-
"Hoffentlich kann der gute Mann auch lesen...", hektisch kritzelte Feen mit dicker, schwarzer Tinte eine Bestellung auf eines der Pergmente und rollte dieses anschließend zusammen. Gerade als sie das Haus verlassen wollte, platzte Gwydion herein. Ein wenig hektisch für seine Begriffe, obwohl... war Feen das nicht auch gerade? Natürlich musste er sofort wissen, wohin die junge Seherin wollte. Feen konnte sich ein Grinsen bei dieser Bemerkung nicht verdrücken. Seherin... sie konnte es noch immer nicht glauben.
"Ich hänge dem Waffenschmied Ryu einen Zettel an die Tür. Ich brauch doch einen eigenen Stab, Ornlu hat mir den Trainingsstab ja nicht geschenkt. Und keine Sorge, ich kaufe es von meinen Ersparnissen."
Gwy ließ sie aber nicht gehen, stattdessen legte er einen Arm um ihre Taille und lachte. Natürlich würde er ihr das Geld auch geben, doch erwähnte er gleich darauf, dass er sich abreisebereit machen würde. Es ging um einen kurzen Trip nach Vengard, keine große Sache, vielleicht würde er mit ein paar Goldstücken mehr zurückkommen, als mit welchen er abreiste...
"Wo du schon dabei bist, vielleicht findest du ja einen guten Händler für Seife und Duftstoffe in Vengard. Wo sie dort ja ihren Gestank mit dem Zeug überdecken müssen."
Gwy musste grinsen: "Für euch nur das Beste."
Sie ging noch einmal an den Tisch und schrieb ihm die Adresse vom Herrn Walther auf, einen Brief an ihn würde sie später schreiben, damit ihr Geliebter dort übernachten könnte.
"Ist ein rotes Gebäude aus Ziegelsteinen, ganz in der Nähe des Marktplatzes, du kannst es nicht verfehlen."
Sie wollte gerade hinaus, da stoppte er sie ein letztes Mal.
"Feen! Sag, wenn wir uns eine Weile nicht sehen, wie wäre es dann heut abend mit etwas gemütlichem... mit etwas Romantik?"
Sie ging den Schritt zurück und gab ihm einen Kuss auf die Lippen.
"Dann bereite du vor, ich bin in einer Viertelstunde wieder da." Mit einem sanften Klicken schloss die Tür hinter ihr.
Gut, dass schon Nacht war, jeder Mensch würde sich wundern, warum sie die ganze Zeit grinsen musste...
-
Fröhlich machte sich Gwydion daran Abendessen für sich und Feen vorzubereiten. Morgen würde er nach Vengard aufbrechen und sie für einige Tage nicht mehr sehen. Ein gewisser Sir Patrick war auf ihn zugekommen und ihn eingeladen in drei Tagen in Vengard zu spielen, Gwydion musste sich also sputen, wenn er rechtzeitig dort ankommen wollte, zumal er sich noch „anständige“ Kleidung dort zulegen musste und morgen in der Früh aufbrechen, wenn Feen vielleicht noch schlief. Deswegen wollte er sich ordentlich von ihr verabschieden nicht wie das letzte Mal.
Leise summend deckte er den Tisch und servierte das Essen, entkorkte eine Flasche Met und füllte die Becher. Gerade hatte er ein paar Kerzen angezündet, rote Kerzen, für die romantische Atmosphäre, da kam Feen zurück und setzte sich zu ihm an den Tisch. Sie unterhielten sich leise und Gwydion erzählte Feen, dass er sich in Vengard zuerst neu einkleiden müsse, bevor er auf dem Bankett spielen durfte.
„Vielleicht erkennst du mich gar nicht wieder, wenn ich zurück komme…“, meinte er schmunzelnd.
„Na da bin ich aber gespannt…“, erwiderte Feen leicht kichernd.
Es war ein gemütlicher Abend und während Feen einen kurzen Brief aufsetzte, den Gwydion nach Vengard mitnehmen konnte, wusch der as Geschirr ab und packte die Sachen, die er brauchte. Die Harfe in ihre lederne Tragetasche, ein wenig Proviant, seine Schreibutensilien. Als alles gepackt war, schnappte sich Gwydion die Flasche Met und die Becher, ging hinüber zu Feen, blickte ihr über die Schulter und beugte sich halb über sie, sein Gesicht ganz nah an ihrem.
„Bist du fertig?“, fragte er sanft und küsste Feens Hals.
„Ja, bin ich…“, meinte die junge Frau,
„Dann komm.“, Gwydion zwinkerte und ging voraus nach oben ins Schlafzimmer.
Dort kuschelten sich die beiden auf dem Bett aneinander, vernichteten gemeinsam die Reste des Mets in der Flasche und machten sich noch einen schönen Abend.
-
Seit der gestrigen Ratssitzung der Druiden plagte Ornlu eine Frage. Was meinte Dorien mit seiner Aussage „...Hört nicht auf ihm, er hat das Blut des Wolfes in sich! Er bringt Tod und Verderb!“? Die Gesichtsausdrücke der älteren Druiden veränderten sich prompt. Von einer gewissen Gelassenheit zu besorgten Blicken die Ornlu fixierten.
Es gab etwas, dass sie wussten – Ornlu aber nicht. Es gab etwas, was mit ihm zu tun. Es gab etwas, was er nun erfahren wollte und er würde es, das stand ihm zu! Wer es ihm sagen würde, war ihm egal. Notfalls würde er seinen Onkel Lupin in den Bergen suchen, er hatte immerhin dem Jäger viel über seine Herkunft erzählen können. Doch zunächst wollte er einen der Druiden zur Rede stellen, einen der älteren Druiden, denn sie kannten gewiss die Wahrheit, wenn nicht sogar mehr. Wobei zur Rede stellen? Nein, er würde höflich drum bitten. Nicht das Noreia wieder wie eine dumme Gans sich darüber aufregen würde. In den Kavernen dann erwies sich die Suche nach Garaia oder Durnir irgendwie schwerer als sonst. Wenn man sie nicht suchte, tauchten sie auf und suchte man sie, schienen sie sich zu verstecken – so seltsam es war und wohl kein schlechter Scherz der zwei. Eigentlich drei, doch Meister Faun war ja immer noch mit Freeze unterwegs – wer wusste schon wieso.
Vivin konnte Ornlu keine Antwort geben und zu Dorien wollte er nicht. Rhys und Widar waren unterwegs in den Wäldern, um einen verirrten Schattenläufer zurück in dessen Revier zu bringen und Ceres, Ceres wollte es ihm nicht sagen. So viel Ornlu versuchte sie mit essbaren zu bestechen, sie hielt dicht und schickte ihn erbost weg. Als ob ihr ein Hasenbraten nicht gemundet hätte, aber umso mehr wollte Ornlu es wissen, denn es schien wirklich etwas zu sein was unangenehm war. Ornlu malte sich viele Theorien aus, doch diese waren mehr absurd, als plausibel und wissenschaftlich belegt.
„Wonach suchst du, junger Seher?“, fragte urplötzlich eine weibliche Stimme, mit der Ornlu nicht so gern durch eine Goblinhöhle kriechen würde. Es war Noreia die vor ihrer Kammer stand und den Jäger musterte. Sie war für ihr Alter von geschätzten 40 ja sehr ansehnlich und hatte gewiss auch ihre guten Seiten, aber ihr ständiges nörgeln über Männer überwog nun mal.
„Nat..Natur zu ehren, ehrenwerte Noreia.“, grüßte der Seher, verbeugte sich leicht und zögerte kurz, als sich ihre Blicke trafen, ehe er ihre Frage beantwortete. Aussichtsloser könnte es ja nicht mehr werden, jemanden zu finden der ihm Antworten gibt.
„Ich suche Antworten. Antworten die mir die älteren Druiden geben könnten, denn ich habe Fragen. Fragen die gestern Abend nach Doriens Beschuldigungen in mir aufkamen.“
„Ich verstehe. Durnir und Garaia sind momentan woanders in den Kavernen. In Räumen die dir noch verwehrt sind. Wenn du aber willst kann ich dir helfen.“, sprach die Druidin und erstaunte Ornlu. Hilfe? Von ihr? Entweder war heute der Tag wo sie nicht ihre permanenten Tage hatte oder sie hatte Sumpfkraut geraucht. Aber wenn sie schon helfen konnte wieso nicht?
„Ich wäre euch sehr dankbar, Meisterin Noreia. Wie könnt ihr mir helfen?“, fragte der Jäger und versuchte freundlich wie noch nie ihr gegenüber zu wirken.
„Die Frage ist was du mir über dich erzählen kannst, damit auch ich mehr herausfinden kann.“, meinte die Braunhaarige, drehte sich und wies mit einer Handbewegung an, ihr zu folgen. Ornlu war skeptisch, aber was hatte er schon zu verlieren ausser weitere Minuten des sinnlosen Suchens, wenn Noreias Behauptung zu den alten Druiden stimmte. Die Druidin setzte sich mit Ornlu im Gemeinschaftsraum an einen Tisch und bediente sich an einen Krug Wasser. Sie goss sogar dem Seher ein, was er bei dieser Frauenrechtlerin niemals erwartet hatte. Ein „Danke, Noreia.“ war natürlich Pflicht. Danach holte Noreia nach ein paar Minuten ein sehr dickes Buch, aus einer Kammer die mit einen magischen Bann verschlossen war. Ornlu hatte schon öfters versucht dort einzutreten, um einfach mal zu schauen was dort war, aber vom magischen Schlösser knacken verstand er ganz und gar nichts und sah auch keinen Sinn für ihm darin. Sie legte es auf den Tisch und fixierte mit ihren kristallgrünen Augen, die doch so tierisch wirkenden von Ornlu.
„Nun Ornlu. Erzähl mir woher du stammst und was es mit deinen Tätowierungen auf sich hat? Ich war wohl zu jung, um zu verstehen als ich früher einmal diese sah. Aber vielmehr interessiert es mich woher du sie hast.“, fragte Noreia und lehnte ihre Ellebogen an den Tisch. Ornlu überlegte kurz, ob er ihr alles erzählen sollte, aber wer weiß – vielleicht war es ein erster Schritt in eine Richtung, wo er mit mehr Respekt von Noreia behandelt werden würde.
„Nun es ist so. Ich wuchs bei Wölfen in Monteras Wäldern auf, wohl die ersten drei oder vier Jahre meines Lebens. Natürlich hielt ich die Wölfin die mich aufzog für meine Mutter, aber dann kamen, so wie es mir der Jäger erzählte, einst Söldner oder Orks und schlachteten das Rudel in dem ich lebte ab. Letztlich wurde ich dann von einem Jäger gefunden und ein zweites mal aufgezogen. Ich lernte die menschliche Sprache, die Jagdkunst und auch mich nicht mehr von rohem Fleisch zu ernähren. Nun ja so lebte ich halt, bis eines Tages Rebellen kamen.“
Ornlu machte eine Pause um zu trinken. Wie es dazu kam, dass die Rebellen kamen verschwieg er ihr, er wollte nicht ausschweifen.
„Die töteten den Jäger, nur weil er ihnen nicht für Ukara oder Okara – jedenfalls irgend ein Ort nicht sein Gold und die Nahrungsvorräte geben wollte. Ich war damals 17 oder 18, ich weiß es nicht genau. Am nächsten Tag kamen Orks und versklavten mich. Ich durfte ganze zwei Jahre Schafe hüten und auf den Feldern arbeiten, bis wieder einmal Rebellen kamen und den Hof überfielen. Die Orksöldner wurden hingerichtet und die Sklaven befreit. Wieder sprachen die Rebellen groß von diesen Ort. Ich lies mich aber nicht täuschen. Ich wollte nicht wie sie werden und versteckte mich. Letztlich gab es mir dann eine Chance mich an jenen zu rächen, die eins meinen Ziehvater ermordeten. Danach zog ich auf eigene Faust ums Land und schlidderte von einer prekären Situation in die Nächste, bis ich in Silden ankam und Teil dieser Gemeinschaft wurde.“, erzählte Ornlu und befeuchtete wieder seine Kehle.
„Das war alles?“, fragte Noreia nach.
„Oh nein, nicht alles. Was hier und da passierte erspare ich euch mal, bis zu den Punkt wo mein Onkel Lupin auftauchte.“, meinte der Jäger, worauf Noreia aufblickte.
„Lupin der Eremit? Der irgendwo vor Nordmar lebt?“, stutzte die Druidin.
„Genau der. Ihr kennt ihm?“, fragte Ornlu.
„Ehhwpff...ich hab von ihm gehört. Sprich weiter.“, sagte Noreia leicht grübelnd.
„Nunja er erzählte mir dann die Wahrheit. Der Jäger war ein Onkel mütterlicherseits und hasste meinen Vater und die gesamte Sippe. Er wollte mich wohl vor meinen Schicksal bewahren und hielt wohl nichts von den Gebräuchen meiner Sippe. Das ich bei Wölfen ausgesetzt wurde, war vielmehr eine Art Ritual in meiner Sippe. Säuglinge die von der Natur nicht akzeptiert wurden, überlebten die Zeit bei den Wölfen nicht. Da ich vom Jäger mitgenommen wurde, nahm man an das ich umkam..... Nunja Lupin erzählte mit von Monoloke und Lykan, die meine Eltern waren. Sie war eine Druidin, er ein Sippenführer der den Geist des Wolfes in sich trug und da kommen wir zu meinen Tätowierungen. Die Sippe meiner Eltern verschrieb sich dem Schutz aller Tiere die vom Wolf abstammten. Egal ob Fuchs, Wolf, Warg oder Hunde. Er erzählte mir von einem Pakt mit den Wölfen der Nacht und dass alle Sippenangehörigen diese roten Zeichnungen wie ich sie habe im Gesicht eintätowiert bekamen.“
Ornlu machte wieder eine Pause, um Noreia Zeit zu geben das erzählte zu verarbeiten.
„So...ich erinnere mich oder mehr meine Vermutung wurde aufgefrischt und bestätigt sich. Sagte Lupin auch mehr zu deiner Sippe? Wie sie ausgelöscht wurde und was sie für eine Stellung in Silden hatten.“, fragte die Druidin und schien doch mehr zu wissen, als gedacht.
„Nun als die Orks über Nordmar kamen, waren sie es die Silden Zeit verschafften. In den Wäldern fielen sie alle, als sie über die Orks herfielen. Wie sie in Silden angesehen waren, weiß ich nicht. Lupin sagte etwas davon, dass er in Silden nicht gern gesehen wird und auch ich merke ab und an, wie mich ältere Bürger kalt anschauen als hätte ich was verbrochen. Wisst ihr da mehr?“, erfragte der Seher und hoffte auf Antwort. Noreia jedoch überlegte eine Weile und mied seinen Blick.
„In den Jahren wo du noch bei den Wölfen lebtest, war ich schon eine junge Frau und lebte in einen zweiten Waldläuferdorf zwischen Kap Dun und Montera. Ab und an reiste ich mit meinen Mann nach Silden, um bei den Druiden zu lernen. Mein Mann war der Gesandte des Waldvolkes, wie du es jetzt bist. Nun wir bekamen die Unruhen damals mit, aber lass mich dir aus dieser Chronik vorlesen.“
Kurz schlug die Druidin das Buch neben ihr auf und las dann Ornlu vor was dort stand.
Niederschrift vom 20. einen Monat vor Samhain:
Die Orks werden bald vor unseren Toren stehen und Adanos allein, weiß ob das Waldvolk ihnen trotzen mag. Nicht nur das sich ein Feind ausserhalb Sildens sammelt, nein auch innerhalb herrschen Unruhen. Dem Bauern Georg wurden seine Kühe von Wölfen in der Nacht gerissen. Der Hirte Kain berichtete von riesigen, schwarzen Wölfen mit roten Augen, die wahllos über seine stolze Herde herfielen. Am Ende blieben ihm nicht mal ein Dutzend und sein Leben. Die Familien am Rande Sildens beklagen vermisste Väter, Mütter und Kinder.
Niederschrift vom 23. einen Monat vor Samhain:
Waldläufer berichten von Rudeln denen sie nachstellten und davon wie sie wie Geister in den wäldern verschwanden ohne Spuren zu hinterlassen. Die Sippe des Lykan wird beschuldigt ihre Schutztiere aufzuhetzen, doch vor dem Rat des Waldes wies der Sippenführer jegliche Beschuldigungen zurück. Im geheimen wurde angesetzt, dass die Sippe und vor allem Lykan unter Beobachtung stehen sollen. Adanos stehe uns bei, wenn Silden sich auf einen Bürgerkrieg zubewegt.
Niederschrift vom 25. einen Monat vor Samhain:
Die angesetzten Beobachter wurden tot aufgefunden. Ihre Leiber zerrissen von Wolfsfängen und ihre Pulsadern aufgeschnitten – keine Spur jedoch vom Blut. In Silden gibt es Unruhen und jeder mit den roten Tätowierungen im Gesicht, wird vom aufgebrachten Mob beschuldigt am Unheil der letzten Tage schuld zu sein. Lykan, Sippenführer der Wolfssippe, weißt weiterhin die Beschuldigungen ab. Der Rat des Waldes muss jedoch handeln, ehe die Lage eskaliert.
Niederschrift vom 26. einen Monat vor Samhain:
Lykan trifft sich mit den Druidenältesten und nach Stunden wird der Rat des Waldes einberufen. Man erzählt nicht was man unter acht Augen besprach, doch wird die Sippe des Lykanthrop aus Silden verbannt bis Gewissheit über die Beschuldigungen herrschen. Im Rat kursieren die Vermutungen von Verrat, aber auch Flucht der Sippe des Lykan.
Noreia blätterte drei Seiten weiter, ohne den weiteren Verlauf, der Ornlu interessierte vorzutragen und zitierte ein letztes Textstück.
Niederschrift vom Tage des Orküberfalls:
Das Böse bricht über Silden herein. Die Orks kommen über Nordmar und seit dem Morgen hört man die Schreie des Todes aus den Wäldern. Die Sippen des Arkantos und des Oberon – und auch die des Lykan, liefern sich erbitterste Kämpfe entlang des Passes. Boten sprachen davon, dass Lykan und seine Sippe über die Orks herfielen wie Raubtiere und gemeinsam mit den anderen Sippen die erste Angriffswelle zum erliegen brachten. Meister Faun und der Rat beschließen das Dorf zu evakuiert. Man wird in den Wäldern, den nördlichen Wasserfällen und bei den Brüdern, die ihre Heimat zwischen Montera und Kap Dun haben, Zuflucht suchen. Möge Adanos die Leben der tapferen Krieger und Druiden schützen und sie heil zurück kommen lassen.
Noreia schloss das Buch, nahm einen Schluck aus ihren Becher und blickte Ornlu an. Der Seher fühlte sich bedrückt, etwas überrollt vom Neuen das er da hörte und Trauer überfiel ihm, als er sich zurück an Samhain erinnerte und die Geister seiner Ahnen sah. Hatten sie Silden geschadet?
„Was waren eure Erfahrungen, Noreia. Glaubt ihr das meine Sippe solch Dinge tat. Sildener zu töten und ihre Schutztiere auf Silden zu hetzen?“, fragte der Jäger den Tränen nahe. Er konnte es nicht glauben.
„Ornlu beruhige dich. Die Wahrheit werden nur die Druidenältesten wissen. Der Chronist schrieb auf was sich in Silden herumsprach. Nicht jedoch was dein Vater einst mit den Druidenältesten besprach. Und sollte es doch stimmen, dann hat deine Sippe ihren Ruf reingewaschen als sie sich den Orks am Pass stellte und für Silden starb. Wir wissen ja nicht einmal ob es sich bei der schlacht am Pass so abspielte - lediglich das viele vom Waldvolk umkamen. Die Wahrheit liegt nunmal immer im Auge des Betrachters. Ich denke jedoch auch, dass du Gewissheit bei Meister Faun suchen solltest. Ich vermute das Garaia und Durnir, dir weniger sagen werden da es da noch mehr gibt. Wieso darf ich dir nicht sagen.“, erklärte die Druidin und schlug das Buch zu.
„Wieso dürft ihr es mir nicht sagen, Noreia?“, fragte Ornlu der begann zu akzeptieren, was einst seine Sippe für Silden bedeutet.
„Es war eine Bitte Fauns, an uns Druiden seitdem du in Silden aufgetaucht bist. Er wird dir alles und ohne eine Lücke erzählen, wenn die Zeit reif ist. Das was ich dir soeben vortrug, beantwortet nicht wirklich Doriens Beschuldigung, aber es hat dir hoffentlich ein paar andere Antworten gegeben, junger Seher.“, meinte Noreia und hatte für Ornlu, den Schein der schnippischen, lästernden Hexe die sich Druidin nennt völlig verblassen lassen.
„Ihr habt wohl recht, Noreia. Habt Dank für eure Hilfe und verzeiht, wenn ich mich in letzter Zeit euch gegenüber unhöflich benahm. Ich irrte mich und hoff ihr verzeiht mein Verhalten. Sofern es euch nicht stört, würde ich nun gern meine Kammer aufsuchen. Ich muss über alles erst einmal eine Nacht oder mehr schlafen.“, dankte der Stabkampfmeister.
„Ich habe zu danken, Sohn des Lykan. Ihr wart mir immer ein Rätsel, doch nun weiß ich wer ihr seid und traue euch. Versprecht mir nur stets aufzupassen, denn manche Schicksale wie das eure ereignen sich nicht durch Zufall, sondern durch den Willen höherer Mächte. Ob diese guter oder böser Natur sind, wird die Zukunft zeigen. Gute Nacht, Ornlu.“, wünschte die Druidin mit den besonderen grünen Augen.
„Gute Nacht, Noreia und habt Dank für eure Hilfe und Worte.“, verabschiedete sich der Jäger und schritt in seine Kammer in den Kavernen.
Geändert von Ornlu (31.01.2008 um 02:26 Uhr)
-
Das Schlafzimmer wurde durch das erste trübe Licht des Morgens erhellt. Gwydion kuschelte sich nur umso fester an Feen unter der warmen Daunendecke. Aber die musste auch aufstehen und Melly melken, sonst würde die Kuh zickig. Seufzend öffnete der Seher die Augen und blickte seine Seherin an. Sie schlummerte noch, oder döste zumindest noch vor sich hin. Gwydion küsste ihre Wange, was Feen dazu brachte zu lächeln.
„Melly will gemolken werden…“, murmelte er ihr zu.
„Hmmm...“, kam ein zustimmendes, aber müdes Brummen und Feen blieb weiterhin erst einmal liegen.
Der Barde grinste, küsste ihre Stirn und ihre Lippen sanft, dann entwand er sich ihren Armen langsam, schlug die Decke ein Stück zurück, um aufzustehen. Die Kälte nahm sofort Beschlag von ihm und zitternd streckte sich der junge Mann mit einem lauten Gähnen, tabbte dann zur Waschschüssel und wusch sich das Gesicht mit dem Wasser, das sich noch kälter anfühlte, als es eh schon war. Noch immer leicht verschlagen schlüpfte er in seine Kleidung und setzte sich noch einmal auf die Bettkante.
„Ich gehe dann. Wir sehen uns in ein paar Tagen, ja?“, sprach er zu Feen, die sich im Bett aufsetzte, die Decke fest um sie gewickelt.
„Pass auf dich auf…“, meinte sie und küsste ihn zum Abschied noch einmal.
„Du auf dich auch.“, erwiderte Gwydion, stand vom Bett auf, warf ihr noch eine Kusshand zu und kletterte die Leiter nach unten.
Dort nahm er seine Tasche, in die Feen einen Sack für die Seife und Duftöle gesteckt hatte und die Tasche, in der die Harfe war. Rasch goss er sich ein Glas eiskalte Milch ein und stürzte es in einem Zug hinunter, was seinen Magen so früh am Morgen leicht rumoren ließ, nahm sich noch ein Stück Brot aus dem Schrank und verabschiedete sich auch von Melly, wobei er der Kuh auch gleich versicherte, dass Feen jeden Moment kommen und sie melken würde. Die Kuh muhte kurz, also wollte sie sagen „Wird auch Zeit!“, schnaubte Gwydion zum Abschied noch einmal kurz an und wartete dann auf die junge Frau. Der Barde verließ das Haus.
Draußen war es auch nicht viel wärmer als im Haus. Der junge Mann knöpfte seine Jacke zu und sah sich noch einmal um. Silden wurde wach, die ersten Menschen schlenderten zum Marktplatz und zwischen den Häusern umher. Die kühle Morgenluft war frisch und rein, als Gwydion sie tief einatmete. Er wandte seine Schritte in Richtung Osten und legte dabei ein flottes Tempo an den Tag, um rechtzeitig in Vengard anzukommen.
-
Es war schon dunkel und Bengar Rudolfson saß in seiner kleinen, bei der hiesigen Wettersituation jedoch warmen und daher gemütlichen Hütte. Wie jeden Tag, seit er nach Silden zurückgekehrt war, hatte er an der heiligen Eiche gebetet und eine Trainingseinheit mit Schwert und Speer hingelegt. Allmählich gelang es ihm, einfach Schläge und Stöße mit der Stangenwaffe hinzubekommen, ohne einen Knoten in seine Arme und Beine zu machen und daher konnte er ab dem nächsten Übungskomplex langsam dazu übergehen, jene Angriffstechniken zu Schlagfolgen hintereinander zu reihen. Doch nun hatte er erst mal anderes zu tun, seine Rüstung sollte ja auch irgendwann man fertig werden. Jenen Teil aus einer doppelten Schicht Snapperleder, wovon die äußere braun gefärbt worden war, die später einmal seinen Brustbereich schützen sollte, war fertig geformt. Wie eine zweite Haut schmiegte jener Rüstungsteil sich an den Körper des Waldläufers, der auch sichtlich zufrieden mit jenem war, was er bisher geschafft hatte.
>>Ich muss schon sagen, eine solches Lederrüstungsteil wäre selbst Adanos würdig. Ein großartiges Stück Rüstungsbaukunst. *riech, riech, riiieeech* Hmm, kommt es mir nur so vor, oder stinkt es hier wirklich nach Eigenlob? Pfff, egal, machen wir weiter im Programm<<,
sagte der Sildener zu niemand bestimmten und brachte den Brustschutz erst mal in Sicherheit. Danach holte er erst mal wieder das Schnittmuster hervor, dass er zu Beginn des Rüstungsbaus angefertigt hatte.
>>Hmm, wie ich das sehe, sollte ich hier doch noch ein wenig Leder hinzugeben und vielleicht noch hier eine weitere Naht hinzufügen... Ach, was soll das, legen wir los, oder besser gesagt, ich sollte loslegen<<,
überlegte sich der Speermeister, dann machte er sich auch schon bei Kaminlicht und Kerzenschein an die Arbeit.
-
Endlich wieder in Silden. Dachte Miracoli. Ebend gerade ging er über die Brücke die in Richtung Geldern lag. Auf der Andern Seite stand die alte Mühle. Der Wind pfiff über das Dorf. Es war schweine Kalt und auf den Dächern so wie auf dem Boden lag eine ziemlich dicke Schnee schicht. Jetzt konnte sich der Hüne glücklich schätzen ausgepolsterte Schuhe zuhaben. Auf den Weg zur Tarverne kam er an den Kavernen vorbei. Dort saßen die Hochrangigen Druiden. Ob Paolo da auch schon ein und aus ging? Naja, wie dem auch sei, dachte der Freigeist. Immer weiter ging es Langsam durch Silden. Viel hatte sich nicht verändert. Zwar liefen jetzt schon wieder ein paar Frauen und Kinder durch die Straßen weil sie sich warscheinlich auf den Frühling vorbereiteten aber sonst war nicht viel zusehen. Dieses Dorf war im Winter genau so Still wie die Natur. Es war Wahrhaftig mit der Erde, die Adanos geschaffen hatte, verbunden. In seinen Gedanken formte sich seit langer langer Zeit wieder ein gebet. Miracoli hatte den Glauben zwar lange vernachlässigt aber ihn doch nicht aufgegeben. So schnell kam man nicht von Lehren los die man schon Seit der Kindheit gepredigt bekommen hatte.
In der Tarverne war heute nicht alzu viel los. Aidar hatte kaum was zutun gehabt. Allerdings veränderte sich seine Gesichtsfarbe merklich, als er Miracoli sah, von etwas gebräunt zu wütend Rot. Der Hüne schluckte.
"WAS FÄLLT DIR EIGENTLICH EIN?!",brüllte Aidar
"Ähm... Ähm...",stotterte Miracoli.
"DU VERSCHWINDEST EINFACH MAL SO FÜR EINEN MONAT!? GEH WEG UND LASS DICH HIER ERST WIEDER BLICKEN WEN DU ES GELERNT HAST!",schrie der Wirt und warf einen vollen Bier krug nach Miracoli.
Dieser ging wieder rück wärst aus der Tür hinaus.
Na, toll, dachte er. Wo sollte er nun schlafen?
-
Was war nur los mit ihm? Hatte er sich bereits am Vortag schlecht gefühlt, war es heute noch schlimme. Sein Kopf fühlte sich an, als würde er an nichts anderes mehr denken, als die befreiende Explosion. So ein enorm schmerzhaftes Kopfweh hatte er wahrlich noch nie getan, nicht einmal, als ihm ein orkischer Aufseher zur „Genesung“ auf den Kopf gedroschen hatte. Es war nicht auszuhalten. Es war anders, als alles bisheriges. Nicht die normalen Schmerzen, die durch einen Schlag kommen, durch übertriebenes Trinken, zu großer Lautstärke, oder sonstigem, nein, es war anders. Die Schmerzen schienen von überall und gleichzeitig nirgendwo zu kommen. Er konnte tun, was er wollte, es nutzte nichts. Er war dem Kopfweh schutzlos ausgeliefert, ihm waren die Hände gebunden, er lag nur da, lag da und brachte es nicht mehr fertig, irgendetwas zu tun. Nichts. Es wäre wohl nicht verwunderlich gewesen, wäre im nächsten Moment der Kopf geplatzt. Doch diesen Gefallen tat er Zeratul nicht. Er schmerzte nur immer und immer schlimmer weiter. Es war sinnlos. Ein Heiler. Er würde einen Heiler aufsuchen müssen. Diese Schmerzen würden nicht einfach verschwinden, wie die bisherigen, er musste etwas dagegen tun, auch wenn er selbst nicht dazu in der Lage war. Langsam versuchte er sich aufzurappeln. Es schien unmöglich. Seine Arme waren langsam, schwach, sein Atem unregelmäßig, der Schweiß benetzte seinen ganze Körper. Er hob den Kopf. Der Raum drehte sich, langsam zwar, aber er drehte sich. Mit aller Kraft brachte er sich in eine kniende Haltung, doch es dauerte nur Sekunden, da stürzte er wieder zu Boden. Es schien absolut unmöglich, aufzustehen, nein, es war unmöglich. Aber er musste es tun. Ein zweites Mal strengte er all seine Muskeln an, brachte sich auf die Knie und schaffte es sogar, sich irgendwo festzuklammern, wenn er auch nicht sehen konnte, was es war. Er kniete, das war ein Vorteil, jetzt war es nicht mehr weit, bis zum stehen. Es dauerte, seine Arme schmerzten nun auch, doch es gelang. Er stand. Seine Augen blieben geschlossen, doch er stand und das war es, was zählte. Langsam öffnete er seine Augen. Nach wie vor drehte sich die Hütte, doch er konnte die Tür sehen, er konnte sie sehen, also konnte er auch zu ihr gelangen. Und doch war es eine Anstrengung, wie selten eine. Ständig bemüht, sich an etwas festzuhalten, was ihm nicht nachgab, wankte er zur Tür, konnte sich oftmals nur knapp vor dem erneuten Stürzen retten. Es war hoffnungslos. Dennoch drückte er sich gegen die Tür, die knarrend seinem Körper nachgab. Es gelang ihm nicht, sie hinter sich zu schließen, doch es gelang ihm, in die Freiheit zu kommen. Eisige Luft, aber gleichzeitig frische Luft, die er durch seine Mund und Nase aufnahm. Eisige Luft, die den ganzen Körper erfüllte. Kurzzeitig wichen die Schmerzen von ihm, dann begann sich sein Sichtfeld immer schneller zu drehen. Seine Kopfschmerzen waren wieder da, in doppelter Intensität. Und alles drehte sich noch schneller, die Schmerzen wurden noch größer, schneller, größer. Das Bild wurde dunkler, drehte sich schneller, wurde dunkler, dazu ertönte ein heller, hoher und lauter Ton in beiden Ohren. Wie die Schmerzen, schien er von überall zu kommen, innen, außen, oben, unten, von überall. Dann geschah es. Sein Sichtfeld verschwand völlig, es wurde nicht einmal schwarz, es war einfach weg, nichts. Der Ton wurde höher und höher, lauter und lauter und, alles verschwand. Dann explodierte der Kopf.
-
Pfeifend glitt der Wind durch Sildens Gassen, wirbelte und stürmte. Dabei schien er jeden rechtschaffenen Bürger in seine Häuser zu drängen, sie wie ein Gefängniswärter mit mahnenden Blick einzusperren. Irgendwo in der Ferne klapperte ein Fensterladen, während ein Blitz irgendwo in der Ferne für wenige Sekunden zu sehen war. Nur um dann so plötzlich und unerwartet wie er gekommen war wieder zu verschwinden. Nur ein über das Land rollender Donner verkündete nunmehr von seiner Existenz. Welcher jedoch auch schnell verhallte. Nur damit sich das letzte Echo in die finstere Ecke wo es hervor gekrochen war zurück zog, nicht mehr als eine neblige Erinnerung zurück lassend. Dennoch gab dieser kurze Blitz, dieser kleine Lichtschein, der Funke in der Dunkelheit dem Barden eine kurze Einsicht. Wahrlich, durch die bedrückende Dunkelheit die sich wie eine Decke über Silden legte, Fröhlichkeit und Rechtschaffenheit erstickend, begrabend unter sich, konnte er einen kurzen Blick auf die Gestalten, die bei solch einem garstigen Wetter noch unter Wegs waren, werfen.
Es waren Schatten, die selbst bei diesem Licht, welches so gleisend und enthüllend wie der erste Sonnenstrahl der in Nordmar am Morgen auf die Eisdecke traf war, finster und schaurig wirkend. In gebückter Haltung, sich nervös umblickend als ob Beliar selbst hinter ihnen her wäre, schlichen sie durch die Gassen. Wahrscheinlich war er es auch, denn welch besseres Mahl konnte es für den finsteren Prinzen geben, als solch verkommene Seelen? Welch besseres Laben, als das am Leid der Leidbringer? Insgeheim fragte er sich was diese Leute wohl trieben, welch düsteren Geschäften sie wohl nachgehen mochten, was geschehen musste das sie so geworden sind wie sie sind. Dieser Gedanke wurde jedoch schlagartig nivelliert, traf ihn unvorbereitet wie ein hungriger Wolf einen unachtsamen Wanderer im Wald. "War er für andere von diesen Gestalten zu unterscheiden? War er überhaupt anders?
Langsam schritt er auf eine Pfütze aus frischem glänzenden Tauwasser zu, wenige Dreckrummen schwammen auf ihrer Oberfläche, welche sie perfekt ins Panorama passen ließen. Dennoch war es nicht dieser Anblick, gleich stehengelassener Suppe oder des Inhalts eine Schweinetrogs, der ihn erschreckte. Es war die abgemagerte Gestalt, gehüllt in dreckiges Leinen. Geziert mit einem drei, wohl eher 8 Tagesbart, betont durch die dicken Dreck-Verkrustungen die einem Muster folgend zu scheinen auf dem ganzen Körper verteilt waren. Dazu passte perfekt sein Arm, der in einen inzwischen versifften Verband gehüllt war und mit seiner leicht grünlichen Farbe, welche ihn entfernt an verrostetes Blei erinnern lies, träge herunter hing. Als er aus Neugier seinen Mund etwas öffnete bereute er es auch schon wieder, als ihn hellleuchtende dicke gelbe Maiskolben anzulächeln schienen. Als dann sein Blick zuletzt zu seiner sonst so prächtigen, nun aber schlaff und fettig herunter hängenden Mähne blickte, war ihm schlagartig bewusst das er wieder viel tiefer in das Morastloch namens Trauer und Depression gerutscht war, aus dem er sich eigentlich heraus hatte ziehen wollen.
Schnell trat er auf sein Spiegelbild, hoffend damit die beängstigende Wahrheit zerschmettern zu können. Als ihm bewusst wurde wie hoffnungslos und kindlich dieses Bemühen war ließ er die Schultern hängen. Nicht mehr im geringsten, von den anderen garstigen Gestalten zu unterscheiden, wahrscheinlich sogar als schlimmer empfunden, machte er sich die Mühe die Hintertür in der Wassermühle welche zu seiner Wohnung führte zu öffnen und krachend in die Angeln fliegen zu lassen. Hoffend den Wind und die Wahrheit aussperrend zu könnend. Jedoch schien das Schicksal und die Götter das Spiel mit ihm noch nicht zu beenden wollen und ließen den Wind kräftig durch Löcher und Ritzen in der Wand brausen. Von einem einzigen Gedanken vefolgt machte er sich auf den Weg zur Whisky Flasche.
Was ist nur aus dir geworden alter Mann.
-
Bengar Rudolfson legte seine Arbeit beiseite. Mittlerweile werkelte an dem Rückenteil seiner späteren Rüstung herum und so langsam konnte man erkennen, was aus den ganzen Lederschnipseln und dem Haufen Garn einmal werden sollte. Aber nun hatte genug, ebenso davon, dass der Alkoholspiegel schon seit langer Zeit auf einem Nullniveau war.
>>Wie ich hörte, soll die Taverne 'Zur grünen Krähe' ja einen neuen Wirt haben, zumindest ist einer neu. Vielleicht sollte ich ausprobieren, was der da zu Stande bringt<<,
überlegte sich der Waldläufer, während er sich seine dicke Fellkleidung überzog, schließlich war ja noch Winter. Danach schnappte gürtete er noch sein Bastardschwert um, griff im Vorbeigehen seinen Speer (in Zeiten wie diesen sollte man immer bewaffnet sein, wenn man das Haus verlässt, schließlich weis man ja nie, ob man nicht doch einem Ork begegnet) und verließ das Haus. Den Speer als Wanderstab nutzend, bewegte sich der Adanosgläubige über die schneebedeckten Straßen, für unwissende seltsame Spuren hinter sich lassend (ein dreibeiniger Mann, dessen drittes Bein aus Holz ist?). Trotz der widrigen Wetterbedingungen waren die Straßen für sildener Verhältnisse relativ voll, man hatte schon fast das Gefühl, in einem großen Dorf zu sein.
>>Das ist auch eine schöne Sache an Silden, es ist nicht ganz so riesig und man kann relativ unbehelligt durch die Gassen ziehen. Liegt vielleicht auch zum Teil daran, dass immer Einige auf Streife in den Wäldern sind, um uns vor überraschenden Überfällen zu warnen<<,
dachte der Speermeister bei sich, während er weiter seinem Ziel entgegen schritt, der örtlichen Taverne.
Schon bald erblickte er das vom Schnee befreite Schild, das anzeigte, dass hier der richtige Ort für Trinker und Konsorten war, also genau das, was Bengar gesucht hatte.
>>Dann wollen wir mal sehen, ob das Bier hier noch trinkbar ist<<,
sagte der Sildener zu niemand bestimmten, stieß die Tür auf und betrat die gute Stube.
-
Am frühen Morgen kam Miracoli schon zurück zu Aidar. Die Nacht über hatte er drausen verbracht. Es war schweinekalt gewesen. Der Wirt der Tarverne hatte sich glücklicher Weise wieder beruhigt, so das Miracoli weiter Arbeiten durfte. Aber sein Bett musste er entweder bezahlen oder sich ein eigenes Haus bauen.
Erst einmal war bezahlen angesagt und nach dem Winter konnte er sich ja ein Haus bauen lassen. Dann müsste er wohl auch genug Geld zusammen haben. Eine eigene Hütte wäre schon was feines. Irgendwie kam ihm gerade beim Bier verteilen ein altes Rätsel in den Sinn das ihn sein Vater immer erzählt hatte. Es war ziemlich schwer, man musste es doch irgendwie ein bringen können. Genau! Der nächste Besucher darf versuchen es zu lösen. Nachdem Miracoli mit dem Verteilen der Getränke fertig war, sollte er sich erst einmal hinter den Tresen stellen. So stand er da auch. Zwar nicht in seiner vollen Montur wie er sie in Varant an hatte, mit Lederrüstung, Umhang und so weiter. Sondern nur mit seinem einfachen Hemd das er unter der Rüstung zutragen pflegte und der Hose mit den Stiefeln. Es war nämlich ziemlich warm hier in der Tarverne. Den ein Kamin prasselte vor sich und voll war es dabei auch noch. Dann kam ein Mann, in einen Umhang gewickelt und mit einem Speer als Wanderstab, hinein. Dieser Blickte sich in der Gaststube um. Nur um sich Minuten später an einen freien Tisch zusetzten. Aidar war nicht zusehen und so ging Miracoli zu dem neuem Gast hin.
"Adanos zum Gruße.",grüßte Miracoli
"Adanos zum Gruße.",antwortete der Fremde
"Ah, ich kenn' dich doch. Du bist Bengar. Der Typ der meine Rüstung gebastelt hat. Danke dafür noch mal.",sagte Miracoli
"Nichst zudanken, hast ja bezahlt.",zwinkerte Bengar zurück
Miracoli setzte sich auf den Stuhl der gegenüber von dem des Rüstungbauer war. "Ich hab ein Rätsel für dich. Wen du es lösen kannst gehen die ersten Beiden Getränke auf mich. Also, Was hat Morgens vier Beine. Mittags, zwei und Abends drei Beine?", stellte Miracoli sein Rätsel
-
>>Ich hab’ ein Rätsel für dich. Wen du es lösen kannst gehen die ersten Beiden Getränke auf mich. Also, was hat Morgens vier Beine, Mittags, zwei und Abends drei Beine?<<,
stellte Miracoli sein Rätsel.
Bengar Rudolfson war etwas überrascht, dass er in einer Taverne, die normalerweise nicht für die Erörterung hochkomplexer Fragen gedacht war, mit einer solchen Frage konfrontiert wurde. Er musste eine Weile überlegen, denn er hatte dieses Rätsel schon einmal gehört, ebenso auch die Antwort, doch das war schon lange her.
>>Und?<<
>>Sekunde, ich muss überlegen. Äh ... ach ja. Was hat morgens vier Beine, mittags zwei Beine und abends drei Beine?<<,
überlegte der Waldläufer, doch da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
>>Jaaa, muss man das Ganze natürlich nicht wörtlich, sondern im übertragenden Sinne verwenden. Die Tageszeiten stehen für Lebensabschnitte, der Morgen für den Beginn, der Mittag für die Mitte und der Abend für das Ende des Lebens. Stellt sich nur noch die Frage, was geht zuerst auf vier Beinen, dann auf zwei und zum Schluss auf drei. Hmmm, aber klar, es ist der Mensch. Wenn er als Baby auf die Welt kommt, kann er sich nur, nachdem er es erlernt hat, krabbelnd fortbewegen, 'geht' also auf vier Beinen. In seiner Lebensmitte geht er dann auf zwei Beinen und wenn er alt und gebrechlich ist, braucht er einen Stock um sich zu stützen, geht also auf drei Beinen. Stimmt’s?<<
Die Antwort bewirkte, dass Miracolis Unterkiefer herunterklappte und es sah nicht so aus, als ob er wieder zu gehen würde.
>>Also, ich würde an deiner Stelle ja den Mund schließen, sonst krabbelt da noch eine Fleischwanze rein<<,
machte der Waldläufer seinem Gegenüber auf jenen Umstand aufmerksam.
...
-
Nachdem Miracoli sich erstmal von diesem "Schock" erholt hatte sagte er zu Bengar: "Jaja gut. Du hast gewonnen. Also was willst du trinken?" - "Bier", antwortete Bengar kurz und knapp. Miracoli stand auf und ging zum Tresen um ein Bier zuholen. Er schätzte einmal das der Rüstungsbauer ein Kräuterbier wollte. Der Hüne schnappte sich einen Bierkrug und füllte ihn mit Kräuterbier. Der Wind fing langsam wieder an zu Pfeifen. Heute würde es sicher wieder Stürmen. Miracoli ging wieder zurück, zu dem Tisch an dem Bengar saß. Jetzt war Aidar auch wieder da. "So hier. Hoffe es schmeckt." - "Jo passt schon."
Jetzt schaute Miracoli auf den Speer seines gegenübers. Wenn er damit gut ungehen konnte würde sich bestimmt ein netter Kampf draus bilden. Aber vielleicht war Bengar besser als der Freigeist. Konnte er ein solches Risiko eingehen? Anderer Seits hatte er keinen Ruf oder etwas in der Art zuverlieren.
"Hast du nicht Lust auf eine Runde Armdürcken ,Bengar?",fragte Miracoli "Na klar. Wen du unbedingt verlieren willst.",antwortete der Rüstungsbauer. Miracoli zog seinen Ärmel zurück und stellte den Ellenbogen auf den Tisch. Bengar hob nur den Arm und stellte den Ellenbogen auf den Tisch. Dann fassten sie sich gegenseitig um die Hand und fingen gleichzeitig an zu drücken.
-
Auf den Druck Miracolis antwortete Bengar Rudolfson mit einem eben so hohen Gegendruck. Kurzzeitig gelang es ihm sogar, die Hand seines Gegenüber ein wenig nach unten zu drücken, doch gelang dem Freigeist schnell wieder der Ausgleich. Die Muskeln spannten sich immer mehr an, die Gesichter verzerrten sich. Der Schweiß rann dem Waldläufer von der Stirn, doch als er seinem Kontrahenten in die Augen sah, bemerkte er, dass es bei hm nicht viel besser stand. Man konnte die Anstrengung der beiden Armdrücker schon beinahe aus der Luft greifen und in handliche Stücke schneiden, so intensiv war sie. Doch auch der Geruch war nach einer Weile nicht mehr vernachlässigbar. Immer wieder gelang es einem der beiden Männer, die Hand des jeweils anderen dem Tisch einen Stück näher zu bringen und ebenso gelang es jenem nach kurzer Zeit, sie wieder zur Mitte zurück zudrücken.
>>Aaargh, diesmal mach ich dich fertig<<,
spie Bengar seinem Gegenüber ins Gesicht.
>>Uaaah, aber nur, wenn mir der Himmel auf den Kopf fällt<<,
war die Reaktion Miracolis.
>>Ahhh, dein Ende ist nahe!<<
>>Whuaaa, deines ist noch viel näher!<<
>>Eeeh, Sieh mal, da hinten ist ein blauer Affe!<<
>>Nee, aaah, der sitzt doch, arrr, auf deinem Kopf<<
>>Eeeaaa Der Zorn Adanos wird über dich kommen.<<
>>Irrr Aber nur in Form deines Verlierschweißes<<
So ging es eine ganze Weile weiter, jedoch ohne dass sich die Waagschale des Glücks zu Gunsten einem der beiden Männer senkte. Auch Aidar bemerkte dies und da die Gäste, anstatt fleißig Bier zu trinken, nur noch dem Schauspiel zusahen und lauschten, schaltete er sich in das Duell ein.
>>So, Kinners, offensichtlich kann keiner von euch beiden in diesem Duell die Oberhand gewinnen. Belassen wir es bei einem Unentschieden, einverstanden.<<
Die Armdrücker sahen erst Aidar, dann den jeweils anderen an, nickten und ließen gleichzeitig los.
>>Aber das war's noch nicht. Lass uns vor die Tür gehen und den Sieger in einem kleinen Kampf mit den Waffen ermitteln, oder kneifst du?<<,
forderte Miracoli Bengar heraus.
>>Ha, das wird ein kurzer Kampf. Adanos ist mit mir und meinem Speer, mach' dich also schon mal auf deine Niederlage gefasst<<,
antworte der Waldläufer, dann griffen beide zu ihren Waffen und stürmten nach draußen. Aidar konnte über dieses Spektakel nur den Kopf schütteln.
-
Die beiden rannten nach draußen. Es war Eiskalt, alle Haare Miracoli's außer die auf dem Kopf stellten sich auf. Er bekam eine Gänsehaut. Aber gleich im Kampf würde er warm werden. Der Hüne zog sein Schwert. Den ersten Schlag wollte er für sich haben. Zuerst täuschte er den Schlag von rechtsunten an. Er zog die Klinge mit beiden Händen hoch, nur knapp an Bengars Körper vorbei, dann drehte er das Schwert allerdings über seinem Kopf so das es schräg auf den Kontraheten zeigte. Mit fast voller Kraft drückte Miracoli das lange Stück Stahl durch die Luft in Richtung Bengar und tratt dabei einen Schritt vor. Dieser schob seinen Speer zwischen sich und das Schwert Miracoli's. Dann drehte er die Klinge ab und drängte den Hünen auf abstand. Als der Freigeist sich umdrehte kam ihm auch schon die Speer Spitze entgegen. Er schaffte es gerade noch so sie mit der flachen Seite des Schwertes abzuwehren. Kurz verhackte sich die Spitze des Speeres in der Einkerbung auf dem Schwert. Diese Zeit nutzte Miracoli in dem er sein Schwert ruckartig umdrehte und somit auch den Speer. Bengar verlor zwar nicht die Kontrolle aber seine jetztige Unaufmerksamkeit reichte für einen Gegenangriff aus. Der Hüne rannte mit einem Kampfschrei auf Bengar zu. In der rechten Hand sein Schwert, Hocherhoben. Der Linke Arm schützte sein Gesicht. Ein wuchtiger Hieb gegen die Seite des Rüstungsbauers sollte es werden. Doch es kam nicht so den Herr Rudolfson blockte ab.
-
>>So, jetzt machen wir aber mal ernst<<,
dachte sich Bengar Rudolfson, nachdem der Kampf zwischen ihm und Miracoli schon eine Weile gegangen war. Mit einem Tritt gegen die Seite des Freigeistes verschaffte er sich wieder genügend Platz, um mit dem Speer wieder vernünftig umgehen zu können. Er täuschte einen Hieb gegen den Kopf nahm, wollte jedoch in Wirklichkeit einen Treffer in die Seite des Gegners landen. Der Nordmann fiel auch glatt auf die List herein und hob sein Schwert, sodass freie Bahn für den Speerschaft war, um mit voller Wucht in die Rippen zu brettern. Schnell drehte der Waldläufer seine Waffe herum, um auch die andere Seite zu bearbeiten, ehe er denn noch mit dem unteren Ende seiner Waffe in Miracolis Weichteile schmetterte, jedoch so, dass der Getroffene noch zeugungsfähig blieb. Zischend stieß der Freigeist aufgrund des Schmerzes, die Luft aus seinen Lungen und neiget sich nach vorne. Eine optimale Position für einen Angriff, zumindest für den Speermeister, der noch einen Hieb in auf das Gesäß Miracolis landete, ehe er noch einen Schwinger mit seinem Speer folgen ließ, der seinem Kontrahent die Beine weg zog. Mit einem Plumps landete der Freigeist, Schnee aufwirbelnd, auf den Hosenboden.
>>So, ich glaube, damit sollte geklärt sein, wer hier der stärkste, tollste und schönste von uns ist. Na ja, zumindest hab’ ich jetzt bewiesen, dass ich dir kampftechnisch überlegen bin,<<
sagte Bengar siegesbewusst, hielt jedoch dem Unterlegendem die Hand hin.
>>Am Besten, wir gehen wieder rein und trinken noch eine Runde. Ich hab’ gehört, ihr habt da drinnen auch Met? Vielleicht wird es Zeit, dass ich den auch noch probiere. Auf geht's.<<
Und nach dem der Adanosgläubige Miracoli vom Boden aufgelesen hatte, gingen die beiden auch schon wieder zurück in die Taverne, um diesen Vorsatz in die Tat umzusetzen.
-
>>"Übung macht den Meister...."<< dachte sich der Jüngling als wieder einige seiner Pfunde einfach so zerplatzten. "Verdammt nochmal, warum klappt es bei einigen Exemplaren und bei anderen nicht? Egal... vielleicht fehlt mir einfach noch das fein Gefühl dafür, vielleicht stell ich mich auch einfach nur zu dumm an? Ich zweifel schon wieder an mir, das muss einfach aufhören, ich muss es probieren udn wenn es nicht klappt, muss ich es gleich nochmal probieren und wenn es wieder nicht klappt probier ich es halt einfach nochmal und diesen Prozess wiederhole ich solange bis es klappt, also ran ans Werk und probieren wir es gleich nochmal...." sprach der junge Novize zu sich selbst, verständlich er hatte keinen mit dem er sich unterhalten konnte, aber wenn er noch länger von der Zivilisation abgeschnitten bleibt, wird er vielleicht verrückt, vielleicht fördert es ihn auch einfach wir werden sehen.....
Der Bursche setzte sich und fing an sich zu konzentrieren... Nach einem Manakanal brauchte er nicht suchen, den der Ort an sich schien ein reiner Manakanal zu sein, er nahm die Magie in sich auf und speicherte sie, dann nahm er sich eine Sonnenblume, setzte sie dicht ans Wasser und fing an, langsam die Magie in sie fließen zu lassen, die Blume ging auf und zeigte Paolo ihre Blüten, der Novize freute sich sehr darüber, vergaß aber dsa er immer noch Magie in sie fließen lässt und schwups es war zu viel und die Blume ging ein, doch strahlte sie blau-grünlich und Paolo entzog ihr wieder die magische Kraft, dennoch veränderte sich nichts an ihr, außer das Strahlen weg war.
Nicht erfreut darüber, nahm er sich eine kleine Heilpflanze, die mit ihren herrlich roten Blüten Paolo imm sehr verzauberte. Diese grub er an die gleiche Stelle wo er die Sonnenblume gesetzt hatte und konzentrierte sich erneuert.
Diesmal schloss er die Augen um nicht sehen zu müssen wie weit das Mana die Pflanze beeinflusste, sonder versuchte es zu fühlen, sprich er wollte eine Bindung mit der Pflanze eingehen um mitzukriegen wann genau er aufhören muss.
Der junge Novize konzentrierte sich stark, so stark dsa er schon anfing zu schwitzen und zu zittern, doch seine Arbeit wurde belohnt, die Pflanze war prächtig heran gewachsen und gab Paolo ein Zeichen das es genug war. Als er das Zeichen empfing unterbrach er die Verbindung von seiner Hand zur Pflanze und es floß keine Mage in sie hinein. Die Heilpfanze zauberte ihm wie immer ein lächeln ins Gesicht und Paolo betrachtete die Pflanze mit Stolz, doch bemerkte er das sie leicht blau schimmerte, aber dachte sich nichts weiter dabei.
>>"Endlich, ich habe eine Plfanze mit Magie "gefüttert" und zum wachsen gebracht, doch ich merke langsam habe ich Hunger, ich werde mir mal etwas essbares suchen und meinen Hunger stillen, danach versuche ich es gleich nochmal....."<< dachte sich der junge Mann und verließ die Höhle......
-
Wo war er? Es war dunkel, nichts war zu erkennen und... es war kalt. Bitterkalt. Der ganze Körper schmerze, jeder Knochen, jede Sehne, alles. Was war geschehen? Kopfschmerzen, er hatte... Nein, er konnte sich nicht mehr erinnern. Aber warum war es so dunkel? Wo war er? Was war mit seinen Augen? Er versuchte den Arm zu heben, doch es gelang nicht. Was war nur los? Ein weiteres mal wandte er alle Kraft an, diesmal mit Erfolg, geringem zwar, aber immerhin. Seine Augen. Was war los? Wieso konnte er nichts sehen? Was war nur passiert? Er versuchte sich zu erinnern, doch es brachte nichts. Alles war weg. Schmerzen hatte er gehabt, aber das war alles, was noch hängen geblieben war. Er musste wissen, was mit seinen Augen war. Mit aller Kraft versuchte er es ein drittes Mal und diesmal sogar mit deutlichem Erfolg. Sein Arm schwang schwach nach oben und fiel danach auf seine Brust. Langsam tastete er sich hoch, bis zu seinen Augen. Die Haut war eisig, fast schon gefroren. Endlich war er bei den Augen angekommen. Sie waren bedeckt mit etwas, etwas Kaltem. Es dauerte eine Weile, bis er es abgekratzt hatte, doch sehen konnte er immer noch nichts. Die Augen waren verschlossen. Verschlossen, warum hatte er nicht gleich daran gedacht? Er musste sie nur öffnen, sonst nichts. Doch sofort stellte sich ein neues Problem. Er konnte sie nicht öffnen. Seine Hand glitt wieder über die Augen, mit einzelnen Fingern versuchte er, die Augen aufzudrücken und.. endlich, es gelang. Ein Auge war bereits offen, doch zu sehen war kaum etwas. Mit einigem Kraftaufwand brachte er es auch fertig, das zweite Auge zu öffnen. Doch dunkel war es immer noch. War er blind geworden? Es musste so sein! Seine Augen waren offen, doch sehen konnte er nichts. Er war blind!
'Vielleicht solltest du dich einfach umdrehen?' 'Pst, er ist etwas beschränkt, du darfst nicht zu viel von ihm verlangen!' 'Stellt er sich etwa immer so dumm an?''Kann man so sagen... und dazu ist er auch noch schrecklich naiv!' 'Meinst du? Hmm, eigentlich ist das doch perfekt, um Spaß zu haben, meinst du nicht? So ein richtiger Idiot, das wäre doch mal eine Abwechslung!''Stimmt schon, manchmal kann man richtig Spaß haben...' 'Pst, ich glaube er will sich auch mal melden.''Ach, das ist nicht so wichtig, der redet die ganze Zeit, er würde mich bestrafen, oder so. Naja, was will man von einem, wie ihm auch erwarten?' 'Genial, ich sehe eine große Zukunft vor uns!''Er bringt sich allerdings nicht selten in Gefahr, du hättest ihn sehen sollen, als er vor einem Wolf geflüchtet ist... Einfach fantastisch, er ist noch zehn Minuten weitergelaufen, als der Wolf schon aufgegeben hatte.' 'Was ist hier eigentlich los?' 'Wir haben Gesellschaft bekommen!' 'WAS?' 'Ja, noch jemand, der über, ähm, mit dir lachen kann!' 'Noch einer? Ist das dein... euer Ernst?' 'Vollster ernst! Du wolltest ja nicht auf mich hören!' 'Pah, es war wirklich mal Zeit, ich kann doch nicht die ganze Zeit...''Pst, wir wollen ihn doch nicht überfordern!''Naja, stimmt, du hast Recht.' 'Aber...' 'Dreh dich doch endlich mal um!'
Normal hätte er diesen Befehl wohl nicht befolgt, doch er war so verwirrt, ihm tat sich gar keine Alternative auf, also drehte er sich. Und tatsächlich, er konnte wieder etwas sehen, nicht viel, aber immerhin.
'Du hast mich gerettet!' 'Himmel, ist er wirklich so begriffsstutzig?!''Er wird es gleich merken, er braucht nur etwas... Immerhin ist er mit der Situation ziemlich überfordert.' 'Na dann. Jetzt steht auf!'
Wieder das selbe, doch seltsamerweise gelang es und er stand, zwar auf wackeligen Beinen, aber er stand. 'Vorsicht, jetzt nicht zusammenbrechen...' 'Danke, ich weiß wie ich..' Doch fast wäre er wieder zu Boden gefallen, erst im letzten Moment konnte er sich an etwas dunklem, was sich wie Holz anfühlte, festhalten. 'Ich bin noch etwas... schummrig.' 'Sag bloß...' 'Aber wieso ist es so dunkel?' 'Es ist Nacht...' 'Ah, das erklärt alles. Wo bin ich?' 'In einer stinkenden Hütte.''In deiner Hütte.'
Er sah sich um. Langsam hatten sich seine Augen an den Anblick gewöhnt und er konnte sogar halbwegs sehen. Das Bett, er musste schlafen, endlich schlafen!
'Bevor du ins Bett gehst, mach besser die Tür zu, du wärst diese Nacht fast gestorben.' 'Wäre aber sicherlich interessant, zu sehen, was mit ihm nach dieser Nacht passiert.' 'Allerdings wäre der Spaß dann schon wieder vorbei...' 'Auch wieder wahr.'
Stöhnend schloss er die Tür, ehe er sich auf den Bretterhaufen, mit einer Matratze in der Mitte, warf. Schlafen, nur noch schlafen.
-
Knörx trottete gerade über den Marktplatz und verspeiste hungrig einen Apfel, als er zwischen den paar Lieferjungen und Hausfrauen, die zu dieser Tageszeit noch dort rumliefen, eine große Gestalt herausragen sah. Beim Näherkommen erkannte er in der Gestalt den Mann, den er neulich erst in die Bruderschaft aufgenommen hatte. Zügig schluckte er den Rest des Apfels herunter und überquerte den Platz. Als er bis auf einige Meter an ihn herangetreten war, rief er nach ihm.
"Hey, du da. Ähm... Faran!"
Der Mann drehte den Kopf herum. Offensichtlich war er gerade mit einer wichtigen Sache beschäftigt, denn er konnte ein leises Plätschern hören. Nachdem Faran sein Geschäft beendet hatte, drehte er sich vollständig zu ihm um und grüßte zurück.
"Gut dass ich dich treffe", sagte Knörx, "ich habe nämlich mit dem Rat gesprochen. Dorien konnte sich zwar nicht mehr so recht an dich erinnern, aber dennoch schienen die meisten im Rat der Meinung zu sein, du solltest ruhig dem Zweig der Druiden angehören, wenn du das wünschst.
Daher habe ich nun die Aufgabe, dich in den Rang eines Pilgers zu erheben. Das bedeutet noch nicht sehr viel, allerdings kannst du dich jetzt schon mit dem Weg der Druiden befassen und auch die erste Stufe der Magie lernen. Wenn du dich gut hälst wirst du bestimmt bald die weiteren Magiestufen erlernen dürfen.
Bis dahin pass auf dich auf. Solltest du noch irgendwann Fragen haben, dann stell sie ruhig. Ich oder die anderen Druiden werden dir helfen, wenn unsere Zeit es erlaubt. Also, machs gut."
Er deutete eine Verbeugung an und verließ danach den Marktplatz. Er brauchte wieder etwas Training mit dem Stab, aber er hatte langsam auch das Gefühl, er würde nicht mehr allzu viel von Ornlu lernen können. Bald würde er seine Lehre beenden und sich wieder anderen Dingen zuwenden. Wenn die Dinge gut standen würden er und Ornlu wohl auch in Zukunft in Kontakt bleiben. Zumindest, solange sie beide auch in Silden waren.
Er fand seinen Lehrmeister schließlich an dem gewohnten Platz vor der Stadt am Fluss, doch traf er ihn diesmal nicht in Begleitung seiner beiden Dauerschüler an, sondern alleine, in Meditation versunken am Ufer sitzend. Leise und vorsichtig näherte er sich, um ihn nicht zu plötzlich zu stören. Das konnte mitunter unerwünschte Folgen erzielen, das wusste er selbst nur zu gut.
-
Gestern und Heute hatte der junge Seher so gut wie nichts getrieben. Die neuen Erkenntnisse brachten ihm zum grübeln und viele Fragen umfassten ihm, wo selbst die Meditation keine Antwort in sich selbst fand. Seit dem Mittagessen war Ornlu am Trainingsplatz und suchte die pure Ruhe in sich. Auch der Geist musste als Magier trainiert werden und ein ungleichgewicht zwischen Körper udn Geist wieder hergestellt werden. War eine Einheit nicht mit der anderen Einheit im Gleichgewicht, war es schwerer Magie zu wirken, schwerer den Stab zu schwingen, schwerer den Weg des Lebens zu bestreiten - so dachte er es sich bei sich selbst und so hatte er bisher recht. Nun am Abend war der Seher tief mit seiner Umwelt verbunden. Er spürte wie das Gras ganz schwach wuchs, wie Unmengen Wasser den Bach hinab in den See flossen und wie sich hier und da etwas bewegte. Hier und da war gut, denn er spürte leichte Erschütterungen die sich ihm näherten. Als er seinen mentalen Fokus darauf setzte, erkannte er wer es auch war. Die Aura war ihm bekannt und recht hatte diese Aura ihm aufzusuchen. Die Ausbildung musste weiter geführt werden. Knörx war auch nicht mehr weit davon entfernt einen Grad zu erreichen, wo Ornlu ihm nichts mehr beibringen könnte. Den Rest müsste jeder für sich ergründen und seinen eigenen Stil finden, da konnt man üben solang man wollte. Zudem beschloss der Jäger gestern schon nach Knörx' Lehre wieder in die Wüste zu reisen. Zu Jail zu reisen und vielleicht dort etwas Zeit zum nachdenken zu finden. Ausserdem vermisste er sie wie die warmen Sonnestrahlen des Sommers. Schnell hatte Ornlu die Augen aufgeschlossen, leicht verschwommen war noch alles, aber reden konnte er ja schon.
„Guten Abend, Knörx. Ich hoffe ihr seid bereit für das heutige Training?", fragte der Stabkämpfer und blickte seinen Schüler ins Gesicht. Dieser grüßte zurück und bejahte Ornlus Frage. Prompt erhob sich der Jäger, streckte sich kurz und nannte dem Druidenanwärter die heutige Aufgabe.
"Fein! Heute kommen wir zu den offensiveren Kombinationen. Mit etwas Logik und Kreativität hat ein Stabkämpfer ein schier unendliches Repertoire an Kombinationen, denn nicht jeder hat zwei Enden zum attackieren. Ich werde euch heute ein paar dieser Kombinationen vorführen. Sie sind wieder grundlegende Kombinationen. Kompliziert aber doch recht nützlich. Diesmal müsst ihr sie nicht nachahmen, aber versucht euch was abzuschauen und dann gehen wir ähnlich vor wie bei den Verteidigungskombinationen – es gibt einen kleinen Schlagabtausch zwischen uns, in dem jeder zwei Runden mit einer offensiven Kombination eröffnet und der andere mit einer Verteidigungskombination kontert. Seid sicher, das ich selbst einen Drehschlag mit dem Stab abzuwehren weiß. Nun schaut euch einfach die paar Kombinationen an.“, meinte der junge Seher, überlegte wieso er immer soviel erzählt, zückte ‚Kali Yuga’ und begann, nach kurzen Aufwärmschlägen, mit der ersten Kombination.
Einmal langsam und dann sogleich einmal mit vollem Tempo.
Die einfachste Angriffskombination war ein schneller Angriff links und rechts mit den Stabenden, ehe schnell zu einen Stich ausgeholt, der Stab dann wieder genauso schnell zurückgezogen und ein Tritt hinzugefügt wurde. Sofort darauf folgte wieder eine recht schnelle rechts- links Kombination mit den Stabenden und ein doppelter Stich zunächst auf die Schulter und dann auf den Brustkorb erfolgte, ehe ein Fegeschlag auf Kniehöhe den Schlusspunkt setzte.
„Der Stabkampf erlaubt auch ganze Körperattacken, wenn sich die Situation bietet. Wenn man im waffenlosen Kampf geschult ist, ergibt sich eine hervorragende Kombination aus Tritten und Angriffen mit dem Stab. Ist man es nicht, kann man auch ab und an einen Tritt oder Fausthieb versuchen – wie beim Schwertkampf.“
Als nächstes begann der Jäger mit einer links-rechts Kombination gegen die Beine des imaginären Gegners, dann ein Stich auf Schulterhöhe, ehe eine rechts-links Kombination gegen den Oberkörper folgte und am Ende eine weitere auf Kopfhöhe gesetzt wurde. Ein Sprung zurück und ein kraftvoller Seithieb rundete den Angriff ab ehe Ornlu noch einmal dieses sehr schnelle, präzise und komplizierte Stakkato an Angriffen umsetzte. Dieses sollte im Kampf einen Gegner regelrecht in die Verteidigung zwingen und bei schlechter Verteidigung einige Treffer setzen.
Wieder in Ausgangsposition vollführte der Sildener einen bogenförmigen, wuchtigen Seithieb von links nach rechts, ehe er mit einen fulminanten Doppeldrehschlag der einmal im und einmal gegen den Uhrzeigersinn loswirbelte und diese schnelle, kraftraubende Kombination mit einem frontalen Sprungschlag beendete.
Aufgeheizter Atem quoll aus dem Mund und der Nase des jungen Sehers, der seine Bewegung in Angriffsstellung abschloss.
„Das waren ein paar Beispiele. Fangen wir an. Ihr beginnt sobald ihr bereit seid – mal sehen ob ihr es schafft meine Finger zu erwischen.“, grinste der Stabkämpfer und war gespannt was sich Knörx gegen ihm überlegen würde.
-
Bedacht zog Knörx die Befestigungen an seinen Bein- und Armschienen fest, bevor er sich in Kampfstellung gab, diesmal voll gerüstet. Und er wusste auch warum, denn er wollte nur zu ungern wieder einige Schläge auf die Hände abbekommen, die er dann für einen Tag lang für nichts Vernünftiges mehr benutzen konnte. Zudem war es auch langsam an der Zeit, die Kampfbewegungen auf den Ernstfall abzustimmen und sich an die Rüstung im Stabkampf zu gewöhnen. Auch mit dem Schwert hatte er sich hin und wieder in seine ledernen Schutzkleidung unwohl gefühlt. Als ernsthafter Kämpfer musste er nun auch das entgültig abschütteln.
Langsam begab er sich vor Ornlu in Stellung. Noch hatte er keinen wirklichen Plan, wie er Ornlu angreifen wollte. Was wäre eine gute Angriffskombination? Sie sollte am besten schnell sein, um ihn schnell in die Enge zu drängen und dann eine Schwachstelle auszunutzen. Aber er durfte sich nicht zu sehr festlegen. Sobald Ornlu einmal konterte musste er sich schnell etwas neues überlegen...
Die Kampfstäbe berührten sich. Augenblicklich machte Knörx einen schnellen Ausfallschritt und schlug frontal zu. Ornlu parierte und die Stäbe kreuzten sich. Um der Pattsituation zu entgehen ließ Knörx den Stab kreisen und schlug mit dem kurzen Ende von unten gegen den von Ornlu, um sich eine freie Schlagfläche zu verschaffen. Doch Ornlu nutzte den Schwung bloß und stach seinerseits mit dem kurzen Ende zu. Durch eine Körperdrehung schaffte es Knörx noch gerade, den Schlag abzuleiten.
Gleichzeitig nutzte er den Schwung für einen weiteren Angriff von der Seite. Mit aller Kraft schmetterte er das Holz gegen Ornlus Seite, was dieser erneut parierte, dann warf er sich anders herum um die Achse und schlug mit gleichem Ende zu, diesmal von der anderen Seite. Es folgte eine links-rechts Kombination, dann ließ er den Stab wie in einer liegenden Acht vor sich kreisen. Ornlu wehrte einige Angriffe ab, dann sprang er außer Reichweite und die letzten Schläge gingen ins Leere. Der Kampf war wieder in seiner Ausgangsposition.
Es war schade, dass er seinen Lehrmeister kein einziges Mal hatte treffen können, aber zumindest war ihm auch kein Gegenangriff gelungen.
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
|