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Mondsucher - Teil 1
Mondsucher - Teil 2
Mondsucher - 3. Efferd bis 15. Efferd
Mondsucher - Teil 3
Mondsucher - 15. Efferd bis 25. Efferd
Mondsucher - Teil 4
Mondsucher - Teil 5
Mondsucher - Teil 6
Dramatis Personae:
Daan: ???
In einem Wald
»Nutze diese Chance, Daan. Das ist ein Vertrauensbeweis, Daan. Eine sehr wichtige Aufgabe liegt vor dir, Daan«, äffte Daan die Vogtvikarin nach, während er missmutig durch das Geäst eines Waldes stampfte. »Von wegen Vertrauensbeweis. Die schicken mich in irgendein Kaff, damit sie mich los sind…«, grummelte er vor sich hin, blieb kurz stehen und trat einen Busch. »Und verlaufen habe ich mich hier auch noch in diesem dreimal verhexten Wald, verhext nocheins.« Mit den Armen gestikulierend machte er seiner Wut Luft, die Flamme in seiner Laterne begann bedenklich zu flackern. »Wenn du nicht bis Sonnenaufgang brennst, dann machst du Bekanntschaft mit dem nächsten Amboss, den ich finde«, er stockte. »Ich rede schon mit einer Blendlaterne! Werde ich jetzt Wahnsinnig, dieser Wald macht mich krank!«, brüllte er in die vor ihm liegende Dunkelheit, ungeachtet der Tatsache, dass er so manch wildes Tier aus seinem Schlaf riss und die Räuber der Nacht auf sich aufmerksam machte. Am Tag mag es hier ja noch so idyllisch sein mit diesen süßen Hasen, die aus jedem verphexten Erdloch kriechen, und den putzigen Vöglein, die auf den Bäumen zwitschern… Ach sollen sie doch alle in der Pfanne schmoren! Bei Nacht ist hier viel zu … unheimlich…
Kein verdächtiges Geräusch drang durch den Wald, jeder Laut wurde durch die dicke Moosschicht auf dem Boden geschluckt und die dicht stehenden Laub- und Nadelbäume erschwerten die ohnehin schon getrübte Sicht. Mit einem Mal leuchteten zwei gelbe Augenpaare in der Finsternis auf. Daan hielt inne und spähte gespannt in die Richtung der beiden. Langsam glitt seine Hand in einer der zahlreichen Taschen seiner Weste und umschloss fest einen der darin liegenden Wurfsterne.
»Ihr habt mir gerade noch gefehlt, ihr vermaledeiten Mistviecher. Haut ab, oder ihr landet über meinem Feuer, habt ihr verstanden?«, rief Daan ihnen zu. Das Blut raste in seinem Schädel und vermischte sich mit seinem Herzschlag zu einem einheitlichen Rauschen. Er versuchte sich zu beruhigen, doch jeder Versuch stachelte ihn noch mehr an. Dieser Wald macht mich echt fertig. Elfen hätten bestimmt einen heiden Spaß mit mir.
Als dann zwei graue Wölfe aus dem Unterholz traten und ihn mehr neugierig denn hungrig ansahen, war es um ihn geschehen. »Achso, nur begaffen wollt ihr mich! Wisst ihr was, hier kriegt ihr was zu sehen!«, schrie er fast schon und drehte sich einmal im Kreis. »Genug gesehen?!« Scheinbar durch seine lauten Worte beunruhigt, knurrten die beiden Tiere ihn an. »Ja fein. Wollt ihr den armen Wandersmann mit Haut und Haar fressen? Ja wollt ihr das, ihr putzigen Tierchen?«, fragte Daan nun die beiden, als würde mit dressierten Hunden reden und ging dabei kurz in die Knie. Die Wölfe, verwirrt durch das seltsame Benehmen ihrer Beute umkreisten diese langsam und vorsichtig.
Der erste Sprung seitens des größeren Wolfes, war leicht vorauszuahnen. Mit einem schnellen Schritt nach rechts wich Daan seinem Gegner, den er sich zugegebener Maßen selbst zu solchem gemacht hatte, aus, um dann mit einer lang eingeübten Bewegung einen kleinen Wurfstern in die Richtung des Angreifers schleuderte. Auf das Ergebnis seines Wurfes konnte er keine Rücksicht nehmen, denn der kleinere Wolf schnappte mit seinen scharfen Zahnreihen, nach Daans linkem Bein. Mit einem Sprung nach hinten brachte er etwas Abstand zwischen sich und seinen neuen Gegner. Aber wo ist der andere? Ist er geflohen?
Das Knurren in seinem Rücken warnte ihn vor, doch zu spät konnte er reagieren. Es gelang ihm nur, sich zu dem Wolf in seinem Rücken umzudrehen. Mit einem mächtigen Satz riss dieser ihn zu Boden und nur mit Mühe konnte Daan den Bissen nach seiner Kehle entgehen. Währenddessen umkreiste der zweite Wolf seinen Gefährten und die Beute lauernd, um notfalls eingreifen zu können. Flink griff Daan in eine weitere der vielen Taschen seiner Weste und warf eine handvoll des Inhaltes in die Augen des Wolfes, der ihn zu Boden drückte. Jaulend wich die Kreatur zurück und schüttelte immer wieder den Kopf. Nun galt es das andere Tier zu überwinden, das verunsichert einige Schritte Abstand zu Daan hielt. Das hat man davon, wenn man sich mit mir anlegt, Mistköter. Doch der Wolf fasste scheinbar neuen Mut und warf sich in Daans Richtung. Schnell langte dieser zu seinem Gürtel und zog einen scharfen Dolch aus der Scheide. Einer tänzerischen Darbietung gleich, drehte sich Daan mit Schwung zur Seite und zog dabei dem Wolf den Dolch über die Flanke. Mit einem Aufheulen verschwand der kleinere Wolf in der Dunkelheit, gefolgt von seinem leidenden Gefährten.
Betont ruhig klopfte Daan sich den Schmutz von er Kleidung und sammelte seinen Wurfstern wieder ein. »Na super, jetzt bist du doch erloschen«, sagte er vorwurfsvoll zu der kleinen Blendlaterne in seiner linken Hand.
Dank des spärlichen Mondlichtes, kam Daan auch ohne Laterne voran. Er stolperte mehr, als mit einer weiteren Lichtquelle, und das blasse Licht des Madamals tauchte den Wald um ihn herum in eine unheimliche Atmosphäre. »Ich könnte Ausspucken! Schon wieder so ein blöder Stein«, fluchte Daan und humpelte ein kleines Stück voran. Sogleich stieß er sich den Kopf an einem niedrighängenden Ast. »Au, das ist nicht mehr lustig! Wo geht es denn nun hier raus? Bin ich jetzt hoffnungslos verloren?«
Doch er bemerkte, dass sich der Wald langsam zu lichten schien. Die Bäume standen nicht mehr so dicht bei einander wie zuvor, nur noch vereinzelt war größeres Buschwerk im Weg und mehr Licht fiel von oben herein. Gerade wollte Daan schon frohlocken, als sich eine Wolkenfront langsam vor den Mond schob und sein Licht diese nicht zu durchdringen vermochte. »Phex spart sich mein Glück wohl für einen besonderen Moment auf, wie es scheint«, dachte er erbost und übersah eine Wurzel vor seinen Füßen. Ungeschickt strauchelte er und stürzte daraufhin in das nächste Gebüsch. Leise vor sich hin fluchend rappelte er sich wieder auf, verharrte jedoch, als ein wohlbekannter Laut an seine Ohren drang. Das Knurren schien von einiger Entfernung rechts von Daans Position zu stammen, doch viel interessanter waren die menschlichen Stimmen, die er dumpf reden hörte.
»Kain stimmt etwas nicht?« Das war eine zitternde, ängstlich wirkende Stimme eines Mannes.
»Wir sollten schnell ins Haus zurück, Friedhelm. Vater muss wohl oder übel noch etwas auf meine Gesellschaft warten.« Diese Stimme war fester und etwas tiefer, schien von einem jungen Mann zu stammen. Auch diese beiden schienen die Gefahr erkannt zu haben. Neugierig robbte Daan etwas aus seiner Deckung heraus, um einen besseren Überblick zu erhalten. Ein kleines Häuschen mit Garten, wie … langweilig. Aber es hat was… Argh, verphexter Zweig… Er bewegte sich ein wenig hin und her, um einen Zweig zu verdrängen, der ihm unangenehmen in den Bauch stach. Ahh, so ist es besser… aber was ist das? Das Blätterwerk eines Busches bewegte sich wild, scheinbar bereitete sich das unbekannte Wesen auf seinen Angriff vor. »Nicht, wenn ich dir zuvorkomme«, murmelte er und griff nach drei Wurfsternen in seiner Westentasche und machte sich bereit. Angespannt und zum Sprung bereit, verharrte er in seiner Position und beobachtete das verborgene Wesen, bis die Bewegungen mit einem Mal abbrachen.
Daan hörte, wie eine Holztür knarrend aufgerissen wurde, und schon sprang ein dunkler Schatten aus dem Gebüsch, der auf die Tür zuhielt. Er stieß einen schrillen Pfiff aus, um die Kreatur auf sich aufmerksam zu machen, sie trug scheinbar einen schwarzen Umhang, der ihr Gesicht samt Gliedmaße verdeckte, sprang gewandt auf und ließ die Wurfsterne fliegen. Bist du etwa ein Mensch? Fast zu schnell für seine Augen schoss ein mit rötlichem Fell bedeckter Arm aus dem Umhang hervor und fegte die Wurfsterne mit einem Streich aus der Luft. Grimmig knurrend ließ sich das Wesen auf alle Viere nieder und setzte zum Spurt auf Daan an, dabei verrutschte die Kapuze des Umhangs um wenige Finger und gab kurz eine spitz zulaufende Schnauze preis. Daan machte einen Schritt rückwärts.
»Du bist einer der Füchse, wegen denen ich hier bin?«, mutmaßte er, worauf eine geknurrte Antwort unter der Kapuze hervordrang. »Elender Diener…« Daan musste auflachen. »Wer von uns ist der Diener?«, spottete er, doch es regte sich Unsicherheit in ihm. Als spürte er sein Zögern, preschte der Fuchs auf ihn zu. Erschrocken riss Daan die Arme hoch und sandte ein Stoßgebet an Phex. Komm schon, alter Freund, wir waren immer ein gutes Team. Mit einem fahlen Schein wurde sein rechter Arm etwas schwerer und als er seine Hand öffnete, lag darin ein leuchtender Wurfstern aus einem ihm unbekannten Metall. Der Fuchs war nah herangekommen, Daan schleuderte ihm den Stern mit aller Kraft entgegen, zielte auf den Kopf. Dieser bremste ab und wieder schoss einer seiner Arme hervor, um den Stern abgleiten zu lassen. Begleitet von einem Jaulen fuhr der Wurfstern tief in den Arm des Fuchses, Rauch stieg von der Wunde auf. Wimmernd leckte er die Wunde, doch dies schien keine Linderung zu verschaffen und plötzlich wandte er sich von Daan ab und verschwand im Wald, aus dem er einige Augenblicke vorher getreten war. Ob er sich schon die ganze Zeit im Wald aufgehalten hat? Ein Glück, dass ich ihm nicht vorher begegnet bin. Phex, du scheinst ja doch über mich gewacht zu haben.
Der Wurfstern war unauffindbar, also wandte sich der junge Mann der Tür zu, durch die die beiden anderen Männer geflohen waren, auch wenn eine einfache Holzhütte gegen so eine Bestien wenig Widerstand bot.
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