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Setarrif #24
“Bin das wirklich ich?”
Antwortete Redsonja mit rauer Stimme, ohne sich zu rühren. An ihrer Brust ruhte ein warmes Bündel. Darjel, der Sohn, der nie schrie, aber auch selten lachte. Taeris entgegnete nichts. Was gab es darauf auch zu erwidern.
„Manchmal scheine ich hier und bin es doch nicht wirklich. Möchtest du den Schwertkampf üben?“
Wechselte sie abrupt das Thema, da sie nicht weiter bei derartigen Gesprächen verweilen wollte, ohne dass Taeris darauf einging.
„Nein.“
Erwiderte er direkt. Sie lächelte und drehte sich endlich in seine Richtung.
„Na was möchtest du dann? Was erwartest du von deinem Leben?“
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Taeris zog ob der unerwarteten und zugegebenermaßen seltsamen frage die rechte Augenbraue hoch und überbrückte die Zeit der Sprachlosigkeit mit dem Fummeln nach dem Beutel mit den Sumpfkrautstängeln.
"Das es noch ein Weilchen dauert."
murmelte er hervor, während er den Krautstängel zwischen den Lippen balancierte und schließlich mit einem Stückchen Holz entzündete, das er vorher an eine Fackel gehalten hatte.
"Was ist das denn für ´ne Frage? Wirst du jetzt etwa nachdenklich seit du das Balg mit dir herum schleifst?"
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"Balg. Weisst du denn, wer dein Vater ist? Bist du dir sicher, dass er es ist?"
Schoss sie mit ungewollt scharfen Worten zurück. Einzig ihre Stimmlage liess sie etwas milder erscheinen. Sie hoffte keinen wunden Punkt getroffen zu haben, doch wie gesagt, wenn sie etwas konnte, dann wäre es ihr Kind zu verteidigen. Im schlimmsten Fall auch noch seinen Vater, obwohl er es ihres Erachtens nicht verdient hatte.
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Taeris kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und blies den Rauch langsam von sich, während er die Stille wirken ließ. Es gab nicht viel, das er auf diese Frage erwidern mochte. Es kostete schon Beherrschung genug nicht ausfallend zu werden.
Was bildete diese Frau sich ein? Sie wusste um die Vergangenheit seiner Familie. Einzig die Gedanken, die ihn in jenem Moment einholten hielten ihn davon ab etwas zu sagen, das er zu späterem Zeitpunkt möglicherweise bereuen würde.
Stattdessen sagte er nichts, zog abermals an seinem Krautstängel und lehnte sich an die Wand hinter sich. Er stand etwa 2 oder drei Schritte von ihr entfernt und blickte wieder in den Himmel. Und ein mattes - amüsiertes Grinsen huschte über seine Miene.
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Er tat einen Schritt und sie auch. Dieses Mal in seine Richtung.
"Es tut mir Leid."
Flüsterte sie leise und betrachtete das Gesicht ihres Kindes.
"Aber lass Darjel in Zukunft aus dem Spiel. Ich hadere selber schon genug damit."
Sprach sie und verharrte. Er nickte, sog nochmals an seinem Traumruf und liess Redsonja alleine zurück. Wohl ein Bier trinken, dachte die junge Frau, folgte ihm jedoch nicht. Sie schätzte die Zeit, die er ihr zum Nachdenken liess. Schliesslich konnte sie nicht bei jeder Gelegenheit die Krallen ausfahren und ihre Freunde verletzen. Mit dem Vater des Kindes hatte sie sich auf einer ähnlichen Ebene unterhalten.
Nach einem Weilchen setzte sie sich auf die Bank und wiegte ihr Kind vorsichtig in den Armen, bis Myra den Hinterhof betrat. Auch sie bemerkte die Lehrmeisterin im ersten Augenblick nicht. Das war Redsonja ganz recht, so konnte sie die Frau mit den grünen Haaren ungestört beim Training beobachten und noch etwas länger ihren Gedanken nachhängen. Bis sie schlussendlich doch bemerkt wurde.
"Ja, ich sitze gerne hier draussen." Gab sie ungefragt Auskunft. "Heute ausnahmsweise ohne zu trainieren, doch werde ich morgen Viraya fragen, ob sie auf Darjel aufpassen kann, damit wir einen Ausflug in die Akademie machen können. Dort findest du bestimmt auch einen Trainingspartner."
Sprach sie und verabschiedete sich gleich darauf. Ihr war nicht nach Reden, erst musste sie nachdenken.
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"Der Perverse ist wieder da!", so oder so ähnlich hätte es wohl geklungen, wäre Ornlu in seiner Heimat angekommen und hätte auf sich aufmerksam gemacht. Doch das hier war sicher nicht seine Heimat. Viel mehr eine neue Erfahrung die es zu machen galt.
Er blickte noch einmal zurück zum Tor, das sie passiert hatten. Das sie durchgekommen waren, war sicherlich ein wenig Glück, noch mehr aber der Tatsache gut zu schreiben, dass ein altes Sprichwort sich bewahrheitete.
"Sumpfkraut öffnet neue Wege." - egal ob als Trip, ob als Betäubungsmittel für eine Frau oder als gutes Argument für die Torwachen. An Ornlu haftete noch der Geruch vom morgendlichen Sumpfkraut. Die Augen waren gerötet und der Blick und die gewählten Worte nunmal recht entspannt. So war kein Innosgetreuer drauf. Zwar wurden sie etwas skeptisch beäugt als sie Tooshoo erwähnten und das man nur durchreisen wolle, aber sie durften dann passieren. Vielleicht lags auch nicht am Sumpfkraut und anderen simplen Dingen, doch Ornlu glaubte eben das was er glaubte. Gelogen oder sowas hatten sie ja nicht, nur wusste er auch nicht wie man sonst irgendwie bekunden konnte kein Spion zu sein.
"Ich würde sagen wir schauen uns einfach mal um. Die Wache sagte nur, wir sollen nicht vorm Palast rumschmarotzern oder sonst wie Ärger machen. Wir treffen uns dann später wieder genau hier. Also benehm dich und lass die Frauen hier in Ruhe, Cécilia.", mahnte der Druide und spürte noch die Wirkung des Schwarzen Weisers. Vielleicht sollte er so starkes Zeug nicht schon morgens rauchen.
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Ungläubig starrten die beiden Frauen auf die Netze. "Nimm mir das mal ab Lynn, da ist noch eins.", sprach Iain grinsend. Irritiert starrten Mutter und Tocher auf den alten Mann, der den Blick gesenkt auf sie zu läuft. Als er den Kopf hebt und ein breites Lächeln auf seinen Lippen liegt entspannt sich die Situation schlagartig. Zu Tränen gerührt fällt Lynn ihrem Vater um den Hals und ihre Mutter entsendet ein stilles Dankesgebet an Adanos. "Jetzt aber Schluss. Jeder schnappt sich ein Netz und dann gehts ab nach Hause. Wir haben noch viel zu tun, wenn wir das bis morgen fertig bekommen wollen." Sechs eifrige Hände taten wie geheißen und alsbald war der Fang in die Fässer verstaut. Fragende blicke seiner Schwester und Mutter durchbohrten Iains Rücken, doch er ignorierte sie so gut wie möglich, denn er wollte das sein alter Herr den ersten Schritt tat. "Nehm euch erstmal jeder ein Messer und holt genug Eimer. Es wird heute viel mehr Innereien zu entsorgen geben. Während wir die Fische ausnehmen erzähl ich euch vielleicht sogar woher unser reicher Fang herkommt.", sprach der Fischer gespielt grimmig blickend.
Während die Familie sich über die Köhler hermachte, erzählte der Alte von den Ereignissen des Tages. "Adanos sei dank, dass er mir so einen schlauen Sohn und eine geduldige Familie geschenkt hat. Ich alter Dickkopf...", sprach er mit einer Träne im Auge. Lynn drückte ihren Vater fest, der die Umarmung freudig erwiderte. "Ich verspreche euch, dass es jetzt aufwärts geht und Iain...", der Fischer sah seinem Sohn in die Augen. Dieser Verstand auch ohne Worte und nickte. "Vielleicht solltest du morgen hier bleiben und den Frauen helfen unseren Fang auf dem Markt zu verkaufen. Ich denke bei so einem großen Schwarm, kann ich auch mal einen Tag allein auskommen."
Iain freute sich auf den morgigen Tag. Noch nie hatte er die Stadt bei Tageslicht gesehen, zumindest nicht solang er sich zurück erinnern konnte. Eigentlich ein wenig beschämend für einen Geborenen Bewohner der Setarrifs, doch so war eben das Leben eines Fischers.
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Diesen Gedankenlesezauber musste er ihr unbedingt auch beibringen! Woher hatte er nur gewusst, dass sie vorgehabt hate, sich unter den Setarrifer Frauen umzuschauen? Gut, Spaß beiseite, das war einfach nur Ornlu wie er leibte und lebte. Zur Erwiderung hatte sie einfach nur genickt und sich auf den Weg zum Markt gemacht, um sich an den Kräuterständen umzuschauen. Wenn sie nach seltenen Kräutern gefragt hatte, hatten die Händler samt und sämtlichst versucht, sie über den Tisch zu ziehen (am originellsten war die lila angemalte Weidenbeere gewesen - Cé hatte davon immer noch lila Farbe an den Händen, so „frisch“ war sie gewesen). Irgendwann hatte sie sich darauf besonnen, lieber weit verbreitete Kräuter zu kaufen, die günstiger waren und die sie erkannte. Nach selteneren Kräutern konnte sie ja immer noch Sennahoj fragen.
Nun spazierte sie am Hafen entlang, ziemlich zufrieden mit den Kräutern, die sie erstanden hatte. Wenn sie nicht für die Schale zu gebrauchen waren, konnte sie damit immer noch Wunden versorgen. Ein Mann, der eine Pfeife rauchte, kam ihr entgegen, Cé rempelte ihn versehentlich an. Der Schreck saß, und sie schaffte es gerade so eben, die Lichtkugel wieder verschwinden zu lassen, bevor der Fremde sich wieder aufgerappelt hatte. Verdammt, dabei wollte sie sich das doch abgewöhnen! Der Mann schien recht jung zu sein, hatte dunkles Haar, soweit sie es erkennen konnte.
„Das tut mir Leid“, sagte sie und verkniff sich mit Mühe und Not die waldvölkische Begrüßung. Das wäre nur komisch rübergekommen. „Ich habe nicht auf den Weg geachtet. Ist alles in Ordnung?“
Geändert von Cécilia (02.03.2012 um 22:44 Uhr)
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Es war zum haareraufen, wieder hatte er einen Tag voller verdroschen werden hinter sich, und er hatte nicht das Gefühl irgendetwas gelernt zu haben. Und obwohl man meinen könnte, dass er sich inzwischen daran gewöhnt haben müsste, war dem nicht so. Und so versuchte er diesen Tag zu verdrängen während er wieder auf dem Weg zu seinem Schlafplatz in dem Lagerhaus war.
Irgendwie, so befande er, sollte er etwas grundlegend an seinem Leben ändern, wie wäre es zum Beispiel eine reguläre Arbeit beginnen, sogar sesshaft werden. Doch dazu würde es wohl nicht kommen, bevor er wieder nach Schwarzwasser gekommen war. Dann könnte er sich sogar eine Frau suchen und eine Familie gründen. Wobei Familie gründen, nicht so wichtig. Aber eine Frau. Während er noch so in Gedanken Frauen hinterherjagte wurde er auf einmal unsanft zu Boden gerempelt,"Ich bin aber keine Frau," Zum Glück waren diese aus der Verwirrung geborenen Worte so genuschelt, dass seine Gesellschaft diese wohl nicht verstanden hatte. Doch während er sich noch verwirrt aufrappelte und eine Begrüßung von sich geben wollte, kam ihm doch wieder ein "Bewahre" aus. Naja was wollte man erwarten, wenn man ihn einfach aus seinen Gedanken riss.
Doch als er endlich wieder in die Realität zurückgefunden hatte, sah er sich einer relativ großen Frau gegenüber, welche nicht so aussah, als ob dieser Zwischenfall bösartig gemeint war. Und um seine, für diese Gegend eher ungeschickte Begrüßung zu überspielen begann er,"Guten Abend, was treibt jemanden wie euch in dieses Viertel? Ach ja, mich nennt man Putorius."
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Cé schaute den Mann erstaunt an, dann lachte sie. Wann immer sie in einer Stadtwar, mied sie diesen waldvölkischen Gruß, um nicht für total bescheuert gehalten zu werden. Was auch bedeutete, dass eine Stadt wie Setarrif der letzte Ort war, an dem sie diesen Gruß zu hören erwartete.
Es war schon eine seltsame Situation ... der Fremde hatte sie gegrüßt und glaubte wohl, sie hielte ihn für bescheuert und sie lachte wie eine Irre. Nicht, dass es das erste Mal wäre, dass sie für eine Irre gehalten wurde. Dennik war da zum Beispiel sehr überzeugt von gewesen und hatte darauf beharrt, sie eine Hexe zu nennen, wenn er glaubte, sie hörte es nicht. Keine schmeichelhafte Bezeichnung, das würde sie ihm irgendwann noch mal zeigen.
„Bewahret, Putorius. Ich bin Cécilia und komme auch aus dem Waldvolk. Der Lachanfall tut mir Leid, die Situation war wirklich zu seltsam ... ich bin nicht durchgeknallt, aber wenn du willst, darfst du das natürlich gern glauben. Da wärst du nicht der erste“, erklärte Cé grinsend.
So langsam hatte sie den Verdacht, sie hatte etwas von Ornlus Sumpfkrautrauch abbekommen, als sie gen Setarrif gewandert waren, und das sorgte für ihre Überdrehtheit. Vielleicht sollte sie sich lieber vom Sumpfkraut fernhalten. Ob Putorius auch Sumpfkraut rauchte? Der Tabak in seiner Pfeife roch zumindest nicht danach.
„Ich bin nur auf der Durchreise und schaue mich hier um. Wollte mal die Klippen sehen, und schauen, ob es hier wirklich Sturzkampfmöwen gibt. Demnächst werden mein Begleiter und ich wohl gen Süden weiterziehen. Darf ich fragen, was du hier machst? Du wirkst auf mich nicht wie ein Fischer, wenn ich das so sagen darf.“
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Na wenn dass keine schöne Überraschung war, jemanden aus Tooshoo zu treffen, auch wenn diese Person etwas seltsam war, aber dass war ja wohl jeder auf seine Art und Weiße. Weniger schön fand er allerdings die Erwähnung von Sturtzkampfmöwen, dass erinnerte ihn zu sehr an sein Hausverbot, weckte aber auch sein Interesse, ob die Taverne wohl doch nach etwas real Existierendem benannt war.
"Sturzkampfmöwen? Gibt es wirklich Tiere die so genannt werden? Bisher hab ich den Namen der örtlichen Kneipe für sinnloses Gebrabel gehalten und schon lange Zeit damit verbracht diesem Sinn zu geben." Während er sprach stopfte er sich seine, durch den Sturz entleerte, Pfeife neu und entzündete sie an der alten Glut neu. Und wie er es gewohnt war, förderte der Rauch in seinen Lungen sein Denkvermögen, und so schossen ihm mögliche Fragen nach dem wohin und woher Cècilias durch den Kopf, doch er beschloss erst einmal die ihm gestellte zu beantworten.
"Nein fischen kann ich nicht, und da ich auch sonst nichts gelernt habe, bin ich als Briefbote hier angekommen, nicht dass ich diesen Beruf ausübe, aber es hat sich so ergeben. Naja und im Moment versuche ich mich im erlernen des Schwertkampfes." Dass dies nicht besonders erfolgreich war, musste er der Fremden ja nicht auf die Nase binden. Zu gern hätte er jetzt einen Schluck Bier gehabt, aber dass war im Moment ja leider nicht Möglich, denn sich bei Sarpedon noch einmal Blicken zu lassen, war seiner Gesundheit sicher nicht zuträglich. Und die Händler waren um diese Uhrzeit sicher auch nicht mehr zu seiner Verfügung.
"Naja und da es hier einige kleine Missverständnisse mit dem Wirt gab, bewohne ich den Speicher eines nahegelegenen leeren Lagerhauses. Aber wenn Sarpedon nichts gegen einen hat, ist die Möwe nur zu empfehlen."
Geändert von Putorius (02.03.2012 um 23:37 Uhr)
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Die Möwe ... ja, die hatte sie bei ihrem letzten Besuch in Setarrif aufgesucht. Seitdem fragte sie sich, ob es tatsächlich Sturzkampfmöwen gab, oder ob das Seemannsgarn war. Putorius schien jedenfalls auch noch nicht Bekanntschaft mit einer geschlossen zu haben. Cé wartete ab, als er die Pfeife stopfte. Noch immer keine Spur von Sumpfkraut. Ob Kallaia vielleicht Sumpfkraut genommen hatte, um in die Vergangenheit und die Zukunft zu sehen? Zuerst wollte sie Porgans Kräutermischung probieren, die schien ja damals bei Kallaia gewirkt zu haben.
„Ich war schon einmal hier. Es war auch ein Botendienst, der mich herführte, und auch ich lernte hier kämpfen, allerdings Stabkampf. Es reicht, um mir Unholde vom Leib zu halten. Insofern kenne ich auch die Taverne, die du ansprichst. Seitdem frage ich mich, ob diese Möwen echt sind. Du hast also noch keine gesehen? Vielleicht sind sie auch einfach nur erfunden.“
Sie erlaubte sich, ihre Magie wieder zu wecken, da sie nicht davon ausging, noch einmal erschreckt zu werden. Aber gut, wann ging man schon mal davon aus? Etwas Merkwürdiges fiel ihr auf, und sie suchte nach der Quelle. Es schien Putorius höchstselbst zu sein, wie von der Natur berührt, aber ohne Anweisung. Ein wenig erinnerte es sie an Rekhyt, oder Maris.
„Ich weiß, das klingt seltsam ... aber hast du merkwürdige Träume in letzter Zeit? Irgendwelche ungewöhnlichen Begebenheiten in deiner Nähe?“
Vermutlich hielt er sie nun für völlig bescheuert, aber sie wusste, was sie tat. Von ihren Schülern hatte auch sie gelernt. Rekhyt hatte nach seinem Bund mit der Magie panische Angst vor der Natur gehabt, Namora war völlig verzweifelt und hatte zu Magieausbrüchen geneigt. Bei Putorius wollte sie sich einfach vorher vergewissern, dass er nicht auch solche Magieausbrüche haben würde, immerhin war sie damals bei Namora mehrmals unsanft auf ihren Gesäß gelandet.
„Du könntest mit uns kommen, wenn du möchtest. Immerhin bist du auch vom Waldvolk und wir wollen nach Schwarzwasser zurück.“
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"Fische, frische Fische!", rief Iain lauthals über den Marktplatz. Rundherum war, trotz des frühen Morgens schon geschäftiges Treiben losgebrochen und Unmengen an Leuten waren unterwegs, sei als listiger Händler, feilschender Käufer oder nur als Spaziergänger. "So viele...", dachte der junge Mann, der gar nicht glauben konnte, dass so viele Menschen hier leben konnten. Er selbst war heute mit Mutter und Schwester zum Markt gekommen und den reichen Fang, den sie bis in die späten Nachtstunden noch vorbereitet hatten zu verkaufen beziehungsweise die Fässer zu schleppen und Kunden anzuwerben. Den geschäftlichen Teil wollten die beiden Frauen selbst übernehmen, ob der Erfahrung und des geschickteren Händchens. Sie hatten keinen eigenen großen Stand, mit Sonnensegel und Kostproben wie so mancher Nachtbar. "Doch wer will schon rohen Fisch kosten", murmelte Iain. "Fische, frische Fische, die besten in ganz Setarrif", rief er erneut und führte seine Runde fort - werbend, ab und an anhaltend um die Teils exotischen Waren zu bestaunen und dem ein oder anderen Gespräch lauschend. Schließlich wollte er die einzigartige Gelegenheit nutzen, mal nicht mit seinem Vater auf hoher See zu verweilen, und mehr über all das zu Erfahren, was ihm entgangen war.
"Fische, frische Fische!"
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Edon für seinen Teil würde es wohl vermissen, sich seinen Schlafplatz nach Lust und Laune auszuwählen, doch im Moment hatte es Vorrang, seine reichliche Beute in ein Versteck zu bringen, damit ihn nicht irgendwelche Diebe um seinen mühsam zusammen gestohlenen Besitz erleichtern konnten. Es war wirklich eine harte Welt, in der man fürchten musste, sein Diebesgut entwendet zu bekommen.
Der Hafen war zwar nicht gerade das Prunkviertel der Stadt, doch hier klaute man einfach nicht so gerne, aus dem einfachen Grund, dass es hier kaum etwas zu holen gab. Und das war für seine Zwecke eigentlich ideal, denn bei ihm hätte man sicher einiges holen können, doch solange das niemand wusste, würde keiner selbiges auch holen.
Mit diesen Hintergedanken schacherte mit einem Händler um eine einfache Hütte, die etwas abseits vom großen Gedränge lag, während er immer schön den armen Tropf mimte, der kaum mehr als seine Kleider auf dem Leib hatte. Was ja auch, wenn man mal von dem Sack mit gestohlenen Goldmünzen auf dem Rücken absah, stimmte.
Edon konnte sich mit Müh und Not auf einen Preis einigen, von dem Edon hätte das 3-fache bezahlen können, doch das musste der Händler ja nicht wissen, der nicht gerade einen vertrauenerweckenden Eindruck machte.
Wenige Augenblicke später betrat Edon schon sein neues Eigenheim, das er eigentlich nur aus einem Grund zu diesem erklärt hatte: Der Verkäufer schien nie in dieser Hütte gewohnt zu haben, denn er hatte wohl die kleine Falltür unterm Bett übersehen, die sich Edon flugs aneignete und nachsah, ob dadrinnen noch etwas zu holen war. Sie führte nur in ein kleines, verlassenes Loch im Boden, dass schon länger nicht mehr entstaubt worden war.
Edon ließ seinen altgedienten Besitz hineingleiten, nachdem er sich noch einen Geldbeutel herausgenommen hatte, ein bisschen Kapital sollte man ja immer dabei haben.
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Putorius saß am Hafenkai, rauchte und lauschte dem beruhigendem Rauschen des Meeres. Die Begegnung von letzter Nacht ging ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf, diese Frau, welche ihn nach seltsamen Ereignissen in seinem Leben gefragt hatte. Zwar war diese Frage im Normalfall nicht sonderlich, aber Cécilia hatte so gewirkt, als ob sie nicht fragte, ob etwas geschehen war, sondern wie. Ob sie damit seine Begegnung mit der Dryade im Sumpf gemeint hatte? Er hatte es nicht herausfinden können, da er einer fast Fremden nicht diese Geschichte auftischen wollte. Denn wer versicherte ihm, dass sie den Schwarzhaarigen dannach nicht für komplett Bescheuert hielt. Auch wenn sie nicht so wirkte, als ob sie etwas gegen Verrückte hatte, sie war ja selber etwas Anders, aber man konnte ja nie Wissen. Daher hatte er auf diese Frage nur mit einem Brummlaut geantwortet, und übergangen. Und sich bald darauf auch verabschiedet.
Es war schon komisch, wie eine einzige Begegnung den tägliche Trott zerstören konnte. Irgendetwas war von Cécillia ausgegangen, dass nicht erklärbar oder beschreibar war, so als ob sie mehr wie eine Reisende aus Schwarzwasser wäre.
Ein Stein, von Kinderhand geworfen, platschte in das Hafenbecken und riss ihn aus den Gedanken und so bemerkte er, dass er seit geraumer Zeit an der erloschenen Pfeife zog. Kopfschüttelnd, um wieder klarer zu werden, erhob er sich und stapfte Richtung Akademie, schließlich war er schon sehr spät dran, für seine Tägliche Ernidrigung.
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Da war er also wieder und schaute den Rekruten beim Training zu. Nachdem die Suche nach Myra mehr oder weniger gut abgelaufen oder eher abgesoffen war, hatte Ryu beschlossen sich wieder etwas mehr seinem Training zu widmen. Und dazu beobachtete er weiterhin die Trainingsmethoden der Setarrifer, welche sich nur bedingt von den seinen unterschieden. Doch dann fiel ihm schon wieder dieser Kerl auf, welcher ihn vor einigen Tagen ob einer Lehre im Schwertkampf angesprochen hatte. Er war zwar verbissen, doch hatte Ryu ihn immer wieder im Auge gehabt und nur den Kopf schütteln müssen. Er stellte sich nicht gerade geschickt an, zumal er einfach nicht die Statur hatte, um ein Schwertkämpfer zu sein. Genau genommen... Nun... Er war einfach nicht dazu gemacht... Natürlich mit etwas Anleitung und V-I-E-L Training hätte aus ihm vielleicht etwas werden können... Aber so wie die Dinge momentan standen... Naja... Ryu würde in den sauren Apfel beißen müssen, wenn es denn keiner der anderen Ausbilder hier tat. Seufzend lief er zu Putorius herüber, packte ihn am Arm und zog ihn vom Übungsplatz. Die beiden gingen eine Weile stumm nebeneinander her. Intressant, zumal beide einander fremd waren, bis sie schließlich am Hafen ankamen und Ryu sich auf einer Bank niederließ. "Setz dich." bot er ihm an und der Mann, dessen Name ihn irgendwie an ein Huhn erinnerte kam der Bitte nach.
"Sag, hast du dir schon einmal Gedanken über das Schicksal gemacht? Also, das was einem vorher bestimmt ist? Heldentum, das Leben als Bauer, oder als Bettler?" seine orange-roten Augen verharrten ruhig am Horizont...
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Etwas verwirrt, setzte sich der Schwarzhaarige, zuerst holte dieser Fremde ihn vom Trainigsplatz und durchwanderte die halbe Stadt, zu dieser Zeit hatte er noch gehofft, dass sich dieser doch seiner Annehmen wollte. Doch spätestens, als er ihn am Hafen mit philosophischen Fragen löcherte, fiel diese Hoffnung von ihm ab. Zwar hatte er im Normalfall nichts gegen ein Gespräch über die Götter und die Welt, doch er konnte nicht Glauben, dass irgendwer mit solch einem eine Lehre einleitet. Also was wollte er von ihm? Dass würde er wohl am schnellsten herausfinden, indem er auf seine Frage einging, auch wenn diese durch ihren Tiefgang für ihn nicht besonders einfach beantwortet werden konnte. Um seine doch relativ verworrenen Gedanken zu beruhigen und ordnen, began er seine Pfeife zu stopfen und versuchte während der ersten Züge eine für ihn befriedigende Antwort zu formulieren. Doch da ihm dies nur mäßig gelang, er aber Gleichzeitig die Pause nicht länger andauern lassen wollte, began er zögerlich.
"Gedanken darüber hab ich mir schon gemacht, spätestens als ich als einziger Überlebender eines Schiffsuntergangs auf Argaan gestrandet bin. Doch ich glaube nicht das es Schicksal ist, eher Zufälle, welche man nutzen kann oder es verpasst. Auch gehe ich davon aus, dass das meiste Erreichbar ist, wenn man sich genügend anstrengt. Trotzdem wird ein Bauer wohl nie zum König werden, ein Held hingegen könnte er werden, wenn er Glück hat und mit den richtigen Zufällen."
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Ryu schaute ihn abschätzend an, blickte dann wieder gen Horizont. "Nein. Es ist das Schicksal, welches die Möglichkeiten für uns zurecht legt. Es liegt nur an uns, wie wir diese nutzen und ob wir das Potential dazu haben. Manch' Bauer wäre vielleicht in der Lage, einen Ork zu erschlagen, während der ein oder andere Ritter sich beim ersten Anblick dessen ins Kettenhemd macht... Es sind kenie Zufälle, nein. Oder denkst du, es ist ein Zufall, dass dir noch keiner der Meister dieser Stadt angeboten hat, dich mit dem Schwert zu unterrichten?" der Templer schloss für einen Moment lang die Augen und lehnte sich dann zurück.
"Sieh mich an... Könnte man sich vorstellen, dass ich von einer Insel komme, aus einem Dorf, kaum größer als dieses Hafenviertel? Es waren keine Zufälle, die mich hierher, nach Argaan brachten. Es war das Schicksal. Siehst du diese Augen? Sie sahen nicht immer so aus... Es war das Schicksal, verbunden mit meinen Taten, was sie zu dem machte, was sie nunmal sind. Das Schicksal sieht für jeden von uns etwas vor. Und wenn ich dich so ansehe, sehe ich leider keinen Schwertkämpfer..." Ryu konnte förmlich hören, wie der schwere Brocken in Putorius' Hals immer dicker wurde und damit drohte, seinen Hals auszubeulen. "Vielleicht, wenn du viele Jahre über übst und dich stählst, aber dann bist du irgendwann alt und für den Kampf nicht mehr zu gebrauchen... Ich bin nur wenige Jahre älter und bin trotzdem wesentlich weiter, was den Kampf mit der Klinge angeht... Du wirkst zerbrechlich und nicht gerade so, als könntest du mit einem Schwert überhaupt parieren... Hör zu, ich rate dir, nicht als Ausbilder oder Schaulustiger, sondern als einer der sein Leben lang die Schwertkunst verinnerlicht hat... Lass das Kämpfen mit dem Schwert und versuch' deine Bestimmung da zu finden, wo es einen Sinn macht."
Natürlich mochte es komisch sein, von einem Fremden so einen Rat zu bekommen, doch Ryu wusste wovon er sprach. Schon oft hatte er irgendwelche Leute gesehen, die sich am Schwert versucht hatten und dadurch nur den Tod fanden. Dieser Putorius schien zu schade, um damit überhaupt anzufangen. Es war einfach nicht sein Metier...
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Nach dem letzten Abend mit Iain hatte sie von ihm nichts mehr gehört und nahm auch nicht an, dass sich das so schnell ändern würde, da er offenbar sein ganzes Leben lang kaum in Stadt gekommen war. Es sei denn er würde sie gezielt aufsuchen, aber das würde sie dann schon sehen, es gab im Haus der Magier ja ohnehin Personen, oder zumindest eine Person die nur zu gerne nach ihr suchte und Botschaften überbrachte.
Ähnlich war die Lage mit Illdor, von dem sie ebenfalls nichts gehört hatte und es auch nicht erwartete, aber auch wenn all ihre Erwartungen erfüllt wurden, so wäre ihr zumindest in diesen Fällen auch eine Überraschung recht, denn auch wenn ihr Verhältnis zu Illdor etwas... merkwürdig war, so musste sie sich doch immer wieder dabei ertappen an ihn zu denken und sich zu wundern wo er sein mochte. Die Gedankengänge beendete sie aber, als sie beschloss noch schnell zum Markt zu gehen um dort vielleicht noch etwas in der späten Abendstunde zu ergattern, aus dem sie ein Abendessen machen könnte.
Wie befürchtet waren dort die Händler aber entweder dabei oder schon fertig damit ihre Ware wegzuräumen und in den verdienten Feierabend zu gehen, doch einer erregte ganz besonders die Aufmerksamkeit der Adeptin. Zum einen war das natürlich, weil keine Ware weit und breit so stark den Geruchsinn beanspruchte wie seine, zum anderen aber auch, weil sie den Verkäufer zu ihrer Verwunderung vor gar nicht langer Zeit persönlich getroffen hatte.
"Iain!", rief sie ihm freudig überrascht zu, auch wenn es mehr klang als hätte sie sich nicht entscheiden können ob sie 'Ja' oder 'Nein' rufen sollte, als dass es ein Name war, doch der Angesprochene reagierte dennoch und drehte sich zu ihr um.
"Adanos zum Gruß! Ich hätte nicht erwartet dich hier zu sehen, ich dachte du wärst die meiste Zeit am Meer und nicht am Markt. Wie geht es dir? Ist alles in Ordnung?"
Hoffentlich hatte er nicht den Beruf wechseln müssen, weil seine Arbeit zu wenig Geld einbrachte, aber die Tatsache, dass er Fische verkaufte sprach eigentlich nicht dafür.
"Und ich weiß, dass ich spät dran bin, aber könnte ich dir vielleicht dennoch einen Fisch abkaufen?"
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Er hatte es befürchtet, aber nicht wahr haben wollen. Eigentlich hatte es Putorius sogar gewusst, aber lieber verdrängt. Denn dass er nicht zum Schwertkampf taugte, Schiksal hin oder her, hatte er die letzte Woche über am eigenen Leib erfahren, aber dennoch war es ein Schlag, es so offen gesagt zu bekommen. Trotzdem fand er, dass dieses Schicksalsgetue etwas übertrieben war, dass er versagte, lag nicht am Schicksal, sondern an seiner Unfähigkeit. Eine Niedergeschlagenheit breitete sich aus, und legte sich auf sein Gemüt und er brauchte einige Momente um den Kloß in seinem Hals zumindest teilweise herunterzuschlucken. Doch was sollte er nun tun, sein einziger Plan, seit seiner seltsamen Begegnung, war es zu lernen, wie er sich einigermaßen verteidigen könnte. Doch dass wird jetzt ja wohl nichts, und daher war sein Aufenthalt in Setarrif sinnlos geworden, und würde nur sein weniges Erspartes verbrauchen, daher gab es nur eine Alternative. Wieder zurück nach Schwarzwasser, dort war das Leben günstiger, dass war ihm sofort klar, vielleicht auch deswegen, weil er seit seinen Kampfversuchen oft mit der Möglichkeit gespielt hatte wieder dorthin zurückzukehren.
Eigentlich hatte er geplant als Schwertkämpfer zurückzukehren, doch nun würde er den ganzen Weg schutzlos überstehen müssen, und wenn er an den Goblinzwischenfall bei der Herreise dachte, wollte er ganz bestimmt nicht alleine losziehen. Also würde er heute noch versuchen diese Cécilia zu finden, schon komisch, dass ich sie genau Gestern getroffen habe, war das vielleicht Schicksal? Nein, wohl eher ein glücklicher Zufall. Ausserdem hatte Putorius das dringende Bedürfnis etwas alleine zu sein. Niedergeschlagen setzte er an,"Und, dass du mir das jetzt erzählst, und nicht erst in einer Woche, war das etwa auch....? Ich werde dann mal wieder Richtung Sumpf ziehen. Auf Wiedersehen, Schicksal." Und mit diesen Worten stand er auf, und schickte sich an zu gehen.
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