichtig durch den Türspalt und erblickte einen Mann mittleren alters der mit dem Rücken zur Tür in seinem Nachthemd stand und etwas in seinen Händen beäugte.
Black fackelte nicht lange und zog einen der Wurfdolche hervor. Sein Atem setzte aus während seine Füsse leise über den Boden glitten. Die kurze Klinge hob sich in die Luft und sauste auf den Mann herunter. Ohne Mühe bohrte sie sich in dessen Hals. Der Schrei des Hausbesitzers erstickte in dem vielen Blut dass aus seinem Hals quoll. Er zuckte noch einmal, brach danach jedoch Leblos zusammen.
Nun mussten die beiden Diebe noch schneller handeln, da jeden Moment die Ehefrau auftauchen könnte. Joe machte sich daran das Schloss der Truhe zu knacken während Bricus die Leiche in einem Wandschrank verstaute und seine Position hinter der Türe einnahm um beim eventuellen Auftauchen der Frau die Situation zu bereinigen.
Der angehende Dieb brauchte nicht lange bis er das erste der beiden Schlösser geknackt hatte, jedoch brachen zwei der Dietriche beim versuch das zweite Schloss zu öffnen. Tene flüsterte ihm hektisch zu er müsse sich beeilen das er glaubte die Frau zu hören.
Black konzentrierte sich wie ein bekloppter, seine Finger wahren ruhig und feinfühlig während er den Dietrich sanft hin und her bewegte...
*Klack *
Die Truhe sprang auf, und sofort schob der Lehrmeister seinen Schüler auf die Seite und verstaute den Inhalt in seiner Tasche. Erneut flackerte Wut in dem Gauner auf und erneut dachte er daran seinen Meister einfach zu töten, doch dafür hatte er einfach schon zu viel mitgemacht, er musste diese verdammte Schande über sich ergehen lassen und mitspielen. Also nickte er demütig und wartete auf die nächste Anweisung, doch plötzlich ertönten Schritte. Die Ehefrau war auf dem Weg die Treppe rauf....
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Der alte Assassine nickte nachdenklich. Ja, so könnte es gehen, dachte er, während er die Gerissenheit und Kaltblütigkeit von bewunderte. Nicht jeder kam gleich auf eine solche Idee. Das machte einem Hoffnung. "Euer Vorschlag ist gut, Wun Aba. Machst so weiter und euch erwartet eine großartige Zukunft." Abu Din leerte sein Glas und stellte es sorgsam auf den Tisch. Dann griff er in seinen Goldbeutel und zog einige Münzen heraus, welche er sorgsam stapelte. Nachdem er mehrere Stapel aufgestellt hatte, schob er diese zu Wun herüber. "Für euren Dienst, das habt ihr euch redlich verdient."
Der Alte stand auf und verschränkte die Arme hinter dem Rücken, während er auf einen der Wandteppiche zuging und diesen scheinbar betrachtete. In Wirklichkeit jedoch dachte er nach. Wun hatte Talente, die gefördert werden mussten! Im Namen des Bundes mussten sie den Mann an sich binden, ohne ihm zuviel von der alten Gemeinschaft zu erzählen. Er war noch nicht bereit dazu, sich selbst Assassine des Bundes zu nennen. Aber er machte sich, eindeutig. "Was haltet ihr davon, wenn ich euch ein weiteres Mal beauftrage? Ihr scheint euch ja sehr gut auf diesem Gebiet auszukennen. Habt ihr Interesse?"
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Ob er Interesse an einem neuen Auftrag hatte, fragte der Statthalter. Natürlich hatte er Interesse! Irgendwie musste man sich in dieser Stadt ja einen Namen machen und wenn man seinen in der Liste von Abu Dins Günstlingen platzierte, dann war der Weg zur eigenen Liste sicher bereits vorgespurt. Aber es war nicht nur das Streben nach Anerkennung, welches den Assassinenanwärter die Frage mit „Natürlich habe ich Interesse“ beantworten liess. Ebenso war er auf der Suche nach einer Beschäftigung, die es ihm erlaubte, seine Talente in die Praxis umzusetzen und dabei noch von einer höheren Instanz gedeckt zu werden – oder sich diese zumindest nicht direkt zum Feind zu machen. Wahrscheinlich würde es wieder darauf hinauslaufen, dass dieses Gespräch nie stattgefunden hatte.
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Wieder einmal nickte Abu Din nur, von der Entschlossenheit Wuns nicht wirklich überrascht. "Dann soll es so sein. Ihr werdet euch um diese Angelegenheit kümmern. Verwirrt diese Frau, überzeugt sie und macht sie zu einem Werkzeug für uns. Es soll euer Schaden nicht sein."
Dann betrachtete der Alte das Gesicht Wuns, auf dem sich nichts anderes zu zeigen schien als diese kalte Entschlossenheit. Vielleicht wäre er auch bereit, etwas mehr zu tun. Abu Din musste es wissen. Wenn nicht, würde er irgendwann im falschen Moment versagen und das konnte und wollte sich der Bund nicht erlauben. Der alte Assassine war sich sicher, dass wun, wenn er Ausdauer, Stärke und Entschlossenheit bewies, irgendwann einmal in die Reihen des Bundes treten würde.
Verstohlen seufzte Abu Din. Der Emir war beschäftigt mit der Sache mit den Überfällen, was fast alle Ressourcen des Bundes beanspruchte. Von daher konnten sie kaum Männer für sowas erübrigen.
"Was mit dem anderen Verräter geschieht, ist dir ja bekannt. Ich möchte, dass du das erledigst. Wenn du jedoch nicht möchtest, dann werde ich es vergessen. So wie diese Unterhaltung nie stattgefunden hat, wird auch dieser Teil dann nie wieder zur Sprache gebracht werden. Ich gebe dir Zeit, dich zu entscheiden." Sagte der Alte und drehte sich um, ging ein paar Schritte und starrte dann aus dem Fenster.
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Candaal erhob sich langsam und folgte dann Abu Din in Richtung des Fenster. Wie es sich gebührte, schloss er jedoch nicht zu diesem auf, sondern hielt seitlich hinter dem Statthalter inne. Es waren nicht viele Schritte, während denen er Zeit hatte, sich seine Antwort zu überlegen, aber er brauchte auch nicht viele. Wenig erstaunt über sich selbst stellte er fest, dass dieser Auftrag eine magische Anziehung auf ihn auswirkte. Er musste wissen, wie es sich anfühlte zu töten ohne vom Opfer selbst bedroht zu werden. Sein Schwert hatte bereits ein Leben genommen, aber gezielt jemanden auszuschalten… das war dann schon ein anderes Kaliber.
Sein Blick wurde gläsern und das Fenster in Abu Dins Gemach verschwand vor seinen Augen. Dafür sah er sich in der Reflektion eines goldenen Kelches. Das musste eine Erinnerung aus dem Schatzberg sein, auf welchem er wieder zu Bewusstsein gekommen war. Irgendwie musste dieser Candaal auch zu dem ganzen Gold gekommen sein und es war sehr unwahrscheinlich, dass er die Waffen, welche er bei sich getragen hatte, nur zur Zierde durch die Wüste schleppte. Besonders zierlich waren sie ohnehin nicht gewesen… wohl auch einer der Gründe, warum er sie dort zurückgelassen hatte. Vielleicht würde er durch diesen Auftrag herausfinden, wer er wirklich war. Der Candaal im Goldkelch forderte ihn mit seinen funkelnden Augen geradezu dazu auf.
„Ich will es tun“ sprach Candaal schliesslich glasklar und wandte den Blick dann wieder Abu Din zu. „Ja, ich werde dafür sorgen, dass diese Quelle für ewig versiegt. Und die andere Quelle werde ich zu einem Zierbrunnen züchtigen. Ihr werdet von mir hören, falls mir beides gelingt.“
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Freundlich und mit einem wohlmeinenden Gesichtsausdruck legte Abu Din dem Mann die Hand auf die Schulter. "Ich bin stolz, dass ihr euch dafür entschieden habt. Ihr werdet sehen, dies ist der richtige Weg." Dann ging der Alte zu seinem Tisch und griff darunter. Ein kurzes Klicken war zu hören und Abu Din zog an der Tischplatte. Sie teilte sich in der Mitte und lies dort ein Loch entstehen, in welches er hinein griff. Ein schwerer Beutel mit Münzen war es, was der Assassine daraus zog sowie einen schmucklosen Dolch. Beides legte er beiseite, schob den Tisch wieder zusammen und lies es erneut klicken. Dann wandte er sich an Wun.
"Dies hier ist eure Belohnung." Dabei wies er auf den Goldbeutel. "Und dies hier ein Geschenk." Die Hand wies auf den Dolch. "Beides erscheint nicht viel, aber es ist angemessen für das, was ihr tun werdet."
Der Dolch hatte dabei eher eine symbolische Geste, sollte Wun zeigen, dass er den Segen des Alten hatte, diese Tat durchzuführen. In gewisser Weise war Abu Din sogar Stolz darauf, den Mann mit diesen Taten zu fördern.
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Tag 1
Heute nun sind wir aufgebrochen.
Mitten in der Nacht haben mein rätselhafter Begleiter und ich, so heimlich wie es sonst nur Diebe zu tun pflegen, Angolia verlassen und haben bereits einiges an Strecke hinter uns gebracht.
Noch immer weiss ich nicht ob ich das Richtige tue und es eine gute Entscheidung war ihn mit mir zu nehmen. Doch seit dem Tag, als diese Gestalt in meinem Laden auftauchte und ich mich ihm als Führer verweigerte, war nichts mehr wie früher gewesen. Die Geschäfte liefen schlechter, als sie es ohnehin schon taten und nach nunmehr zwei Wochen des Hoffens auf eine nenneswerte Besserung schloss ich am gestrigen Abend meinen Laden und lies mich auf den Handel mit dem Wanderer ein.
Niemand wusste woher er kam, niemand hatte ihn zuvor in der Stadt gesehen, geschweige denn dass er ihn kannnte. Genauso wie es mir auch immer noch geht war es aber wohl auch den anderen gegangen - man war überhaupt nicht wirklich erpicht darauf Näheres über ihn zu erfahren.
Diese schwarze, gebeugte und die meiste Zeit über stumme Gestalt gehört einfach nicht zu den Personen, in deren Nähe man sich wohlfühlt.
Aus irgendeinem Grund weiss er, dass ich mich in der nördlichen Wüste auskenne und er will dass ich ihn durch sie hindurch führe,wohin genau, das hat er noch nicht erwähnt.
Er spricht kaum ein Wort, weder mit mir noch mit anderen. Und wenn, dann sind es Befehle, welche er mit dieser derart unangenehmen Bestimmung und Unnachgiebigkeit ausspricht.
Leise höre ich seine rasselnde Stimme während er schläfft und wenn ich genau hinhöre ist auch stets ein Murmeln zu vernehmen, dess Laute jedoch keinen sich für mich ergeben.
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„Schluss mit diesem Theater!“ Bellte Mustafa und entriss Jarl die Kette der Sklavin. „Jarl, suche Sajem auf und lass dir erzählen, was er seit unserem letzten Besuch in Bakaresh alles rausgefunden hat. Einzig wertvolle Informationen können unseren Ruf bei Zuben jetzt noch wahren. Und du…“ der Anführer der Gruppe von Assassinen richtete seine Augen auf die Sklavin. „hast und schon lange genug aufgehalten.“ Alles andere als zimperlich riss er sie hinter sich her in Richtung des Marktes.
Der Händler war höchst erfreut über diesen Fang. „Habe schon lange kein junges Mädchen mehr bekommen…“ lechzte dieser während er mit seinen Händen das Gesicht der Sklavin abtatschte. Mustafa liess ihn kurz gewähren, stiess ihn dann jedoch zur Seite. „Das ist genug. Willst du sie kaufen oder nicht?“ – „Herr, ich kann euch nicht bezahlen, wenn ich über die Güte der Ware kein Bild habe“ protestierte der Sklavenhändler. „Sie hat raue Haut, ich kann euch bloss zweihundert Goldstücke geben“, meinte er schliesslich nach längerer Betrachtung aus der Ferne. Mustafa begann schallend zu lachen. „Raue Haut? Du bist wohl nicht bei Sinnen, alter Mann. Das Mädchen hat die zarteste Haut, die ich die letzten Jahre gespürt habe.“ Dass die kleine Bestie ziemlich ungestüm war, hatte Mustafa lieber verschwiegen. „Fünfhundert Goldstücke. Ich garantiere dir, dass du die fünfhundert Goldstücke nach der ersten Nacht nicht mehr missen wirst. Einbringen wird sie dir sowieso weitaus mehr.“ Mustafa liess den Blick über die übrigen Sklaven schweifen. „Sieht so aus, als wären junge Frauen rare Ware…“ – „Halsabschneider!“ fauchte der Händler. „Nein, Sklavenjäger“ entgegnete Mustafa kühl. Er wusste, dass er den Kerl in der Tasche hatte und warf ihm deshalb Tarajas Kette zu.
Grummelnd ging der Händler zur Truhe bei seinem Zelt, entnahm zwei prall gefüllte Goldbeutel und warf einen nach dem anderen Mustafa zu. Ohne der Gefangenen einen weiteren Blick zuzuwerfen, drehte Mustafa sich um und ging. Jarl sollte auch bereits fertig sein und so konnten sie diese Stadt endlich verlassen.
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Der Schmucklose Dolch des Statthalters steckte in Candaals Gürtel und drückte gegen dessen Magen, während dieser auf dem gegenüberliegenden Balkon kauernd den Spitzel Sajem beobachtete. Gerade wollte Candaal sich zurückziehen, um etwas zwischen die Zähne zu bekommen, als plötzlich ein ziemlich schwer bewaffneter Kerl sich neben Sajem auf die Bank setzte. Die beiden begannen zu reden und nach zwei, drei Sätzen erhoben sie sich und gingen ins Haus. Blitzschnell kletterte der Gauner vom Balkon runter und huschte über die Strasse. Er presste sich gegen die Lehmwand von Sajems Behausung und spähte durchs Fenster ins Innere. Die beiden Männer sassen im Dunkeln und schienen einen Disput über das Ausmass der Bezahlung zu haben. Candaal vermutete dies zumindest, zumal sie energisch einen Goldbeutel über den Tisch hin und her schoben. ‚So hör ich aber leider nichts‘ ging dem Ganoven durch den Kopf und so schlich er sich um das Haus herum und schlüpfte auf leisen Sohlen ins Innere der kleinen Hütte. In gebeugter Haltung schlich er hinter den Regalen durch, welche zwischen ihm und den beiden Männern bis an die Decke ragten. Die beiden waren so in ihren Disput vertieft, dass sie den Dieb niemals gehört hätten.
„Ich informiere nur Mustafa. Hol ihn her und ich will euch die Informationen geben“ – „Mustafa ist auf dem Sklavenmarkt und verkauft eine Kleine, die wir in der Wüste aufgelesen haben. Er hat mir aufgetragen, dich aufzusuchen!“ – „Nein, Jarl. Ich hab es dir schon zigmal erklärt. Wenn ich beginne, jedem dahergelaufenen Schwätzer eine Information zu geben, dann…“ – „Du nennst mich einen dahergelaufenen Schwätzer?“ schrie der bewaffnete Mann und hackte seine Axt in den Holztisch. „Ja“ entgegnete Sajem kühl. Er wusste wohl, dass der andere auf ihn angewiesen war. „Und das kostet noch etwas extra für die Reperatur des Tisches.“ Schnaubend erhob sich der bewaffnete Kerl und stob davon. „Ja… hol mir Mustafa“ flötete Sajem ihm hinterher. Ein süffisantes Grinsen zierte dabei sein Gesicht.
Das war Candaals Chance! Gleich würde der bewaffnete Kerl mit seinem Boss wiederkommen. Solch eine Gelegenheit würde sich kein zweites Mal bieten. Candaals Herz begann Sturm zu läuten, als er dies realisierte. Sajem erhob sich und starrte zum Fenster hinaus. Der Ganove schlich um die Regale herum und näherte sich dem Spitzel von hinten. Die Zeit schien nur noch halb so schnell abzulaufen. Je näher er Sajem kam, desto langsamer wurde sie und desto verschwommener wurde alles um Sajem herum, bis er schliesslich nur noch seinen Puls in den Ohren hämmern hörte. Wie eine Sprungfeder schoss der angehende Assassine vor und schlug sein Opfer mit dem Knauf des Dolches nieder. Er fing den Verräter auf und platzierte seinen Oberkörper über den Tisch. Mit einem Ruck entriss er die Messerscharfe Axt dem Tischblatt und mit einem zweiten Ruck versenkte er sie in Sajems Genick.
Einen Moment lang schaute er zu, wie das Blut aus der Wunde quoll, doch dann wandte er sich schnell von seinem Opfer ab und eilte zur Tür hinaus. Es dauerte nicht lange, bis Jarl mit seinem Boss Mustafa wieder kam. Die beiden betraten das Haus und beinahe zeitgleich hörte er einen jähen Ausruf: „Du Idiot! Musstest du ihn gleich töten?“ Die Stimme musste von Jarls Boss stammen, denn Jarls Schreien klang anders. „Das war ich nicht!“ hörte er Jarl sich rechtfertigen und im gleichen Moment wiederholte Candaal laut schreiend: „Töten? Töten?! Jemand wurde getötet! Mord!!!“ Wieder dauerte es nicht lange, bis die beiden Kerle aus der Hütte raus waren, doch der Ganove war bereits verschwunden. Amüsant war es aber dennoch, die beiden Männer Zubens zu beobachten. Wie gejagte Hasen im Fuchsbau schossen sie durch die Gassen in Richtung der Ställe.
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Sheila blätterte behutsam weiter. Nach Tag 1 folgte gleich Tag 3, dazwischen befand sich weder eine Seite, noch ein weiterer Eintrag. Vermutlich schrieb der Autor nicht regelmäßig, denn es ließ sich auch nichts erkenne, dass darauf schließen ließ, es wären Seiten herausgerissen worden.
Erwartungsvoll vertiefte sie sich wieder in die alten Zeilen und laß.
Tag 3
Wir haben endlich die kahle Steppe verlassen und befinden uns nun schon im Nuang-Gebirge, das wir am Mittag erreichten. Der erste große Anstieg liegt bereits hinter uns, doch es werden noch weitere folgen und wenn das Wetter weiterhin so gut bleibt, dann wird die Überquerung hoffentlich recht schnell überstanden sein. Ich will es auf jeden Fall vermeiden in einen Wettersturz zu geraten, denn ich glaube nicht, dass wir ihn heil überstehen würden.
Ich habe es inzwischen aufgegeben, meinen Begleiter in ein Gespräch einzubinden und so vielleicht doch etwas mehr über ihn zu erfahren. Ehrlich gesagt waren meine Versuche allerdings auch nicht von allzu großem Ergeiz getrieben und ich bin mir gar nicht sicher, ob ich wirklich wissen möchte was dieser Kerl so treibt.
Eine gewisse Unheimlichkeit geht von ihm aus und das liegt nicht nur an seinem schwarzen, verhüllenden Mantel den er trägt und der hartnäckigen Schweigsamkeit mit der er mich während unserer Reise "unterhält". Es ist noch etwas Anderes und ich kann mir einfach nicht erklären was. Möglicherweise liegt es daran, dass mir, und auch sonst keinem in der Stadt, etwas über ihn bekannt ist. Aber wer weiss, vielleicht ändert sich das noch. Nicht jeder gibt gleich bei der ersten Begegnung gern etwas über sich preis.
Noch nie bin ich auf diese Art und Weise unterwegs gewesen.
Wir meiden während unserer Reise jegliche Ortschaften, egal wie groß, ob Stadt oder Dorf. Wir rasten nur sehr selten und wenn, dann nur kurz und ohne ein Feuer zu entfachen.
Nicht einmal auf meinen Hinweis, noch vor der Überquerung der Berge Proviant zu besorgen und eventuell noch einige Begleiter anzuheuern ist der Kerl eingegangen.
Ich hatte mich schließlich durchgerungen und ihn darauf angesprochen. Doch er stand einfach nur da und schaute mich an. Diese schwarze, leere Kapuze.
Dann geht er weiter, als wäre nichts gewesen.
Hoffen wir, dass das Wetter hält.
Geändert von Sheila (15.11.2008 um 19:40 Uhr)
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Wieder folgte ein Sprung, diesesmal jedoch um ganze zwei Tage und auch diesmal schien er mit Absicht gemacht worden zu sein.
Die Schrift war hier ungewöhnlich krakelig und unsauber, wie als stamme sie von einem ungeübten Schreiber oder einem Kind, das soeben die ersten Buchstaben lernt.
Doch eine Erklärung für diese Veränderung lies sich bereits in den ersten Zeilen erahnen, ebenso wie jener für die längere Schreibpause.
Tag 6
Das Wetter ist schlecht. Nein - es ist furchtbar. Wir haben Sturm, schon seit Vorgestern bläßt der eisige Nordwind uns unablässig nassen Schnee entgegen und erschwert unsere Reise und vernichtet meine Hoffnung auf eine schnelle Überquerung.
Wir kommen nur langsam voran und müssen oft halten um neue Kraft zu schöpfen. Es ist nicht nur der Wind gegen den wir ankämpfen müssen, der Schnee erschwert das Gehen und außerdem versperrt er einem teilweise für Stunden die Sicht.
Hin und wieder fällt es mir schwer den Weg zu finden, den ich eigentlich blind gehen könnte.
Meinen Begleiter scheint der Sturm und Schnee nicht viel anzuhaben, zumindest äußerlich. Er hat innerhalb der letzten Tage nicht ein einziges Wort gesprochen, nicht ein einziges, bei Gott. Wie kann ein Mensch nur so verschlossen sein?
Der Wanderer wirkt als vertraue er meinen Fähigkeiten als Führer zu haben. Er ist geduldig, er drängt mich nicht, wenn ich den Weg erst umständlich suchen und erst ausgkundschaften muss. Ich könnte froh darüber sein, aber wenn er nicht bald wenigstens ein paar Worte spricht, werde ich wohl noch anfangen Selbstgespräche zu führen.
Sollte sich das Wetter nicht schleunigst bessern, werde ich aber ohnehin nie wieder ein Wort sprechen können. Das wenige verbliebene Proviant reicht nicht aus um uns noch lange zu ernähren, auch wenn er schon kaum etwas isst. Wir müssen endlich über den Pass, sonst werden wir beide in den Bergen verenden.
Mir ist elend zumute und vor allem erbärmlich kalt. Meine Hände fühlen sich, ebenso wie meine Füße, die ich schon mit zusätzlichen Lappen umwickelt habe, ganz steif an, als wären sie bereits erfroren. Es ist fast unmöglich sie zu bewegen und verursacht höllische Schmerzen. Das Schreiben fällt mir schwer, dennoch kann ich nicht davon lassen.
Wenigstens haben wir für diese Nacht eine Höhle, wenn auch kein Holz für ein wärmendes Feuer, für das ich im Moment alles tun würde.
Geändert von Sheila (15.11.2008 um 23:32 Uhr)
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Tag 8
Es ist geschafft - gegen Mittag des heutigen Tages haben wir endlich den Pass überquert und das Nuang - Gebirge hinter uns gelassen. Mit ihm haben wir Eis, Wind und Schnee überwunden und befinden uns nun endlich in den angenehm seichten und warmen Ausläufern die uns unserem Ziel immer näher bringen werden. Unfassbar, dass wir einfach so mit dem Leben davon gekommen sind. Ich glaube langsam werde ich wirklich zu alt für solche eine Art Abenteuer.
Nach meinen Berechnungen können wir bei zügigem Schritt bereits Übermorgen unsere Füße in den ersten warmen Wüstensand setzen. In gewisser Weise freue ich mich sogar auf das Wiedersehen mit ihr. Ich war einfach zu lang nicht mehr dort, für all das was ich an diesem Ort erlebt habe.
Der Wanderergibt keine Regung, kein Zeichen der Freude von sich. Es kommt mir so vor, als wäre es ihm völlig egal, als wäre es ihm alles gleichgültig. Dabei hätte wirklich nicht viel gefehlt und wir wären nie wieder aus dieser Eisfestung entkommen.
Er wird mir immer unheimlicher, von Tag zu Tag ein Stückchen mehr. Er hat auch vorher kaum gesprochen, aber dass er es nicht einmal jetzt tut. Nach so einem Erlebniss und solchen Strapazen. ich kann mich nichteinmal daran erinnern ihn laut Atmen gehört zu haben, obwohl selbst ich vor Erschöpfung geschnauft habe.
Ich werde meine Aufgabe so schnell wie möglich hinter mich bringen und dann verschwinden, keine Minute länger werde ich mit diesem Kauz zubringen. Es ist mir einfach unbegreiflich was oder wer das ist, das ich hier über das Gebirge geführt habe.
Sheila runzelte die Stirn, als ihre Augen diesen letzten Satz entdeckten.
Je mehr sie von diesen Aufzeichnungen las, desto sicherer wurde sie sich darüber, dass sie sich auf der richtigen Spur befand.
Bei Beliar dachte sie, während ihre Hand streichelnd über Mucks kleinen Kopf fuhr. Dieser Schreiberling bringt mich am Ende noch tatsächlich ans Ziel.
Geändert von Sheila (15.11.2008 um 23:49 Uhr)
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