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Kano hörte erneut Hilferufe die vom inneraum des Hauses kamen. Kurzehand lies er von der Wand ab und stürmte rein. Da erblickte er einen Mann der ein Baby in einer Hand hielt, ein Kiste in der Hunde Welpen drinn Waren in der anderen und mit einen Bein ein Balken stüzte. Der Aldtus nahm ihn das Neugeborene ab zusammen mit der Kiste und machte sich nach draußen um beides in Sicherheit zu bringen. Draußen kam eine Frau auf ihn zu die und nahm das Baby mit den Worten,, Oh da ist ja mein Baby.Ich danke dir Innos." Danach verschwand sie auch schnell bevor Kano fragen konnte wiso sie ihr Kind in ein solches Haus zurückgelassen hatte. Da fiel ihm ein das die Wand immernoch locker war und stellte die Kiste mit den Welpen ab um wieder den Paladin zu helfen die Wand zu stützen.
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Der Wald vor ihnen war kaum zu übersehen und schon nach dem ersten Blick glaubte Calintz den Worten seines Begleiters. Das dürfte offenbar wirklich nicht nur ein kleines Wäldchen sein...aber im Grunde genommen war es dann doch nur ein Wald. Nicht mehr und nicht weniger. Also folgten die ehemaligen Söldner weiterhin den vagen Angaben der Karte und betraten, ungeachtet der ihnen möglicherweise unbekannten und vielleicht auch gefährlichen Tierwelt Argaans, die darin hauste, den Wald. Der Weißhaarige merkte, obschon es auf dieser Insel etwas wärmer war, kaum einen Unterschied zu den Wäldern die ihm bekannt waren. Gut...vielleicht waren das hier etwas andere Bäume, aber das konnte und wollte der Hashashin eigentlich überhaupt nicht wissen. Er war kein verweichlichter Kräuter- und Baumknuddler...und das war gut so.
Wortlos marschierten die Beiden bis zum Einbruch der Dunkelheit durch den Wald. Cal hätte ja ihren Weg noch fortgesetzt, doch da Azil keine Fackel dabei hatte und nicht mit der Gabe der Nachtsicht gesegnet war, beschlossen sie nach einiger Zeit, in der die Füße des Schwarzhaarigen gut ein dutzend Mal Bekanntschaft mit den hiesigen Steinen und Wurzeln gemacht hatten, ein Lager aufzuschlagen. Azil schien darüber recht erleichtert zu sein und machte sich sogleich daran das Holz, welches er in weiser Voraussicht schon gesammelt hatte, zu einem Lagerfeuer zusammenzuschlichten. Noch während der junge Schmied nach den Feuersteinen in seinem Beutel suchte, entfernte sich sein Begleiter wortlos. Er hatte auch einen guten Grund dafür, denn auch das Böse musste manchmal ein stilles Örtchen aufsuchen.
Der Hashashin ging relativ weit von ihrem Lagerplatz weg, suchte sich ein paar einladende Steine und öffnete seine Hose. Plötzlich wurde der Attentäter von einem heiseren Lachen unterbrochen, welches an sein Ohr drang. Genervt unterbrach er seine "Tätigkeit" und drehte sich zu Azil um, der es inzwischen geschafft hatte ein Lagerfeuer zu entzünden. Der helle Schein trübte die Sicht des Schwarzauges etwas, doch er konnte klar erkennen, dass sein Schüler nicht mehr alleine war. Reflexartig ging Hashashin in die Hocke und verringerte somit das Risiko gesehen zu werden. Er hatte keine Ahnung wer diese nächtlichen Besucher waren und er konnte auch nicht wirklich hören, was die Männer zu seinem Begleiter sagten, doch die Tatsache, dass sie allesamt Waffen in den Händen trugen, verhieß nichts Gutes. Vorsichtig schlich sich der Weißhaarige näher heran, bis einige Wortfetzen an sein Ohr drangen:
"...Begleiter?"
"Der...Wasser...gegangen..."
"...kriegen wir auch noch...zwei...bleiben hier. Du kommst...gutes Geld...Sklave..."
Mehr brauchte Calintz überhaupt nicht hören. Zweifelsohne hatten ein paar Sklavenhändler oder Banditen sich an ihre Fährte geheftet. Auf jeden Fall wollten sie Azil als Sklaven verkaufen und da sie wussten, dass Calintz noch irgendwo im Wald umherstreifte, blieben zwei Männer hier, um auch ihn zu schnappen. Der Rest entzündete ein paar Fackeln am Lagerfeuer und verschwand langsam zwischen den Bäumen.
Cal stieß einen lautlosen Fluch aus. Zu viel hatte er in Azil investiert, als dass er ihn jetzt einfach so "verlieren" konnte. Er musste sich an die Fersen dieser Banditen heften. Um die zwei Wächter konnte er sich auch später noch kümmern. So kam es, dass er einen weiten Bogen um ihr provisorisches Lager machte, und dem Fackelschein folgte, der die Entführer seines Schülers markierte. Sie brachten Azil zu einer großen Lichtung, auf der ein paar Zelte aufgestellt worden waren. Wachen patrouillierten rund um das Lager und im Zentrum brannte ein großes Lagerfeuer. Ihr neustes Opfer brachte man an das andere Ende des Lagers wo, soweit der Attentäter das richtig erkennen konnte, ein Käfig stand. In eben diesen steckte man ihn und die Gruppe verschwand in den Zelten. Blieben nur noch die Wachen.
Für einen kurzen Augenblick verweilte der Weißhaarige in seiner derzeitigen Position und nahm die Wachen in Augenschein. Es waren drei an der Zahl, welche unentwegt um das Lager patrouillierten. Ein weiterer Mann saß am Lagerfeuer in der Mitte. Offenbar fühlten sich die Banditen ausgesprochen sicher, denn niemand schien ernsthaft aufmerksam zu sein. Es wirkte mehr so, als würden sie nur irgendwie die Zeit tot schlagen und hoffen, dass ihre Schicht bald zu Ende sein würde. Eine vorteilhafte Einstellung für den kleinwüchsigen Attentäter, denn so gelang es ihm schon nach kurzer Zeit im Schutze der Dunkelheit an den Käfig, in dem Azil gefangen war, heranzuschleichen.
"Pst."
Kaum merklich drehte der Schwarzhaarige den Kopf zur Seite, um nicht die Aufmerksamkeit der Wachen auf sich zu lenken.
"Hat ja lange gedauert.", flüsterte er kaum hörbar seinem Lehrmeister zu, der bei diesen Worten unwillkürlich grinsen musste.
"Das besprechen wir später...also: ich kann dir eines von drei Dingen geben."
"Willst du mich verarschen?", unterbrach der Schüler ihn verärgert und wurde dabei so laut, dass die Wache einen skeptischen Blick in seine Richtung warf. Den Eindringling, der hinter dem Käfig kauerte, entdeckte er dabei jedoch glücklicherweise nicht. Kopfschüttelnd sah der Mann wieder in die Flammen des Lagerfeuers vor ihm und Azil flüsterte Cal zu:
"Das ist kein Spiel, scheiße nochmal..."
"Doch, Kleiner...das ist es. Alles ist ein Spiel."
"Du spinnst doch."
"Also: was darf's sein? Zwei wertvolle Edelsteine, ein Dietrich oder mein Stilett?"
Cal grinste boshaft. Jetzt würde sich zeigen aus welchem Holz der angehende Attentäter geschnitzt war.
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Es war eine schnelle Entscheidung gewesen. Nachdem Freiya Silos Ansprache in Thorniara gehört hatte, war ihr schnell klar gewesen, dass sie diese Möglichkeit ergreifen sollte. Sie kam aus der Stadt heraus und konnte sie nützlich machen. Die Aussicht, dass dieser Auftrag in keine Schlacht führte, hatte sein Übriges getan. Einzig ihr Abschied von Hiroga hatte sie wanken lassen, doch er hatte sie ermutigt und ziehen lassen.
Sie waren keine allzu große Gruppe, übersichtlich. Sie war die einzige Frau, die aus Thorniara mitgekommen war und hatte ihr Übungsschwert mitgenommen, vielleicht hatte sie die Gelegenheit ein wenig zu üben, hoffentlich musste sie sich nicht irgendwie verteidigen.
Ihre Aufgabe war es zunächst gewesen, dem Unkraut zu Leibe zu rücken. Bis zum Abend hatte sie ganz erfolgreich, wie sie fand, einige Flächen, die wohl einmal Beete gewesen waren, von toten oder verrottetenden Pflanzenresten befreit und die schlammige Erde gelockert. Dementsprechend sah sie aus.
Um ihr Haar vor dem Dreck zu schützen, hatte sie ihr Kopftuch wieder aufgesetzt, die Locken eingedreht und unter den Stoff geschoben.
Die einstürzende Mauer hatte ihre Geister wieder zum Leben erweckt.
Das Kind war gerettet, seltsamerweise auch eine Kiste mit Hundewelpen, jedoch steckte Silo noch in dem Haus und der Paladin, der die Befehle weitergab, stützte weiterhin die einstürzende Mauer mit der Hilfe einiger anderer.
Warum tat denn keiner was?
Freiya blickte sich hastig um, nur langsam schienen sich einige in Bewegung zu setzen. Hm, so wurde das nichts, man musste die Leute direkt ansprechen.
Jetzt reichte es!
"Hey!" rief sie.
"Du, du, du und du da! Zwei ins Haus, zwei an der Außenseite der Wand. Postiert Euch, wir holen Balken, die ihr dann zum Stützen nehmt."
"Kleine, wer bistn du, dass du uns Befehle erteilen kannst?" erwiderte der Größte der Vier, die sie angesprochen hatte.
"Die Frage ist, wer bist du, dass du deine Hilfe einem Paladin untersagen kannst?" erwiderte sie erzürnt. Das Geschehen regte sie unglaublich auf und ließ sie das erste Mal in ihrem Leben derart die Stimme erheben.
"Also dalli!"
Murrend, aber endlich etwas schneller, begannen die Vier sich in Bewegung zu setzen und auch die Anderen, die neben ihr standen, hatten gehört, was sie gesagt hatte und trugen schon die ersten Balken heran.
Es dauerte eine Weile, bis der Paladin endlich von der Wand wegtreten konnte. Nach schier ewiger Arbeit war die Mauer so gestützt, dass sie erstmal nicht mehr einzustürzen drohte.
Ihr tat alles weh, doch die junge Frau mochte gar nicht daran denken, wie es dem Paladin ging, der die Wand die ganze Zeit gestützt hatte.
Es war schon lange zu dunkel, um noch etwas machen zu können, drum war die Anordnung, am nächsten Morgen an der Wand weiterzumachen.
Die Frau mit dem Kind trat an die Gruppe aus Thorniara heran.
"Wie kann ich Euch jemals danken?" fragte sie.
Keiner der Männer antwortete, stattdessen herrschte mürrisches Schweigen. Deswegen trat Freiya an sie heran.
"Kümmert Euch bitte um die Verpflegung und richtet uns Schlafplätze ein. Sagt mir außerdem, wo ich sauberes Leinen finden kann, vielleicht gibt es ein paar Wunden zu versorgen."
Ihr Kopf war seltsam klar, als sie sprach. Es war ihr selbst unheimlich, woher sie die Energie nahm, doch bei Innos, das Durcheinander und der Müßiggang, der hier herrschte, konnten doch nicht das Wohlwollen des Gottes sein.
Die Frau nickte.
"In der Küche könnt Ihr Leinen finden."
Danach eilte sie sofort in das größere Gebäude, wo sie die Anweisungen weitergab.
Freiya blickte sich um, ein Lagerfeuer brannte inzwischen im Hof. Silo trat aus dem einsturzgefährdeten Gebäude heraus und Freiya schritt auf ihn zu.
"Silo, seid Ihr verletzt?"
Er verneinte, doch sie sah die Platzwunde an seinem Kopf. Die würde sie noch verbinden.
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Sklaverei... was für ein verdammt nostalgisches Gefühl. Azil hatte schon wieder ganz vergessen, wie es war, eingesperrt irgendwo zu hocken und darauf zu warten, dass man endlich abgeholt wurde. Nur diesmal wartete er nicht, wie bei seinem 'ersten Mal' darauf, das der Sklavenhändler kam, sondern viel eher auf Calintz. Der junge Mann hatte sich, als die Gruppe von 'Jägern' erschienen war, nicht wirklich gewehrt. Es wäre zu riskant gewesen, die bewaffneten und nicht besonders nachsichtig aussehenden Männer einfach so anzugreifen, und es waren letztendlich auch zu viele gewesen. Er hätte sie vielleicht außer Gefecht setzen können...aber die Wahrscheinlichkeit war zu gering gewesen. Jetzt saß er hier im Käfig und wartete, bis der verdammte weißhaarige Bastard wieder erschien, der ein unglaubliches Glück gehabt hatte. Wie immer. Wie auch beim aussteigen aus dem Boot...
Da, endlich, war Calintz. Er hatte sich also tatsächlich dazu herabgelassen, hierher zu kommen, und bat ihm eine lächerliche, kleine Hilfe an. Azil reagierte zunächst etwas ungehalten, seufzte dann leise, und schüttelte den Kopf. "Hättest du nicht wenigstens noch einen vernünftigen Dolch im Angebot? Mit der verdammten kleinen Klinge kann ich nichts anfangen."
"Das ist alles, was du bekommst. Eins davon.", erwiderte sein Lehrmeister. Meister. Ja, Azil verstand. Er wollte ihn prüfen. Wollte sehen, wie der Schwarzhaarige beinahe ohne Hilfe aus dieser Situation entfliehen konnte... "Ja, es ist alles ein Spiel...", murmelte er leise, grinste in sich hinein. "Danke, ich brauche nichts von deinem Kram. Das sollte ich alleine schaffen.", meinte er, kicherte ganz leise und sich hinein, und griff sich in die Hose. "Man muss ja vorbereitet sein.", kommentierte er noch, als er seinen Erzdietrich hervorholte. "Und da würde sicherlich niemand nachsehen." Schweigend sah er sich jetzt um, spürte, dass die Präsenz des Weißhaarigen hinter sich verschwunden war. Ja, wie beobachtet. Drei patrouillierende Männer, und einer am Lagerfeuer. Alle nicht besonders achtsam... keiner achtete auf den neuen 'Sklaven' des Lagers - der sich, wie Azil hoffte, wohl bald als der Fluch des Lagers herausstellen würde. Seufzend begann er, das Schloss sehr vorsichtig und leise zu bearbeiten...
Kurze Zeit später: Azil schwitzte ein wenig. Nicht, weil es so anstrengend war, das Schloss zu öffnen, sondern weil es verdammte Konzentration benötigte. Und er durfte keinen einzigen Laut von sich geben, sonst würde jeder der Wachen aufmerksam werden und ihn gleich zum Mond schießen, sozusagen. Sanft drückte er gegen den Dietrich, der jetzt - endlich - den letzten Zahn des Schlosses beiseite drückte. Eigentlich war es nicht schwer gewesen - Käfigschlösser waren meistens groß und mit einfachen Methoden zu öffnen - aber dieses hier war schon älter, heißt rostig. Und knarrte. Immerhin hatte er in der Zwischenzeit genug Aufmerksamkeit darauf verwendet, die Wachen zu beobachten, die in einem regelmäßigem Rhythmus patrouillierten und entsprechend ab und zu hinter den anderen Zelten verschwanden. Der in der Mitte gähnte ab und zu, schien sogar manchmal wegzupennen. Der würde nicht das Problem darstellen... sondern die herumrennenden Wachen. Die letzten Worte von Calintz waren gewesen, das sie sich beim Lager treffen sollte, wenn er hier fertig war. Hier fertig war. Hm. Azil schnaubte in sich hinein, und wartete den besten Zeitpunkt ab. Das hieß rein praktisch, dass er hier machen konnte was er wollte... oder?
Tatsächlich hatte Azil lieber noch einige Zeiteinheiten gewartet, um sich der Wacheneinteilung wirklich sicher zu sein. Dann drückte er unendlich langsam das Gitter der Käfigtür zur Seite - es machte kaum Geräusche, da es sich wirklich kaum bewegte - und schlüpfte in dem Moment, in dem niemand, außer der Wache in der Mitte, Einsicht auf den Käfig hatten, aus seinem Gefängnis. Jetzt musste er schnell handeln... bevor einer Alarm schlug. In wenigen Sekunden würde der erste der Wachen wieder Einsicht auf die Stelle haben, an der er stand, und würde ihn vermutlich sehen - hoffentlich aber übersehen. Falls er überhaupt nachsehen würde. Ohne länger nachzudenken huschte Azil so leise er konnte in das nächste Gebüsch - aber noch waren die Gefahren nicht gebannt. Jetzt konnte er noch gefunden und gefangen werden - Flucht galt es noch nicht zu ergreifen. Erst einmal mussten die Wachen daran glauben. Mit leisen, aber doch schnellen Schritten begab er sich zu der nächste Position, an der eine Wache erscheinen würde, und vermutlich - wie bisher jedes Mal - einen Blick in das Lager werfen würde. Hier musste er ihn ausser Gefecht gesetzt haben... sonst wäre es vorbei. Da kam er - Azil verbarg sich im Schatten des nächsten Baumes, wartete ab, schoss dann aus seinem Versteck hervor, hielt seinem Opfer den Mund zu und brach ihm mit einer schnellen Bewegung das Genick. Den Leichnam legte er vorsichtig auf den Boden, wischte sich leicht angewidert den Mund ab. Drecksarbeit. Die Kerle stanken nach Tod und nach Urin.
Da kam bereits der nächste. Es gab jetzt noch drei Dinge zu tun. Erstens musste die nächste Wache ausgeschaltet werden, bevor die Dritte bemerkte, dass die erste, bereits tote Wache, nicht regelmäßig in sein Blickfeld geriet, un die Dritte ausgeschaltet werden, bevor sie das Fehlen der zweiten vor ihr bemerkte, genauso wie der Schläfrige in der Mitte daran glauben würde. Da kam der nächste... Azil versteckte sich wieder, doch plötzlich ertönte ein dumpfes Geräusch. Verdammt! Der Mann war gegen seinen gefallenen Kameraden getreten, Azil hatte ihn nicht weit genug weggetreten. "Was ist denn das...", murmelte die Wache, beugte sich nach unten, und keuchte erschrocken. Doch da war Azil schon über ihm, richtete über den Mann, als wäre er ein Gott - der zweite. Doch jetzt war der Dritte alarmiert. "Alles in Ordnung da drüben?", rief er von seiner Position ungefähr auf Neun Uhr. Azil räusperte sich leicht. Er spürte, wie sein Herz in diesem Moment raste, atmete kurz durch, mimte dann die Stimme des Mannes eben nach.
"Alles in Ordnung. Nur eine Ratte."
"Hm... du hörst dich nicht gut an, Kumpel. Immerhin haben wir bald Ablösung...", brummte der andere, kam hinüber, um mit ihm zu sprechen. Azil betete, hoffte, dass er seine Silhouette nicht schneller erkannte als er sterben würde. Sein Leben hing in diesem Moment an einem seidenen Faden, der menschlicher Verstand hieß.
Wenige Augenblicke später war es vorbei, Azil atmete durch, beruhigte sein pochendes Herz. Stress! Immerhin hatte der dritte Wurfmesser dabei gehabt, von denen zwei Momente später die Brust des Mannes in der Mitte durchbohrten. Röchelnd brach er zusammen, aber da er eh fast schon gelegen hatte - sah es nur so aus, als würde er schlafen. Beliar sei Dank. Irgendwie. Azil nahm sich zusammen, schaute sich nach seinem Oberteil und seinem Beutel um, die nahe seines Käfigs lagen, schnappte sich seine Sachen und verzog sich endlich von dem Schauplatz seiner Taten. Endlich.
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Zufrieden wischte sich Calintz mit einem Stofffetzen, den er aus der Kleidung seines Opfers herausgerissen hatte, das Blut von den Händen. Die beiden Banditen hatten nicht einmal richtig mitbekommen, was sie da eigentlich erwischt hatte. Dabei hatte sich der Hashashin nicht einmal wirklich angestrengt. Ein kleines Ablenkungsmanöver in Form eines geworfenen Steines und schon hatten ihm die Zwei den Rücken zugekehrt. Nur einen Lidschlag später hatten dann zwei Klingen ihren Weg in die Leiber der Banditen gefunden. Der Eine war sofort tot gewesen, der Andere "durfte" noch für eine Weile im Reich der Lebenden verweilen. Allerdings nur aus dem Grund, weil der Weißhaarige es so gewollt hatte. Er ließ den Mann leiden...lange leiden. Fast so lange, wie sein Schüler brauchte um aus dem Lager auszubrechen und zu ihm zurückzugelangen. Aber eben nur fast...und so blieb dem kleinwüchsigen Sadisten noch die Zeit, sich auf den leblosen Körper seines ersten Opfers zu setzen und sich für einen Augenblick auszuruhen.
Als der Schwarzhaarige schließlich bei seinem Lehrmeister eintraf, hatte dieser schon begonnen kleine Muster in die Haut des Toten unter ihm zu ritzen. Natürlich stellte er diese Tätigkeit bei Azils Eintreffen ein und sah ihn mit erwartungsvollem Blick an.
"Und?"
"Was und? Ich bin hier."
"Naja...das sehe ich. Immerhin ist mir mein Augenlicht noch erhalten geblieben. Wie viele haben überlebt?"
"Puh. Keine Ahnung."
Cal seufzte leise und schüttelte den Kopf.
"Wie viele hast du zu Beliar geschickt?"
"Vier."
"Hm...hatte mehr erwartet. Der Anführer lebt noch?"
"Schätze schon."
"Dann können wir wohl nicht hier bleiben."
"Sieht so aus."
"Naja, immerhin hast du bewiesen, dass du das Handwerk der Attentäter nun beherrscht. Und das auch noch ganz ohne Hilfestellung. Ich bin beeindruckt. Ein bisschen zumindest."
"Na klasse. Und was heißt das jetzt für mich?"
"Ganz einfach: ich kann dir nichts Wesentliches mehr beibringen. Du hast alles gelernt, was du wissen musst um es in dieser Branche zu etwas zu bringen. Den Rest...findest du mit der Zeit heraus. Glückwunsch, Kleiner. Wenn es nach mir geht, darfst du dich ab sofort "Attentäter" nennen."
"Hm...das war's jetzt also?"
"Das war's. Unspektakulär, nicht wahr?"
Azil zuckte mit den Schultern.
"Naja, jetzt lass uns aber besser weitergehen. Die Jungs werden mit Sicherheit nach uns suchen, wenn sie bemerken, dass ihre Kameraden das Zeitliche gesegnet haben."
Leise ächzend erhob sich der Weißhaarige von seinem unkonventionellen Sitzplatz und marschierte los.
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Die Reise zum Hof ins Bluttal hatte die größere Gruppe schnell hinter sich bringen können. Es war ungewohnt für den Novizen, in dieser Gesellschaft, deren Angehörige er kaum kannte, zu reisen, doch andererseits interessant, die Landschaften kennen zu lernen. Die vom Winter heimgesuchten Wälder und Felder hatten natürlich ihre eigene Anziehungskraft, doch Kialar war schon gespannt, wie sich der Frühling auf dieser Insel zeigen würde.
Auf dem Hof angekommen, war er wie die anderen sofort zu verschiedensten Arbeiten eingeteilt worden. Da er schon im Tempelviertel Vengards oft bei den Gärten sein Unwesen getrieben hatte, war er hier ebenfalls schnell auf den Feldern gelandet, um sie von Unkraut zu befreien.
Die brüchigen Gebäude waren schnell in Angriff genommen worden, Fleischwanzen aus dem Keller vertrieben, Nahrung und Proviant gekauft und andere Arbeiten getätigt. So hatte jeder in kürzester Zeit Tätigkeiten auferlegt bekommen, um den Hof wieder auf Vordermann zu bringen. Aufgrund der ungewohnt körperlichen Arbeit und den Nachwehen seines Spielaussetzers hatte er schon früh das Nachtlager aufgesucht und in seltsam langen Träumen, die letzten Tage Revue passieren lassen.
Ein neuer Tag war inzwischen angebrochen und die Sonne verschaffte dem Novizen einen relativen milden Wintertag. Andere waren schon auf, ein Klopfen und Hämmern drang an sein Ohr, während sich viele ob der immer lauter werdenden Geräusche ächzend aus den Nachtlagern erhoben.
Ohne große Umschweife und sehr unspektakulär warf sich der Novize in die Arbeit. Es war noch viel zu tun und er hatte noch viel abzubüßen…
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Ärgerlich brummend stand Silohtar da, die Hände in die Seiten gestützt, und betrachtete die Sauerei. Einäugig. Das linke Auge wurde nämlich von einem dicken weißem Verband verdeckt, der ihm Freiya aufgezwungen hatte. Um nicht all zu geschunden auszusehen hatte er sich jedoch mit einem Kohlestift ein Auge auf den Verband gemalt – das wirkte humaner, fand er. Außerdem konnte er so seinem innigen Wunsch lange, schwungvolle Wimpern zu haben ein Stückchen näher kommen.
Doch auch wenn ihm diese Neuerung eigentlich selige Stunden des innigen Glücks bescheren sollten konnte er sich dessen nicht so recht erfreuen. Der Markierungsstein des Grundstücks, gestern von ihm eigenhändig auf die richtige Grenze gerückt, waren ihrem Hof wieder um einige Schritt näher gekommen. Grollend streckte er die Faust in Richtung des weit entfernten Gebäudes, das auf dem anderen Grundstück stand.
„Jungs!“, rief er seine Truppe zusammen, einige ihm unbekannte Männer aus Thorniara und den Schneider, bei dem er Hemd und Hose gekauft – oder besser getauscht – hatte.
„Du, du, du und du! Ihr rückt die Steine dort hin! Kann doch nicht wahr sein, dass uns diese Halunken die hässlichen Dinger immer wieder her rücken und unseren zukünftigen Rasen versauen!
Und du!“, wandte er sich an den Schneider. „Du wirst aufgrund deine außerordentlichen Qualifikation einige Ratten auftreiben, und sie auf die da drüben hetzen. Verstanden? Los!“
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Er wurde Teil eines seltsamen Aufruhrs. Eine der zwei Hauptbefehlshaber ihrer Truppe, der sich inzwischen in exzentrischer Art und Weise ein Auge auf seinen Verband über dem Sehorgan gezeichnet hatte, und von dem Kialar nicht recht wusste, wie er ihn einschätzen sollte, befahl einer Truppe von Leuten – unter anderem auch ihn – die Grundsteine ihres Grundstückes wieder zurechtzurücken. Es hatte ganz den Anschein, als hätte diese jemand über Nacht an die alte Stelle gesetzt.
Der Novize vernahm ein paar ärgerliche Ausrufe wie „Ungehobelter Nachbar!“, „Na die werden sich anschauen.“ und andere Mitschreier mit „Frechheit.“, „Wenn ich den erwische…“ Man konnte deutlich die Spannung spüren, die in der Luft hing.
Es bahnte sich etwas an…
Kialar nahm also einen Stein und wollte ihn zur angewiesenen Stelle befördern, doch beim Anpacken schmerzte plötzlich seine Hand.
„Verflucht…“, schrie er auf und ließ den Stein direkt auf seinen Fuß fallen, um nochmals zu fluchen. Das Ende der Steine, das in der Erde steckte, war scheinbar mit irgendeiner Tinktur behandelt, die sowohl glitschig als auch auf der Haut brannte. Jemand neben ihm sagte „Was ist das für ein Zeug, igitt.“
Die Nachbarn hatten wohl mit tückischen Fallen vorgesorgt, das auch die Steine dort blieben, wo sie ihrer Meinung nach sein sollten. Mit Händen, Füßen, Stöcken und allen möglichen Hilfsmittel wurden nun die Steine mehr schlecht als recht über den Grund gerollt.
Es wurden untereinander schon neue Taktiken ausgeredet, wie sie ihrerseits die Steine gut in der Erde befestigen konnten und den Nachbarn eine Falle stellen konnte, während die Mittagssonne über ihnen aufging…
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Am Abend zuvor war Tyrael noch einmal auf das Feld gegangen, gewissenhaft hatte er den kleinen Graben mit den Kadavern der Ratten umgangen und hatte gegen eine Überbevölkerung der Ratten gesorgt, indem er seinen Dolch in ihre Körper steckte. Er hatte bei weitem nicht alle erledigt, aber je weniger Ratten, desto besser.
Nun stand Tyrael am Hof, rieb sich seine Füße und sah sich um. Beinahe wäre hier alles zusammengekracht, hatte er gehört. Wäre vermutlich gar nicht mal so schlimm gewesen, neue Gebäude wären sicher billiger als diese Stein und Holzhaufen zu reparieren.
Die ruhige Stimmung musste natürlich der komische Kauz zerstören. "Ich sollte ihn mal fragen, wie er heisst", dachte Tyrael und hörte zu, wie der Mann Befehle durch die Gegend brüllte und alle mit seinem aufgemalten Auge anstarrte. Ungünstigerweise meinte er damit auch Tyrael, der Ratten auf den Nachbarhof scheuchen sollte. Durch seine außergewöhnliche Intelligenz wusste er natürlich sofort, was zu tun war.
Die Leichen der Ratten waren immer noch da, der Anblick war allerdings mehr als nur ekelig. Seufzend nahm der die Leichen auf den Rücken und marschierte auf das Feld zum Nachbargrundstück. Ein Arbeiter kam ihm entgegen und starrte Tyrael an, der ein paar Rattenleichen auf dem Rücken trug und zielstrebig durch die Gegend lief.
Die erste Leiche platzierte er auf dem Feld zwischen den beiden Grundstücken. Bei der zweiten Leiche schlich er sich nah an den anderen Hof heran und legte die Leiche an die Scheune. Er begab sich zurück zum Graben, entfernte die dritte Leiche und ging wieder zum Nachbarhof. Blut und Organe tropften auf seinen Rücken.
Er ging möglichst langsam und unauffällig an den Fässern und Kisten des Nachbarhofes vorbei, darauf bedacht keinen Ton zu machen. Es war niemand zu sehen - die Chance nutzte er und warf die Rattenleiche in die Scheue und verschwand unauffällig vom Gelände. Die Ratten würden die Leichen in ein paar Minuten wittern, der Leichenspur folgen und Chaos auf dem Hof anrichten. Tyrael war mit sich selbst ziemlich zufrieden.
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Xanek ahnte bereits das dieses Steine herumtragen sicherlich noch etwas zu Streitigkeiten führen würde. Dennoch wollte er hier mithelfen und hatte dann mit ein paar anderen Kerlen die Steine wieder auf ihren bestimmten Ort getragen. Auch wen der Schwertkämpfer gut trainiert war, diese Steine waren verdammt schwer.
Außerdem was hieß getragen, diese hinterhältigen Bauern hatten irgendwelche komischen Flüssigkeiten an den Steinen geschmiert die das heben und tragen unmöglich machten, sie mussten also mit irgendwelchen Stöcken arbeiten und das war ziemlich mühsam.
Danach fand der Schwarzhaarige das es der Richtige Zeitpunkt für ein kleines Mittagspäuschen war und setzte sich auf eine Bank um einen kleinen Schluck seines Wasserschlauches zu nehmen und seine Ration zu verspeisen, danach war er ziemlich voll und fühlte sich leicht schläfrig, die Augen wollten tatsächlich immer wieder zu fallen aber der Mann durfte jetzt nicht einschlafen.
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„Verdammte hinterhältige Bauerntrottel, diese spatzenhirnigen Ärsche, zurückgebliebene Hunde. Dieses verräterische Pack, einsperren sollte man sie! Missgeburten, allesamt, diese verfluchten Anarchisten, geschmacklose Analphabeten und Analritter, diese Schnarchnasen! Treulose Hippies! Unzivilisierte Affen, ihr Orkärsche! Ihr seid so ... DOOF!“
Wie eine Vulkaneruption brach es aus ihm hervor, minutenlang fluchend stand er da und blickte seine Hände vor Wut kochend an. Nicht genug, dass sie die Markierungssteine mit einer schmerzenden und ziemlich stinkenden Paste eingeschmiert hatten, die Steine waren auch noch so konzipiert, dass man sich einen Fingernagel umknicken musste! Mit dicken Tränen in den Augen betrachtete der Soldat nun den eingerissenen Nagel und schwor blutige Rache und Vergeltung.
„Okay, diese Runde habt ihr mit sehr unfairen Mitteln gewonnen! Aber wir kommen wieder!“, schwor er den Rüben des benachbarten Ackers und blies zum Abrücken. Um die Verätzungen seiner Kameraden zu versorgen und seinen Daumennagel einzugipsen. Noch auf dem Rückweg stieß der Schneider hinzu, dessen Schultern und Rücken mit Blut und Organen eingepampt waren.
„Wie siehst du denn aus?!“, fuhr er den Mann an. „Du solltest die Ratten auf den Hof hetzen, dich nicht mit ihnen duschen! Pass auf:“, sagte er, und berichtete dem Kerl von seinem genialen Plan. Sich etwas von der Gruppe entfernend präsentierte er schließlich das Ergebnis seiner schlaflosen Nacht.
„Damit sollte es kein Problem sein, nicht wahr. Ich hoffe, du spielst gut“, sprach er, und klopfte auf die hüfthohe Flöte aus Holz.
„Und vergiss nicht: Wenn du verkackst, werden sich die Ratten auf dich stürzen. Und nun: Viel Glück!“
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Er sollte mit einer Flöte die Ratten schneller zu den Leichen locken? War der Mann betrunken? Die Sache mit der Flöte erinnerte ihn stark an die Geschichte eines Zauberers, der mit einer Flöte einen dreiköpfigen Hund einschläfern musste, um an den Fels der Weisheit zu gelangen. Dass diese Flöte auch auf Tiere wirkte, bezweifelte er allerdings stark. Befehl war leider Befehl und Tyrael mochte sich nicht ausdenken, was passieren würde, sollte er ohne Flöte die Ratten anlocken. Diesem Mann traute er alles zu.
Auf den Feldern waren dank Tyraels genialer und verehrungswürdigen Falle und seiner gottgleichen Dolch-Aktion nur noch wenige Ratten übrig geblieben. Sie schienen die Leichen ihrer Artgenossen noch nicht gewittert zu haben und so musste er tatsächlich mit der Flöte hantieren - er hatte es leider noch nie getan. Er blies probehalber hinein, ein paar nicht einzuordnende Töne kamen heraus.
Das war wohl genug Training für heute - er ging zu der ersten Leiche und begann so gut wie möglich zu spielen. Die letzten Ratten in weiter Ferne drehten sich zu ihm um, schienen aber weniger interessiert an den Tönen zu sein, die aus der Flöte kamen. "Soviel dazu" war sein geistiger Kommentar und warf Steine in ihre Richtung. Er lief weg, bevor die Ratten ihn erreichen konnten. Laut seinem Wissen in Tierkunde waren die Riesenratten nun mehr an der Leiche interessiert, anstatt dem großen Affen mit dem Holzding zu folgen. Einige sahen sogar schon in die Richtung des anderen Hofes, wo die anderen Kadaver lagen. Es schien zu funktionieren.
Zufrieden ging er zu dem seltsamen Mann und übergab ihm die Flöte. "Ich hab's geschafft, die Flöte funktioniert tatsächlich".
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Bluttal | Hof von Thorniara
Nach den Turbulenzen der letzten Nacht hatte der heutige Tag für Noros um einiges ruhiger begonnen. Er hatte in dem großen Bauernhaus des Gehöfts, in dessen Keller er gestern auch gemeinsam mit dem rotäugigen Adlatus die Fleischwanzen von den Fässern vertrieben hatte, geschlafen. Dieses Gebäude war nicht wie der Nebenbau Einsturz gefährdet und keine Wand und kein Balken wackelte, doch herrschte dort eine derartige Unordnung, dass das Schlafen auch keine angenehme Erfahrung gewesen war. Staub, der so dicht auf Boden und Möbeln lag, dass man wie bei Schnee die Fußspuren wie eine Fährte lesen konnte! Noros konnte es nicht fassen. Entweder waren die alten Bauern des Hofes seit dreißig Jahren tot, oder aber, sie hatten ihr Bauernhaus noch nie betreten.
Angesichts des vielen Drecks im Haupthaus des Hofes hatte sich Noros also einen Besen aus der Scheune geschnappt und damit begonnen, den Boden des Hauses wieder einigermaßen begehbar zu machen. Als ein anderer Helfer das Bauernhaus betrat - ein Kerl mit langen, schwarzen Haaren, die er im Nacken zu einem Zopf gebunden hatte -, sprach Noros ihn an.
" Hey, hallo, wie sieht`s bei dir mit ein wenig Hilfe aus? Der Staub türmt sich bereits fußhoch hier."
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„Argh“, knurrte Silohtar die schüchterne rothaarige an, die ihm behutsam einen Stoffverband um den geschundenen Daumen legte.
„Na wartet!“, kündigte er unheilvoll an und gestikulierte mit seinem eingegipstem Nagel. Er hatte bereits einen Racheplan geschmiedet, mit dem die Kontrahenten sicherlich nie rechnen würden. Sie würden ihr blaues Wunder erleben!
„So Leute. Ich gebe zu, das war ein Rückschlag. Doch wir haben etwas in der Hinterhand! Jetzt nimmt sich jeder ein Paar Handschuhe und einen Spaten, dann kehren wir zurück. Möge die Schlacht beginnen!“, richtete er seine Worte an die Gruppe, allesamt mit Bandagen um die Flossen.
Rod war aufgetaucht. Die Wand des maroden Hauses sah wieder einigermaßen aus, dutzende Stützpfeiler waren zu beiden Seiten, von außen und innen angebracht worden. Einige Männer waren soeben dabei, sie neu zu verputzen und angewiesen, den frisch angerührten Mörtel in jede noch so kleine Spalte und Fuge zu schmieren, der ihnen unter die Augen kam.
„Verwechselt den Mörtel ja nicht mit meinem Kuchenteig! Wenn doch, müsst ihr ihn essen!“, warnte Silo in Richtung der Handwerker, dann machten sich er mit einigen Behandschuhten wieder auf den Weg zur fraglichen Grenze.
„So!“, sagte er zufrieden, als alle Grenzsteine verschoben waren und nun zwischen den Rüben des benachbarten Hofs lagen. Dramatisch zog der Milizionär einen seiner Handschuhe aus und warf diesen mit einer epischen Geste vor die Steine.
„Dies ist ein Fehdehandschuh! Wer es wagt, ihn zu berühren, liegt auf ewig im Zwist mit mir und muss meine Experimente in der Küche probieren!“
Ein entsetztes Raunen ging durch die kleine Gefolgschaft.
„Und nun: zurück zum Hof!“, befahl er. Mächtig stolz war er und wusste, dass auch Rodeon es sein würde. Aber einmischen musste er sich deshalb noch lange nicht, das würde er zu vermitteln wissen. Schließlich war das hier jetzt sein Kampf. Alle Mittel erlaubt. Bis zum Tod ... oder mindestens zum geknickten Fingernagel.
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Geändert von Silohtar (16.01.2011 um 15:45 Uhr)
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Eigentlich wollte er ja ein Mittagsschläfchen machen aber daraus wurde nun leider doch nichts. Fluchend schnappte sich der Kerl einen Besen und fegte so schnell das der ganze Staub aufgewirbelt wurde und die beiden Feger zu husten begannen. Nach ein paar kurzen Sekunden war der Staub wieder am Boden und sie entschieden sich langsamer zu kehren.
Sie kamen ziemlich langsam weiter, dieses Gebäude war ja die reine Staubentsehungseinheit und noch nie in seinem Leben hatte er so viel Staub und Dreck gesehen. „Wie kann man sein Haus nie kehren?“ fragte er sich und hustete, da er eine Staubwolke ins Gesicht bekommen hatte. Fluchend über diese Bewohner die einst hier lebten fragte er sich warum das Haus verlassen wurde.
Plötzlich hörte er wie oben gesprochen wurde, zu den Männern. Die beiden entschieden kurz hochzugehen um zu schauen was dort vor sich ging.
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Bluttal | Hof von Thorniara
Das Fegen hatte sich als eine größere Herausforderung erwiesen, als Noros anfangs gedacht hatte. Die riesigen Staubmassen hatten sich hartnäckig dagegen gewehrt, aus den Räumen gefegt zu werden und der einzige Unterschied zum Ausgangszustand im Bauernhaus war, dass der Staub nun nicht nur auf allen Oberflächen klebte, sondern auch in dünnen Wolken in der Luft hing.
Als Noros und der andere Helfer gerade ihre Taktik ändern und dem Staub mit anderen Methoden zu Leibe rücken wollten, hörten sie plötzlich von außerhalb des Raumes, in dem sie gerade fegten, laute, aufgebrachte Stimmen. Rasch sprachen sich die beiden Männer ab und verließen mitsamt ihren Besen das Haus, um nachzusehen, was auf dem Hof vor sich ging.
" Ich bin übrigens Noros." Stellte sich der Heimatlose nebenbei vor, ehe er plötzlich mitten unter den Handwerkern und Soldaten, die gerade von der Gutsgrenze gekommen waren, verloren ging.
" Der verrückte Milizsoldat hat eine Fehde mit dem Nachbarhof begonnen!" Hörte Noros einen der Tischler aufgebracht einem neugierig dreinblickenden Kollegen erzählen.
" Dieser Silothar hat eigenhändig einen Riesenstein auf die Lieblingsrübe des Bauern geworfen...das hat Tim mir erzählt."
Irritiert und nicht genau wissen, wie er auf die Geschichten der Soldaten und Handwerker reagieren sollte, gesellte sich Noros wieder zu dem schwarzhaarigen Kerl, der wie er gerade mit dem Besen durch die Menge ging und versuchte, aufzuschnappen, was denn nun genau passiert war.
" Weißt du, was hier eigentlich los ist? Und kennst du diesen Silothar?" Fragte Noros und dachte an den flippigen Soldaten, der das Kleinkind und die Hundewelpen aus dem Einsturz gefährdeten Haus gerettet hatte.
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Bluttal, Hof
„Silohtar?“ fragte Xanek mit verschränkten Armen, den Besen neben sich stehen als sei er ein Mensch und würde ebenfalls eine angeregte Diskussion führen. „Kann entweder einer der Befehlshaber sein oder irgendein anderer Kerl, ich kenne kaum jemanden hier“ er nickte und hörte weiterhin zu was die Typen zu sagen hatten.
„Xanek“ antwortete der Schwarzhaarige plötzlich als sich Noros sich ihm vorgestellt hatte und mit ihm die Handwerker beobachtete. „Noch bin ich ein Rekrut der Garde Innos aber ich habe vor in den Orden zu wechseln und die Kunst der Magie zu studieren“ er grinste kurz verlegen und wurde wahrscheinlich auch kurz ein Rot. Natürlich sah er nicht wie ein Feuermagier aus, das Schwert an seinem Gürtel, die Lederrüstung, das verstaubte Gesicht, die langen Haare und der wilde Bart an seinem Kinn, erzählten eine andere Geschichte von seinem Charakter.
Aber irgendwie war es doch lächerlich, hier stritten zwei Hofe um ein Stück Land und warfen Steine auf Rüben um ihr Revier zu markieren, es war beinahe als seien sie Hunde, die um ein Stück Knochen stritten und einen Vergleich ihrer wedelnden schwänze anzettelten. Der Kämpfer konnte nur seufzen.
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Rod fühlte sich wie im falschen Theaterstück. Fehde? War er so lang weggetreten?
Er wusste gar nicht, wie ihm geschah. Am Morgen nach hatte er sich selbst davon überzeugt, dass der Nachbarhof wirklich die Grenzen zu seinem Gunsten etwas angepasst hatte – ein Frevel der seinesgleichen sucht. Er selber hatte davon erst später, viel später, gehört, als der Schaden bereits angerichtet war.
Kaum hatte er endlich davon Wind bekommen, hätte er am liebsten Silohtar in das nächste Fass ohne Boden gesteckt und wäre dann zum Nachbarhof geritten um die Dinge wieder gerade zu stellen, aber Silohtar war unauffindbar und so blieb ihm nur der letzte Teil. Dachte er.
Er wollte gerade auf Cador aufsitzen, da kamen sie schon, der Besitzer und die Arbeiter des ihrer Nachbarn. Grimmig schauten sie drein. Mistgabeln hatten sie auch dabei. Die Fackeln fehlten leider, es war ja noch Tag, aber der Anblick wirkte trotzdem nicht besonders viel Gutes verheißend.
„Wer hat hier das Sagen?“, fragte einer der Ankömmlinge, der auch noch am grimmigsten drein guckte. Der Kleidung nach zu urteilen handelte es sich um den Besitzer des benachbarten Hofes.
„Das wäre wohl ich“, sagte der Paladin, der inständig hoffte, dass nicht auf einmal Silohtar angesprungen kam und die Lage weiter verschlimmerte.
„Könnt ihr mir das erklären?!“, rief er, das Gesicht rot vor Wut und warf den Fehdehandschuh zu Boden.
„Ich kann euch erklären“, antwortete Rod, „dass dies das Land Thorniaras und damit das Land des Königs ist und Ihr ungerechtfertigt die Grenzen eures Landes erweitert habt.“
„Lüge!“, schrie der Mann, aber Rod spürte die Verunsicherung seines Gegenspielers.
„Ihr wollt einen Paladin des Königs der Lüge bezichtigen?“, jetzt war Rod an der Reihe sich etwas aufzubäumen. Zu etwas gut musste sein Rang ja sein. „Überlegt Euch eure nächsten Worte gibt, sie könnten Eure letzten sein, wenn ihr nicht aufpasst.“
„Pala … din?“, der Mann stammelte, jetzt noch mehr durch das Gehörte verunsichert.
„Ihr habt richtig gehört“, fügte Rod hinzu. „Jedoch habe ich kein Interesse an Streit mit Euch, gar keinen. Aber werde nicht tatenlos zusehen, wie Ihr nehmt was Euch nicht gehört. Das Land gehört der Stadt und wird ihr weiter gehören. Habe ich mich da klar ausgedrückt?“
Rod konnte das Knirschen der Zähne bis trotz der Entfernung förmlich hören.
„Und was ist damit?“, der Hofbesitzer deutete auf den vor sich liegenden Handschuh.
„Oh der“, Rod hatte den schon wieder vergessen. „Nun, Ihr wurdet zum Kampf herausgefordert. Natürlich steht es Euch frei eure Ehre zu verteidigen oder von einem Vertreter eurer Wahl verteidigen zu lassen.“
„Mein Land krieg ich trotzdem nicht wieder?“, hakte der Hofbesitzer nach.
„Natürlich nicht. Dieses Land hat Euch nie gehört, also gibt es auch nichts zum Zurückbekommen. Seid froh, dass ich Euch keine Abgaben dafür nachträglich berechnen lasse. Ich denke unser Stand war schon schwer genug, da können wir auf die paar Rüben verzichten.“
Es folgte noch ein kurzer Austausch über Ort, Uhrzeit und sonstige Besonderheiten des Duells, aber dann war es beschlossen. Der Hofbesitzer verabschiedete sich mit seiner kleinen Schlägertruppe, zum Glück.
„Ihr da“, sagte er schließlich den Schaulustigen, die sich alles tatenlos angesehen hatten. „Ich will einen Zaun entlang der Grenzen unseres Grundstücks verlaufen sehen, so etwas soll mir nie wieder passieren. Haben wir uns da verstanden? Dann ran an die Arbeit.“
Sie ließen nicht lange auf sich warten, sondern machten sich gleich ans Werk.
„So, und wo steckt jetzt dieser unnütze Milizsoldat?“, wollte Rod wissen. „Ich muss ihm noch die frohe Botschaft übermitteln, ein Duell gibt es nicht jeden Tag. Besonders keins, wo er einer der Duellanten ist.“
Geändert von Rodeon (16.01.2011 um 16:35 Uhr)
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Die angefangene Fehde hatte sich nach längerem Anspitzen der Lage doch relativ schnell gelöst. Der Paladin Rodeon, wie sich der Hauptbefehlshaber ihrer Gruppe nannte, hatte nach seinem Auftauchen relativ schnell geklärt, wo der Hammer hing und wem der Grund wirklich gehörte. Dennoch befürchtete der Novize, dass die Sache nicht gegessen war, auch nicht mithilfe des Zaunes, den sie nun im Aufbau begriffen waren.
Kialar hatte sein Lebtag nur selten geschuftet, da die Geschäfte in Varant eher auf die gemütliche Weise geregelt wurden. Wer würde sich schon in der großen Hitze aufregen und einen Hitzeschlag einfangen wollen?
Somit musste er wohl oder übel eingestehen, dass mehrere Pausen vonnöten waren, während er am Einschlagen der Pfosten für den Zaun beschäftigt war. Der Wüstensohn war zwar kein Mensch mit zwei linken Händen, aber trotzdem fehlte ihm das nötige letzte Quäntchen Geschick und wurde prompt von einem der Arbeiter unterbrochen.
„He, Junge…gehst du mit deiner Freundin auch so zart um?“, fragte ihn ein Kerl mit Latzhosen, nahm ihm sogleich den Hammer aus der Hand und begann wild auf das Obere des Pfostens einzuschlagen, wonach das Holz mehr und mehr in die Erde sank. „Verstehst du?“, fügte er noch mit gewissem Triumph hinzu.
„Jaja…“, erwiderte Kialar und setzte mehr Wucht in die Schläge. „So richtig, ja?“, konnte er sich den Spott nicht ganz entgehen lassen.
„Gut so.“, antwortete sein Pfostenhammer-Trainer mit verschränkten Armen. „Moment Mal…was soll das? Willst du mich verschaukeln?“
Der Novize grinste unschuldig.
„Na warte…wir werden ja sehen, wer schneller hämmert…“, sagte der Latzhosenträger mit einer Inbrunst, die Kialar überraschte.
„Okay, bin dabei.“
„Ja, dann passt’s ja.“
„Kein Problem, ja?“
„Fangen wir an oder?“
„Von mir aus gern.“
„Ja klar, wieso nicht?“
Der Schlagabtausch ging noch eine Weile so weiter, dann brach der Wettstreit los.
Sie steckten das Feld ab und würden beide von einer Seite des offenen Dreiecks anfangen, um sich schließlich an der Spitze zu treffen. Wer es eher schaffen sollte, die etwa ein dutzend Pfosten im Boden zu versenken, hätte gewonnen.
Dem Novizen brach bald schon der blanke Schweiß im Angesichte der Arbeit aus, während er eine Begrenzungslatte nach der anderen in den Boden versenkte. Dunkelheit brach über ihnen, als der Wettstreit tobte und es sah leider ganz danach aus, als würde Kialars Kontrahent in Führung liegen, doch hatte dieser plötzlich Probleme mit dem steinigen Boden und der Novize holte auf.
Drei Mal schlug er sich den Hammer auf die Hand, fünf Mal entglitt ihm das Werkzeug und sieben Mal zog er sich ein spitzes Holzstück vom groben Pfosten ein, dann hörte er plötzlich den Triumphruf. „Ha! Geschafft.“ Er war geschlagen…wieder einmal.
„Tja, da kommst du nicht mit, Junge!“, meinte der Latzhosenträger und setzte nach einem dreckigen Lachen hinzu. „Jetzt hol mir schnell mein Wasser, heute darfst du mich bedienen!“ Der Wetteinsatz wurde also schon eiskalt ausgenutzt und fluchend stapfte der Wüstensohn davon, um den Wunsch zu erfüllen. Wieso lasse ich mich eigentlich immer auf Wetten ein…?
Sein einziger Trost war nur die Tatsache, dass nun der Anderer mit dem Zaun weiter machen konnte. Mit ein klein wenig Schadenfreude hörte er schon bald das weitere Hämmern, während er sich möglichst Zeit ließ, das Wasser zu holen.
„Soll er doch verdursten…“, murmelte er bösartig und schämte sich ein ganz klein wenig für seine so gar nicht mit Innos’ vereinbaren Gedanken.
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Bluttal
" Verdammt...Brutt, was steht denn da?" Fuhr Gorbag ungeduldig den anderen Ork an und stampfte mit dem Fuß auf. Gemeinsam mit dem Krieger Brutt betrachtete er das von Wind und Wetter abgenutzte Holzschild. Beide Orks standen so dicht am Wegweiser und hatten sich so weit nach vorn gelehnt, dass ihre Gesichter nur noch wenige Fingerbreit von den in das Schild gekratzten Zeichen entfernt waren.
" Hmn...ja...ahja...hmn..." Murmelte Brutt nur vor sich hin und fuhr sich dabei mit der rechten Pranke durch den dichten Bart.
" Ach, weg da! Du kannst doch genauso wenig das Morragekritzel lesen wie ich!" Herrschte Gorbag seinen Clanbruder an und schob ihn mit einem kräftigen Stoß zur Seite. Bereits knurrend vor Ungeduld und Wut auf das krumme Schild wandte sich der Elitekrieger von dem Wegweiser ab - natürlich nicht, ohne noch einmal so kräftig gegen den Pfosten zu treten, dass dieser einfach nach hinten umkippte - und stapfte zurück zu Tat`ank`Ka, Bratts Bruder Bruhr und Rasaff, die ein Stück weiter den Weg entlang auf den Rest ihres Trupps warteten.
" Ich wette, nicht einmal der Wurm, der das Pfeilding aufgestellt hat, weiß, wo der Weg da hinführt! Verdammte Morras! Bauen einen Wegweiser, den keiner lesen kann." Brummte Gorbag immer noch wütend und schaute sich bereits nach weiteren Schildern um, die er umtreten konnte.
Die Orks verfielen in nachdenkliches Schweigen. Keiner von ihnen konnte auch nur ein Wort der ungeliebten Morrasprache lesen.
Plötzlich schlug sich Bruhr mit der flachen Pranke gegen die Stirn und stieß eine langgezogenes "Aaach" aus.
" Ich weiß, wo der Weg hinführt! Das muss der Weg zum silbernen See sein." Erklärte er, woraufhin die anderen Orks allesamt erleichtert seufzten. Sie hatten bereits vor Tagen beschlossen, den Weg in Richtung der Burg am Silbersee einzuschlagen, waren sich in dem unübersichtlichen Tal nur nie sicher gewesen, wo es genau lang ging, da alle Morras, die die schwer bewaffneten Krieger erblickt hatten, sofort geflohen waren. Jetzt konnte es endlich weiter gehen.
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