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    Ehrengarde Avatar von Ptah
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    "Ich weiß es nicht.", gab Ptah offen zu, "Jeder nimmt die Magie in sich selbst anders wahr. Für den einen stellt sie sich wie ein tiefer ruhiger See, ein Bassin von Wasser dar, das schon durch einen kleinen Tropfen in Bewegung geraten kann. Andere haben eine gänzlich formlose Erscheinung. Beschreiben mehr eine Präsenz. Die Anwesenheit von etwas, das sie nicht einordnen können."

    In den dunklen Augen des Varanters pochte die Neugierde auf Scorchals Gehversuche in dem unbekannten Terrain. Es war ein Augenblick, der der Entdeckung einer neuen Welt gleichkam. Die großen Pioniere mussten sich so gefühlt haben, wenn sie fremdes Land ansteuerten.

    "Warum versucht Ihr Euch nicht selbst in einer Einschätzung des Erlebnisses? Habt Ihr schon andere Erfahrungen gemacht, die von ähnlicher Intensität waren? Habt Ihr je in ähnlicher Weise etwas empfunden? Oder war es vielleicht doch nur Einbildung?", bot der Adept seinem Schüler verschiedene Denkansätze an.

  2. Beiträge anzeigen #102
    Provinzheld Avatar von Scorchal
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    „Mh“, machte Scorchal nur, den Blick auf einige Stoffrollen geheftet, die unbenutzt und leicht Staub ansetzend in der Ecke lagen. „Ich weiß nicht …“, gab er leise zu. Doch dann fielen ihm zwei Dinge ein, die von größter Intensität gewesen waren. Der Gedanke an sie war zwar verbunden mit dem Schmerz des Verlustes, aber langsam fand der Novize die Kraft, vergangene Dinge differenzierter zu betrachten, meist auch mehr auf die guten Seiten bedacht, als auf das schlechte Ende, dass sie nahmen.
    „Der Tag, an dem meine Frau und ich …“, er räusperte sich kurz, „… den Bund fürs Leben schlossen. Ein wunderschöner, sonniger Tag am Hofe meines Herrn. Auch wenn ich unserem Grafen und seinem Kastellan nur als ‚einfacher’ Mann gedient habe, so schätzte man mich doch. Das lag wohl einfach an der Art des Grafen, der – Möge das Jenseits ihm nur Schönes bieten – ein Mann von gutherziger Art gewesen ist. Wir heirateten im großen Saal, getraut von Seiner Gnaden persönlich.“ Bei der Erinnerung lächelte Scorchal gedankenverloren. „Ein ungekanntes Gefühl. Erfüllt von so viel Wärme, Freude, Liebe, Zufriedenheit und Glück. Eine Explosion positiver Empfindungen. Nicht in Worte zu fassend …“
    Der schönste Tag seines Lebens, das war er gewesen. Mit der Sonne, so war er sich selbst jetzt noch sicher, hatten die Götter auf ihn und seine Liebste hinab geblickt.
    „Dann … war da noch die Geburt meiner Tochter. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, dieses neue, unschuldige und reine Leben in Händen zu halten. Wie es schläft, die Augen geschlossen hält, am Daumen nuckelt und sich in der bestickten Stoffdecke regt.“
    Er verstummte. Tränen erstickten seine Worte, flossen still über seine Wangen. Mit einer beiläufigen Bewegung mit dem Ärmel wischte er sie weg.
    „Das waren beides Gefühle und Empfindungen solcher Intensität, wie ich sie der Magie zusprechen möchte. Magische Momente. Und das Rauschen, das ich eben gehört hatte … Nun, es besaß nicht die Kraft dieser Augenblicke, verhieß sie aber. Als wäre das leise Rauschen nicht alles. Als wäre es nur Kulisse für etwas Größeres, Stärkeres und Intensiveres.“ Er lächelte kurz. „Vielleicht für die Magie.“

  3. Beiträge anzeigen #103
    Ehrengarde Avatar von Ptah
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    Der Varanter hatte Mühe seine emotionale Reaktion auf die Schilderung des Novizen zurückzuhalten. Als er schließlich zu einer eigenen Einschätzung ansetzte, sprachen Anerkennung und Respekt aus den Worten des Robenwirkers,:

    "Ich möchte Euch abermals danken für Euer Vertrauen in mich. Wir kennen uns kaum ein paar Tage und Ihr teilt bereits sehr persönliche Erlebnisse mit mir, ohne dass ich etwas getan hätte, dass diese Offenheit auslösen hätte können. Hoffen wir, dass ich noch Gelegenheit erhalte, es mir auch zu verdienen."

    Sein Blick suchte den des Anderen, um das Gesagte zu bestärken. Es lag ihm viel daran klarzustellen, dass er sich durch das Vorschussvertrauen Schüler geehrt fühlte.

    "Die Beschreibung Euerer Erfahrung klingt in meinen Ohren so, dass Ihr auf einem richtigen Weg seid. Die Wahrnehmung dieses Rauschens. Eine Beschreibung von diffuser Qualität fügt sich gut ins Bild ein. Wir können die Magie nicht mit unseren normalen Sinnen erfassen, sie sind schlicht nicht darauf ausgelegt und doch sind wir fähig sie wahrzunehmen. Ich finde, dass Ihr heute einen ganz beachtlichen Fortschritt gemacht habt, Scorchal, deshalb will ich Euch bis morgen noch eine Aufgabe auftragen." Der leichte Anflug von Horror auf der Miene des Dunkelhäutigen entging ihm nicht, worauf er mit einem Zwinkern ergänzte, "Es ist diesmal kein Rätsel, keine Sorge. Ich möchte, dass Ihr das, was Ihr heute getan habt, wiederholt. Versucht Euch damit vertrauter zu machen. Vielleicht gelingt es euch ja sogar, die Verbindung dieses Rauschens zu Euch zu erspüren."

  4. Beiträge anzeigen #104
    Provinzheld Avatar von Scorchal
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    Die Worte des Adepten und Magiewirkers ließen Scorchal lächeln. „Nun, einerseits mag diese offene Haltung Euch gegenüber daran liegen, dass wir per se Brüder im Sinne dieser Gemeinschaft sind. Und Brüdern gegenüber, außer es sind jene schlechten Verwandten, schwarze Schafe der Familie quasi, ist man immer offen und kennt ihnen gegenüber nur wenige oder keine Geheimnisse.“, erklärte er die Unbeschwertheit im Umgang mit dem Erlebten, „Andererseits erscheint Ihr mir als Mensch in Ordnung, Ptah. Ich sehe und spüre, dass auch Ihr Eure Last zu tragen habt. Vergleiche mit der meinigen will und möchte ich nicht anstellen. Niemand darf sich das Recht heraus nehmen, die Bürde eines Mannes niederer zu werten als die eigenen. Das ist egoistisch und falsch. Dennoch … vielleicht ist es gerade eben die Tatsache, dass das Leben uns beiden nicht allzu viel geschenkt hat, wegen der ich Euch gegenüber mit meiner Geschichte so offen bin.“ Er lächelte kurz. „Natürlich verlange ich das nicht auch im Gegenzug von Euch. Auch so etwas Maße ich mir nicht an, zumal Ihr in unserer Hierarchie über mir steht. Ich will Euch damit nur erklären, warum ich Euch dieses Vertrauen schenke.“, schloss er lächelnd, ehe er einen Moment still an die gestellte Aufgabe denken. Das Gefühl, dieses Rauschen, willentlich verspüren. Darauf hinarbeiten, es zu spüren. Den Zustand erreichen, in dem er die Empfindung voll und ganz auskosten konnte.
    „Ich werde es versuchen, Ptah“, antwortete er schließlich grinsend, „Verlasst Euch darauf.“

  5. Beiträge anzeigen #105
    Kämpfer Avatar von Iain
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    "Verdammt!" Der junge Mann stand, auf den Besen gestützt, im Arkadenhof des Magierhauses und schallte sich für sein fehelndes Talent. Seit dem Treffen mit dem Hofmagier Kilijan versuchte er sich immer wieder an dessen Aufgabe. Wie erwartet fiel es ihm als ewigem Tagträumer leicht die Welt um sich herum auszublenden, doch der zweite Schritt erwies sich als umso schwieriger. Wie sollte man seine Gedanken verdrängen? Das empfohlene Buch von Meister Hyperius blieb ihm vorerst verwehrt. Zum einen konnte er es nicht finden und selbst wenn konnte er es nicht lesen, dazu fehlten ihm noch immer zu viele Buchstaben des Alphabetes. "Ich muss Turang aufsuchen", murmelte Iain vor sich hin. Und Vater und Clemens und Gath und Selina und und und.

    "So wird das nichts Iain", erklang hinter ihm mit leicht amüsiertem Unterton Leighs Stimme. "Ich...", stammelt der Fischer. "wollte beim Fegen eine kurze Pause einlegen und mich am meditieren versuchen.", beendete der Novize seinen Satz. "Schon klar. Aber so wird das nichts. Wenn du Meister Kilijan beeindrucken willst musst du dich schon mehr anstrengen. Hat er dir denn nichts vom Standardwerk für angehende Magier gesagt?"
    Etwas verdutzt blickte der Bärte drein. "Woher weißt du von ihm?" Leigh lächte wissend. "Uns entgeht nichts. Was ist nun mit dem Buch?"
    "Ich....habs noch nicht gefunden", erwiderte Iain, was zwar nicht Gelogen awr, aber auch nicht ganz der Wahrheit entsprach. "Hast du ein Glück, dass du die richtigen Leute kennst. Es ist meist vergriffen. Man sollte vielleicht den Bibliothekar ersuchen weitere Exemplare zu bestellen, aber..." Der Novize griff in den kleinen, ledernen Tornister an seinem Gürtel und zog ein kleines geschundenes Büchlein hervor. "Hier. Das ist kein Orginal, aber eine meine handgeschriebene Kopie der wichtigsten Absätze nebst vermerken."
    "Danke", gab Iain überrascht von sich. "Aber brauchst du das denn nicht selbst?" "Keine Sorge. Ich hab die Grundtechnik verinnerlicht und muss mir ohnehin eine echte Ausgabe organisieren für weitere Lektionen. Behalt es einfach so lang du es brauchst." Der blonde Novize wandte sich zum gehen. "Ach noch ein kleiner Rat. Such dir eine vertraute, ruhige Umgebung. Man mag zwar am Anfang meinen die Umgebung gut genug ausgeblendet zu haben, doch unterbewusst stört es dich immer noch."

    "O..ok...danke." Vertraut und ruhig? Iain machte sich wieder an die Arbeit. Beflügelt von Leighs Hinweis und ein Bild des perfekten Ortes im Kopf wollte er schnellstmöglich fertig werden.

  6. Beiträge anzeigen #106
    Provinzheld Avatar von Scorchal
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    Scorchal ist offline

    Bergsee

    Der Rücken des Novizen lehnte an einem alten Baum, der abseits vom Bergsee lag, jenem von einer Quelle im Gebirge gespeisten Erholungsort der Menschen von Setarrif. Nun, zumindest derer, die Zutritt hatten. Arme waren hier nicht gerne gesehen, einfache Leute vom Widerstand oder ungebildete Söldner ebenso wenig. Für alle anderen jedoch bot dieser Ort über der Stadt jedoch Ruhe, Stille oder Erfrischung. Für Scorchal bedeutete sie nur Ruhe, die er für die Aufgabe Ptahs auf jeden Fall gebrauchen könnte.
    Den Zustand willentlich herbeirufen, erinnerte er sich noch einmal an den Grundtenor der Worte des Adepten, und eine Verbindung des Rauschens zu mir finden und herstellen.
    Das war natürlich einfacher gesagt als getan. Hier befand er sich nicht in einem geschlossenen Raum im Tempelviertel sondern an einem See, der auch zu dieser frühen Morgenstunde einige Besucher angelockt hatte, die sich zwar nicht lauthals unterhielten, jedoch schon gut hörbar. Dazu noch die Geräusche der Natur: Das schwappende Wasser der vom Wind gekräuselten Oberfläche des Sees, das morgendliche Singen im Sonnenschein der Vögel auf den Bäumen den dumpfen Lärm aus der Stadt unter ihm.
    Aber genau das ist doch die Schwierigkeit. Wenn ich die Magie wirkungsvoll einsetzen will, muss ich sie in jeder Situation rufen können. Was bringt es mir, wenn ich sie nur an Orten der Ruhe und Entspannung rufen kann, nicht jedoch mitten im Schlachtgetümmel – in welches ich, so Adanos will, nie geraten werde.
    So schloss der Novize die Augen, verbannte langsam und geordnet alle Geräusche und Einflüsse, soweit er sie verbannen konnte. Das leicht schlechte Gewissen, als er der Küchentruppe eine Absage aufgrund der Magieausbildung erteilt hatte. Den Gedanken verbannte er mit dem Versprechen an sich, die Arbeit wieder nachzuholen. Das Rauschen des Windes in den Bäumen, das so anders klang als jenes der – wie er hoffte – Magie. Unordentlicher, weniger rhythmisch. Den Singsang der Vögel, der langsam nur noch zu einem leisen Hintergrundgeräusch wurde, ehe er ganz verschwand. Die Stimmen der Menschen, die Belanglosigkeiten tauschten. Auch sie verschwanden.
    Letztendlich blieb nur das Schwappen und leise Rauschen der Seeoberfläche im Wind. Gleichwohl der Bergsee sicherlich etliche Meter tief war, war sein Klang nicht mit dem des Meeres zu vergleichen, welches dagegen wirkte wie die Unendlichkeit der Schöpfung, was sie vielleicht auch war. Das Rauschen, das Scorchal gehört hatte, hatte Geheimnisse mit sich getragen, hatte von Tiefe und Ewigkeit gesprochen. Von Verheißung. Aber auch von Gefahren, von Dingen, die in der Pechfinsternis der Abgründe lauerten.
    Denke daran, gemahnte der Novize sich, die Magie ist kein Spielzeug, kein Hilfsmittel für müßige Leute. Du hantierst mit einer Urkraft. Missbrauch kann den Tod bedeuten, Respektlosigkeit ewige Verdammnis oder Schlimmeres …
    Langsam und fließend ging das Rauschen des Sees über in das ferne Rauschen des Meeres, als hätte sich der kleine Bergsee plötzlich in einen Ozean verwandelt, an dessen Gestaden der Dunkelhäutige stand und lauschte. Der Klang wurde tiefer, das schwappende Süßwasser zu rhythmisch anbrandendem Salzwasser. Das Rauschen gewann an Stärke, Intensität, Kraft. Es wurde voller, füllte den Geist des Menschen aus. Avancierte vom Geräusch im Hintergrund zu etwas, das wirkte wie ein gewaltiges Gewitter irgendwo auf dem Weltmeer. Vor seinem geistigen Auge sah der Novize sich selbst, wie er langsam auf die Brandung zu ging. Ruhig, ohne gehetzt zu wirken. Vorsichtig, ohne ängstlich zu wirken. Respektvoll, nicht den Gedanken aufkommen lassend, dass dieses Urelement ihm untertan war, sondern weit, weit über ihm stand. Lauwarmes Nass umspülte seine Stiefel, drang in sie ein. Die Stoffhose klebte feucht an seinen Beinen, die Novizenrobe sog sich voll, je weiter der der Mann in das Wasser ging. Weicher Sand unter sich, Wasser um sich herum. Er schmeckte Salz, er roch Salz und spürte es auf der Haut. Dann gelangte er an einen Punkt, wo ihm das Meer bis zu den Achseln stand, er zwar noch Boden unter den Füßen hatte, der jedoch weiter abfiel, steil sogar.
    Bis hier hin, wusste er, nicht weiter. Das darf noch nicht sein. Nicht jetzt. Wann anders, wenn ich bereit bin. Wenn ich in der Strömung schwimmen kann, ohne dass ich versinke und sie sich mit reißt.
    Der Novize öffnete die Augen. Die Sonne spiegelte sich auf der Oberfläche des Sees, der Wind rauschte in den Bäumen und die Stadt Setarrif sprühte vor Lebendigkeit. Die Menschen teilten nicht mehr Belanglosigkeiten sondern ihr Leben und Vertrauen. Die Vögel störten nicht mehr, sondern besangen die Schöpfung Adanos’. Der See war nicht mehr ein kleines Abbild des rauschenden Meeres, sondern ein ebenso mit Respekt zu behandelnder Ort. Ihm fehlte zwar die Größe, er wirkte winzig, aber auch er sprach von Tiefe und Gefahren.
    Das Wichtigste war jedoch: Das Rauschen des fernen Meeres hörte er immer noch. Selbst jetzt, im wachen Zustand. Es war nicht laut, es war nicht störend oder irreführend. Nur weit, weit hinten in den Winkeln seines Geistes rauschte es, klang es voll Stärke und Leben.
    Und er – Scorchal – kannte die Verbindung zwischen ihnen. Es rief ihn. Es brauchte ihn. So wie er es brauchte. Die Magie. Das Meer. Das Leben. Alles.
    „Das muss ich Ptah erzählen“, murmelte er lächelnd, ehe er sich erhob und sich auf den Rückweg machte. Es galt Arbeit nachzuholen, Studium der Magie hin oder her. Pflichten gingen vor.

  7. Beiträge anzeigen #107
    Kämpfer Avatar von Iain
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    Iain ist offline
    "Verdammt!" Zum zweiten Mal an diesem Tage fluchte er lauthals. Der perfekte Ort für seine Übung war so nah und doch so fern. Die kleine Bucht, in die es ihn seit jeher in besinnlichen Moment gezogen hatte, lag unweit der Stadt, doch ohne ein Boot nicht zu erreichen und eben jenes lag noch immer geschunden vor seiner Hütte. Ob Gath schon Zeit gefunden hat es sich anzusehen? Iain plagte etwas das schelchte Gewissen, das er noch nicht wieder mit dem jungen Bootsbauer über die anstehende Arbeit gesprochen hatte. Doch sehnte es den Novizen genauso danach die ihm gegebene Chance zu nutzen und sich der Magie zu widmen - dem großen unbekannten Wesen. Dann versuch ich es eben hier. Der junge Mann stieg stapfte am Strand entlang, an den seine Familie, seit des Schiffsunglücks, zum fischen kam. Der grobe, dunkle Kies unter seinen Füßen knarzte auf seinem Weg zu einer geeigneten Stelle. Das ist perfekt. Iain zog seine Kleider aus und legte sie auf einen kleinen Felsvorsprung, in der Hoffnung die Wellen würden sie verschonen und rannte kurzerhand ins Meer. Das Wasser war kühl, aber nicht unangenehm. Mit einigen kräftigen Zügen schwamm er einige Meter raus. Vorsichtig. Zum Glück war die See heute ruhig, sonst wäre sein Unterfangen schneller beendet als ihm lieb sein konnte. Hochkonzentriert näherte er sich den Felsen, die aus dem Meer ragten. Geschafft. Zufrieden ließ er sich auf dem flachen Stein fallen. Wo wenn nicht hier, an Adanos ureigenstem Element sollte ich Ruhe finden?

    Iain schloss die Augen. Ob er einmal einen anderen Ansatz probieren sollte? Beim Fegen des Hofes hatte er genug Zeit gehabt nachzudenken. Zum Beispiel über jene Moment in denen er glaubte für einen Lidschlag den von Meister Kilijan geforderten Zustand unbewusst erreicht zu haben. Dem Novizen war aufgefallen, dass er sich meist etwas sehr konkret und intensiv gewidmet hatte und dabei verloren ging. Schaden kann es nicht. Ihm kamen sofort tausend Dinge in den Sinn über die er sich den Kopf zerbrechen konnte, doch würde erst so anfangen, gab es kein Entrinnen. Warum nicht etwas ausnutzen was ich gut kann?

    Iain atmete tief ein und aus. Das leise Rauschen des Meeres erfüllte seine Ohren, das kühle Wasser spritze auf seine nackte Haut, der sanfte Wind fuhr durch sein Haar und im Odem der See schwang eine süße Note unbekannten Ursprungs, die er gierig aufsog. Der junge Mann konzentrierte sich auf jeden seiner Sinne einen Moment, ließ die Gedanken fallen und wandte sich dem nächsten zu. Immer wieder vollführte er diesen Tanz der Sinne bis er schließlich vergaß weiterzumachen...

  8. Beiträge anzeigen #108
    Ritter Avatar von Turang
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    "Zur gleitenden Feder"

    Das Leben in Setarrif ging in seinem Alltag auf, in jener Stadt, in der vielleicht jeder Mensch seine eigene Geschichte erzählte, doch jede einzelne Geschichte fügte sich in ein großes Ganzes, das in seinem endgültigem Ausmaß der Kern von Freiheit in dieser Welt war. Vielleicht mochte sich ein einfacher Fischer oder Händler oder Bäcker hier unbedeutend vorkommen, in Wirklichkeit schuf er mit seiner Geschichte einen Teil des Ganzen, sowie ein auch ein ganzer Fluss nur aus unzähligen Tropfen besteht. So bildete jede Geschichte in Setarrif einen Teil der Geschichte dieser Welt.

    Ein altes, zerlesenes Buch, das die große Geschichte von Al Shedim erzählte lag auf Turangs Arbeitstisch, welcher begann, den Einband mit dem Werkzeug, dass Kilijan ihm gefertigt hatte, zu lösen, um ihm einen neuen zu fertigen und auch einige Seiten würde er wohl nochmals abschreiben und neu einbinden müssen, denn der Text war dort an einigen Stellen unleserlich geworden.

    Es war ein altes Buch aus der Bibliothek des Ordens, die Restauration war also von Calamus in Auftrag gegeben worden, der sich als Turangs Stammkunde am festesten in seinem Geschäft etabliert hatte, schlicht und einfach weil er der Wächter von Setarrifs größter Büchersammlung war. Der Magier kam zwar selten genug persönlich zu ihm, doch Turang erhielt über allerlei Novizen immer neue Werke aus der Bücherei, um sich ihrer anzunehmen und wohl allein die Aufträge von Calamus hätten wohl gereicht, um Turangs Leben zu finanzieren.

    Es war ein guter Gedanke, einen so krisenfesten Kunden an der Hand zu haben.

  9. Beiträge anzeigen #109
    Kämpfer Avatar von Rognor Hammerfaust
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    Der Schweiß perlte von der Stirn des Weißhaarigen und verflüchtigte sich in dessem Bart. Gestern früh hatte er angefangen seinen Hammer zu suchen. Die Vermutung des Fallenkonstrukteures nach ist der Hammer zwischen der Bibliothek, der Taverne, der Akademie oder sonst irgendwo auf den Straßen Setarrifs verloren gegangen. Dies schränkte die Suche relativ groß ein. Denn wenn seine Vermutung richtig wäre dann müsste er nicht alle Menschen der Stadt dazu zwingen ihre Taschen vor seinen Augen zu entleeren. Niemand klaut mir meinen Hammer! Warum auch? Der Hammer ist schmucklos und abgegriffen. Völlig nutzlos für einen Dieb. Kurz vor dem Tor der Stadt blieb der Zwerg stehen und holte erschöpft Luft. Der Wächter hatte ihn heute bestimmt schon fünfmal gesehen. Oder auch öfter. Rognor kam in der Sekunde, in welcher er wieder eine der Straßen absuchen wollte, die Idee den Wachmann zu befragen. Jeder ehrliche Mann gibt Fundsachen ohne Wert der Wache oder auch nicht. Allerdings war es ein Versuch wert. "Hey Du da in der schicken Rüstung. Hast du einen Hammer gefunden? Wenn ja hast du ihn bei dir und willst du ihn mir geben?" Der Wächter nickte und fingerte an einer seiner Taschen herum. Im Zwerg keimte die Hoffnung auf, dass er seinen Hammer zurückbekommen würde. Was der Wachman ihm allerdings anbot war auf gar keinen Fall ein Hammer, geschweige denn der Hammer von Rognors Meister. Die Wache präsentiert demm Weißbärtigen lachend seine Mittelfinger. Der Gesichtsausdruck des Zwerges verfinsterten sich und während er auf die lachende Wache zuging ballten sich seine Hände zu Fäusten. Kurz bevor er den Wachmann erreicht hatte un ihm einen runter hauen konnte erinnerte er sich an die Worte des Rotschopfes in der Taverne. Der Typ sah nicht danach aus, als ob er sein Versprechen den Zwerg einen Kopf kleiner zu machen, sobald dieser einen weiteren Soldaten angriff, brechen würde. Sofort grinste der Fallenkonstrukteur freundlch und sagte in einen sehr netten Tonfall " Danke mein Herr das ihr mir weiterhelfen wolltet. Sobald ich meinen Hammer habe werde ich ihn euch in den Allerwertesten schieben. Trotzdem eine Gute Wache noch." Der Zwerg ging fröhlich pfeifend von dannen. Verdammt. Warum kann ich ihn nicht finden. Morgen kann ich ja weitersuchen. Aber jetzt habe ich mir ein Bier verdient.Gemütlich schlenderte Rognor der Taverne entgegen und trat ein. Kurze Zeit nachdem der Weißhaarige an seinem Stammtisch saß kam sein Freund und gleichzeitig der Kellner Adson.

  10. Beiträge anzeigen #110
    Ritter Avatar von Adson Muller
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    Es war noch ruhig in der Taverne. Kaum ein Gast befand sich zur Zeit in der Sturzkampfmöwe und so hatte Adson wenig zu tun. 'Wird wohl am schönen Wetter liegen!', befand der junge Schreiner und genehmigte sich eine großen Schluck Wasser, als Rognor den Schankraum betrat und sich schwer auf einen Stuhl fallen ließ.

    Adson verzog erst leicht das Gesicht, schließlich erinnerte ihn der Zwerg an die unschönen Ereignisse der letzten Tage. Wenigstens hatte sich der Biergeruch verzogen - oder hatte Adson sich daran gewöhnt? - und der kaputte Stuhl konnte wenigstens noch zum Tablett umfunktioniert werden. Außerdem Adson den weißhaarigen Brummbären eigentlich recht gut leiden und so füllte er einen Humpen mit kühlem Bier und stellte dies dem Fallenkonstrukteur auf den Tisch.

    "Ein Bier, wie immer, nehme ich an!", sagte Adson und lächelte seinen Gegenüber freundlich an, als dieser dankbar nach dem wohlschmeckenden Getränk griff. "Wie geht es Euch eigentlich, Rognor? Habt Ihr den letzten ...ähm ... Zwischenfall gut überstanden? Es sah ja mitunter ziemlich übel aus. Und als ich Euch vorhin, als ich auf dem Weg zur Taverne war, wie angestochen durch die Stadt eilen sah, da hab ich mir schon ein wenig Sorgen um Euren Körper- und Geisteszustand gemacht. Ihr habt doch nicht etwa bleibende Schäden davon getragen?"

  11. Beiträge anzeigen #111
    Kämpfer Avatar von Rognor Hammerfaust
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    Rognor Hammerfaust ist offline
    Adson hatte richtig angenommen und brachte auch sofort ein Bier an den Tisch. Doch Adson gab sich nicht zufrieden mit dem einfachen Bier birngen. Sofort fragte er nach dem Gesundheitszustand des Bärtigen. Der Junge bewies ein ums andere Mal, dass Rognor einen gutem Freund hatte. " Ach Verdammt Junge der Quacksalber hat gesagt, das es nur angeknackste Rippen waren." Etwas leiser hat erwähnte der Zwerg, dass er eigentlich das Bett hüten müsse. " Aber trotzdem gehts mit prächtig. Nun ja nicht ganz so prächtig. Ich hab meinen verdammten Hammer verloren. Aber bevor ich hier von meinen verlorenen Sachen rede sag mir liebr, was ich euch schuldig bin." Während er die Antwort abwartete nahm er einigen kräftihgen Schluck des Biers.

  12. Beiträge anzeigen #112
    Ritter Avatar von Adson Muller
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    Adson Muller ist offline
    "Über die Kosten werdet Ihr mit Sarpedon reden müssen. Schließlich gehört die Sturzkampfmöwe ihm, ich bin ja bloß Angestellter.", erwiderte der Schreinergeselle. 'Soviel ist ja letztendlich doch nicht zu Bruch gegangen', dachte er und fuhr fort: "Apropos Sarpedon, er hat mir von Eurer Aufnahme in die Reihen der Widerstandskämpfer erzählt. Herzlichen Glückwunsch! Es war sicherlich die richtige Entscheidung! Jetzt habt Ihr den ersten Schritt zum großen kleinen Krieger schon geschafft."

    Grinsend ging Adson wieder hinter den Tresen und griff nach dem dort liegenden Hammer.

    "Und was Euren Hammer angeht, nun, da kann ich Euch behilflich sein. Hier habt Ihr ihn."

    Die Augen des Zwerges begannen zu leuchten, als er das geliebte Werkzeug wieder in Empfang nehmen konnte. Adson fuhr erklärend fort:

    "Falls Ihr Euch fragt, wie ich ihn in die Hände bekommen habe. Nun, Ihr habt ihn mir höchstpersönlich zur Aufbewahrung anvertraut. Da ist wohl, neben den Rippen, auch die Erinnerung zu Bruch gegangen. Jetzt habt Ihr ihn also wieder, aber versprecht mir, dass Ihr in Zukunft bedächtiger handelt."

    Der junge Mann nahm wieder am Tisch des Zwerges Platz und fügte noch beiläufig hinzu: "Oder Eure Prügeleien anderorts durchführt."
    Geändert von Adson Muller (01.05.2012 um 16:39 Uhr)

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    Kämpfer Avatar von Iain
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    Iain ist offline
    "Und gleich nochmal", murmelte der junge Novize. Die Augen geschlossen tief ein und ausatmend beruhigte sich sein Puls und seine alltäglichen Gedanken wurden verdrängt von einem einzelnen Zielgerichteten. Das weiche Gras des Innenhofs kitzelte an seinen Beinen. Der frische Abendwind ließ seine Nackenhaare zu Berge stehen. Die Geräusche der anderen Novizen entschwanden und wichen dem prasseln des Brunnens neben ihm. Schließlich entschwand das Gras und der Himmel und hinterließ nichts als einer großen Leere, nur das plätschern des Wasser war weiter in seinen Ohren, doch der Klang wandelte sich. Er konnte nicht genau sagen was es war, aber weit in der Ferne, so man in den endlos schwarzen Gefilden davon sprechen konnte, meinte er etwas zu sehen, dass der Quell der Geräusche sein könnte.

    Iain schlug die Augen auf und musste blinzeln, ob der Welt und Sinneseindrücke die über ihn hereinbrachen. Er hatte fast den ganzen Tag auf dem Felsen am Strand gehockt und kaum gemerkt wie die Zeit verflogen war. Selbst Clemens hatte er vergessen, der ihm eine gehörige Standpauke bei seiner Verspäteten Einkehr gehalten hatte. Er war förmlich über den Markt gerannt um die Besorgungen noch zu tätigen. Nicht mal Zeit bei Turang vorbeizuschauen hatte er mehr, obwohl er sich das eigentlich vorgenommen hatte. Nach getaner Arbeit war der Bärtige aber dennoch nicht ins Handwerkerviertel sondern ins Magierhaus gelaufen. Er hatte gehofft einen der Bande zu treffen um zu erfahren ob seine Methode für Meister Kilijan ausreichen würde, doch es war niemand anzutreffen. Offenbar waren sie selbst mit ihren Studien beschäftigt und der junge Fischer mied so lang es ging, die Bibliothek aufzusuchen. Schließlich hatte er beschlossen es einfach weiter zu probieren immerhin war es ihm bis dato nur in einer besonders ruhigen Umgebung gelungen. Wie er eigentlich prüfen will, ob ich meditieren kann? fragte sich Iain und starrte in den bewölkten Himmel.

  14. Beiträge anzeigen #114
    Ritter Avatar von Turang
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    Turang ist offline
    Dunkel hatte sich über Setarrifs Straßen gesenkt, nachdem die Sonne hinter den nun unsichtbaren Gipfeln des Weißaugengebriges verschwunden war, und nun waren die Straßen nur noch von wenigen Menschen besucht, größtenteils Menschen, die sich ihr Geld nicht auf ehrlichem Wege verdienen konnten und im Schutz der Einsamkeit auf Vorübergehende warteten, die eines leichte Beute darstellten, um sie zu überfallen und sich aus deren Geldbeutel vielleicht die erste warme Mahlzeit seit Wochen leisten konnten. Das war einer der Hauptgründe dafür, dass Turang, war er auf dem Weg zum Magierhaus, praktisch nichts Wertvolles mit sich führte, denn die Novizenrobe ließ sich praktisch nirgendwo ungefährlich verkaufen, der schwarze Mantel war für die meisten Leute ebenfalls zu lang und das wenige Silber des Ringes, den er an der Hand trug, war wohl auch nur für Turang selbst von Wert, wenn auch allein von ideellem. Allein der Schlüssel zur Feder, den Turang um seinen Hals trug, hätte wohl für einen Dieb eine ertragreiche Beute bedeutet, doch dieser war gut verborgen unter Mantel und Robe.

    Einmal versuchte einer dieser Hoffnungslosen dennoch Turang seines Besitzes zu erleichtern, obwohl Turang weder Geldbeutel noch sonstige auffällige Besitzgüter bei sich trug, doch dieser schien wahrlich verzweifelt zu sein, als er mit einem Dolch bewaffnet auf den Buchrestaurator zu trat.

    Turang tat es fast schon leid, dass er nichts für den Verzweifelten tun konnte, dem er mit einer einfachen Geste schon jeglichen Mut zum Überfall nahm, da diese bewirkte, dass der Raum um die beiden so sehr abkühlte, dass ihrer beider Atem als graue Wölkchen sichtbar wurde. Es war zwar eigentlich ziemlich ungefährliche Magie, doch für einen einfachen Tagedieb von der Straße musste es beeindruckend und der Inbegriff der Macht sein. Er wandte sich schnellstmöglich zur Flucht und ließ Turang danach unbehelligt seiner Wege ziehen, der seinen Weg zum Haus der Magier fortsetzte. Ihm stand der Sinn nach ein wenig Austausch mit anderen angehenden Magiern.

  15. Beiträge anzeigen #115
    Provinzheld Avatar von Die Wassernovizen
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    Die Wassernovizen ist offline
    "Magie zu Ehren", rief er dem jungen Novizen entgegen, der ausnahmsweise nicht mit fegen, sondern dem reinigen des Brunnens beschäftigt war. "Hallo Leigh", begrüßte dieser ihn wie immer mit einem breiten Lächeln. "Sag wie gehts voran mit der Meditation?" "Ganz gut. Ich denke ich fühle mich bereit bald wieder Meister Kilijan aufzusuchen." "Na das klingt doch vielversprechend. Dann kannst du vielleicht schon bald nass machen statt nass gemacht zu werden", erwiderte er. "Weißt du was", fuhr der Blonde fort. "Ich treff mich gleich mit den Jungs zur Lagebesprechung. Die Zeit schreitet voran und schon ewig hat hier keiner mehr gelacht. Willst du nicht mitkommen?" Der Novize blickte etwas skeptisch drein, doch den strahlenden Sonnenschein zum Arbeiten zu verschwenden schien nicht richtig und so stimmte er zu. "Pass auf Iain. Ich muss noch was holen. Geh einfach schonmal in die Bibliothek. Im hintersten, rechten Eck steht ein Tisch, der exklusiv für uns reserviert ist.", sprach er stolz. Reserviert war vielleicht das falsche Wort, vielmehr traute sich keiner ihnen in die Quere zu kommen und Ziel des nächsten Streiches zu werden, doch die Details waren hier nicht von Relevanz. "Bis gleich", verabschiedete sich der blonde Novize von ihrem Neuzugang. Aus dem kann echt noch was werden.
    Iain

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    Kämpfer Avatar von Iain
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    Iain ist offline
    Die heutige Arbeit war eine willkommene Abwechslung zum üblichen Fegen. Manch einer würde sicherlich behaupten, dass die Reinigung des Brunnens von Algen und Pfanzenresten, alles andere als besser war, doch der Fischer fühlte sich im Wasser wohl. Obendrein war es eine angenehme Kühle, denn die Sonne schien heute ihr bestes zu geben um die letzten Erinnerungen an den Winter ins Vergessen zu schicken. Plötzlich erklang eine vertraute Stimme hinter ihm. Es war Leigh, einer seiner neuen Freunde, der sogleich ein freundlichen Plausch anstimmt.

    Nach diesem kurzen Plausch war der junge Mann auf dem Weg zur Bibliothek, wohin ihn der blonde Novize eingeladen hat. Was sie wohl besprechen wollen? Bei der Erinnerung an sein erstes Zusammentreffen mit dem fünfen konnte er sich lebhaft vorstellen, was die Kerle planen würden. Wollte er wirklich, als frisch ernannter Novize, einer Bande mit zweifelhaftem Ruf anschließen? Iain sinnierte kurz darüber und kam zu dem eindeutigen Schluss: Ja. Sie taten niemandem weh und alle hatten beim letzten mal gelacht. Warum nicht die Lernerei etwas auflockern.

    Der Novize betrat langsamen Schrittes die große Halle. Ehrfürchtig blickte er auf die endlosen Regalreihen voller Schriftstücke aller Farben, Formen und Größen. Er war schon von Turangs Buchhandlung beeindruckt, aber dies war noch einen Quäntchen....mächtiger. Von dem gesammelten Wissen ging eine unsicht-, aber spürbare Kraft aus, die ihn regelrecht anzog. Schon bald kann ich euch eure Geheimnisse entlocken, dachte der Bärtige, während er zu dem beschriebenen Ort schlenderte. Hier und da sah er andere Novizen und Adepten beim stummen lernen, ganz anders der letzte Tisch, der vor ihm auftauchte. Fünf junge Männer lachten lauthals und unterhielten sich wild gestikulierend. "Hey Iain, schön das du kommst. Hast du Leigh getroffen?", begrüßte ihn Cayden. "Ja", erwiderte der Fischer. "Er kommt gleich." "Fantastisch. Nimm dir einen Stuhl und setz dich her. Es gibt viel zu tun.", sprach der Novize und lächelte. Na dann mal los....

  17. Beiträge anzeigen #117
    Kämpfer Avatar von Rognor Hammerfaust
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    Rognor Hammerfaust ist offline
    Ahhhh Welch ein schöner Tag. Rognor verließ die Stadt, um seine Pläne die Gegend zu erkunden, verwirklichen zu können. Vor ihm lag der Bergsee der Stadt, welcher die Sonnenstrahlen reflektierten. Der komplette See funkelte und glitzerte nur so. Fast könnte der Zwerg vergessen, dass das Wasser sein Erzfeind war. Zumindest in so großem Ausmaße. Die Arme in die Hüfte gestemmt genoß der Weißhaarige die Sonne, welche die gedrungene Gestalt des Fallenkonstrukteurs umspielte. Nachdem er die Sonne und ihre Wärme einen kurzen Augenblick gespürt hat öffnete Rognor wieder seine Augen und begutachtete die Umgebung. Er hatte gehofft irgendetwas zu finden, was seine Aufmerksamkeit auf sich zog und ihn dazu bewegte scih dieses Etwas näher anzuschauen. Zudem war er mit der Hoffnung hierher gegangen eine Mine zu finden, welche in den Chroniken der Stadt höchstens zweimal erwähnt worden ist. Der Chronist hatte behauptet, das sich ein Schatten in den Minen breit gemacht hat. Wörtlich stand in dem Buch geschrieben:

    "Heut häben wir wieder 2 Minarbeiter und ene Wache verloren. Viel der Bergleuts globen daran, dass Beljar ihnen dies Plag geschickt hat. Zudem behaupten die Bergleuts, dass die Erz verschwinden. Der König hatt angeordnet die Mine zu schließen und in einegen Jahren wieder zu öffnen."

    Der Zwerg schloß daraus, dass hier in der Gegend um Setarrif es eine Mine geben muss. Zudem konnte Rognor sich vorstellen, dass die Mine in Vergessenheit geraten ist, da ansonsten noch ein Eintrag in dem Buch zu finden gewesen sei. Allerding gab es auch keine Spur wer oder was dieser im Buch angesprochene Schatten ist. Der Fallenkonstrukteur war wahrlich kein Feigling doch Ungeheuer, die an einem Tag mal mir nichts dir nichts zwei Bergarbeiter und eine bewaffnete Wache auffressen, wollte er lieber aus dem Weg gehen. Ach die sind bestimmt schon verrottet. Bestimmt greift mich nur eine kleine Spinne an. Der Zwerg fing an zu lachen und ging zur Quelle, welche den Bergsee speiste. Er war sich nicht sicher ob das der richtige Ort war doch das Buch sagte, zwar nur sehr ungenau, am Fuße des Berges nahe dem Wasser. Und er konnte sich nicht vortellen, dass mit Wasser das Meer gemeint ist.

    Einige Minuten Dauerlauf später stand der Zwerg ein wenig schwitzend am Fluss, der den See speiste. Kurz kniete er sich nieder um sich ein wenig auszuruhen und sich mit dem Wasser zu erfrischen. Nach der kurzen Pause stand der Zwerg wieder auf und suchte nach dem Eingang. Er hoffte, dass das zwergische Blut ihm helfen möge. Er suchte die Felswand ab und klopfte auch mit dem Hammer dagegen, um zu prüfen ob es hohl klang. Doch nichts. Rognor ließ seinem Frust freien Lauf und setze sich auf den Boden. Er holte einen Kanten Brot heraus und kaute auf dem steinharten Stück herum. Um seinen Frust weiter abzubauen nahm er einen Stein und warf ihn über den See. Dies wiederholte er einige Male. Doch nach einer weile rutschte ihm ein Stein beim Ausholen aus der Hand und flog in die Büsche hinter ihm. Der Zwerg ein wenig murrend nahm sich einen neuen stein, als er hörte wie der Stein über steinernen Boden kullerte. Sofort drehte sich Rognor um und stand vor dem Brombeerbusch. Er ging vorsichtig durch den Busch, was ihm allerdings durch die Dornen schlecht gelang. Doch was er sah entschädigte ihn für die ein wenig zerrissene Kleidung.

    Er hatte die Mine gefunden. Der Fallenkonstrukteure griff sich eine Fakel aus der Wandhalterung und versuchte sie zu entzünden. Es gelang ihm nicht, was auf das Alter der Fakel zurück zuführen sei. Doch bevor er aufgab versuchte er sich an einer zweiten Fackel. Diese funktionierte zwar mehr schlecht als recht doch die Flamme lebte und erhellte die Umgebung. Und was der Zwerg sah betätigte was er gedacht hatte. Diese Mine war in Vergessenheit geraten, doch immernoch intakt. Nach dem Urteil von Rognor mussten nur die Stützbalken augewechselt werden. Der Boden war mit einer Staubschicht bedeckt welcher manche staubige Bibliothek alle Ehre gemacht hätte. Doch mit solchen Details wollte sich der Weißhaarige noch nicht auseinandersetzen. Der frische Widerstandskämpfer ging tiefer in die Mine hinein. Der Stollen sah aus wie das Bollwerk der Spinnen. Überall waren Spinnenweben. Doch der interessanteste Fund erwartete den Fallenkonstrukteur noch. Er folgte dem Haupstollen, obwohl viele der Nebenstollen interessant aussahen. Über einigen dieser Abzweigungen hingen Schilder, welche allerdings schon verfault, zu staubig oder zu alt waren. Doch Bald war das Ende des Tunnels erreicht. Der Haupttunnel spaltete sich in zwei Nebentunel. Über beiden hing ein Schild. Der Rechte Durchgang hatte sein Schild schon vor Jahren im Krieg gegen die Termiten verloren. Doch beim Anderen Stand in großen schwarzen Lettern, welche zwar von Staub teilweise verdeckt wurden: LAGE...UM. Höchstwahrscheinlich war dies eine Höhle, welche das Lager darstellte. Mit einem Glitzern in den Augen und der Hoffnung auf Schätze sondergleichen betrat der Weißhaarige die Höhle.

    Was ihn allerdings in dem Lagerraum erwartete schockte den alten Zwerg. Manche Regale waren schon längst verfallen. Die meisten waren allerdings leer und nur einige Truhen sahen so aus als ob da noch etwas drinn war. Der Fallenkonstrukteur wollte die Mitte des Raumes betreten als er ein geräuschvolles Knacken unter seinem Fuß hörte. Mit geschlossenen Augen guckte er nach unten. Als er sie öffnete sah er ein Skellet vor seinen Füßen kriechen. Er hatte die Opfer des Schattens gefunden.Sofort sprang er nach vorne in die Mitte der Höhle und erhellte so den kompletten Raum. Was er sah verschlug ihm die Sprache. Circa 6 Skellette lage im Raum oder saßen an der Wand. 2 von den Knöchrigen waren Wachen, welche in verrosteten Rüstungen steckten. Doch einem von ihnen fehlte der Helm. Genauso wie der Kopf und ein Arm. Inbrünstig betete der Zwerg dafür, das der Schatten tot war. Ansonsten hätte da eine Person mit dem Namen Rognor Hammerfaust eine richtig gute Karte gezogen.

    Die Angst, welche sich langsam breit machte, herunterschlucken ging der Zwerg auf eine geschlossene Truhe zu, welche sich zwischen den beiden toten Soldaten befand. Das Schloss ah rostig aus. Aber auch wenn es aus härtestem Stahl gewesen wäre, das Holz war morsch. Ein kräftiger Schlag mit dem Hammer reichte aus um die Truhe zu öffnen. Die Truhe beinhaltete einige Barren Eisen, einige Silber und zwei Barren Gold. Das die Setarrifer diesen Schatz nicht aus den Minen geholt hatten verwunderten den Zwerg. Sofort nahm er die beiden Barren Gold und einige Eisen, welche er Geschwind in seinen Rucksack verstaute. Danach wandte er sich zu den Soldaten um. Er respektierte wahrlich die Toten doch die beiden Geldbeutel, welche höchstwahrscheinlich goldene Münzen beeinhalteten, welche Rognor dringend brauchte, ließen ihn nicht widerstehen. Der eine Soldat hatte wohl nicht mit Geld gespart und wahr bestimmt nächtelang in den Tavernen herum. Doch der Andere war wohl verliebt gewesen und hatte vor zu Heiraten. Der Beutel wahr voll und in dem Beutel befand sich zudem ein schlichter und doch schöner Ehering, welcher in der Zukunft des Soldaten auf dem Finger seiner Frau gesteckt hätte. Zudem befand sich in der Hand des Mannes ein Zettel. Der Zwerg nahm ihn und verstaute ihn vorsichtig. Bestimmt war das ein Abschiedsbrief und Rognor hatte vor ihn zu überbringen, samt dem Ringes. Doch als er die nächste Truhe öffnen wollte hörte er das charakteristische Knacken von einem Schädel sofort guckte er unter seinen Fuß doch er fand nichts. Mit einer schlechten Vorahnung drehte sich der Zwerg um und sah den "Schatten".

    Der Schatten hatte 6 Beine, zwei Zangen und trug den Namen Minecrawler. Und er kroch aus einem Seiteneingang herein, der nicht von Menschenhand erschaffen worden ist. Sofort rannte der Fallenkonstrukteur dem Ausgang entgegen, doch der Minecrawler reagierte schnell. Trotz seiner Reaktionsschneller traf der Minecrawler nur die linke Schulter des Weißhaarigen und hinterließ eine relativ große Wunde und Schmerzen. Doch der Zwerg biss die Zähne zusammen und rannte. Es ging um sein Leben. Doch der Gang erschien ihm unendlich lang. Während er ein Stück geschafft hatte zerriß ein Markerschütternder Schrei die Stille des Ganges. Und weitere Schreie mischten sich darunter. Verdammt hinter mir ist eine Familie! Schneller Rognor Schneller. Doch die vielen Barren machten sich bemerkbar. Zwar sah der Zwerg den Ausgang schon, doch es fehlte noch ein ganzes Stück. Kurzer hand entledigte sich der Zwerg einiger Eisenbarren und warf sie nach den Minecrawler. Ein schmerzerfülltes Schreien zeigte, dass der Wurf nach hinten einen Minecrawler getroffen hat. Dies bedeutete allerdings auch das ganz knapp hinter ihm welche waren. Die Angst des Todes durchfloss den Zwerg und gab ihm Kraft auch noch das letzte Stück zu überwinden. Hoffentlich sind sie so an Dunkelheit gewöhnt, dass sie erblinden. Kurz vor dem Weißhaarigen lag der Ausgang. Er rannte und rannte dem Dornenbusch entgegen. Beim durchrennen rissen viele der Dornen die Haut des Zwerges auf.

    Doch er schaffte es hinaus. Zwar mit einer großen wunde und vielen kleinen aber Lebend. Doch er konnte sich nicht ausruhen, denn hinter ihm hörte er das klacken von den Beinen der Crawler auf Stein. In einiger Entfernung sah man Setarrif und das Tor um in die Stadt zu gelangen. Hinter ihm hörte er das schmerzerfüllte Schreien der Minecrawler, welche zu sehr an die Dunkelheit gewöhnt waren und nun mit dem Sonnenlicht Probleme bekamen. Doch dies interessierte den Fallenkonstrukteur nicht. Er war in einem Rausch. Er lief und lief und bemerkte selbst die Wache nicht, welche ihn gefragt hat warum er so renne. Erst als er das Haus des Arztes erreich hatte und den Arzt an die Tür gezwungen hatte brach Rognor aufgrund von Blutverlust und Erschöpfung zusammen. Irgendein Gott hatte ihm das Leben gerettet.

  18. Beiträge anzeigen #118
    Ritter Avatar von Adson Muller
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    Adson Muller ist offline
    Adson hatte den Vormittag in den kühlen Räumen der Bibliothek verbracht und gelesen. Es war wie immer sehr ruhig. In einer versteckten Ecke hatte er einige junge Novizen gesehen, doch wirkten diese wenig einladend auf Fremde und so hatte er sich einen anderen Platz für seine Lektüre gesucht. Heute war ihm ein Kochbuch in die Hände geraten und er hatte ein wenig darin geblättert, vielleicht war ja etwas für die Sturzkampfmöwe dabei. Er fand schließlich ein Rezept für einen deftigen Gulasch, welches er in sein kleines Notizbuch übertrug, bevor er die Bibliothek schließlich wieder verließ. Auf dem Weg zur Taverne kaufte er noch etwas Rindfleisch, er hoffte das es frisch war, und einen Laib möglichst helles Brot. Er wollte das Rezept an diesem Abend probieren, vielleicht konnte man es später dauerhaft auf die Karte setzen. Er überflog noch einmal das Rezept, stellte zufrieden fest, dass alle anderen Zutaten in der Küche vorhanden waren, und verließ den Markt.

    Nachdem er in der Taverne erreicht hatte eilte er in die Küche und versuchte sich am Gulasch. Er schnitt das Fleisch zurecht, machte Zwiebeln und Knoblauch klein und machte alles in einer großen Pfanne warm. Dann ließ er alles eine Weile schmoren, rührte hin und wieder um und betrachtete sein Werk skeptisch. Abschließend würzte er seine Kreation noch kräftig und schnitt sich zwei Scheiben Brot ab.

    Mit Brot und etwas Gulasch setzte Adson sich an einen Tisch schloss die Augen und probierte. Nachdem er ein paar mal gekaut hatte, öffnete er die Augen. Offensichtlich war er keinen schnellen Gifttod gestorben und hatte sich auch noch nicht übergeben. Es schmeckte auch gar nicht ganz so schlecht, auch wenn es ziemlich scharf war.

    'Probieren kann man es ja', dachte Adson, nachdem er sein Mahl beendet hatte. Als auch Sarpedon nichts gegen die Erprobung des Gerichtes hatte, schrieb Adson wieder mal ein extra Schild.

    'Heute Gulasch mit drei Scheiben Brot für 10 Münzen, je Portion. Nur solange der Vorrat reicht!', schrieb der Schreiner in großen Lettern. Schmunzelnd schrieb er kleiner darunter: 'Verzehr auf eigene Gefahr!'
    Dann hängte er das Schild nahe der Tür auf und räumte seinen Teller wieder in die Küche. Nachdem er die Gulaschpfanne nochmal kontrolliert hatte, kehrte er in den Schankraum zurück. So langsam wurde es Zeit, dass sich die Taverne mit Gästen füllte.
    Geändert von Adson Muller (01.05.2012 um 19:54 Uhr)

  19. Beiträge anzeigen #119
    Provinzheld Avatar von Scorchal
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    Scorchal ist offline

    Bibliothek

    Ptah war wohl in Arbeit vertieft oder hatte gerade – seinem Rang entsprechend – eine Aufgabe von einem Magier erhalten. Jedenfalls war er für den Novizen erreichbar gewesen, so dass er sich zum ersten Mal wirklich in die Bibliothek begeben hatte, die unter den wachsamen Blick eines Wassermagiers namens Calamus standen. Für die meisten einfachen Novizen, die sich hier herumtrieben, hatte er keine Zeit. Meist waren es Adepten und andere, einfache Magier, die sich der Betreuung der Leute annahmen oder bei Fragen Hilfe boten. Da für Scorchal der Ausflug in die Ruine noch unvergessen war, ließ er sich von einem Novizen zu einer Abteilung in diesem Hort des Wissens bringen, der sich speziell mit dem Alten Volk befasste.
    „Hier“, sprach der junge Mann mit Tonsur, „ist alles, was sich mit alten Kulturen beschäftigt. Jharkendarisch, Argaanisch oder das Alte Volk vom Festland, die angeblich Ursprung des Myrtanischen Reichs sind. Aber in meinen Augen ist das nur Gerede von Pseudoarchäologen und Propaganda der Königstreuen“, erklärte er voll Verachtung.
    „Wieso?“, fragte der Dunkelhäutige nach, „Bruder, du wirst mir wohl nicht sagen, dass im Großreich nicht auch einige Gelehrte herumlaufen, die sich mit dem Wissen der Alten auskennen, oder?“
    Obwohl gleichgestellt, zeichnete sich auf den Lippen des Bibliothekennovizen ein herablassendes Lächeln ab. „Natürlich, Bruder. Nur ist es zumindest in unseren Gelehrtenkreisen gemeinhin bekannt, dass jene Ruinen dort in Varant dem Stil der Ruinen auf dieser Insel gleichen. Proto-Setarrifisch, so wird’s auch genannt. Mehr Beweise braucht man nicht, das sollte klar sein.“, erklärte er in einer Art und Weise, als würde er mit einem sturen Fünfjährigen reden.
    Gerade wollte Scorchal zu einer Erwiderung ansetzen, als er es sich anders überlegte, nickte und mit einem dankbar scheinenden Nicken bedeutete, dass er nun alles hatte und keine Hilfe mehr bräuchte. Als der Novize hinter dem nächsten Regal verschwunden war, zischte der Dunkelhäutige – obwohl es nicht seine Art war – „Idiot, arroganter.“
    Vorsichtig zog er die Einbände hervor, las auf den ersten Seiten, überflog Register oder betrachtete interessiert kleine Bemerkungen, die die Autoren geschrieben hatten.
    Ein interessanter Abschnitt in einem Buch namens Die Waffen der alten Kriege erzählte beispielsweise anschaulich davon, wie die Technik und das Militär zu Zeiten der Schlachten zwischen Argaan und Jharkendar gewesen sind. Da war die Rede von alten, magischen Mechanismen, die derartige Zerstörungskraft besaßen, dass sie ganze Städte ausradieren konnten. Von Jharkendarischen Hexern, die die Macht besaßen, Flutwellen von ungeheuerlichem Ausmaß zu beschwören, um die Argaanischen Flotten zu versenken. Aber auch von weniger hochtrabenden und konventionellen Waffen war die Rede. Von den alten Schleudern, die dem Autor nach nur noch bei den Orks zu finden waren, aber auch von der Entwicklung der Waffenschmiedekunst während dieser Kriege. Die Entdeckung der Armbrust, das Wettrüsten beim Schutz der Krieger. Kurz: Themen, die jeden kriegsfanatischen Baron feuchte Träume beschert hatten. Und vielleicht ganze Wellen von Expeditionen und Entdeckungsreisen zum Alten Wissen losgetreten hätten, wären sie in die Hände ebenjener Fürsten gelangt. Zum Glück jedoch war das Reich Jharkendar dahin und das Reich Setarrif nach dem Wegfall des Großen Feindes nicht mehr darauf angewiesen, große Militärmanöver zu starten.
    „Bis die Roten kamen“, murmelte Scorchal schwach lächelnd, „Und die haben alles auf den Kopf gestellt. Selber Schuld, wenn das Königshaus über Jahrhunderte lebte wie die Made im Speck, amüsiert über die Kriege der Bewohner des Festlandes … bis deren geeinter Blick auf den zerfressenen Speckbrocken fiel, an dem sicher noch etwas zu holen war. Und so kam’s zu diesem Krieg hier …“
    Kopfschüttelnd schloss der Dunkelhäutige das Buch und wandte sich einem anderen zu. Es war nicht an ihm, so zu denken. Das war Sache der Krieger und der Hofmagier. Thema der Politiker und Führenden. Nicht das eines einfachen Novizen.

  20. Beiträge anzeigen #120
    Ehrengarde Avatar von Ptah
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    Ptah ist offline
    "Welch Überraschung Euch hier anzutreffen.", raunte Ptah, als er zu Scorchal herangetreten war, nachdem er ihn vom Eingang der Bibliothek aus bemerkt hatte. "Noch dazu vertieft in eine Lektüre, die sich mit der Kriegskunst beschäftigt. Ich will Eure Ambitionen diesbezüglich nicht auslöschen, aber ich wüsste nicht, dass seit ich hier nach Argaan gekommen bin, die Hofmagier einen Neuzugang in ihre Reihen geholt hätten."

    Der Adept hatte auf dem Stuhl gegenüber seines Schülers Platz genommen und sah ihn mit einem etwas belustigten Funkeln in den Augen an. Tatsächlich hatte er nicht damit gerechnet dem Novizen heute noch zu begegnen, weshalb er die Bibliothek mit dem Ziel aufgesucht hatte, noch ein wenig weiter über die Verzauberung der Roben nachzuforschen.

    "Allerdings bin ich auch nicht davon ausgegangen, dass meine Aufgabe so trivial ist, dass Ihr Euch dadurch in solchem Maße gelangweilt fühlen könntet, dass Ihr Euch in Bücher vertieft, anstelle mir von Euren Fortschritten zu berichten.", maß der Varanter schneidender, als er das eigentlich gewollt hatte.

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