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Beladen mit einigen Tellern, auf denen sich allerlei Hausmannskost befand, schwankte Scorchal aus der Küche hinter die Theke, an der sich - zu seiner nicht gerade kleinen Überraschung - neben Sarpedon auch Turang eingefunden hatte. Die eben noch vor Anstrengung verzogenen Mundwinkel entsagten der Schwerkraft des Erdbodens und neigten sich zur Decke. Die zusammengekniffenen Lippen teilten sich und entblößten ein ehrliches, erfreutes Lächeln.
»Turang!«, rief er aus, während er sich zu den beiden begab, die Teller sorgsam auf der Theke absetzte und den wartenden Gästen bedeutete, dass sie ihr Essen abholen konnten, »Wirklich eine Freude dich zu sehen.«
Auch dem Diener des Gleichgewichts war eine gewisse Freude anzusehen, während Sarpedon die Essensausgabe scheel beäugte.
»Entschuldigt, Sarpedon. So ... ging's wohl schneller, als jedem sein Essen einzeln zu bringen«, erklärte der Fremde und neigte entschuldigend den Kopf, »Kommt nicht wieder vor, versprochen.«
Dann hellte sich das Gesicht Scorchals wieder auf, als er sich Turang zuwandte. Er hatte - als der Wirtsgehilfe sich genähert hatte - irgendwas von Kisten erzählt.
»Was für Kisten? Soll ich beim Schleppen helfen? Besser, als wieder Seifenlauge in die Augen zu kriegen, weil kein Gast es schafft, einen Teller mal halbwegs sauber abzuliefern, und ich nach Schankschluss noch eine Stunde damit beschäftigt bin, Reste zu entfernen«, erklärte er mit einem Seufzer. Aber nun, er konnte ja nicht verlangen, dass die Krieger hier so aßen, wie er es sich vorstellte.
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Die Arbeit in der Taverne schien sich ebenso wenig verändert zu haben wie sie selbst und deren Besitzer. Für Turang war es schon recht zufrieden stellend zu sehen, wie der Mann anständiger Arbeit nachging, anstand weltverloren und scheinbar hoffnungslos vor dem Tempel zu stehen. Auch war Scorchal der eben noch von Sarpedon erwähnte Fleiß nicht abzusprechen.
"Es freut mich zu sehen, dass du doch noch einen Einstieg in Setarrif gefunden zu haben scheinst. Auch wenn es seltsam ist, dass du, kaum in der Tür, einen Grund gefunden hast, um hier die Einrichtung zu demolieren., eine sehr seltsame Art, hier um Arbeit anzuhalten."
Die Gründe dafür waren Turang zwar verborgen, doch es ließ sich ohne viel Fantasie ohne, dass dahinter mehr gesteckt hat, als eine simple Schlägerei um der Schläge willen.
"Aber wenn du helfen willst, dann solltest du dich da besser an deinen Arbeitgeber wenden, schließlich sind es nicht meine Möbel die demoliert wurden, das habe ich schon überprüft."
Er schob Sarpedon noch den Lederbeutel mit den Dokumenten zu, sie waren nicht für jedermanns Augen gedacht.
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Sogleich steckte der Wirt die Wertvolle Fracht ein.
"Klar kann er helfen. Gute Übung."
Meinte der Schurke weiter und hielt den beiden die Tür auf, um ihnen als letzter zu folgen. Im Hinterhof trainierten zwei ihm bekannte Gesichter und eine seltsam aussehende Frau mit grünen Haaren. So etwas hatte er sein ganzes, kurzes Wirtsleben lang noch nicht gesehen. Er schüttelte nur den Kopf und machte sich daran eine der Kisten hoch zu heben. Die Dinger waren schwer oder anders ausgedrückt: Auch ihm schadete das Training nicht.
Er stellte die Kiste vor die Luke zum Keller und fragte dann:
"Hier runter oder ist darin heikle Fracht?"
Bei diesen Worten begann er auch bereits die erste Kiste zu öffnen.
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"Nein, nichts heikles, nur ein paar Lebensmittel, also in höchstem Grade normal für eine Taverne."
Turang vollführte einen kleinen Fingerzeig, der eine der Kisten in seine Arme fliegen ließ, die er auf den Boden stellte und mit einer weiteren Geste die nächste Kiste zu sich fliegen ließ, die er dann Scorchal in die Hand drückte. Scheinbar hatte sein Geist die Fähigkeit, sich schnell regenerieren zu können, sonst wäre ihm wohl schon das hier nach den vielen anderen Kisten zu viel geworden. Danach folgte er den beiden in den Keller, den er selber nur zu gut kannte, er hatte hier drinnen ja schon ein bisschen länger gegraben, was einer der Gründe war, warum sie die Kisten jetzt dorthin trugen. Beim Gehen rückte er ein bisschen näher an Sarpedon um ihm, von Scorchal unbemerkt, zu zu wispern.
"Niemand hat gesehen, wohin wir gegangen sind oder was wir dort getan haben. Nur die Wachen haben mich mit einem leeren Karren die Stadt Verlassen und mit einem vollen Zurückkehren sehen. Doch ich glaube nicht, dass das auf welche Weise auch immer Aufsehen erregen wird."
Geändert von Turang (18.03.2012 um 20:40 Uhr)
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Die Sonne war schon untergegangen, als Kilijan sich verabschiedete. Die Steaks hatten ihn etwas schläferig gemacht, daher war er etwas länger geblieben, als er ursprünglich geplant hatte. Er hatte Wombel noch ein paar generelle Tipps mitgegeben und ihm empfohlen zu versuchen, mit der Hobelklinge und einem Hammer den Baum zu spalten. Es klang etwas lächerlich, das kleine Werkzeug gegen so einen riesigen Stamm, aber weder konnte man mit einem Hammer an einem Stück reinem Erz groß etwas kaputt machen, noch glaubte Kilijan, dass es auf der ganzen Insel ein besseres Werkzeug für den Job gab.
"Ich werde im Laufe der Woche noch einmal heraus kommen und schauen, wie weit Du gekommen bist." Sie hatten sich bei dem dritten Bier schließlich auf das Du verständigt. Kilijan fand, dass das unter Handwerkerkollegen absolut in Ordnung war und er hegte durchaus freundschaftliche Tendenzen zu dem Holzfäller. Der wäre in seiner Demut nie von selbst auf die Idee gekommen, hatte er doch wohl für den Schmied etlich Respekt, als Handwerker, als Magier, aber Kilijan hatte ihm herzlichst versichert, dass es ihm so lieber war und das war das gewesen. "Auf bald." sagte er noch und schritt dann den gewunden Pfad am Rande des Waldes entlang in Richtung der Stadt.
Nach kürzester Zeit war er bereits außer Sicht und die durch die dichte Wolkendecke mondlose Nacht tat ihr übriges. Der Magier hielt an und schaute in den kaum merklich leuchtenden Himmel und zog unwillig seinen rechten Mundwinkel hoch. Er hatte überhaupt keine Lust, zurück zu laufen. Er hatte es sich gerade an dem Feuer gemütlich gemacht gehabt und die Nacht war schweinekalt. Außerdem wollte er sowieso schon länger wieder den Teleport üben - es gab sicherlich wenige Zauber, die in Notfallsituationen so nützlich sein würden. Er schloss seine Augen und konzentrierte sich auf den Königsplatz in Setarrif, stellte ihn sich bildlich vor. Die Luft um den Körper des Magiers begann zu flimmern und bläulich zu leuchten, seine Konturen wurden für einen Lidschlag unscharf und dann war er mit einem hellen Krachen verschwunden. Im Dickicht flogen ein paar verschreckte Vögel auf.
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Interessiert hatte Scorchal den Übenden auf dem Hinterhof zugeschaut und nicht allzu sehr auf die Worte des Wirtes und des Novizen geachtet hatte, schlicht und einfach deswegen, weil es sich um eine Angelegenheit handelte, die ihn nicht wirklich anging. Zwar war Neugierde schon immer eine gewisse Antriebsfeder in seinem Leben gewesen, aber stets in einem gesunden Maße. Nie so, dass er so weit gehen würde, seine Nase in anderer Leute Kram zu stecken. Vor allem ... weil die Nase dabei auch erheblichen Schaden nehmen könnte.
Noch interessanter jedoch war die kurze Vorführung der Kraft, die Turang beherrschte. Magie. Er schien die Kisten nur angeschaut zu haben, ehe sie dann mit einer Geste zu sich hatte fliegen lassen. Der Blick ging noch einmal zu den Kriegern, die übten, ehe er wieder zu dem Novizen zurück kehrte. Das Schwert oder die Magie? Was willst du, Scorchal?
Schnellen Schrittes folgte er dann dem Wirt und seinem Fürsprecher in den Keller, hörte sie kurz wispern, verstand aber nicht, worum es ging. Egal was es, war, es ließ Sarpedon äußerst zufrieden lächeln. Wahrscheinlich ging es um den Inhalt der Kisten.
»Nicht dein Bier, Scorch«, murmelte der Vertriebene und machte sich daran, wieder zu den beiden Männern aufzuschließen.
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Redsonja war versucht die Blösse, die sich Myra während des Messens gab auszunutzen, andererseits war es nicht gut Schüler zu demotivieren, denn schliesslich war das hier ein Spiel. Sie musste sich jedes Stillhalten von Seiten der Rothaarigen redlich verdienen und bezahlte mit entsprechend vielen Schweisstropfen, die ihr langsam von der Stirn rannen. Sie hatte ein gutes Augenmass, würde hier und da aber dennoch nachmessen müssen.
Das Schwierige für die Lehrmeisterin war eher das Vertrauen, denn sie trug keine Rüstung und wenn die Schülerin schlecht zielte, dann konnte sie beim Vermessen eindeutig daneben greifen. Das wäre schmerzvoll und da Redsonja über die Jahre gelernt hatte niemandem - nicht einmal sich selber - zu vertrauen, war jeder Muskel ihres Körpers angespannt, wenn sich das Schwert wieder näherte, zumal sie den Instinkt ihrer Arme und Beine im letzten Augenblick noch zu bewegen, gewaltsam unterdrücken musste. Einmal schaffte sie es jedoch nicht und das Schwert schob sich in unglaublicher Geschwindigkeit zwischen die Waffe der Schülerin und ihre Brust, sodass das Schwert von Myran in hohem Bogen davon flog.
"Lass uns Stöcke nehmen."
Schlug die Lehrmeisterin dann schwer atmend, ja fach verzweifelt vor und versuchte sich wieder etwas zu entspannen. Was stimmte bloss nicht?
Geändert von Redsonja (18.03.2012 um 20:56 Uhr)
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Scorchal und Turang trugen noch die beiden verbliebenen Kisten in den Keller, bevor die drei wieder in den Schankraum gingen. Die Taverne war gut besucht und schon die kurze Abwesenheit jeglichen Dienstpersonals ließ beim Eintritt einen Schwall von murrigen Bestellungen eingehen. Turang, der eigentlich nur noch im Notfall hier arbeitete, ließ sich diese Gelegenheit nicht nehmen, selber noch einmal Hand anzulegen und Sarpedon und Scorchal im Kampf gegen den Durst und Hunger der Gäste zu unterstützen.
Er wandte sich noch einmal an Scorchal, da ihm eine Frage noch im Kopf geblieben war, auf die er gerne eine Antwort gehabt hätte.
"Wie ich hörte hast du hier eine Schlägerei ausgelöst. Darf ich einmal nachfragen, wie es dazu gekommen ist?"
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"Du hast doch nicht etwa Angst, dass ich dich verletzten könnte? Auch wenn viele es mir nicht glauben würden, aber trotz meiner eher direkten Art hüte ich mich davor jemanden zu verletzen, außer natürlich jemand möchte mir ernsthaft an die Wäsche. Aber wenn es dich beruhigt können wir auch gern auf die Stöcke zurückgreifen.", sagte Myra schon fast beleidigt und legte das zweite Schwert neben das andere, welches ihr gerade aus der Hand geschlagen worden war.
Dann griff sie nach den Stöcken, die noch von den letzten Übungen hier im Innenhof lagen. Kurz vergleich die Schneiderin die Länge der neuen Waffen mit den alten. Es gab einen gewissen Unterschied in der Länge, den sie nun beachten musste. Die neuen Maße erschwerten ihre Arbeit zwar, aber ließ sich die Sumpflerin davon nicht unterbekommen.
"Ich hoffe, dass wir jetzt etwas ungezwungener Kämpfen können. Natürlich kann ich mit deiner Technik nicht mithalten, aber ich kann auch nur etwas lernen, wenn du mir die Möglichkeit dazu lässt.", sagte die Grünäugige, während sie wieder in Angriffstellung ging.
Selbstverständlich wollte sie ihrer Lehrmeisterin keine Anweisungen geben, aber irgendwie kam es ihr seltsam vor, dass die Rothaarige darauf bestand wieder nach den Stöcken zugreifen, wo sie erst vor einiger Zeit Myra ans Herz gelegt hatte mit den Schwerter zu trainieren. Mit ihrer Menschenkenntnis war es nicht weither und wahrscheinlich wollte Sonja auch gar nicht über ihre Entscheidung reden, weswegen die Grünhaarige es einfach dabei belies.
Wieder machte sie den ersten Schritt und griff an. Die Maße der Beine hatte sie schon. Auch die Hüfte und Taillie hatte sie in einem unbedachten Moment maßnehmen können. Am schwersten würde es wohl werden die Arme, die in ständiger Bewegung waren und den Oberkörper zu vermessen, da um diesen immer wieder die Waffen flogen. Mit einem Grinsen nahm die Grünäugige die Herausforderung an. So gut es ging, vollführte sie Schläge in unterschiedlichen Kombinationen und versuchte ab und an durch einen Sprung zur Seite ihre Lehrmeisterin an einer freien Stelle erwischen zu können. Aber Sonja ließ nicht viel Freiraum zu.
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»Ich habe Bekanntschaft mit einem Mann aus dem Waldvolk gemacht. Putorius sein Name. Eigentlich eine recht ehrliche Haut, etwas provokant und großmäulig, aber doch jemand, mit dem man gerne zu tun haben mag. Jedenfalls ... unterhielt ich mich hier eines Abends mit einem Schwert Ethorns, Drakk sein Name. Rothaariger Hüne, ein echter Krieger. Wie die, die im Hinterhof trainieren, aber beeindruckender. Und dabei saß er hier eigentlich recht locker und entspannt rum«, erzählte der Wirtsgehilfe Scorchal, während er mit einem Lappen einige Flecken von der Theke schrubbte, »Nun, Putorius stieß dazu und meinte, den Hünen provozieren zu müssen. Dafür kassierte er einen ordentlichen Fausthieb. Das löste natürlich eine Schlägerei allererster Güte aus. Das Problem am Ende war, dass ich quasi das Verbindungsglied zwischen den beiden war. Also dichtete mir Putorius - dieser Hund - an, dass ich mit ihm darum gewettet hätte, dass er es sich nicht trauen würde, gegen Drakk anzutreten.«
Grinsend wandte er sich Turang zu, der den Kopf schüttelte und dabei einem Gast einen Krug Bier überreichte.
»Naja, das Ende vom Lied war, dass ich die ganze Schuld auf mich nahm und hier den Schaden abarbeite. Oder es schon getan hab. Keine Ahnung, wie groß die Kosten für den Schaden waren. Und seitdem arbeite ich hier. Ist zwar mitunter 'ne ziemlich harte Arbeit, aber wenigstens lerne ich so die Stadt und ihre Leute kennen, erwerbe mir hier den Ruf einer ehrgeizigen Person und habe damit vielleicht sogar Chancen, die Wassermagier auf mich aufmerksam zu machen.« Er lächelte. Hoffnungen, die er sich machte. Und von denen er sich wünschte, sie würden in Erfüllung gehen.
»Und was hast du die letzte Zeit getrieben? Bin noch ein, zwei Mal bei deiner Hütte gewesen und habe nach deinem Wolf gesehen, aber dir bin ich nicht mehr über den Weg gelaufen.«
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Turang brachte Bier an ein par tische, die Arbeit war wirklich immer noch die selbe, aber was hätte sich auch großartig ändern sollen?
"Ich habe viel Zeit in den Tempelanlagen verbracht, außer in der Zeit, in der ich außerhalb der Stadt war. Nachdem ich wieder gekommen bin, habe ich den Großteil meiner Zeit im Händlerviertel verbracht oder zwischen dem Händlerviertel und meiner Hütte hin und her gependelt. Da ist es wirklich viel einfacher Fenris zu finden, schließlich ist er oft oben bei den Klippen, zumindest wenn er nicht gerade jagen ist.
Falls du wirklich die Ambition hast, Wassermagier zu werden, dann solltest du wohl eher einen Schritt auf sie zu wagen, aber erst, wenn du die Zeichen im Wind siehst, dass es an der Zeit ist."
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Ein Lächeln teilte die Lippen des Dunkelhäutigen, die unter dem gestutzten, schwarzen Bart lagen.
»Da hast du nicht unrecht. Früher hätte ich mir gesagt, dass ich ein einziges Mal auf die Magier zugehe, dass ich um Aufnahme bitte und - wenn sie mich ablehnen - ihnen den Rücken kehre und mich einer anderen Sache widme«, sprach er und bekam einen leicht verklärten Blick, als er ans Früher dachte, »Ja, damals war alles irgendwie anders. Schicksal? Der Wind, den du erwähnst, die Zeichen, die er mit sich trägt? Das habe ich bis vor einiger Zeit noch als Geschwätz abgetan, Aberglauben und dergleichen. Aber jetzt ... Wer wagt es schon, derartiges wie das Schicksal herauszufordern? Wenn es Dinge für mich bereit hält, werde ich sie sehen und dann die Chance ergreifen. Aber dem Schicksal zuvorkommen? Nein, das Leben hält für einen Dinge bereit, die es dir nicht sofort zeigt. Und so ist es wohl auch mit dem Orden.«
Scorchal schüttelte den Kopf und frischte das etwas abhanden gekommene Lächeln wieder auf.
»Hatte deine Abwesenheit mit den Kisten zu tun? Ich meine, dass du bei deinem Aufbruch das Gebirge erwähnt hattest. Warst du da? Wie ist es? Ein alter Bergarbeiter aus Westargaan, der hier Familie besucht, hat mir mal einen Abend lang von dem erzählt, was es da geben soll. Aber was soll man darauf geben? Der Kerl war so besoffen, dass er einen Wachmann mit seiner Frau verwechselt hat und prompt in den Pferdetrog geworfen wurde.«
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Liebend gern wäre Abaddon bei dieser wirklich hinreißenden und bezaubernden Frau geblieben. Aber er konnte nicht, jedenfalls nicht für immer. Abgesehen davon, dass es ihn nie wirklich lange an einem ort hielt, musste er immernoch einen Weg nach Myrthana finden und diesen natürlich auch nehmen. Dann müsste er sich noch auf die lange Suche nach seinen Verfolgten machen. Und natürlich würde er bald auch wieder ins Kastell zurückkehren müssen. Abaddon musste noch viel mehr Magie erlernen und seine Fertigkeiten verbessern. Er konnte einfach nicht bei Stella bleiben, zu viel sprach dagegen. Aber doch, wenigstens ein paar Tage wollte er hier verweilen, vielleicht auch ein oder zwei Wochen, aber nicht länger.
Er hatte sie mit einem Lächeln betrachtet war aber gleichzeitig traurig gewesen bei dem Gedanken sie bald wieder verlassen müssen. "Liebend gerne würde ich hier bei dir bleiben Stella. Doch eigentlich war ich nur auf der Durchreise und muss weiter. Aber trotzdem werde ich hier bei dir bleiben, wenigstens ein paar Wochen."
Nach einem Abendessen und weiteren anregenden Gesprächen stand Stella schließlich auf, gab Abaddon einen Gutenachtkuss und verschwand auf sein Zimmer. Der Mann sah ihr nach und überlegte ob er seine Pläne nicht vielleicht doch über den Haufen werfen sollte. Die Entscheidung war schwer, er würde die nächsten Tage darüber nachdenken müssen.
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"Das Gebirge ist ehrlich gesagt nicht viel anders, als die Vorstellung darüber, die uns unser Kopf eingeben würde: große, von Wolken umlagerte Berge, überall ein felsiges grau und vor allem ist es dort oben um einiges kälter als hier. Eine angenehme Kühle, die Nachts zur Kälte ausreifen kann. Dennoch war es ein angenehmer Ort der Stille, der gerade dadurch bestach, dass man die verstreichende Zeit kaum wahrnahm."
Auf Scorchals andere Frage ging Turang lieber nicht ein, denn er konnte ihm nicht erzählen, was er dort getan hatte und eine klare Verweigerung der Antwort hätte bei fast jedem Menschen nur die Neugier angestachelt.
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Unruhig schaukelte das Boot hin und her und die kräftigen Wellen drückt mehr Wasser durch die immer mehr werdenden Ritzen. Ich muss unbedingt damnächst nach einem Fachmann suchen, dachte Iain und blickte dabei zu seinem Vater, der vor ihm versucht war mit alten Fetzen und Lederresten die Lecks zu stopfen. "Es ist nicht der richtige Moment zu träumen mein Junge...hier", grummelte sein alter Herr und reichte ihm einen Teil des Flickzeugs. Der junge Mann machte sich daran den hinteren Teil des Bootes zu gut wie möglich abzudichten. Er seufzte leise. Die letzten Abende hatten sie unentwegt diskutiert, doch der Alte wollte partout keinen Fachmann aufsuchen. Seit Generationen reparieren wir...bla bla bla. Es war mühselig gewesen und letztendlich hatte der Braunhaarige sich dazu entschlossen selbst einen Schiffsbauer zu suchen und ihn zu beauftragen. Seine dürftigen Ersparnisse, die er täglich von seinem Sold abzweigte und durch das ein oder andere kleine Geschäft, würden hoffentlich ausreichen. Doch nun galt es sich wirklich auf den Augenblick zu konzentrieren, sonst würden die leicht stürmische See an diesem Morgen ihnen die Entscheidung abnehmen und den Fischkutter versenken.
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Akademieplatz
Es braute sich was zusammen auf dem fast überfüllten Platz der Akademie. Ein Herold der Klingenmeister stand auf einer Art Podest und verkündete neue Befehle. Hört selbst: "Männer, wir suchen "Freiwillige"! Es sollten vier Mann sein, am besten Leute die man nicht auf den ersten Blick zu uns zählen würde. Die Leitung der Akademie braucht Informationen über die Lage im Bluttal und da die Tunnelausgänge vermutlich von der Garde bewacht werden, müssen wir mit List verfahren." Gespannt lauschten die Krieger den Worten, doch bis jetzt rührte sich keiner. Vermutlich hatten die wenigsten darauf Lust, geradewegs in die Arme des Feindes zu laufen, zudem noch unbewaffnet. "Es sollte wenn möglich auch ein Zivilist mitgehen, um der Tarnung den letzten Schliff zu verpassen. Freiwillige haben sich bis am nächsten Morgengrauen zu melden!" Manuele
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Die ersten Kisten mit Büchern waren im Obergeschoss des zweistöckigen Hauses im Händlerviertel verstaut. Turang hatte die frühen Stunden des Tages genutzt, um damit zu beginnen, einen Bücherbestand aufzubauen, der sich verkaufen lässt. DIe Bücher in den drei Kisten, die er bei vielerlei Händlern auf dem Markt erstanden hatte, beherbergten sowohl Bücher, die Turang bisher nicht sein Eigen genannt hatte, als auch, zwei der drei Kisten waren damit gefüllt, Bücher, die er bereits besaß und somit ruhigen Gewissens verkaufen konnte.
Doch neben dem Aufnehmen eines Bestandes musste Turang auch noch ein paar Werkzeuge erstehen, um auch seiner Tätigkeit als Buchrestaurator nachgehen zu können, was für ihn einen guten Teil seines späteren Umsatzes ausmachen sollte.
Zu diesem Zweck suchte Turang ein anderes Haus des Viertels auf, in welchem, seines Wissens nach, ein Mitglied des Ordens niedergelassen hatte um seiner Tätigkeit als Schmied nachzugehen und nach allem, was man hörte, war er einer der größten dieser Kunst, zumindest auf dem Eiland Argaan.
Eine sanfte Türglocke läutete, als Turang die Tür zur Schmiede des Magiers durchschritt.
"Ist dies hier die Schmiede Kilijans? Ich habe einen Auftrag für ihn!"
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Kilijan war heute weder zu Arbeit, noch wirklich zur Ruhe gekommen. Was heute Abend geschehen sollte, warf seine Schatten voraus. Er hatte eine Verabredung mit Kaspan, grob alles, was er beim letzten Mal aus dem alten Mann hatte herauskriegen können. Was das hieß, lag immer noch im Dunkeln. Über die letzten paar Tage war die Aufregung des Schmiedes auf jeden Fall merklich gestiegen. Er hatte keine Nerven dazu, mit dem großen Auftrag für Madlen anzufangen, bevor die Sache mit den Hofmagiern nicht endlich mal geklärt war. Was emotional für Kilijan das naheste an dem Auf und Ab einer Beziehung gewesen war, das er je gehabt hatte, nämlich die Jagd nach einem Platz in den Reihen des Hofmagierzirkels, begann langsam, ihm auf den Geist zu gehen. Es war erstaunlich, wie weit die Beziehungs-Metapher funktionierte...
Das Läuten der Türglöckchen ließ den Schmied aufblicken. Er schloss sein Skizzenbuch und legte die Kohle beiseite. "Kilijan von Silden, zu Euren Diensten - Magie zu Ehren, Bruder." begrüßte er seinen Gast, während er ihn noch musterte. Erst einmal trug er eine Adeptenrobe und Kilijan glaubte, ihn auch schon ein paar mal im Vorbeigehen im Haus der Magier gesehen zu haben. Er war groß, ihm selbst ähnlich, allerdings schien er etwas schlacksiger und weniger von körperlicher Arbeit gezeichnet und gestählt. Außerdem waren seine Haare dunkel und statt seinen Bart kurz zu halten, wie Kilijan, trug er markante Koteletten. Man gab sich die Hand, Kilijan bat den Mann mit einer Geste seines Armes herein, der dieser mit einem dankenden Nicken folgte. "Sagt mir, wie ich Euch helfen kann."
Geändert von Kilijan (19.03.2012 um 18:17 Uhr)
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Entweder ging dieser Schmied seiner Arbeit aufopferungsvoller nach, als jeder andere, den Turang gesehen hatte, oder dieser Magier hatte schon mehr als ein düsteres Kapitel in seinem Leben geschrieben, zumindest sprachen seine Arme, die mit schweren Narben übersät waren von einer ziemlichen Qual, die ihn ereilt hatte, der weder nennenswert größer, noch kleiner als Turang selbst war.
"Es geht darum, dass ich ein wenig Werkzeug benötige, um Bücher mit der angeratenen Sorgfalt in ihre einzelnen Bestandteile aufzutrennen. zu diesem Zweck benötige ich nur zwei Dinge: zum einen einen nadelartigen Widerhaken, mit dem sich Fäden aufziehen lassen ohne das umgebende Material zu beschädigen, daran wäre wohl noch ein Griff vorteilhaft mit dem ich eine bessere Handhabung darüber habe. Und zum zweiten bräuchte ich ein Messer, dessen Klinge so schmal und scharf ist, dass ich besagte Fäden problemlos auftrennen kann. Außerdem bräuchte ich wohl mehrere solcher Widerhaken, da diese Art von Werkzeug auch bei größter Sorgfalt schnell unbrauchbar wird, ich denke drei Stück sollten es schon sein."
Turang besah sich die recht ordentliche Schmiede einmal genauer, bevor er zu den beiden Fragen kam, die sich immer mit der Anfertigung von Dingen verband.
"Könnt ihr in etwa berechnen, wie lange ihr für eine solche Arbeit bräuchtet und welche Bezahlung ihr verlangt?"
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Na da war ja was - endlich mal wieder ein kleiner, schnell machbarer Auftrag ohne Haken und Ösen. Ok, mit Haken. Aber das war okay.
"Natürlich. Ich denke, ich kann die Sachen morgen -", Kilijan überlegte einen Moment. Er hatte keine Ahnung, was heute Abend passieren würde. "- oder übermorgen Abend von einem Burschen bei Euch vorbei bringen lassen - Ihr seit der Buchhändler, wage ich zu raten, der das leere Haus im Händlerviertel bezogen hat? Wenn Ihr mir aufzeichnet, wie diese Nadel genau aussehen soll, kann ich auch sagen, wie teuer das ganze wird."
Er schob Turang die Kladde und das Stück Kohle herüber und der zeichnete mit wenigen Strichen, was er brauchte. Zumindest so gut, dass Kilijan erahnen konnte, was es war und wie es funktionieren würde. "Ah, natürlich, natürlich... Ich würde sagen, dass ich das Messer für etwa fünfundzwanzig Goldstücke machen kann. Für die Nadeln gebe ich Euch ein schmales Feilenheft mit und mache sie dafür zurecht. Jede Nadel sollte dann nicht mehr als fünf Goldmünzen kosten." Das war wirklich eine Sache, die er in kürzester Zeit erledigen konnte. Manchmal vermisste er die alten Zeiten in der Sumpfschmiede, wo es nicht ständig um Erzwaffen ging, sondern viel öfter um ein kleines Messer oder ein paar Nägel. Aber vielleicht sehnte er sich nur auf Grund der immanenten Unkalkulierbarkeit seiner momentanen Situation nach einfacheren Zeiten zurück...
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