DVD-Start: 2003
Genre: Action/Thriller
Regie: Richard Gale
Darsteller: Kerr Smith, Lochlyn Munro, Donnelly Rhodes
FSK: 18
Inhalt: Die beiden Medizinstudenten Steve und Patrick wollen eigentlich nur mitten in der Wildnis eine kurze Pinkelpause einlegen, aber das Schicksal hat andere Pläne. Steve wird von einer Blondine verführt und von deren Freund Bo niedergeschlagen und beraubt. Als Bo aus Spaß noch ein wenig auf Steve einhackt, schießt die Pfeife sich aus Versehen das Gemächt weg. Dumm für Steve, denn Bo macht seine Kumpels glauben, dass Steve der Schütze gewesen wäre. Und da Bo sich als Cop herausstellt, hetzt er damit dem Studenten den langen Arm des Gesetzes auf den Hals...
Kritik: Unverhofft kommt oft. Wiedersehen macht Freude. Quid pro quo. Fuchs du hast die Gans gestohlen... Äh, ne, moment. Da sind wir mit der Floskelkeule irgendwo falsch abgebogen. Oh... ihr seid ja schon da. Ahem... Äh. Was ich sagen wollte: Wenn man's am wenigsten erwartet, kommt von irgendwo ein Lichtlein her und weist dir den Weg. Was die kryptischen Andeutungen sollen? Naja, sagen wir's mal so...
Ich hatte ja die Hoffnung schon beinahe aufgegeben, in nächster Zeit eine richtige Filmgurke vor die Flinte zu kriegen. Bis ich vor einigen Tagen nach "The Immortals" (ich weigere mich immer noch, den Film "Gunpower" zu nennen...) gerade noch mal ins DVD-Regal griff und einen Film rausholte, den ich irgendwann mal für ein paar Euro bei Amazon mitbestellt hatte. Wieso weiß ich heute nicht mehr. Jedenfalls war besagter Film "Pressure - Nichts ist gefährlicher als die Wahrheit", mit den Halb-Stars Kerr Smith (spielte den Schwulen in "Dawson's Creek", hatte außerdem die ziemlich coole Rolle Carters in "Final Destination" und wusste auch in dem etwas niedrig budgetierten Vampir-Klopper "The Forsaken" zu gefallen) und Lochlyn Munro (sah ich erst vor ein paar Tagen in dem leidlich witzigen Leslie-Nielsen-Spätwerk "Camouflage", spielte ansonsten noch in "Scary Movie" und den Polizisten in "Freddy Vs. Jason"), die ich beide zwar nicht für absolute Überflieger, aber doch für recht talentierte Darsteller halte. Ich war also guter Dinge, einen recht blutigen (das rote Aufkleberchen ist hinten drauf), spannenden Actionthriller zu erleben. Was sich dann allerdings neunzig Minuten lang vor mir abspielte spottet jeder Beschreibung... Äh, aber ich will's trotzdem mal versuchen.
"Pressure" ist Grütze. Die Story ist hanebüchen (die beiden Kerle halten an nem Schuppen an, in dem ein CHEERLEADER-WETTBEWERB stattfindet, GNAR!), Charaktermotivation sowie -entwicklung gibt es nicht und selbst wenn ist sie blöde (der Kerl, den Patrick und Steve quasi als "Geisel" nehmen ist tierisch sauer auf die beiden, als Steve sich dann aber entschuldigt wird er plötzlich ihr bester Freund... hä?), der Film weiß selbst nie so genau, ob er sich jetzt ernst nehmen will oder nicht (bei der... ahem... spektakulären Flucht durch den Wald latzt Patrick sich mit dem Fressbrett in einen Stacheldrahtzaun, steht wieder auf, brummelt ein "Geht schon wieder", geht zwei Schritte weiter und tappt in eine Bärenfalle... was haben wir gelacht), der Showdown ist ungefähr in Musikantenstadeltempo inszeniert und sowieso fühlt der Film sich an, als wäre er eine Folge irgend einer nachmittäglichen Pseudo-Actionserie, allerdings das ganze wie gesagt auf 90 Minuten gestreckt.
Regiestuhlbesetzer Richard Gale ("Dangerous Connection", ansonsten hat der Kerl noch nix weiteres gemacht) schafft es innerhalb dieser Zeit nicht auch nur das geringste Fünkchen Spannung aufkommen zu lassen oder einem die Charaktere irgendwie sympathisch zu machen. Ganz im Gegenteil. Die Luschen, die uns über die ganze Lauflänge vor der Nase rumstaksen, verhalten sich nämlich nicht gerade wie ach so intelligente Studenten, die sie ja darstellen sollen. Sondern eher auf dem geistigen Niveau von grob geschätzt fünfzig Metern Feldweg. Soll heißen: Mein Gott, sind die allesamt dumm... Das fängt bei Intelligenzbestie Steve an, der eigentlich mit seinem Schnuckiputzi Sara (dargestellt von "40 Tage, 40 Nächte"-Nebendarstellerin Michelle Harrison, die übrigens in Uwe Bolls neustem Streich "Dungeon Siege" eine Rolle als - und da zitiere ich IMDB - "Hysterical Woman" hat... da kann sie sich beim auf-der-Party-angeben ja direkt hinter "Bearded man exiting the cable car" Joe D'Amato einreihen... ah, ich schweife ab) überglücklich ist, sich trotzdem mir nichts dir nichts von Quotenblondine Amber (Angela Featherstone, "bekannt" aus ihrer besseren Statistenrolle in "Con Air") anmachen, abschleppen und abknutschen lässt, obwohl sie sich etwa eine halbe Filmminute früher überhaupt nicht leiden konnten und sich das auch gesagt haben... Das geht weiter bei seinem mindestens ebensosehr mit Geistesgaben gesegneten Kumpel Patrick, dessen beste Idee zum Cop-Verfolger-aufhalten folgende ist: Man nehme drei Cheerleaderinnen als Geiseln, setze sie auf den Rücksitz des Autos, fahre eine dunkle Straße entlang, ziehe allen dreien dann die Oberteile plus BHs aus und setze sie auf besagter Straße aus. Was wären denn die Cops für Menschen, wenn sie da einfach dran vorbeifahren würden (gnar, man reiche mir ein Brett oder so...). Weiterer Schwachsinn beinhaltet dann auch noch vorhin genannten Hinterwäldler, der nach Steves Entschuldigung nicht nur der Jungs bester Kumpel wird, sondern sie auch noch mit Waffen ausstattet (hat zum Glück eine ganz ansehnliche Sammlung im Haus) und ihnen in jeder nur erdenklichen Art und Weise hilft. Tja, wenn ich's nicht besser wüsste, ich würde behaupten, dass das komplette Skript aus der Feder von keinem geringeren als dem bekannten und beliebten Autor Rainer Zufall stammt...
Gut, die Story ist also grober Bockmist, die Regie versagt auf ganzer Linie... Wie sieht's eigentlich mit den Darstellern aus? Düster, sag ich euch. Kerr Smith und Lochlyn Munro tun ihr bestes, um gegen diese Katastrophe anzuspielen, ziehen aber ganz klar den Kürzeren. Smith hat dabei auch noch die Arschkarte gezogen, denn er darf den wohl beknacktesten Filmhelden aller Zeiten verkörpern... Munro hat wenigstens ein paar wenige ganz lustige Sprüche auf lager. Angela Featherstone liefert eine recht passable Show ab, ganz im Gegensatz zu Adrien Dorval ("Sehr Verdächtig", "Die unendliche Geschichte III", spielt hier Fiesarsch Bo), der wohl bedrohlich wirken soll, allerdings nur wie ein lächerlicher Hampelmann mit Aggressionsproblemen rüberkommt. Besser ist da schon sein Filmvater, uns' Badguy Donnelly Rhodes (spielt in der neuen "Battlestar Galactica"-Serie, hatte ansonsten kleinere Rollen in solchen Serienhits wie "Viper", "Millenium" und "Akte X"), der den örtlichen Sheriff gibt, der Jagd auf die beiden flüchtigen macht und dabei Justiz mit Selbstjustiz zu verwechseln scheint... Was ihn ein wenig ins Straucheln bringt ist auch die in etwa einer halben Sekunde abgeschlossenen Charakterentwicklung seiner Figur von "Lasst uns reden" zu "Sterbt, ihr Schweine", ansonsten zieht er sich ganz gut aus der Affäre. Und zu guter letzt ist da noch die schon vorher erwähnte Michelle Harrison, die es im Prinzip auch schafft, nicht allzu belämmert dazustehen. Sie hat auch nicht sonderlich viel Screentime...
Nachdem wir jetzt schon ne Weile an dem Film rumsezieren und bislang noch auf nichts brauchbares gestoßen sind, muss es doch irgend etwas positives geben, nicht oder? Hm.... probieren wir's doch mal mit den Actionsequenzen. Gibt's da vielleicht was gutes drüber zu sagen? Öh... Fehlanzeige. Die sind lahmarschig, uninteressant, schon tausendmal dagewesen und noch dazu nicht mal sonderlich blutig. Die FSK 18 scheint der Film im Lotto gewonnen zu haben, die ist zwar nicht so absolut fehl am Platze wie die von "Straßen in Flammen", aber ne 16 hätte "Pressure" trotzdem wesentlich besser zu Gesicht gestanden. Denn man lasse sich das mal auf der Zunge zergehen: Der Film hat einen Bodycount von vier (!) Leuten. Und wirklich spektakulär ist davon nur eine einzige Todesszene... Äh, ne, doch nicht. Spektakulär ist anders... Aber im Kontext des Filmes, will heißen "spektakulärer als wie alle anderen".
Sonst noch was zu diesem Film zu sagen? Hm... Optik? Langweilig, da eigentlich alles grün. Musik? Ist mir nicht im Gedächtnis geblieben, kann also nix tolles gewesen sein. Kameraarbeit? Standard. Hab ich irgend was vergessen? Nö. Alles drin.
Kommen wir zum Fazit: Kreuzworträtselfrage des Tages: Guter B-Actionfilm mit acht Buchstaben? "Gunpower" (argh, ich hab's getan...). Schlechte Entschuldigung für einen Actionstreifen mit zweifelhaftem Nachmittagsseriencharme und ebenfalls acht Buchstaben? "Pressure"! Bei dem Film stimmt leider so gar nichts. Die teilweise ganz passablen Schauspieler können dieses Wrack nicht vor dem Sinken retten. Spannend ist anders, actionreich auch. Und vor allem ist INTELLIGENT, LOGISCH und NACHVOLLZIEHBAR anders. "Pressure" ist einfach ein Film der verschenkten Möglichkeiten, der eigentlich nur dadurch glänzen kann, dass er wirklich absolut konsequent uninteressant ist. Denn er ist leider wiederum auch nicht so schlecht, dass er dem Trashfreund Spaß bereiten könnte... Damit verliert "Pressure" in meinen Augen voll und ganz seine Daseinsberechtigung. Wenn einer meine DVD haben will, Angebote in den Briefkasten...
Einzelwertungen
Darsteller: 06/10 (ich mag Smith und Munro und sie sind auch ganz gute Darsteller, aber diesen Film hätten sie sich wahrlich nicht antun müssen... abgesehen davon recht durchschnittlich)
Plot: 02/10 (bekloppte Melange aus Actionfilm und Backwood-Thriller, die einfach nur unglaubwürdig ist und auch ansonsten keinen gesteigerten Sinn ergibt)
Effekte: 03/10 (hm, joa, wir haben ein halbes Feuergefecht... da hab ich aber auch schon wesentlich besseres gesehen)
Anspruch: 02/10 (quasi nicht existent, am besten einfach Hirn ausschalten und nicht weiter drüber nachdenken, denn das würde wohl nur zu Kopfschmerzen führen)
Gesamtwertung: 02/10 (lahmer Billigstreifen, der keinen Spaß macht und auch ansonsten eigentlich nichts hat, was für ihn spricht)
Link zur IMDB-Seite (Wertung: 5.7)
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