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Orina und Ayla gingen ein Stück schweigend nebeneinander her.
"Das tut mir leid wegen deiner Famile, aber leider ist dein Schicksal auch nicht gerade außergewöhnlich. Ich kenne nur wenige in Varant, die noch eine intakte Familie haben. Ich meine damit das noch alle am leben sind. Zuben ist ein Tyrann. Er beutet das Volk aus. Zum Glück hat er sich seit einer Weile nach Ishtar zurück gezogen und lässt uns in Ruhe, aber man weiß nie wie lange diese Ruhe dauert."
Um die Mittagszeit rasteten sie im Schatten einer Ruinenmauer und es gab sogar ein wenig Wind, gerade so stark war das er den Wüstensand nicht aufwirbelte. Angenehm.
Nach einer weiteren Stunde Fußmarsch hatten sie endlich die Schlucht erreicht.
"So Orina. wenn du hier weiter gehst, dann kommst du zu einem Wachposten. Sie werden dich ohne Probleme durchlassen, nehme ich an. Dahinter beginnt dann bald die Stadt Bakaresh. Gib auf dich acht!", zwinkerte sie dem jungen Mädchen zu und verabschiedete sich. Orina zögerte erst als wollte sie sich noch nicht von Ayla trennen lief dann aber doch auf den Wachposten zu.
Ayla suchte wenig später nach dem versteckten Höhleneingang um Sinikar zu besuchen.
angelina
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Junge... Du verkommst mir in dem Loch, waren die Gedanken Faren betreffend. Mehr war das strapazierte Hirn des Nomaden nicht im Stande zu bilden. Keinen klaren Gedanken, aus dem erkenntlich gewesen wäre, ob Bardasch der 'Werdegang' seines Kumpels gefiel. Irgendwo hatte Farens Anschluss an das Orkgesocks eben seinen negativen Beigeschmack und es änderte sich auch nicht, wenn man nur lange genug darüber nachdachte.
„Ein Rüstungsschmied?“, hakte der Egraute nach Sekunden des Schweigens nach. Wärend eine Hand die Tafel der Frau hielt, glitt die Andere über das beschädigte Schreibwerkzeug. Realisierte dabei einmal mehr den Schaden. „Wat war dat für Einer?“, fuhr der Nomade fort. „Er lehrte Dich... was?....... das... Flüchten?.
Bardaschs Verstand wollte diesen Akt des Lehrens einfach nicht nachvollziehen. Die hatten doch alle einen an der Klatsche!
„Was lernt man denn bei diesen tollen............... Flucht...techni........ken?!“.
Demonstrativ und mit Skepsis in den Augen überreichte Bardasch der Tochter die Tafel.
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Sie hätte Azil doch nicht erwähnen sollen, kam ihr in den Sinn, oder diese Lehre. Aber hätte sie statt "Fluchttechniken" "Klettertechniken" geschrieben, wäre das nur anstößig interpretiert worden, das ging bei Bardasch äußerst schnell. Besonders nachdem er den Schaden an der Tafel gemerkt hatte, war er misstrauisch. Ravenne beeilte sich, die Tafel zu wischen, und sich eine bessere Formulierung als diese auszudenken. Es sollte möglichst nicht danach klingen, als hätte sie mit Azil das Bett geteilt - was sie ja auch nicht getan hatte. Eher war diese Ehre wohl Jes zugekommen, aber Ravenne war nicht neidisch auf das Mädchen.
Der Schaden an der Tafel kommt von Faren, er hat sich draufgelehnt. Er war bereits in den Krieg gezogen, als ich mit den letzten Resten der Arbeit fertig war und ich ihn darum bitten wollte, das zu reparieren oder reparieren zu lassen.
Was den Rüstschmied angeht, er gabelte mich im Wald nahe Faring auf. An dieser wohl recht zweifelhaften Lehre war nichts dran, er brachte mir bei, wie man auf Bäume oder Wände klettert, weil ich ihn darum bat. Als Bezahlung half ich ihm bei einer Rüstung, nicht mehr und nicht weniger ist dort vorgefallen.
Wenn man mal die neunfingrige Küchensklavin, ihren Beinahemörder, den immerzu hereinplatzenden Kunden und den saufenden alten Schmied wegließ. Das ließe ihren Aufenthalt in Faring dann doch zu schräg klingen.
Außerdem hatte Faren sich zu meinem Beschützer erkoren, der Rüstschmied ist mir in keiner Weise ungebührlich nah gekommen.
Ravenne gab die Tafel an Bardasch, hoffte, seine Reaktion möge gnädig ausfallen, immerhin schien ihm dieser Aufenthalt in Faring gar nicht zu behagen. Kurz, sehr kurz fragte sie sich, ob er sich diese Sorgen machte, weil sie aus seiner Verantwortung geflohen war, oder weil sie seine Tochter war, aber sie verwarf das, würde keine Antwort finden.
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„Faren... hmhm“, war alles, was Bardasch zum Schaden der Tafel zu sagen hatte. Auch zu den Erwähnungen, in ihm den Beschützer seiner Tochter zu erkennen. Statt darauf weiter einzugehen, kratze der Ergraute sich am Schädel und reichte der Stummen das Schreibwerkzeug wieder zurück.
Es war Zeit, die Reise endlich fortzusetzen und keine weitere Zeit zu vergeuden, wobei dem Nomaden der eine oder andere Gedanke auf der Zunge lag. Stattdessen überlies er Ravenne nun die Zügel und damit das Führen des Hengstes, wärend er selber neben den Beiden her schritt. Die Schnapspulle erneut an die Lippen geführt und die späte Abendstund mit einem erlösendem Zischen aus Nomadenmunde untermalt.
„Ohne Zwischenfälle werden wir Al Shedim wohl morgen Abend erreichen. Von da an wirst Du Dich um die Versorgung des Pferdes kümmern. Wie Du das mit Deiner Schmiede vereinbarst, ist mir gleich. Du wirst auf jeden Fall Zeit für Simún opfern.
Und was Du bei dem Rüstungsschmied lerntest, könnte vielleicht von Nutzen sein. Wirst genug Gelegenheit haben, mir Dein Können innerhalb der Ruinen zu presentieren“, kam es im irgendwie mauligem Ton aus dem Munde des Nomaden. Reiten wäre nun angesagt, aber wie sich mit der Stummen verständigen, wenn das Weib sich auf dem Pferderücken immer noch derart verkrampft gab? Mit den Händen am Körper des Ergrauten... oder an der Mähne... je nachdem, wo Bardasch die Tochter plazierte. Da nervte der Umstand ihrer Stummheit schon.
„Nimm Deinen doch recht entspannten Aufenthalt in Faring nicht als sebstverständlich. Yinne weilte dort als Sklavin und verlies den Ort nicht etwa, weil man sie frei lies“, wußte Bardasch zu berichten. „Sie kam frei, da Jemand zu viel Gefallen an der Frau fand, als sie als Futter zu opfern. Ihr wurde im letzten Moment zur Flucht verholfen“. Etwas Ähnliches hätte Bardasch auch über Jail berichten können, doch ihm fehlte einfach der Sinn dazu. Auch hätte er darüber sprechen können, daß Ravenne als eigen Fleisch und Blut in solch einem Fall ein besonderer Verlust gewesen wäre, aber auch das war dem Ergrauten zuviel.
"Moment... wie war das? Faren zog in den Krieg?!".
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Das es in Faring sonst nicht so ... entspannt zuging, hatte sie auch dort schon gewusst. Immerhin hatte Keala nicht umsonst einen Finger verloren und war versklavt worden, oder hatten die Söldner derart viele Narben dort. Eigentlich musste sie verdammt froh sein, dort keinem Ork über den Weg gelaufen zu sein. Handwerkerin zu sein, war eben doch ziemlich nützlich.
Was die Zeit mit Simùn anging ... Sie würde in der Schmiede auf jeden Fall ziemlich viel zu tun haben, so lange, wie sie weggeblieben war. Was für Aufträge Tael angenommen hatte, konnte sie noch gar nicht sagen, so konnte sie nicht planen, welche er übernehmen konnte. Andererseits ... viele kamen wegen Gravuren zu einem Goldschmied, sie konnte Tael die Skizzen zeichnen lassen und sich um Simùn kümmern, und später die endgültigen Gravuren anfertigen, wohl abends, wo Tael schlafen würde, und sie somit nicht störte. Außerdem konnte sie ihm einige weitere Techniken beibringen, damit er möglichst viele der Aufträge übernehmen konnte, und je nach Technik konnte sie das auch außerhalb der Werkstatt machen. Mit ein wenig Schieberei und Trickserei würde sich da eine Menge ergeben.
"Moment... wie war das? Faren zog in den Krieg?!"
Ein wenig verwundert schaute Ravenne zu ihm. Bei bestem Willen konnte sie nicht abschätzen, ob Bardasch verwirrt oder wütend war. Ja, Faren war in den Krieg gezogen, genau wie Azil, Keala und Azils ungeduldiger Kunde. Genau aus diesem Grund hatte Faren Keala doch ziehen lassen: für den Krieg. Lange war der Krieg vorbereitet worden, nur hatte Ravenne es zu spät mitbekommen. Die vielen Bestellungen für Rüstungen hätten sie eher misstrauisch werden lassen müssen! Die Stumme nickte, sie war sich äußerst sicher, dass Faren in den Krieg gezogen war. Er musste irgendeine hohe Stellung unter den Söldnern in Faring haben, wenn er den Rüstschmied unter der Fuchtel hatte und Sklaven befreien konnte. Und hohe Tiere, die sich um eine Schlacht drückten, waren in Faring sicher ungern gesehen.
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Neuling
Settra hatte noch eine Woche im Lager der Wegelagerer kampiert und zog nun weiter nach Myrtana. Er hatte vor in Silden mehr über die Jagd zu lernen und ein richtiger Krieger zu werden. So packte er seine Sachen und zog weiter.
Seine Vorräte waren jetzt fast aufgebraucht, also wollte er in Myrtana erst mal ein paar Lurker jagen.
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Mora Sul
Sie hatten es geschafft, das Herz der Wüste lag hinter ihnen und vor ihnen erhob sich Mora Sul aus dem Wüstensand, die Stadt der Händler, ein weitläufiges Labyrinth aus mehrstöckigen Gebäuden und aberhunderten von Marktständen, welches auf einem weitläufigen Felsplateau über dem Rest der Wüste thronte. Mit einem leisen >Plopp< öffnete Faren den Verschluss des Wasserschlauchs, trank einige Schlucke und reichte ihn dann an Keala weiter. Am Fuße des Plateaus wo ein breite Straße in Serpentinen von der Stadt hinab führte hatten unzählige Händler ihr Lager aufgeschlagen, manche von ihnen verkauften Wasser an vorbeiziehende Reisende, andere hatten es sich wohl einfach nicht leisten können die Gebühr zu bezahlen welche der Herrscher der Stadt von jedem Händler innerhalb der Stadtmauern forderte.
»Lass uns dort unsere Wasservorräte auffüllen und dann weiterziehen. Ich habe zwar nichts gegen Assasssinen, aber sie sind der Sklaverei ebenso wenig abgeneigt wie es die Orks waren und besitzen ein unangenehmes Faible für hübsche Frauen...«, erklärte der Hüne und schenkte der Schwarzhaarigen ein liebevolles Lächeln in dem eine Spur Besorgnis mitschwang. Als sie sich der Ansammlung bunter Zelte und seltsamer Holzkonstrukte näherten erkannte der Einäugige das es sich bei den hölzernen Gebilden um Käfige handelte, Käfige in allen Größen und Formen, von großen mit Stahlstäben verstärkten Gefängnissen in den Sklaven oder abgemagerte Löwen gehalten wurden, bis zu einfachen Hühnerkäfigen war alles vertreten. Er sah in winzigen Gehegen eingepferchte Ziegen, an Sitzstangen festgebundene Falken und andere Raubvögel, und einmal glaubte er sogar einen Korb voller Skorpione an einem der Stände entdeckt zu haben. Vielleicht war der Handel mit Tieren innerhalb der Stadtmauern verboten, der Deserteur wusste es nicht und letztendlich war es ihm auch egal. Als sie an einem Pferch voller Pferde und Kamele vorbei kamen zögerte der Hüne kurz, mit einem solchen Reittier würden sie Al Shedim innerhalb kürzester Zeit erreichen, doch es war Jahre her seit er das letzte Mal auf dem Rücken eines Pferdes gesessen hatte und so entschied er sich letztendlich dagegen.
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Mora Sul
Hätte man Keala gefragt, was sie vorzöge, Nordmar, Myrtana oder Varant, hätte sie wohl Myrtana gesagt. Sie kannte das Klima in Myrtana besser, wusste, was vom Winter zu erwarten war. Aber diese Reise, von Nordmar durch Myrtana nach Varant ... von Norden nach Süden, von klirrend kalt bis verflucht heiß, war wirklich nur mit dem Wort extrem zu beschreiben. Und Kea hoffte, nie wieder so einem Extrem zu begegnen, genau, wie sie hoffte, keinem Ork mehr zu begegnen.
Sie erreichten einen Ort, den Faren Mora Sul genannt hatte. Hier schien die Gefahr von Assassinen auszugehen, die anscheinend auch zur Sklaverei neigten - hier bevorzugt von Frauen. Dass die Orks Kea damals am Leben gelassen hatten, hatte an ihrem seltsamen Ehrgefühl gelegen, und an der Abmachung, die Isen mit den Orks getroffen hatte. Sein Leben für ihres, wenn er die Informationen preisgab. Nachdem man in Keas Finger geschnitten hatte, hatte er nachgegeben. Und zum Schluss hatten sie den Finger gleich behalten. Zu freundlich, diese Orks! Ach, wären doch nur alle Bewohner des Festlandes so nett! Bloß nicht!
Vor Mora Sul schien irgendwas stattzufinden, eine Art Markt, bei dem mit Lebewesen aller Art gehandelt wurde. Gab es nicht auch ein varantisches Wort für Markt? Es wollte Kea nicht einfallen. Sie hielt sich nah an Faren, besonders nachdem sie die heruntergekommenen Gestalten in den Käfigen gesehen hatte. Kea versuchte, sich von diesen Gedanken abzulenken, vom Gedanken an den Sklaven Thorwyn, dessen Schicksal für sie wohl ungewiss blieb. In ihren Gedanken versunken, hatte sie nicht gemerkt, wie Faren stehen geblieben war, einen Moment. Zu beschäftigt war sie damit gewesen, über Thorwyns Verbleib nachzudenken, sodass auch sie zum Stehen gekommen war.
Ein großer, bunt gefiederter Vogel in ihrer Nähe krächzte auf und rief Schimpfworte. Ein sprechender Vogel! Unwillkürlich suchte sie Faren, der aufholte und leise lachte, diese komischen Vögel wohl schon kannte und als ungefährlich befand. Lustig fand Kea das nicht unbedingt, immerhin hatte das Biest ihr einen gehörigen Schrecken eingejagt, auch wenn sie das nicht offen zugeben wollte.
»Was gibt's da zu lachen?«, empörte sie sich. »Wir wollten nur die Vorräte auffüllen und weiter, schon vergessen?«
Lange hielt ihre schlechte Laune nicht an ... es fiel ihr schwer, ihm lange böse zu sein. Wenn sie recht überlegte, war das schon in Faring so gewesen. Als sie Ravenne kennengelernt hatte, an dem Tag war sie drauf und dran gewesen, Faren mit Wurfdolchen zu attackieren, erinnerte sie sich. Er hatte sie beruhigt, indem er ihr einfach die Hand auf den Kopf gelegt hatte, ohne Druck. Bei jedem anderen wäre sie noch weiterhin wütend gewesen, aber ...
»Hure!«, wetterte wieder so ein buntes Viech direkt neben ihr los.
Wieder erschrak Kea, zuckte zusammen. Diesmal jedoch lachte sie mit Faren ... mehr als zu schimpfen hatten diese Vögel ja anscheinend nicht auf dem Kasten.
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“Was haben wir jetzt noch mal hier am Arsch der Welt in der Wüste verloren?“
Fragte Taeris Drakk, der neben ihm stand und versuchte in all dem aufgewirbelten Staub und Sand etwas zu erkennen. Um sie herum strömten Heerscharen von Soldaten und Bedienstete um Material heran zu schleifen.
“Nun…meine Herren, wir werden Zeuge werden, wie die Kriegsmaschinerie des neuen Königs…ein Kuhkaff niedertrampelt.“
Erklärte Lee feierlich mit zynischem Unterton und postierte sich neben ihnen.
Taeris runzelte die Stirn und wendete sich von dem kaum zu erkennenden Geschehen ab. Etwas weiter hinten standen Manuele und Berek herum und schauten ebenso planlos drein wie die anderen herumstehenden Krieger. Sie gehörten zu einem Trupp von einem guten Dutzend Mann, die ihm unterstellt waren. Drakk und Colodis führten ähnliche Trupps. Er hatte gerade halbwegs geschafft sich ihre Namen zu merken. Angeblich Soldaten des Königs. Wobei sie eher aussahen wie irgendwelche auf die schnelle angeheuerten Strauchdiebe. Rückversichernd nickte Taeris ihnen zu und zog seinen Mantel zurecht, der vor dem überraschend kühlen Wind und den Sandkörnern schützte.
“Immer schön zusammen bleiben…dann geht auch keiner verloren.“
Sprach er – rief er fast, um gegen den Lärm an zu kommen und wartete, bis sich so etwas wie Ordnung gebildet hatte und man sich orientieren konnte.
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Lehrling
Sie wusste nicht, wie lange sie nun unterwegs war. Viel musste sie seit jenem Tag, an dem sie halbtot von irgendwelchen Kerlen verprügelt worden war, ertragen. Brutalität und Gewalt waren für sie nichts Fremdes gewesen und das hatte sie abgehärtet. Wie oft musste sie schon den Tod ins Gesicht sehen. Wie oft war sie den Tod nur beinahe entkommen…
Damals hatte sie ein junger Schmied bei sich aufgenommen, hatte sich halbwegs vernünftig um sie gekümmert, lies sie aber auch bereits einige Tage später einfach in seiner Schmiede zurück. Auch die Stumme, die sich Ravenne nannte, verschwand bald und kurz darauf begann der Krieg. Die junge Frau hatte sich vor den Soldaten des Königs versteckt und es gelang ihr auch…teilweise. Wertlose Bastarde vergnügten ihre Lust an ihr bis sie schließlich entkommen konnte. Hass war das einzige was ihr noch blieb…
Seit jenem Tag floh sie durch ganz Myrtaner in den Süden. Stets hörte sie von Händler und Bürger, dass auch die anderen Städte und Dörfer von den Soldaten des Königs befallen waren. Dies trieb sie voran…
„Larissa, ich bin mir nicht mehr sicher.“, flüsterte Jessina ihrer Begleiterin zu. Sie, die Myrtanerin selbst, Bryanna und Neila wanderten nun schon seit mehr als 2 Tagen durch eine trostlose Landschaft mitten in Varant. Eine Karawane, gezogen und geschoben von ihnen selbst trug ihr ganzes Hab und Gut mit sich. Sie flohen von Stadt zu Stadt, stets begleitet mit der Angst getötet zu werden. Sie waren vier wehrlose Frauen in einer öden Wüste, deren Hitze sicher nichts mit Gnade zu tun hatte.
„Was redest du? Wir können nicht umkehren. Bakaresh sollte nicht mehr weit sein. Wir haben nicht mehr genug Proviant um noch länger zu rasten, also müssen wir uns beeilen.“ Larissa umarmte die junge Myrtanerin und begab sich wieder ans Schieben der Karawane.
Es war inzwischen Nacht geworden und nicht nur der schwere Wagen machte den vier Freundinnen zu schaffen, sondern auch die Kälte. Sie alle wussten, wie gefährlich es war, die Nacht in der Wüste zu verbringen.
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„Und vorwärts!“, kommandierte Bodric seinen Männern, während sich um sie herum die restliche Armee formierte oder in Bewegung setzte. Beziehungsweise ein Teil davon, denn alle Truppen zusammen hätten in dem Dorf vor ihnen vermutlich gar keinen Platz gefunden. Im Grunde genommen war es unwichtig, man nahm es einfach mit, weil man es konnte. Mit Gegenwehr war eigentlich kaum zu rechnen, schließlich waren die meisten Menschen nicht wie die Orks, die sich zäh an alles klammerten, was ihnen gehörte und die man deshalb bis auf den letzten Krieger töten musste, um eine Stadt zu erobern. Hier wäre es schon verwunderlich, wenn auch nur ein Pfeil auf die heranrückenden Truppen abgeschossen werden würde, Widerstand war Selbstmord.
Dennoch war Bodric vorsichtig und ließ die Männer ihre Schilde zur Hand nehmen, nur zur Sicherheit. Andere Einheiten rückten währenddessen von den übrigen Seiten her vor, um dieses Kaff zu umzingeln. Ebenfalls eine eigentlich unnötige Maßnahme, wer fliehen wollte, hatte das vermutlich längst getan, denn die Schiffe auf dem Meer hatte man sicher schon von weitem gesehen. Aber immerhin konnten die Soldaten auf diese Weise etwas das Exerzieren üben …
Thorwyn
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Vor einigen Monaten hatte Tyrael Varant verlassen und nun war er wieder da - allerdings in Begleitung von ziemlich vielen und erfahrenen Soldaten, was die Reise ungemein erleichterte. Die Männer hatten sich bereits in der Nähe von Lago positioniert und nahmen Befehle von brüllenden Offizieren entgegen. Offensichtlich wurde keine Gegenwehr erwartet, was ziemlich verständlich war. Welches Dorf würde sich einer Armee entgegenstellen und dann erwarten, dass sie heil aus der Sache rauskommen?
Als er mit Freiya am Deck stand und beauftragt wurde, ein paar Sachen aus dem Lagerraum zu holen, wurde er auch bald danach von Bord geschickt, er soll im Dorf wertvolle Sachen oder Tiere wie Pferde einsammeln. Freiya hatte er danach aus den Augen verloren.
Obwohl Tyrael kein Krieger war, war er also doch am Schauplatz des Geschehens, vielleicht könnte er sogar die ein oder andere Münze mitgehen lassen.
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Der Sturm auf die Ortschaft, wenn man es so nennen konnte, begann. Im Laufschritt eilten die Soldaten auf die teils verstreut, teils eng beieinander stehenden Häuser zu, manche geduckt hinter ihre Schilde, manche völlig unbesorgt. Doch als sich die ersten Gebäude aus der Dunkelheit schälten, merkten sie langsam, dass hier irgendetwas nicht normal war. Hatte es hier vorher schon eine Schlacht gegeben oder woher kam all diese Zerstörung? Zahlreise Häuser standen nicht mehr und hier und da glühte es noch in der Asche. Stirnrunzelnd rückte Bodric mit seinen Leuten vor und überwache den Verlauf der Eroberung. Viel gab es letztendlich nicht zu tun, denn verständlicherweise verbarrikadierten die Bewohner sich lieber in ihren verbliebenen Häusern, als der Armee, die so plötzlich erschienen war, Widerstand zu leisten. Und so beschränkte sich der Tumult hauptsächlich darauf, dass einige Türen eingetreten wurden, Soldaten Fackeln schwenkten und Menschen und Vieh ein wenig durcheinander brüllten. Und dann war es vorbei.
Schnell schnappte Bodric sich einen hilflosen Dorfbewohner und begann, ihn danach auszufragen, was hier geschehen war. Wenige Minuten später wusste er Bescheid. Orks. Wer rechnete denn in diesem abgelegenen Wüstenkaff mit Orks? Zwar hatten sie ausnahmsweise nicht jeden Fußbreit Boden bis zum Tod verteidigt, sondern waren beim Anblick der Schiffe abgezogen, aber vorher hatten sie dem Dorf noch ordentlich eingeheizt, um der Armee möglichst nichts zu hinterlassen, das für sie von Nutzen sein konnte.
Der Offizier seufzte und hielt nach seinen Männern Ausschau, die er in der Dunkelheit und inmitten der viel zu zahlreichen Soldaten teilweise aus dem Auge verloren hatte. Fröstelnd rückte er seinen Mantel zurecht. Verdammtes Mistwetter, dachte der Offizier, der sich mit dem Klima hier in Varant nicht anfreunden konnte. Nachts war es kalt und tagsüber schwitzte man sich die Seele aus dem Leib, aber von normalen Temperaturen konnte man nur träumen. Und dann sollte man auch noch einen Krieg führen. Doch im Gegensatz zu Sonnenbrand und klappernden Zähnen ließ der zum Glück noch auf sich warten, denn mit dem Abrücken der Orks war schon die Möglichkeit echten Widerstands in sich zusammengebrochen. Diese Ortschaft hier war freilich auch nur ein unbedeutendes Dorf ohne große strategische Bedeutung, in Bakaresh würde es anders aussehen.
Ratlos kratzten sich nun einige Soldaten die Köpfe. Dass es so leicht werden würde und sie dafür ein schon vor der Ankunft zerstörtes Dorf vorfinden würden, hatten sie nach den vergangenen Erfahrungen wohl nicht erwartet, doch fest stand, dass Lago nun auf einmal zum Königreich Myrtana gehörte. Keine sehr bedeutende Eroberung, aber immerhin war es eine, und es würde nicht die einzige bleiben. Auch eine lange Pause würde es nicht geben, stattdessen würde man weiter ins Landesinnere ziehen, um sich der nächsten Ortschaften zu bemächtigen. Und hier begann Bodrics nächste Aufgabe, genauer gesagt die seiner Untergebenen.
„Ihr da!“, wandte er sich an einige ihm bekannte herumstehende Soldaten und Arbeiter, die er endlich entdeckt hatte. „Zum Faulenzen ist jetzt keine Zeit. Das hier war nur der Anfang, aber bald geht’s weiter, und zwar durch die Wüste. Und weil das kein Vergnügen wird, brauchen wir noch mehr Lasttiere, je mehr desto besser. Also schaut euch um, sucht nach irgendwelchen Ställen und treibt zusammen, was es hier so an Pferden oder sonstigen Tieren gibt. Viel wird’s nicht sein, aber wenigstens ein paar werden die ja wohl haben … Abmarsch!“
Ob die Erfolg haben würden? Womöglich hatten die Orks auch Pferde, Kamele oder was man hier so hatte, mitgenommen … vielleicht aber hatten sie auch etwas übersehen, weil die Bewohner die Tiere versteckt hatten oder diese gerade in der Wüste unterwegs gewesen waren, als hier alles kaputtgehauen wurde. Eine Suche konnte jedenfalls nicht schaden. Das wäre dann zumindest ein kleiner Erfolg, denn die übrigen Vorräte, die es hier womöglich gegeben hatte, waren nur noch Asche.
Thorwyn
Geändert von Die Stadtwache (22.12.2010 um 10:29 Uhr)
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Wie er vorausgesehen hatte, sollte er nun die Pferde aus den Ställen holen. Das war wohl das einzige wirklich wertvolle hier in Lago, wenn man von dem Sumpfkraut mal absah, aber diese Pflanzen waren Tyrael egal. Er hatte es vor Jahren mal probiert, aber das war auch das einzige mal.
Bei den Ställen entdeckte er einen verängstigen Stalljungen. "Gold", sagte Tyrael knapp und streckte die Hand aus. Der Junge sah sich um, seufze, drückte ihm ein paar Münzen die er dabei hatte und lief weg.
"Hat sich gelohnt", murmelte Tyrael und betrachtete die Münzen.
Mit den Pferden an der Leine ging er zurück zum Offizier. Auf dem Weg dahin beobachtete er die Verwirrung in den Augen der Soldaten. Es gab wenige bis gar keine Kampfhandlungen, es gab nichts zum mitnehmen und die Pferde reichten nur für ein kleine Truppe von Männern.
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„Welch ein Sieg“ brummte Ulrich und zuckte kurz die Schultern. Ob dies nun wirklich nötig war um Zuben die Macht zu entreißen vermochte der Kommandant nicht zu beurteilen. Wenn er freie Wahl und den Oberbefehl gehabt hätte, dann wären die Truppen einfach an dem Nest vorbei marschiert. Nun war es ohnehin zu spät, am besten versuchen sich keine Gedanken darüber zu machen. Wenn dies der Weg sein sollte den es zu beschreiten galt, dann war das eben so. Der Kommandant versuchte schon seit längerem sich keine Gedanken mehr zu machen, wenngleich das nicht immer leicht war. Er gehörte nun zu jenen die Befehle empfingen und ausführen sollten, ohne wenn und aber.
Die Truppen hatten sich neu formiert, auf ein Zeichen hin setzte sich der Tross in Bewegung. Sie würden die Nacht durchmarschieren, die angenehmen Temperaturen sinnvoll nutzen, wenn man es so nennen wollte. Nebenbei bemerkte Ulrich ein paar Gestalten, die sich ihm zielstrebig näherten. Angreifer schloß der Kommandant sofort aus, wer wäre so töricht mit einer Schar Männern eine Übermacht anzugreifen?, dementsprechend blieb er gelassen. „Wir sind Rebellen“ rief eine bekannte Stimme, um die Schar anzukündigen, es war Roland, Ulrich ging dem Kameraden entgegen und begrüßte ihn mit einem Handschlag. „Schön euch zu sehen, ich hoffe ihr habt noch genügend Kraftreserven, wir haben einen langen Marsch vor uns“. Roland nickte nur, „gut, dann schließt euch an, bleibt am besten in meiner Nähe“.
Geändert von Sir Ulrich (22.12.2010 um 01:40 Uhr)
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Im nordvarantischen Gebirge, über Lago
Yared und seine Begleiter lagerten unweit von Lago auf dem Gebirgskamm, der die Bucht von Trelis vom Varantischen Tiefland und der sich darin erstreckenden großen Wüste trennte. Sie hatten kein Feuer gemacht um die in dem Küstenort angelandeten myrtanäischen Streitkräfte und die vom König angeheuerten Söldnerregimenter nicht auf sich aufmerksam zu machen, aber die Nächte waren hier im Süden ja selbst im Winter warm genug.
Kampfeslärm drang durch die Nacht, während die Kommandanten ihre Ritter und Soldaten wie aufgeschreckte Ameisen durch das brennende Lago scheuchten auf der Suche nach irgendeiner Art von orkischem Widerstand. Sie waren heiß darauf die Streitmacht des nordvarantischen Orkstatthalters Moltok niederzumachen und dabei relativ erfolglos. Der Kriegsherr und seine Grünhäute hatten die Hütten gebrandschatzt und waren anschließend gen Süden in die Wüste abmarschiert. Für Yared war dies alles nur wiedereinmal ein weiterer Beweis für die Unfähigkeit der königlichen Spione.
Murdoc kam den steilen bewaldeten Abhang herauf und setzte sich zu den anderen.
"Die Flotte macht sich vom Acker.", vermeldete er, die Arme voller Fressalien, die er in dem Tumult, der durch die abrückenden und Feuer legenden Orks gestiftet worden war, aus einem örtlichen Krämerladen entwendet hatte.
"Sie werden mit den Schiffen für Ablenkung sorgen, sodass Bakaresh Angesichts einer Bedrohung von See keine Streitkräfte entsendet. Die wollen auf ihrem Treck durch die Dünen nicht gestört werden.", sinnierte der Sippenführer, "Und? Was hast du ergattern können?"
"Etwas Brot, diese Korbflasche und so eine komische große zähe Wurst."
"Komische große zähe Wurst ...", murmelte Kaldrin.
"Gib Arvideon die Flasche, Murdoc.", bat der Wandermönch.
"Hier."
Arvideon nahm die Korbflasche entgegen und entkorkte sie flink und fachmännisch.
"Komische große zähe Wurst ..."
"Was ist drin?", fragte Moe offensichtlich auf einen angemessenen Anteil Schnaps aus.
Der Gnom hob salbungsvoll die Hand zum Zeichen, dass er erst noch probieren müsse, was er dann auch ausgiebig tat.
"Weißer thermarianischer Portwein. Guter ... ausgezeichneter Portwein." stellte er zufrieden seine Expertise vor und gab die Korbflasche an Yared weiter, der ebenfalls einen ordentlichen Schluck nahm. Der Port war frisch, mit säuerlichen Spitzen, die gut mit dem der süßlichen im langen Abgang trockenen Geschmack harmonierten. Er nickte seinem Freund zu.
"Das kann ich nur bestätigen."
"Komische große zähe Wurst ..."
Kaldrin schien mit den Worten zu ringen. Er hatte schon einen ganz roten Kopf.
"Schade, ich hatte auf einen ordentlichen Brandwein gehofft."
"Kaldrin, was ist denn mit deiner komischen großen zähen Wurst?"
"Wie kann man nur? Das ist eine varantische Schwarzsnappersalami!", regte sich der Waldläufer auf.
"Und?"
"Wie kann man solch eine Delikatesse nur als komische große zähe Wurst bezeichnen!?"
Murdoc zuckte mit den Achseln.
"Keine Ahnung."
Yared griff hinter sich und nahm seine Armbrust hervor, spannte sie und legte sie in Griffweite. Kaldrin, Murdoc und Moe taten es ihm gleich. Falls man sie doch überraschend entdecken sollte, waren sie gerüstet.
Geändert von Yared (22.12.2010 um 12:52 Uhr)
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Berek war fertig. Das laufen durch den Sand war ja noch anstrengender als durch den Schnee im Norden. Der Angriff auf das Örtchen war sehr schnell vor bei gewesen. Einige der Dorfbewohner redeten etwas von Orks. Also würde Berek auch hier in der Wüsten, dem Arsch der Welt, Orks hauen dürfen.
„Berek lief so gut es ging vor zu Taeris,der den Trupp anführte. Sag mal was haben wir jetzt eigentlich hier vor?“
Damyen ging neben Berek. Er mochte den Knaben, er wuste zwar nicht wie so aber irgend was war an ihm.
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Ganz früh am Morgen hatten sich der Oberste Magier und der Nomadenführer Al Shedims vor dem Eingang des Tempels getroffen, um gen Ben Sala aufzubrechen – oder besser gesagt dem Tempel, der ganz in der Nähe der Assassinenstadt war.
Zuvor jedoch hatte der Priester den Rat einberufen, um diesen darüber zu informieren. Die Stimmen waren nicht nur positiv, vor allem Nefarius schien dies wenig gutzuheißen, doch als Oberstem Magier oblag es ihm, die Geschäfte der Magier nach seinem Ermessen zu regulieren. Und wenn er ehrlich war, so wollte er auch nur ungern weiter mit der Setarrifer Delegation darüber diskutieren, was moralisch verwerflich wäre und was nicht. Hindrun schien ihm ein netter Magier, dem man sicher auch vertrauen konnte, aber Silvie war von einem ganz anderen Kaliber und auch das Angebot sprach nicht für die Abgesandten. Zum Schluss waren alle Ratsmitglieder damit einverstanden, dass er Maris begleiten würde und Merdarion ihn als Obersten Magier vertreten würde.
Nun, einige Stunden später, neigte sich der Tag bereits dem Abend zu. Die Sonne stand noch hoch am Himmelszelt und Tinquilius schritt neben Maris. Der Marsch gen Norden war nicht gerade wenig anstrengend, vor allem da der Priester nicht mehr auf die Robe zurückgreifen konnte, die Angelina ihm einst genäht hatte. Nun musste er eine normale nehmen, welche seinen Körper nicht mehr kühlte.
Wenn ich sie nur sehen würde, würde ich sie bitten, mir eine neue zu nähen und mit Sprüchen zu versehen.
Am Horizont tauchte ein dunkles Objekt auf, dass Schritt für Schritt größer wurde. „Das könnte schon der Tempel sein, oder?“, meinte Tinquilius und der andere stimmte ihm zu. „Das wäre erfreulich, auch wenn ich gut außer Puste bin. ich Reise eindeutig zu wenig herum.“
Auch wenn se sich noch in einiger Entfernung zum Tempel befanden, konnte der Priester bereits eine Präsenz spüren, die ihm nicht so fremd war. Es war etwas Mächtiges, Altes. Die Magie der Alten Kultur. Eindeutig. Und nicht nur Fragmente dieser. Eine ganze Anhäufung.
Etwas besorgt schaute er zu Maris, sprach jedoch nicht davon, sondern ging darauf ein, was den anderen wohl schon länger interessierte: „Du musst mir versprechen, dass niemand davon erfährt, was ich dir nun sage.“ Er wartete kurz darauf, dass der andere nickte. „Gut. Die Setarrifer Abgesandten sind tatsächlich zu einem kulturellen Austausch da und auch, weil sie fürchten, dass das myrtanische Königreich wieder die Südlichen Inseln erobern möchte. Doch der Grund, wieso gerade wir Magier von Interesse sind, ist, dass den Setarrifern Magiern ein Oberster Magier vorgesetzt wurde, der scheinbar wahnsinnig ist. Sie versuchen durch uns seine Macht zu schwächen, um so von ihm los zu werden.
Und deshalb bin ich auch ganz froh, mit dir reisen zu können. Ich weiß nämlich nicht, was ich davon halten soll. Es klingt unmoralisch und auch die Tatsache, dass ihr Nomaden nicht eingeladen wurdet zu den Gesprächen gefällt mir ganz und gar nicht.
Aber ich bitte noch einmal: das darf niemand erfahren. Ich möchte nicht, dass die Beziehungen zwischen uns Magiern durch so etwas gefährdet wird.“
Er schaute wieder nach vorne und sah, dass der Tempel nun schon weit größer war. Es würde nicht mehr lange dauern, dann wären sie dort.
Was uns dort wohl erwartet?
Geändert von Tinquilius (22.12.2010 um 15:42 Uhr)
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Die Sonne verschwand mehr und mehr am Horizont, während ihr kleiner Kutter sich der Küste näherte. Was auch immer Tallah geplant hatte, sie erreichten weder einen Umschlagplatz noch eine Ortschaft. Am Strand zeigte sich nur gähnender Leere, so weit Kialars Auge blickte.
„Sag Mal…Tallah, wo sind wir?“, wandte sich der Wüstensohn an den Schiffskapitän. Dieser schien schon seit sie das Festland sehen konnten, herumzufluchen und im gewissen Maße nervös zu sein. Er wechselte immer wieder von seinem neuen etwas kriecherischen Tonfall zu seinem alten, grimmigen, respektlosen, so als würde er Kialar und Fross ständig testen. Er fiel ihnen schon sehr auf den Geist und besonders der Adlatus würde froh sein, von dem anstrengenden Mann befreit zu sein.
„Ich weiß nicht…eigentlich wollte ich Lago erreichen, aber…hm…wir müssen weiter nach Osten abgedriftet sein…“, erklärte Tallah nun Stirn runzelnd und in einem Tonfall, der jegliche Schuld von ihm abwies.
„Naja, dann sind wir eben etwas östlicher…“, fand sich der Wüstensohn ab und versuchte sich in Geduld zu üben, was auf diesem Schiff immer schwieriger zu werden schien.
„Ist östlicher gut?“, wandte sich nun Fross an ihn.
„Östlich ist in Ordnung, ja.“, erwiderte Kialar mit einem Lächeln. Der Nordmarer wurde ihm immer sympathischer in seiner Unkompliziertheit und der bemerkenswerten Fähigkeit, sich allen Umständen anzupassen. Sie hatten in der vorhergehenden Nacht entschieden, abwechselnd Wache zu halten, denn Arlos alte Komplizen schienen zwar auf ihrer Seite, aber man konnte nie sicher genug sein, was Tallah anbelangte.
Diese waren unterdessen auch ans Deck gekommen und betrachteten nun misstrauisch die weit ausufernden Landschaften. Es hatte sich herausgestellt, dass sie Brüder waren, weswegen die Dankbarkeit nach der Rettung des einen durch Fross so eine große Wirkung erzielt hatte.
„Verdammt…so sieht das hier also aus.“, wunderte sich einer der beiden, der auf den Namen Olim hörte. „Ja.“, erwiderte sein schweigsamer Bruder Nebis nur.
Als sich das Schiff immer mehr den Untiefen näherte, entschied Tallah den Kutter anzulegen. Der Rest des Weges würde nun mit Boot zurückgelegt werden.
Es war etwas, zu dem sich Kialar schon die ganze Nacht über durchgerungen hatte und er nun endlich aussprach „Unsere Wege trennen sich jetzt.“, wandte er sich mit endgültigem Tonfall an Tallah.
„Aber, aber…“, wunderte sich dieser und riss im aufkommenden Verständnis die Augen ungläubig auf. „Nein, Nein!“, schrie er. „…ich habe euch doch in die Wüste gebracht, ich wusste doch nicht, dass dieser Kompass mir den falschen Weg anzeigt…es ist…“, jammerte er, doch Kialar unterbrach ihn „Du verstehst mich falsch. Fross und ich können uns wohl kaum den ganzen Weg mit zwei Gefangen belasten, vor allem hier in dieser Einöde. Du kannst von mir aus zurücksegeln, aber versprich mir eines. Übergib Arlo der Wache, wenn du nach Vengard zurückkommst und wenn nicht…“ Er legte eine kurze Pause ein. „…ich komme bestimmt wieder in die Stadt zurück.“
„Ich verspreche es…oh Magier…“, antwortete dieser sofort.
Danach wandte sich der Adlatus an die beiden Brüder. „Was ist mit euch?“
Sie sahen sich an und dann sagte Olim „Wir werden mit euch reisen, andere Städte, neue Aufträge.“ Sie grinsten sich an und Kialar schüttelte den Kopf. Was das für Aufträge waren, wollte er gar nicht wissen.
Schließlich erreichten die Vier mit dem Boot den Strand. Kialar lächelte, als er zum ersten Mal seit einer Ewigkeit einen Fuß in den Sand setzte. Nachdem der Karren, den sie auch irgendwie auf das Boot gebracht hatte, auf Festland war, standen sie wie verloren vor einem sich in die Ferne ziehenden Strandes wo sich am westlichen Ende scheinbar irgendeine Burg aus dem Nichts erhob. Rechts vor ihnen erstreckte sich entlang des Meeres ein unpassierbares Gebirge, während links davon eine kleine Steigung und eine Art Weg zu erkennen war, der sich seitlich an den Felsen vorbei schlang.
„Nun, wir sind da.“, verkündete Kialar mit Freude, doch die anderen schienen diese nicht wirklich zu teilen.
„Wir sind irgendwo zwischen Bakaresh und Lago. Wenn wir also diesem Weg ins Landesinnere folgen, kommen wir bestimmt nach Ben Sala, wo wir uns erst einmal neues Gewand besorgen können.“ Letzteres sagte er, als er bemerkte, wie heiß ihm in dieser kurzen Zeit schon geworden war. Zweifelnd blickte er zu dem Nordmarer mit seiner schon für Myratana Verhältnisse dicken Kleidung. „Äh…du solltest wohl besser etwas Fell ablegen, bis wir was anständiges zu anziehen haben.“
Fross blickte nur starr vor sich hin.
„Fross? Was ist mit dir…dir ist doch sicher heiß oder nicht?“, wandte sich Kialar verwundert an ihn.
-
Tempel von Ben Sala
Dunkel und majestätisch erhob sich der uralte Stein des Tempels von Ben Sala vor ihren Häuptern, von ganz ähnlicher Art wie der in Al Shedim, aber von einer weitaus dunkleren Aura beseelt, und dennoch konnte Maris seine Gedanken nicht auf das vor ihm Liegende konzentrieren. Die Sache mit der Setarrifer Delegation beschäftigte ihn dann doch zu sehr. Interne Angelegenheiten also... es erschien wohl eher wie Hochmut denn Arglist, wie sie die Nomaden und die Öffentlichkeit ausschlossen, ihre Ziele aber vor dem fremden reis des Wassers offen zu erkennen gaben. Wer gab schon freiwillig und von vornherein preis, wenn er Intrigen spann? Das machte so wohl keinen rechten Sinn.
"Keine Sorge", versicherte Maris, "ich werde niemandem etwas verraten. Aber ehrlich gesagt klingt es gar nicht so unmoralisch. Wenn ihr mit ihnen reist, könnt ihr euch vor Ort ein Bild von der Lage machen und dann immer noch entscheiden. Wenn der dortige Oberste tatsächlich unrechtmäßig an der Macht ist und verrückt geworden ist, dann gibt es vielleicht gar keine andere Möglichkeit, wieder Vernunft einkehren zu lassen. Vielleicht führt er sich auf wie ein Diktator, und ein guter Teil des Kreises führt sich auf wie dumme Ja-Sager oder ist eingeschüchtert von seinem Auftreten. Wie sollte man so jemandem entgegentreten, ohne fremde Hilfe? Wenn sie tatsächlich Intrigen spinnen wollten, hätten sie euch sicher nicht so direkt von ihrem Anliegen berichtet, sondern euch unter einem Vorwand mitgenommen und vor Ort nach ihrem Belieben manipuliert."
Die Frage, wie viele in diesem Falle mit den Setarrifern reisen würden, und wie lange sie fort blieben, brannte ihm aber immer noch auf der Seele, wenngleich er sie jetzt nicht stellen wollte. Wenn Aniron mitging, würde er sicher nicht hier zurückbleiben, so viel stand fest.
"Also dann!", rief der Nomade schließlich aus und blickte an der Fassade des Tempels hinauf.
"Wie kommen wir jetzt in das Ding rein? Einfach öffnen wird wohl nicht gehen, zumal wir die Region dann wohl mit dem Fluch der Untoten belegen würden, der da drin lauert. Siehst du irgendwo eine Öffnung da oben? Dann könnten wir das Seil hier", er klopfte auf ein langes Hanfseil, das er aus Al Shedim mitgenommen hatte, "benutzen."
Eine Weile umschritten die beiden den Tempel und schauten sich die Fassade des mächtigen Baus genau an. Dicht an dicht standen die Steine dort übereinander gestapelt, da war keine Lücke zu erkennen. Doch, ein kleines... Fenster, oder etwas in der Art, fand sich auf einer Höhe von vielleicht drei Mannslängen. Wenn man sich mühte, konnte man da vielleicht sogar hindurch kommen.
"Na gut, dann werden wir wohl kletter..."
Plötzlich hob sich rumpelnd der Boden unter Tinquilius an, der augenscheinlich gerade einen Zauber wirkte, und beförderte die beiden genau auf die Höhe, in der sich das Loch befand.
"...n müssen.", beendete Maris verblüfft seinen Satz.
"Aber so geht's natürlich auch."
Praktisch, so ein Wassermagier, das musste man ihnen lassen.
Wenige Momente später war das Seil hinreichend an einem der Steine in der Fassade des Tempels befestigt, und nacheinander ließen sich die beiden in die Dunkelheit hinab.
"Finster wie im Snapperarsch ist's hier!", stellte Maris trocken fest. Der Widerhall seiner Stimme ließ darauf schließen, dass der Raum, in dem sie sich befanden, zumindest nicht gerade nur ein kleines Kämmerchen war.
"Dummerweise hab ich jetzt natürlich nicht an eine Fackel gedacht."
Und wieder dauerte es nur einen kurzen Moment, bis eine kleine Lichtkugel mitten im Raum erschien und die Kammer erhellte... eine Grabkammer. Und sie beide standen direkt auf einem Sarkophag.
"Also wenn du nach Reichtümern suchst, sind wir wohl genau am rechten Ort dafür... und sogar ohne Untote in der Nähe! Wobei es mich nicht wundern würde, wenn da welche direkt vor der Grabkammer warten."
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