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Der Gipfel 1
Der Gipfel 2
So gingen sie nun die letzten Schritte Richtung Gipfel, voller Angst, manche auch mit Schuldgefühlen, aber dem Willen, nicht so leicht aufzugeben. Hella atmete ein letztes Mal tief durch. Fridda sandte Stoßgebete zu den Zwölfen und Ole hatte sich in eine grimmige Wut gesteigert, die es ihm einfacher machte, den Kampf zu suchen.
Je näher sie dem Ziel kamen, desto intensiver war dieser kalte, leuchtende blaue Schimmer, der mittlerweile den ganzen Gipfel zum umspannen schien. Julius schritt voran, entschlossen sein bestes zu geben, die drei jungen Zauberwerfer zu retten, um so wenigstens einen Teil seiner Sünden von sich zu waschen, aber vor der kommenden Konfrontation hatte er Angst. Er wusste, dass böse Dinge geschehen würden, sein Schicksal besiegelt. Aber es dauerte alles schon viel zu lange an. Er war müde, eine Form der Trägheit, die einem überkam, wenn man zu lange an einem Ort verweilte, über die Zeit hinaus. Und so lief alles auf seinen bestimmten Bahnen auf diesen einen Moment hinaus.
Hella war hoch konzentriert, aber konnte es immer noch nicht fassen, dass dieser heitere Moment am Einbeersee hier her geführt hatte. Sie fühlte sich schuldig, weil sie Ole und Fridda mit in die Sache hineingezogen hatte. Sie dachte an ihre Familie, die Akademie, selbst die Mondsud zeigte sich im Gedankenkreis. Aber Hella wusste, dass sie keine Wahl hatte, dieser Weg führte wohl leider nur in diese eine Richtung, zum Gipfel. Also ging sie immer weiter zum Zentrum des blauen Scheins voran.
Oben auf die Gipfel brannte ein Lagerfeuer, welches aber keine Wärme ausstrahlte. Die blauen Flammen waren kalt. Ein merkwürdiger Anblick, dem Knistern des Holzes nach zu urteilen, hätte es hier eigentlich heimelig gewesen sein müssen. Am Feuer stand eine hoch gewachsene Gestalt, gehüllt in eine weite schwarze Robe, die Kapuze weit ins Gesicht gezogen. Als die Gruppe oben angekommen war, hob die Gestalt den Kopf, nickte irgendwie zufrieden, drehte sich langsam um und macht zwei Schritte nach vorne. Julius blieb stehen. „Hier. Wir ... wir sind da. Ich habe Euren Auftrag ... ich war erfolgreich.“ Er verbeugte sich tief. Hella fragte sich, wie viele andere Seelen dieses unterwürfige Ritual beobachten mussten. Sie war angewidert.
Die Gestalt trat noch einen Schritt nach vorn, griff sich zur Kapuze und zog sie langsam aus dem Gesicht. Hella wusste nicht, was sie erwartet hattet - eine finsteren starken Kerl, mit Narben um Gesicht und einer Hasenscharte. Auf jeden Fall vieles nur nicht dieses. Als die Kapuze langsam nach hinter gezogen wurde, war die schönste blonde Lockenpracht zusehen, die sie jemals gesehen hatte, ein bezauberndes Gesicht mit leuchtend blauen Augen - auch wenn diese unnatürlich strahlten, fein geschwungene Lippen, fast schon aristokratisch - eine einfach schöne, wenn auch sehr kühl wirkende Frau versteckte sich unter dem weiten Umhang. Für einen Moment setzte den Dreien der Atem aus.
„Julius, Julius - heute wohl etwas spät.“ Sprach sanft die Unbekannte. „Ich hatte eigentlich schon früher mit dir gerechnet. Aber ich mag die vergeben, ich sehe, du hast dein Bestes gegeben.“ Langsam bewegte sie sich auf die drei Magier zu, kam aber nicht allzu nah, gerade nah genug, um sie beurteilen zu können. „Oh fein, oh fein! Geschöpfe, die dem Astralen nicht abgeneigt sind. Perfekt, Julius!“ Sie klatschte leicht in die Hände und vollzog einen Freudensprung. „Du bist mein Gutester, mein Bester!“ Ein helles Lachen war zu hören und sie küsste ihn auf die Wange.
Julius hatte Schwierigkeiten, seine guten Vorsätze aufrecht zu halten. Er hatte schon immer eine Schwäche für sie gehabt, noch bevor er wusste, wer sie wirklich war. Eine sanfte Versuchung, die sich finsterer Bote entpuppte. Aber er hatte sich selbst gegenüber einen Schwur geleistet. Zaghaft drehte er sich zu Hella um, sah das Erstaunen, die Angst. Er würde sie nicht im Stich lassen, er hatte schon zu viele Fehler begangen.
„Nein!“ Mehr brachte er im Moment nicht über die Lippen. „Nein? Ach Julius, mein kleiner Julius - hast du etwa dein Gewissen wieder gefunden? Nach all den Jahren?“ Ein helles Lachen verbreitete ein seltsam wohliges Gefühl. Die drei Magier entspannten sich sichtlich. Auf Oles Gesicht zeigte sich mehr und mehr ein seliges Grinsen. Auch Fridda wirkte merklich entspannter. Einzig Hella wehrte sich noch gegen die angenehme Wärme, die sich aus ihrem Magen heraus ausbreitete.
„Och, Julius, das ist niedlich. Wir beide wissen doch genau, du stehst dir selbst am nächsten. Das war doch der ganze Grund, weswegen du so bereitwillig auf unseren kleinen Handel eingegangen bist.“ Julius riss sich zusammen, entschlossen, Widerstand zu leisten.“ Es ist vorbei! Es ist mir gleich, was aus mir wird, es ist egal. Deine teuflischen Pläne sind nicht mehr, sie sind einfach nicht mehr. Es ist vorbei!“ Er schrie aus ganzer Kraft. „Natürlich sind sie vorbei, nur die drei fehlen mir noch für meine kleine Sammlung.“ Mir grazilen Schritten näherte sich die wunderschöne Frau Ole, der ihr sogar ein bisschen entgegen kam. „Ihnen wird es bestimmt - den Umständen entsprechend gut gehen.“ „Nein, Gabriela! Nein! Es ist vorbei!“
Doch davon ließ sie sich nicht weiter beeindrucken, sollte Julius schreien und toben, wie er wollte. Mit sanfte wiegenden Hüften ging sie zu Ole und fing an, seine Wange zu streicheln, dann wendete sie sich Fridda zu, der sie sanft durchs Haar strich, Hella selbst holte sie eine Locke aus dem Gesicht, so zärtlich und schön. Dabei sprach sie mit Melodie, wie sanfte Flötenklänge, die einem das Herz berührten. „Neune waren es vorher, ganze Neune. Auch sie brachte er zu mir. Manche lockte er mit einem Spiel in den Wald - es waren Nummer zwei und fünf - sie waren noch so jung, so unschuldig, sie spielten gern.“ Sanftes Lachen streichelte die Seele und beruhigte. „Manche vertrauten ihm schon länger. Nummer Eins und Drei waren eng mit ihm verbunden, aber auch sie endeten hier. Da halft kein Flehen, da half kein Appell - den Rücken hat er ihnen zugedreht und ist gegangen.“ Sie klatschte in die Hände. „Nummer Vier, dem zog er eins über die Rübe und schleppte ihn den ganzen Weg hoch zu mir, puderrot und ohne Atem kam er hier an.“ Ein leiser Laut der Verzückung drang durch ihre Kehle. „Nummer Sechs war fast schon tot, die Acht betrunken. Einfache Gaben! Die Sieben, hach, die sieben - ein junges Mädchen, welches auf ein zärtliches Abenteuer hoffte. Die Neun, eine keifende Alte, die er betäubt und im Sack gesteckt.“ Sie drehte sich tanzend im Kreis und streckte die Arme zur Seite. „Aber Magier brachte er noch nie!“
Am Arm zog sie Ole weiter Richtung Lagerfeuer: „Komm her und spiel mit mir!“ „Neeeeein!“ Schrie Julius und rannte los, stürzte sich auf Gabriela und zerrte sie weg von Ole. „Nein, es ist vorbei.“
Geändert von Leeyara (09.08.2010 um 20:49 Uhr)
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