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Mondsucher - Teil 1
Mondsucher - Teil 2
Mondsucher - 3. Efferd bis 14. Efferd
Mondsucher - Teil 3
Dramatis Personae:
Kain: Unehelicher Sohn des Barons von Phexhilf
Der Buchhändler: Ehemaliger Bibliothekar und Schriftinteressierter
Tomin: Sein Enkelsohn
Traviane: Inhaberin des Gasthofes "Zur Erholung", interessiert an Kain
Phexhilf an den Ausläufern von Eisenwald und Phecanowald
Benommen richtete Kain sich in seinem bequemen Sessel auf. Ohje, dieser Beruhigungstee hatte es wohl echt in sich, dass nächste Mal sollte ich nicht so viele von den Blättern nehmen. Sein Blick fiel auf die Tasse, die neben dem Sessel stand. Dünne Lichtstrahlen, in denen einzelne Staubpartikel tanzen, drangen zwischen den Ritzen der Fensterläden hervor, und das Leder der Rahmen erschien in einem ungesunden, bräunlichen Farbton. Die Kerzen waren komplett heruntergebrannt, sodass der Raum in einem seltsamen Zwielicht lag. Zum Glück haben die Kerzen nichts in Brand gesteckt, sondern sind einfach heruntergebrannt. Wir müssen frühen Morgen haben, also erst einmal etwas essen.
Er stand auf, streckte sich kurz und stieg in seine Speisekammer hinab, die sich unter der Bodenluke befand. Aus einem von drei Regalen, die unter anderem auch konservierte Lebensmittel enthielten, nahm er sich einen Laib Brot und etwas von dem würzigen Käse, den er einem Zwergenhändler abgekauft hatte. Zwar beschrieben einige Menschen ihn als stickend, doch dieses Aroma störte Kain nicht sonderlich. Besonders gut schmeckte er, wenn man ihn kurz über ein Feuer hielt und er dann regelrecht auf der Zunge zerging. Doch diesmal aß Kain in auf einfache Weise mit dem Brot. Nachdem er sein Frühstück beendet hatte ging er aus seinem Haus zu dem kleinen Bachlauf, stillte seinen Durst und wusch sich darin. Nie kam hier jemand vorbei, der ihn hätte beobachten können, also ließ er alle Vorsicht fahren.
»Hmm, was soll ich mit diesem Tag anfangen?«, überlegte er laut und strich sich durch die nassen Haare. Der Händler ist noch bis zum Nachmittag in der Stadt, vielleicht statte ich ihm noch einen Besuch ab, bevor er geht… Er stieg aus dem Bach und fröstelnd trat er in die Sonne zurück, denn der Schatten unter den einzelnen Bäumen am Bachlauf war zu dieser Tageszeit und mit nasser Haut mehr als kalt, und hielt nach einem passenden Platz zum Trocknen Ausschau. Er entschied sich für einen Felsen, der hinter seinem Haus und Garten, sowie auf der anderen Seite des Baches zwischen zwei Bäumen lag. An dieser Stelle durchbrach genug Sonnenlicht, das Blätterwerk, eines spärlich bewachsenen Baumes, sodass man sich darauf Sonnen konnte.
Träge döste er eine Zeit lang auf seinem Felsen, wie eine Eidechse, bis er das Wasser auf seiner Haut und in seinen Haaren verdunstet war und kleidete sich daraufhin wieder ein, um in die Ortschaft zu gehen.
»Kain, was treibst du dich denn schon so früh in zwielichtigen Schänken herum?«, begrüßte Traviane, die Inhaberin des kleinen Gasthofs “Zur Erholung”, ihn mit einem verschmitzten Lächeln, als er durch die Eingangstür in den Schankraum eintrat. Er verbeugte sich leicht mit sachtem Schmunzeln. »Solch “zwielichtige Schänken” üben aus irgendeinem Grund einen undefinierbaren Reiz auf mich aus«, entgegnete er. Die alleinstehende Frau blickte errötet zur Seite und fragte, um von diesem Thema abzulenken: »Wie kann ich dir denn heute behilflich sein, Kain? Das Übliche für dich … zu trinken?«
Kain sah sich kurz im Schankraum um: Die dunkle Holzvertäfelung verlieh ihm eine wohlige Atmosphäre, in der man sich bei einem guten Bier entspannen konnte. In einer Ecke des Raumes, drückten sich zwei ominöse Gestalten herum, die Gesichter unter einer tief ins Gesicht gezogenen Kapuze verborgen. Sie schienen sich angeregt zu unterhalten, jedoch darauf bedacht zu sein, dass niemand ihnen zuhörte.
»Nein, diesmal nicht, ich wollte dich nach einem deiner Gäste fragen«, Kain trat näher an die Theke heran, hinter der Traviane sich aufhielt. »Hier bei dir sollte ein älterer Mann mit seinem Enkel untergekommen sein. Er hat mir angeboten sich mit mir zu unterhalten und dem möchte ich heute nachkommen, schließlich verlässt er heute Phexhilf wieder.« Traviane sah ihn für einen Moment etwas verwirrt an, nickte dann aber und deutete mit einer Hand auf die hölzerne Treppe, die rechts neben der Theke ins obere Geschoss des Hauses führte. »Ich glaube der Mann, den du suchst, hat das zweite Zimmer auf der linken Seite des Flurs belegt. Er scheint mir ein recht … eigensinniger Mensch zu sein«, nannte ihm die Wirtin den Aufenthaltsort des Buchhändlers. Kain schenkte der blonden Frau mit den grünen Augen ein kurzes Lächeln und stieg daraufhin die Stufen zu den Zimmern der Gäste empor.
Als er vor der gesuchten Tür stand hörte er schon ein dumpfes Poltern und die aufgeregte Stimme des alten Mannes vom Vortag. »Tomin, du bist wirklich ein wandelndes Desaster!«, klang es gedämpft durch das dicke Holz der Tür. »Ich mach das doch nicht mit Absicht, Opa!«, hörte Kain nun die weinerliche Stimme des kleinen Jungen. Mit einem kräftigen Pochen klopfte er an die Tür, woraufhin die Geräusche aus dem Zimmer einen Augenblick verstummten, bis die Stimme des Alten wieder erklang. »Ja, bitte?«, fragte er scheinbar zögerlich. »Hier ist Kain, der Mann vom Markt gestern. Ich habe ein paar eurer Waren gekauft…«, begann er, doch unterbrach ihn das Öffnen der Tür durch den alten Mann, der ihn geschwind am Ärmel packte und in die kleine Kammer, die er und sein Neffe bewohnten, zog. »Sagt das doch gleich, werter Herr. Habt ihr euch schon eingelesen? So setzt euch doch«, bot der Mann ihm an und verscheuchte Tomin mit einer Handbewegung von einem Stuhl, auf dem er die Füße baumeln lassend gesessen hatte. Auf dem Boden lag ein Krug, um den sich eine dunkle Pfütze gebildet hatte, die einen unangenehmen Geruch verbreitete, gebildet hatte. Ein kleines Missgeschick? Er warf dem Jungen einen vielsagenden Blick zu, woraufhin dieser sich beschämt abwandte. »Ich hatte bisher nur Gelegenheit das Tagebuch anzulesen. Es scheint mir ein Reisebericht zu sein, nicht wahr? Sagt, wie seit ihr noch mal an es gelangt?«, erkundigte er sich und nahm auf dem Stuhl Platz, den der Alte ihm angeboten hatte. Der Händler dagegen setzte sich auf die Bettkante eines Bettes und schaute ihn aus den grauen Augen an. »Wie gesagt, habe ich es an den Ufern des Yaquir gefunden, als ich zufällig an besagter Stelle vorbeikam. Damals war ich noch auf Studienreise und nahm mir vor, eines Tages die Route des Autors zu verfolgen und den Weg, den er gegangen ist, ebenfalls zu gehen.« »Und? Habt ihr?« »Nein, leider nicht. Schon einen Ort weiter verliebte ich mich in eine junge, gutaussehende Bauerntochter und wir beide gründeten ein Familie, aber das interessiert euch vermutlich nicht.« Und wie mich das nicht interessiert, danke für ihre Rücksichtnahme… »Das ist auch schon alles, was ich euch über das Buch berichten kann, tut mir Leid…«, endete der Mann und sah mit einer Spur Trübsinn in seinem Blick auf seine Hände, die auf seinen Oberschenkeln ruhten.
»Opa, erzähl ihm doch noch die Geschichte von dem Zauberzwerg und dem endlosen Brunnen«, meldete sich Tomin zu Wort, der scheinbar versuchte seinen Großvater wieder aufzumuntern. »Junge, glaubst du etwa der werte Herr will sich alberne Märchen anhören, von tyrannischen Ehemännern, leidenden Ehefrauen und Zwergengold?«, wies er seinen Enkel zurecht. »Ihr wisst auch nicht, wer der Verfasser ist? Es sind nur die Buchstaben “DYS” erkennbar und scheinbar war er darauf bedacht, weder seinen noch den Namen seiner Begleiterin zu erwähnen. Er kürzt sie immerzu mit “K.” ab…«, wollte Kain nun wissen, erhoffte sich jedoch keiner präzise Antwort. Der alte Mann schüttelte nur bedauernd den Kopf. »Ich bin untröstlich ,werter Herr, aber das einzige was ich über den Autor weiß, ist, dass er scheinbar in Havena seine Heimat sieht, aber vielleicht stammt er auch von woanders und ist nur in Kindertagen dorthin gelangt. Seine Gefährtin scheint aus südlicheren Gefilden zu stammen…« Hmm, soviel war mir auch nach den ersten Seiten klar. Also erhob sich Kain schließlich, bedankte sich bei dem Mann für seine Zeit, nickte Tomin aufmunternd zu und verließ das Zimmer der beiden wieder. »Vielleicht begegnen wir uns irgendwann wieder«, mutmaßte er und verabschiedete sich damit von den beiden. »Ja. Vielleicht«, hörte er noch den Mann sagen, bevor dieser die Tür zuzog.
Im Schankraum verabschiedete er sich noch von Traviane, die ihn wieder einmal mit einem sonderbaren Ausdruck in den Augen, den Kain nicht richtig zuordnen konnte, musterte. »Ich kommen heute Abend wieder vorbei, dann können wir mit einem Hellen anstoßen. Das “Helle Ferdoker” war ihm noch das liebste Bier, obwohl er sich manchmal eingestand, dass er nur in die Schänke kam, um etwas Kontakt mit den Einwohnern des Ortes zu halten und um nicht zu vereinsamen. »Komm ruhig vorbei, ich würde mich freuen«, lachte die Inhaberin des “Zur Erholung”.
Irgendwo auf dem aventurischen Festland
»Wen hast du geschickt?« »Die Füchse…« »Bist du des Wahnsinns? Von allen, die du hättest auswählen können, hast du sie ausgesucht?« »War es ein Fehler? Ich dachte, sie seien der Sache angemessen…« »Angemessen?! Hast du darüber nachgedacht was sie machen werden, wenn sie von ihnen erfahren?« »Nein, was sollten sie schon unternehmen?« »Ich weiß nicht, wie sie es machen, dennoch scheinen sie es immer zu wissen, wenn die Füchsen in Aktion treten. So wie damals…« »Ist es jetzt nicht eh zu spät?« »Deine Gelassenheit möchte ich haben… Geh und kontrolliere die übrigen Zellen…« »Jawohl.«
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