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DSA-Schreibwettbewerb - WETTBEWERBSBEITRÄGE

  1. #1
    Gute Fee Avatar von Leeyara
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    Hier werden eure Kurzgeschichten für unseren Wettberwerb gesammelt.
    NUR WETTBEWERBSBEITRÄGE HIER REIN POSTEN! Danke.

    Diskutieren könnt ihr hier.

    Mit 2 Seiten sind 2 Word-Seiten gemeint... in nicht zu kleiner Schrift. 11 oder 12.

  2. #2
    DSA-Barde  Avatar von hangingtree
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    Alles wirkte fern. Selbst die Feder neben dem Tintenfass auf dem Schreibtisch an dem sich Alrik befand. Alle Menschen waren fern, alle Gegenstände waren fern, selbst seine Gedanken und Erinnerungen waren ihm mittlerweile fremd geworden. Was konnte er tun, damit sein Leben jetzt nicht endete? Was konnte er bei Hesinde machen damit er diesem dunklen Gefängnis aus bizarren Rätseln und morbiden Spielen entkam?

    Es hatte alles begonnen mit dieser Hütte, die er gekauft hatte und der er sich gerade auch befand. Er hatte sie gekauft, kurz nachdem er in Havena angekommen war. Der Vorbesitzer, ein weißhaariger Zausel mit mehr Bart, als bei manchem Zwerg, wollte 20 Goldtstücke dafür haben. Alrik, sah sie sich an. Von außen wirkte sie, als wenn die Bretterbude jeden Augenblick in sich zusammenkrachen würde. Das Holz hatte über die Zeit einiges an tiefen Scharten bekommen, das salzige Meerwasser vergangener Fluten hatte an seiner Stabilität genagt und einige tiefe Risse im Gebälk waren auch schon zu erkennen. Von innen zeigte sich ein ganz anderes Bild. Warmes Licht aus der rötlich schimmernden Flamme einer brennenden Talgkerze tauchte alles sogleich in eine wohlige Heimeligkeit. Die Fensterläden waren alle verschlossen und ließen sich nach den Worten des Zausels auch nicht öffnen, Regale mit Schriftrollen und Büchern türmten sich an den Wänden neben einem dickbauchigen silbernen Kessel, der über einer improvisierten Feuerstelle hing auf.

    Dies wäre ein guter Ort, an dem sich Alrik seinen Forschungen widmen konnte. Es lag in einem ärmlichen Teil Havenas in dem die Stadtwachen ohnehin nicht gerne gingen, weil hier Raube und Überfälle noch die geringeren Übel waren. Doch Alrik wusste sich zu erwehren, als Einzelschüler des großen Taphîrel ar'Ralahan, der in seinem Turm bei Vallusa weilte, hatte er wahrscheinlich mehr gelernt als jeder andere Magier auf Dere in seinem Alter und Alrik hatte noch viel vor sich. Zählte er gerade mal 30 Lenzen.
    Es gab da dieses Problem in Havena, dass innerhalb der Stadtmauern nicht gezaubert werden darf. Erst in den letzten Jahren wurde es dahingehend gelockert, dass man dann zaubern dürfe, wenn man mit dem Vorsatz daran geht, ein Leben dadurch zu retten. Doch, das war bei Alriks Studien nicht der Fall. Er wollte etwas ganz anderes, doch auch dafür musste er zaubern und diese Hütte erschien ihm ideal für sein Vorhaben.

    Der weißhaarige Zausel warnte ihn jedoch. Wenn er die Hütte irgendwann wieder loswerden wollen würde, dann nur an einem Tag an dem es nicht regnet und nie über einen Preis von mehr als 100 Goldstücken. Alrik wunderte sich, wer bereit wäre, für diese Bruchbude 100 Goldstücke auszugeben und konfrontierte den Zausel mit dieser Merkwürdigkeit.

    Dieser musste Lachen. Es klang wie ein hohles Klopfen. „Wünsche werden in dieser Hütte wahr“, sprach er. „Träume gingen in Erfüllung“, sagte er. „Doch verletze Dich niemals in der Hütte, dann kann es ein Alptraum werden.“

    Alrik wunderte sich noch mehr, er zweifelte an der Glaubwürdigkeit des bärtigen Zausels und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Studien. Er würde hier Grundlagenforschung auf einem Gebiet betreiben, das so sagenumwoben und rätselhaft war, wie kaum ein Zweites. Er würde versuchen einen Zauber zu entwickeln, der alterslos machen sollte. Die Schranken der Vergänglichkeit durchbrochen, würde er ein glorreiches, ewiges Leben in Weisheit und Wissen führen und die Welt mit seinen Ideen erneuern. Er würde aventurische Geschichte schreiben und in fernen Tagen würden immer noch die Barden von seinen großen Taten berichten.

    So hörte er nicht weiter auf den Zausel und machte das Geschäft. Er kaufte die Hütte und richtete sich etwas ein. Nach und nach brachte er seine bisherigen groben Forschunsgsnotizen, sowie etwas Proviant und ein paar Standardwerke, unter anderem von Prishya von Galischgrötz und Gaius Cordovan E. Galotta, hinein. Sein Lehrmeister, der beinahe blinde Taphîrel ar'Ralahan hatte eine reiche Bibliothek und war trotz seiner Kauzigkeit ein großzügiger Mann gewesen. Alrik würde das Mysterium Zeit magisch entschlüsseln. Daran hatte er gar keinen Zweifel, es war nur die Frage für ihn, wann er es schaffen würde und nicht ob. Das stand für ihn fest.

    Die Wochen und Monde gingen dahin und Alrik war tief in seiner Studien vertieft. Er hatte nichts in der Hütte verändert, die Regale, der Kessel, der Schreibtisch, alle waren immer noch an ihren erstmals vorgefundenen Plätzen. Da fiel der Kessel mit einem mal scheppernd von dem Gestänge, das ihn hielt, zu Boden. Alrik schreckte hoch. Eine golden schimmernde Flüssigkeit, die ihm vorher nie in dem Kessel aufgefallen war, ergoss sich über die Boden und floss seinen Weg in dünnen Tröpfchen zu dem Schreibtisch hinüber an dem er saß. „Oh, nein!“, schrie er geplagt. Schnell erhob er sich und wollte den Kessel aufrichten, da verbrannte er sich. „Aua!“ Er blickte auf das angesengte Fleisch an seiner Hand und erinnerte sich an die Worte von dem weißhaarigen Zausel, dass er sich nie in der Hütte verletzen soll. Alrik schüttelte jedoch den Kopf. „So ein Unsinn.“ Kurzehand entschloss er sich dazu einen Zauber zu sprechen. Er brauchte sich schon gar nicht mehr an die Formel erinnern, denn er beherrschte sie schon seit vielen Jahren auf einem herausragenden Niveau. „Balsam Salabunde…“, sprach er und strich sich dabei mit den Händen über seine Brust.

    Mit einem Mal veränderte sich das Licht in der Hütte. Es wandelte sich von einem warmen rot zu einem tiefen und erdigen grün. Alrik meinte irgendwo etwas tropfen zu hören. Er sah sich um. Die golden schimmernde Flüssigkeit, die auf dem Boden verschüttet war, war verschwunden. Die Wunde in seiner Hand ebenfalls. Ein breites Grinsen wuchs auf seinem Gesicht. „Jetzt machen Balsams auch schon sauber für einen...tzzztzzztzzzz…“ Doch dann merkte er, dass etwas seinen Nacken hochkroch. Als Alrik mit der Hand danach tastete, erfühlte er eine klebrige und Fäden ziehende, zähe Masse. Und sie bewegte sich.

    Alrik schrie auf, versuchte die klebrige Masse, die an ihm hochkroch von sich abzustreifen, doch es gelang nicht. Stattdessen kroch sie in seinem Mund und seine Kehle hinab. Alrik wurde schwarz vor Augen.

    Als er wieder aufwachte fand er sich an dem Schreibtisch sitzend vor, er konnte sich nicht richtig bewegen. Vor ihm lagen eine Feder und ein Tintenfass. Alles wirkte fern, unglaublich fern. Der Kessel hing in der Luft, er war gerade dabei von seinem Gestänge zu fallen, doch die Zeit sie floss nicht in ihrer normalen Geschwindigkeit, langsam und zähflüssig wie Tran ruckte sie nur ganz langsam voran. Dafür rasten Alriks Gedanken und nahmen enorme Geschwindigkeit auf. Es war ein Alptraum, gefangen in der Zeit würde er Jahre dafür brauchen auch nur aufzustehen können. Was war das für ein Leben alleine mit seinen Gedanken und Gefühlen in der Ewigkeit? Das war ein Alptraum! Das musste mit Dämonen im Bunde sein.

    Tieftraurig fasste Alrik den Entschluss die nächsten Jahre daran zu arbeiten sich selbst das Leben zu nehmen. Ob eine Feder reichte, um sich selbst damit zu erstechen?

  3. #3
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    Das Geheimnis von Uthuria

    Wir schreiben das Jahr 1035 nach Bosparans Fall: Mein Name ist Johann von Askobar und ich Erzähle euch die Geschichte meiner Reise ins Unbekannte, dem Legendären Kontinent Uthuria. Geschichten erzählen das hier Glasdrachen und Feuermenschen leben und ich war seit meiner Kindheit begeistert von der Kartographie unserer Welt Dere. Mein Traum war und ist es als Erster Aventurier alle Kontinente zu Bereisen. Morgens am Fünfzehnten Tag des Praios ging ich zu meiner Audienz bei Kaiserin Rohaja von Gareth um ein Schiff für meine Reise zu besorgen. Als ich ankam bemerkte ich das im Palast alles Hektisch zu sich ging, die Kaiserin sah verärgert aus. Als ich mit ihr Sprach erklärte sie mir das es wieder Grenzstreitigkeiten mit den Zwergen und Orks gibt. Ich bat sie um ein Schiff jedoch war sie mehr Abwesend und hörte mir nur Halbherzig zu. Plötzlich stand sie auf und schrie zu mir hinunter: “Wenn du ein Boot für deine Reise willst muss du ein gefallen für das Mittelreich erfüllen, gehe in die Zwergenstadt Murolosch und Beseitige unsere Konflikte. Ich sah verschreckt zu ihr Hoch und sagte Sehr wohl Ehrenhafte Kaiserin. Also packte ich am nächsten Tag meine Sachen und meine Reise von Gareth nach Murolosch began. Auf den Weg zur Stadt traf ich auf allerlei Lebewesen wie Hirsche, Rehe, Wölfe, Bären und Insekten. Um so näher ich an das Ambossgebirge kam, umso Kälter wurde es. In der Zwergenstadt angekommen begrüßten mich die Torwachen grimmig Anschauend: “Seit Wilkommen in der Stadt Murolosch, und bloß keinen Unsinn Anstellen!” Als ich zum Ersten Mal die Stadt Murolosch sah war ich Begeistert, die Kilometer Hohen Säulen die den Berg über der Stadt trugen, das Arbeitende Riesenholzrad in der Stadtmitte und die Zahlreichen Tavernen mit Zwergenbier, jedoch hatte ich keine Zeit und musste schnell zum Zwergenkönig um den Konflikt als Offizieler Botschafter der Menschen des Mittelreichs zu Beenden. Der Zwergenkönig Arombolosch Begrüßte mich und erzählte mir eine Geschichte von einem Helden in Goldener Rüstung der Einst mit ihm auf dem Berg Drakensang gegen eine Hydra Kämpfte. Die Geschichte war sehr Begeisternd und ich erklärt ihm wieso ich hier war. Nach einigen Verhandlungen konnte Arombolosch sich darauf einigen die Menschlichen Bedingungen zu Akzeptieren wenn ich auch für ihn ein Gefallen erfülle.

    Ich sollte mit seinem Sohn Prinz Arom zu einem Drachenhort Reisen und einen wie er nannte “Geschuppten Diener” Erledigen. Also ging unsere Reise weiter, auf dem Weg traffen wir ein Dorf das uns Unbekannt erschien, es war tief in den Wäldern versteckt. Wir sahen eine Art Ritual sie hielten jemanden Gefangen und gerade als sie den Gnadenstoß ansetzen wollten schrie plötzlich eine Finstere Person zu ihnen “Halt”. Ein Magier tauchte aus dem Dickicht auf und unterhielt sich mit einem der Dorfbewohner. Plötzlich griffen sie ihn an und er hat sie alle mit einem Schlag Eingefroren. Ich und Prinz Arom gingen auf Leisen Sohlen zu ihn um Herauszufinden ob dieser Magier auch zu uns Feindlich gesinnt war. Als wir uns näherten rief er schon zu uns “keine Sorge ich werde euch nichts tun”. Ich fragte ihn wie ist euer Name Herr Magier? und er Antwortete mein Name lautet Richard von Kaltenstein. Ich fragte mich im Gedanken Kaltenstein? ich kenne diesen Namen. Plötzlich sagte er “Ihr braucht euch in euren Gedanken keine Sorgen zu machen, mein Vater war Fehlgeleitet und verbündete sich mit diesem Halunken von Baron aus Nadoret. Ich stehe auf der Guten Seite, jedoch muss ich mich in diesem Wald verstecken. Da er ein sehr Begabter Magier war, fragte ich ihn ob er nicht mit wolle zur Drachenjagd, er Antwortete: “warum nicht, lieber bei einem Kampf gegen einen Drachen Sterben als den Rest seines Lebens in diesem Wald zu verbringen, somit waren wir zu Dritt, natürlich befreiten wir noch den Gefangen gehaltenen bevor wir weiter aufbrachen. Als wir am Drachenhort ankamen fanden wir nicht nur einen Drachen, sondern auch ein Drachenei.

    Prinz Arom stürmte auf das Ei los und ich konnte nur noch hinterherrufen “Halt, mach das nicht”, es war jedoch zu Spät das Ei wurde zerstört und Plötzlich hörten wir aus der Luft ein Lautes Gebrüll, und da war er der Purpurwurm. Es war ein sehr Harter Kampf, der Feueratem zerstörte viele Teile meiner Kleidung und nur mein Schild konnte mich Retten, jedoch konnte der Magier ihn Schwer mit Eisigen Attacken zusetzen und Prinz Arom stieß mit seiner Axt in seine Brust wobei er ihn Tödlich Verwundete. Als wir den Letzten Atemhauch des Drachen lauschten sagte Arom zu uns “Das war ein weiterer Drache den ich mit Menschenhilfe Erledigt habe, ich bin euch zu Dank verpflichtet”, ich erwiderte es reicht mir wenn ihr meine Bedingungen Erfüllt und den Konflikt beendet. Zurück in Murolosch erzählten wir Bergkönig Arombolosch vom Kampf und er Hielt sein Wort. Ich erzählte Arom und Kaltenstein über mein Vorhaben und Beide wollten mitkommen, Arombolosch war nicht erfreut zu hören das sein Sohn auf See will, “Ein Zwerg und Wasser verträgt sich nicht” waren seine Worte. Aber dennoch gingen wir zu Dritt zurück nach Gareth wo wir endlich unser Schiff Erhielten. Durch meine Ersparnisse konnte ich unser Schiff Verstärken und viele Vorräte wurden Gekauft. Am 20. Praiostag ging endlich unsere Reise los, ins Unbekannte.

    Bis zum Südmeer auch Feuermeer genannt war die Reise ein Kinderspiel, jedoch dann fing unser Schiff plötzlich an zu Brennen, wir haben warscheinlich 3-4 Tage lang daran gearbeitet das Feuer mit Eimern voller Wasser zu Löschen, sogar Zaubersprüche konnten nur Sperrlich helfen. Durch den Kampf gegen das Feuer wurden wir alle ziemlich Schwach und plötzlich wurde auch alles Verschwommen und danach kann ich mich an nichts mehr Erinnern, erst als ich aufwachte waren wir wieder auf Stillen Gewässer, wir Reisten mit dem Schiff bis wir Land sahen, vor Lauter Aufregung konnte sich keiner Rühren, das Herz in mir Pochte wie verrückt. Als wir Ankerten und ausstiegen fühlten wir uns wie in einer Neuen Welt wir gingen ein Stück in den Unbekannten Wald hinein und was wir vor uns Sahen war ein Riesiger Schock! Ein Wegweiser nach Havena, wir waren wieder in Aventurien angekommen, jedoch nicht dort von wo wir Ausliefen. Nun ja das war meine Geschichte, mein Vorhaben nach Uthuria zu Reisen wird weiterhin Existieren, und ich werde niemals diesen Kampf im Meer vergessen, auch meine Neu gewonnenen Freunde werde ich jetzt öfters Besuchen, denn Prinz Arom ist zurück nach Murolosch gereist, während Kaltenstein von der Kaiserin für die Rettung eines Bewohners des Mittelreichs Rehabilitiert wurde und damit kein Ausgestoßener mehr war, er konnte seinen Familiennamen Reinwaschen. Was mich Angeht werde ich jetzt ein Nettes Ferdoker Trinken und danach gehe ich Heim um über meine Nächsten Abenteuer zu Träumen.

  4. #4
    Lord of the First Order  Avatar von Nightcall
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    There's been an awakening. Have you felt it? The Dark side, and the Light.
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    Gefährliches Abenteuer in den Trollhöhen

    Die Sonne ging auf, das Licht strahlte durch die dunklen Wälder Mittelerdes. Das Lagerfeuer war über die Nacht erloschen, die wärmende Feuerkugel im Himmel wärmte die Wesen, die die Nacht im Wald verbracht hatten.
    Der Hobbit war natürlich der Erste, der sich erhob und nach Feuerholz und Nahrung suchte. Als der Hobbit, der den Namen Lubo trug, mitsamt Holz, Beeren und Fleisch zum Lager kam, wachte auch schon der Zwerg auf. Brummend begrüßte er Lubo und half ihm bei der Zubereitung des Frühstücks. Der köstliche Duft des gebratenen Fleisches stieg dem Mensch in die Nase und so erwachte auch er und saß sich ans Feuer mit leerem Magen. Das letzte Wesen, das schließlich auch die Augen öffnete, war die Elbin. Sie strich sich durch die zerzausten Haare und grinste hinüber zu den drei Männern, die schmatzend und gierig das Essen verschlangen.
    Schweigend setzte sie sich zu ihnen und nahm ihre Portion und aß.
    So begann der fröhliche Morgen von vier Gefährten, die nicht ahnten, welche Gefahr sie sich diesem Tag noch stellen mussten...

    Die vier Gefährten brachen auf und schritten durch die engen Pässe des düsteren Waldes. Doch, schon bald kamen sie an eine breite und lange Straße an, und folgten dieser. Wohin die Vier eigentlich wollten, war unklar.
    "Seid ihr sicher, dass ihr den Weg kennt, Aventhua?" Rief der Mensch, der dicht hinter der Elbin war. Sie schaute ihn garnicht erst an und lief schön weiter und erwiderte knapp, leicht arrogant: "Eine Jägerin wie ich es bin, kennt die Trollhöhen so gut wie meine Heim Imladris."
    Der Mensch trug die Rüstung eines Rohirrims, hatte längliches rotes Haar und einen Kinnbart. Leise murmelte er "Imladris..." Seine Stimme wurde lauter und er musterte das Haar der Elbin, welches sehr lang und dunkelbraun war. "Ihr meint doch Bruchtal? Nun... Ich kann nur hoffen, das ihr recht habt. Denn die Trollhöhen sind kein Ort der Ruhe. Wie der Name es schon sagt, lauern hier überall Trolle, also bitte führt uns nicht direkt zu einem Troll." Aventhua schaute kurz über ihre Schulter und zwinkerte ihm zu, dann wanderte ihr Blick wieder durch die Gegend vor ihr und sagte: "Rongamir vertraut mir einfach."
    Die Gefährten hörten das Rauschen des Wassers und sahen nun in weiter Fern den Wasserfall. Aber, etwas störte die Abenteurer, denn nur einige Meter vor ihnen war ein wahrhaftig riesiges Lagerfeuer und wer es glaubt, daneben stand ein noch größerer Troll, der vier Mal so groß wie ein Mensch war und drei Mal so breit. Die Kreatur hielt eine Keule in der rechten Hand, war aber nur mit einem Stofffetzen bekleidet. Ein wilder Troll, keine gezähmte Bestie.
    Lubo, der Hobbit, erschauerte und zeigte auf den Riesen. "S.. Seht ihr d... da ist ein Troll! Herrje..." Stotterte der kleine Mann, der noch nie zuvor so ein Wesen sah.
    "Na und wenn schon. Mit meiner Axt mach ich ihn einen Kopf kleiner!" Grollte der Zwerg Balborosh, welcher einen langen grauen Bart trug, und seine silberne Axt hieb.
    Der Mensch und der Hobbit fanden die Idee diese Bestie zu erschlagen zwar nicht so gut, aber da sie eine Elbin als Führerin hatten, blieb wohl keine andere Wahl.
    "Das erste Mal das ich einem Zwerg zustimmen muss... Ich bezweifle das wir an ihm vorbeischleichen können." Seufzte Aventhua und fuhr fort: "Lubo ihr lenkt den Troll ab. Werft ihm einfach einen Stein an den Kopf. Balborosh wird von hinten auf den Rücken des Trolls klettern und versuchen ihn mit der Axt aus dem Gleichgewicht zu bringen. Rongamir wird sich um die Beine kümmern, sie zu verletzen damit er zu Boden fällt. Und ich... ich werde mit Pfeil und Bogen seine widerliche Visage zieren." Nach dem sie dies sagte, schmunzelte sie und fragte die anderen ob sie alles verstanden hätten und bereit wären.
    Lubo fand die Idee, den Troll abzulenken garnicht gut, aber vertraute der Elbin.
    Alle gingen in die jeweilige Position, hinter den Büschen und dann lief der Hobbit leicht schwankend los, mit schwerem Herzen, und schleuderte einen Stein gegen den Hohlkopf des Riesen. Der wilde Troll, der am Kopf beworfen wurde, fand dies garnicht amüsant und brüllte, worauf er sich zum Hobbit drehte. Lubo erschauerte wieder für einen Moment, und fürchterlicher Weise stampfte der Troll zu Lubo. Genau zu diesem Zeitpunkt, sprangen die drei Anderen aus den Sträuchern und versuchten ihren Plan durchzuführen. Die Elbin zielte auf das Gesicht der Bestie und beförderte zwei Pfeile hintereinander auf die hässlige Visage. Balborosh rannte mit seinen kurzen Beinen hinter den Troll und versuchte schwersmütig auf den Rücken des Trolls zu klettern, dieser bemerkte das garnicht, da er noch um den Schmerz ankämpfte. Ruckartig konzentrierte er sich auf den Mensch, der seine Klinge in das linke Bein der Kreatur stach, und darauf warmes dunkelrot-bräunliches Blut herausströmte. Balborosh schlug seine Axt mit voller Wucht in den Nacken des Trolls. Der plötzlich auftretende Schmerz hinderte den Troll nach Rongamir zu greifen und zu zerquetschen. Unerwartet näherte sich die linke Hand des Riesen zum Zwerg, packte ihn am Arm und warf ihn auf den Boden. Die Axt landete neben ihm auf dem harten Untergrund. Lubo wusste nicht, was er jetzt noch tuen könnte um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Seine Angst stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben, doch dann kramte er in seiner Tasche und zog eine Wurfklinge heraus. Diese warf er mit all seiner Kraft gegen die Brust der Bestie. Und tatsächlich wandte sich der Troll zum Hobbit und marschierte auf ihn zu. Die Keule schwung er und hämmerte auf den Boden ein, glücklicherweise weichte Lubo zur Seite.
    Die nächsten Pfeile durchbohrten den Kopf des Trolls, und auf einmal taumelte er. Nun fehlte der letzte schlagkräftige Schlag, welcher ihn zu Fall bringen würde, und da sprintete auch schon der Zwerg auf ihn zu und schlug die Axt in die Oberschenkel seines rechten Beines. Diese Aktion brachte den Troll aus dem Gleichgewicht und er fiel mit einer immensen Kraft mit dem Bauch auf den Boden. Alle vier Gefährten schnauften und kontrollierten ob keiner irgendwelche Verletzungen davon getragen hatte.
    Nach diesem schweren Kampf zogen sie weiter und erreichten den Fluss, wo sie ihre Trinkschläuche füllten und sich erfrischten. Alles schien in Ordnung zu sein und das schlimmste sei für den Tag überstanden, aber schon den ganzen Tag folgten ihnen Crebains, schwarze Raben, welche die Spione von Saruman waren. Welchen Grund diese bösen Diener hatten, die Abenteurer zu verfolgen, würde sich noch im Laufe des Tages erweisen.
    Denn die Gefährten begegneten gegen Nachmittag einen in rot-schwarzem Ringpanzer gekleideten Mensch mitten auf dem Weg. Und ein Gespräch mit ihm zu führen, war ein Fehler, den sie niemals getan hätten sollen. Dieser Unbekannte lockte die ahnungslosen Abenteurer in eine Höhle, wo er ihnen zuvor vermittelte Verletzte dort anzutreffen sein werden. Die Höhle war jedoch wie sich herausstellte ein Unterschlupf eines Crebain Meisters, dem Diener Sarumans. Ein dutzend Crebain befanden sich in der kleinen Höhle. "Wo sind denn die Verletzten?" Fragte der neugierige Hobbit, als sie das Ende der Höhle erreichten und den Altar sahen.
    Mit einer tiefen, schon fast beängstigen Stimme erwiderte dieser Unbekannte: "Es gibt keine... Ihr seid genau hier, wo ich euch haben wollte." Sein Mund formte sich zu einem teuflischen Grinsen.
    "Verdammt! Ich wusste man kann diesem Kerl nicht trauen. Schnell, lauft!" Brüllte Rongamir hastig und versuchte mit den Anderen zu fliehen, jedoch war dies nicht mehr möglich. Mehrere dieser Rabentiere versperrten den Durchweg und würden bei einem Versuch hindurch zu kommen sofort angreifen. Der Crebain Meister kam auf den Hobbit zu und packte ihn sich, zerrte ihn zum Altar und versetzte ihn mit einem Wort in Bewusstlosigkeit. Der Mensch, der Zwerg und die Elbin versuchten ihn daran zu hindern, den Hobbit zu opfern, aber dies war kaum möglich, denn die Crebain umzingelten die Drei und attackierten sie. Ein Viech nach dem Anderen wurde zerfetzt, doch es waren sehr viele.
    Der Crebain Meister zückte einen Dolch und legte diese an die Kehle des Hobbits an, dazu griff er mit der anderen Hand nach einem Kelch und hielt ihn unter die Kehle, nun würde er in nächstem Moment bei einem Schnitt das Blut in den Kelch befördern.
    Doch, plötzlich durchwanderte ein unglaublich helles Licht die Höhle und blendete die Crebain, welche durch das Licht in Qual versetzt wurden und tot zu Boden fielen. Der Meister dieses Schreckens fluchte und versuchte dieses Licht zu unterdrücken, aber dieses Licht zwang ihn zu Knie. Blitzartig zerfiel er zu Asche. Der Hobbit erwachte aus seiner Bewusstlosigkeit und die Gefährten blickten verwirrt zum Höhlenausgang und da trat ein alter Zauberer in grauer Robe auf die Gefährten zu. Gemeinsam liefen sie nach Bruchtal, wo sie in Sicherheit waren und das Grauen dieses Tages ein Ende hatte. Durch diese Erfahrung lernten die Gefährten zu diesen schrecklichen Zeiten niemandem zu trauen und das ein scheinbar schöner Tag sehr schnell zum Verhängnis werden kann.

  5. #5
    Honi soit qui mal y pense  Avatar von Krabat
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    Wind über Weiden

    Das Herzogtum Weiden im Jahr 1033 nach Bosparans Fall, 1. Rondra...

    „Im Namen des Herrn Praios, seiner Schwester Rondra und der anderen unsterblichen Zehn...“ Heftig zurrte ich die Vürbüege, den Brustriemen meines Sattels fest. Farline schnaubte mir ins Gesicht. Vorsichtig lockerte ich den Lederriemen wieder eine Spur. Schließlich kann die gute Tralloperstute nichts für Ihr Schicksal. „... Im Namen der Ehre, des Mutes und der göttlichen Kraft, im Namen der Treue, des Reiches und der kaiserlichen Majestät...“ So gewissenhaft wie es in meinem aufgeregten Zustand möglich war überprüfte Ich noch einmal die Satteltaschen meines treuen Pferdes. Eigentlich die Aufgabe eines Knappen... „Im Namen der Liebe und der Achtung vor jeglicher gutherzigen Kreatur senke ich diese Klinge auf Eure Schultern, die fortan eine ehrenvolle, aber schwere Bürde tragen sollen. Erhebt euch nun, Ritter Parzival Siegismund von Eschenbrück!“

    Mit einem festen Schritt trat ich aus dem dumpfen Stallgeruch in die frische, kühle – für einen Rondramorgen ein wenig zu kalte – Morgenluft hinaus. Eine schwere Bürde ist die Ritterschaft, ja das mag stimmen. Aber ehrenvoll ? Ich kannte die Liturgie der Schwertleite auswendig, und werde Sie wohl, und so soll es ja auch sein, für den Rest meines Lebens nicht vergessen. Aber seitdem mich mein Vater vor einigen Tagen an die Seite genommen hat, sehe ich die Dinge etwas anders. Ohne große Umschweife hatte er mir erklärt, daß Ich, wo nun schon ein halbes Jahr seit meiner Schwertleite vergangen war, nun langsam einen „ritterlichen Lebenswandel“ anstreben sollte. Ich hatte die kriegerischen Pflichten eines Ritters nie vernachlässigt, aber mein Vater hatte auch etwas anderes gemeint. Seiner Meinung nach sollte ich zur großen turney am Herzogenhof reiten, die jedes Jahr am 15. Rondra zu Trallop stattfindet, um dort Ruhm und Ehre zu erwerben. Im Prinzip hatte ich nichts gegen diesen Vorschlag einzuwenden gehabt, im Gegenteil: Ich war schon selbst auf den Gedanken verfallen, dorthin zu gehen, denn schließlich lockt nichts einen jungen Ritter mehr als Ruhm und Ehre. So brach ich denn nach einer herzlichen Verabschiedung durch meine Familie und dass Gesinde auf, einen angenehmen Wind im Rücken spürend meinem ersten Abenteuer entgegen.

    Im Galopp legte ich die ersten eineinhalb Meilen meines Weges zurück, bevor ich in ein langsameres Tempo verfiel. Schließlich erreichte ich den Ort, der meinem Geschlecht den Namen gegeben hat: Eine kleine Brücke, die über einen Bach führte und an deren Seite eine uralte Esche ihre Äste über Bach und Brücke hält. Ich erinnerte mich dass mir ein alter Bauer einmal erzählte, sie stamme noch aus jenen Tagen, da der Fischer Beowein und seine Gefährten, von einem göttlichen Sturme an die Mündung des Pandlaril in den Pandlarin verschlagen, Trallop gegründet hätten. Mit diesen Gedanken setzte ich meinen Weg schließlich fort, doch bevor ich die Reichsstraße nach Trallop erreichte wurde mein Weg erneut unterbrochen als ich an einem kleinen Weiler vorüber ritt. Einige Bauern kamen wild gestikulierend auf mich zu gelaufen. Ein stämmiger, bärtiger Mann war der erste, der mich erreichte: „Herr Ritter, wartet ! Bitte reitet nicht weiter ! Bitte beehrt unser Dorf, indem wir euch bewirten dürfen. Wenn ihr uns dabei nur in einer kleinen Angelegenheit ratet, so würdet Ihr uns sehr helfen!“ Ich ging auf die Bitte ein, und so führte mich der Bärtige, der sich stolz als Arbolf vorstellte, mich in seine bescheidene Hütte, während einer seiner Söhne mein Pferd Farline versorgte. „Ihr müsst mein kleines Heim entschuldigen, aber es ist nur für die Übergangszeit, bis ich einen Zimmermann bezahlen kann, der mir hilft, ein größeres und stabileres zu bauen.“ Mit einer Geste bedeutete ich Arbolf, daß mir das nichts ausmacht, und ich setzte mich auf den mir dargebotenen Platz. Eine abgearbeitet aussehende Frau, deren Lächeln ihr dennoch einen gewissen Charme verlieh, setzte mir einen Teller mir Bohnen und ein paar Rindswürste vor. Arbolf stellte noch einen Humpen mit Bier dazu und prostete mir mit einem Zweiten zu. Es war gemütlich, und dass Essen schmeckte gut. Daher hielt Arbolf wohl auch den Zeitpunkt für geeignet mir sein Problem zu schildern.

    „Wisst Ihr, seit einiger Zeit verschwindet das Vieh von unseren Weiden. Wir sind alle nicht sehr reich hier, und es bedeutet einen großen Verlust für uns, wenn wir ein oder zwei Rinder oder ein paar Ziegen verlieren.“ Mit bedächtiger Geste strich Arbolf über seinen Bart. „Bis vor kurzem hatten wir keinen Hinweis, wer dahinter stecken könnte. Doch gestern früh fanden wir, nachdem drei Rinder auf einmal verschwunden waren , das hier.“ Bei seinen letzten Worten hielt der Bauer einen kleinen Fetzen graugrünen Stoffes hoch. Ich nahm Ihn vorsichtig in die Hand und rieb Ihn prüfend zwischen den Fingern. Bausch, da gibt es keinen Zweifel. Ich kannte den Lieblingsstoff der Elfen sehr gut, denn mein Vater hatte mir einmal zum zwölften Geburtstag ein Bauschhemd geschenkt, das ich stolz getragen hatte, bis es mir hoffnungslos zu klein war. Es war klar was so ein Fund in jenem Zusammenhang bedeutete. „Gibt es Elfen hier in der Gegend ?“ fragte ich vorsichtig. „Oh ja, Herr !“ Im Wald leben einige. Dort“ - er deutete nach Westen - „In den Hängen des Finsterkamms.“ Ernst sah ich den Bauern an. Kein Haß, aber eine gehörige Portion Misstrauen glühte in seinen Augen, als Ich von den Elfen sprach. Ich beschloss der Sache auf den Grund zu gehen und die kleine Elfensiedlung südöstlich von Wolfspfort aufzusuchen die mir der Bauer beschrieben hatte.

    Während ich durch die hügelige, mit kleinen Baumgruppen durchsetzte Landschaft ritt, überlegte ich, was ich denn eigentlich bei den Elfen tun wollte. Schließlich könnte ich nicht hingehen und das Dorf niederbrennen oder so etwas. Tatsächlich erreichte ich nach ein paar Stunden die beschriebene Stelle an der ich Arbolfs Anweisungen zufolge, in den Wald reiten und auf einen kleinen Pfad achten sollte der zur Elfensiedlung führt. Es stellte sich allerdings die Frage, ob bei dieser Strategie Ich die Elfen oder Sie zuerst micht finden würden. Im Wald war ich Ihnen hoffnungslos unterlegen, und sollte es gar zu einer Konfrontation kommen, dann würde ich wohl kaum mit dem Leben davonkommen. Mit einem sehr mulmigen Gefühl ritt ich den Waldpfad entlang. Ständig wähnte ich mich beobachtet und hatte die unangenehme Vorstellung, daß ein Dutzend Elfenbögen aus dem Halbdunkel auf mich zielten. Schließlich traf ich plötzlich auf einen Teich, an dessen Ufer sich fünf oder sechs auf Pfählen stehende Hütten befinden. Ich hatte das Elfendorf gefunden. Doch irgend etwas war dort seltsam.

    Es war so still! Wenn in diesem Dorf alle Hütten bewohnt waren, müßten dort ungefähr 20 bis 30 Elfen gelebt haben. Und so viele Lebewesen brachten immer ein gewisses Maß an Geräuschen mit sich. Dies fehlte dort, und so vermutete ich einen Hinterhalt. Also beschloss ich mein Schwert zu ziehen und sehr vorsichtig auf den Dorfplatz zu reiten. Es rührte sich Nichts. Auch auf einen Ruf reagierte Nichts und Niemand. So beschloss ich abzusteigen und mich in den Hütten umzusehen. Diese waren völlig verwüstet. Moos und Pflanzentriebe, die auf dem Hüttenboden wuchsen, machten allerdings deutlich, dass die Zerstörung schon länger zurückliegen musste. All dies ließ nur eine Schlussfolgerung zu, dieses Dorf wurde schon vor geraumer Zeit zerstört. Die Elfen konnten somit nichts mit dem verschwundenen Vieh der Bauer zu tun haben. Wahrscheinlich waren Orks bei der Vernichtung des Dorfes am Werk, aber nach so langer Zeit war das natürlich nicht mehr mit Bestimmtheit zu sagen. Ich setzte meine Suche also fort, und versuchte ein paar Orks aufzustöbern um Ihnen wenigstens die Zerstörung und den Mord an den Elfen heimzuzahlen.

    Nicht weit vom Dorf entfernt fiel mir eine breite Spur auf. Ein paar Zweibeiner und einige Stück Vieh waren dort entlang gekommen. Und es war nicht lange her ! Mit einem raschen Dankesbezeugung an Rondras Gnade gab ich Farline die Sporen und nahm die Verfolgung der diebischen Bande auf. Eine halbe Stunde später holte ich Sie ein. Ein kleiner Trupp von drei Orks und vier Stück Vieh. Mit einem grimmigen Lächeln schloss ich mein Visier, legte die Lanze ein, und preschte auf den ersten Unhold los den ich geradewegs durchbohrte. Die beiden anderen Schwarzpelze gerieten bei diesem Anblick in totale Panik und flüchteten in den nahen Wald. Bevor ich mein Schwert ziehen konnte waren Sie ins Unterholz und über alle Berge verschwunden. Mit einem Gefühl tiefer Befriedigung nahm ich die an einer Leine zusammengebundenen Rinder, und machte mich zurück auf den Weg zu Arbolfs Dorf.

    Die Nacht war schon hereingebrochen, als ich das Dorf erreichte, doch nach kurzer Zeit waren alle auf den Beinen, und ich musste immer wieder schildern wie ich die Orks aufgestöbert und schließlich besiegt hatte. Für den Rest des Abends wurde ich von Arbolf und dem ganzen Dorf gefeiert dass es mir an Nichts fehlte. Als ich am nächsten Morgen aufbrach, um nach Trallop weiter zu reiten, wurde ich überschwenglich und mit vielerlei Segen vom ganzen Dorf verabschiedet. Vielleicht wird tatsächlich mal ein für die Epen der Barden geeigneter Ritter aus mir. In guter Laune und voller Zuversicht gab ich Farline die Sporen, mit einem angenehmen Wind im Rücken, dem Turnier in Trallop und ruhmreichen Taten in ganz Dere entgegen !

  6. #6
    Jowood CM a. D. Avatar von CrazyIvan
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    Auf leisen Sohlen

    Krachend brach ein dürrer Zweig entzwei, ein Geräusch in der Nacht erzeugend, das in der auffallend intensiven Stille der dichten Nadelwälder umso eindringlicher erklang. Leise fluchend rammte Ilgar dem Robenträger neben sich den Ellbogen in die Seite, riß unsanft seinen Kopf hinter einen Busch und zischte ihn ungehalten an.
    "Bei Firuns Speer! Achtet auf Eure Schritte, werter Akturus - Ihr macht mehr Lärm als eine Horde Orks auf Plünderzug in Lowangen!"
    Der Angesprochene verzog empört den Mund.
    "Was wollt Ihr von mir? Es war nicht MEINE Idee, sich durch den Wald zu schleichen wie die Diebe in der Nacht! Außerdem habe ich keine spitzen Ohren und drei dutzend Verwandte die mir das Schleichen beibrachten noch ehe ich das Laufen lernte, ich bin nicht umgeben von Wald aufgewachsen, und ich habe auch keine 50 Jahre Anpirscherfahrung, nicht wahr, HERR ELF?!"

    Akturus richtete sich auf, streifte mit betonter Überheblichkeit die Tannennadeln von seiner sündhaften teuren Robe und redete sich langsam, aber sicher in Rage.
    "Ich habe studiert! Fast ein Jahrzehnt habe ich in den Gemäuern der Halle der Verwandlung zugebracht, und noch zwei Jahre lang auf anderen Akademien des grauen Rates das arkane Wissen verinnerlicht, gewissenhaft und fleissig..."
    Ilgar nahm nun auch eine aufrechte Pose ein und starrte dem Magus aufmüpfig ins Gesicht.
    "Akturus, Ihr vergesst, dass auch ich auf einer Akademie..."
    Akturus lachte höhnisch auf.
    "Akademie? AKADEMIE ?! Die verwahrloste Waldlichtung in Gerasim, auf der Ihr herumtanztet und wahrscheinlich hinter jedem zweiten Busch einer Jungelfin die Früchte Rahjas näherbrachtet anstatt dem UNTERRICHT..." - er spie das Wort förmlich voller Verachtung in den abendlichen Wald hinein - "zu folgen ?! Die Zwölfe müssen verrückt gewesen sein, Euer gottloses Volk mit soviel natürlicher Begabung zu segnen! Ihr würdet niemals einen Mondeslauf in einer RICHTIGEN Akadamie..."
    Ein langgezogenes Geheul, dass plötzlich aus dem Wald vor ihnen erklang, beendete den Streit, noch ehe er richtig begonnen hatte. Dem ersten Heulen folgte ein Echo aus einem halben dutzend weiterer, sehr bedrohlich und vor allem sehr hungrig klingender Kehlen. Ilgar und Akturus blickten sich betroffen an, wohl wissend, dass ihr lauter Zwist die Raubtiere angelockt hatte.

    "Wölfe! ein ganzes Rudel davon! Macht Euch bereit, werter Magus, das wird ein harter Kampf!"
    Hektisch spannte der hochgewachsene Auelf seinen Bogen und legte einen Pfeil auf die Sehne, während seine überragenden Augen in die Nacht ringsum blickten. Akturus umfasste seinen Stab mit der linken und murmelte in den Bart, der erste graue Ansätze zeigte. "Flim-Flam-Funkel - Licht ins Dunkel!"
    Ilgar zog anerkennend die Augenbraue hoch, als er die Wirkung des Zaubers erblickte - eine mächtige Kugel aus angenehm warmen Licht, gleißende Strahlen absondernd, stieg aus der Hand des Magus empor, schwebte über ihren Köpfen und folgte ihren Bewegungen. Selbst der Magie - wenn auch in ihrer ursprünglicheren, wilderen, elfischen Form - kundig, wusste Ilgar, dass sein streitbarer Freund eine mächtige Variation des klassischen Zaubers gewebt hatte. Und das keine Sekunde zu früh!
    Heulend und knurrend brachen acht Grauwölfe aus dem Unterholz und über die beiden ehemaligen Streithähne herein. Mit einem Schreckenslaut ließ Ilgar den Pfeil von der Sehne, und mit einer auf diese Distanz tödlichen Wucht wurde der vorderste der Wölfe förmlich aus dem Sprung gerissen, wie ein nasser Sack Kartoffel fiel er auf Dere. Akturus hingegen hatte den Stab wie eine Keule geschwungen und einen der Wölfe am Kopf getroffen, benommen wankte das Tier zur Seite. Dass die anderen Tiere nachsetzten, und nicht vor den Waffen und vor allem dem gleißenden Licht flohen, zeigte, wie ausgehungert die ansonst scheuen Wölfe sein mussten. Unter normalen Umständen hätte Ilgar ihnen kein Haar gekrümmt, doch nun ging es auf Leben und Tod.

    Den nun nutzlosen Bogen weggeworfen, versuchte Ilgar sein Schwert zu ziehen, als der größte der Wölfe - wahrscheinlich der Leitwolf - nach ihm schnappte. Verzweifelt wand sich der Elf halb um die eigene Achse, nahm all seine Kraft zusammen, trat in Richtung der vor Geifer triefenden Schnauze...
    ...und verfehlte sie! Doch auch der Wolf stieß ins Leere und drehte sich ruckartig mit einem verägerten Knurren aus tiefster Kehle zur Seite, um seinem Opfer wieder von vorne zu begegnen. Aus den Winkeln seiner smaragdgrünen Augen beobachtete Ilgar, wie Akturus mit bemerkenswertem Geschick und der Länge seines Magierstabes drei Wölfe auf einmal auf Distanz hielt. Für einen winzigen Sekundenbruchteil hatte er Ilgars volle Aufmerksamkeit - und das reichte einem der Tiere, die sich den Elf als Beute auserkoren hatten. Unverhofft stieß das Maul heran und die Zähne schlugen den Krallen einer Bärenfalle gleich in Ilgars Unterschenkel. Die gehärteten Lederplatten leisteteten nur kurz Widerstand, ehe das erste Elfenblut vergossen wurde. Schmerzerfüllt brüllte Ilgar auf, riss nun endlich das Schwert aus der Scheide und hieb auf den Wolf ein. Die Wucht des Schlages hieb den noch immer in Ilgar verbissenen Wolf beinahe entzwei, und endlich ließ der Schmerz im Bein etwas nach, als der Griff der Schnauze sich lockerte und das Maul samt Wolf daran sterbend zur Seite kippte. Erleichtert atmete Ilgar auf, doch - oh weh! - er hatte völlig den vor ihm stehenden Leitwolf vergessen! Mit einem mächtigen Satz aus dem Stand flog das Tier an ihn heran. Verzeifelt riss Ilgar den Schwertarm hoch - mehr Schutzhaltung denn Parade - und der Wolf prallte an seinen Unterarm, so heftig, dass Ilgar vom eigenen Schwertknauf an die Stirn getroffen wurde. Benommen torkelte der Elf zurück, stolperte, fiel - und verlor sein Schwert! Im Nu war der Leitwolf mit einem weiteren der Tiere über ihm, und Ilgar hörte schon förmlich sein letztes Stündchen schlagen...
    Er brüllte noch einmal aus Leibeskräften "Akturus! Lenkt Sie ab! Alle, und sei es nur für wenige Sekunden!" und zog mit der Linken ungeschickt den Dolch aus der Stiefelscheide, während er mit der Rechten schlagend versuchte, die Wölfe abzuwehren.
    Der Magus hatte verstanden, denn nur kurze Zeit später hörte ihn Ilgar etwas mit "Blitz" und "Finden" rufen, und die Wölfe ließen verwirrt von ihm ab. Sie gingen zwei, drei tappsige Schritte zurück, ehe sie geblendet (was einem Wolf nicht allzuviel ausmacht) mit der Nase Witterung aufnahmen. "Und nun rauf mit Euch auf einen Baum!" schrie Ilgar hastig und richtete seinen Oberkörper auf, die Rechte zu einer Faust ballend. Wie ein Netz aus silbrigen Fäden webte er den benötigten Spruch in seinen Gedanken, ehe die Lippen ihn zu Lauten formten - und ein lautloser Knall, eine Welle unsichtbarer Energie, von ihm als todbringendem Zentrum ausgehend explodierte. Ohnmächtig kippte Ilgar zur Seite.

    Ein Schmerzensschrei brachte ihn wieder zu Bewusstsein, und noch zwei oder drei Herzschläge vergingen, ehe sich Ilgar gewahr wurde, dass seine eigene Kehle der Ursprung gewesen war - und seine Wade wie Feuer brannte. Mühsam versuchte er den Oberkörper aufzurichten, doch ein sanfter Druck hielt ihn zurück. Akturus kniete über ihn gebeugt und verschloss gerade die Flasche Premer Feuer, mit deren kostbarem Inhalt er Ilgars Wunde gesäubert hatte. Er lachte leise in seinen Bart und klopfte Ilgar beruhigend auf die Schulter. "Nur ein Kratzer, alter Freund, nur ein Kratzer. Aber - bei Hesinde, ich nehme alles zurück, was ich über Eure verwahrloste Waldlichtung gesagt habe! Das war fürwahr eine mächtige Welle der Schmerzen, und es erstaunt mich immer wieder, was Ihr Elfen aus dem einfachen Fulminictus herauszuholen vermagt." Benommen rappelte sich Ilgar hoch und blickte auf die Leiber der Wölfe ringsum. Sein Zauberspruch hatte sie alle erwischt, und denjenigen, die noch am Leben gewesen waren, hatte Akturus mit dem Stab den Schädel eingeschlagen. Leicht humpelnd sammelte der Elf seine Waffen zusammen und nickte dem Magus zu. "Und ich werde mich künftig hüten, einen Mann zu ärgern, der fünf Gegner zugleich zu blenden vermag. Lasst uns weitergehen, wir haben noch einen Auftrag zu erfüllen."

    Der Magus nickte bedächtig und folgte ihm tiefer in die Finsternis der Nacht, während aus weiter Ferne die Trommeln die Oger erklangen, deren Lager sie noch auszuspähen hatten...

    Geändert von CrazyIvan (24.06.2011 um 18:01 Uhr)

  7. #7
    Provinzheld Avatar von Djorak
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    Drachenjagd

    Knack....
    Knack.....
    KNACK!
    "Bei den Zwölf Göttern, Zwerg, sei still!!!", zischte ihn Trimuaron an. "Wieso stürmst du nicht gleich durch den Wald und brüllst : Hier bin ich, fang mich doch!?"
    Irodim funkelte den Elfen an.
    "Was kann ich dafür, dass hier überall Äste rumliegen? Da kann man doch keinen Schritt machen, ohne auf einen zu treten!"
    Trimuaron schüttelte den Kopf.
    "Ich schaffe das doch auch."
    Irodim grummelte etwas in sich herein.
    Er sehnte sich zurück nach Murolosch. Dort waren Felswände, Steinhäuser, Höhlen. Sicherheit und fester Boden.
    Hier war alles grün. Und überall lagen Äste herum. Außerdem war es kalt. Der Sappeur vermisste seine Schmiede, vor allem die Wärme dort. Aber Aromolosch sagte "Du gehst dahin!" und Irodim tut es.
    Selbst zusammen mit einem Elfen.
    "Wieso schleichen wir eigentlich. Hast du Angst, dass der Feind flieht?"
    "Nein, eher, dass er uns angreift! Auskundschaften, nicht angreifen, schon vergessen?"
    "Hm."
    Die beiden schlichen weiter, beziehungsweise Trimuaron schlich. Irodim ging normal neben ihm her. Der Wald war düster. Man konnte beinahe die Hand vor Augen nicht sehen. Und eine Fackel anzuzünden hatte ihm Trimuaron untersagt.
    "Wenn du die fallen lässt, fackelt der ganze Wald ab. Und bei deinem Ungeschick passiert das nur zu leicht."
    "Wer will schon einen Wald, wäre doch egal, ob der abbrennt."
    Doch Trimuaron blieb stur, und das änderte sich nicht.
    Aber Irodim hatte einen Auftrag.
    Es war schwer genug für Arombolosch gewesen, einen Zwerg zu den Elfen schicken zu dürfen. Und dass dieser Zwerg genau Irodim war, war eine Ehre für ihn. Er wollte das Vertrauen seines Königs nicht missbrauchen. Also wollte er sich von der besten Seite zeigen.
    "Wann sind wir da?"
    "Zwerg, du bist wie ein Kind. Nicht nur von der Größe her."
    "Und du bist wie eine Frau. Nicht nur vom Gesicht her."
    Ohne ein weiteres Wort schritt der Elf einfach weiter.
    Irodim seufzte und ging schneller, um Schritt zu halten. Die langen Beine des Elfen waren ein Vorteil, doch der Zwerg wollte sich nicht beschweren.
    Sie durbrachen das Dickicht und betraten eine Lichtung, die so groß war wie der Thronsaal Muroloschs. Mittendrin ging ein Tunnel nach unten, ins Erdreich hinein. Der Eingang war rießig, groß genug für einen.....
    "Drache. Meinst du das ist seine Höhle?"
    Die beiden waren seit Tagen auf der Suche danach. Es hatte Gerüchte gegeben. Gerüchte, dass in diesen Wäldern ein Drache hausen würde. Deshalb hatte Arombolosch gewollt, dass ein Zwerg mitkommt. Falls die Gerüchte stimmten, würde er eine Truppe Drachentöter schicken. Und da man den Elfen nicht trauen konnte, wollte er, dass ein Zwerg das mit eigenen Augen sieht. Gestern dann waren sie auf ein Dorf gestoßen, in dem ein Mann verschwunden war. Und eine Frau tot aufgewunden worden war, mit Bisswunden in der Kehle und ohne Arm.
    "Vermutlich."
    "Reingehen?"
    Irodim zog seine Axt.
    "Nein! Auskundschaften. AUSKUNDSCHAFTEN!"
    "Eben. Wissen wir ob er drin ist? Nein. Also: Reingehen."
    "Nein. Wir gehen zurück und erstatten Bericht. Wenn da drin echt ein Drache ist, gefährden wir unser Leben!"
    "Ach was. Du hast einen Zwerg dabei!"
    Und schon rannte Irodim in die Höhle hinein. Ein Fehler. Er hatte keine Fackel.
    Der Sappeur blieb innen stehen und kratzte sich am Kopf. Dann ging er wieder heraus und ging, das Lachen des Elfen ignorierend in den Wald und holte sich ein großes Holzstück. Danach holte er eine Stoffbinde heraus, schüttete etwas Öl darüber, das er in einer Flasche am Gürtel trug, und zündete es an.
    "Aah Feuer. Los rein da, Elf. Oder hast du Angst."
    "Nein, nur vorsichtig."
    "Papperlapapp. Wortspielerei."
    "Du machst mich fertig, Zwerg."
    Irodim ging in die Höhle und an den weiblichen Schritten hinter ihm erkannte er, dass der Elf folgte.
    Nach weniger Zeit schon, die der Zwerg sehr genoss, da er Feuer hatte und von Stein umgeben war, kam er in eine Höhle, dessen Decke hoch war und in die ein ganzer Speisesaal gepasst hätte.
    Der Vergleich ließ ihn Hunger bekommen.
    Und mittendrin...
    Ein Wesen. Groß. Geschuppt. Mit riesigen Klauen.
    Und es schaute ihm genau ins Gesicht...
    "Waaah!"
    Vor Schreck ließ er die Fackel fallen und ging einige Schritte nach hinten.
    Der Drache rannte auf ihn zu. Im letzten Moment wich der Zwerg aus und shclug mit der Axt zu. Die Axt blieb im Körper stecken und das Tier rannte einfach weiter und riss Irodims Axt mit.
    "Verdammt nochmal, Angrosch steh mir bei.", murmelte er in seinen Bart und zog sein Messer.
    Als der Drache wieder auf ihn zurannte, hinkte er ein wenig. Die Axt zeigte doch Auswirkungen, auch wenn sie nicht tief drin steckte. Doch dieses mal wich Irodim nicht nur aus, sondern sprang dann auf den Rücken des Tieres.
    Es zappelte und versuchte ihn abzuschütteln.
    Aber Irodim klammerte sich fest und rammte das Messer in den Hals, bis zum Schaft.
    Man hörte ein Gurgeln und ein Knurren, doch allmählich erschlafften die Bewegungen und der Drache rührte sich nicht mehr.
    Irodim kletterte herunter und nahm die Axt, hob sie und schlug den Kopf ab.
    Schlendernd kam der Elf auf ihn zu und klatschte langsam.
    "Gut gemacht, Zwerg."
    "Drachentöter, bitte. Wieso hast mir nicht geholfen den Drachen zu töten?"
    "Ich dachte du bist ein Zwerg. Außerdem ist das kein Drache. Es ist eine Riesenechse."
    "Was? Nein! Das Vieh ist Riesengroß!"
    "Zwei Meter lang. Für einen Zwerg muss das echt groß sein. Außerdem hat es keine Flügel."
    Irodim drehte sich entsetzt um. Tatächlich. Keine Flügel.
    Der Zwerg war sprachlos.
    "Trotzdem. Irgendwie heldenhaft."
    "Aber natürlich."
    "Hast du gesehen, wie ich auf ihn draufgesprungen bin."
    "Wohl eher geklettert. Es war ja bestimmt einen Meter bis zur Schulter!"
    "Ach sei leise, Elf. Du bist doch nur neidisch!"
    Mit diesen Worten ging der Zwerg weg, raus aus der Höhle.
    Er ging voran, damit Trimuaron nicht merkte, wie er errötete vor Scham.

    Geändert von Djorak (25.06.2011 um 14:54 Uhr)

  8. #8
    Ritter Avatar von Ralf1731
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    Peitschender Regen ließ nur die Umrisse zweier Gestalten erahnen, die sich jeden Meter auf dem Gebirgspfad erkämpften. Schwarze Wolken zogen unaufhaltsam gegen Norden und ließen keinen Sonnenstrahl die Erde erwärmen. Die Gesichter der beiden waren ausgemergelt, aber noch steckte Überlebenswille in ihnen. Randariel schüttelte immer wieder den Kopf, aber der bärtige Mann, der sie stützte, redete ununterbrochen auf sie ein. Dann schien sie zuzustimmen. Ihr hübsches Gesicht durchlief ein eisiger Schauer voller Begierde. Gleich darauf spürte Han ihre vollen Lippen an seinem Hals. Die Tage der Flucht fielen von ihm ab. Einen Monat wurden sie jetzt schon von diesen Orks gejagt. Anfänglich hatten sie sich gegen die Horde gewehrt, doch immer neue Kreaturen tauchten auf. Und dann flohen sie nur noch. Doch jetzt fühlte er nur ihren heißen Atem in seinem Nacken. Das warme Blut rann über seine Schulter. Schmerz spürte er nicht, nur Entspannung und innere Ruhe.
    Trakat war noch nicht lange Anführer der Horde. Der Wolf unter ihm war stark und man musste ihm mit einem starken Druck ab und an Gehorsam beibringen. Seine Krieger rannten neben ihm her. Sie waren kampferprobt. Vater hatte sie ihm ausgesucht. Sie hatten trotz aller Erfahrung die Spur der Flüchtlinge für fast einen Tag verloren. Die beiden waren wahrscheinlich auf die Gebirgsfelsen ausgewichen. Doch jetzt war die Fährte wieder im schwammigen Lehmboden zu erkennen. Sie musste viel Kraft verloren haben und es würde ein Leichtes sein, sich dieses Weibes zu bemächtigen... Der Mann war ein Schwächling. Trakat hatte seinen Arm gebrochen, wie ein Streichholz. Doch sie verfügte über arkane Kräfte und die Stärke der Finsternis.
    Der junge Orkhäuptling wurde abrupt aus seinen Gedanken gerissen. Messerscharfe Eiszapfen rasten auf ihn zu. Nur durch einen gewaltigen Sprung in den Schlamm konnte er das Schlimmste verhindern. Sofort hatte er sein Schwert in der Hand und rannte in die Richtung, aus der die Eispfeile gekommen waren. Wütend erkannte er, dass seine besten Krieger in einem Säbelwirbel niederfielen. Noch grimmiger wurde er, als er seinen Wolf sterbend liegen sah. Randariel ließ den wütenden Ork noch ein wenig näher kommen. Dann warf sie die beiden Säbel in seine Richtung und ihre rote Robe stand noch alleine im Regen. Für eine Weile sah es so aus, als ob sie unsichtbar gehalten würde. Als sie auf den Boden fiel, spürte Trakat ein Flimmern links an sich vorbeigleiten. Instinktiv drehte er sich herum. Da fühlte er auch schon einen stechenden Schmerz im Hals. Vater, ich habe dir Schande bereitet. Im nächsten Augenblick wurde sein Kopf von seinem Körper getrennt. Randariel nahm im Bruchteil einer Sekunde den Bogen von ihrer Schulter. Die zwei Angreifer fielen fast im selben Moment zu Boden. Die Robe richtete sich wieder auf. Dann verschmolz sie im aufkommenden Nebel.

    Er war noch dort, wo sie ihn versteckt hatte. Randariel kroch in die kleine Felsnische, die ein wenig Schutz vor dem Regen bot. Unterwegs hatte sie Wirselkraut gefunden und dankte Peraine für ihre Hilfe. Han war in Ohnmacht gefallen und das war gut so. Die Wunde, die ihr Biss ihm zugefügt hatte, musste brennen wie Feuer. Sie kaute das Kraut sorgfältig durch. Den heilenden Saft, der sich in ihrem Mund bildete, ließ sie auf die Wunde tröpfeln. Dann legte sie auch das Kraut darauf und verband die Wunde. Sie hatten keine Verbände dabei, deshalb benutzte sie Streifen ihres Oberteiles, so dass der blasse Bauch zu sehen war. Dann legte sie sich dicht neben ihm, damit ihr Körper ihn wärmen konnte. Sie schlief sofort ein, aber ihr unruhiges Blut brachte ihr nur schwere Träume. Als Han erwachte, hatte es aufgehört zu regnen und die Sonnenstrahlen krochen beständig auf die Felsnische zu. Er freute sich darauf, seine Sachen endlich trocknen zu können. Die Wunde am Nacken war getrocknet. Seine Hände glitten über die Narbe und mit einem Lächeln betrachtete er Randariel. Er war sich sicher, dass sie ihm seine Schmerzen genommen hatte. Das Licht der Sonne hatte schon ein Drittel der Nische ausgefüllt. Da schreckte Han auf. Er weckte seine schlafende Begleiterin, indem er sie heftig schüttelte. Sofort zog er sie weiter in den Fels. Randariel sah ihn verständnislos an. Dann blickte sie ins Freie und ihre Augen weiteten sich schreckerfüllt.
    „ Deine Robe müsste dich doch schützen, oder...“, unsicher wandte sich Han an seine Freundin. Sie schüttelte ängstlich den Kopf: „ Erde oder dicke Balken schützen mich. Das Gewebe der Kleidung ist nicht dicht genug.“
    „ In weniger als einer halben Stunde erreicht die Sonne deinen Körper. Warte hier. Ich hole Steine und bedecke dich. “ Han wollte schon gehen, als sie ihn am Arm hielt: „ Bleib bei mir. Uns bleibt nicht mehr viel Zeit. Halte mich im Arm. Han ... ich bin froh, dass ich dich kennengelernt habe.“ Der junge Bauernsohn schloss seine Arme zärtlich um ihren Körper. Er brachte kein Wort mehr über seine Lippen. Han bemerkte, dass sie aufgehört hatte zu zittern. Randariel legte ihren Kopf an den breiten Brustkorb ihres Freundes und lauschte auf seine Herzschläge. Seine Hände hatten ihre fest umschlossen. So wartete sie auf den Tod.
    Just keep on scripting, and you'll get the hang of it. And remember, always take a break from scripting at least every half an hour, or you'll start seeing the world like Neo does at the end of the Matrix. [Robert Straughan / NWN-Scripter]

    Geändert von Ralf1731 (26.06.2011 um 09:49 Uhr)

  9. #9
    General Avatar von Jul25
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    Rückkehr in die Hallen meiner Väter


    Vorwort: Zum besseren Verständnis dieser Geschichte möchte ich auf die DSA-Schreibstube hier im Forum verweisen, ich habe zwar versucht die Geschichte relativ unabhänig von meinen Geschichten dort geschrieben aber so ganz ohne sie bin ich nicht aus gekommen.

    »Was ist los, Igrim?« Ich schüttelte den Kopf um meiner Erinnerungen Herr zu werden, »Ich…. Ich bin hier schon mal gewesen...« Isleif Ragnasson riss ungläubig die Augen auf, Matthias Weber war nicht minder erstaunt, sogar Ariana Lindenblatt hob eine Augenbraue. »Ich weiß nicht wann, oder wie aber ich war hier!« Ich griff unbewusst an mein Amulett, ich besaß es seit ich mich erinnern konnte, hatte aber nie herausgefunden was es bedeutet oder woher es stammte. Es war aus reinstem Granit und so fein gearbeitet, dass es eindeutig einen Großmeister der Steinmetzkunst gebraucht hatte um es zu fertigen, selbst die Kette an der es hing war aus feinstem Granit, es zeigte Hammer, Amboss und einen Meißel vor einem Schild hinter dem eine Doppelaxt zuerkennen war »Bist du dir sicher, Zwerg? Das ist unmöglich!« Ich schüttelte wieder den Kopf:»Ich weiß, Matthias! Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein…« Ariana richtet den Blick ihrer unergründlichen Augen auf mich, sie schien etwas über diesen Ort zu wissen was mir und den Anderen verborgen blieb, wollte augenscheinlich aber darüber schweigen. »Wie dem auch sein, wir sollten aufbrechen, sonst kommen wir nie nach Albenhus…« warf Isleif schließlich ein.

    Die nächsten Stunden wanderten wir schweigend durch die mir beängstigend vertrauten Wälder, schließlich stießen wir auf einen alten fast völlig überwucherten Weg, und ich verspürte mit einem mal den Drang ihm zu folgen. »Hey, Igrim wo willst du hin?« Matthias schaute etwas besorgt drein, »Sehen wo der Weg hinführt…« »Das von dem der sonst nicht mal zum pissen den Weg verlässt…« Isleif hatte recht, normalerweise hielt ich überhabt nichts von spontanen Planänderungen, hinsichtlich der Marschroute und jetzt konnte ich nicht wiederstehen diesem Weg zu folgen. »Die Heimat ruft, was?« Entgeistert starrte ich Ariana aber meine Frage blieb mir im vor Staunen Hals stecken. »Was redest du da Elfe?« schaltete sich Matthias ein: »Igrim ist in Ferdok zu Hause, das weißt du doch!« »Natürlich, aber es ist eindeutig… Dieses Gesicht würde ich überall wieder erkennen, vom Amulett ganz zu schweigen…« »Was weißt du darüber?!« Ich schrie förmlich, seid beinahe 100Jahren suchte ich nach jemandem der etwas über das Amulett wusste und nun sprach dieses Elfenweib darüber als sei es überall bekannt. »Ruhig…« Sie schüttelte den Kopf. »Die Geschichte ist etwas länger aber wenn du sie hören willst…« »JA VERDAMMT!« »Dann hör mir gut zu! Es ist jetzt beinahe 250 Jahre her, seit ich das erste Mal auf dieser Lichtung war, damals war ich mit einer kleinen Gruppe unterwegs zu meinem Dorf, damals wurden wir hier von ein paar Orks angegriffen und schlussendlich geschlagen ich und Angorax eine gute Freundin von mir wurden allerdings von deinen beiden Brüdern gerettet…« »Was redest du da? Woher willst du wissen ob die Beiden mit mir Verwandt sind?« »Ganz einfach, damals trug einer von ihnen dein Amulett, es ist das Zeichen, des Clanerben, des Wächterclans von Granithalle.« Ich war mir sicher Ariana wolle mich auf den Arm nehmen, woher wusste sie das alles? Und wenn es stimmte warum hatte sie bisher darüber geschwiegen? »Und wo soll das liegen?« fragte Isleif ungläubig. »Am Ende dieses Weges werden wir das finden was von den Hallen übrig ist…« »Na da hast du dir ne nette Geschichte ausgedacht…« Matthias lachte leise. »Ob Erfunden oder nicht, ich werde mir das Ansehen!« war meine Antwort darauf.

    Tatsächlich stießen wir nach vier Tagen auf ein großes Runenverziertes Portal in den Berg, umgeben von jeweils 400Schritt teilweise zerstörtem Wehrgang. »So viel zu meiner „erfunden“ Geschichte…« »Ich nehme alles zurück… Das ist ja unheimlich…« Matthias war zurecht eingeschüchtert, selbst teilweise zerstört und völlig verlassen wirkten die Mauern und das Tor so als würden sie jeden der uneingeladen die dahinterliegende Zwergenstadt betrete wollte, abwehren. »Sag mal… Bist du dir sicher, dass du darein willst?« Matthias war sichtlich beunruhigt als ich zielstrebig auf das Tor zu marschierte »Was dachtest du denn? Das ich jetzt einfach hier draußen warte, oder einfach weiter mache wie bisher? Ich werde darein gehen, egal was da jetzt hausen mag!« »Wir wissen doch nicht mal wer oder was da jetzt lebt! Was wenn du da drinnen draufgehst?!« »Dann ist das eben so! Besser beim Versuch sterben als für immer im Unklaren zu sein, was meinem Clan zugestoßen ist…« Ohne mich noch einmal umzudrehen ging ich weiter, »Zwergische Sturheit…« Trotz seines offensichtlichen Unbehagens folgte Matthias schließlich mir, Isleif und Ariana in die uralten Gänge von Granithalle.

    »Weißt du was meine Vorfahren aus dem Berg vertrieben hat?« Seit fast einer Stunde folgten wir dem Gang ins Innere des Amboßgebirges. »Nein, es ist fast als seien sie vor fast 120Jahren einfach verschwunden… seit dem hat wahrscheinlich niemand mehr diese Hallen betreten.« Ich senkte den Kopf, was in Angroschs Namen war derart mächtig, dass es eine Stadt dieser Größe vernichten konnte?

    »Bei Swafnier!« Isleif trat als erster in die vor uns liegende Halle, welche etwa zwei Meilen lang, eine Meile breit und eine halbe Meile hoch war. »Das ist sie also… Die Heimat meiner Väter.« Meine letzten Zweifel an Arianas Geschichte waren beim Anblick der Halle verschwunden.

  10. #10
    Deus Avatar von Aphelian
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    Die schwarze Tinte rann über seine Hand und bildete kleine Ströme in den tiefen Falten bis sie auf den hölzernen Tisch tropfte. Sebastian seufzte leise als er das Tintenfässchen wieder aufrichtete und die Kleckse mit einem alten Leinentuch aufzuwischen begann. Noch vor ein paar Jahren so schien es ihm, war seine Haut glatt und er von Kraft durchströmt. Nun war alt geworden und seine Hände zitterte häufig. Sein Rücken schmerzte bereits als er sich leicht aus dem schweren Stuhl hob um seine Niederschrift an den Rand zu schieben. Die Sonne schien lächelnd durch das schmale Fenster in die kleine Schreibstube. Das Tintenfässchen wurde ihm gerade erst von Rebecca gebracht. Eine kokette Magd, die immer ein freundliches Lächeln für ihn übrig hatte und einen außerordentlich tiefen Ausschnitt. Er hatte sich hier vor Jahren eingerichtet, hoch im Turm und konnte seinen Blick über das gesamte Tal schweifen lassen. Er humpelte zum Ausblick und stützte sich schwer ab. Seine Bewegungen waren langsam und steif, viel Zeit blieb ihm nicht mehr. Ein schmales Lächeln spannte sich über sein Gesicht und er seufzte erneut als er nach unten blickte. Kinder spielten am angrenzenden Bach mit ihren Holzschwertern und der neue Knecht führte mit hektischem Blick eine junge Frau in die Scheune. Ein Lachen entrann seiner trockenen Kehle. Er genoss den Moment der Ruhe. Sein Herz war hier zu Hause.
    „Sebastian, Sebastian, sieh mal was ich hier hab!“ Mit einem lauten Knall schlug die schwere Eichentüre auf und der kleine Sohn der Burgherrin schoss wie ein Wirbelwind herein und stolperte beinahe über seine eigenen Füße. Gerade mal sechs Lenze zählte das aufgeweckte Kind und blickte den alten Schreiber aus großen blauen Augen unter einem wilden Schopf blonder Haare heraus an. Schnaufend hielt der Junge seine Hände vor sich. Eine dicke Kröte hielt er wie eine Jagdtrophäe stolz fest. Die Sommersprossen auf seiner Wange schienen seine rote Haut beinahe noch intensiver leuchten zu lassen. „Die erste Kröte im Jahr, und ich habe sie gefangen. Schneller als alle Anderen war ich.“ Der Junge wirbelte herum und ließ das Geschöpf in den Raum entfleuchen. Verschmitzt streifte er seine triefende Nase am Saum des Hemdes ab. „Du hast mir versprochen eine Geschichte zu erzählen wenn ich dir etwas mitbringe! Aber nicht wieder die mit dem verwunschenen Frosch.“ Sebastian entrann ein erneutes Seufzen. Geschichtenerzähler war er für die Einen, Historiker für die Anderen. Für seinen Teil erzählte er nur einfach gerne und er hatte es versprochen. „Dann setz dich Junge und spitz die Ohren.“
    Der Alte schlurfte zurück in seinen Stuhl, während sich der Junge im Schneidersitz auf den Steinboden niederließ und ihn mit wissbegierigen Blicken verfolgte. Er ließ sich langsam an der Lehne hinab gleiten und schloss für einen Moment die Augen. Sebastian legte die Stirn in Falten und überlegte. „Ich erzähle dir heute eine Geschichte, die du noch nicht kennst mein Junge. Über einen Schwarzmagier, mach dir aber keine Sorgen. Sein Tun ist schon lange vergangen.“
    Sebastian nahm einen tiefen Schluck aus seinem hölzernen Becher. Seine Hände begannen erneut zu zittern und so hielt er sich mit beiden Händen das Gefäß vor den Mund.

    „Mächtig war er durch eine seltene Gabe. Denn er ließ Menschen zu Marionetten werden. Keiner konnte ihm dabei widerstehen. Er beeinflusste Könige und Fürsten und wurde mit Gold überhäuft wenn er seine willenlosen Diener ins Feld führte und Schlachten schlug. Aber er wurde hochmütig und einsam. Misstrauen umgab ihn und er fürchtete den Neid anderer Menschen, einzig sich selbst und seinen Zaubersprüchen vertraute er. Und so wurde er traurig. Eines Tages beschloss er, dass er so nicht weiterleben wollte. Er legte seine Ämter nieder und verschwand aus dem Königreich. Viele glaubten er wäre gestorben. Aber er hatte sich einen Plan ersonnen. Er wollte seinen mächtigsten Zauber kreieren, nicht nur Menschen zu Dienern machen, sondern sich von ihnen lieben lassen. Auf seinem Weg über die Landstraßen sammelte er so Leute um sich und nahm ihnen den freien Willen. Müttern entriss er die Kinder. Töchtern die Väter. Er nahm sich willkürlich die Menschen die ihm begegneten. Er führte die Schar in ein unberührtes Stück Land am Rand des Königreichs und ließ sich ein Dorf errichten und während seine Diener bauten suchte er noch mehr Menschen für sein Meisterstück. Nach ein paar Jahren stand sein neues Zu Hause. Er begann zu experimentieren, wirkte mächtige Zauber. Illusionen und verbotene - andere - Sprüche. Er flößte den Menschen neue Erinnerungen ein, erschuf eine neue Vergangenheit und ließ sich zu einem Teil davon werden. Er glaubte nun Freunde zu haben denen er vertrauen konnte. Er wähnte sich am Ziel seiner Wünsche, er fühlte sich zu Hause. Und so lebte er ein paar Jahre glücklich inmitten dieser Menschen.“
    „Aber Freunde verzaubert man doch nicht!“ Protestierte der Junge lautstark mit zusammengekniffenen Augen. „Hoffentlich hat ihn ein Ritter erschlagen, den Schuft.“
    Sebastian gluckste leise. „Du immer mit deinen Rittern. Aber, ja du hast recht. Freunde verzaubert man nicht. Und es war wirklich ein Ritter der den Fluch brach. Ein strahlender Held mit goldenem Haar so wie du. Denn die entführten Menschen fehlten ihren Lieben. Und der König schickte Ritter aus um sie zu suchen. Nur Niemand kehrte je von dieser Suche zurück. Alle fielen dem Schwarzmagier in die Hände und wurden nie wieder gesehen. Bis der Ritter mit dem goldenen Haar erschien. Er kam unbesorgt in das Dorf und erkannte das Treiben hinter der glücklichen Fassade. Nur wusste er, dass er ihn nicht alleine stellen kann. Er versuchte die Leute von dem Fluch zu befreien. Er versuchte sie wach zu rütteln, sie mit Worten zu überzeugen. Doch nichts konnte den Fluch brechen, Ihm blutete das Herz. Alleine konnte er sich nicht dem Magier stellen und wusste nicht was geschehen würde wenn er den Schuft tötete. Nicht immer lassen sich Zaubersprüche durch einen Tod beenden. Also ritt er davon und wollte sich Hilfe holen. Der Magier wartete jedoch bereits auf der einzigen Brücke aus dem Dorf um den Ritter aufzulauern. Er konnte ihn nicht ziehen lassen. Der Ritter kämpfte um sein Überleben. Zaubersprüche schwirrten durch die Luft, die schließlich die Brücke bersten ließen und Beide in die Fluten stürzten. Durch den Lärm eilten die Dorfbewohner herbei und sahen zu, taten jedoch nichts. Entsetzt erkannte der ertrinkende Magier, dass ihre Gefühle für ihn künstlich und nicht echt waren. Kurz vor seinem letzten Atemzug griff die schwere Hand des Ritters nach dem Arm des Magiers und zog ihn ans Ufer. Verwundert über diese Tat lag er an dem Ufer und dachte nach. Traurig blickte der Magier in die ihm vertrauten Gesichter und das Antlitz des Fremden. Sein Hochmut verging und er senkte den Kopf. Der Ritter zog stillschweigend von Dannen, er hatte den Fluch nicht gebrochen. Aber er hatte den Magier verändert denn dieser erkannte, dass sich wahre Freundschaft nicht erzwingen ließ. Er hatte sich Jahrelang mit einer leeren Illusion umgeben. Dienern, keine freien Menschen. Er setzte alles daran seine eigenen Zauber aufzuheben, sein Werk ungeschehen zu machen. Er begann die Menschen um ihn fortan freundlich und mit Respekt zu behandeln.“
    Sebastian hustete laut.

    „Wie ging die Geschichte aus, wurde der Fluch gebrochen?“ Plapperte der Junge ungeduldig.
    „Ja, der Fluch wurde gebrochen. Die Menschen lebten fortan glücklich und zufrieden. Ich muss mich ein wenig ausruhen.“ Entgegnete der Alte mit ruhiger Stimme. Der Junge drückte den Geschichtenerzähler fest und lächelte ihn freundlich an. „Bis Morgen.“
    Der Alte rutschte tiefer in den Stuhl. Nur was wird wirklich passieren wenn ich sterbe? Werden Sie weiterleben wie bisher oder erkennen was ich getan habe?
    Er wusste nicht ob seine Anstrengungen erfolgreich waren, die Magie hatte das Leben aus seinem Körper gezogen. Eine Träne rann über seine eingefallene Wange.

  11. #11
    General Avatar von der hofnarr
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    Der Traum



    „Wie weit ist es noch Gunther?“, fragte angestrengt der junge Mann der höchst widerwillig mitgekommen war und schaute dabei argwöhnisch die unwirtliche Gegend an. „Halt die Fresse und geh weiter Prinzchen! Du weist doch ganz genau wie lange wir noch brauchen werden!“, fauchte Blankard der am Ende der Gruppe ging; daraufhin machte Gunther einen Halt und wandte sich mit ernster Mine der kleinen Gruppe zu: „Ich weis wir sind seit zwei Tagen ohne richtige Rast und ich weis Prinz Arbogast, dass du nicht mit uns kommen wolltest, aber es ist deines Vaters Befehl. Du nervst uns seitdem wir den Großen Fluss überquert haben. Werde langsam zu einem Mann. Eines Tages wirst du unser Volk anführen müssen.“ - „Wer wird uns anführen?“, sagte Blankard abfällig und provozierte damit ein spöttisches Gelächter in der Gruppe. Gunther wurde grantig und erinnerte vor allem Blankard nachdrücklich daran, dass sie den Prinzen zwar wie einen gewöhnlichen Krieger behandeln durften, aber Sticheleien in dieser Art zu weit gingen. Der kleine Haufen wurde still und Gunther sah ein, dass sie wohl doch Rasten sollten obwohl er es für den nächsten Tag geplant hatte. Alle waren sehr Müde und deshalb ziemlich gereizt. So befahl er seiner Truppe auf einen der Felsvorsprünge zu steigen die unweit zu sehen waren. Es dauerte nicht lange und ein Lagerfeuer brannte. Die Stimmung lockerte sich ein wenig und es wurden sogar ein paar Scherze gemacht. Nachdem sie gegessen hatten teilte Gunther die Wachen ein. Er und Tanka übernahmen die erste Schicht.

    Tanka war die Heilerin der achtköpfigen Gruppe, aber sie war auch Magiebegabt, wenn auch nicht in großem Masse – ohne ihren Stab konnte sie überhaupt keine Magie wirken. Mit ihrem Kurzschwert konnte sie aber hervorragend umgehen, was gelegentlich allzu aufdringliche Verehrer schmerzlich zu spüren bekamen. Als die Gruppe schlief ergriff sie die Gelegenheit und sagte zu Gunther: „Blankart übertreibt es und ich hätte vorher nicht mitlachen dürfen.“. - „Das stimmt, aber mach dir deswegen keinen Kopf. Sobald der Prinz dazugelernt hat, werden die Sticheleien aufhören.“. Tanka sagte nichts dazu und beide beobachteten die karge, felsige Landschaft. Es war um die Mittagszeit, doch die Sonne konnte kaum die graue Wolkendecke durchdringen. Es sah alles ziemlich trostlos aus.

    Nach einer weile brach Tanka das Schweigen: „Ich will dich ja nicht nerven wie unser Prinz, aber werden wir wirklich nur sieben Tage brauchen um dieses Niemandsland hinter uns zu lassen?“ - „Ja, wenn alles gut läuft.“. Tanka nickte und fragte daraufhin: „Du bist schon einmal hier durchgegangen – nicht war?“. Gunther legte ein paar trockene Äste ins Feuer bevor er antwortete. „Ich und Blankart, dass war vor ungefähr neun Jahren. Wir waren noch grün hinter den Ohren und Teil eines Aufgebots. Damals gab es Streit mit den Meinhardern und wir sollten ihrem Heer in den Rücken fallen während unsere Hauptmacht gegen sie Kämpfte. Eigentlich war es ein guter Plan, aber wir kamen zu spät, denn das schlechte Wetter verlangsamte unseren Marsch. Trotz aller Tapferkeit konnten wir dann die Niederlage auf dem Schlachtfeld nicht mehr abwenden. Wir mussten letztendlich fliehen, wieder zurück durch dieses verfluchte Land. Von anfänglich siebenhundert Mann die wir waren, haben nur zweiundfünfzig überlebt. Diese bittere Niederlage bei Weitmark kostete unserem Volk den Hochwald im Süden, aber das weißt du bestimmt. Nun gut, seit dem herrscht Frieden mit den Meinhardern.“. Tanka nickte abermals und holte ein gutes Stück trockenes Brot hervor.

    Es verging wieder eine Zeit des Schweigens bis die Heilerin erneut eine Frage stellte: „Bisher sind wir noch nichts und niemandem begegnet, dass wird wohl nicht so bleiben – oder?“. Gunther grinste und sagte: „Wenn wir im Sumpf sind werden faustgroße Mücken versuchen unser Blut zu trinken; wir müssen uns deshalb überall mit Schlamm einreiben und rauchende Fackeln anzünden, aber vielleicht hast du bis dahin eine bessere Lösung.“ - „Ich werde sehen was sich dagegen machen lässt.“, sagte sie und schaute schelmisch auf ihren Stab bevor sie wieder ernster wurde und nachhakte. „Aber ich kann mir gut vorstellen, dass es hier gefährlicheres gibt als Mücken.“. - „Nun, wir könnten Kobolden begegnen, ja, aber sie wagen für gewöhnlich keinen Kampf gegen gut gerüstete Krieger – so dumm sind sie nicht. Große Berglöwen gibt es hier auch, aber sie sind sehr selten und Einzelgänger. Ein einziger Löwe kann uns nicht wirklich gefährlich werden. Das einzige dass mir etwas sorgen bereitet sind Fleischspinnen. Wir müssen durch die Roten Höhlen, in etwa drei Tagen. Es kann sein dass einige dort nisten, aber sie haben große Angst vor Feuer und Licht; nur die großen, die älteren Exemplare wagen sich dann nah genug heran um jemanden anzuspringen, aber wenn wir beisammen bleiben und gut aufpassen, dann sollte uns in den Höhlen eigentlich nichts schlimmes passieren.“. Dann schaute Gunther auf seine Krieger und sagte anschließend: „Sie gehören wirklich mit zu den besten, wie auch du Tanka. Der König hat wirklich eine sehr gute Auswahl getroffen; deshalb ist unser größter Feind eigentlich nur wir selbst, wenn du verstehst was ich meine.“ - „Ich verstehe dich und danke für deinen Lob Gunther, das von deinem Munde zu hören ehrt mich.“, sagte die Heilerin stolz, dann stand sie auf und machte einen Rundum blick über die ganze Gegend. Es war nichts ungewöhnliches zu sehen. Tatsächlich konnte man sich kaum vorstellen dass es überhaupt Leben in diesem Land gab, wenn man nicht ab und zu Vögel am Himmel zu sehen bekam.

    „Am liebsten würde ich das Siegel brechen.“, sagte Gunther plötzlich und überraschte damit die Heilerin die gerade damit anfangen wollte Zauber mit ihrem Stab zu üben. Sie drehte sich zu ihm hin und schaute ihn neugierig an. „Unsere Mission kommt mir ziemlich merkwürdig vor Tanka. Gut dass die übrigen fest schlafen, denn ich will meine Sorge nicht mit den Männern teilen. Das wäre nicht gut, deshalb möchte ich dass alles weitere unter uns bleibt. Ich weis du bist schweigsam und eine gute Ratgeberin. Ich habe dich nicht zufällig für die erste Wache gewählt. Ich wollte nur sicher gehen ...“ - „Dass ich für ein solches Gespräch empfänglich bin?“. Gunther nickte und deutete mit einer kurzen Handbewegung an, dass sich Tanka setzten sollte; dann richtete er einen prüfenden Blick auf seine Krieger, denn er wollte Gewissheit dass auch alle tief schliefen.

    „Sprich Gunther, du bist ein guter Menschenkenner.“, sagte die Heilerin ungeduldig. „Ich glaube das unser Königreich in höchster Gefahr schwebt. Und ich glaube das es unser König weis. Anders kann ich es mir unter anderem nicht erklären warum wir den Prinzen zu den Zwergen bringen sollen und zwar so schnell und so unauffällig wie möglich; deshalb wünschte ich mir ich könnte das Siegel des Pergaments brechen das wir den Zwergen geben müssen, und es wieder zusammenfügen ohne dass es jemand merkt.“. Tanka war verwirrt von den Worten Gunthers. „Wieso Gefahr? Nichts deutet darauf hin. Gut, ich finde unseren Auftrag ungewöhnlich, aber dass wir den Prinzen zu den Zwergen bringen sollen kann doch vielerlei Gründe haben. Vielleicht wünscht sich der König dass sich der Prinz mit dieser Reise abhärtet und dass er bei den Zwergen für einige Zeit in die Lehre geht. Wir haben gute Beziehungen zu den Zwergen.“.

    Gunther schüttelte den Kopf. „Nein Tanka, hör zu, ich habe seit einigen Tagen den selben Traum und er wird immer intensiver. Ich bin in einer dunklen Höhle und plötzlich sehe ich im Schein meiner Fackel einen mächtigen Wolfsmenschen vor mir. Ich ziehe mein Schwert und versuche ihm einen kräftigen Hieb zu verpassen, aber mein Schwert prallt von ihm ab als würde ich auf einen Felsen schlagen, daraufhin sagt der Wolfsmensch: „Bald!“ und greift sich mein Schwert um es wie morsches Holz in tausend Stücke zu brechen, dann wache ich auf.“.

    Tanka wusste nicht so recht was sie dazu sagen sollte. Wolfsmenschen in Träumen konnten zwar Vorboten von Unheil sein, aber was dieser Traum mit ihrem Auftrag, oder mit ihrem Königreich zu tun haben sollte erschloss sich ihr nicht. Sie fragte nach und Gunther antwortete ihr mit nachdenklicher Mine: „Der Wolfsmensch trägt eindeutig die Krone unseres Königs und meine Vorahnungen haben sich bisher immer bestätigt.“.
    Gandalf: "Flieht, Ihr Narren!"

    Geändert von der hofnarr (06.07.2011 um 23:56 Uhr)

  12. #12
    Gute Fee Avatar von Leeyara
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    Grimmig zog er sein Schwert aus der dicken Wache, die es gewagt hatte, ihn von hinten angreifen zu wollen. Leider hatte dieser sich beim Versuch, sich „anpirschen“ zu wollen, angestellt wie der letzte Trampel. So war es ganz einfach für ihn gewiesen, sich schnell umzudrehen und für ein schnelles, grausames Ende zu sorgen. Nun stand er im Hof der Burg und rief den Turm hinauf. Der Schweiß lief ihm in Bächen herunter, die körperliche Anstrengung, die viele Kämpfe - all das fühlte er in seinem ganzen Körper. Aber das Ziel war nahe und so nahm er im Mantel der Euphorie die vielen schmerzenden Stellen und die Erschöpfung nicht wahr. „Zeig dich, elender Hurensohn!“ Seine Stimme prasselte durch die hohen Mauern auf hin zurück. Das Echo durchriss die Stille. „Zeig dich! Es gibt hier sonst keinen mehr. Nur du und ich!“
    Er hatte es bis hier her geschafft, so kurz vorm Ziel konnte er die süße Belohnung der Rache förmlich riechen. Er hatte ihm alles genommen, seine Frau, sein Kind. Eines Tages war er von der Jagd zurück gekehrt und fand sein Heim verwüstet vor. Sein einziger Sohn saß wimmernd in einer Ecke und sprach kein Wort mehr und seit dem nie wieder. Von seiner Frau fehlte jede Spur. Der helle Sonnenschein seines Lebens war verschwunden - ihr Lachen, ihre sanften braunen Augen. Aber er hatte sofort gewusst, wer gekommen war, wer sich ihrer ermächtigt hatte und wer sie fort brachte. Es konnte nur er gewesen sein, derjenige, dem er sich mal nah gefühlt hatte und von dem ihm nun Hass und Abscheu trennten. „Ich habe dir gesagt, du sollst endlich deinen hässliche Visage zeigen, damit ich sie dir abschlagen kann!“ Der Staub und die trockene Kehle ließen ihn heiser werden.
    Wahrscheinlich hatte er sich nicht mal die Mühe gemacht, alleine die Drecksarbeit zu verrichten, hatte seine Handlanger geschickt. Für den schmutzigen Teil des Geschäfts war er sich schon immer zu schade. Er hatte sein Heim verwüsten lassen, sie holen - er war so verabscheuungswürdig und dem würde nun ein Ende gesetzt werden! Ein für alle Mal.
    „Ich weiß, dass du ein feiger Hund bist, aber glaub nicht, dass ich mich aufhalten lassen, ich habe sie alle erschlagen, weißt du?! Alle!“ Und wie er sich seinen Weg durch die elenden Handlanger gekämpft hatte. Wie er sie hasste. Vor Wut rasend, hatte er keinen Erbarmen gekannt, keine Möglichkeit, Gnade walten zu lassen. Nur der blinde Hass trieb ihn an, klare Gedanke ließ das nicht zu.
    Oh ja, er hatte die Warnungen gehört, oh ja. Seine alte Mutter, die seine Wut bändigen wollte. Was hatte sie alles geschwafelt, dass er jetzt für seinen Sohn da sein müsse. Was sollte das für ein Sohn sein, der nur noch heulend in der Ecke stand?! Sogar eine Seherin hatte die Alte kommen lassen. Sie hatte unter Verwendung dunkelster Worte gewarnt und gezetert, dass er in seinen Untergang laufen würde. Tod und Verderben würden ihn erwarten - weil er es diesen Bastarden bringen würde! Deswegen. Von so einem Geseier würde er sich nicht abbringen lassen. Nicht er! Niemals!
    Er wusste wo er zu suchen hatte, er wusste, wen er zu suchen hatte. Der Rest war nur eine Frage der Zeit gewesen. Er hatte gewartet, bis ein Teil der Wachen mit den Steuereintreibern los geschickt worden waren. Dann hatte er in den Dörfern drum herum für etwas Trubel gesorgt, weswegen die Patrouillen stetig vergrößert werden mussten. Als er den Brand gelegt hatte, musste er dann nur noch warten, bis die meisten Männer ausgezogen waren und nur noch der letzte Rest übrig. Dann hatte er sich blutig durch ihre Reihen bis hier her gekämpft.
    Und nun stand er hier - in diesem Hof, vor dieser riesigen massiven Tür und brüllte sich seine verschissene Seele aus dem Leib und keiner antwortete. „Mach endlich die Tür auf und zeig dich, Bastard!“ Und doch kam nichts als Stille. Kein Knacken, kein Schlüssel im Schloss, selbst Wind und Vögel schienen auf Distanz gegangen zu sein. „Mach auf, dann haben wir es hinter uns.“ Sagte er schon bedeutend leiser und weniger wütend.
    Gerade fing er an vor lauter Ruhe wahnsinnig zu werden, da hörte er das Knacken hinter der Tür. Eine Seilwinde wurde betätigt und unter Knarzen und Quietschen öffnete sich die riesige Tür. Nach kurzen Zeit waren Schritte zu hören. Er trat hinaus. Ohne Rüstung, ohne Waffen - bekleidet mit Morgenrock und Leinenhemd trat er vor die Tür in den Hof. Er hatte die Hände in den Taschen und schaute etwas müde drein.
    „Hätte mir denken können, dass ich dir dieses ganze Chaos zu verdanken habe.“ Für einen kurzen Augenblick herrschte Stille. „Ist das alles, was du zu sagen hast?! Willst du so deinem Ende entgegentreten? Im Morgenrock und ohne Waffe?“ „Weißt du, ich denke, es ist meine Sache. Ich meine, was machst du dir da solche Gedanken? Meine Einnahmequellen ausgenommen, meine Leute gegen mich aufgebracht, einen Brand gelegt... Du hast dich durch meine Wachen geradezu gemetzelt. Wenn jemand so besessen wie du sein Ziel verfolgt, dann sollte es ihm doch eigentlich egal sein, ob ihn am Ende seiner Reise jemand im Morgenrock begegnet. Ich mag es bequem.“ Er konnte es nicht fassen und diese Gelassenheit machte ihn rasend. „Du wagst es, mir so entgegen zu treten?! Nach all dem, was du mir genommen hast?! Wo ist sie?“ „Ah, so kenne ich dich. Ichbezogen und besitzergreifend. Vielleicht geht es ihr ja endlich gut, schon mal daran gedacht. Schließlich gibt es Feineres, als mit so einem dumpfen Tölpel wie du es bist, die Zeit zu verbringen.“ Er hob sein Schwert - außer sich. „Wag es ja nicht, sie weiß wo ihr Platz ist.“ „Nun ja, vielleicht gibt es ja einen schöneren.“
    Mit großen Schritten kam er dem Ende seiner Reise entgegen, das Schwert gezogen und bereit der Bestie einfach den Kopf abzuschlagen. Er holte aus zu einem mächtigen Schlag, als er die dumpfe Kälte spürte, die ihn plötzlich zu umfangen schien. Seine Schritte wurden langsamer, jeder Atemzug fiel ihm schwer. Sein Mund füllte sich mit Blut, welches einen bitteren Geschmack hinterließ. Erst zuletzt bemerkte er den stechenden Schmerz im Rücken. Mit schon halb verdrehten Augen wandte er sich um - da stand sie, der Sonnenschein seines Leben mit den unendlich sanften braunen Augen, die nun so eiskalt waren, den Dolch voller Blut in ihrer Hand. Er fiel und die Schwärze umfing ihn, wenig später war es vorbei.
    „Komm Schatz, wird kalt draußen...“

    Geändert von Leeyara (26.06.2011 um 18:45 Uhr)

  13. #13
    Neuling
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    Die Sonne tauchte den Visra in blutiges Rot. Kein gutes Vorzeichen, dachte Diantha, als sie an der Reling des Schiffes stand. Der Visra, der längst erloschene Vulkan, an dessen Fuß die Stadt Al'Anfa, die schwarze Perle, lag. Oder die Pestbeule des Südens. Je nachdem, wen man fragt. Es würde noch einige Stunden dauern, bis sie die eigentliche Stadt erreichten. Dann würde es Nacht sein. Doch jetzt, bei Sonnenuntergang, sah Al'Anfa sogar noch unheimlicher aus, als sie es sich vorgestellt hatte.
    Der gewaltige Rabe aus Stein, der dem Rabenfelsen seinen Namen gab, mutete eher bedrohend, denn beruhigend an. Das Wahrzeichen Al'Anfas, das Symboltier Borons, des Gottes des Todes und des Schlafes blickte, in diesem Dämmerlicht einem düsteren Dämonen gleich, auf das herannahende Schiff. Wahrscheinlich hätte man sie für diese Gedanken als Ketzerin in den Kerker geworfen. Und dennoch... wie die letzten Strahlen der Praiosscheibe sich auf dem Felsen brachen, wie der Schatten sich unablässlich zu bewegen schien, als hätte er ein Eigenleben...glühten die Augen des Raben in diesem Moment rötlich auf oder war das ein Trugbild? Sie schauderte und wandte sich gen Westen, der Stadt zu.
    In diesem Moment gewahrte sie den gewaltigen Koloss aus Bronze, der, breitbeinig auf steinernen Sockeln stand und sicherlich 50 Schritt in der Höhe maß. Mit einem gewaltigen, gekrönten Rabenhaupt bewachte er die Zufahrt zur Stadt. Das Licht der untergehenden Sonne hinterließ den Eindruck als würden sich Schatten und Blut, einem tödlichen Reigen gleich, um die Vorherrschaft auf dem Körper des Kolosses streiten. Du siehst Gespenster. Du hast dir zu viele Schreckensgeschichten von den Haimamudim erzählen lassen. Hör auf, bei jedem Krächzen dieser Vogelviecher zusammenzuzucken! Du bist doch hierhergekommen, um Abenteuer zu erleben. Was willst du denn den Leuten erzählen? Dass dein größtes Abenteuer eine große, geschmacklose Statue war, durch deren Anblick du in Ohnmacht gefallen bist? Reiß dich zusammen! Es schien zu helfen.
    „Wenn dich etwas erschreckt“, so hatte ihr einst ein netter Hesindegeweihter gesagt, „denke darüber nach. Wenn du logisch über die Dinge nachdenkst, verlieren sie ihren Schrecken. Solange du göttergläubig und gut im Geiste bist, wird die weise Herrin Hesinde ihre schützende Hand über dich halten.“

    Der Mann, der sicher schon 60 Sommer gesehen hatte und der mehr Falten als eine getrocknete Dattel hatte, war der letzte Grund gewesen, warum sie ihr Heimatdorf verlassen hatte. Er hatte so viel zu erzählen gewusst. Er wirkte auf sie, als hätte er die ganze Welt gesehen. In der verschlissenen Robe eines Hesindegeweihten und mit einem zerfledderten Filzhut auf dem Kopf war er in ihrem Dorf erschienen, hatte sich in der Nähe des Brunnens niedergelassen und allen, die es hören wollten, von den Rätseln und Wundern Deres erzählt. Von den Göttern sprach er und dass sie für alles einen großen Plan hatten. Von Abenteurern, Heiligen und Helden und von dem wunderbaren Gefühl, wenn man wieder etwas Neues gelernt hatte. Sie war damals noch ein kleines Kind gewesen und hatte seine Worte aufgesogen wie ein Schwamm das Wasser. Jeden Tag hatte sie bei ihm gesessen und seinen Geschichten gelauscht. Vieles hatte sie nicht verstanden, doch wurde der Funke der Neugier zuerst zu einem Lagerfeuer und dann zu einem Steppenbrand. Immer mehr hatte sie ihn gefragt und immer wenn er eine Antwort gab, hatte sie dafür drei neue Fragen. Gütig hatte er gelacht, wobei sich sein Gesicht stets zu wandeln schien. Die Last des Alters war dann jedes Mal wie weggeblasen und sie sah einen jungen Wanderer vor sich, der danach suchte, die Rätsel der Welt zu entschlüsseln. „Tochter der Neugier“, sagte er dann immer „deine Fragen sind wahrhaft so endlos wie Phexens Sterne am Firmament.“ Er war nur wenige Monate bei ihnen geblieben. Hatte Freiwilligen Lesen und Schreiben beigebracht und war dann weitergezogen, um Hesindes Weisheit und Güte in die Welt zu tragen. Doch ihr Leben hatte er verändert. Sie hatte immer weiter gefragt, auch wenn der alte Mann, Hesindian hatte er sich genannt, längst gegangen war. Ihr Dorf, welches ungefähr eine Tagesreise südlich von Fasar gelegen hatte, hatte ihr keine Antworten geben können. Es waren einfache Menschen gewesen, die dort gelebt hatten. Gute Menschen, zweifelsohne, doch reichte ihr Horizont nicht über neue Weidegründe für ihre Rinderherden hinaus. Und so hatte sie beschlossen, im Alter von 17 Götterläufen, ihre Heimat zu verlassen und sich auf den Weg in ein unbekanntes Leben zu machen. Eine Träne lief ihr über die Wange, als sie sich daran erinnerte, wie bitterlich ihre Mutter geweint hatte. Gefleht hatte sie, dass Diantha doch bleiben möge. Dass die Welt draußen gefährlich sei. Dass sie ihr kleines Mädchen nicht verlieren wolle. Doch ihr Vater, welcher selbst einst ein Abenteurer gewesen war, nahm sie nur beim Arm und ging mit ihr in die Steppe. Einen Götternamen lang blieben sie und er brachte ihr bei, wie sie sich in der Wildnis selbst ernähren könne. Zeigte ihr den rudimentären Umgang mit Pfeil und Bogen und wie sie ein erlegtes Tier ausnehmen und kochen konnte. Zeigte ihr einige wenige Pflanzen und Kräuter die er kannte. Es war nicht viel, aber dennoch war es der erste Schritt in ein Leben, in dem sich dieser Monat schon des Öfteren bezahlt gemacht hatte. Ihr Vater hatte ihr Geheimnisse erzählt, die nicht einmal ihre Mutter wusste. Niemals hatte er gesagt, woher er kam und warum er hierhergekommen war und niemand hatte gefragt. Man blieb länger am Leben, wenn man nicht fragte.
    Doch ihr hatte er es erzählt. Er kam aus Al'Anfa. Der Stadt des Roten Goldes. Er war ein Söldner gewesen. Über die Gründe seines Aufbruchs redete er nicht. Doch sie hatte gesehen, wie seine Augen bei der Erinnerung an diese Stadt geglänzt hatten. Nach so vielen Jahren hatte er sich immer noch nach ihr gesehnt. Er erzählte ihr viele schreckliche Dinge über die Stadt und doch...und doch liebte er sie. Diantha konnte es nicht nachvollziehen. Und doch regte sich Neugier in ihr. Was hatte diese Stadt, dass selbst ihr Vater, der stets so nüchtern und besonnen war, nach vielen Jahrzehnten noch von ihr träumte und sie nicht vergessen konnte? Und warum war er gezwungen worden sie zu verlassen? Sie hatte sich damals in der Steppe, am Lagerfeuer entschlossen, dass sie diese Stadt, die so viele Menschen in ihren Bann geschlagen hatte, sehen müsse. Mit eigenen Augen sehen müsse, um zu begreifen.
    Und so hatte sie sich verabschiedet. Das alte Schwert ihres Vaters bekommen, kaum länger als ein Dolch - das Eisen war schon stumpf geworden und der Griff wackelte etwas – und seinen Bogen samt Köcher. Ihre Eltern hatten eine Ziege verkauft und ihr das Geld mit auf den Weg gegeben. Sie hatte sich von allen Dorfbewohnern- von denen sie glaubte mit jedem auf die eine oder andere Art verwandt zu sein – verabschiedet. Einige weinten, andere gaben ihr gute Ratschläge, die nächsten hielten sie für völlig verrückt, alleine aufzubrechen und vielleicht war sie das auch. Dennoch konnte sie nicht bleiben. Die Zeit ihrer Abreise war klar gewesen – einmal im Jahr kam eine Karawane ins Dorf, die von Fasar aus kommend gen Khunchom reiste. Und so schloss sich Diantha der Karawane als Hirtin an. Ein letzter Blick zurück auf ihr Dorf – es war so klein, dass es nicht einmal einen Namen hatte – und sie waren aufgebrochen.
    Die Zeit mit der Karawane war schnell vorbei. Sie hatte sich mit zwei anderen Hirten um die Rinder gekümmert und mit den edlen Herrschaften mit ihren seidenen Gewändern und überladenen Turbanen nichts zu tun gehabt. Bei Sonnenaufgang war man aufgebrochen. Gegen Mittag hatte man die Tiere an den Gadang herangeführt und am Nachmittag war man weitergewandert. Sie hatte nur einen Rucksack auf dem Rücken, in dem ihre wenigen Habseligkeiten und eine Decke waren, den Bogen trug sie unter dem Rucksack , den Wasserschlauch auf der linken und ihres Vaters Schwert auf der rechten Seite. Abends wurde gegessen und nachts schlief man bei den Rindern. Rashduler Drehhörner waren es gewesen. Mehr als sie zählen konnte…was nicht viel bedeutete. Heimlich hatte sie sich des Nachts, als alle schliefen vom Lager entfernt und dort den Umgang mit Pfeil und Bogen geübt. Diantha wusste nicht, ob einer der Söldner sie bemerkt hatte. Wahrscheinlich sogar, aber niemand hatte sie daran gehindert. Solange ich keine Rinder abschieße ist es denen wohl egal was ich mache.
    Nach einigen Tagen – oder waren es schon Wochen? - waren sie an einer Ruine vorbei gewandert und Diantha hatte aufgeschnappt, wie sich die anderen Hirten unterhalten hatten. Verflucht, so hieß es. Böse Geister und Ifriitim sollten sich dort herumtreiben. Selbst die Rinder waren unruhig. Diantha hatte sich mit gemischten Gefühlen diese Ruinen angesehen. Ein Hauch von Abenteuer, gemischt mit einer Prise Angst und sehr viel Neugier. Sie hatte sogar den Namen aufschnappen können. Samra. Die nächsten Stationen ihrer Reise entlang der Gorischen Wüste waren Mherwed und Rashdul gewesen. Von beiden hatte sie nicht viel gesehen, außer den Karawansereien und die sahen für sie mittlerweile alle gleich aus. Ein paar Mal wurde ihre Karawane überfallen. Einmal, so hatte sie gehört, sollen es Ferkinas gewesen sein. Dieses wilde, barbarische Volk vor dem auch alle Leute ihres Dorfes Angst gehabt hatten. Es hieß, sie würden Blut saufen, die Männer grausam ermorden und die Frauen rauben. Die Alten des Dorfes hatten ihnen mehr Angst vor den Ferkinas, als vor dem Namenlosen beigebracht. Jeder Priester hätte wahrscheinlich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Aber welcher Hirte trifft schon mal den Namenlosen? Da waren die Ferkinas eine sehr viel realere Bedrohung.

  14. #14
    fmSiW! Avatar von Gwydion
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    4.418
    Mit jedem Schritt, den er nahm auf der Treppe aus rosenfarbenem Marmor, ging er dem einen Moment entgegen, auf den er so lange gewartet hatte und gleichzeitig doch auch einem Moment, den er seit Jahren fürchtete. Die Praiosscheibe stand tief über Gareth und würde bald hinter dem weitläufigen Villenviertel im Westen untergehen. Losan blieb kurz stehen, als er die Treppe erklommen hatte und ließ den Blick schweifen über die Dächer der Stadt, die in ein warmes rötliches Licht getaucht wurden.
    Irgendwo dort hätte er ihr ein Haus gebaut mit seinen eigenen Händen. Irgendwo dort oder auch weiter draußen, wo die Gassen und Straßen nicht zu eng waren, die Häuser nicht so nah beieinander standen. Oder in einem völlig anderen Teil Deres. Wo immer es sie hingezogen hätte, er wäre ihr gefolgt. Bis vor die Tore von Borons ewigem Reich. Und mit seinen eigenen Händen, hätte er die Kinder herum getragen, die sie ihm geschenkt hätte, so Tsa es gewollt hätte. Das war seine Vorstellung von Glück. Doch ihre war eine andere.
    Er wandte sich dem Eingang des Tempels zu, der für jeden Gläubigen, der auf den Pfaden der lieblichen Göttin wandelte, ein Portal gewesen wäre in überirdische Glückseligkeit, wenn sie auch selten lange anhielt. Vielleicht würde die Göttin Rahja ihm diese Nacht ein wenig Glückseligkeit gewähren... doch der Morgen würde kalt werden.

    Ein junger Geweihter kam ihm entgegen. Blonde Locken fielen ihm bis auf die Schultern und er hatte die Augen mit schwarzer Kohle umrandet, um sie besser zur Geltung zu bringen. Sein Lächeln verhieß alles und nichts, die Haut unter der offenen Weste schien einer makellosen Statue zu gehören.
    „Willkommen. Willkommen im Haus der Lieblichen. Willkommen in der Halle der Ekstase.“, der junge Geweihte umarmte Losan, küsste ihn auf beide Wangen und nahm ihn dann sanft an der Hand, um ihn ins Tempelinnere zu begleiten.
    Er zog nicht, er wies nur freundlich den Weg. Jeder Schritt, jedes Wort, jedes Lächeln, jede Berührung im Tempel Rahjas wurde freiwillig gemacht... oder gar nicht. Losan streckte dem Geweihten die Opfergabe entgegen, die er noch besorgt hatte, bevor er sich auf dem Weg hierher gemacht hatte. Es handelte sich um teuren Weihrauch aus den Tulamidenlanden und einen Strauß roter Rosen.
    „Ah, ihr seid sehr großzügig der Lieblichen gegenüber. Ihr opfert Euch doch auch selbst heute, oder nicht?“, der Geweihte nahm die Opfergaben entgegen.
    Losan brachte ein Lächeln und ein Nicken zustande. Die Ironie dieser Worten waren dem Geweihten sicher nicht bewusst. Aber so war es... Losan opferte sich selbst, opferte seine Vorstellungen von einem glücklichen Leben der Liebe, denn nichts anderes war die liebliche Göttin doch auch. Solange Dhana glücklich war...

    Die rituelle Reinigung im Becken der Tempels, dessen Wasser stets leicht beheizt war, war schließlich der Zeitpunkt, an dem er sie wieder sah. Sie war schön, wunderschön. Die Vergangenheit, ihre Kindheit, all die Stunden in denen er mit ihr durch den Garten der Tempelanlage gewandert war, geredet hatte, ihr Nähe hatte genießen dürfen, die vielen, unschuldigen aber sehnsüchtigen Berührungen drängten sich wieder in sein Bewusstsein. Und wie sie strahlte, von innen heraus, jetzt, da dieser Gottesdienst ihr großer Tag werden und sie endlich in die Reihe der Geweihten aufgenommen würde... Losan hielt nur mit Mühe die Tränen zurück, die ihn zu überwältigen drohten. Wie die Verkörperung der lieblichen Göttin selbst stieg sie, nein sie schien gar zu schweben, zu ihm ins Becken.
    Losan bemerkte, dass sie beide von den anderen Geweihten abgetrocknet worden waren, doch die Stunden danach verschwammen zu einem Meer aus Gesang, Tanz, weichen Kissen, Tharf, der heilige, gesegnete Wein der Rahja Kirche, gereichten Süßigkeiten, Gesprächen über Rahja und die Welt, flammenden Reden über das, was die liebliche Göttin verkörperte. Er nahm Duftöle wahr und den Geruch von Räucherstäbchen. Nahm Dhanas Stimme wahr und ihre Hand, an der er sich festhielt, den ganzen Abend lang. Die Praiosscheibe war längst unter gegangen, sanfte Feuer brannten im Tempel in Schalen, die ebenso mit Weihrauch gefüllt sein mussten. Wieder wurde der Wein nach geschenkt. Ihr grünen Augen sahen direkt in seine, sie lächelte, sie schien so unendlich glücklich, nun, da ihr Lebenstraum sich erfüllte, da sie den Schleier nehmen und in den ewigen Dienst der lieblichen Göttin treten würde.
    Die Stunde schritt voran und schließlich erhob sie sich und führte ihn zu einem Lager aus Kissen und Decken, um mit ihm den letzten Teil ihrer Weihe zu vollziehen. Sie hatte es sich so ausgesucht und der Tempelvorsteher Llabaduin hatte es erlaubt, dass ein Nicht-Geweihter sie der Göttin weihen würde. Losan wusste im Hinterkopf, dass sie nicht alleine waren, dass jede Minute verfolgt würde von anderen Geweihten, die wohlwollend auf sie herab blickten. Und natürlich die liebliche Göttin, die Dhana von nun an stets begleiten würde. Aber es war ihm gleich. Jahrelang hatte er auf diese Nacht gewartet. Jahrelang und in dem Moment, indem er Dhana einmal ganz für sich hatte... gab er sie in die Hände der Göttin, auf dass sie nie wieder ganz nur ihm gehören würde.
    Im Rausch des Moments, der Gefühle, der Gerüche, des Weins und ihrer Nähe und Wärme, spürte er die Tränen auf seinem Gesicht. Wie konnte man sich so unglaublich glücklich und gleichzeitig so unglaublich traurig fühlen? Er sah, wie seine Tränen sich auf ihrem Gesicht spiegelten, als er sie sicher zum hundertsten Mal in dieser Nacht küsste.
    „Ich liebe dich...“, formten seine Lippen, doch seine Stimme versagte und die Worte wollten nicht hörbar heraus kommen, doch Dhana schien zu verstehen.
    „Ich weiß...“, formten ihre Lippen lautlos, als sie die Tränen von seiner Wange wischte.
    Wenn doch diese Nacht nie enden würde... dann wäre sie für immer Sein.

    Schließlich, er wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, es war ihm endlos und doch viel zu kurz erschienen, lag er noch wie umnebelt inmitten der Kissen und spürte das Verlangen in ihnen zu versinken und nie wieder aufzutauchen. Dhana lag nicht neben ihm, wie er es erwartet hatte. Er richtete sich auf und da war wieder der blonde Geweihte, der ihn im Tempel begrüßt hatte, lächelnd, nahm ihn an der Hand und führte ihn weiter ins Tempelinnere.
    Der Rahjaborn, ein weiteres Becken, war umringt von den anderen Geweihten und Teilnehmern am Gottesdienst dieser Nacht. Das Wasser dieses Beckens war nicht gewöhnlich... nur Geweihte konnten hinein steigen und würden bestärkt wieder daraus hervor steigen... jemand, den Rahja nicht als ihren Geweihten akzeptiert hatte, würde, so hieß es, von der glühenden Leidenschaft der Göttin versengt werden.
    Dhana stand am Beckenrand. Sie warf ihm einen letzten Blick zu, ein Lächeln, mit einer Spur Trauer vielleicht? Dann stieg sie die Stufen in das Becken hinab. Losan hielt den Atem an. Er sah, wie sie ganz eintauchte, im Wasser verschwand... schließlich wieder auftauchte und zur anderen Seite wieder aus dem Becken stieg. Die Geweihtenschaft jauchzte vor Freude und die Beobachter um das Becken fielen einander in die Arme. Rahja hatte ihre neue Geweihte angenommen. Dhana hatte ihre Bestimmung gefunden...

    „Losan!“, jemand stieß ihn mit der Stiefelspitze an, „Losan, komm! Der Heerwurm zieht wieder!“
    Der junge Mann hob den Blick von den glühenden Kohlen des Lagerfeuers, an dem er saß. Er rappelte sich auf, straffte seine Haltung und zog die Pike neben sich aus der Erde. Sein Blick wanderte gen Osten... zur Ogermauer, hinter der die Dunkelheit und das Grauen warteten.
    „Der Heerwurm zieht wieder...“, murmelte er leise, „...er zieht in den Tod.“
    Und er wusste, dass es die Wahrheit war.

  15. #15
    Schwertmeisterin Avatar von Cherakleia
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    Essenz des Lebens

    8.Rondra, 1018 BF

    Die Boroni liefen an ihr vorbei, in Schweigen gehüllt, die Bahre scheinbar ohne große Mühen aus dem Raum schaffend. Sie jagten ihr einen Schauer über den Rücken. Was brachte Menschen nur dazu dem Totengott zu dienen? Kam der Tod nicht früh genug zu allen? Wie oft hatte sie die Worte »Boron mit euch« gehört – am liebsten hätte sie jedes Mal dankend abgelehnt. Wer wollte schon den Tod als Begleiter? »Tsa mit euch«, »Hesinde mit euch«, oder »Rahja mit euch«, das waren Grüße, die in ihren Ohren richtig klangen, auch wenn sie ein Kind der Göttin war.
    Sie erschrak selbst darüber, welch bizarre Gedanken einem in Augenblicken wie diesen durch den Kopf gehen konnten, und verscheuchte sie schnell. Aber die Wahrheit war, sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Im Angesicht der Gefahr war der Verstand hin und wieder zu wahren Meisterleistungen fähig. Doch im Anblick des Todes schlief er.
    »Wollt ihr die Totenwacht übernehmen?« die Stimme des Stadtgardisten riss sie unsanft aus ihren Grübeleien, und sie schaute ihn im ersten Moment verwirrt an. Dann senkte sie den Blick und schüttelte sacht den Kopf.
    »Die Geweihten werden über ihn wachen. Ich muss zu seiner Familie und ihnen berichten, was geschehen ist.« Ihre eigene Stimme klang fremd in ihren Ohren, als gehöre sie nicht zu ihr, wäre nur ein Echo einer anderen Person, die irgendwo in weiter Ferne stand. Auch das Nicken des Gardisten registrierte sie nicht mehr.
    Müde wandte sie sich ab, und lief wie schlafwandelnd den Weg hinunter. Was für ein Unsinn. Seiner Familie Bescheid geben. Als hätte er eine Familie gehabt. Er war ein Kind des Waldes, zumindest pflegte sie ihn so zu nennen. Und vermutlich würde das Boronsrad – sofern er denn überhaupt eines bekäme – keinen Namen tragen. Zwar waren ihre Ersparnisse im Spendenbeutel einer der Geweihten verschwunden, um ihm die letzte Ehre zu erweisen, doch wer würde sich schon an Gawain erinnern, außer vielleicht ein paar Bären und Eichhörnchen – und sie selbst natürlich? Im Vergleich zu dem Auelfen, der in Adelskreisen zu verkehren schien, und der am gleichen Tage in Borons Reich gegangen war, war ihr Freund nur ein Fremder für die Leute hier. Beide dahingerafft von ein und dem gleichen Mörder wie es schien, und doch nur einer würde von der Stadt beweint werden. Wie gerne hätte sie Gawain ein würdigeres Begräbnis gegeben, einen Platz in den Wäldern, in die er gehörte.
    Das Knacken eines Zweiges unter ihrem Stiefel ließ sie hochschrecken. Wie weit war sie gegangen? Suchend blickte sie um sich.
    »Verphexte Stadt! Wären wir doch zuhause geblieben!« ein bestätigendes ’Mrrrau’ drang von links unten zu ihr hoch. Der stattliche Kater klebte wieder an ihrer Seite, sobald sie den Andrang an Gardisten und Boroni weit genug hinter sich gelassen hatte, auch er schien sich in all dem Chaos leicht verloren zu fühlen. So blickten zwei hellblaue Augenpaare unschlüssig über den Kreuzweg an dem sie standen.

    Ihr Weg hatte sie zurückgeführt. Zurück an den Ort, an dem sie Gawain kennengelernt hatte. Nur wenige Wochen war es her, und doch hatte die Ausstrahlung des Halbelfen sie vom ersten Moment an in ihren Bann gezogen, als würde sie ihn schon ewig kennen. Es war als würde ihn eine fremdartige Magie umgeben und allein er schaffte es, ihr Trost zu schenken, drängte ihren Verlust immer weiter in die Vergessenheit. Noch jetzt war es, als würde sie seine sanfte Stimme hören, die ihr zuflüsterte »Weine nicht, kleine Mandalya, du bist nicht alleine.« und noch jetzt erinnerte sie sich an seine sanfte Umarmung.
    Doch nun war er fort, für immer gegangen. Die Wälder um sie herum waren still, nicht erfüllt von seinem Wispern und dem Gesang, den er in ihr erklingen ließ. Mit hängenden Schultern schritt sie weiter voran, scheinbar ohne Ziel und ohne Hoffnung, gefangen in der Leere, die er hinterließ, und doch war es, als würde eine fremde Macht ihre Schritte lenken.
    Die Praiosscheibe hatte an diesem Mittag ihren höchsten Stand erreicht, als das leise Scharren eines Hamsterhörnchens im Unterholz ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen näherte sie sich der Stelle am Fuß eines Baumes, an der Efeu in die Höhe ragte.
    »Na, kleiner Freund? Ich hoffe du bist auf ein paar Beeren gestoßen, die du mit mir teilen möchtest.«
    Doch was lugte dort hinter den dunkelgrünen Blättern hervor? Vorsichtig schob sie die Ranken beiseite, und ihre Brauen zogen sich zusammen, als sie ein altes Boronsrad freilegte. Mit spitzen Fingern wischte sie die Erde von der kleinen Plakette, die angebracht worden war. In verschlungenen Lettern prangte die uralte Inschrift auf der Tafel:

    Hier ruht Gawain, Freund der Wälder, ewig mit ihnen verbunden am 17. Efferd 968 BF

    Wie versteinert, verständnislos die Inschrift lesend, war sie zu keiner Bewegung fähig. Wie lange sie dort saß, wusste sie nicht zu sagen. Irgendwann erhob sie sich und entfernte sich Rückwärts von ihrer Entdeckung. Zufall, es musste Zufall sein. Noch vor wenigen Tagen hatte sie hier mit ihm gesessen, gelacht, über die Magie und die weiten Deres philosophiert…
    Eine Hand auf ihrer Schulter ließ sie abermals erstarren.
    »Weine nicht, kleine Mandalya, du bist nicht alleine.«
    Sie erschauerte, als sie die leisen, mit sanfter Stimme gesprochenen Worte hörte. Zaghaft drehte sie sich herum, den Blick aus großen Augen auf die Gestalt gerichtet die vor ihr stand. Weißes, langes, seidiges Haar glitzerte im Sonnenlicht, legte sich wie ein Schleier über die zarten Schultern der Fey die vor ihr stand, nur geteilt durch die Spitzen der Ohren, welche sich nicht unter ihm zu verbergen vermochten. Große, schräg stehende Augen strahlten wie der Nachthimmel voller Sterne und sahen ihr sanftmütig entgegen. Die vollen Lippen zierte ein scheues Lächeln. Dann wanderte ihr Blick zum Himmel, wo die Praiosscheibe dem Horizont entgegen strebte, und streckte ihr einladend die Hand entgegen.
    »Ist die Gestalt in der wir wandeln denn so wichtig? Ist es nicht unser Wesen, das uns zu dem macht, was wir sind? Komm mit mir, denn ich bin immer noch, wer ich bin.«
    Leise ertönte der Gesang wieder, den Gawain in ihrem Herzen hervorrief und langsam erhob sie die Hand, um sie in die der Fey zu legen.


    “So wisset über das Wesen der Feylamia, der Elfen-Vampyre: Gefangen von Madas Fluch gleichen sie dem Blutsauger und sind doch nur von Madas Schein und Silber zu verletzten. Unter Praios Schein finden sie Heilung. Sie gieren nicht nach Blut, sondern nach jener Lebenskraft, welche die Elfen Sikaryan nennen und nur sie ermöglicht es, das untote Leben zu erhalten. So suchet die Feylamia sich ein Opfer, in dessen Gestalt sie wandelt um sich einzuschleichen bei jenen, die ihr Leben schenken. Liebe dürfte dieses Geschöpf nicht kennen, denn wie jede unheilige Kreatur wird sie nur leben um zu töten und brauchet auch nicht mehr zur Existenz. Oder ist es am Ende nicht nur die Lebenskraft, die sie, sowie uns erhält, sondern ist auch manch unheiligen Sein das Leben ohne Rahjas Gunst eine Qual?“
    Aus dem Ketzerwerk „Geheimnisse der Elfen“, Hallen der Weisheit zu Kuslik, verbotene Abteilung, 748 BF

  16. #16
    Nicashisha Shenanigans  Avatar von Moku
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    „Du bist weit gekommen, mein Freund.“

    Schweigen.

    Er sah sich in der bekannten, wenn auch durch die Jahre arg veränderten Umgebung um. Von Weitem hörte er das Plätschern von Wasser, stetige Tropfen auf ebenen Flächen, hohl wiederhallend.

    „Ich... hab die Markierungen gesehen. Bin ihnen gefolgt. Waren sie für mich... oder jemand anderes?“

    Seine Schritte knirschten im Sand und auf Stein, als er sich langsam wieder in Bewegung setzte, um sich neben der vertrauten Form niederzulassen.

    „Ich komme mit einem Auftrag. Ich soll dich zurückbringen, er...
    Dein Sohn. Er ist jetzt zwölf. Ein halber Mann. Er sagt, er will ein Grauer Wächter werden, genau wie du... So wie ich dich kenne, wärst du vermutlich dagegen...
    Er ist gut. Mit dem Schild meine ich. Im Gegensatz zu dir. Du hast es ständig fallen gelassen oder zur Seite geworfen, weil es dich gestört hat. Du sagtest immer, du würdest lieber mit zwei Händen kämpfen. Du bräuchtest kein Schild zum Schutz. Du hättest schließlich mich...
    Er... hat bestimmte Merkmale gezeigt. Nur einmal, kurz nachdem du verschwunden bist. Es gab eine große Explosion. Wir haben allen erzählt, dass Zevrans Feuerbomben losgegangen sind. Mussten sogar noch einige zünden, damit es glaubhaft war. Es gab einen riesigen Auflauf in den Gassen... Zevran wurde sogar für einige Tage weggesperrt. Es hat ihn nicht gestört. Es war ein kleiner Preis, den wir zahlen mussten, um deinen Sohn zu schützen, meinte er.
    Wir haben es alle geheim gehalten. Wynne hat ihn unterrichtet. Bis sie eines Tages einfach eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht war. Sie hat ihm viel beigebracht. Er lernte schnell... Du wärst sicherlich stolz auf ihn.
    ... Ich habe nach Anders suchen lassen. Du hattest oft gut von ihm gesprochen. Ich wollte, dass er deinen Sohn unterrichtet, aber ich konnte ihn nicht finden. Dabei hatte ich ihn kurz getroffen, er reiste in interessanter Gesellschaft.
    Ich musste an uns denken, wie wir am Lagerfeuer saßen, Oghren zwergische Trinklieder zum Besten gab und Leliana uns Geschichten erzählte—
    Leliana – sie hat oft Briefe geschickt. Jedes Mal nach dir gefragt. Ich habe es ignoriert. Irgendwann hörte sie auf nach dir zu fragen, erzählte manchmal davon, wie gern sie wieder mit uns allen reisen würde. Sie vermisst sogar Morrigan. Was ich nicht behaupten kann. Ich habe seit der letzten Schlacht nur gerüchteweise von ihr gehört und das war auch gut so.
    Zevran ist dann mit deinem Sohn verschwunden. Es kamen oft Briefe, ohne Namen, ich habe sie bei mir. Ich dachte, du würdest sie vielleicht haben wollen. Es geht ihnen gut. Sie reisen viel, immer auf der Suche nach Lehrmeistern. Wir hätten ihn gern bei uns behalten, aber vermutlich war es besser so. Es wäre für ihn zu gefährlich an einem Ort zu bleiben.
    Übrigens Oghren! Er wartet auch dich. Er sagte, du würdest einen alten Trinkkumpanen nicht einfach hängen lassen. Dass du irgendwann auftauchst, als wären die Jahre nie vergangen. Er ist in dieser Taverne, in der ihr euch immer regelmäßig getroffen habt. Die mit diesem seltsamen Namen... ‚Zum Langen Schläfer’? Ich sehe ihn manchmal. Sitzt an eurem Stammtisch. Und wartet. Manchmal geselle ich mich zu ihm. Er ist wieder mit Felsi zusammen. Ihr Sohn übt bereits mit einem Holzschwert. Oghren spricht davon, ihm bald ein richtiges fertigen zu lassen.
    Ich erzählte ihm, dass ich aufbrechen müsste.
    Er meinte, er würde bald nachkommen.
    Meine Frau hat gewettert, als ich ihr davon erzählte. Dass ich dir folgen würde. Aber es war mir lieber als einfach ohne ein Wort zu verschwinden. Nicht wie du...
    Sie hofft, dass ich dich finde... Ich weiß, du konntest sie nicht an meiner Seite sehen, nicht nachdem—Ihr habt euch nie verstanden. Ihr hatte unterschiedliche Auffassungen und Meinungen, aber sie ist eine gute Frau. Sie hat mir eine Tochter geschenkt. Ihr Name ist Rosé. Ich wünschte, du hättest sie kennen gelernt. Sie hat diese großen runden Augen, von ihr Mutter vermutlich. Und ihr erstes Wort war Käse. Du kannst dir nicht vorstellen, wie stolz ich war.
    ...
    Du bist nicht wortlos verschwunden, ich weiß... Du hast Andeutungen gemacht. Ich habe sie nur nicht verstanden, bis Zevran vor mir stand. Du wärst plötzlich aufgetaucht und wieder verschwunden, seine Stiefel wären weg... Genau wie mein Schwert... Und Oghrens Trinkbeutel. Und hier hast du Lelianas Laute...
    Es kam auch eine Nachricht von Sten. Das erste und letzte Mal, dass ich von ihm gehört habe. Du hast ihm Kekse dagelassen. Ich soll dir ausrichten, dass sie grässlich geschmeckt haben. Du konntest nie kochen. Selbst im Lager wurdest du verschont, weil niemand dein Gebräu ertragen konnte.
    ...
    Wie lange vorher hattest du es schon gewusst?“

    Er horchte auf, als er in weiter Ferne das Kreischen eines Tiefenlaurers hörte, vermengt mit dem dumpfen Knurren von Dunkler Brut. Seine Augen wanderten über die bemoosten, massiven Steinwände. Die verteilten Skelette vernichteter Genlocks und Hurlocks erzählten von schier endlosen Kämpfen. Dennoch, hier wirkte alles ruhig und friedlich.

    „Als hätte ein Beschützer deinen Schlaf bewacht.“

    Es war der Cadash Thaig, inmitten der Tiefen Wege.
    Er war nur einmal hier gewesen, doch er erinnerte sich. Ein seltsamer Ort, mit überraschend viel Vegetation, unterirdischen Quellen und Licht, das Regenbogen an die Wände zauberte.

    „Ich bin froh, dich gefunden zu haben. Warten wir zusammen auf Oghren... Und ich hoffe, Shale bewacht meinen Schlaf gleichermaßen.“

    Moku

    Stand up! It gets better.
    [Bild: 1991.png] dragonage-game.de [Bild: 1991.png]
    And the silken sad uncertain rustling of each purple curtain thrilled me, filled me with fantastic terrors never felt before.

    Geändert von Moku (06.07.2011 um 01:32 Uhr)

  17. #17
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    Geisterhand
    Der Wind ließ die Äste erzittern. Sie war viel zu weit gelaufen!
    Sie hatte in einem Haus am Rande Cunvyndars, der Stadt der Vyndra, gewohnt und hatte immer einen guten Blick auf das Gebirge hinter der Stadt haben können. In letzter Zeit hatte der Wind immer flüsternde Stimmen zu ihr getragen. Sie hatte die Worte nicht verstanden, war sich noch nicht einmal sicher, sie gehört zu haben. Ein innerer Drang hatte sie dazu verleitet, ins Gebirge zu steigen.
    In einer kleinen Talmulde kam sie an, erschöpft. Es war ein kleiner, dunkler Wald, voll mit Nadelbäumen, Flechten und Moos. Dieser Wald war unheimlich, als ob ein Raubtier hier hausen würde. Kein Vogel, kein Eichhörnchen und kein Reh war zu sehen.
    Melvia setzte sich auf einen Felsen und ruhte sich aus. Da war etwas, tief im Gebirge, was sie rief. Oder war es schon hier? War sie schon bei ihm?
    Ein plötzlicher Wind, der sich wie ein tiefes Seufzen anhörte, fiel ihr in den Rücken. Die Vyndra sprang auf und sah sich um. Was war hier? Ein paar Meter den Wald hinein sah sie Wasser, einen See. Langsam ging sie darauf zu. Dort konnte sie ihre Feldflasche wieder auffüllen.
    Nebel umhüllte das Gewässer und die Sonne verschwand langsam hinter den hohen Bergen.
    Melvia trat ins Wasser, betrachtete, wie das flüssige Nass ihre Knöchel umhüllte und blickte dann auf den See. Ihr gefror das Blut in den Adern, als sie eine Gestalt erkannte. Sie stand unbeweglich inmitten des Sees und schien auf der Wasseroberfläche zu stehen. Kaum mehr als ein Schatten, eine Gestalt in einem dunklen Umhang. Die Dunkelelfe schloss die Augen für ein paar Sekunden, hoffend, dass es Einbildung sei, und blickte wieder auf den See. Niemand stand dort.
    Mit einer Gänsehaut im Nacken bückte sie sich um ihre Flasche aufzufüllen. Das Wasser war kalt. Sie nippte an der Flasche. Das Wasser schmeckte scheußlich! Abgestanden und brackig. Sofort schüttete Melvia das Wasser aus ihrer Flasche zurück in den See. Wieder wehte ein kühler Wind, nur diesmal aus einer anderen Richtung. die Vyndra hielt inne. Wieder ein tiefes Seufzen. Langsam blickte sie nach links in den Wald. Der Nebel breitete sich aus, hing schwer und feucht zwischen den Bäumen. Einen Moment glaubte sie, jemand stehe hinter ihr, würde ihr ins Genick atmen, doch als sie sich umdrehte, war da niemand.
    "Melvia!"
    Wieder wurde ihr Blut zu Eis, als sie ihren Namen hörte. Es war nicht mehr als ein Raunen, aber es schien vom Wind getragen aus dem Wald zu kommen. Was kannte ihren Namen? Was rief sie? Angst machte sich in ihr breit.
    "Melvia...", raunte es wieder.
    Die Dunkelelfe blickte sich hektisch um. Sie konnte niemanden entdecken. Sie konnte nicht ausmachen, aus welcher Richtung die Stimme kam. Der Nebel schien sie einzuhüllen und die Vyndra wusste nichts zu tun, nur rennen. Weg von diesem Platz.
    "Wohin eilst du?"
    Die Vyndra sah sich um, während sie immer noch eilig zwischen den Bäumen hindurch lief. Diese tiefen, raunende Stimme klang fast wie der Wind und jagte ihr Schauer um Schauer den Rücken hinunter.
    "Wohin eilst du, Melvia?"
    Ein Ast knackte und die Dunkelelfe wandte sich fast panisch um, stolperte, war aber sofort wieder auf den Beinen.
    Da war sie wieder, die Gestalt. Zwischen den Bäumen stand sie unbeweglich wie ein Schatten.
    "Warum zitterst du so?", raunte wieder diese Stimme.
    Ein harter Wind wehte Melvia Blätter ins Gesicht und als sie wieder sehen konnte, war die Gestalt verschwunden. Die Vyndra drehte sich im Kreis, schaute panisch von Baum zu Baum. Da war die Gestalt wieder. Schattenhaft. Diesmal näher.
    "Fürchtest du mich?"
    Melvia war wie versteinert. Sie starrte den Schatten an und nickte kaum merklich. Die Gestalt hob eine Hand, hielt ihr diese Entgegen.
    "Komm zu mir!"
    Die Dunkelelfe blieb stehen, schüttelte kaum merklich den Kopf. Sie schien am Boden fest gewachsen zu sein. Wieder begann eine plötzliche Windböe, ihr die Haare zu verwirren. Der Wind stieß sie beinahe um, so stark war er auf einmal und Melvia schrie und vergrub das Gesicht in den Händen.
    "Befreie dich von der Angst, Melvia!"
    Eine Hand berührte sie an der Schulter. Die Dunkelelfe zuckte zusammen, wollte sich umdrehen, doch etwas hielt sie fest. Eine Hand an der Schulter, die andere hielt ihren rechten Handknöchel umschlungen. Es war finster, Melvia konnte kaum etwas erkennen.
    "Wer bist du?", fragte sie leise. Der Schatten nahm sie von hinten in den Arm. Seine Arme waren kaum zu erkennen und er fühlte sich nicht fest an. Flüchtig.
    "Ein Geist, weder lebendig noch tot, der sich an deiner Anwesenheit betrinken will."
    Die Vyndra begann leicht zu zittern.
    "Du musst keine Angst haben, meine Schöne."
    Die Gestalt ließ sie los und ging um sie herum. Melvia wagte kaum, sie zu betrachten, tat es aber doch. Sie konnte kaum etwas erkennen und das nicht nur, weil es dunkel war. Es war die Gestalt eines Elfen mit langen, dunklen Haaren und einem sehnigen, schlanken Leib, aber mehr war nicht zu erkennen. Sie konnte den Schatten nicht vollständig sehen, erfassen. Er schien nur schemenhaft zu sein, doch berührbar und stark.
    "Wer bist du?", wiederholte die Vyndra leise.
    "Ich bin deine Sehnsucht." Die Gestalt kam näher.
    Melvia wich zurück und hatte plötzlich einen massiven Baumstamm im Rücken. Der Schatten war ihr nun ganz nah, doch konnte sie immer noch kein eindeutiges Gesicht erkennen.
    "Ich bin deine Sehnsucht, deine Leidenschaft und deine Lust nach Abenteuer und Verbotenem."
    Ein eiskalter Hauch berührte ihr Gesicht. Die Gestalt seufzte wieder, doch diesmal klang es nicht wie der Wind, sondern wie das begehrende Knurren eines Raubtiers. Ein tiefer, lang gezogener Ton. Die Angst wich und kapitulierte vor der Nervosität, gepaart mit Neugierde und Lust, doch wich die Furcht nicht vollständig. Sie spürte den eiskalten Atem des Schattens auf ihrer Haut, hörte ihn raunen uns spürte seine Hände, die sie langsam berührten und die Arme hinauf wanderten. Melvia wagte kaum zu atmen.
    "Begleite mich in mein dunkles, verborgenes Reich und werde meine Königin, meine Liebste, die Herzogin des Schattens! Bei mir wirst du dich selbst finden, bei mir wirst du Liebe und Wollust erfahren, wirst Lust und Leidenschaft spüren und mehr bekommen, als in allen Städten und Winkeln dieser Lande. Werde Teil einer großen Familie, in der du geachtet, gefürchtet und bewundert wirst. Trete an meiner Seite in mein verborgenes Reich ein und gib dich mir hin!"
    Die Vyndra schloss die Augen. Diese betörenden Worte weckten ein Gefühl, das tief in ihr verborgen geschlummert hatte und nun erwachte. Sie wollte frei sein. Würde sie die Freiheit in den Armen dieses Schattens finden?
    "Was bist du?"
    "Du kennst mich schon seit langer Zeit, Liebste." Diese Stimme, raunend, tief, flüsternd wie der Wind und eiskalt, drang in sie ein wie eine Klinge. "Ich bin das, was du schon immer suchst und verlangst, wonach du hungerst und dürstest."
    Der Körper der Gestalt war dem ihren so nahe, dass sie ihn spüren konnte. Er fühlte sich fassbar, aber zu gleich flüchtig wie Nebel an.
    "Bei mir wirst du Glück finden, Melvia."
    Die Dunkelelfe spürte kalte Lippen auf ihrem Hals und eine dunkle, flüchtige und zugleich fesselnde Umarmung seines kalten, düsteren Körpers, den sie kaum erkennen und erfassen konnte.
    "Ich werde dich in mein Reich bringen, werde dich in Schatten betten und dich ehren, für dich sorgen. Bei mir wirst du Liebe finden!"
    Melvia öffnete die Augen und sah nichts, nur nackte Dunkelheit. Ihr Herz raste und ihr Atem ging schneller. "Ich begehre dies alles, doch ist in mir ein Gefühl, als ob ich vor dir fliehen sollte, solange ich es noch kann." Ihre Stimme war leise, kaum zu vernehmen.
    "Befreie dich von der Furcht vor Ungewissem! Glaube nur an deine verborgenen Wünsche!"
    Melvias Hände begannen zu zittern. Der Schatten nahm ihre Finger in seine kalten Hände, trat ein paar Schritte weg. Sie konnte nur seinen Umriss erkennen. Ein Schauer lief ihr den Rücken hinab, als sie wieder das knurrende, tiefe Seufzen hörte. Sie war nicht im Stande, etwas zu sagen oder sich zu rühren. Er ließ sie los und hob seine Arme. Melvia wollte ihr Gesicht in den Händen vergraben und sich zusammen kauern, warten, bis der Spuk ein Ende hatte, doch konnte sie es nicht. Sie starrte die Gestalt an, so gespenstisch sie auch im Mondlicht aussah, mit ihren langen Haaren, spinnennetzartig, und ihrem langen dunklen Umhang, der sehnige, schlanke Leib darunter. Der Schatten hob die Arme, legte den Kopf in den Nacken und man hörte ihn seufzend raunen. Der Wind, versetzt mit düsterem Gemurmel, erhob sich und spann ein unsichtbares Netz um sie. Melvias Schrei ging im Wind und in der Stimme des Schattens unter und sie schloss die Augen. Sie schien sich zu drehen, spürte wieder die kalte Umarmung des Schattens und sie schrie einen stummen Schrei.
    "Du musst nicht schreien, meine Liebste. Niemand wird dir hier ein Leid antun.", raunte die tiefe Stimme des Schattens ihr ins Ohr und Melvia verstummte.
    Die Dunkelelfe lag auf einem weichen Untergrund. Es schien ein weiches, seidiges Bett zu sein. Sie hatte nicht mehr das Gefühl, sich zu drehen, sie spürte nur noch das Bett, die Umarmung des Schattens und ihr pochendes Herz. Es war nicht kalt wie im Wald, doch warm auch nicht. Sie konnte nicht sagen, ob sie schwitze oder fröstelte, sie konnte überhaupt keine Temperatur erkennen.
    Vorsichtig schlug sie die Augen auf. Es war dunkel, so dunkel wie vorhin im Wald, nur waren sie nicht mehr dort. Alles, was sie erkennen konnte, war das Bett, ein dunkles Himmelbett, mit Vorhängen wie aus Spinnenseide und Bettwäsche aus Schatten. Die Gestalt, der Schatten, lag über ihr, hielt sie in der kalten Umarmung gefangen, bedeckte ihren Körper mit seinem und mit dem düsteren Umhang.
    "Eine Braut des Schattens wie du hat nichts zu fürchten. Nicht einmal mich. Du bist nun in meinem Reich und ich werde dich einweihen"
    Melvias Atem ging schneller. Sie spürte Neugierde, Begierde und Lust, vermischt mir Nervosität, nur noch ein winzigen Teil Furcht. Der Schatten hob die Hand und legte sie sacht auf ihr Dekolleté, wanderte mit den kalten Fingerspitzen unter ihr Hemd und hielt es fest. Noch bevor Melvia auch nur einen Gedanken daran verschwendete, was der Schatten tat, wurden ihr die Kleider vom Leibe gerissen. Sie wurde von der Gestalt an der Schulter in das weiche, schattenhafte Bett gedrückt, während sie mit der anderen Hand die Kleider von ihren Körper löste. Die Geste fühlte sich nicht grob oder schmerzhaft an, sondern wundervoll befreiend. Ihre Kleidungsstücke schienen an der Seitennaht aufzubrechen und sich in Dunkelheit aufzulösen.
    "Du bekommst schönere Kleider, elegant wie die Nacht, damit du im Reich der lebendigen Dunkelheit vor Schönheit strahlst.", flüsterte der Schatten. Melvia spürte seine feinen Haare auf ihrer nackten Haut. "Dein blasser Leib wird angemessen geschmückt werden." Sie atmete tief ein und aus und lag mit offenen Augen im Düsteren, unter der schattenhaften Gestalt, dem Herzog des dunklen Reiches.
    "Und nun betrinke dich am Schatten!"
    Die Herzog beugte sich zu ihr hinab und die Vyndra spürte einen eiskalten Hauch auf ihrem Gesicht, den sie gierig einatmete. Etwas eiskaltes legte sich in ihre Lugen und sie fühlte sich benommen, benebelt, betrunken.
    Sie wollte mehr.
    Leise stöhnte sie vor Genuss. Sie hörte den Schatten wieder seufzen, dieses tiefe Raunen drang in sie, erfüllte sie.
    Melvia spürte, dass die Gestalt ihr nahe war, spürte ihren Körper und wusste, dass sich ihre Gesichter fast berührten. Wieder spürte sie diesem kalten Hauch auf ihrem Gesicht, den Atem des Schattens, und wieder zog sie ihn gierig ein, betrank sich daran. Ihr Körper wurde kühl, sie wollte mehr, mehr von diesem eiskalten Hauch, doch kam keiner mehr. "Mehr!", sagte sie leise und bittend. "Ich will mich daran betrinken und satt sein!"
    Der Herzog der Dunkelheit strich ihr sanft über die Haare. "Nein, das genügt, meine Liebste. Du sollt kein Schatten werden wie ich. Du wirst deine Wärme behalten. Ich werde dafür sorgen, dass du am Leben bleibst, zumindest für lange Zeit. In dieser Nacht wirst du kein Schatten werden. Heute Nacht spürst du das Leben. Die Leidenschaft und Liebe eines Geistes wie mir. In dieser Nacht wirst du zu meiner Herzogin!"

  18. #18
    Ritter Avatar von Dandelion
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    Endlich stand ich vor ihm, nach Monaten und Jahren der Suche und Vorbereitung:
    Olbaid, dem rothäutigen Schlächter von Avir, Zerstörer ganzer Welten, Herrscher über die Schrecken der 16 Verließe und gleichermaßen gefürchtet und verdammt in allen Königreichen dieser Welt …
    Gelassen thronte er vor mir auf den gewaltigen Bergen von verblichenen Schädeln und Gebeinen früherer Abenteurer, die ebenso wie ich mehr oder minder freiwillig den Weg durch die Katakomben in die von rußigen Fackeln nur mäßig erhellte Höhle gefunden hatten. Rüstungen in den verschiedensten Stadien des Verfalls und Zerstörung blitzten ab und an zwischen den bleichen Knochen auf.
    Olbaid sah mit einem belustigten und recht herablassend wirkenden Blick aus schwefeligen Augen auf mich herab, während sein muskelbepackter, gut 600 Pfund schwerer Körper sich drohend über mich zu beugen begann, so dass seine meterlangen, gewundenen Hörner fast mein Gesicht berührten. Ein sardonisches Grinsen zerteilte seine dreckige Fratze, die ebenso glutrot wie der Rest des massiven Monsters war und im flackernden Licht der Höhle ölig glänzte. Sein reißzahnbesetztes Maul entließ dabei einen Schwall pestilenzartigen Gestanks, der mich fast wanken ließ, während seine Hände, dessen Krallen langen und überaus scharfen, wenn auch ungepflegten Dolchen glichen, in Erwartung des Kampfes zuckten, der nun unmittelbar bevorstand. Und nur einer von uns beiden würde diesen Kampf überstehen und diese Stätte lebend verlassen. Ich spürte keinerlei Angst. Ich war gut gerüstet …
    Meinen Körper hatte ich mit harter Arbeit und im Schweiße meines Angesichts an der Seite von grimmigen Zwergen in den Minen von Airom gestählt, meine Geschicklichkeit und meinen Mut in harten Kämpfen gegen Banditen, Zombies, Skelettkriegern, Ghoulen und allen anderen widernatürlichen Lakaien aus der Gefolgschaft Olbaids unter Beweis gestellt. Ich hatte die weiße Riesenspinne Arknak in den dunklen Gebirgen von Rodrom besiegt, den finsteren Dämon La´ab aus dem Tal der Trümmer vertrieben und die tödlichen Rätsel des widerlichen Gnoms Logaems überlebt. Meinen Schwertarm trainierte ich in unzähligen Übungsstunden bei Sonauc, der zu Tedorans besten Schwertkämpfern zählte. Zu Recht. Dem Zauberer Snekial entriss ich in zwei zermürbenden Lehrjahren alle Geheimnisse der Zauberkunst, die er kannte, bevor der Stahl meines Schwertes seinem Leben ein endgültiges Ende setzte.
    Der Hochkönig Ruhtra Dragonpen verlor durch mich sein Schwert Rubilacxe. In dunkelster Nacht und im Schutze eines undurchdringlichen Nebels brach ich in sein Gemach ein und nahm es unbehelligt an mich. Ich verschwand rasch und spurlos aus dem Königreich, noch ehe der Diebstahl bemerkt werden konnte. Meine Rüstung aus roten Drachenschuppen verdankte ich hingegen einem altersschwachen Abkömmling dieser Rasse, der mir das Geschenk seines frühen Ablebens machte und einem Schmied aus Mastolf, dessen handwerkliches können nur noch durch die Gier in seinen Augen übertroffen wurde, als er im Kopfe überschlug, wie er mich am Besten übers Ohr hauen könnte. Ich verließ die Stadt, ohne ihn zu bezahlen und erleichterte ihn zugleich um einen blauen Meteoritendolch und eine passende Schwertscheide für Rubilacxe. Er hatte es nicht anders verdient.
    Es dauerte sechs Monate, bis ich eine Fährte von Olbaid aufspürte und zwei weitere, um festzustellen, dass sie bereits kalt geworden war. Ich folgte daraufhin den Spuren seiner Verwüstungen durch die purpurnen Steppen, gelangte unbeschadet durch die tödlichen Kristallwälder und durchquerte motzend die Sümpfe der Mauligkeit. Eine kurze Zeit schloss ich mich einer Gruppe sehr haariger Halbwüchsiger an, deren einziges Gesprächsthema sich jedoch um ein Schmuckstück drehte, das ihnen von Rechts wegen noch nicht einmal gehörte und welches sie anscheinend an einem weit entfernten Ort einschmelzen lassen wollten. Wahrscheinlich um dann irgendeinen anderen modischen Firlefanz daraus fertigen zu lassen. Seltsame Gesellen waren das.
    Den entscheidenden Hinweis auf den Verbleib Olbaids bekam ich schließlich von einem Krieger und Magier namens Naimad, der einen raffinierten Feldzug plante, um seine zwischen Leben und Tod schwebende Freundin wieder zu sich zurück zu holen. Dabei nestelte er stets gedankenverloren an einem Medaillon herum, welches unübersehbar auf seinem Brustpanzer ruhte. Ein verdammt sympathischer Kerl, wie ich fand.
    Es war eine kleine Stadt in den Bergen, die unterirdisch in den labyrinthischen Kellern der Häuser den verborgenen Eingang zu Olbaids Reich beherbergte. Mühsam bahnte ich mir meinen Weg durch die Untergebenen und Lakaien des Schlächters, die mir in den 16 Ebenen unverdrossen und überall den Weg zu versperren versuchten, aber rasch die Macht von Rubilacxe zu spüren bekamen, dessen bluttriefende Klinge freudig sang, während sie sich ihren Weg durch die Leiber meiner Feinde bahnte. Ich überwand noch so manche der hinterhältigen und tödlichen Fallen, die in Wänden, Decken und Böden und sogar in offen dastehenden Kisten versteckt waren. Nun endlich stand nach all der Mühsal und Qualen das Ziel meiner langen Reise leibhaftig vor mir:
    Olbaid! Ich fletschte die Zähne.
    Olbaid brüllte. Sein Gesicht verzog sich zu einer grauenerregenden Maske. Jeden Augenblick konnte der entscheidende Angriff von seiner Seite erfolgen. Sei wachsam, raunte ich mir in Gedanken zu. Ein dumpfes Grollen erklang und einen Moment lang befürchtete ich, die Höhle würde über uns einstürzen, noch bevor der erste Schlag geführt worden war. Dann jedoch sah ich, wie Oblaid sich mit seinen riesigen Pranken den nicht weniger monströsen Wanst hielt und ich begriff, dass dieses Geräusch aus seinem innersten gekommen war. Dann erklang es erneut und eine giftgrüne Wolke erfüllte die Höhle mit bestialischem Gestank. Es roch eindeutig nach Dämonenarsch.
    „Entschuldige“, Oblaid hob kurz die Schultern, “aber der letzte Recke liegt mir noch etwas schwer im Magen.“ Mit einer scharfen Kralle fuhrwerkte er zwischen seinen spitzen Zähnen herum und pulte einen menschlichen Oberschenkelknochen hervor, an dem noch einiges Fleisch hing. Er rülpste und würgte anschließend.
    „Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich vor unserem Kampf noch eben in die Nebenhöhle gehe und mir die Klaue in den Hals stecke?“ Seine Stimme dröhnte.
    Ich war etwas verwirrt.
    „Ja … warum nicht? Das geht in Ordnung, glaub ich.“ Ich sah dem rothäutigen Koloss nach, als er sich polternd auf den Weg machte. Unzählige Totenschädel zerbrachen unter seinen stinkenden Füßen, ein Geräusch, welches mir einen Schauder über den Rücken jagte.
    „Aber lass mich nicht zu lange warten“, rief ich ihm noch hinterher, „ich habe nicht den ganzen Tag Zeit, hörst du?“
    Ich wartete zehn Minuten. Eine Stunde verging und dann noch eine, bis ich endlich begriff, dass er nicht mehr kommen würde. Olbaid hatte gekniffen. Ich war allein.
    Und was sollte ich nun tun?
    Verdammt!

    Auf Wunsch des Autoren wird dieser Beitrag aus dem Wettbewerb genommen.

    Geändert von Leeyara (12.07.2011 um 19:36 Uhr) Grund: Zur Information

  19. #19
    Mythos Avatar von Neclord
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    Konflikt

    Dunkle Wolken formierten sich bedrohlich am Himmel, während perlenförmige Regentropfen unerbittlich auf die trockene Erde niedergingen. Einige dieser Perlen zerschellten an der glatten und hellen Rüstung einer kräftigen, wolfsähnlichen Gestalt. Andächtig kniete das Wesen vor einer bewusstlosen, auf dem Boden liegenden Person. Mehrere regungslose Körper verteilten sich über die verwüstete Landschaft. Einige wenige Schritte entfernt stand eine weitere Person, augenscheinlich der gleichen Rasse zugehörig, mit auffallend dunkler Rüstung. Stachel und düstere Trophäen thronten auf seinen Schultern.
    Nur der Klang der tänzelnden Regentropfen war für eine Zeit lang zu vernehmen, bis die kniende Gestalt schließlich das lange Schweigen brach. Eine tiefe Stimme entwich seinem imposanten Gebiss, dabei hatte es den Anschein, als würde er jedes Wort noch einmal durchkauen, bevor es seinen Mund verlässt. „Hmh… erinnerst du dich… Vargoth? Wie… wie wir uns damals begegnet sind?... Ich erinnere mich noch sehr gut...“
    Wind peitschte den Regen in sein haariges Gesicht, während er weiterhin die zierliche Gestalt auf dem Boden betrachtete. „Ich war sehr einsam damals, kaum jemand hat mich respektiert… Ich schätze, ich war zu schwach für einen Angehörigen unseres Volkes… Aber du hast mich ständig beschützt, wenn mich jemand verärgerte oder gar bedrohte. Doch trotz deiner Stärke, warst du einsam… wie auch ich. Wir waren wie Gegensätze, die sich ergänzen… du lehrtest mich zu kämpfen… erinnerst du dich… Vargoth?“
    Die dunkle Gestalt nickte ihm zu. „Natürlich erinnere ich mich Nandos. Die Dinge waren anders früher… wir waren anders. Wir hatten viel spass. Doch dann kamen die Menschen in unser Reich. Der Krieg kam über das Land und verschlang unsere Welt wie eine dämonische Kreatur…“ Nandos ballte seine Klauenhand zu einer Faust zusammen. „Ich dachte, du genießt den Geruch des Krieges?“

    Die spitzen Zähne von Vargoth blitzten auf, als sein Gesicht ein nahezu dämonisches Lächeln formte. „Die Menschen haben uns viel genommen, es war nur rechtmäßig, dass wir uns gegen ihre Gier nach Macht erwehren. Und es ist wahr, Ich liebe die Auseinandersetzung. Hier gibt es keine Gnade für die Schwachen! Und dennoch rettete ich dein Fell unzählige Male! Aber als die Trommeln des Krieges verstummten, hast DU den Ruhm geerntet. DU wurdest gefeiert und ICH wurde ignoriert… besonders als du Asura kennen gelernt hast, die dir einen Welpen gebar…“ Während er diesen Namen erwähnte, deutete sein Fingernagel auf die liegende Person. Nandos erhob sich energisch und bellte seine Verärgerung in den Wind. „Das ist eine Lüge! Du und ich… wir waren Freunde! Ich habe dich nicht ignoriert!“ Vargoth stapfte selbstsicher auf ihn zu. „Sei nicht dumm… unsere Freundschaft basierte vollkommen auf Nützlichkeit… Ich war nur dein Werkzeug. Ich war nützlich für dich um die Menschen zu besiegen. Wo bleibt die Anerkennung dafür?“
    „Warum bist du dann zurückgekommen, wenn ich dich angeblich nur benutzt habe?“ Erwiderte Nandos. „Du weißt warum… oh ja das weißt du… Asura… sie trieb sich herum. Des Nachts verließ sie immer mal wieder das Rudel… sie sprach mit anderen. Ich wusste jedoch was los war… das machte dich krank… du wolltest doch, dass ich mich darum kümmere...“ Nandos schnaubte verärgert. „Du wolltest sie aus diesem Grund töten? Du… du bist wahnsinnig!“ Vargoth wandte ihm den Rücken zu und blickte gen Himmel. Die Regentropfen balancierten an seinen dunklen Strähnen nach unten. „Ich bin es leid… Nandos. Leid zu sehen wie du alles nimmst, was rechtmäßig mir zusteht! Ich kann es einfach nicht länger erdulden. Es endet heute.“
    Eine beklemmende Stille setzte ein, während sich die Gewissheit ausbreitete, dass es keinen anderen Ausweg mehr gab. Der Konflikt war unabwendbar.
    „Also… wenn ich dich bezwinge, wird Asura leben. Ironisch nicht wahr? Du hast mir so oft das Leben gerettet und nun willst du es mir nehmen…“ Sagte Nandos nachdenklich.
    „Dafür sind Freunde doch da. Ich gebe ihr ein schnelles Ende wenn ich siegreich bin.“ Erwiderte Vargoth voller Zuversicht.

    Wie erstarrt blickten sich beide für eine ganze Weile schweigsam an. Der Regen wurde inzwischen durch den grollenden Donner und von gleißenden Blitzen begleitet. Nandos hob seine helle Klinge und schwang sie durch den Regen. Dabei hatte es den Anschein, als würden sich die Regentropfen an der Schneide teilen. Der pure Glanz dieser Waffe reflektierte das schwache Tageslicht und demonstrierte damit seine Einzigartigkeit. Vargoth hingegen scharbte mit seinen Klauen an dem hölzernen Griff seiner Axt. Im Gegensatz zum Schwert von Nandos, war diese Waffe eher dunkel und matt, sie strahlte jedoch eine unheilige Aura aus, wie der Träger selbst.
    Ein ohrenbetäubender Donnerschlag eröffnete schließlich den Kampf und übertönte dabei den Klang der sich kreuzenden Waffen. Nandos wich den Axthieben seines Gegners geschickt aus, jedoch war es schwer einen festen Stand zu bekommen auf dem inzwischen matschig gewordenen Boden. Die kraftvollen Axtschwünge von Vargoth drängten Nandos weiter zurück und er umklammerte den Griff seines Schwertes fest mit beiden Krallen, um die Hiebe abwehren zu können. Hin und wieder ergab sich eine geeignete Gelegenheit und er konnte Schwächen in der Deckung seines Gegners ausmachen, doch er blieb passiv, wie schon sein Leben lang.
    Die Auseinandersetzung blieb jedoch nicht unbemerkt. Die Heerführerin der Menschen Beatrix war noch anwesend. Sie zog den Dolch aus dem Fleisch ihrer Wade und griff stöhnend nach ihrem Schwert. Sie trug die Verantwortung für diesen Kampf, der beiden Seiten hohe Verluste zufügte. Seit jeher war Nandos ihr ärgster Feind, ein Grund warum sie eine Augenklappe trägt. Doch sie hegte keinen blinden Hass für ihn, es basierte auch auf gegenseitigem Respekt. Sie achtete Ritterlichkeit genauso wie er selbst. Als sie sich aufrichtete und den Schmutz aus ihrem Gesicht entfernte, blickte sie zu ihm und sah wie Nandos einen Kampf austrug. Vorsichtig schritt sie in seine Richtung, sie wollte sich nicht einmischen. Stattdessen verlangte ihr Kodex, auf ein faires Duell zu warten. Während sie jedoch Schritt für Schritt die Distanz zum Ziel verringerte, konnte sie ihrem Auge kaum trauen. Mehrmals wischte sie sich mit dem Lederhandschuh die Regentropfen aus dem Gesicht um klare Sicht zu bekommen. Nandos unterdessen bemerkte auch ihre Anwesenheit.

    Mit der Zeit realisierte er die ausweglose Situation. Vargoth würde nicht aufhören, nicht rasten, bevor er als Sieger hervorgeht und die Kontrolle übernimmt. Als Nandos unmittelbar in Reichweite zu Beatrix stand, fasste er einen Entschluss. Mit dämonischer Hast schnellte er mit der Klinge in der Hand auf sie zu und umklammerte sie, der kalte Stahl drängte sich ins Fleisch. Ihr Auge war weit aufgerissen vor Schreck, als sie an ihrem Hals das Fell ihres Erzfeindes spürte. Für einen Augenblick blieben sie in dieser Position, als Beatrix langsam bemerkte, dass die Atemzüge von Nandos ruhiger und kraftvoller wirkten mit jeder weiteren Sekunde die verging. Ihr Blick senkte sich und sie bemerkte wie ihre Klinge in seinem massigen Leib steckte. Er hatte sie zuvor am Handgelenk gepackt und ihr Schwert gegen sich verwendet. Schnaufend verharrte er noch einen Moment, ehe Nandos sich dazu durchrang noch einige Worte anzubringen. „Jetzt… jetzt hast du deine Rache bekommen. Ich… ich konnte es nicht anders beenden. Um diejenigen zu schützen die ich liebe, muss ich gehen…“ Auf die Knie sinkend, klammerte er sich mit letzter Kraft an Beatrix und zog sie zu sich heran. „Bitte… bitte schütze sie und meinen Welpen… bringe sie in Sicherheit…“ Sie nickte ihm zu, während sein massiger Körper langsam zu Boden sank. Sein letzter Blick galt dabei Asura, die noch immer bewusstlos dort lag. Der Ausdruck seiner Augen war durchdrungen von tiefer Trauer, innerlich bat er um Vergebung. Noch immer verwirrt über die Situation beeilte die Heerführerin sich mit einer raschen Antwort, damit sein Geist Frieden finden kann. „Macht euch keine Sorgen, ich gebe euch mein Wort.“ Als die Lebenskraft seinen Körper verließ, sank auch Vargoth leblos zu Boden. Beatrix blickte sich um und so sehr sie sich auch bemühte, sie konnte nicht sehen, wen oder was Nandos zuvor bekämpft hatte. Sie begann an ihrem Verstand zu zweifeln und in jedem Fall würde sie diesen Tag niemals vergessen…



    …Die Jahre vergingen. Der Frieden kehrte ins Land zurück, nach all der Zeit der sinnlosen Kämpfe. Der junge Sohn von Nandos entwickelte sich prächtig. Ganz wie sein Vater war sein Fell hellgrau und schimmerte seicht beim Einfall der Sonnenstrahlen. Seine Mutter Asura kümmerte sich liebevoll um ihn.

    Eines Tages dann, hatte sich der junge Welpe zu weit vom Rudel entfernt. Die Neugier trieb ihn in einen Wald. Verspielt drang er immer weiter vor, bis die herausragende Wurzel eines alten Baumes ihn beinahe zu Fall brachte. Als der Welpe schließlich seinen Weg fortsetzen wollte, bemerkte er plötzlich eine große giftgrüne Schlange direkt vor ihm. Ängstlich versuchte er, sich vorsichtig rückwärts zu bewegen um Abstand zu gewinnen. Doch dann plötzlich, wie aus dem Nichts materialisiert, vernahmen seine empfindlichen Gehörgänge eine Stimme. Eisig kalt ihr Klang und schaurig zugleich. „Soll ich dir… helfen?“
    Der junge Welpe drehte seinen Kopf langsam in die Richtung, aus der die Stimme kam. Durch den Schatten des Waldes halb verdeckt, sah er den Umriss eines Artgenossen. Ungefähr die gleiche Statur wie der junge Welpe selbst.


    Sein Fell jedoch, war pechschwarz, wie die Nacht…

  20. #20
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    Sein Traum begann mit einem Stalaktiten, über dessen Ende sich eine glänzende Schicht aus Wasser gezogen hatte. Langsam wurde diese Schicht dicker, und nahm nach einigen Sekunden endlich Kugelgestalt an. Diese Kugel aus Wasser hing noch einige Zeit am Gestein, bis sich schließlich genug Wasser gefunden wurde, dass die Schwerkraft siegte, und die Kugel als Tropfen vom Stalaktiten fiel.
    Im Flug änderte der Tropfen noch seine Form, bis er schließlich mit den unzähligen Wassertropfen vereint wurde, die einen wenige Quadratmeter großen unterirdischen See bildete. Etwas Wasser spritzte nach oben weg, da wo er in den See fiel, und kleine, kreisrunde Wellen breiteten sich über die sonst so vollkommen glatte Oberfläche des Sees aus. Schon einige Meter neben der ‚Eintrittsstelle‘ des Tropfens waren die Wellen kaum mehr sichtbar. Doch an jener Stelle, an der das Wasser seinen Höchststand erreicht hatte, genügte es, damit ein wenig Wasser über den Rand schwappte. Man mochte sich nur die Zeit vorstellen, die es brauchte bis diese kleinen Mengen Wasser es schließlich geschafft hatten eine schmale Rinne in den Stein zu fressen, die sich mit einigen anderen feinen Rinnen vereinigte und schließlich zu einer größeren Rinne wurde, in der sich das Bisschen Wasser mit dem aus den anderen Rinnen vereinigte, und schließlich zu einem kleinen Bach wurde der aus der Tropfsteinhöhle floss und in einen Fluss mündete.
    In diesem Fluss trieb ein Blatt, und unlogisch wie Träume nun mal sind, glaubte sich Luminarion just in diesem Moment selbst auf dem Blatt stehen zu sehen, in sehr viel kleinerer Ausführung, versteht sich, so klein dass er selbst der kleinsten Maus nur bis zur Nasenspitze reichen würde. Auf dem Fluss trieb er dahin, sah wie er etliche kleinere Bäche in sich aufnahm, sich mit anderen Flüssen vereinigte bis er so breit war, dass nur noch der beste Athlet in der Lage war darüberzuspringen. Erst ein Rauschen, das aus der Richtung kam in die er auf seinem Blatt trieb, machte ihm klar dass da vorne etwas auf ihn wartete. Die Mündung in einen Strom vielleicht? Nein, es stellte sich als Wasserfall heraus. Erst steckte der die Hände ins Wasser und ruderte, als er die Sinnlosigkeit dieses Unterfangens erkannte sprang er vom Blatt, und schwamm um sein Leben. Auch dies erwies sich als aussichtslos, das Tosen des Wasserfalls wurde lauter, Luminarion wagte kaum sich umzudrehen, doch letzten Ende hatte es keinen Sinn, das Tosen kam nun auch von den Seiten, und ehe er sich versah war das Wasser um ihn herum nicht mehr horizontal, sondern fiel vertikal den Felsen hinunter.

    In jenem Augenblick erwachte Luminarion, das Madamal stand bereits am Himmel, die ersten Sterne des Firnaments waren zu sehen und er, er saß auf einem der Äste jenes Apfelbaums, auf den er vor einigen Stunden geklettert war um seinen Wurfspeer zu holen.
    Nachdem er beim Klettern am Stamm des Baumes ein Herz sowie zwei eingeschnitzte Symbole entdeckte, die nach Taanlas Erklärungen Buchstaben der Talari sein mussten, wurde ihm klar dass er langsam in die Nähe einer menschlichen Siedlung kam. Daher hatte er beschlossen, von nun an nachts weiterzureisen, damit er nicht unerwartet auf Tala stieß, lieber wollte er jene erst ein wenig beobachten, bis er sich ihnen zu erkennen gab. Behände rutschte er den Stamm des Baumes hinab, und schlug sich umgehen in die Büsche. Um zur gewünschten Zeit der Weiterreise wach zu werden hatte er den alten Trick angewandt eine bestimmt Menge Wasser zu trinken, und nun verlangte die Natur nach ihrem Recht.
    Der folgende Marsch ging ruhig und zügig voran, und als die Dunkelheit der Nacht allmählich begann dem Licht des Tages zu weichen, bestätigte sich seine Vermutung: Als er durch etwas Dickicht schlüpfte um auf eine vermeintliche Lichtung zu gelangen, erwies sich diese Lichtung als weitläufiger als gedacht, wenn auch bei weitem nicht so weitläufig wie die aus seinem Traum.
    Vorsichtig drückte er seinen Körper wieder rückwärts durch die Blätter hindurch, bis nur noch seine Nasenspitze in den Büschen zu entdecken gewesen wäre. Gespannt sah er sich um, bis sein Blick auf etwas fiel, das er bisher nur aus Erzählungen kannte. Auf einer Reihe aus Steinen lagen Stämme, alle auf eine gleiche Länge abgeschnitten, ohne Rinde, dafür allesamt gleich breit. Darauf ruhte eine große Matte aus Stroh, aus der wiederrum ein steinernes etwas ragte, aus dem Rauch kam. Nachdem er dieses merkwürdige Bauwerk länger angestarrt hatte, kam eine Gestalt aus dem Bauwerk. Er musste sich schon sehr anstrengen, um zu erkennen, worum es sich bei dieser Gestalt handelte: von der Statur her könnte es ein Elf sein, aber würde ein Elf in einem solchen Ding leben? War das… Ja, jetzt konnte er es erkennen, es sah aus wie ein Elf ohne Ohren, der etwas vor dem Gesicht trug. Eindeutig, jetzt wo die Gestalt auf gut 60 Schritt herankam konnte er es deutlich erkennen: die Gestalt trug Haare im Gesicht, ‚Bart‘ nennen die Menschen das, so hatte er gehört. Also war es entweder ein Tala oder ein Boroborinoi, ein Angroscho, wie sie sich selbst nannten.

    Er war so aufgeregt, nun zum ersten mal einen dieser ‚Menschen‘ zu sehen, dass er sich so sehr auf ihn konzentrierte dass er gar nicht sah, worauf dieser Tala eigentlich zuging: auf ein Tier das, Luminarion konnte es nicht besser beschreiben, aussah wie ein stark übergewichtiger Hirsch, mit weiß-braun geflecktem Fell und viel zu kurzem, viel zu breitem Kopf, auf dem statt eines Geweihes nur zwei kurze, dicker Hörner thronten. Als er diesen Eindruck verarbeitet hatte begann er sich zu fragen, warum der Tala nun schon auf wenige Schritte an dieses eigentümliche Wesen herangekommen war, obwohl er sich nicht nur keine große Mühe gab zu schleichen, sondern im Gegenteil sogar redete. Das Tier schien sich davon nicht beeindrucken zu lassen, es kaute munter weiter Gras. Erst als der Mensch mit seiner Hand über den massigen Kopf des Tieres fuhr, hob es diesen ein wenig an, und lies etwas hören, das ihm wie der schwache Versuch eines Brüllers vorkam: „Muuuhh“
    Der Mensch setzte sich auf einen Abschnitt eines Baumstammes, etwa gleich hoch wie sein Unterarm lang, und stellte ein kleines hölzernes Fass unter das Tier. Luminarion musste ganz genau hinsehen, damit er erkennen konnte, was der Mensch da tat, den nichts was er bisher gesehen oder gehört hatte konnte das erklären, was er nun sah: Der Mensch fasste dem Tier an… was war das überhaupt? Wäre es eine Hirschkuh, müssten da eigentlich die Zitzen sein, aber das sah nach etwas anderen aus, fast wie eine Hand. Er drückte einen der ‚Finger‘ und es hörte sich an, als würde ein Wasserstrahl in das Fass spritzen. Mit der zweiten Hand griff er den nächsten ‚Finger‘, und erneut konnte Luminarion dieses Geräusch hören. Das ganze wiederholte sich wieder und wieder, bis das kleine Fass voll war. Der Mensch entfernte sich wieder von dem Tier, und näherte sich dem Gebäude aus dem er vorhin gekommen war. Luminarion spielte kurz mit dem Gedanken sich das Tier näher anzusehen, aber von der Dunkelheit war nicht mehr viel geblieben, und die Sonne schob sich langsam über die Wipfel jenseits der Lichtung. Er selbst tat das Gegenteil: er schob sich langsam immer weiter rückwärts ins Dickicht, bis keine Chance mehr bestand, dass jemand ihn entdeckte.
    Dann suchte er sich einen Baum mit dichter Blätterkrone, den er in einer Ulme fand, und kletterte nach oben, wo er sich auf einen Ast setzte und sich gegen den Stamm lehnte. Hier schien der ideale Ort zu sein um den Tag unbemerkt zu überdauern, und er war es gewohnt auf Bäumen zu schlafen, wie viele Jäger und Wipfelläufer seines Volkes.

    Für heute sollte sich seine Erfahrung mit Menschen darauf beschränken, dass er sah wie ein bärtiger Mann eine Kuh gemolken hatte, und dann wieder in seiner Hütte verschwunden war. Doch vielleicht war es schon in ein paar Tagen so weit, dass er sich traute sich den Menschen zu nähern, sich vielleicht sogar eine Stadt anzusehen.

    Geändert von Oculus (10.07.2011 um 11:33 Uhr)

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