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Kopfschmerzen waren neben der Panik nicht das einzige, was Fross spürte, als er erwachte. Er erwachte im Dreck, Dreck von unten, oben, rechts und links. Er war gefangen wie in einem Käfig in all dem Dreck, all der Erde, die ihn mit ihrer Kälte umfing wie ein eiserner Kerker.
Keine schöne Situation.
Die Luft in seinen Lungen gab langsam nach, und er musste husten, und dort, wo er Luft erhoffte hatte, füllte nur Erde seinen Mund. Panik stieg in ihm auf. Dieselbe Panik, die er gespürt hatte, als er dachte, er musste ertrinken. Er wusste nicht, was ihm lieber war: Wasser oder Erde. Lieber gar nichts von beidem.
Mit dem Armen schaufelte er sich durch die noch lockere Erde, in der Hoffnung, dass seine Peiniger bereits fort waren und ihn für tot hielten. Wenn nicht, ein paar gezielte Schläge mit der Schaufel konnten dieses Ziel in wenigen Sekunden erreichen. Als seine Hände Frischluft erreichten, machte er sofort Platz für Mund und Nase, und er spuckte die Erde aus, die ihm im Mund steckte, und nahm einen tiefen Zug Luft.
Es war ein Wunder, dass er nicht tot war. Ein Wunder, für das er Innos ewig dankbar sein würde. Denn wer sonst hätte ihm aus dieser Situation geholfen, ihn aus dem Grab gezogen? Vielleicht war er tot gewesen und wiederauferstanden – wobei er das schwer bezweifelte. Er war bewusstlos gewesen und irgendetwas hat ihn Aufwachen lassen, bevor er gestorben war. Er wollte sich bedanken, und der einzige, der ihm dabei einfiel, war Innos.
Fross grub sich vollständig aus dem kühlen, festen Nass und legte sich hustend auf die Seite. Niemand da. Was für ein Glück. Wenn sie glaubten, dass er nicht mehr am Leben war, würden sie ihn vermutlich in Ruhe lassen. Sicherer aber war, dass er als Mitglied der Wache die Aufgabe hatte, sie für den versuchten Mord hochgehen zu lassen. Aber wie sollte er den beweisen? Immerhin war er vollkommen freiwillig mit ihnen mitgegangen, die Torwachen würden es bezeugen.
Es war zum Heulen.
Mit ebenso gebrochenen Rippen wie seinen Willen machte er sich in die Richtung auf, in der er glaubte, dass Thorniara lag.
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Einen Tag später hatten Rod und sein neuer Schüler sich wieder auf dem Trainingsplatz versammelt. Jetzt ging es wohl ans Eingemachte.
Er war jedenfalls nicht von der Vorführung seines neuen Schülers begeistert gewesen. So viel konnte er schon sagen.
„Das A und O beim Kämpfen zu Pferd ist es, die Balance zu halten“, versuchte er dem großen Marschall Hiroga beizubringen. „Du hast hier mal einen Arm, musst da mal einen Schlag mit deinem Schild abwehren oder dich mal eben zur Seite beugen um was weiß ich zu tun, vielleicht auch nur weiß es dir Spaß macht. Das bringt jedenfalls alles nicht, wenn du sofort aus dem Sattel fällst, wenn du anfängst rumzufuchteln.“
Der Angesprochene schien ihm nicht wirklich zuhören zu wollen, warum auch immer. Immerhin war er es ja auch gewesen, der zu ihm gekommen war.
„Bist du schon einmal eine längere Strecke nur mit einer Hand am Zügel geritten?“, fragte der Paladin nach kurzer Pause zum Luftholen. „Oder gar richtig freihändig? Glaubst du, du kannst deinem Pferdchen soweit vertrauen, dass es dich nicht fallen lässt?“
Stille. Sein neuer Schüler schien zu überlegen, aber Rod war sowieso noch nicht fertig. Hiroga durfte noch etwas weiterüberlegen.
„Du machst jetzt einfach noch mal das gleiche Zeugs, das du gestern gemacht hast“, fuhr er fort, „aber diesmal will ich mal eine Hand, mal beide zur Seite gestreckt sehen. Beug dich ein bisschen hin und her und guck dir an was passiert. Aber ich warne dich: Du hast es nicht richtig gemacht, wenn du nicht mindestens einmal in den Dreck geflogen bist.“
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Da stand sie nun wieder, die Armbrust im Anschlag. Exorbita zielte genau, ließ sich die nötige zeit und hatte dann den Abzug gezogen. Der Bolzen hatte darauf hin die Armbrust verlassen und die Scheibe getroffen.
Noch war es nicht die Mitte aber die Edelmagd machte sich, sie war immer sicherer geworden. Auch wenn noch nicht jeder Bolzen die Zielscheibe traf waren es doch die Meisten gewesen, nur ab und an ging noch ein Geschoss daneben.
Mit der Atmung klappte es noch nicht so recht, Exorbita ging davon aus, dass sie immer im falschen Moment schoss, da fehlte es ihr eben noch an der richtigen Technik aber das würde sie auch noch hinbekommen.
Sie hatte schon so viel gelernt und gute Fortschritte gemacht war war die Edelmagd überzeugt davon, dass sie auch weiter dazulernen würde.
Schon bald würde die Sonne untergehen, erst jetzt war ihr richtig bewusst geworden, wie lange sie eigentlich schon trainierte, ihr Magen hatte sich gemeldet.
Nur kurz hatte sie überlegt, sich aber doch schnell entschlossen etwas zu essen und dann weiter zu üben. So viel es ihr immer schwerer sich auf die Aufgabe zu konzentrieren und das war nicht gerade förderlich.
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Benutzer, die ihr Benutzerkonto per E-Mail bestätigen müssen
"Nicht schon wieder!", ein tiefes Seufzen verließ seine Kehle als er vernahm was man ihm da sagte. Ein neuer Schüler? Jetzt? Da hatte er gerade angefangen sich von diesem klugscheißenden Angeber unterweisen zu lassen und nun wollte man ihm ernsthaft noch mehr Arbeit aufs Auge drücken?
"Na wenn's sein muss. Und es wird erwartet, dass ich ihn auch noch suchen geh? Der soll mal schön herkommen! Ich glaub's wohl!"
Im Endeffekt bedeutete es genau zwei Dinge. Stress und eine vermutlich höchst unangenehme Ausbildung für den Frischling, wenn er sich auch nur annähernd so dämlich anstellte wie sein letzter Schüler.
"Bestell die Prinzessin ja hier her, ich renn doch keinem Jüngling hinterher!", schnaubte er verärgert, doch sein Gegenüber winkte ab.
"Ich glaube dein Problem hat sich schon erledigt! Da hinten kommt die Pflaume!"
Grummelnd wandte er sich um und musterte den aus der Ferne Herbeieilenden. Langes Haar, groß, kräftig. Ein besserer Eindruck als Albertus allemal.
"Klemm dir jegliche Floskeln und Begrüßungen. Sag mir einmal deinen Namen und das reicht. Viel mehr interessiert mich dein Rang... du bist kein Soldat oder? Und vor allem: Warum soll ich dich ausbilden? Sag mir das, dann kannst du dir den Rest sparen.", raunte er den Neuankömmling an ehe er ihm eine Gelegenheit gab zu sprechen. "Und wenn du das getan hast kannst du gleich anfangen. Für das was du als erstes tun wirst brauchst du mich ohne hin nicht. Überleg dir einen Weg mit einfachen Mitteln Hindernisse zu schaffen die deine Kraft, deine Ausdauer und deinen Willen prüfen. Ich werde am Abend wiederkommen und mir deine Leistung ansehen. Wenn die Prüfung die du für dich erwählt hast hart genug ist und du sie bestehst, werde ich dich unterrichten. Egal wer du bist oder welchen Rang du bekleidest. Mehr musst du nicht wissen. Wie gesagt... ich komme am Abend wieder!", wehrte er ein weiteres Mal jede mögliche Bemerkung des Mannes, der ihn für wahr ein kleines Stück überragte, ab.
Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen wandte er sich ab in Richtung Stallungen. Er hatte Wichtigeres zu tun als sich um so einen Typen zu kümmern.
"Freihändig?", murmelte er und kratzte sich am Hinterkopf. Es war lange her, dass er solche Kunststückchen probiert hatte. Wohl hatte er es bei seiner Ausbildung gemacht... es perfekt beherrschen das war etwas anderes. Und wenn Rod schon erwartete ihn im Dreck zu sehen, blieb ihm wohl nichts anderes übrig wenn er die Übung hinter sich bringen wollte. Stumm nickend saß er auf, drückte seine Stiefel in Junas Flanke und trieb sie voran.
Einhändig... keine neue Erfahrung für ihn, keine allzu große Schwierigkeit. Gut sichtbar hielt er die Linke in die Höhe, riss mit der Rechten die Zügel um her und festigte die Klammer seiner Beine um sicher auf dem Rücken der Stute zu bleiben. Er spürte wie er ein Stück weit zur Seite gezogen wurde, verlagerte sein Gewicht um gegenzuhalten und blieb sitzen. Rasch hielt er auf das schon am Vortag genutzte Hindernis zu, ließ die linke Hand weiter in der Luft und lehnte sich weiter vor, als Junas Hufe sich vom Boden abdrückten. Zugegeben, es war kein großes Kunststück, doch den Anforderungen seines Ausbilders sollte es wohl fürs erste genügen.
Jetzt freihändig!, befahl er sich selbst, ließ die Stute erneut Kehrt machen und hob nun auch die rechte Hand in die Höhe.
Das Pferd setzte sich in Bewegung, mit ihm auch der Körper des Ritters mehr denn je. Seine Beine versteiften sich weiter um den Halt zu gewährleisten.
Immer schneller ging es voran, immer schwieriger wurde es folglich die Balance zu halten.
"Scheiße! Spätestens beim Richtungswechsel hauts mich garantiert aus dem Sattel!" Ihm blieb kaum Zeit die Worte auszusprechen. Ihm tat sich urplötzlich die Frage auf, wie er Juna klarmachen wollte in welche Richtung es ging. Gegen die Wand rennen würde sie wohl nicht, doch weiter versuchte er ihr mit den Füßen mitzuteilen in wohin ihr muskulöser Körper sich wenden sollte. Sie folgte dem Kommando. Mit aller Kraft presste er sich der Ritter an das Tier um im Sattel zu bleiben. Es zerrte an ihm, er legte sich in die Kurve, versuchte Junas Bewegung zu folgen und spürte doch zeitgleich wie er ein Stück weit abhob.
Seine Augen fixierten Sattel und Zügel, der Drang sich festzuklammern wurde immer heftiger, doch würde er sich nichts als den Spott Rodeons einhandeln, wenn er jetzt nachgab. Mit einem Ruck brachte er sich wieder in Position, fand sich etwas schief doch dafür noch immer halbwegs im Sattel wieder.
Da hast dus!, feierte er innerlich seinen Triumph. Es war ein kurzer, nicht lange genießbarer Sieg. Die Stute drückte sich erneut vom Boden ab, denn alsbald hatten sie das Hindernis, welches es zu überspringen galt, erreicht. Seine Stiefel fanden die Oberkante der Steigbügel und verloren sie unerwarteterweise nicht wieder, als ihn der gewaltige Ruck aus dem Sattel hob. Schützend riss er die Arme vor sich um dem Aufprall gewappnet entgegenzutreten.
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Die Magie floss langsam in seine Hand, bildet lange Bänder, die sich schnell aneinander reiben, die Handflächen wurden wärmer und wärmer. Langsam, aber fortwährend trocknete das Blatt Papier in Tharas Hand - ein leichtes Lächeln huschte über sein Gesicht - dann ging das Blatt Papier in Flammen auf.
"Nicht schon wieder!", schimpfte Thara und war das Papier weg.
Ein verächtliches Klacken kam von Coryl, was der Novize mit einem Feuerpfeil beantwortete, worauf der Vogel kreischend davon flog.
"Jaja, du bekommst auch nichts mehr zu essen, wenn du mir keine Hilfe bist!", wetterte Thara hinterher, obwohl er genau wusste, dass das nicht ernst gemeint war - Coryl wusste das genauso gut.
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Felix schnaufte als er die Übungen unter dem ständigen keifen des Feldwebels machte.
"Eins, Zwei, eins, zwei, weiter so " rief Oberfeldwebel Sylvio als er auf dem PLatz vor der Kaserne, mit einigen Waffenknechten, Sportübungen machte. Die Aufgabe wurde ihm von Hauptmann Sargo der Miliz zu geteilt. Was er mit dem dutzend halbstarker, und respektlosen Mädchen und Jungen machte, wurde ihm überlassen. "So kurze Pause und dann laufenen wir zum Wald vor der Stadt und sehen uns mal ein wenig die Natur an" fügte er hastig hinzu. "Auf wir laufen nun, auf die Beine!" zischte Sylvio.
"So, zeit für den Spielplatz", sagte Oberfeldwebel Sylvio und winkte die Kadetten näher heran. "Es ist nur ein Kurzer Lauf. Folgt mir."
Der "Kurze Lauf" ging über 6 Kilometer. Und der Spielplatz entpuppte sich als etwas, das Felix noch nie gesehen hatte: Es war ein Wald aus Zwanzig Meter hohen Holzstangen. Netze und Brücken aus Seilen erstreckten sich zwischen den Stangen. Sie schaukelten in der Luft, kreuzten sich mmer wieder und bildeten ein verworrenes Labyrinth über dem Boden. Es gab Rutschstangen und verknotete Kletterseile. Einige Seile hingen an Flaschenzügen und waren mit Körben verknotet, die fest genug aussahen, um einen Menschen zu tragen. "Kadetten", sagte Sylvio, ,,bildet drei Reihen."
Felix und die anderen bildeten die drei Reihen ohne Widerworte und ohne Probleme.
"Die erste Person in jeder Reihe gehört zu Team Nummer Eins", sagte Sylvio, "die zweite Person in jeder Reihe zu Team Nummer ZWei - und so weiter. Wenn das jemand nicht versteht, soll er sich jetzt mellden."
Niemand meldete sich.
Geändert von Felix (10.02.2011 um 00:25 Uhr)
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Ein wundervoller Geruch zog durch das Haus am Rande Thorniaras. Ihre Besitzerin, die gute Emma, summte fröhlich und öffnete, einen Topflappen an den Händen, die gewaltige Luke des Steinofens. Der Geruch intensivierte sich um ein Vielfaches und Silohtar lief das Wasser im Munde zusammen. Vorsichtig manövrierte die in die Jahre gekommene grauhaarige Emma das Blech aus dem Ofen und stellte es behutsam auf den Tisch. Silos Blick fiel auf braun gebackene, knusprige Kekse mit Schokoladenstückchen darin. Es verschlug ihm den Atem – was für eine seltene Köstlichkeit! Er langte nach einem der dampfenden Gebäckstücke, doch seine Gastgeberin schlug ihm flux auf die Finger und sah ihn streng über ihre Brillengläser hinweg an, die zur sicheren Aufbewahrung an einer alten-Frauen-Halskette befestigt war.
„Na! Lass sie erst abkühlen, sonst verdirbst du dir noch den Magen!“, ermahnte sie ihn. Silo zog einen Schmollmund und lehnte sich zurück in seinem Stuhl.
Emma war die Mutter eines Mannes, der Mitstreiter in der Schlacht gegen die Schrate gewesen war. Sie war so dankbar, dass Silo ihr den Sohn lebendig zurück gebracht hatte, dass sie ihn sofort zu Tee und Keksen eingeladen hatte. Auch von anderer Seite war die Dankbarkeit groß, selbst Bewunderung hegte man für den tapferen Kommandanten der Einheit – und verschaffte dessen Selbstbewusstsein einen vielleicht etwas zu übertriebenen Schub. Doch, und daran gab es nichts zu rückeln: Auch wenn sie ohne Hilfe der Paladine und des Magiers verloren gewesen wären, so hätte der undisziplinierte und schlecht ausgebildete Haufen doch schon viel eher den Tod im Wald finden können. Zu seinem großen Vergnügen war Emma nicht die einzige erleichterte Mutter, die ihn unbedingt in seinem Haus haben wollte, auch wenn er sie besonders ins Herz geschlossen hatte. Nicht jede dankbare Mutter, Ehefrau oder Schwester war so wie diese hier bereit, neun Bleche Kekse zu backen, und das hintereinander.
Andererseits gab es auch jene, die gar nicht begeistert waren über die größtenteils unversehrte Rückkehr der Myrtaner. Auch wenn Silo die verärgerten Drahtzieher nicht gesprochen hatte, oder überhaupt wusste, an wen er sich zu wenden hatte, so spürte er doch die Stimmung seiner einheimischen Kollegen bei der Stadtwache – auch, wenn er dort vor lauter Kuchen, Keksen, Kaffee, Tee und sonstigen Leckereien, die er zu verschlingen sich verpflichtet fühlte, nicht all zu viel Zeit verbrachte. Glücklicherweise war derzeit auch niemand sonderlich auf dem Laufenden, was die Anwesenheit betraf. Noch herrschte Durcheinander, man wusste nicht, wer zurückgeblieben war oder im Hospiz der Stadt lag um seine Wunder versorgen zu lassen.
Zudem war anscheinend der Rekrutierungsoffizier der Stadtwache, Jokulenko, spurlos verschwunden. Das Akten-Wirr-Warr, das er hinterließ, sorgte für zusätzliche Verwirrungen.
„So, mein Guter. Die Kekse sollten jetzt kühl genug sein!“, sagte Emma freundlich und hielt ihm die Schüssel hin.
„Darf ich Thorwyn einen geben? Er freut sich immer so!“
„Na gut, aber nur noch einen! So viele Kekse vertagen Faultiere garnicht gut!“
Schon war ein Schokokeks im Rachen des pelzigen Geschöpfes verschwunden. Liebevoll kraulte der Milizionär den Nackenpelz des haarigen Burschen, der es offensichtlich genoss.
„Wo bekommt man so einen Fratz her?“, sprach der Soldat angetan.
„Die sind sehr selten hier. Ich habe ihn damals einem Händler aus tooshoo abgekauft. Am Anfang war Thorw hier traurig, dass ich den Pinguin nicht auch gekauft habe, den der Händler hatte. Die hatten wohl eine merkwürdige Freundschaft geschlossen. Doch wie du siehst, hat er sich ganz gut erholt!“
„Allerdings!“, rief er begeistert aus. Er wollte der knuffigen Kerl garnicht mehr loslassen.
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Nachdenklich ging Hagen auf und ab, gelegentlich einen Blick auf die Karte der Insel werfend, die auf dem Tisch lag. Der König verlangte viel von ihm, wenn er erwartete, dass der Lord mit seinen wenigen Streitern in kurzer Zeit ganz Argaan unterwarf. Die Lage war unübersichtlich, selbst innerhalb der Stadtmauern, doch zumindest so viel hatte Hagen aus Lord Tronter herausbekommen, dass Setarrif sich in den vergangenen Jahren zurückgehalten und keinen offenen Krieg vom Zaun gebrochen hatte. Doch Thorniaras Einfluss war dennoch begrenzt, einerseits im Osten durch Setarrif selbst, andererseits durch die dazugehörige Burg Silbersee im Süden und Stewark im Westen. Der dortige Baron war Ethorn Berichten zufolge aber nicht bedingungslos hörig. Vom Kastellan der Silberseeburg konnte man das leider nicht sagen und Ethorn hatte seine Stadt ohnehin gut in der Hand. Dennoch hätte Hagen gern genauere Informationen und musste wohl nach einem Weg suchen, sie sich zu beschaffen. Dabei stellte sich natürlich auch die Frage nach dem Verbleib Lees, der eigentlich mit Ethorn hatte verhandeln sollen, aber immer noch nicht zurückgekehrt war.
Ruckartig blieb Hagen vor dem Tisch stehen und starrte auf die Karte herab. Er hatte einen Entschluss gefasst. Solange er so wenig wusste, konnte er es nicht riskieren, in die Offensive zu gehen. Zuallererst musste er deshalb Informationen sammeln und darauf achten, nicht selbst überrumpelt zu werden. Es galt also, die Stadt auf ihre Verteidigungskapazitäten hin zu überprüfen und ein paar Männer nach Stewark und Setarrif zu entsenden, mit unterschiedlichen Aufträgen. Abgesandte sollten einmal Baron Renwick auf den Zahn fühlen. Möglicherweise gelang es ja, ihn auf die Seite Thorniaras zu ziehen, denn allzu viel konnte er sich ohnehin nicht erlauben, solange die Myrtaner seine unmittelbare Nachbarschaft bildeten. Und was Setarrif anging, so war nicht nur Lee von Interesse, sondern auch die Zahl der Krieger dort und die Größe der Flotte.
Und wenn so ein Entschluss einmal gefasst war, konnte alles ganz schnell gehen. Augenblicklich rief Hagen einen seiner Untergebenen herbei und gab ihm die entsprechenden Anweisungen. Er sollte ein paar vertrauenswürdige Leute suchen, die für diese Aufträge geeignet waren, und sie losschicken. Hoffentlich erledigten die diese Sache besser als Lee die seine …
Thorwyn
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Heute hatte für Andrim wieder die normale Arbeit begonnen.
Michael hatte sich schweigend seine Beschreibung seiner Geschichte angehört, hatte sich seine Wunde angeschaut, die am Kopf und hatte versucht ihn ein wenig über die und das auszufragen. Den Novizen freute es wirklich, dass Michael sich für diese Sachen interessierte und dass er nicht gelangweilt oder unbeteiligt wirkte.
"Tut mir Leid für dich, also dass das so schlecht verlaufen ist, wenigstens habt ihr am Schluss gesiegt!", endete der Magier und Andrim musste lächeln. Ja, sie hatten gesiegt, gegen diese Monster, auch wenn es Rodeon und Lopadas gewesen waren, welche die Hauptarbeit geleistet hatten.
Die Arbeit am heutigen Tage war schwerer, als erwartet gewesen, denn er war schließlich eine Woche weg geblieben und da war so einiges an Arbeit hängen geblieben, vor allem im Weinkeller gab es einiges zu tun, denn die Taverne hatte sich gemeldet, die im Marktviertel und hatte eine Lieferung Orden`s Wein bestellt und nun musste Andrim eine kombination aus verschienen Jahrgängen zusammen stellen und alles organisieren vom Transport bis zum Preis. Er fand es klasse, dass Michael ihm so freie Hand ließ, vielleicht wollte er ihn ja testen?
Fleißig und Motiviert zählte er die Fässer und holte sich ein Glas von oben.
Jetzt galt es den Wein ab zu schmecken, Kostproben zu nehmen.
Wie unangenehm das wohl werden würde, schmunzelte Andrim in sich hinein.
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Immer wieder fiel sein Blick von dem Text, den er las, auf das Kästchen, was neben ihm auf dem Tisch stand. Er hatte es sich von einem anderen Magier geliehen und hatte deswegen immer ein Augen darauf. Wenn dieses Kästchen abhanden kommen würde, dann wäre dies ein Vertrauensbruch, den Lopadas nicht so einfach verkraften würde. Er stand ungern in der Schuld anderer und vorallem dann, wenn dies durch eigene Unachtsamkeit entstanden war. Aus diesem Grund konnte sich der Schriftgelehrte fast nicht auf den Text konzentrieren und war froh als endlich sein Schüler die Bibliothek betrat und auf ihn zu kam.
"Innos zum Gruße, Adlatus. Wir werden heute den Zauber weiterüben, den du schon am Wassereimer begonnen hattest. Doch ist mir aufgefallen, dass die Öffnung des Eimers für den Anfang doch etwas groß bemessen war, auch wenn deine magischen Fähigkeiten in den letzten Tagen zu genommen haben. Deswegen habe ich mir dieses kleine Kästchen ausgeliehen. Es ist nicht so groß und daher perfekt als Übungsmodell. Deine Aufgabe besteht wieder darin das Objekt magisch zu verschließen, sodass ich es nicht einfach so öffnen kann. Da dieses Kästchen aber nicht mir gehört, bitte ich dich sorgsam damit umzugehen. Versuche es nicht in die Luft zu sprengen oder in Flammen aufgehen zu lassen. Konzentriere dich allein darauf den Spalt zwischen Deckel und Kasten zu verschließen."
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"Ich werd mich zurückhalten" war sein Beitrag zu der Warnung von Lopadas und machte sich daran, die Aufgabe des Meisters zu erfüllen. Er versuchte, wie ihm letzte mal erklärt wurde, ein Geflecht aus Linien zu ziehen, die eine Art Netz bilden würden. Dieses mal versuchte er zu verhindern, dass seine Linien aus Feuer bestehen würden, und arbeitete von Grund auf anders, was für ihn einiges an Umstellung bedeutete.
Bei dem Spalt entdeckte er nach einigen Minuten der Übung eine kleine Schicht, diese war allerdings durchlässig - also wäre es nicht zu gebrauchen gewesen. Er probierte es erneut und versuchte die Linien fester werden zu lassen, sodass diese Schicht auf Leute abhalten würde, etwas daraus zu nehmen. Ein leichtes Knacken ließ ihn aber aufschrecken und seinen Zauber abbrechen, er wollte die Schachtel keinesfalls beschädigen.
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Als der Schriftgelehrte das Knacken gehört hatte, war ihm fast das Herz in die Hose geruscht. Doch scheinbar war nichts dramatisches passiert, vielleicht war es auch nur die Magie seines Schülers gewesen, die ihm einen Streich gespielt hatte. Er sollte solche Leihaktionen einfach unterlassen, das war viel zu viel für seine Nerven.
"Eventuell ist auch eine andere Vorgehensweise an dieser Stelle angebracht. Wenn das magische Netz eine gute Grundlage war für das Verschließen einer größeren Öffnung, so kann es sein, dass du bei der Schattulle nicht sehr weit damit kommst, weil die Verbindungspunkte zu nahe beieinander liegen. Eine mögliche Lösung wäre, dass du versuchst eine Art Verbindungsmasse herzustellen, wie einen magischen Kleber oder wie du es dir auch immer vorstellen möchtest.
Im Wirken der Magie musst du immer flexibel sein. Dein Geist muss darauf trainiert sein möglichst schnell die Umstände der Situation zu erfassen und diese in das Wirken miteinzubeziehen. Du spezialisierst sich zwar auf gewisse Zauber, doch haben auch diese verschiedene Anwendungsmöglichkeiten und dies ist ein gutes Beispiel. Egal ob Wassereimer oder Kästchen, der Zauber ist der Gleiche, nur sind die Umstände andere. Versuche dich beim Wirken auch immer etwas von deiner Umgebung inspirieren zu lassen. Je mehr du deinen Geist darauf schulst, um so schneller kannst du auf veränderte Bedinungen reagieren. Dies hilft dir nicht nur beim Studium der Magie, sondern auch im Alltag, da du schneller Probleme begreifen und lösen kannst. Probier es einfach aus. Versuch den gleichen Zauber in einer etwas anderen Struktur zu wirken, dann hast du vielleicht Erfolg."
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Den gesamten Tag hatte der Langhaarige damit verbracht, ein paar leichtere Arbeiten am „Schattenläufer“ zu verrichten. Es gab weitem Schlimmeres zu tun, als den Türen und Fensterläden einen neuen Anstrich zu verpassen und sich um das Abschleifen der Stuhl- und Tischbeine zu kümmern. Die Bezahlung stimmte, er konnte kostenlos essen und trinken und vor allem fühlte er sich gebraucht.
Worauf er aber eigentlich wartete war eine Nachricht von Hiroga oder einem seiner Bekannten, die ihn informieren konnte. Arty brannte darauf, endlich im Umgang mit einem Einhänder unterwiesen zu werden – zumal ihm die derzeitige Situation einen größeren Anlass dazu gab denn je. Eine korrupte Obrigkeit, die selbst weder vor falschen Anschuldigen noch vor heimtückisch geplanten Morden zurückschreckte war das eine – aber zu ahnen, dass sie es noch immer auf einen abgesehen hatte und man sich seines Lebens nicht mehr sicher sein konnte war das andere.
Im Laufe des Abends wurde er tatsächlich zum Ordensritter beordert, der ihn im Kampf unterweisen sollte.
Die wenigen Momente, die hauptsächlich durch den sturen Monolog des Schwarzhaarigen dominiert wurden, reichten für Arty, um sich ein ungefähres Bild seines hoffentlich zukünftigen Lehrmeisters zu machen. Der Reisende selbst hatte nicht das geringste Problem damit, sich unnötiges Gebrabbel zu sparen und stattdessen zum Wesentlichen zu kommen. Mehr als einen fähigen Lehrmeister – und dass er es mit einem solchen zu tun hatte, bestätigte man ihm mehrfach – suchte er schließlich auch gar nicht.
So war ein lautes „Arty!“ das einzige, was er Hiroga hinterher rief, als dieser sich schon wieder vom Acker machte.
Ein Lächeln huschte ihm über die Lippen.
Überall das Gleiche.
Kopfschüttelnd machte er sich nun daran, die Anweisungen des Ritters in die Tat umzusetzen. Arty dachte jedoch nicht um Traum daran, umständlich irgendwelche Hindernisse in die Welt zu setzen – wo doch die ganze Stadt aus Hindernissen bestand. Er war zum ersten Mal in Vengard mit Männern in Kontakt gekommen, die scheinbar allein aus Spaß durch die Gassen, über die Dächer, Zäune und Mauern rannten und dabei jedes noch so schwierige Hindernis hinter sich ließen. Parkourläufer nannten sie sich und waren allesamt durchtrainierte Sportsmänner – eine Gruppe, zu denen sich Arty schon seit geraumer Zeit nicht mehr zählen konnte.
Nach relativ kurzer Zeit hatte er eine Strecke ausgemacht, die für den Anfang geeignet sein musste und die außerdem den Vorteil barg, dass Hiroga ohne große Mühen im Blick haben konnte, was er wo anstellte.
Schnell darauf folgte der erste Testlauf. Arty streckte sich, dehnte zuerst seine Beine, dann seine Arme, legte seinen Mantel zusammen und hing ihn über die Mauer, die gleichzeitig seine Startlinie darstellte.
Im nächsten Moment stoß er sich kräftig vom Boden ab, zog sich gleichzeitig mit den Händen auf Mauer hinauf, schwang beide Beine seitlich über selbige, ging bei der Landung in die Hocke, um den Fall abzuschwächen. Im Schutz der Nacht spurtete er weiter, kam schnell an einer Hausfassade an, deren Vorsprung jedoch in unerreichbarer Höhe lag – und genau hierin bestand die nächste Schwierigkeit, denn er stapelte Kisten, die sich ringsherum befanden zu einer Art Treppe. Es kostete ihn nach diesem Spurt einiges an Muskelkraft und Koordinationsvermögen, um nicht gleich wieder von den wackligen Kisten zu fallen. An deren Ende kam er jedoch aufs Dach, nahm einen tiefen Atemzug der frischen Nachtluft, der wahrhaftig in seinen Lungenflügeln brannte.
Du warst schonmal fitter, sagte er sich, ehe er vom Dach gen Boden sprang und wesentlich härter landete, als eigentlich erhofft. Der Knöchel seines rechten Fußes schmerzte, als er sich katapultartig wieder in Bewegung setzte. Arty fluchte innerlich auf, verdrängte den Schmerz aber so gut wie möglich und rannte die kleine Gasse zu seiner Rechten entlang. Hier fing es langsam aber sicher an kompliziert zu werden, wollte man nicht den einfachsten Weg gehen. Arty stemmte sich also mit seinen Beinen gegen die eine Hauswand, während er sich – mit dem Rücken an die gegenüberliegende gedrückt – langsam aber beständig nach oben arbeiteten, bis er auf der Höhe der vor ihm liegenden Mauer angekommen war und sich ungeschickter denn geschickt hinüber schleppen konnte.
Dieses Spiel wiederholte sich so und so ähnlich noch einige Mal. Um der ganzen Sache einen zusätzlichen Schwierigkeitsgrad zu verleihen legte er die Strecke auch auf umgekehrten Weg zurück und war überrascht, dass dies ungleich schwerer war.
Nach Luft schnappend war er nach einer Weile wieder am Ausgangspunkt seines kleinen Abenteuerspurts angekommen. Letztendlich beschloss er zur weiteren – wortwörtlichen – Erschwerung noch ein paar Steine in seinen Rucksack zu füllen, den er mit sich tragen wollte.
Ob er Hiroga damit zufriedenstellen konnte, wusste Arty nicht – seiner kryptischen Anweisung konnte er jedenfalls nichts Genaueres entnehmen. Seinen brennenden und mittlerweile beachtlich angeschwollenen Knöchel konnte er zwar nicht weiter ignorieren – sich aber durchaus einreden, dass er ihn bei der Vorführung nicht behindern würde.
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Er gehörte genau zu, als sein Lehrer ihm erklärte, was an dem Zauber schief gegangen war und war er deswegen zu ändern hatte.
Er ging diesmal vorsichtiger mit der mit der Schachtel um und erschuf einen Zauber, wie er ihn schon zuvor erschaffen hatte, nur spezialisierte er diesen mehr auf ein Schlossprinzip und nicht wie eine sinnfreie Anordnung von Fäden. Dieses mal schien es tatsächlich zu funktionieren, der Spalt war fest verschlossen und mit bloßer Hand konnten weder er noch Lopadas es öffnen. Ungünstigerweise konnte Tyrael es nun auch nicht mehr mit Magie öffnen - das Kästchen war fest verschlossen und nicht mehr zu öffnen.
"Wie öffnet man sein eigenes Siegel? Ich habe es wohl zu fest geschlossen." war die Frage, die er seinem Lehrer stellte. Den Zauber aufheben konnte er im Moment noch nicht, dafür fehlte es ihm an Erfahrung.
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Lopadas nahm die Schatulle seines Schülers entgegen und prüfte diese nocheinmal. Der Adlatus hatte wirklich ganze Arbeit geleistet, mit bloßer Muskelkraft konnte er das Kästchen nicht mehr öffnen, mal abgesehen davon, dass es um seine körperliche Kraft eh noch nie gut bestellt war. Aber auch seine Gedanken fanden keinen Halt dort, wo Deckel und Kiste aufeinander trafen. Die Magie des Adlatus schrimte die des Priesters ab. Es war immer wieder erstaunlich wie stark dieser vergleichsweise einfache Zauber doch sein konnte. Das Kästchen war nur noch mit roher Gewalt, das hieß durch Zerstörung, oder durch magisches Einwirken seines Schülers oder drei anderer Magier zu öffnen.
Doch nun stellte sich dem Adlatus das offensichtlichte Problem. Zwar war die Schatulle verschlossen, doch sollte diese es nicht immer für immer sein. Schließlich war der Zauber nützlich um die eigenen Sachen vor fremden Händen fernzuhalten, doch man selbst wollte natürlich an sein Eigentum immer noch heran kommen. Ein leichtes Grinsen konnte sich der Priester nicht verkneifen, als er das etwas ratlose Gesicht seines Schülers sah.
"Dies gehört zum Erlernen des Zaubers unweigerlich dazu. Wer etwas verschließen kann, möchte es im Normalfall auch wieder öffnen können. Und wenn du einmal die Beschaffenheit des Zauber komplett durchdacht hast, wirst du auch einen Weg finden die Truhe wieder zu öffnen. Es liegt jetzt also an dir eine Lösung zu finden. Ich habe dir vorhin schon erklärt, dass es wichtig ist, dass dein Geist flexibel ist und in viele Richtungen denken vermag, um so eine Lösung zu finden. Nun nutze dein Wissen über die Magie, über ihre Beschaffenheit und die Struktur des Zaubers, den du angewandt hast, und öffne dieses Kästchen. Schließlich hast du den Zauber gewirkt, also kannst du ihn auch wieder rückgängig machen.
Sieh das ganze nicht nur als Übung für deinen Geist, sondern auch als Teil deines Studiums. Ein Magier muss immer die Kontrolle über die von ihm beschworene Energie besitzen, sonst endet es im Chaos. Die magische Kraft, die diese Schatulle verschließt, ist deinem Kopf entsprungen, also kannst auch nur du sie wieder öffnen. Wenn du einen Weg gefunden hast, komm wieder zu mir zurück. Und vorallem berichte mir dann, wie dein Weg aussieht.
Ich wünsche dir viel Erfolg."
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Im Schlepptau Neraidas schleppte sich Noros durch das große Tor. Die Wachposten am Zugang zur Stadt schauten den abgerissenen, völlig zerlumpten Kerl misstrauisch an, hielten sich jedoch auf Anordnung der Edelmagd zurück. Mit ihrer Hilfe schaffte Noros die letzten Schritte in Richtung einer Bank am Straßenrand. Stöhnend ließ er sich auf dieser nieder, lehnte sich mit dem Rücken an die Häuserwand hinter ihm und schloss erschöpft die Augen. Ruhig atmete er ein und aus.
Um ihn herum tönten die Geräusche der Stadt. Die Bürger liefen quatschend und tratschend über die Straßen, Türen und Fenster wurden auf und zu geschlagen und allerlei Krach drangen an Noros` Ohren. Für die meisten Menschen waren all diese Geräusche sicherlich oft stören, doch den tot müden Streuner beruhigten diese Laute ungemein. Sie bedeuteten für ihn Gesellschaft, Sicherheit und Schutz. Nun würde er sich nicht mehr ständig nach Wölfen und Schraten umsehen müssen.
" Ich danke dir." Sprach Noros an Neraida gewandt, öffnete dabei jedoch nicht seine Augen und saß weiterhin einfach nur entspannt da.
" Mein Auftrag, du weißt schon." Erwiderte die Soldatin nur lachend.
" Ohne dich wäre ich in irgendeinem Loch gelandet, tot und verschüttet. Ich werde diese Stadt nie wieder verlassen. Nie wieder!" Murmelte Noros und beschloss, sich so bald wie möglich um Beruf und Obdach in Thorniara zu kümmern. Zwar hatte er es vorher nie für möglich gehalten, doch war ihm seine Reiselust nun fürs Erste wirklich vergangen.
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"Fünf Fässer des ersten aufgezeichneten Jahrgangs, zwei des dritten und der Rest ist weniger qualitätsvoller Wein vom Jahrgang, welcher nun vier Jahre alt ist und damit ist er unser neuste, da seit vier Jahren kaum noch Wein produziert worden ist", erklärte Andrim dem Wirt der Taverne am Marktplatz und dieser nickte nur gelangweilt. Die Sache schien ihm nicht annähernd so wichtig, wie sie Andrim war.
"Wie viel?", fragte er nur und Andrim schaute auf das Blatt Papier auf welche er alle Daten und Rechnungen zu diesem Verkauf gekritzelt hatte.
"Ungefähr 750Goldstücke. 100 für jedes der Fässer des ersten Jahrgangs, 150 für die beiden aus dem dritten Jahrgang und 100 für die vier Fässer des letzten Jahrgangs", meinte Andrim.
"Machen wir 500.", meinte der Wirt kühl. Es war keine Frage, keine Bitte, es war eine einfache Aussage und er schien nicht zu erwarten, dass ihm der Novize dieses Angebot abschlagen würde.
"Nein...", antwortete Andrim aufgebracht!
Der Wirt schaute ihn wütend an, "Wieso nicht?", fragte er.
"Na weil wir so unsre Kosten für die Lagerung und die Produktion nicht decken können!", erklärte sich der Gläubige.
"Und ich kann mir 750 Goldstücke auszugeben nicht leisten! Dann kauf ich eben nur Bier aus einer der Bürgerbrauereien und ihr könnt euren Wein behalten!", lachte der Wirt und beachtete ihn schon gar nicht mehr wirklich, zählte etwas Geld ab und gab ihm einen Sacke, "500Goldstücke!", meinte er erneut, in seiner Stimme lag ein eisiger Unterton.
Das mit den Brauereien hätte ihn der Wirt nicht erzählen sollen, denn nun wusste Andirm, dass der Wirt auf ihn angewiesen war und nicht umgekehrt.
"Du brauchst doch Wein!", entlarvte Andrim den Mann altklug.
Dieser schlug sich entnervt vor den Kopf und fuchtelte mit der Hand, in welchen er den Geldbeutel hatte, vor Andrim`s Gesicht hin und her. "NIMM Endlich!", fauchte er.
Andrim wurde wütend und schaute weiße und ruhig, ohne aus der Fassung zu gehen auf den Mann herab. "Ich bin ein Novite des Feuers und wenn du mich noch einmal anschreist...", es war eine vermutlich leere Drohung doch sie half. Der Wirt beruhigte sich langsam wieder murmelte aber: "Altkluges Pack". Der Novize überhörte diese Aussage getrost und versuchte einen Kompromiss zu finden: "Wie hören sich 700Goldstücke an, dann macht der Orden immer noch 50Goldstücke Gewinn und die brauchen wir dringend, denn das Tempelviertel ist in einem miserablen Zustand und du kannst 50Golsstücke für etwas anderes ausgeben oder sie sparen", schloss Andrim.
"Mh...", brummte der Wirt, wusste aber, dass er vermutlich keine andere Wahl hatte und willigte ein. "Ich glaub hätte ich keinen Wein, würde die Hälfte der Besucher der Taverne zu einer der anderen gehen", endete der Mann und zählte erneut Geld ab.
Andrim hatte gut verhandelt... hoffte er.
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„Heute darfst du zum ersten Mal ein Schwert anfassen“, erläuterte ein sichtlich gut gelaunter Rod und zeigte seinem ratlosen Schüler das Holzschwert, das er mitgebracht hatte.
„Die Dinger wirst du hoffentlich noch kennen und dir bereits vor Jahren gedacht haben, dass du dich mit sowas nicht mehr abgeben brauchst, aber zu früh gefreut. Für solche Anlässe ist es geradezu wie geschaffen.“
Der Paladin warf Hiroga das Schwert zu, der es mit großen Augen auffing. Rod konnte sehen, wie es ihm die Sprache verschlagen hatte. Genau darauf hatte er ja auch gehofft, immerhin hatte er sich schon die ganze Zeit auf die Reaktion des großen Marschalls gefreut.
„Da hinten siehst du eine Stechpuppe“, fuhr er fort. „Ich denke der Rest erklärt sich von selbst, daher spar ich mir den Rest. Mach einfach, wie du glaubst, dass es richtig ist. Dann schauen wir weiter.“
Hiroga wollte sich schon aufmachen, aber dann hielt ihn Rod zurück.
„Ach, und erzähl mir mal, was für Waffenarten du als großer Krieger noch so beherrscht. Das Schwert wird ja wohl kaum die einzige Waffe sein. Und ich spiel sicher nicht Kindermädchen und bring dir noch schnell die Grundlagen von Speer, Schild oder Fernwaffenzeugs bei. Aber ich hoffe, dass ist auch gar nicht erst nötig.“
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Schattengreif ließ seine Halswirbel knacken, als er den Kopf von einer Seite zur anderen neigte. Er musterte sein Gegenüber scharf aus klaren Raubvogelaugen, die Hand drohend erhoben. Die Augen funkelten, und es war kein nettes Funkeln; der Betrachtete musste das Gefühl haben, als präge man sich sein Gesicht aufs Genaueste ein.
Was stimmte.
Langsam, bedächtig, ließ Schattengreif die Hand sinken. Die Finger verharrten über dem Knauf eines Schwertes, knackten, als der Gardist die Hand zur Faust schloss und wieder öffnete. Knack. Knack. Jedes Knacken war eine Beleidigung. Schließlich fanden sie den vertrauten Halt und schlossen sich um den Heft des Schwertes.
Der Gardist kniff die Augen zusammen, bleckte die Zähne. Stumm duellierten sich die beiden Männer mit ihren Blicken.
Dann, mit einem Ruck, riss Schattengreif das Schwert aus der Scheide und ließ die Klinge im Fackelschein funkeln.
Unbeeindruckt von all dem Gefunkel nahm der Wachposten, dem die bösen Blicke galten, das Schwert entgegen, gefolgt von einem Bogen, einem Speer und zwei Dolchen.
"War das alles?", brummte er.
"Alles.", zischte Schattengreif.
Er konnte es nicht glauben, dass man von ihm verlangte, seine Waffen abzugeben, bevor er das Tor passieren durfte. Was hatte er schon alles im Dienst dieser Bastarde getan, die jetzt vor ihm große Reden schwangen. Kein Reichsbürger? Was war das denn für ein verdammtes Reich, in dem es nichts galt, wer man eigentlich war?! Was hatte dieser Wicht denn wohl schon Großes geleistet! Wie konnten sie es wagen!
Vor lauter Zorn verrauchten die Fragezeichen und wurden zu donnernden Ausrufezeichen in seinem Kopf.
Dennoch lächelte er.
"Ich komme wieder und hole mir meine Waffen zurück."
Der Torwächter zog die Augenbrauen hoch und grinste seinem Kumpan zu, der etwas hinter ihm stand. Dann beugte er sich vor, so dass sich sein Mund direkt neben Schattengreifs Ohr befand.
"Wenn sie dann noch da sind.", flüsterte er.
Schattengreif lächelte weiterhin.
Es war ein hässliches Lächeln.
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Das Eierschaukeln hatte ein Ende. Zu Silohtars großem Missfallen funktionierte die Bürokratie hier in Thorniara viel besser, als er es dieser gegönnt hätte. Zudem war er ungeschickter Weise zweien seiner Kollegen über den Weg gelaufen, die ihn zu seinem Unglück erkannt und mit zur Bastion geschleift hatten. Ein Nachfolger für den verschollenen Jukolenko war noch nicht gefunden, und so übernahm der erste Offizier der Stadtwache kurzerhand die Koordinierung der Soldaten. Hier bedurfte es ganz klar einiger Reformen!
„Schön. Den Speer senkrecht vor dem Körper positionieren, die rechte Hand an die Waffe und die linke an den Schild ... den ihr euch vorstellen müsst!“, kam der Milizionär lustlos seiner Aufgabe nach. Dieser haufen hatte selten einen Spieß oder ähnliches in der Hand gehabt, das konnte er auf den ersten Blick erkennen. Doch immerhin waren sie diszipliniert.
„Achtet darauf, dass eure Speere in einer Reihe sind. Und wenn ich ,Aaaaachtung!’ rufe, winkelt sie leicht nach vorne. Kapiert? Also: Aaaaachtung!“
Die Stangenwaffen ruckten vorwärts, doch wirklich schön und symmetrisch sah es nicht aus. Silo seufzte.
„Das können wir aber besser! Aaaaachtung! Nein! Aaaaachtung! Aaaaachtung! Aaaaachtung! Na, immerhin besser als vorher...“, schloss Silo und durchschritt würdevoll die Gasse stramm stehender Soldaten, die nach dem kleinen Exerzieren immerhin ein wenig nach einer pompösen Vorstellung der Garde aussah. Vermutlich hatte man sich das Training an der Lanze ein wenig anders vorgestellt, doch Silo war dies schnuppe. Schließlich war er der Lehrmeister, und zum allgemeinen Missfallen galt sein Wort mehr als das eines einfachen Soldaten. Solang kein Offizier anwesend war, hatte er den Befehl.
Er war am Ende der Gasse angekommen, drehte sich um und sah auf die versammelte Mannschaft.
„Gut. Genau hier machen wir morgen weiter. Ich habe jetzt noch eine sehr wichtige Unterredung vor mir. Ihr könnt ja noch was sinnvolles machen. Was weiß ich... Müll suchen und aufspießen oder so. Schönen Abend.“
Unter der wichtigen Unterredung verstand der Milizionär, der gerade das geläde der Bastion verließ und dem viele Blicke hinterher geworfen wurden, von abfällig bis hasserfüllt, seine Verabredung mit Emma. Diese hatte ihn nach seinem gestrigen Besuch prompt nochmals eingeladen und Kakao versprochen. Im Stechschritt marschierte Silo durch die Gassen, um wenigstens annähernd beschäftigt zu wirken, und – stieß mit einem schlanken Kerl zusammen, bei dem die Alarmglocken seines Unterbewusstseins grell anfingen zu läuten. Er betrachtete ihn – kannte er diesen Kerl?+
„Hi“, sagte er unsicher und half ihm auf. „Ihr habt das was“, sagte er hilfreich und zog eine Adlerfeder aus dessen Haar. Irgendetwas sagte ihm, dass er verschwinden sollte... und den Typen lieber nicht zu gebratenem Vogel einladen sollte.
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